Ein Vater, eine Tochter und ein Geschenk

  • Seine Frau hatte ihn in die Küche geschickt. Baldemar sollte es endlich machen. Nervös hielt er den Knochen Anhänger in der Hand. Das Lederband war zusammengelegt. Langsam trat er ein. Die Köchin war auch da. Er nickte ihr zu. Aber sah sie ernst an. Sie hatten ein Gespräch geführt. Eines in der er klar gemacht hat, dass niemand so mit seiner Tochter umging. Wie gut das Frija geschlichtet hatte. Stumm setzte er sich auf seinen Platz auf die Bank. Auf dem Weg nahm er sich einen Becher Wein. Und einen mit Saft. Den mit Saft stellte er neben sich. Das Lederband lugte dabei aus der Hand. Der Germane nickte neben sich. Marei hatte genug in der Küche geholfen. Baldemar lächelte Marei an.

  • Diesmal in eine graue Tunika mit senfgelben Borten eingekleidet, ging sie der Köchin zur Hand. Sie musste mit Mörser und Stößel arbeiten. Der Stößel wurden auf eine bestimmte Art und Weise in der Hand gehalten. Das ging ganz schön in den Arm, aber davon bekam sie Kraft in den Armen. Je öfter sie das machte, desto kürzer wurde die Zeit, die sie für das Mörsen der Gewürze verbrauchte. Und sie hatte weniger Probleme, das kleine Übungsgladius zu heben, wenn sie mit Feuereifer gegen Baldemar kämpfte. Zudem machte sie es gerne, weil es dann etwas für die Nase zu schnuppern gab. Marei strich sich die Strähnen aus dem Gesicht und sah zu Baldemar. Die Köchin sah brummend zur Seite. Neugierig, was ihren Ziehvater in die Küche trieb, stellte sie Mörser und Stößel zur Seite und setzte sich neben ihn auf die Bank. "Hallo Papa... schön dich zu sehen." begrüßte sie ihn und faltete die Hände ineinander.

  • Er wartete. Nahm einen Schluck. Seine Augen fixierten die Köchin, die nicht wagte etwas dagegen zu sagen. Sollte sie es später an Marei auslassen. Würde es Ärger geben. Das wusste sie. Also musste sie es grummelnd zulassen. Die Arbeit an sich war in Ordnung. Frauen arbeiteten nun einmal in der Küche. Doch Baldemar wollte nicht das Marei leiden musste. Also versuchte er sie ständig zu beschützen. Das ging nicht immer. Aber dem einem. Dem hatte er es gezeigt. Kurz grinste der Marser.


    Sie kam zu ihm. Baldemar schob den Becher vor sie. „Trink“ Er sah sie fragend an. Dann schnappte er sich einen Apfel und legte ihn vor Marei. Sie durfte auch das Essen nicht vergessen. Er lächelte. Seine Hand strich ihr väterlich über den Kopf. „Ja, schön auch dich zu sehen.“ Den Anhänger in der Hand sah er sie an. Dann öffnete er die Finger. Und hielt ihr die Hand hin. In ihr lag ein Anhänger mit einer geschnitzten Rune. Aus Knochen gefertigt. „Das ist das Zeichen der Minnegard. Die liebevolle Beschützerin. Meine kleine Minne.“ Er lächelte sie an. Thingmar hatte einen Anhänger bekommen. Es wurde Zeit das seine große Tochter auch einen solchen Anhänger bekam. Nur war es ihm nicht leicht gefallen einen Namen zu finden. Lange hatten Frija und er darüber gesprochen. Doch Minnegard. Minne. War perfekt in seinen Augen. Hoffentlich würde es ihr gefallen.

  • Ihre Finger umschlossen den Becher, welchen sie zum Mund führte um zu Trinken. Meine Güte, sie hatte gar nicht gemnerkt, wie durstig sie war. Aufseufzend griff sie nach dem Abstellen des Bechers nach dem Apfel und biss krachend hinein. "Lecker!" verkündete Marei nach dem Schlucken und freute sich wie immer über die väterliche Liebkosung.


    Marei schluckte den Bissen hinunter, sah ihn neugierig an und schließlich zu seiner Hand, die enthüllte, was sie verbarg. "Eine Kette?" staunte Marei. Nein, das war ein Anhänger, verbesserte sie sich in Gedanken selbst. "Die ist schön.. auch der Name gefällt mir." Jetzt hatte sie drei Spitznamen beisammen. Vorsichtig berührte sie mit der Fingerkuppe die Rune. "Hast du das Zeichen selbst geschnitzt, Papa?" Musste er wohl. "Was zeigt es?"

