Antreten zur Nachtwache

  • Es war stockdunkel, von ein paar Fackeln abgesehen. Noch dazu war es recht kühl und so machte keiner der Männer einen besonders heiteren Eindruck, als sie sich zur dritten Wachschicht im Hof versammelten, um die zweite Schicht abzulösen.

  • Es war außergewöhnlich still wenn ich es verglich mit dem Lärm der herrschte wenn es Tag war. Die Temperatur war recht kühl und doch nicht kalt so das es nicht beschwerlich werden würde die Nacht zu überstehen. Eine Fackel die mir gegeben worden war sollte mir heute Nacht Licht spenden. Doch ich musste sagen so viel konnte ich mit ihr auch nicht erkennen. Nun gut sollte die Nacht beginnen. Ich schien der einzige zu sein der frohen Herzens diese Wache antrat. Vielleicht würde sich das ja noch ändern dachte ich mir. Schließlich waren die Anderen länger hier als ich und möglicherweise würde die Nacht auch mein frohes Herz dazu bringen langsamer zu schlagen. Nun gut doch all diese Dinge würden sich schon bald heraus stellen. Ich war hier und würde alle Aufgaben verrichten die mir aufgetragen werden würden. Dies waren meine Ziele für heute Abend.

  • Der diensthabende Centurio für diese Wachschicht erschien auf dem Platz und verlas von einer Wachstafel die Bezirke, die die einzelnen Contubernia abpatrouillieren sollten. Die meisten hörten nicht allzu kontentriert zu und der Centurio las auch nicht sonderlich energisch, da es sich ohnehin jede Nacht um dieselben Routen handelte. Danach warteten die einzelnen Gruppen immer so lange, bis die entsprechende Gruppe aus der zweiten Schicht zurück kam, eventuelle Vorkommnisse meldete und dann ins Bett geschickt wurde. Im Gegenzug wurde dann die frische Gruppe losgeschickt.


    "Erwarte nicht zu viel!", murmelte ein Kamerad dem Neuen zu. "Dritte Wache ist arschlangweilig. Ob alles zu ist haben die Kameraden längst durch und selbst Brandstifter und entlaufene Sklaven liegen um die Zeit lieber irgendwo herum und pennen."

  • Die Vorgänger-schicht war endlich zurück. Sie sagten mir zwar nicht so viel zu erwarten dennoch waren meine Erwartungen immens. Vielleicht würde ich heute Nacht endlich zum Einsatz kommen. Endlich würde ich meinem besten Freund und doch gefürchtetsten Feind gegenüber stehen. Mir selbst. Nun wurden aber meine Gedanken selbst mir zu lyrisch also entschloss ich auf zu hören damit nach zu denken über heute Nacht und machte mich mit meinem Kameraden auf in die Nacht.

  • Kaum wieder eingetroffen machte ich mich auf den Weg zu den Betten. Die anderen Männer schienen genau so ermüdet zu sein wie ich. Also ging ich in mein Quartier und legte mich hin.

  • Es war also mal wieder soweit. Die Nachtwache rief nach mir. Die letzte war schon ziemlich langweilig gewesen. Allerdings nach dem Brand des Kornspeichers war es mir vergangen von Abenteuern zu träumen. Daher war eine langweilige Nacht genau das Richtige für mich. Leider sollte es wohl heute Nacht nicht sein. Das die Götter da andere Pläne mit mir hatten das sollte die Nacht schon bald enthüllen.


    So kontrollierten wir ob wir vollzählig waren und gingen los.

  • Es lief alles ab wie beim letzten Mal. Wir liefen die selbe Strecke wir führte die gleichen Gespräche mit anderen Worten es war die selbe Nacht. So zum Beispiel sprach einer meiner Kameraden zu mir:


    "Wisst ihr was ich dafür geben würde die Orte zu sehen die du gesehen hast Memnon? Ist es war das die Frauen in Alexandria wegen ihrer Schönheit Wüstenblumen genannt werden?"


    Einen Moment lang musste ich den Gedanken, der in meinem Kopf aus einem Meer der Langeweile schoss, darin wieder ertränken. Ich dachte daran das man sie nicht nur wegen ihrer Schönheit Wüstenblumen nannte sondern auch wegen ihrer Art. Die Wüstenblume gedeiht wie der Name sagt dort wo nichts gedeiht. Ebenso waren die Gedanken mancher Frauen bei uns. Die Gedanken dieser Frauen gedeihten dort wo keine logischen Gedanken gedeihten. Aber das war wie immer eine Frage der Perspektive. Daher masste ich mich nie an darüber zu Scherzen. Stattdessen antwortete ich nur :


    "Die Schönsten Frauen die ihr je saht leben in meiner Heimat. Eben deswegen tragen sie diesen Namen da habt ihr Recht."


    Auf diese Art hatten sie noch etwas wovon sie während der Schicht träumen konnten und ich hatte meine Ruhe. Diese allerdings wurde schnelle gestört als ich eine Geräusch hörte. Es war ein klirrendes Geräusch. Als ob etwas zerbrochen wäre. Ich horchte auf und lauschte in die Nacht hinein. Mit meiner Hand versuchte ich meinen Kameraden zu signalisieren das sie ruhig in die Nacht hören sollten. Das taten sie dann auch zugleich.


    Was war das für ein Geräusch gewesen?

  • Immer noch in die Nacht lauschend versuchte ich auszumachen woher das Geräusch kam. Ich horchte doch es war verschwunden. Gerade als ich mich umdrehen wollte und den anderen sagen wollte das alles in Ordnung sei hört ich es wieder. Diesmal konnte ich allerdings eine grobe Richtung ausmachen in die wir gehen mussten. So drehte ich mich den anderen zu und signalisierte ihnen mir zu folgen. Sie schienen verstanden zu haben und folgten mir.


