• Die Via Appia hinunter, am Circus Maximus rechts abgebogen Richtung Amphitheatrum Flavium, an selbigem nach links und geradewegs aufs Forum Romanum führte der Weg von Cornelius Palma, den er bei seinem Einzug in die Stadt in einer Quadriga zurücklegte. Vor ihm schritten der Princeps Senatus und einige Priester aus den Reihen des Senates, hinter ihm folgten die Offiziere seines Heeres und jene, die ihn vor Rom begrüßt hatten, dann ein geheimnisvoller Reisewagen und weitere Vertreter des Senates, schließlich etruskische Reiter mit bunten Feldzeichen und weitere unbewaffnete Teile seines Heeres. Dahinter und natürlich an den Rändern der Straßen und überall auf dem Forum Romanum war Platz für jene, die den Einzug des neuen Kaisers in der Hauptstadt des Reiches miterleben wollten.

  • Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpg An der Spitze der Offiziere ritt der Flaminier in die Stadt ein. Zufrieden stellte er fest, dass zahlreiche Schaulustige sich aufgereiht hatten und dem Befreier Roms zujubelten, darunter einige Männer, die er eigenhändig für das Stimmungmachen bezahlt hatte. Natürlich hatte er selbst noch nie einen Triumph gefeiert, aber das war wohl das, was so einem Event am nähesten kam. Während er durch den Jubel der Menge ritt, fragte er sich, ob er und seine Leute noch andere Ehren erhalten würden als die, dem Kaiser in die Stadt zu folgen.


    Der Reisewagen hinter ihm fiel ihm dagegen gar nicht auf - er nahm wohl an, dass darin die Gattin des zukünftigen Kaisers verborgen war.


  • Licinus konnte den Jubel, der um sie herum brandete nur bedingt genießen. Dies lag vor allen Dingen an zwei Gründen. Zum einen saß er auf einem Pferd, dass sich dazu noch bewegte. Zum zweiten hatte er stets ein Auge auf die Menge. Wer konnte schließlich wissen, ob nicht doch noch Vescularieranhänger hier herumliefen? Es war bekanntlich immer besser mit allem zu rechnen.


    Und trotz allem oder gerade deshalb verspürte er ein Gefühl der Erleichterung, als er der jubelnden Massen gewahr wurde. Es schien hier endlich ein Ende zu finden und bald würde wieder Normalität im Imperium Einzug erhalten. Das hoffte er zumindest und bekam nicht mit, wie widersprüchlich seine Gefühle waren.

  • Verus war sofort aus seiner Insula aufgebrochen, um den Einzug seines "neuen" Augustus zu beobachten. Natürlich mehr oder minder wehmütig, da mit diesem neuen Mann auch Ängste verknüpft waren, die schon mit Salinator verknüpft waren. Tyrannen präsentieren sich erst als grausam, wenn sie auf ihrem Thron sitzen und die Macht in den Händen halten. Wobei Macht in Rom immer etwas flüchtiges war, so viel man so begehrte, um so schneller war sie entschwunden. Macht war ein scheues Reh im Walde. Verus drängte sich vorsichtig durch die Reihen, um einen Blick auf Palma zu erhalten. Seine Frau wollte noch nachkommen, sobald sie Zeit fand, denn die neue Wohnung machte viel Arbeit. Mühsam war der Weg durch die Menschen, doch dann hatte es, nach einigen schimpfenden Blicken, geschafft. Er konnte Palma erblicken. Ein Lächeln zauberte sich auf seinen Mund, denn dieser Mann sah nicht grausam aus. Gut, welcher Mann sah schon grausam aus?


    Wie fühlte sich Verus? Aufgeregt, angespannt und auch ein wenig ängstlich. Hoffentlich war dies vor ihm sein wahres Selbst und nicht eine Maske, unter der später ein Dämon Gestalt entwickeln würde. Aus dem Moment heraus, rief er, auch um Palma daran zu erinnern, wer er nun war - ein guter Herrscher - , den alten Ausruf:


    "AVE CAESAR! AVE CAESAR!"


    Neben ihm stimmte auch ein Bürger in den Ausruf ein, der immer lauter aus Verus Hals dröhnte.

  • Der Zug durch die Stadt bis hin zum Forum lief wie geschmiert. Kein Wunder, es war ja vorher auch alles perfekt geplant gewesen. Keiner wollte, dass ausgerechnet bei dieser Parade, an diesem Tag, auch nur irgendetwas schief ging, und so war von der Führungsspitze ordentlicher Druck nach unten durchgegeben worden, damit auch ja alles klappte. Und zumindest in Hadamars engerem Umfeld lief auch alles wunderbar – marschieren war etwas, was sie konnten, auch wenn sie schon lang nicht mehr gewohnt waren, ihre Paradeuniformen vorzuführen. Aber das wirkte sich nun eher als Bonus aus... das und die Tatsache, dass die Leute am Straßenrand begannen zu jubeln. Trug definitiv dazu bei, dass so manch einer der Soldaten die Brust noch ein bisschen mehr rausschob – und froh war um die Poliererei, zu denen die Vorgesetzten sie alle gezwungen hatten.
    So wie der Marsch durch Rom lief, lief auch die Aufstellung auf dem Forum Romanum, als sie es schließlich erreichten: wie am Schnürchen reihten sich die Soldaten dort auf, wo sie laut Planung zu stehen hatten.

  • Den Helm festgezurrt und mit dem Blick geradeaus nach vorne versuchte Vala einen so würdevollen Anblick zu geben wie es ihm möglich war. Ob er das nach den Jahren der Übung trotzdem auch nur annähernd so professionell wie der Flaminier oder gar der Cornelier hinbekam, wagte er allerdings zu bezweifeln. Andererseits ritt er ohnehin quasi in der ersten Reihe hinter den Legati und dem Kaiser und war so noch nahe genug an diesem dran um ohnehin nicht wahrgenommen zu werden, weil eben alle auf den neuen ersten Mann in Rom glotzten.
    Dass die riesige Menschenmasse, die sich hier versammelt hatte, alles was er zuvor an Ehrungen und Empfängen erlebt hatte der Lächerlichkeit preisgab war kein Wunder, war Roma doch wieder das, was es schon immer gewesen war: DER Superlativ.
    Näher würde er wohl selbst nie an einen Triumphzug kommen, außer wenn er einen Krieg gegen irgendeinen germanischen Stamm lostrat und diesen dann auch noch gewann. Der Gedanke verfing sich aber nicht allzu lange, die Gegenargumente überwogen da doch nur allzu stark... und ob er es wirklich auf einen Triumphzug anlegen würde war mal in weiter Ferne dahingestellt. So konzentrierte sich Vala wieder darauf ein möglichst imposantes Reiterstandbild abzugeben, selbst wenn sie sich bewegten und aus den Augenwinkeln die jubelnde Plebs beobachteten. Die Hochstimmung steckte an, das merkte Vala, das ging einfach nicht spurlos an ihm vorüber, und zum ersten Mal seit halben Ewigkeiten spürte er so etwas wie Hochstimmung in sich selbst ob des Kriegsendes. Er war tatsächlich noch am Leben... und besser noch: er ritt quasi in erster Reihe mit.
    "Vater, siehst du das?", murmelte Vala mit schmalem und ziemlich selbstzufriedenen Lächeln, "Und das ist erst der Anfang."