  • Lecker? Baldemar sah sie an. Er schmunzelte. Der Name gefiel ihr also. Erleichtert atmete er aus. Hatte er es nicht erklärt, was es ist? Sicher nicht vernünftig. Langsam begann er zu nicken. „Meine kleine Minne. Das steht für Minnegard. Ich. Ja. Ich habe es selber geschnitzt.“ Und wie. Seine Finger konnten ein Lied davon singen. „Es ist eine Rune. Eine Namensrune.“ Nur für seine kleine Tochter. Ein Grinsen. Ein Schnalzen. „Minnegard hat ein Lied.“ Leise fing er an zu summen. Den Takt schlug er auf der Tischplatte. Grinsend begann er zu singen. In der Sprache seiner Heimat. Von Minnegard. Wie sie ihre Familie Schützt. Und selbst vor den Göttern nicht zurückschreckt. Ja, auch mit dem Sax. Baldemar grinste immer mehr. Sie sollten mal wieder mit dem Sax üben. Auch wenn Frija es nicht so gut gefiel. Seine Frau hatte ihm gesagt, das Marei ein Mädchen war. Aber was sonst konnte er ihr beibringen? Sicher nicht kochen.

  • "Minne... Minnegard." wiederholte Marei die ihr zugedachten neuen Namen, die als Runenzeichen auf dem Anhänger standen. Baldemar hatte selbst geschnitzt... das fand sie toll. Er konnte so viel mit seinen Händen machen und vieles herstellen. Woher er bloß das ganze Wissen hatte? Sie wusste selbst, das sie viel fragte.. manchmal auch zu viel fragte. Aber ohne das Fragen stellen konnte man nicht viel Wissen zusammen bekommen. "Sogar ein Lied gehört dazu..." staunte Marei und lauschte aufmerksam. Es war ungewohnt ein Lied zu hören, welches ausgerechnet in der Küche gesungen wurde. Sie schielte zur Köchin, die grummelig dreinschaute. Warum konnte die alte Frau sich nicht einmal freuen? Marei sah Baldemar wieder an, versuchte gar den Takt mitzuklopfen. Das germanische Wort für Sax kam in dem Lied vor.. und auch Schutz. Ja, Schutz konnte sie immer brauchen. Lächelnd sah sie ihren Ziehvater an und genoß die gemeinsamen Momente.

  • Es schien ihr zugefallen. Alles. Gut. Baldemar grinste. Der Ort war ihm gleich. Es wurde gesungen, wo es nötig war. Wo es Freude bereitete. Marei klopfte den Takt mit. Das erfreute den Germanen. Er genoss ebenso die Zeit mit seiner kleinen Tochter. Auch wenn er sich einen Sohn wünschte. Naja. Er übte oft mit Frija. Aber noch wollten die Götter ihm keinen Sohn schenken. Er dachte viel daran. Aber es durfte ihn nicht bestimmen. Der Marser wollte für Marei da sein. Als Vater.


    Als er fertig war, nahm Baldemar einen ordentlichen Schluck. Der Germane füllte erneut seinen Becher. Dann sah er grinsend zu Marei. „Gefällt dir. Hm?“ Dabei stieß er mit seinem Becher gegen den ihren. Wieder ein kräftiger Schluck. Ein Schnalzen. „Gibt’s was, was dir nicht gefällt?“ Er sah zur Köchin. Schmale Augen zeigten seine Gedanken. Er hatte mit ihr gesprochen. Eigentlich müsste es jetzt besser sein. Auch wollte er wissen, ob es weitere Probleme gab. Frija hatte ihm gesagt, dass das seine Aufgabe war. Als Vater. Na toll. Wo er so gut in solchen Dingen war.

  • "Bitte, Papa. Hängst du sie mir um? Ja, alles gefällt mir: die Kette, die Rune, der Name. Kennt Frija das Lied auch? Singen wir es mal mit ihr zusammen? Nur wir drei?" fragte Marei. So selten es geschah, dass Baldemar sich zu ihr setzte, freute sich Marei riesig darüber.


