[Umland von Clarenna] Rus Duccii Veri | Landgut des Decimus Duccius Verus



  • Nicht unweit von der am Nicer gelegenen Stadt Clarenna findet sich das Landgut des Pontifex.


    Das Landgut ist sanft in die Hügellandschaft eingebettet. Felder umschließen das Landgut und wenn im Herbst das Korn reif ist erstrahlt alles sonnengelb. Auf dem Hügel welcher sich unmittelbar hinter dem Anwesen befindet tragen Obstbäume im Frühjahr die schönsten Farben und viele Früchte zur Erntezeit.


    Das Gelände des Landgutes ist mit Hecken umfriedet.
    Zum Haupthaus gelangt man über einen Weg, der mit Bäumen gesäumt ist. Das Haupthaus ist als Porticusvilla ausgeführt. Die Front gliedert sich in die Eckrisaliten und die dazwischenliegende Porticus (eine nach vorne offene Säulenhalle). Die Wohn- und Arbeitsräume des Hausherrn und seiner Familie grenzten direkt an die Porticus. Die Villa ist nach Süden ausgerichtet, so das die Zimmer welche sich im Vordereinteil des Hause befinden, mit Sonnenlicht durchflutet werden. Auf dem Anwesen befindet sich noch neben mehreren Wirtschaftsgebäuden auch ein beheizbares Bad.


    Decimus Duccius Verus, der das Landgut samt aller Güter und Bediensteten nach dem Tod seines Schwiegervaters, dem Großbauern Caius Calventius Volsus, geerbt hat, lebt dort mit seiner Gattin Calventia Fusa. Hier zogen sie ihre gemeinsame Tochter Duccia Silvana heran.*




    Sim-Off:

    Dieser Thread ist nicht reserviert und kann als Spielstation genutzt werden, bei Interesse bitte PN an mich.


    !! In diesem Thread gilt die Baumstruktur !!


    * Text: DDV & DS


    Bildquelle:
    DIZ0308 by artzubi, on Flickr.

  • Folgende Personen leben zur Zeit hier:



    Familie:


    Decimus Duccius Verus


    Duccia Silvana



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    Calventia Fusa [NSC] - Gattin von Decimus Duccius Verus


    .. Als gute römische Tochter machte sie keine Anstalten, als ihr Vater die gewinnbringende Ehe mit den Ducciern aus Mogontiacum arrangierte. Wie so oft bei arrangierten Ehen war das Verhältnis zu ihrem Gatten eher gleichgültig als überschwinglich glücklich gewesen, was sich aber im Laufe der Jahre änderte, als sie merkte, dass ihre Tochter sich eher für ihre germanischen Wurzeln interessierte und kein Interesse hatte die typisch-römische Vorzeigetochter zu spielen. Schon die Geschichten der Menscheit zeigten, dass Mütter ihre Kinder immer lieben, egal was auch passiert. So wälzte sich ihr Unmut folglich auf ihren Gatten ab. Sie gab die Hoffnung nicht auf, dass ihre Tochter einen Römer aus der Stadt heiraten würde. Zu Antonius, dem Vilicus des Guts, hatte sie ein recht inniges Verhältnis, da sie dieser schon durch ihre Kindheit begleitet hatte.




    Bedienstete:


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    Antonius [NSC]- Vilicus


    .. Nach dem Tod seines dominus Calventius Volsus ging auch er als Leibeigener in den Besitz des Ducciers über, worüber er nicht sehr erfreut war, da er diesen für einen germansichen Erbschleicher hielt, der nur auf das Vermögen seines Herren aus war. Seine Abneigung war kein Geheimnis, allerdings verlieh er ihr nur gelegentlich durch seine griesgrämige Visage an Ausdruck. Schließlich war er froh, dass er in seiner Position als Vilicus bleiben durfte, denn es ging ihm nur um eines, das Landgut.. und bei den Göttern, er liebte dieses Landgut. Er konzentrierte sich auf seine Aufgaben als Verwalter und war froh, wenn man ihn nicht mit anderen Dingen behelligte. Duccia Silvana war er ebenso missmutig zugetan, da sie zwar romanisiert war, aber mehr an ihren germanischen Wurzeln ihres Vaters festhielt. Stellvertretend für seinen verstorbenen dominus sah er eher Calventia Fusa, die sich ebenfalls mit den germanischen Wurzeln ihres Mannes und ihrer Tochter herumschlug, und stand somit immer auf ihrer Seite.