  • "Iuvate Libertatem,"

    Sim-Off:

    *Hilf' der Freiheit

    rief Verus freudig, da die Masse scheinbar in Rage geriet als der Kaiser direkt vor ihnen entlang kam. Auch Verus konnte sich nicht mehr halten und schrie voller Imbrunst eine Erweiterung der Jubelrufe, die Palma in einen nahezu göttlichen Status erhoben:


    "NEGATE SUBVERSOREM! NEGATE SUBVERSOREM!"

    Sim-Off:

    * Verneine/Lösche den Zerstörer


    Und dann wechselte der Jubel des Patriziers:


    "CONCORDIAM OPTAMUS!" CONCORDIAM OPTAMUS!"

    Sim-Off:

    *Wir erwarten/wünschen Eintracht (Hoffnungsvoller Ausruf)


    Lächelnd hob der Römer seine Arme, um laut Beifall zu spenden, während die Ausrufe, die er initiert hatte, immer wieder wechselten und Palma sicherlich ebenso lächeln ließen. Es war ein großer Tag für Rom.

  • Weiter hinten in der Prozession von Würdenträgern und geballter Militärmacht der ehemaligen Rebellen marschierten die Soldaten, die vor einiger Zeit in den Süden gerufen wurden um den Anspruch ihres Kaisers Appius Cornelius Palma durchzusetzen... und dies auch taten. Auch wenn Sönkes Geist sich eigentlich nicht von dem erwärmen lassen wollte, was um sie herum an Symbolik und Deutungen um sich geworfen wurde, aber alleine der Jubel der Massen konnte ihn nicht kaltlassen. Die schiere Freude, dass sie es geschafft hatten Rom den ersehnten Frieden zu bringen (dass sie ihn überhaupt erst gebrochen hatten kam einem so kleinen Licht wie Sönke überhaupt nicht in den Sinn) ließ ihn dann doch den Rücken etwas durchdrücken und verstohlen zur Menge linsen, die sie umgab und sich auf ihrem gesamten Weg durch die Stadt zog...
    Irgendwann war es dann auch soweit, dass er einfach nicht mehr anders konnte als ein Hochgefühl zu erleben, dass durch den Jubel der Menschen angefeuert wurde und ihm das Bild vorgaukelte, selbst als kleines Irlicht in der Armee etwas dazu beigetragen zu haben, dass die Menschen um sie herum derart losgelöst ihren neuen Kaiser feiern konnten. Weshalb war er nochmal Soldat geworden? Achja, wegen genau diesem einen Moment. Wahrscheinlich.

  • Jubel und allerlei Rufe brandeten auf, als Cornelius Palma und seine Begleiter langsam in Richtung Forum zogen. Viele Gedanken gingen ihm dabei durch den Kopf, von letzten Ideen für eine Rede ans Volk bis hin zu Plänen für die ferne Zukunft. Dadurch nahm er zwischendurch die Menschen gar nicht so direkt wahr, dann aber wieder umso intensiver, wenn er sich von einem Gedanken losriss und die Realität Roms auf ihn einprasselte.


    Schließlich war das Forum erreicht und der Zug bewegte sich auf die Rostra zu. Während die Soldaten an den Seiten des Forums aufstellung nehmen konnten und die Senatoren neben der Rostra ihren Platz fanden, stieg Cornelius Palma von der Quadriga und ging direkt auf die Rednerbühne zu. Oben angekommen, wartete er ab, bis sich die Lautstärke der Massen etwas gelegt hatte, so dass er mit erhobener Stimme zu ihnen sprechen konnte.


    "Bürger Roms! Ich danke euch für diesen Empfang! Heute ist ein guter Tag für Rom, denn es ist ein guter Tag für euch! Mit dem heutigen Tag soll eine neue Zeit anbrechen, die an jene guten Zeiten anschließt, die unsere Väter und Vorväter genießen konnten. Eine Zeit der Schreckensherrschaft liegt hinter uns und wir dürfen den Göttern danken, dass sie kurz geblieben ist und nun beendet ist. Eine neue Zeit soll vor uns liegen, in Verbundenheit mit den Göttern, in Einklang mit den Sitten und Gesetzen Roms, in Eintracht zwischen Senat, Magistraten, Volk und Kaiser."


    Cornelius Palma machte eine kurze Pause, um seine Worte wirken zu lassen, sprach dann aber doch zügig mit weiter erhobener Stimme weiter.


    "Doch ich kann es euch nicht verdenken wenn ihr euch fragt, warum ausgerechnet ich derjenige sein soll, der euch in dieses neue Zeitalter führt. Was qualifiziert mich dafür? Wer bezeugt euch, dass ich der legitime Nachfolger des Ulpius Aelianus Valerianus bin, der sein Leben durch einen Anschlag verlor? Wie ist es zu verstehen, dass ich Rom vor einiger Zeit verlassen habe, um in den Osten unseres Reiches zu reisen und von dort mit einer Armee zurück zu kehren, die mir den Weg nach Rom erst eröffnet hat? Steht es mir zu, Gewalt mit Gewalt zu schlagen und dann eine bessere Zukunft zu verkünden? Nun, nicht ich bin es, der euch diese Fragen beantworten wird. Nicht ich bin es, der euch bezeugen wird, dass jenes Testament, welches angeblich Vescularius Salinator zum legitimen Nachfolger des Ulpius Aelius Valerianus machte, gefälscht war. Die Götter selbst werden es bezeugen können, denn sie haben es gefügt, dass mir auf dem Weg von Ostia nach Rom eine Person begegnet ist, die jenes Testament vor der Vernichtung retten konnte, dass durch die dreiste Fälschung des Vescularius Salinator ersetzt wurde. Sie bitte ich nun nach hier oben, um vor euch zu bezeugen, was Rom bisher verheimlicht wurde."


    Mit diesen Worten trat er von der Mitte der Rostra zurück und deutete auf den Reisewagen, der ihm bisher gefolgt war.

  • Seneca hatte sich die Zeit über eher im Hintergrund gehalten. Normalerweise würde er jetzt in der Nähe des Kaisers stehen, in seiner schwarzen Rüstung, mit dem Federbusch im Wind wehend.. Aber noch wusste er nicht wann es wieder soweit sein würde, oder ob es jemals nochmal dazu kommen sollte. Der Cornelier wusste mit Worten zu überzeugen, doch nun war er gespannt wer da aus dem Wagen steigen würde..

  • Der Lärm der Menge war beängstigend. Axilla sah aus dem Dunkel des Wagens immer wieder vorsichtig nach draußen, auf die geballten Massen, die ihrem Kaiser zujubelten. Zu sagen, ihr war schlecht, wäre wohl die größtmögliche Untertreibung gewesen, aber dennoch fiel Axilla keine passendere Umschreibung ihrer Gefühle angesichts des Ganzen ein. Ihr Herz klopfte vor Aufregung vor dem, was noch folgen mochte, und Axilla hatte furchtbare Angst, es zu tun. Sie war nur froh, in der Sicherheit des Wagens noch etwas außerhalb der allgemeinen Aufmerksamkeit zu sein, einen sicheren Rückzugsort so zu haben, in dem sie sich der ganzen Situation noch nicht stellen musste. Aber ewig würde sie nicht in dem Gefährt bleiben dürfen. Sie hatte Palma ihr Wort gegeben, das Testament dem Senat vorzutragen und seine Legitimität der Welt damit kundzutun. Für ihre Söhne, die hoffentlich noch am Leben und in bester Gesundheit waren. Für deren Zukunft. Und vielleicht, sollte ihr Mann noch leben, um den Kaiser bezüglich ihm etwas milde zu stimmen.