    Sie tat es ihrem Ziehvater nach, stiess mit ihm an und trank aus ihrem Becher. "Oh.. hier ist es netter geworden. Sie ist nicht mehr so hinter mir her und jammert immer mehr über den Trottel, der ihr Neffe ist und überhaupt der tollpatschigste Mann ist, der Kochen lernen will. Er soll in die Stadt gehen und eine Lehre finden, aber er will nicht, weil es hier unter Soldaten so aufregend ist. Die Köchin lässt sich von ihm immerzu erweichen ihn nicht fortzuschicken, weil er doch zu ihrer Familie gehört. Ich krieg nicht aus ihm heraus, warum er von seinen Eltern zu ihr geschickt wurde, er weicht immer aus. Komischer Kauz!" seufzte Marei.


    Nachdenklich runzelte sie die Stirn. "Kannst du rechnen, Papa? Die Rechenaufgaben des Lehrers sind total schwer, finde ich. Die sind das einzige, was ich an Aufgaben von zu Hause, noch nicht erledigt habe. Naja, eigentlich schiebe ich sie auf, um sie nicht zu erledigen. Ich kann nicht rechnen. Das Subtrahieren fällt mir schwer... ebenso das Dividieren. Ich kann das einfach nicht.. mein Kopf will die Zahlen nicht haben. Ich weiß nicht was ich tun soll. Wenn ich sie nicht löse, dann muss ich wieder in die Ecke oder den Hof fegen." Marei hob traurig die Schultern und liess sie sinken. "Ich würde ja gern mit Esquilina rechnen üben, aber die ist auf dem Landgut vom primus pilus. Mit Durus kann ich nicht üben, weil der der Sohn des Legaten ist.. der hat andere Dinge im Kopf. Cimon hat gesagt, er wird mit dominus Ursus über ihn sprechen."

  • Baldemar grinste zufrieden. Ein Nicken. Und er legte seiner kleinen Tochter den Anhänger um den Hals. „Schön dass es gefällt. Ja, sie kennt das Lied. Wir werden es mal zusammen singen.“ Vielleicht sogar schon an diesem Abend. Der Marser schnalzte. Seine Augen fixierten die Köchin. Dann sah er wieder zu Marei. „Gut. Gut.“ Wenn es besser ging, brauchte er sich nicht mehr aufzuregen. Der Neffe? Baldemar war der wirklich egal. Er zuckte mit den Schultern. „Warum auch immer.“ War ihm doch egal, warum der Neffe hier war. Schließlich grinste der Germane breit. „Er ist eben kein Marser.“ Das erklärte doch alles.


    Die nächsten Fragen überraschten Baldemar. Er zog die Stirn kraus. „Nein.“ Sagte er nur. Nach einer Pause kam noch ein „Römerzeugs“ hinterher. Sub was? Div was? Unverständnis war in seinen Augen zu lesen. Erneut zuckten seine Schultern. Wieder ein Schnalzen. „Frag deine Mutter.“ Frija lernte so etwas bestimmt gerne. Oder? Er würde sie fragen müssen. „Oder diesen Cimon“ Auch ein komischer Kerl. Aber er kannte sich bestimmt mit Römerzeugs aus. Den Hof fegen? „Hmmm“ Machte Baldemar mit tiefer Stimme. Seine Tochter und den Hof fegen? Das ging ja gar nicht! „Thing „ Er unterbrach sich. War schließlich ein Geheimnis. „Titus. Der lernt doch ständig dieses Römerzeug. Bring ihn dazu es für dich zu machen.“ Er zwinkerte ihr zu. Jungs waren einfach. Wie er eben. Sie waren gerne der Held. Es war nicht nett Thingmar gegenüber. Aber Marei war seine Tochter. Und Blut war dicker als Wasser. Und zweimal dicker als römischer Wein. Wo er schon dabei war. Er schenkte sich nach und nahm einen guten Schluck.


    Dann kam aber die Erklärung warum sie Titus nicht fragen konnte. Baldemar dachte nach. Nahm einen weiteren Schluck. „Hmmm.“ Wieder eine Pause. Ihre Freundin war nicht da. „HmmHmm“ Verzwickt. Der Marser tippte gegen den Becher. Er leerte ihn. Cimon wollte mit Ursus über Thingmar reden? Wiederholtes Schulterzucken. „Titus. Also Durus.“ Dominus Durus würde er sicher niemals sagen können. „Er ist ein Junge. Und Jungs zeigen gerne was sie alles können.“ Und wenn es bedeutete, das man eine Woche nicht auftreten kann, weil der Baum doch zu hoch war. Baldemar grinste breit.