    [Stand: 04.09.2014]


  • Es war einer der letzten lauen Spätsommerabende, wo noch nicht alle Blätter der Bäume und Sträucher angefangen hatten zu welken, um das Land mit dem braunen Herbstkleid zu bedecken. Tief in Gedanken versunken saß Phelan an seinem Schreibtisch mit der Feder in seiner rechten Hand. Die Tinte tropfte auf seinen Schreibtisch ohne das er es merkte. Vor wenigen Augenblicken hatte er das vorerst letzte Schreiben für seine Familie in Mogontiacum aufgesetzt. Wieso ein letztes Schreiben? Würde er fort gehen? Vielleicht noch weiter in den Süden, sich von seiner Heimat vollends lossagen und entfernen?
    Nein. Ganz im Gegenteil. Es war das letzte Schreiben, da bald Schreiben nicht mehr von Nöten waren, um mit seinen Verwandten in Kontakt zu bleiben. Nach all den Jahren würde er nach Mogontiacum für ein paar Monate zurückkehren. Es war viel passiert, sowohl bei ihm hier auf dem Gut, als auch bei den Ducciern in der Stadt.
    Nach dem Brand der Casa Duccia hatten sie sich dafür entschieden eine neue Bleibe außerhalb der Stadtmauern auf einem mehrere Leuga großen Latifundium zu bauen, das auf halber Strecke zwischen den Canabae des Legionslagers und dem Vicus Victoria an den Hängen des Rhenustals gelegen war. Alrik bekleidete nun das Amt eines Senators und ging somit als erster duccischer Senator in die Chroniken der Wolfrikskinder ein. Witjon war zum Procurator Civitatum ernannt worden und war somit die rechte Hand des Statthalters der Provincia Germania geworden.
    Verus hatte hingegen ein bisher ruhiges Leben genossen, eine Auszeig genossen.. langsam fühlte es sich schon wie ein vorzeitiger Ruhestand an. Er war die gewinnbringende Verbindung für die Duccier eingegangen, er musste raus aus Mogontiacum, weg von allem. Sein Amt als Pontifex hatte er, abgesehen von einigen Diensten in Clarenna, seitdem nicht weiter ausgeübt und kümmerte sich bislang hauptsächlich um das Landgut, welches er nach dem Tod seines Schwiegervaters von ihm geerbt hatte. Doch er verlor dabei keineswegs seine Studien der Religionen aus den Augen. Neben eigenem Interesse gab es einen viel bedeutenderen Grund: Er war Vater geworden. Vater eines wunderschönen Mädchens, die mit den Jahren bereits zu einer jungen Frau herangewachsen worden war. Die wissbegierige Runa sog alles Wissen von ihm auf wie ein Schwamm und teilte seine Leidenschaft. Zeit. Oh Zeit, wo bist du geblieben? 14 Jahre waren vergangen und ihm kam es vor wie gestern, als er Mogontiacum verlassen hatte, wenig später seine Tochter in den Armen hielt und schließlich hier und jetzt an seinem Schreibtisch saß. Mittlerweile mittleren Alters war er ruhiger geworden, was mehr an dem Landleben lag als an seinem Alter. Seine Gutgläubigkeit in alle Menschen hatte auch gelitten, musste er sich doch oft mit seinen Geschäftspartnern rumschlagen, die nur auf ihren eigenen Profit erpicht waren. Mit einem Wort: Reife. Er war reifer, erwachsener geworden. Das mag komisch klingen, wenn man von einem Mann seines Alters sprach, aber es war so. Viel zu lange war er der Träumer gewesen, selbst noch als Pontifex. Er hatte eine nüchternere Weltanschauung und das merkte man auch.
    Allmählich waren die Tropfen der Tinte zu einem Tintenfluss zusammengelaufen und liefen in Richtung der Kante seines schiefen Schreibtisches. Als die kalte Tinte auf seinen Fuß tropfte, wachte er aus seinen Gedanken auf. Das Schreiben war fertig, es rief nach Veränderung. Er setzte sein Siegel und legte das Schreiben bei Seite, er würde es heute noch nach Clarenna bringen lassen, sodass es binnen drei bis vier Tagen seine Verwandten erreichen würde.
    Gerade als er tief durchgeatmet hatte, betrat jene den Raum, deren Geburt ihn aus seinem tiefen Loch der Selbstfindung gerissen hatte, seine Tochter.