    Sie stoppten an der Rostra, und Axilla hörte durch den Wagen gedämpft die Rede des Kaisers. Doch ab dem Zeitpunkt, an dem der Kaiser anfing, seine rhetorischen Fragen an die Menge zu richten, steigerte sich ihre Übelkeit so sehr, dass sie stark an sich halten musste, vor lauter Nervosität nicht Galle ins Wageninnere zu erbrechen. Sie hatte sich darauf vorbereitet, vor der doch noch überschaubaren Anzahl von Senatoren zu reden, so es denn sein musste. Aber auch, wenn sie durchaus befürchtet hatte, dass dies dem Cornelier nicht öffentlich genug sein könnte, hatte sie sehr gehofft, einer Situation wie eben jener jetzt doch entgehen zu können. Was sollte sie den Leuten da unten denn sagen? Die werden mich umbringen!
    Allerdings kannte der Kaiser da keine Gnade, und auch die Götter wohl nicht, denn die Tür zu dem Wagen wurde geöffnet und blendendes Licht fiel herein. Axilla konnte sich nicht verstecken. Sie konnte dem nicht entgehen. Sie durfte nicht fliehen. “Ein Soldat weicht nicht zurück...“ Ein Satz, geflüstert. Das einzige, was ihr einfiel, um sich selbst genug zu zwingen, weiterzumachen. Sie konnte und durfte nicht zurückweichen.
    Axilla stand auf. In ihrer rechten Hand hielt sie den schweren, mit Messing beschlagenen Rundtornister, in dem das Papyrus mit dem Testament bewahrt wurde. Eine Hand wurde ihr angereicht. Geblendet von der Sonne sah Axilla nicht einmal, zu wem die Hand gehörte, als sie ihre Linke darauf legte und sich so beim Ausstieg helfen ließ.
    Einen Augenblick blieb sie vor dem Wagen stehen, atmete tief ein, richtete sich gerade auf. Urgulania hatte viel Zeit darauf verwendet, ihr Begriffe wie dignitas, prudentia und pietas beizubringen – wobei Axilla selten Probleme mit fehlendem Mut gehabt hatte. Nur jetzt klammerte sich Angst mit eisigen Fingern um ihr Herz. Dennoch wäre ihre Cousine wohl stolz auf das Bild, das Axilla in diesem Moment abgab. Und vielleicht auch ihr Vater. Ein Soldat weicht nicht zurück. Niemals.


    Langsam nahm Axilla den Aufstieg zur Rostra, ignorierte dabei die versammelte Menschenmenge unten, hielt den Blick gerade, Palma zugerichtet. Sie wagte nicht, in der Menge nach vertrauten Gesichtern zu suchen. Was sollte sie diesen auch sagen? Was sollte sie überhaupt sagen? Nicht darüber nachdenken. Handeln... Ihr Blick schweifte kurz über die Kommandanten der Legionen, die in Palmas Nähe waren. Die meisten kannte sie nicht, aber Axilla erkannte den Mann – oder Exmann – ihrer Freundin Flavia Nigrina wieder. Und... Vala.
    In ihrem Innersten schien der Moment, in dem sie ihn sah, ewig zu dauern. Ihr Herz schlug noch immer wild, aber anders. Für einen Moment war es, als wäre er nie weg gewesen, als gäbe es die Jahre nicht, die sie getrennt hatte. Er war da. Er lebte. Er war bei ihr. Er lebte! Dass er wohl Befehlshaber einer Armee war, war da fast nebensächlich. Auch wenn es Axilla berührte, ihn in einer Rüstung zu sehen, zu ihm aufzuschauen, in seine grauen Augen. Sie blinzelte gegen das Licht, und seine Gestalt verschwamm dabei, mischte sich mit der eines anderen, auch eines Tribunen mit grauen Augen, und es gab ihr so viel Frieden, dass sie trotz all dem hier kurz lächelte.
    Außerhalb ihres Innersten war dieser Moment aber wohl kaum mehr als der Flügelschlag eines Vogels, in dem sie Vala kurz sah und ihm den Anflug eines traurigen Lächelns zeigte, ehe sie die Stufen hinauf zum Rednerpult stieg, langsam und würdevoll, um dort hinzustehen, wo soeben noch der Kaiser stand.


    Die Menschen unter ihr kamen ihr vor wie nur ein einziges, gewaltiges, lebendiges Wesen, unheilvoll und lauernd. Und Axilla wusste nicht, was sie sagen sollte, sie davon abzuhalten, sie nicht zu zerfleischen und zu zerfetzen. Sie hatte keine Rednerausbildung, hatte nie vor so vielen Menschen sprechen müssen oder gedacht, es jemals zu tun. Und doch stand sie jetzt hier und hoffte, die richtigen Worte irgendwie zu finden.
    “Bürger Roms!“ Das war zumindest einmal ein Anfang. Fehlte nur noch der ganze Rest, den man auch hoffentlich weit genug hören würde. Ein Soldat weicht nicht zurück.
    “Mein Name ist Iunia Axilla, Tochter des Atticus Iunius Cassiodor, Witwe des Caius Aelius Archias, Ehefrau von Gaius Pompeius Imperiosus.“ Eine Vorstellung konnte nicht schaden. Abgesehen davon, dass Axilla ab jetzt beständig hoffte, dass niemand etwas nach ihr werfen würde. “Und es stimmt, was Imperator Cornelius Palma euch soeben verkündet hat.“
    Im Zweifelsfall war es vielleicht einfach das beste, wenn Axilla die Wahrheit sagte. Auch wenn die gefährlich war, für sie, für ihre Familie. Sie blickte noch einmal kurz zu Palma zurück und hoffte, dieser würde sich später daran erinnern, was sie für ihn jetzt in diesem Moment tat und wieviel sie dabei riskierte.
    “Mein Ehemann war Klient von Vescularius Salinator. Als dieser entgegen aller Sitten und Gebräuche das Testament des verstorbenen Gaius Ulpius Aelianus Valerianus selbst aus dem Tempel der Vesta holte, anstatt es von der Virgo Maxima in den Senat bringen zu lassen, war mein Mann der Zeuge als Procurator a libellis. Nachdem der Usurpator den letzten Willen von Kaiser Valerianus gelesen hatte, gab er es meinem Ehemann, um es zu vernichten, damit die Welt nie davon erfährt, wen der Kaiser zu seinem rechtmäßigen Nachfolger bestimmt hatte, und ließ das Testament fälschen, um dem Senat diese Fälschung vorzulegen und so die Macht wider allen Rechtes an sich zu reißen! Und er ließ all jene verleumden, verbannen und töten, die ihn daran hätten hindern können.
    Mein Mann aber zerstörte das Testament des Valerianus nicht, sondern brachte es mit nach Hause, wo ich es in meine Obhut bekam, um es zu bewahren für den Tag, an dem der Usurpator tot und Rom wieder frei sein würde, damit der letzte Wille von Kaiser Valerianus vollstreckt werden könnte.


    Ich schwöre dies alles im Angesicht der Götter und beim heiligen Stein des Iuppiter, dass jedes meiner Worte die Wahrheit ist. Ich schwöre, dass dies hier in meiner Hand das Testament ist, das der Usurpator Vescularius widerrechtlich aus dem Tempel der Vestalinnen geholt hat und welches er fälschen ließ, um so die Macht an sich zu reißen. Die Götter mögen mich und meine Kinder strafen, wenn ich falsches Zeugnis abgeben sollte, denn dies ist die reine Wahrheit!“
    Axilla hatte versucht, laut zu reden, aber sie war sich nicht sicher, wie weit ihre Stimme wirklich zu hören wäre. Sie zitterte am ganzen Körper, aber wirklich sehen würde dies vermutlich nur der Kaiser, ebenso wie ihre bis zum Bersten angespannten Muskeln, damit sie nicht wankte. Aber als Mutter durfte sie sich Zweifel im Moment nicht leisten, sie musste es vollenden. Ein Soldat weicht nicht zurück.