  • Mit den Fingerspitzen betastete sie den Anhänger, sobald das Band um ihrem Hals lag und nickte zufrieden. "Nicht werden, Papa. Wir müssen es zusammen singen." erwiderte sie mit Betonung auf das 'müssen'. Gut, Baldemar hatte das Geschenk eigenhändig angefertigt und fertiggestellt. Ein Quentchen Mama sollte auch in dem Amulett drin sein... Mama Frijas Stimme.


    Sie sah ihren Papa erstaunt an, als er meinte, dass des Köchin trotteliger Neffe kein Marser wäre. Marei lachte hell auf und drückte die Hand auf den Mund. "Hihihihi...." prustete sie. Das Lachen dauerte ein Weilchen an. Marei hütete sich die Köchin oder den Neffen anzusehen. "Du kannst nicht rechnen?" staunte sie feststellend und legte den Kopf schief. "Du hast als Leibwächter immer viel zu tun, Papa. Der Lehrer sagt immer, es ist gut rechnen zu können, dann weiss man immer wieviele Münzen man zurück bekommt wenn man sie ausgibt. Hm.. ja.. Mama fragen.. oder Cimon fragen.. das werd ich machen."


    Wieder musste sie lachen.. diesmal über die Vorstellung ihre ihrer Meinung nach schwiergen Rechenaufgaben dem Wutz Durus unterzuschmuggeln. "Klingt einfach.. diese Idee, aber Papa, Durus ist fünf Jahre jünger als ich. Und er geht noch nicht in die Schule... um wie du sagst Römerzeugs zu lernen." Sie griff nach dem Becher und trank ihn aus. "Wieso springst du zwischen den Namen Titus und Durus hin und her?" stellte sie die nächste Frage. "Ich sage Durus... oder kleiner Wutz."


    Marei drehte sich um und rückte näher zu Baldemar heran, sodass sie mit dem Rücken gegen Baldemars Brust lehnte und von unten herauf ansah. "Was wäre anders, wenn ich ein Junge, also dein Sohn wäre? Ist es schöner ein Junge zu sein, weil man so viel mehr machen darf und kann? Ich weiß, dass mit dem Sax kämpfen eher für Jungen gedacht ist, damit sie später gegen andere Menschen kämpfen, die feindlich gesonnen sind. Dürfen Jungen 'Nein' sagen, wenn sie nicht den Mut haben zu Kämpfen? Was geschieht bei den Marsern, wenn ein Junge das sagt? Oder seine Schwester sagt, dass sie seinen Platz einnehmen möchte? Wenn du das hier nicht erzählen möchtest, dann erzähle es mir halt ein ander Mal. Oder wir gehen aus der Küche raus..."

  • „Ja, das müssen wir.“ Antwortete Baldemar mit einem breiten Grinsen. Der Marser freute sich auf die Stimme seiner Frau. Sie klang so verführerisch. Und rein. Was für eine Erinnerung. Es wurde Zeit für den Abend. Kurz schüttelte Baldemar den Kopf. Er sah seine Tochter wieder an. Als sie lachen musste konnte er nur mit einsteigen. Mareis Nachfrage sorgte bei dem Germanen für ein Unbehagen. Nein, er konnte nicht rechnen. Aber er zuckte nur mit den Schultern. Und schnalzte kurz. Dann war das eben so.
    „Gut. Gut.“ Sie würde also Frija oder Cimon fragen. Dann war er ja raus aus der Sache. Sehr gut.


    Dann ging es um den Jungen. Der Marser verzog nachdenklich das Gesicht. „Der Junge hat Lehrer. Er wird hier unterrichtet. Alleine.“ Das war das was er mitbekam. Und Frija hatte ihm erklärt dass das wohl normal war bei den Römern. Irgendwann würde der Junge weg geschickt werden. Baldemar gefiel das nicht. Noch hoffte der Marser das Thingmar bleiben würde. Wieso sprang er hin und her? Wieder zuckte er mit den Schultern. „Durus ist eigentlich richtig. Denke ich.“ Nur das die anderen Sklaven immer dominus Durus sagten. Das war aber zu viel. Kleiner Wutz? Naja, er nannte ihn unter vier Augen Thingmar. Schulterzucken. Schnalzen. Und ein Grinsen.


