Laboriosus et molestus est, pro seditione laborare

  • Irgendwann hatte Vala es sich abgewöhnt, jedes Mal wenn ein Schreiber in sein winziges Officium kam nach Antwort aus Rom zu fragen. Wahrscheinlich war ihr Schreiben gerade erst eingetroffen, und selbst wenn es schnellstmöglichst zugeschoben worden war, würde man sich in Rom wohl noch einige Zeit den Kopf darüber zerbrechen wie man jetzt auf die aufsässigen Aegypter reagieren solle. Was letztlich dazu führte, dass Vala selbst vor Nervosität verging.. schließlich zerbrachen sie sich den Kopf darüber, ob und wie Rom reagieren würde. Seit die Schreiben, freilich in mehrfacher Kopie, auf den Weg gebracht worden waren hatte das Stresspensum in der doch recht ansehlichen Provinz für alle beteiligten ins unendliche zugenommen. Der Praefectus Aegypti war quasi stets und ständig damit beschäftigt die Provinz zu beruhigen, die Legiones verwandelten gerade die Küste in eine Reihe von Wachposten, die Classis ruderte munter durch das Meer und gefühlte zehntausend Boten waren in alle Richtungen unterwegs.


    Nur Vala noch nicht. Er hatte sich zwar bereit erklärt die Provinz gen Norden zu verlassen um beim Statthalter der Provinz in Germania um Verbündete zu werben.. und diesem klarzumachen, dass er mit Aegyptus ein perfektes Druckmittel hatte sich selbst zum Kaiser ausrufen zu lassen. Wenn er es nicht längst getan hatte.


    Bis das allerdings möglich war, hatten sie alle Hände damit zu tun die Poleis der Städte dazu zu überreden die Ordnung aufrecht zu erhalten und ihren Teil dazu beizutragen den Krieg möglichst unversehrt zu überstehen. Vala hatte auf seinen Reisen durch die nördlichen Poleis mit dem Dioiketes schon einiges erreicht.. doch schließlich mussten sie ihre Reisen immer wieder unterbrechen und nach Alexandria zurückkehren, was ihnen unfassbar viel Zeit raubte, aber notwendig um den finanziellen Kollaps der Provinz und damit eine Auflösung oder gar einen Aufstand der Truppen zu verhindern. Vala fungierte hier als Chefesel ohne wirkliche Funktion aber mit vielen Aufgaben... er vermittelte zwischen Regia und Legionspraefektur, zwischen Poleis und Regia.. zwischen allen, aber vor allem arbeitete er dabei dem Praefectus zu und sicherte diesem eine umfassende Informiertheit über alle Belange des enormen Brockens, den sie gerade einen Berg hochschoben.
    Alleine der Dioiketes versank dabei in Arbeit als er die Meisterarbeit vollziehen musste zu verhindern, dass sie in einem Monat vollkommen ohne Geld in der Tasche dastanden. Die Zahlungen an die Truppen hatten dabei absolute Priorität, wenn sie auch eine Mammutarbeit darstellten... vor allem wenn man gerade den großen und selbstbewussten Poleis schmerzhafte Zugeständnisse für deren Mitarbeit machen musste. Dem Dioiketes und Vala graute es da förmlich vor ihrer kommenden Reise in den Nordosten der Provinz, wo sich mit Athribis und Bubastis gleich zwei starke Verhandlungsgegner befanden. Die Delegationen, die sich in den Süden aufmachten hatten es da definitiv leichter.. die Städte dort waren zumeist abhängig vom römischen Schutz gegen Wüstennomaden und dementsprechend eher bereit sich dem Norden anzuschließen als die Städte im Norden die sich im Zweifelsfall auch einfach selbst verteidigen konnten.


    Es kamen also Nächte, in denen Vala mit dem Kopf auf einem Stapel Tabulae gebettet in seinem Officium in der Regia schlief... und es kamen Nächte, da schlief er im Castellum.. ebenfalls auf einem Stapel Tabulae. Und ständig gestört von irgendwelchen Boten, die Nachrichten aus der Provinz, dem Norden und was-wusste-er-schon woher brachten, die irgendein fauler Scriba zu ihm delegiert hatte weil es ihnen selbst schon zuviel wurde. Im Moment waren es ziemlich viele faule Scribae, und Vala hatte das Gefühl es wurden mit jedem Tag mehr. Es wurde Zeit, dass er hier wegkam... die Reise nach Bubastis und das Abwarten der letzten Meldungen aus dem Süden, und das Wohl der Provinz lag in den Händen der hiesigen Militärs und Finanzjongleure... zu welchen Vala beiderseits gehörte, und beiderseits auch wieder nicht. Sobald also der Aufstieg geschafft war, galt es nurnoch den Brocken auf dem Gipfel zu sichern und dann sicher zu gehen, dass ihm keiner zu nahe kam. Und dazu wurde Vala beileibe nicht gebraucht.. aber zu erst einmal musste diese Riesenwelle an Boten abgearbeitet werden.


    Dass schlimmste an der ganzen Sache war: keiner von diesen verdammten Boten kam aus Rom.

  • Er kam tatsächlich früher weg als die Nachricht aus Rom eintraf. Wobei man sich zunehmend Sorgen machte, ob die Nachricht aus Rom nicht in Form von gleich zwei Flottillen mit einem ganzen Schwarm an für Truppentransporte requirierten Booten eintraf. Aber getan hatte sich noch nichts... nördlich der Provinz. In der Provinz glühten dabei immernoch jede Menge metaphorische Drähte, als der Dioiketes mit Vala mit guten Nachrichten aus dem Nordosten der Provinz zurückgekehrt waren, hatte sich in den folgenden Tag peu a peu ergeben, dass sie wahrscheinlich wirklich erfolg damit haben würden die freien Poleis der Provinz für ihre Sache zu gewinnen. Natürlich unter teilweise recht schmerzhaften Konzessionen, aber da diese so gut wie immer für ein Jahr abgeschlossen wurden (oder bis zur Inthronisierung des neuen Basileus) war dies ein Preis der zu verschmerzen war. Jetzt galt es nurnoch für den Machtkampf mit Rom Verbündete zu gewinnen, und diese würde man im Norden suchen müssen.


    Die wenigen Tage vor Valas Abreise waren für diesen daher so geschäftig wie nie. Zuletzt in einem richtigen Bett hatte er wohl vor Wochen zum letzten Mal, sein Kopf schmerzte zusehends wenn er des nächtens bei schwachem Öllampenschein Berichte und Aufstellungen studierte, und gebadet... oh, gebadet... ja, das wäre auch noch eine der Maßnahmen die er ergreifen musste bevor er wieder auf das vermaledeite Schiff musste, wahrscheinlich würde er sonst von Möwen angefallen.

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