    Axilla öffnete den kunstvollen Tornister und reichte ihn an einen der Männer weiter. Mit beiden Händen rollte sie das Pergament gut sichtbar auf und begann.
    “Und dies ist der letzte Wille eures geliebten Kaiser Valerianus':
    Testamentum des Gaius Ulpius Aelianus Valerianus, Imperator Caesar Augustus, Divi Iuliani Filius Pontifex Maximus, Tribuniciae Potestatis Imperii Proconsulare Censor!


    Pars Prima. Meine Betriebe, Grundstücke und Immobilien, mein Privatvermögen, Lagerbestände und aller beweglicher Besitz sollen meinem Sohn und Thronerben Publius Ulpius Maioranus zufallen.
    Pars Secunda.Sollte das Erbe aus Gründen der Unvolljährigkeit oder des Todes meines Erben nicht auszahlbar sein, so wird mein nächster agnatischer Verwandter aus der Gens Ulpia als Verwalter bis zur Vollstreckung des Erbes bzw. selber als Gesamterbe eingesetzt.
    Pars Tertia. Sollte die Gens Ulpia zum Zeitpunkt meines Todes erloschen sein, setze ich den Consular Appius Cornelius Palma ein, der meinem Vater und Großvater in Krieg und Frieden tapfer und treu gedient hat, als meinen Gesamterben und Thronfolger ein.
    Dies verfüge ich im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, niedergeschrieben und gesiegelt mit eigener Hand.
    Unterschrieben und gesiegelt vom Kaiser am sechsten Tag vor den Iden des Mai im Jahr Achthundertachtundfünfzig.“


    Vorsichtig, beinahe ehrfürchtig rollte Axilla das Schriftstück wieder auf und harrte der Dinge, die jetzt folgen mochten. Zum Guten oder zum Schlechten, aber ihr Wort hatte sie gehalten.


  • Lucius Musonius Lateranus



    Lateranus wurde beauftragt sich den neuen Imperator genauer anzuschauen, war er doch in Bälde der Pontifex Maximus. Genaugenommen sein oberster Chef, wenn auch er allein die Vestalinnen diente.


    Als dann eine junge Frau die Rostra betrat und sich als Ehefrau vom mächtigsten Procurator unter Vescularius vorstellte, spitze er seine Ohren. Er konnte die Ausführungen, die im Atrium Vestae geschahen, bestätigen. Zu gut erinnerte er sich daran wie der Ursupator die Vorschriften mutwillig missachtete. Doch als sie das Testament vorlas, war er zugleich ein wenig irritiert. Weil nach den geschriebenen Worten wäre der Cornelius ebenso wenig rechtmäßiger Imperator. Lebte nicht noch ein Ulpier? Zumindest hatte er nichts von seinem Tod erfahren. Sodass die Familie gar nicht ausgelöscht sei. Der pars tertia gar nicht seine Wirkung entfaltete. Aber diese Ansicht behielt er für sich, war er doch kein advocatus und auch nicht lebensunwillig. Sein Kopf sollte ruhig noch ein paar Jährchen auf dem Halse sitzen.



    Sacerdos virginum Vestalium - Virgines Vestales

  • Ganz Rom muss auf den Beinen gewesen sein. Zumindest war dies der Eindruck von Lepidus. Wer wollte sich schon dieses Ereignis entgehen lassen? Die Nachricht von der Ankunft Palmas verbreitete sich rasend und die Neugier war unbezwingbar, den Mann in Empfang zu nehmen, von dem man bisher so viel gehört, aber so wenig gesehen hatte. Es schien als würde er nur als Geist existieren, eine Legende, die sich an den Häuserwänden schriftlich verewigte, in Mundpropaganda, in vielen Nachrichten von der Front. Den dicken Vescularier, ja, den hatten hier alle gesehen, der hielt seine Reden, der rief zum Kampf auf und er dachte nicht daran diese Stadt zu verlassen band sie an sie wie eine Klette. Doch nun erschien das Gesicht, welches Frieden versprach.


    Lepidus hatte eher weiter hinten einen Platz in der Menge erhalten. Dort, wo es sich noch nicht so dicht drängte, er aber trotzdem noch die Stimme des Corneliers hören konnte und es sich nicht weitersagen lassen musste. Immerhin, sein Auftritt war selbstbewusst, so wie man es wohl von einem erwarten musste, der in der Vergangenheit von Sieg zu Sieg eilte und nun den Titel eines Kaisers beanspruchte. Des Rätsels Lösung sprach er aus, indem er das Testament des Valerianus als Fälschung titulierte. Doch wo war der Beweis? Der Mann verstand es die Spannung hochzuhalten und für die große Masse war die folgende Szene wohl höchst unerwartet.


    Eine Frau stieg auf die Rostra hinauf. Ein schlankes Geschöpf und noch recht jung. Wie konnte sie eine Zeugin sein? Doch ihren Namen gab sie schon bald kund. Iunia Axialla also. Da dämmerte es dem Tiberier irgendwie. Ob sie näher verwandt mit jener Iunia Diademata war, die er vor kurzem noch kennengelernt hatte? Wenn, dann wäre diese Welt wahrlich klein. Nachdem sie meinte, dass ihr Mann ein Klient des Salinator war, stieß Lepidus spontan und halblaut aus: "Verräter!" Der übermäßige Teil in seiner Umgebung ließ sich davon nicht ablenken, denn es war wohl zu spannend, warum gerade die Frau eines Klienten von Salinator nun die Erlösung bringen sollte. Die Erklärung indes, die fand der Tiberier irgendwie nicht ganz schlüssig. Dieser Imperiosus hatte das Testament also nicht vernichtet? Er hatte es aufbewahrt und seiner Frau übergeben? Aber wieso? Warum haben sie es nicht gleich den Senatoren gezeigt? Wenigstens denen, die nicht im Verdacht standen, treue Anhänger Salinators zu sein. Lepidus dachte da an beispielsweise an Purgitius Macer. Viel blutvergießen hätte sich doch verhindern lassen, wenn nur die Wahrheit früher ans Licht gekommen wäre. Oder hielten sowohl die Axilla, als auch ihr Mann es für richtig erst einmal zu warten, für wen das Pendel ausschlagen würde? Verwunderlich wär das natürlich nicht, auch wenn dem Conrelier dann nicht zu raten wäre, jenen Personen recht zu trauen. Zumindest die Virgo Maxima hätte doch damals schon stutzig werden müssen, als sie das Testament nicht traditionsgemäß in den Senat bringen konnte. Da stellte sich natürlich die Frage, warum den Senatoren dieses unredliche Verfahren nicht auffiel - zumindest jenen, die keine vollständigen Anhänger des Vesculariers waren, denn davon gab es ja immerhin noch einige, wie sich auch noch zu späterer Zeit herausstellte.


    Fragen über Frage mit denen Lepidus erst einmal zurückblieb. Aber musste ihn das auch noch wirkich interessieren? Der Krieg war wohl vorbei und der richtige Mann würde wohl Kaiser werden - auch wenn dies wohl alles mit deutlicher Verzögerung geschah. Gern hätte er auch noch ehrende Worte für diejenigen gehört, die durch die Schreckensherrschaft Salinators ihr Leben lassen mussten. Ein bisschen Würdigung dieser armen Männer, die Palma die Treue hielten und dafür den Tod fanden, wäre sicher absolut angebracht. In erster Linie dachte er natürlich an seinen Cousin Tiberius Durus, der als ehemaliger Consul auch einen nicht unbekannten Namen hatte und an dessen offizieller Reinwaschung Lepidus sehr interessiert war.