    Marei rückte heran. Baldemar legte den Arm um sie. Väterlich. Schützend. Was wäre anders als Junge? Sein Mundwinkel zuckte. „Ich finde es besser.“ Ein breites Grinsen. „Ein Marser sagt nicht nein. Er tut, was sein Vater ihm sagt.“ Den Platz des Jungen einnehmen? Baldemar schüttelte den Kopf. „Keine Frau kann Krieger werden. Aber im Notfall. Da kämpfen sie verbissener als viele Männer. “ Ja, Frija würde Marei sicher mit dem eigenen Leben verteidigen.
    Dass sie dabei in der Küche saßen störte Baldemar nicht. Warum auch? Die Köchin nahm er nicht mehr wahr. Ihm war nicht bewusst, wie sehr er sich bei alle dem vor der Möglichkeit verschloss, ein Sohn könnte jemals nicht tun, was sein Vater verlangte. Ein solches Verhalten wäre unbegreiflich. Unmöglich.

  • "Auf jeden Fall!" bestätigte ihm Marei mit einem ernsten Nicken, Papa Baldemar schien begeistert zu sein dem Rechnen entronnen zu ein. Hatte er es gut. Er musste sich nicht mit Zahlen rumschlagen. Marei merkte es sich, dass sie Baldemar nicht wegen der blöden Matheaufgaben stören brauchte, eben weil er nicht rechnen konnte. "Er hat einen Lehrer weil er ein Junge ist? Na, an seiner Stelle würde es mir keinen Spaß machen alleine unterrichtet zu werden. Dann hat man nämlich niemanden mit dem man die Pausenbrote teilen oder über die Aufgaben oder das Gelernte sprechen kann." Marei ahnte in etwa dass ein Teil ihrers praktischen Können als Gärtnerlehrlingin sicherlich verschüttet gangen ist, weil sie hier nicht die Praxis üben konnte. Da blieb nur das Theoretische sich immer wieder einzuprägen.


    "Gut, dann sage ich auch Durus, er weiss noch nicht mal wie ich ihn heimlich nenne. Nur du weisst es.." Marei krauste die Nase. "..und Cimon." ergänzte sie. Gemütlich auf der Bank sitzend lehnte sie sich vertrauensvoll an ihn an und betrachtete seine Hände, während sie mit dem neuesten Halsschmuck spielte. "Ich verstehe es nicht, Papa. Wieso ist es besser ein Junge zu sein? Gut, ich habe gelernt, Mädchen dürfen kein medicus werden. Oder Köchin. Oder Kräuterfrau. Oder Gärtnerin. Oder Bäckerin." Von dem Abenteuer mit der Bäckerin Lucilla und dem seltsamen Doktor hatte sie ihm immer noch nichts erzählt.


    Wieder krauste sie die Nase und sah zu ihm auf. "Wenn Frauen verbissener kämpfen warum höre ich dann manchmal das Gerücht, dass domina Septima überlegt, von hier fortzugehen weil Schlimmes droht? Dann müssen wir ja hier weg und Ursus und Cimon und Licinus zurück lassen. Traut sich Herrin Septima nicht zu zu kämpfen?" Um das Schicksal der Köchin machte sie sich keine Sorgen, die hatte ja ihren trotteligen Neffen. Die Köchin räumte den kümmerlichen Apfelrest vom Tisch und stellte dafür einen Stapel Bretter samt Becher hin. Marei seufzte, es war ihre Aufgabe den Tisch für das gemeinsame Mahl mit allen Sklaven des Haushaltes zu decken. Sie hoffte, dass sie noch etwas Zeit hatte bis sie mit dem Geschirr verteilen loslegen musste.

  • Zufriedenheit machte sich breit. Das Problem mit dem Rechnen hatte er also gelöst. Ein Grinsen. Ein unsicheres Lächeln. Und er strich seiner Ziehtochter übers Haar. Es ist so. Bei den Römern. Bei den besseren. Der Marser schnalzte. Ihm tat Titus sehr leid. Der Junge musste schon in jungen Jahren mit Einsamkeit und Strenge umgehen können. Mir würde es auch keinen Spaß machen. Sagte er schließlich so scherzhaft es nur ging. Den Ernst versuchte er zu verbannen.


    Gut.Gut. Er brummte. Besser sie behielt den Spitznamen für sich. Noch konnte der Germane nicht einschätzen wie Thingmar darauf reagieren würde. Dann musste er grinsen. Auf den tag freute er sich. An dem der kleine Titus es erfahren würde.
    Marei lehnte sich an ihn. Fragend sah er sie an. Die Schultern zuckten. Der Marser legte väterlich einen Arm um sie.
    Ein Junge kann sich besser wehren. Baldemar musste an die eigene Kindheit denken. Aber er muss auch auf die Mädchen aufpassen. Das kann sehr schwer sein. Ja, das war es. Es war schwer gewesen. Baldemar grinste breit.