    "Na das wurde aber auch Zeit." witzelte er gespielt genervt. Er hatte sie zur Abendstunde in sein Arbeitszimmer bestellt, um ihr eine wichtige Ankündigung zu machen. Sie war der Grund für seine Rückkehr nach Mogontiacum.
    "Hat dich deine Mutter wieder vollgesülzt?" schob er mit einem Zwinkern hinterher.

  • Runas war in der sicheren Umgebung des Landgutes aufgewachsen, von ihren Eltern gleichermaßen geliebt, auch wenn sich Runa mehr zu ihrem Vater hingezogen fühlte. Aber das ist wohl normal, es sind die Jungs, die eher am Rockzipfel der Mutter hängen. Schon als sie noch ganz klein war unternahm der Vater Ausflüge in die Natur mit ihr. Auch wenn sie zum wiederholten Male fragte was dies und das wäre, verlor er nicht die Geduld und erkläre es ihr immer und immer wieder. Später, als sie das Verständnisses dafür hatte, erzählt er ihr von den Göttern, von denen ihrer Mutter und denen ihrer Ahnen. Er erklärte ihr auch das er ein Priester der römischen Götter war und deshalb musste er ab und an nach Clarenna. All das Wissen, was ihr Vater sich angeeignet hatte gab er an sie weiter und Runa nahm das Wissen begierig auf. Die Ausflüge mit ihrem Vater wurden seltener, die Geschäfte nahmen ihn zu sehr in Anspruch. Runa unternahm also selbst Streifzüge in die Umgebung, natürlich würde sie nie über Nacht von zu Hause wegbleiben, aber sie war schon so manches Mal den ganzen Tag unauffindbar. Meist drückte sie sich dann im nahe gelegenen Dorf herum. Dort lebten sie noch nach den Bräuchen der Germanen. Auch wenn das Gebiet hier von Römer besetzt war, so waren die Menschen die hier lebten tief in ihrer Heimat und ihrem Glauben verwurzelt. In jenem Dörfchen lebte eine alte Frau, von der Runa viel über Kräuter und die Heilkräfte der Natur lernte. Runa hatte sie gefragt, warum sie am Glauben an die germanischen Götter festhält. „Mädchen, ein Glaube der aus dem Blute kommt, den kann man nicht einfach ablegen.“ hatte sie lächelnd geantwortet und dann gefragt. „Wie viel germanisches Blut fließt durch deinen Adern?“ Runa hatte keine Antwort darauf.
    Sie fühlte sich zerrissen, für die einen war sie die Germanin für die anderen die Römerin. Sie selbst wusste nicht was sie war, fühlte sich hin- und hergerissen zwischen den Welten. Aber alles in allem hatte sie eine glückliche Kindheit und ihr Leben verlief im großen und ganzen in geregelten Bahnen bis jener Tag heranbrachte...
    ______



    ...was ein wunderbarer Tag. Von Tau bedeckt waren die Wiesen, Spinnen hatte ihre Netze gewebt. Im Licht der Morgensonne glänzten die Wassertropfen, in den Farben des Regenbogens. Es würde ein wunderschöner Tag werden. Nein heute war kein Tag um im Haus zu verweilen.
    Wer weiß wann es noch einmal so ein schöner Tag werden würde. Die Nächte waren schon recht kühl, Vorboten des herannahenden Winters.