    Tja, und da war auch noch die schöne Passage im Testament bezüglich des Erlöschens der Gens Ulpia. Das rief natürlich gleich wieder die Erinnerungen an eine Diskussion mit Dives über den Verbleib eines gewissen Ulpius Probus in Erinnerung. Vielleicht würde Palma ja heute gar nicht selbst die Kaiserschaft beanspruchen? Aber nachdem selbst Nachforschungen keinen Hinweis auf das Überleben dieses Mannes ergeben hatten, machte sich der Tiberier auf keine allzu große Überraschung gefasst.

  • Sedulus und seine Familie waren erst kurz in Rom zurück als Appius Cornelius Palma in die Stadt kam. Als Senator hatte er natürlich die Pflicht den neuen Imperator Willkommen zu heißen.
    So rief auch er ein verhaltenes "AVE CAESAR!


    Dann wurde es interessant. Iunia Axilla, die Verwandte seiner Frau, hielt das Testament Gaius Ulpius Aelianus Valerianus in den Händen.
    Als er dies hörte, hätte ihn fast der Schlag getroffen. Ob dies Serrana wohl gewußt hatte? Nein, sicherlich nicht, sie hätte es ihm doch gesagt. Oder doch nicht? Nein, daran gab es gar keinen Zweifel.
    Als sie dann begann, das Testament vorzulesen und an diese Stelle kam,


    "Sollte die Gens Ulpia zum Zeitpunkt meines Todes erloschen sein, setze ich den Consular Appius Cornelius Palma ein, der meinem Vater und Großvater in Krieg und Frieden tapfer und treu gedient hat, als meinen Gesamterben und Thronfolger ein."


    fragte sich Sedulus, warum Valerianus einen "Fremden" als Thronfolger einsetzte und nicht seinen Bruder Aelius Quarto, Sedulus`Patron und Schwager und noch dazu einen alten Mann.
    Nicht das Sedulus etwas gegen Palma hätte, nein, auf keinen Fall, aber er war eben ein klein wenig verwundert. Wer konnte ihm das auch verübeln nachdem was in den letzten Wochen alles vorgefallen war.

  • Verus staunte nicht schlecht, als der neue Kaiser ein paar dünne Worte fand und im Grunde nur Worthülsen von sich gab, die jeder x-beliebige Politiker hätte von sich geben können. Gut, was sollte man in einem solchen Moment auch sagen? Die Wahrheit würde die Feierstimmung ruinieren. Der junge Tiberier entdeckte seinen Verwandten Lepidus, einige Reihen neben sich. Erneut drängte er sich mühsam durch die Reihen, um zu diesem zu gelangen. "Salve, Lepidus," sagte Verus, während er neben seinen Mit-Tiberius geschoben wurde. In diesem Moment teilten wohl beide den Gedanken, dass der Kaiser nicht auf die Verluste des Krieges einging und ebenso wenig die Opfer der alten Familien beklagte, sondern schlicht an eine für ihn fremde Person verwieß. "Dünne Worte?" - fragte Verus nüchtern aber leise. Sein vorheriger Jubel wirkte nun ein wenig deplatziert, da er sich eigentlich einen Heilsbringer für sich und seine Familie erhofft hatte; leider schien dieser auszubleiben. Lepidus würde ihn verstehen. Doch bevor Verus weiter in ein Gespräch mit Lepidus einsteigen konnte, trat die fremde Person auf die Bühne. Es war eine Frau. Eine Iunia. Verus Augen weiteten sich spontan. Eine Iunia. Noch dazu die Frau des vieläugigen Pompeius Imperiosus, der mitverantwortlich für diesen Tyrannen von Salinator war. Ihre Worte ließen den Patrizier wütend werden. Nicht, weil sie die Wahrheit sprach oder über ihre Person, sondern schlicht über die Tatsache, dass sich dieser Pompeius Imperiosus so als absolut als Mann ohne Loyalität herausstellte und sie diesen Mann nun zu entlasten suchte. Vielleicht dachte Verus zu viel und missdeutete ihre Aussagen aber die Wut stieg in ihm auf. Sie war mit Salinator verbunden. "Salinator Hure," rief Verus verdeckt durch die Masse ihr entgegen, fast zeitgleich mit Lepidus Ausruf.


    Verus wollte ihre Worte nicht verstehen. Zu viel war ihm widerfahren, um jetzt mit dieser nichtigen Aussage, dass das Testament gefälscht sei, zu vergessen. Ihm war rational klar, dass so Palma definitiv im Amt bestätigt war aber vorgetragen durch diese Frau, eine Frau, die ihren Mann wechselte, wie ihre Palla? Der Aelius war tot, gleich zum Nächsten und dann auch noch einem von Salinators getreuesten Handlangern. Verus schäumte und seine Augen wurden glasig wütend. Wenigstens sprach sie die Wahrheit oder auch nicht? Zweifel wuchsen wieder. Verus konnte es nicht glauben, dass mit einer einfachen Aussage einer Frau die Welt wieder ins Gerade gerückt wurde. Palma würde sich noch als fähiger Kaiser beweisen müssen aber diese Iunia war für ihn ein Häuflein Dreck, was wahrscheinlich dazu gezwungen wurde, diese Aussage zu tun, um ihr eigenes Leben zu retten oder die Karriere ihres neuen Mannes. Sie wirkte zwar glaubwürdig aber ihre Motivation blieb dem Patrizier ein Rätsel, so dass er nun am liebsten faules Gemüse nach ihr geworfen hätte.


    "Wir wollen Palma sehen!" - rief Verus mit einigen aus dem Pöbel vor der Rostra. Er hatte genug von dieser Iunia und nun wollte er wieder einige Worte von seinem neuen Princeps hören, um vielleicht noch zu hoffen, dass er die Tiberier bedachte oder die anderen Familien, die gelitten hatten. Die Iunia verdiente seine Blicke nicht. Vieles war wirr in diesen Zeiten und Verus blieb wütend, weil Palma mit seinem versprochenen Heil ausblieb und seine Legitimation herbeidrängte über eine Frau, deren Moral äußerst zweifelhaft war. Hasste er diese Iunia vor sich? Vielleicht aber eher hasste er den Umstand dieses Krieges, dieses Chaos und dem Verlust seiner Zukunft.


    Merkwürdigerweise ging fauliges Gemüse durch die Reihen oder auch Brotreste, die der Pöbel von Hand zu Hand reichte. Verus griff sich ein Stück Fauliges und warf es mit aller Wucht in die Richtung der Iunia. Ihm taten es ein paar Bürger gleich. Die Masse schützte sie noch. Spontan entlud sich sein Zorn. "Wir wollen Palma, unseren Kaiser! Weg mit der Verräterin!" - schrie er böse. "Er soll sprechen!"


    Und so reihte er sich in die Rufe der Bürger ein: "PALMA AUGUSTUS EST! PALMA AUGUSTUS EST!" Es war eine Mischung aus Akzeptanz des neuen Umstandes, einer Forderung an den neuen Herrscher und eine Warnung, dass er ein gefährliches Erbe antrat. Das Volk war genug betrogen.