    Wir erreichten ein Haus das sehr unscheinbar am Straßenrand stand und ziemlich mitgenommen aussah. Der Zahn der Zeit hatte gewiss an diesem Haus stark genagt. Normalerweise hätte ich nicht einmal mehr vermutet das hier noch jemand lebt doch dann war da wieder dieses Geräusch. Aus dem klirren war nun ein metallener Ton entstanden. Der Richtung nach zu urteilen aus der das Geräusch zu kommen schien befand sich die Quelle in der Gasse zwischen den Häusern.


    Ich blickte langsam in die Gasse rein und erkannte zwei Gestalten die im Schutze der Nacht an der Seitentür arbeiteten. Nun konnte ich ein leises Flüstern wahrnehmen. Der eine sagte zum anderen:


    "Verflucht seist du dafür das du die Lampe hast fallen lassen. Auf diese Art und weise ist es fast unmöglich diese Tür auf zu bekommen."


    "Hör auf dich zu beschweren. Wir müssen uns beeilen bevor hier noch jemand vorbei kommt. Wenn uns jemand hier sieht wird das mangelnde Licht deine kleinste Sorge sein."


    Was nun dachte ich mir?

  • Ich wies den einen an hier am Eingang der Gasse zu warten damit er im Zweifel die Zwei hier abfangen könnte falls wir sie nicht erwischen würden. Den anderen zeigte ich an mir zu folgen und leise dabei zu sein. Bei den Schatten die die Wände auf die Gasse warfen war es möglich sich nahe ran zu schleichen wenn wir ausreichend leise waren. So setzten wir uns in Bewegung. Langsam und behutsam setzte ich jeden Schritt. Meine Atmung versuchte ich so leise wie möglich zu halten. Ich spähte angesträngt in die Dunkelheit und versuchte die Richtung auszumachen in die ihre Köpfe blickten. Ich erkannte wie der eine immer noch vertieft war in die Verrieglung der Tür und der andere ihm zusah. Das war die Chance noch näher an sie heran zu schleichen.

  • Nun waren wir schon sehr nahe an ihnen. Ich spürte wie der eine Mann atmete während er angestrengt versuchte die Tür zu öffnen. Es waren nur wenige Schritte die mich von ihnen trennten. Nun holte ich noch einmal tief Luft und sprang mit einem Satz aus dem Schatten und griff nach dem Ersten. Er versuchte sich meinem Griff zu wiedersetzen doch ich hatte mehr Kraft. Langsam brachte ich ihn in einem Griff in dem ich ihn kontrolliert halten konnte und blickte mich um.


    Der andere der Wach gestanden hatte war es gelungen an den anderen in der Gasse vorbei zu kommen. Doch dem letzten von uns am Eingang der Gasse war er nicht entkommen. Dieser hielt ihn fest während die anderen ihm zu Hilfe eilten.


    Ich lief mit ihm in Richtung Gassenausgang und da bemerkte ich das auf dem Boden ein Krug lag neben der Tür. Ich rief zu einem meiner Kameraden er solle das doch kurz mal überprüfen. Er kam und roch an dem Krug, blickte hoch zu mir und sagte:


    "Brandbeschleuniger."


    Das war das was ich mir gedacht hatte. Sie wollten im inneren einen Brand legen doch die Frage war warum. Doch sie würden noch viel Zeit haben um mir das zu erzählen sobald sie im Kerker saßen.

  • Nach dem aus den Beiden der letzte Wiederstand gewichen war, fingen wir an uns auf den Weg zurück zu machen. Wir konnten unsere Wach erst fortsetzen wenn wir sicher waren das die beiden im Kerker sitzen.


    Den Weg über dachte ich aber immer noch darüber nach was wohl die Beiden im Sinn gehabt hatten. Letzten Endes hatte es vor kurzem erst ein Feuer gegeben. Dieses hatte ein Kornspeicher zerstört und so die Besorgnis der Bevölkerung erregt. Daher konnte man sagen das die Männer die das Feuer gelegt hatten einen empfindlichen Punkt getroffen haben. Dieses Mal jedoch war es ein unbedeutendes Gebäude. Es schien kurz vor dem Zerfall zu sein. Der Zahn der Zeit hatte es wohl nicht gut gemeint mit dem Gebäude. Was für einen Grund hätte es aber geben können dieses Gebäude in Brand zu setzen?


    Da kam mir ein Gedanke. Es war doch auch so das sie ins innere des Gebäudes wollten. Das Feuer hätten sie auch von außen gut legen können. Möglicherweise war das Feuer nicht ihr Primärer Beweggrund. Vielleicht hätte dieses nur einen sekundären Effekt gehabt. So etwas wie Spuren zu verwischen.

  • Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir endlich wieder den Innenhof aus dem wir aufgebrochen waren. Die zwei Männer hatten auf dem Weg ein oder zwei mal versucht zu entkommen aber das hatten wir gekonnt unterbunden. Nun war es meine Pflicht meinem Vorgesetzten Meldung zu erstatten. Dies tat ich auch. Denn sowie wir in den Innenhof kamen sah ich ihn auch. Er erwartete unsere Rückkehr.


    Ich stellte mich vor ihm auf nahm Haltung an und sagte:


    "Wir melden uns zurück von der Wache. Es hat sich auf der Wache etwas zugetragen über das ich Meldung machen muss."


    Dann wartete ich darauf das mein Vorgesetzter mir erlaubte zu sprechen. Die Wahrheit jedoch war das ich die Zeit nutzte um darüber nach zu denken was ich nun sagen sollte.

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