    Seine Stirn bekam kurz einige Falten. Der Germane dachte einen Moment nach. Sie kämpfen nur wenn es sein muss. Kämpfen sie um ihre Kinder zu schützen. Dann kann sie kaum etwas aufhalten.
    Oh ja. Nicht nur mit Worten. Einmal hatte er eine Frau mit einem Schwert gesehen. Kein Wunder das sein Vater sie geheiratet hatte.
    Septima. Er säufzte. Sie ist eine Kämpfernatur. Oh ja. Das ist sie. Tief atmete der Marser durch. Aber gegen einen Soldaten. Da würde sie verlieren. Wieder machte er eine Pause. Ich werde sie schützen. Seine Stimme klang unbeugsam. Baldemar sagte es aus vollster Überzeugung. Und als Versprechen.
    Was mit dem Verräter Ursus geschah war ihm egal. Aber das sagte er nicht laut. Nur seine Mundwinkel zuckten.


    Seine Augen weiteten sich. Nur einen Augenblick. Seine Augen folgten der Köchin. Böse funkelte es. Fest hielt er seine Tochter im Arm. Sollte die Köchin es doch selber machen. Oder höflich fragen. Wie gut das er gerade da war um Marei zu schützen. Seine kleine Tochter. Liebevoll sah er zu ihr runter.

  • Ihrem Papa würde es auch keinen Spaß machen. Marei grinste. Auch er war dafür die Spitznamen nicht weiterzusagen. "Eher umgekehrt.. es ist schwer auf den Kleinen aufzupassen. Habe ich dir schon erzählt, wo ich ihn neulich getroffen habe? Am äußersten Tor bei den Soldaten! Der Soldat hat gemeint, dass er mich zurück bringen soll, weil es eine ehrenvolle Soldatenaufgabe ist. !ch habe ihn von da weggeholt und hierher zurück gebracht. Durus hat nicht mal 'Danke' gesagt, dabei wollte ich nicht, dass ihm etwas passiert." erzählte Marei ihm endlich.


    Ob Frija auch um sie kämpfen würde, wenn die drohende in der Luft liegende unsichtbare Gefahr bis hinein ins praetorium gelangte? "Septima sollte dann auch lernen wie man mit Schwert und Sax kämpft. Ich bin inzwischen ganz gut geworden, nicht wahr? Ja, das wirst du... also sie schützen. Kann Mama sich selber ganz gut schützen?" Marei sah ihn an, hoffend, dass er in ihren Augen las, dass sie gerade an Mama Frija dachte. "Ich habe euch beide ganz doll lieb." meinte sie.


    Es half nichts ihre Aufgaben aufzuschieben, denn die Köchin würde es ihr nachtragen. "Bitte lass mich los." Das kleine Sklavenmädchen versuchte sich aus seinen Armen zu lösen und aufzusetzen. "Ich kann mich nicht drücken. Aufgabe ist Aufgabe. Ihr bringt es mir alle so bei: ich muss gehorchen und tun." versuchte sie ihm zu erklären und begann die Bretter und Becher an die vorgesehenen Plätze auf dem Tisch zu verteilen. Nach der Runde um den länglichen Tisch herum wieder bei Baldemar angekommen umarmte sie ihn von hinten. "Schön, dass du da bist und nochmal vielen Dank für dein Geschenk."

  • Seine Augen wurden größer. Und größer. Am aüßersten Tor? Anerkennend musste er nicken. Auch wenn es gefährlich war. So war ein guter krieger. Baldemar grinste immer mehr. Dann musste er lachen. Ja. So sind die Jungs. Der germane nahm grinsend einen tiefen Schluck. Das wird er schon noch verstehen. Irgendwann. Das du nur auf ihn acht geben wolltest. Auch wenn er es bezweifelte. Baldemar wollte seiner kleinen Tochter nicht den Spaß daran nehmen, auf jüngere Acht zu geben. Davon abgesehen war er sehr stolz auf Marei.