  • Mit größtmöglicher Würde ritt Vala im Gefolge des Kaisers zum Forum Romanum, wo die Masse bereits an einer vorbereiteten Rostra auf die Ankunft des Princeps-in-spe wartete.. und die Jubelrufe machten deutlich, wie lange sie dies schon getan hatten. Dass sie noch zwei Monate zuvor dem fetten Usurpator zugejubelt hatten lag dabei nahezu in der Natur der Sache, so wankelmütig wie der Mob nunmal war. Nach all den Entbehrungen der Bürgerkriegsjahre war die Sehnsucht nach einem stabilen Zeitalter größer als jede Loyalität, wenn die Masse so etwas wie Loyalität in seiner Scharmintelligenz und -dummheit überhaupt kannte.
    Nachdem sie an der Rostra Aufstellung genommen hatten und in Würde zu erstarren suchten, sprach der Cornelius zum ersten Mal seit Jahren direkt zum Volk von Rom. Vala maßte sich nicht einmal in Gedanken an die Rede des neuen Ersten unter Gleichen zu kritisieren, doch die Tatsache, dass er die Armee aus dem Osten als diejenige bezeichnete, die ihm den Weg nach Rom geöffnet hat, stieß ihm dann doch sauer auf. Wären der Flaminier und der Annaeer nicht gewesen, die mehr als zwanzigtausend Mann in den Süden geführt hatten, wäre die Rebellion des Cornelius wohl schon in Achaia im Keim erstickt worden. Vala hoffte insgeheim, dass der neue Princeps sich später dessen besser entsann als in diesem ersten Moment.
    Als dann die Rede auf ein Testament kam, hätte er beinahe die Augen rollen lassen, und nur die bei der ganzen würdevollen Anspannung schmerzenden Gesichtszüge hielten ihn davon ab. Opium für's Volk... und er verstand nicht im geringsten warum die alle so ein Aufheben um einen Papierfetzen machten. In Valas Augen war jegliche Legitimation alleine schon dadurch erreicht, dass der Cornelius mit seinen Heeren zweimal siegreich geblieben ist und damit in Italia jegliche Gegenwehr erstickt hatte. Dass es jetzt auch noch einen Fetzen Papier geben musste war wohl so eine seltsame römische Eigenheit, die Vala schon zu Zeiten seines Vigintivirats nicht nachvollziehen konnte... sie aber mit germanischer Genauigkeit durchgearbeitet hatte. Andererseits: warum sollte für einen Kaiser nicht dasselbe gelten, was auch den Bäcker von nebenan zu seinem Erbe brachte? Andererseits hatte schon Vespasian seine Legitimation nur durch militärische Gewalt durchsetzen können... allerdings in einem Bürgerkrieg der kaum einen Flecken im Reich unberührt gelassen hatte. Wahrscheinlich wollte der Cornelius nur auf Nummer sicher gehen und zauberte genau deshalb nun einen Schrieb hervor, dessen Authenzität Vala nicht hätte gleichgültiger sein können: der Cornelius war so gut wie Kaiser.


    So schaute also Vala nicht allzu interessiert auf den Reisewagen, den er bisher als den der kommenden Augusta verbucht hatte, und harrte gleichmütig der Dinge die da jetzt kommen mochten.
    Und dann gefror die Welt.
    Es war für ihn fast physisch spürbar, wie die Temperatur um mehrere hundert Grad ins eisige Nichts stürzte, als niemand anderes aus dem Wagen trat als Axilla.
    Sämtliche Fragen, die sich einem normalerweise in einer solchen Situation stellten, verblieben stumm, genauso wie die ganze Welt um sie herum nichts weiter war als ein Meer der kalten Stille. Während sich in Vala nichts und alles bewegte, trat seine Liebe auf die Rostra und blickte ihn sogar kurz an... und er war zu keiner Reaktion imstande, so dermaßen kalt hatte ihn dieser Auftritt erwischt, der Überraschung vollkommen neu definierte.
    Erst ihre Stimme war es, die der Welt wieder zu ihrem Normalzustand verhalf, doch ergaben ihre Worte keinen Sinn, weil sein eigener noch vollkommen benommen war. Thors Hammer hätte in seiner Magengrube nicht das ausgelöst, was Axilla durch ihre schiere Präsenz bei einem auslöste, der ein Heer über die Alpen und in die Schlacht gelotst hatte. Und schließlich waren auch die Fragen aufgetaut, die sich vorher in Schockstarre kaum zu regen gewusst hatten: was machte sie hier? Sollte sie nicht in Ostia sein? Hat Imperiosus sein Angebot doch angenommen? Aber wie kam sie zum Kaiser? Und was sollte diese Farce mit dem Testament?


    All diese Fragen würden unbeantwortet bleiben, denn etwas anderes rauschte in Valas Bewusstsein: die feigen Rufe aus der Masse heraus, die Axilla als Hure des Vescularius beschimpften.. und schlimmeres. Irritiert verfolgte er, wie sich in Teilen der Menge die Stimmung aufzuheizen schien... was glaubten die denn, wer sie waren? Der Princeps in spe holte die Frau auf die Rostra und erklärte sie zur Verkünderin seiner Legitimation, und der Mob erdreistete sich, hier den ersten Auftritt des Cornelius mit ihrer Dummheit zu beflecken? Auch wenn er sich Mühe gab die Contenance zu bewahren, sein Durst nach Schmerzen war geweckt... und sein Blick glitt über die vor der Rostra aufgereihten Soldaten... und fand den von niemand anderem als seinem Vetter Hadamar.
    Gerade weil Vala nicht allzu deutlich machen konnte, was er von diesem erwartete, hoffte er, dass ein angedeutetes Nicken in den Bereich der Unruhestifter genügen würde, damit dieser seine Arbeit tat und für Ruhe sorgte. Als dann auch noch Gemüse zur Rostra flog (auf welcher der designierte Princeps stand!) wurde sein Blick deutlicher, und er schlug mit der geballten rechten Hand in die flache Linke um unmissverständlich klar zu machen: Mach was, Hadamar! Und sei nicht zimperlich...

  • Regungslos standen die Legionäre da, in Ehrenformation aufgereiht, die Blicke auf den Kaiser gerichtet – dass er es im Grunde noch nicht ganz war, war Hadamar ziemlich egal, und den einfachen Milites in seiner Einheit noch viel mehr. Was ihnen nicht ganz so egal war, war der Teil seiner Rede, als er von seiner Armee des Ostens sprach... und nur von der. Da war Hadamar für einen Moment tatsächlich irritiert. Er bezweifelte ja gar nicht, dass der Kerl mit seinen Legionen auf dem Weg hierher auch ein paar Schlachten geschlagen hatte, aber... das hatten sie auch. Und wer genau hatte Rom noch mal eingenommen? Das war nicht die Armee aus dem Osten gewesen, die dem Cornelier diesen konkreten Weg geebnet hatte. Trotzdem klang das grad so... und mehr noch: die Legionen aus dem Norden erwähnte er überhaupt nicht. Nicht einmal in einem klitzekleinen Nebensatz. Nun etwas verschnupft guckte Hadamar zum Podest hinauf, ließ dann aber seinen Blick kurz über seine Männer schweifen – aber obwohl auf dem ein oder anderen Gesicht durchaus zu erkennen war, dass die auch mitbekommen hatten, dass sie im Gegensatz zu den Legionen, die den Kaiser direkt begleitet hatten, keiner Erwähnung wert waren, kam keine Unruhe auf. Sie alle wussten, wie wichtig dieser Moment war, und vor allem wussten sie wohl, was ihnen blühte, wenn sie jetzt aus der Reihe tanzten, und sei es nur durch eine Bewegung, die irgendwie auffiel.