    Es kam zwar nicht oft vor, das sie sich vorm Unterricht drückte, aber zuweilen war sie es leid in einer stickigen Stube zu sitzen, dann zog es sie hinaus, hinaus in die Natur. Und gerade an Tagen wie heute, wo die Sonnen zum Ende des Sommers noch einmal die Erde küsste und sich in ihrem Schein ein gar prächtiges Farbenspiel bot. Runa hatte sich also davongestohlen und den Unterricht geschwänzt. Sie war mit einigen Kinder der Leibeigenen losgezogen. Ihr war es egal, dass es Unfreie waren, sie mochte sie und die Kinder mochten Runa.


    Sie waren über die sonnengelben Felder gestreift, hatten auf der Wiese gelegen, in den Wolken nach Bildern gesucht und ein paar Tiere beobachtet. Runa war von dem Farbenspiel der Natur beeindruckt, das Sonnengelb der Felder, das Grün der Nadelbäume, die vielen verschiedenen Rottöne, welche der Herbst auf die Blätter der Laubbäume zauberte.


    Auf der Wiese hatten sie noch einen großen Strauß Blumen gepflückt, sie hatte ihn, zumindest ein Teil davon, ihrer Mutter schenken wollen.
    Den anderen sollte ihr Vater bekommen, schließlich war er diese Jahr noch nicht viel raus gekommen, erst die Krankheit, die ihn gezwungen hatte im Bett zubleiben und nun hielt ihn die Arbeit davon ab.


    Ihre Mutter jedoch hatte keinen Sinn dafür, sondern hatte sie natürlich, ja vielleicht sogar zurecht, zusammengestaucht, dafür dass sie sich vorm Unterricht gedrückt hatte. Natürlich gab es wieder einen Vortrag von wegen aus dir wird ja eh nichts, wer will schon so eine zur Frau, was soll bloß werden. Wir werden dich wohl versuchen mit irgendeinem Tölpel zu verheiraten.


    Runa hatte die neuerliche Schimpftirade ihrer Mutter über sich ergehen lassen, die Drohung mit dem verheiraten nahm sie hin, denn sie wusste, das ihr Vater sie sicher nicht irgendeinem Tölpel zur Frau geben würde.


    „Du hast ja recht Mutter, ich bemühe mich ja auch wirklich. Aber schau der Tag war so schön. Ich werde mich bessern.“ Ihre Mutter hatte nur den Kopf geschüttelt sie hatte eben solche Beteuerungen schon ein mal zu oft gehört. „An all dem ist nur dein Vater schuld, er hat dir solche Flausen in den Kopf gesetzt.“ Nun wurde Runa wirklich böse, auch wenn sie ihre Mutter liebte, aber auf ihren Vater ließ sie nichts kommen. „Lass Vater aus dem Spiel!“
    „Ja ja verteidige ihn nur, tust du ja sowie so immer, womit habe ich das nur verdient.“ womit ihre Mutter wieder in ihre übliche Theatralik verfiel, die aber bei Runa inzwischen keine Wirkung mehr zeigte. „Ach er will dich in seinem Arbeitszimmer sehen.“


    Mist Mutter hatte sie bestimmt - nein Mutter hatte sie ganz ohne Zweifel bei ihrem Vater angeschwärzt, weil sie nicht beim Unterricht war. Warum so sonst sollte er sie extra zu sich bestellen? Ein entsprechendes zerknirschtes Gesicht machend, sich hinter dem riesen Blumenstrauß versteckend betrat Runa also das Zimmer ihres Vaters.


    Bei seinen ersten Worten zuckte sich zusammen. 'Verdammte Axt, er ist wirklich sauer.' dachte sie, bis sie seine Frage hörte. Schon zeigte sich ihr strahlendes Lächeln und sie lugte hinter den Blumen hervor. „Schau mal Vater, für dich, du kommst ja so selten raus hier da dachte ich mir, ich bring die Natur zu dir.“ Sie legte die Blumen auf den Tisch und versuchte sich an einem schuldbewussten Gesicht. „Mutter hat gesagt du willst mich sehen. Ich kann alles erklären. So einen schönen Tag wie heute kann man doch nicht in einer stinkigen Stube verbringen, da stimmst du mir doch sicher zu?“ Runa hatte die Hoffnung, nein eigentlich wusste sie, wenn sie jemand verstehen würde, dann er.
    „Außerdem Vater zum lernen ist doch auch noch in den langen Wintermonaten Zeit.“ stellte sie fest und sah ihn dabei vertrauensvoll mit ihren blauen Augen, die einen einen kristallklaren See erinnerten, an.