    Er musste prusten und spuckte einen Teil seines Trinkens aus. Sogar durch die nase. Es folgte ein Hustenanfall. Erst nach einiger Zeit konnte er ihr antworten. Also Septima mit einem Sax. Tolles Bild. Ehrlich. Baldemar wischte sich über den Mund. Aber. Nein. Das würde sie nur im Ernstfall tun. Und davor werde ich sie ja bewahren. Oh ja. Mama kann sich gut wehren. Er grinste breit. Aber das wird nicht nötig sein. Die Stimme des Germanen ließ keinen Zweifel daran, das er es ernst meinte. Baldemar sah sie verwirrt an. Bis er erkannte wie ernst es Marei war. Er zog sie an sich. Wir haben dich auch beide ganz doll lieb. Sagte er nur. Und das war viel. Der Marser konnte mit Worten nicht so gut umgehen wie mit Taten. Gefühle zu zeigen fiel ihm schwer. Doch seit Marei seine Tochter war, wurde es immer leichter.


    Ihrer Bitte kam er grummelnd nach. Sie tat ihre Arbeit. Und erkannte ihre Pflicht. Nun musste es doch gesagt werden. Kurz zog er sie an sich und beugte sich zu ihr. Du bist eine tolle Tochter. Sofort ließ er sie los. Ein Grinsen. Ein Schulterzucken. Er nahm dann seinen Teller entgegen.
    Die Umarmung überraschte ihn. Uch Ein Lachen. Und dann erwiederte er so gut es ging die Umarmung halb von der Seite. Dazu musste er sich reichlich verdrehen. War aber nicht so schlimm. Immer gern. Das kam von Herzen.

  • "So sind die Jungs?" echotete Marei und schob nach. "Wie sind dann die Mädchen?" Sie nickte langsam, dass Durus es irgendwann verstehen würde... fünf Jahre Altersunterschied waren sehr viel Unterschied an Wissen und Erfahrungen. "Papa! Er ist der Sohn des Legaten!" erinnerte sie ihren Ziehpapa und schüttelte den Kopf. "Wenn ein unechter Soldat am Tor steht oder ein Händler vom Markt ihn aufs Freigelände lockt, was dann? Als ich ihn gesehen habe, hat er nichts bei sich getragen, womit er sich wehren könnte." Das kleine Mädchen klopfte ihm auf den Rücken. Septima mit einer Waffe in der Hand war in der Tat ein ungewöhnliches Bild. Und Mama mit einer Waffe.. das war auch ungewöhnlich. "Ich zweifele nicht daran, dass du sie schützen wirst. Kann Mama trotzdem mit Septima sprechen, darüber wie sie sich wehren kann? So von Frau zu Frau.. oder?"


    Wie immer genoß sie es, wenn sie umarmt wurde. Ihre Zieheltern hatten sie lieb. "Ja." Baldemar liess sie ziehen und ihre Arbeitsaufgabe erledigen. Er lobte sie. Die Köchin sah schon wieder zu ihnen herüber. Ein stolzes Lächeln mit errötenden Wangen war die stille Antwort für ihn. Dass er den letzten Teller bekam war Zufall. Ebenso überrascht war sie, dass er sie abermals umarmte. Jetzt noch das Besteck und die Runde um den Tisch war zu Ende. Marei liess sich auf seinem Schoß nieder und legte ein Ohr auf die Bruststelle, wo sein Herz klopfte. Die Becher standen unausgeteilt auf dem Tisch, das war ihr im Moment egal. Die anderen Sklaven hatten lange Arme, um sie sich selber zu nehmen. "Was soll ich tun wenn die Gefahr ins Lager bis ins praetorium gelangt? Licinus hat gesagt, ich soll zu seinem Sohn Servianus gehen, der unten in der Stadt wohnt." Noch ahnte sie nichts im geringsten davon, das sie demnächst um- und ausziehen würde und sich diese düsteren Gedanken ersparen konnte. "Soll ich dann Durus mitnehmen? Er ist noch so klein." Schwatzende Sklaven traten nach und nach in die Küche ein und belegten die Plätze um den Tisch herum. Marei wartete auf seine Antwort.

  • Hmm Das war eine gute Frage. Baldemar lächelte. Mädchen sind. Sie sind. Einfach anders. Was sollte er auch sagen? Er wusste es nicht. Außer das er seine geliebte Frija nicht immer verstand. Die Schultern zuckten.
    Was sie sagte zeugte von Angst. Zu viel Angst für ein so junges Mädchen. Er sah sie sanft an. Mach dir keine Sorgen meine kleine Minne. Der Junge ist hier sicher. Und ich habe auch ein Auge auf ihn.Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu.