    Etwas irritiert also, aber erleichtert, dass sich keiner der Milites daneben benahm, richtete Hadamar seine Aufmerksamkeit wieder dem Podest zu, auf dem mittlerweile auch eine Frau stand. Es ging um das Testament des alten Kaisers, so viel hatte er mitbekommen, während er nach dem Rechten gesehen hatte unter seinen Leuten, und sie schien diejenige zu sein, die es hatte – und jetzt berichtete, wie sie bekommen hatte, um es dann vorzulesen. Das wiederum war für Hadamar ziemlich uninteressant. Vielleicht brauchten die Stadtrömer so was, um Cornelius auch wirklich als Kaiser akzeptieren zu können, aber sowohl für ihn als auch für die Soldaten um ihn herum war das Thema gegessen. Sie waren für den Mann in den Krieg gezogen, hatten für ihn gekämpft. Er war der wahre Kaiser für sie. Schon allein weil sie ihn mit dazu gemacht hatten. Eher uninteressiert hörte Hadamar also zu, was die Frau zu erzählen hatte, und ließ seinen Blick währenddessen erneut schweifen, als plötzlich doch Unruhe aufkam – wenn auch von anderer Stelle: aus der Menge an Zivilisten. Mit einem Stirnrunzeln sah er in die Richtung, von der nun Rufe zu hören waren. Hure. Verräterin. Und das hier, jetzt, beim Einzug des Princeps. Gar nicht gut. Heute hatte alles zu laufen, und zwar reibungslos – eine Menge, die plötzlich Stimmung machte gegen jemanden, der beim Kaiser auf dem Podest stand, war gar nicht gebrauchen.


    Flüchtig sah Hadamar wieder zum Podest, um heraus zu finden, ob vielleicht von der persönlichen Truppe des Kaisers jemand einzugreifen gedachte... als er Alriks Blick und die leichte Kopfbewegung auffing. Was eindeutig genug für Hadamar war, der sich genau das gleiche dachte: irgendjemand musste eingreifen. Und da in diesem ersten, winzigen Moment keiner sonst sich rührte, da zudem Alrik ihn auffordern zu schien – na, dann machte er das halt. Mit einer kurzen Handbewegung orderte er das erste Contubernium mit sich, die gleich bei ihm standen, und rückte vor in Richtung des Unruheherds – aus dem nun plötzlich auch noch irgendwelches Zeug in Richtung des Podests anflog. Hadamar konnte es nicht fassen. Gerade eben hatten die dem Cornelier noch zugejubelt, und jetzt warfen sie plötzlich fauliges Zeug? Und da hatten sie geglaubt, Salinator-Anhänger würden sich heute nicht trauen, Stunk zu machen... wenn sie sich denn überhaupt trauten aufzutauchen. Hadamar beschleunigte seinen Schritt noch, bis er die ersten der Unruhestifter ausmachen konnte.

  • Etwas überrascht war Lepidus dann doch, dass er seinen neu kennengelernten Verwandten nun schon das zweite Mal rein zufällig traf. Und dann auch noch in so einer Menschenmenge. Da dachte man doch Rom wäre eine große Stadt und dann passierte sowas. Aber Lepidus freute sich sogar für einen Augenblick Verus wiederzusehen. Sie mussten sich ja auch irgendwie kennenlernen und da war es vielleicht gar kein großer Zufall, dass sie das Schicksal des Öfteren zusammenführte.


    Doch vom Temperament des Verus hatte Lepidus in diesem Augenblick noch überhaupt nichts mitbekommen. Nun gut, es gab Anzeichen, aber die konnten sich noch zu keinem vollständigen Bild seiner Persönlichkeit zusammenfügen. Aber nun war es wohl recht eindeutig. Lepidus schaute etwas befremdet, als Verus neben ihm etwas sagte: Hat er tatsächlich "Hure" gerufen? Lepidus selbst hat seine Meinung über den Salinator-Klienten zum Glück nur halblaut vor sich hingesprochen, aber Verus war offensichtlich kein Mann der leisen Töne. Offensichtlich brodelte es in ihm mehr, als das Lepidus für notwendig gehalten hätte. Gegen die Iunia konnte er nicht viel sagen, auch wenn sie offensichtlich mit einem Salinator-Günstling verheiratet war. Die Tatsache, dass Palma sie dort vorne stehen und reden ließ, schien eigentlich Zeichen genug, dass sie offenbar nicht nur geduldet, sondern auch irgendwie in seiner Gunst zu stehen schien. Ja, und Lepidus hatte wahrlich nicht vor die Autorität Palmas in Frage zu stellen, wie er es sogar Verus schon einmal mitgeteilt hatte.


    Soweit hätte sich Lepidus vielleicht noch nichts gedacht, aber als der gute Verus dann auch noch gänzlich stürmisch wurde und sogar mit faulem Gemüse warf, da fühlte er sich wirklich unbehaglich und schaute nervös umher. Gerade wo sein neues Weltbild der Harmonie geschaffen wurde, wo alles so einfach war und man nur blind diesem neuen Kaiser folgen musste, da störte der Verwandte diesen Zustand des inneren Friedens. Mit großen Augen blickte der Tiberier um sich. Die Feigheit stieg ihm sofort bis zum Kopf. Nicht, dass er hier noch für einen Salinator-Anhänger gehalten wurde, der das vom Cornelier beherrschte Territorium der Rostra mit faulem Gemüse angriff. Zweifellos, Lepidus musste hier weg. Verwandtschaft hin oder her, da war sich Lepidus schon immer selbst der Nächste. Kurz sprach er noch zu Verus mit diesem Schuss gespielter Würde, wie sie Bedrängten manchmal noch eigen ist: "Guter Verus, ein Patrizier legt seine Hände für gewöhnlich nicht an faules Gemüse." Er hatte es fast schon im Scherz gesagt. Im Scherz, der jedoch das Ernsthafte in sich trug. Dann wandte er sich langsam um und schlich sich elegant davon, ab durch die Menge, pfiff dabei am besten noch Normalität heuchelnd vor sich hin und ging am besten auf die andere Seite des Platzes, hoffentlich ungesehen, damit er noch in Ruhe verfolgen konnte, was der Cornelier zu sagen hatte.

  • Viel zu spät. Das war das einzige das Calena seit einigen Tagen durch den Kopf ging. Diese Stadt war so groß und so laut und immer kam sie sich zu spät vor. Noch nicht mal benennen konnte sie es weshalb sie sich zu spät fühlte, langsam schien ihr diese Stadt über den Kopf zu wachsen. Zu spät hatte sie darauf reagiert als Verus, ihr ebenso am Stadtkollaps leidender Mann, irgendwas von Er ist da, Begrüßen, Hörst du den Jubel, Beeilung, rasch plappern hörte. Beim nächsten Blick den sie um die Ecke geworfen hatte war er auch schon verschwunden. Das einzige Rechtzeitig das sie in den letzten Stunden für sich zusprechen konnte war, das sie Verus noch aus dem Haus folgen konnte und es sah, in welche Richtung er verschwand.


    Direkt in eine unglaubliche Menschenmasse.


    Erschrocken scheute sich Calena einfach hinter her zu laufen. Wie konnte das nur funktionieren das so viele Menschen zur selben Zeit am selben Ort sein? Es schüchterte sie zu einem Teil auch ein das hier scheinbar jeder fas euphorisch in dieselbe Richtung jubelte. Wieder einmal mehr fühlte sie sich in dem gewaltigen Rom so unglaublich klein und verloren und ihr Mann – verschwunden und ließ sie einfach allein. Aufschnaubend, wie eine wilde Stute beschloss die heißblütige Decima sich diese Unachtsamkeit ihres Ehegattens nicht auf sich sitzen zu lassen. Sie ballte die Hand fest zur Faust und schritt erhobenen Hauptes mutig in die geballte Masse.