    [SIZE=6]*wörtliche Rede kenntlich gemacht[/SIZE]

  • Tatsache.. sie fiel darauf herein. Phelan liebte die kleinen Neckereien mit seiner Tochter, war sie doch so unschuldig und leichtgläubig.. Da bekommt man Blumen gebracht und mit einem bezaubernden Lächeln überbracht, welcher Vater konnte da schon widerstehen? Dabei ging es nicht um die Blumen an sich, sondern an ihre fürsorgliche Art, sie dachte an ihn und seine viele Arbeit, welch eine schöne Geste. Irgendwas schien sie allerdings zu haben, so als ob sie was ausgefressen hätte. Verwundert zog der Pontifex seine rechte Augenbraue hoch und lauschte den Worten seiner Tochter. Je mehr sie sich versuchte sich aus ihrer Situation herauszuwinden, desto mehr verstand er, worum es überhaupt ging. Sie hatte vermutlich wieder den Unterricht des paedagogus geschwänzt.
    "Ach Runa.." entgegnete er ihr doch schon etwas enttäuscht, auch wenn er ihr nicht wirklich böse sein konnte. Er verstand sie, wirklich.. war er doch früher in seiner Kindheit und Jugend nicht anders gewesen. Doch er wusste auch, was es ihm damals eingeheimst hatte und das sein Leben eine wichtige Wendung genommen hatte, als er sich änderte und zu den Ducciern nach Mogontiacum gegangen war. Er wollte nur das beste für sein Kind, versuchte es aber nicht mit Beleidigungen, wie es sein Vater Gunnar vor vielen Jahren tat, sondern eher mit gutem Zureden und Erklärungen.
    "Du weißt doch wie wichtig es ist, dass du den Unterricht besuchst. Ein weiser Mann sprach einst: 'labor ante otium'*.". Er nahm einen kurzen Schluck aus seinem Becher. "Wann hast du mich das letzte mal in der Natur gesehen?" das war natürlich eine rhetorische Frage gewesen, da sie genau wusste, dass er viel zu bewegen hatte. "Die Arbeit geht vor. Solang diese nicht erledigt ist, kann ich nicht ruhigen Gewissens meinem Vergnügen nachgehen. Das solltest du genauso handhaben, immerhin bist du eine junge Frau geworden, die Verantwortung zu tragen hat."
    Noch bevor sie antworten konnte stand Phelan auf und ging herüber zu einem der Fenster, verschränkte die Arme bzw. Hände hinter sich und wartete einen kurzen Moment, während er die Gerüche und den kühlen Abendwind genoss.
    "Weißt du wo wir schon lange nicht mehr waren?"



    Sim-Off:

    'Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen', frei übersetzt.

  • Nun war Runa wirklich zerknirscht, der enttäuschte Unterton in der Stimme ihres Vaters war ihr natürlich nicht entgangen. Schuldbewusst schaute sie nun also zu Boden und betrachtete ihre Fußspitzen, sie wollte nicht auch noch die Enttäuschung in seinen Augen sehen. Dann hätte sie bestimmt angefangen zu heulen. Runa konnte vieles aber einfach nicht damit umgehen, wenn Vater so war wie jetzt und das wusste er wohl genau
    Manchmal wäre es ihr lieber, er würde sie wie ihre Mutter ihr eine Szene machen, aber nein er tat es auf seine, viel wirkungsvollere Art und appellierte an ihr Gewissen.
    Und um so länger sein Vortrag wurde um so schlechter wurde ihr Gewissen. Natürlich wusste sie, dass der Unterricht wichtig war. Und sie wusste ja auch, wie viel er für Mutter und sie tat, dass es ihnen an nichts mangelte, auch wenn Antonius, der olle Griesgram, dass wohl vollkommen anders sah.