    Zuvor hatte Marei mit einem Rückenklopfer sein Husten besänftigt. Er hustete noch einemal nach. Hmm Langsam nickte der Marser. Ja, jemand sollte mit ihr reden. Das bekommen wir schon hin. Ein Grinsen. Das würde fast lustig werden. Oder ziemlich ungemütlich. Der Germane entschied für sich das es das Risiko wert war.
    Baldemar beobachtete Mareis Arbeit und nahm den Teller von ihr entgegen. Das er als letzter bekam, war nicht schlimm. Das Beste immer zum Schluss. Naja. Zu Hause in der Heimat wäre das vermutlich anders. Aber er sah das es keine Absicht von Marei gewesen war. Das reichte ihm.
    Als Marei es sich wieder bequem machte legte er väterlich einen Arm um sie.
    Einen Moment dachte er nach. Seine Stimme war ruhig. Ja. Wenn sonst niemand da ist. Dann ist das gut. Mach das.Es war gut wenn sie einen Plan hatte für den Fall das die Kampfhandlungen bis hier her kommen würden.
    Thingmar ... das war etwas anderes. Ich denke T ... Durus wird vorher in Sicherheit gebracht. Wenn nicht. Und wenn ihr alleine seit. Dann ja. Dann nimm ihn lieber mit. Aber wenn es so weit kommen würde. Dann gab es ganz andere Probleme. Dann würden sie alle vermutlich tot sein. Nein, daran dachte er lieber nicht.
    Er sprach immer leiser. Und endete als die Sklaven hereinkamen. Er würde gewohnt ruhig bleiben und nicht viel mit den anderen reden.

  • "Einfach anders?" Marei beschloß sich mit dieser Antwort zufrieden zu geben. Er nannte den neuen Spitznamen. Es klang schön, wenn er es sagte. "Papa.. gegen das Sorgen machen kann ich nichts machen.. das ist einfach da... ganz tief in mir drin." versuchte sie sich ihm und ihre Sorge um Durus Sicherheit zu erklären. "Ich habe Cimon schon davon erzählt und er hat versprochen, dass er es dominus Ursus gegenüber erwähnen wird." Mhm, sie hatte zuerst mit Cimon darüber gesprochen anstatt mit Papa Baldemar. Würde er es ihr übel nehmen? "Gut, dann gehe ich in die Stadt. Er wohnt in der Fuchsgasse, Papa... ein Zimmer soll er da haben. Ich habe ihn erst einmal gesehen, als Licinus ihn dominus Ursus vorgestellt hat. Sein Adoptivsohn, also der Servianus hat eine nette Stimme. Und nein, ich habe nicht gelauscht." Schnell erzählte sie ihm vom Klient und sein Sohn und sah ihn an. "Er wird zuvor in Sicherheit gebracht? Dann kann ich Durus gar nicht mitnehmen. Hm.. vielleicht sollte ich ihm Servianus Adresse sagen? Dass es noch einen Ort gibt, an dem er in Sicherheit sein kann?" Sie blieb auf Baldemars Schoß hocken, nahm sich reichlich Brotscheiben, Käsewürfel und Schinkenstreifen.

  • Mareis Sorgen waren tief in ihr. Verständlich. Er nahm sie in den Arm. Mit Worten war er nicht so gut. Aber er würde Thingmar genauso beschützen, wie er Marei schützte. Da gab es keine Zweifel. Dieser Sklave würde mit Ursus reden? Gut. Dann war Baldemar raus aus der Sache. Der Marser nickte. Er war nicht böse. Warum auch? Marei war seine kleine Tochter. Da konnte er unmöglich lange böse auf sie sein. Wenn überhaupt.
    Es kam wie es kommen musste. Römerkram. Der Germane verdrehte die Augen. Ließ sie aber ausreden. Klienten. Ja, die Römer waren wirklich wichtig. Pah! Er schnalzte verächtlich. "ja, netter Römer." Die Worte kamen gepresst. Baldemar nahm sich reichlich. Nicht nur vom Essen. Auch vom Trinken. "Ja. Sag es ihm" Antwortete der Marser angespannt. Römer!
    Er half Marei beim Essen. Reichte ihr die Sachen. Schenkte zu Trinken nach. Als auch Frija zum Essen kam schenkte er ihr einen Kuss. Allerdings erst nachdem sie Marei liebevoll begrüßt hatte. Ihre Blicke trafen sich. Sie sah wie sehr Baldemar in seiner Vaterrolle aufblühte. Sie beide liebten Marei wie die eigene Tochter.

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