    Während es noch erträglich war sich zwischen all den wildfremden, wild jubelnden Menschen hindurch zu schlängeln, so wurde es nur noch schlimmer als eine weibliche Stimme über den Platz erklang und die Gemüter ins Gegenteil umschlagen ließ. Als ein Mann, der direkt neben ihr stand so dermaßen wütend auf fluchte, zuckte die Decima erschrocken zusammen und betete stumm zu den Göttern sie möge jemals heil hier wieder heraus kommen. Langsam verlor sie auch ihr eigentliches Ziel aus den Augen und beschränkte sich bald nur noch darauf nicht zerquetscht zu werden. Wie viele Personen ihr bisher auf die Füße getreten waren, vermochte sie nicht mehr zählen zu können und auch nicht wie oft sie selbst sie sich entschuldigt hatte. Aber sehr oft strahlte ihr ein rundes Gesicht entgegen und das meinte an einem solchen ruhmreichen, geschichtlichen Tag sei alles verziehen! Ganz diese Auffassung konnte Calena nicht teilen, sie hatte mehr mit der erdrückenden Erfahrung einer Menschenmasse zu kämpfen, als sich auf das Geschehen zu konzentrieren das dessen Grund war. Schließlich spielte sie mit den Gedanken einfach wieder nach Hause zu gehen, beziehungsweise den Versuch zu starten. Denn die Aussieht Verus in diesem Gewühl zu finden war… weit entfernt. Doch dann drang der vertraute Klang einer Stimme an ihr Ohr, der sie sich umsehen ließ und nach quälenden Sekunden entdeckte sie schließlich: ihren Mann.
    Erst zeichnete sich pure Erleichterung auf ihrem Gesicht ab, die aber augenblicklich in blankes Entsetzen umschlug. WAS] hatte Verus da soeben gerufen und… was bei den Göttern tat er da? „Bei allen Göttern!“, entwich ihr ein verzweifelter, sehr leise geflüsterter ausruf. Aber anstatt von Scham im Boden zu versinken, kochte das Temperament von Calena über. Sie war sauer. Wütend. Und all dieser geballte Hass auf die Taten ihres Mannes, richtete sich allein auf eine Person, auf Verus selbst. Sie wandte sich auch nicht einmal mehr um als sie nun ihrerseits grob Leute aus ihrem Weg schob um zu ihrem – dieser Bezeichnung derzeit überhaupt nicht würdig – Ehemann zu gelangen. Das sie dabei sogar einen dessen Verwandten, der sich geschickt und leise wie ein Mäuschen aus der Affäire zog, hart anrempelte, interessierte die Decima Frau nicht weiter. „Verus!“, donnerte die kräftige Stimme Calena’s grade so laut aus der Kehle der jungen Frau das jener Angesprochener und einige umstehende es wahrnehmen konnten. Vor lauter Wut wusste sie gar nicht was sie tun sollte, wenn sie erst mal die Aufmerksamkeit ihres Mannes hatte. Daher handelte sie instinktiv.


    Kaum das sie Verus' Augen wahrnehmen konnte, die sich zielsicher zu ihr umwandten, schnellte ihre Hand vor allem anderen vor und verpasste dem Patrizier vor aller Augen, die im Stande waren es mit zu erleben, eine schallende Ohrfeige. Eine die es in sich hatte und ihr wohl vereinzelt sofortigen Respekt und Anerkennung der Umstehenden einbrachte. Der Blick der den Römer entgegen funkelte war wohl vergleich bar mit dem Zorn einer tobenden Göttin – der den überrumpelten Mann augenblicklich zum sofortigen Schweigen brachte und sich schlimmer ertappt fühlte als ein kleiner Junge von seiner Mutter. Unbarmherzig krallten sich ihre schlanken in den Stoff seiner Tunika und zog ihn zu sich heran, ob er sich seine wohl brennende Wange halten wollte beachte sie dabei nicht. Wütend wie eine Schlange zischte Calena, angestrengt ihre Stimme gesenkt zu halten, "Was erlaubst du dir eigentlich?! Ein Mann von deinem Stand! Du solltest dich Schämen überhaupt mit dem Segen dieses Namens geboren worden zu sein?! Wie ein Bauerntölpel verhältst du dich! – Seh zu das du nach Hause kommst, oder ich entehre dich deiner Würde als Mann vor aller Leute in dem ich dich wie einen verzogenen Jungen nach Hause schleife!“ Hastig senkte sich die Brust der Frau, sie so schnell und angespannt gesprochen hatte, das es einen großen Teil der Energie ihrer Wut gekostet hatte, aber abgrundtiefe strenge Blick der noch immer in ihren großen Rehaugen vorhanden war duldete in keiner Art und Weise den Hauch eines Widerspruches.

  • So schlecht es Calena mit Rom erging, so gut war es bei ihr. Sie hatte keinerlei Ängste in diese Richtung - und man mochte fast meinen, sie hatte zu wenig Sorgen diesbezüglich. Oft genug war sie unterwegs, erkundete die Umgebung, um sich dann wieder zum Essen einzufinden. Doch dieses Mal war sie zuhause geblieben, und hatte dann plötzlich Verus etwas von Er ist da. und Begrüßen, und Jubel und Beeilung gehört. Und dann war er weg gewesen. Wie hatte sie darauf reagiert? Wie man es erwartet hätte: Sie war los gelaufen, und man hätte höchstens einen verrutschten Sessel von ihr wahrgenommen. Aufregung. Spannung. Nervenkitzel. Das war es, wofür sie lebte!


    Und so lief sie, immer dem Trubel entgegen - hinein in die Menschenmasse, und hindurch. Sie nutzte wirklich alles, das sie ausmachte, als Vorteil - etwa, dass sie etwas kleiner war, um nach vorne zu gelangen. Eine simple, aber erfolgreiche Strategie. Es gab hier bestimmt etwas zu sehen, und deswegen mogelte sie sich eben durch. Es war nicht unbedingt die feinste Art - aber Neugierde beflügelte sie - und ließ ihr Blut wallen. Es war gar nicht unbedingt das, was da vorne verkündet wurde - denn sie verstand von den Wortfetzen nicht soviel - aber sie wollte es eben sehen. Dank ihrer Strategie stand sie auch schon relativ bald ganz vorne - so weit vorne, wie es eben ging. Und wiederum dank ihrer Größe war es auch kein Problem für die Menge.


    Und es wurde interessant. Zuerst wurden abwertende Worte gerufen, und dann flog das Gemüse. Nein, sie machte da nicht mit. Erstens war sie von dem Bereich weit entfernt - und zweitens hatte sie keine Geschoße. Und drittens - warum eigentlich? Sie wusste zwar, was so vor sich ging. Aber den wirklich wichtigen Teil hatte sie verpasst, weil sie sich noch durch die Menge gedrängelt hatte.


    Alles in Allem ließ sie sich zwar etwas von der Menge anstecken - von der positiven Seite - aber sie hielt sich zurück. Eigentlich war es doch nicht so aufregend, wie sie erhofft hatte. Und so ließ sie den Blick schweifen - in Richtung der Soldaten. Soldaten in Ehrenrüstung, blank poliert. Da musste sie sich direkt einmal kurz auf die Unterlippe beißen. Jaaa, das machte die Sache doch gleich etwas interessanter. Und da sie ja eher ruhig war, war sie auch total unauffällig. Eine Jugendliche eben, angezogen durch den Trubel.

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