    Ehe sie antworten konnte erhob ihr Vater sich und ging zum Fenster. Sie blickte hoch und starrte auf seinen Rücken, in ihren Augen schimmerten nun wirklich schon die ersten Tränen. Fieberhaft überlegte sie was sie sagen sollte, sie wusste ja selber, dass es keine Rechtfertigung gab und somit eigentlich auch keine Entschuldigungen oder Ausflüchte. Tapfer die Tränen runter schluckend murmelte sie. „Es tut mir leid.“ und diesmal meinte sie es auch so wie sie es sagte.


    Seine Frage traf sie unvorbereitet, es gab so viele Orte wo sie lange, also so wie Runa lange definierte, nicht waren. Für Runa waren die Monate die sie mit ihrem Vater nichts zusammen unternommen hatte ja schon einen halbe Ewigkeit.
    Im Wald, in Clarenna, auf der Jagd... genau genommen waren ihre gemeinsamen Aktion dieses Jahr nicht nur auf ein Minimum beschränkt gewesen, nein sie waren aufgrund der Umstände gänzlich ausgeblieben. Fieberhaft überlegte Runa also worauf ihr Vater wohl hinaus wollte, während sie überlegte neigte sie ihren Kopf leicht zur Seite und drehte einen Haarsträhne um ihren Finger, dies tat sie eigentlich immer wenn sie nervös war oder über etwas nachdachte. Nach einer Weile des Schweigens sagte sie schließlich mit den Achseln zuckend. „Es gibt so viele Orte wo wir lange nicht waren. Gibst du mir einen Hinweis, Vater?“

  • Natürlich wusste er, dass es ihr Leid tat.. natürlich schmerzt die weinerliche Stimme einer Tochter in eines Vaters Ohren, aber: Er ließ dieses Gefühl nicht an sich heran kommen. Nicht weil er unsensibel oder kühl war, lediglich, weil er sie belehren wollte. Sie in den Arm zu nehmen, hätte die Belehrung wieder zu nichte gemacht, würde sie doch dann denken, dass es gar nicht so schlimm war. Über die Jahre war Phelans äußere Hülle, sein Fell, dicker geworden. Durch seine Jahre als Gutsbesitzer hatte er die Welt bzw. die Leute noch ganz anders kennen gelernt und herausgefunden, dass man mit zu großer Sensibilität eher auf der Strecke bleibt, man sollte nicht zu viel an sich heran lassen. Er lächelte sogar mit dem Rücken zu ihr stehend, weil er das erreicht hatte, was er wollte. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, das war ein weiterer Schritt in Richtung Selbsterkenntnis und viel mehr Wert, als eine Standpauke, die zum einen Ohr rein ging und zum anderen wieder raus kam. Er ging nicht weiter auf ihre Entschuldigung ein, hatte er ihr doch eine gute Nachricht ja fast schon eine Überraschung mitzuteilen.


    "Schauen wir mal, ob du aus dem Unterricht etwas mitgenommen hast, wenn du mal nicht geschwänzt hast." witzelte er schon fast, sodass sie sich nicht allzu schikaniert vorkam.


    "Stell dir vor wir hätten ein Boot, mit dem wir den Nicer herauffahren würden. In welchen anderen Fluss mündet der Nicer, der Richtung Norden fließt." war seine erste Frage.


    Die zweite könnte seiner Tochter durchaus schon das Ziel ihrer Reise verraten, wenn sie dem Lehrer gut zugehört hatte, als er über die Germania Superior referierte: "Wenn wir den besagten Fluss hinauffahren, wo kommen wir unweigerlich vorbei ja fast schon hindurch?"

  • Er zu ihrer Entschuldigung nichts gesagt, aber sie hatte die Erfahrung gemacht, wenn Vater auf ein Thema nicht weiter einging war es erledigt. Also entspannt sie sich etwas bis er, ja bis er ihr eine kleine Aufgabe stellte, nervös kaute Runa auf ihrer Unterlippe herum.


    „Rhenus“ platze sie heraus, sobald er die erste Frage zu Ende gestellt hatte. Dann wurden ihre Augen groß und sie stand mit offenerem Mund da. Sie musste erst mal tief durchatmen.


    „Wir ... wir fahren nach Mogontiacum?“ flüsterte sie beinahe ehrfürchtig. „Du nimmst mich mit nach Mogontiacum?“ Jubelte sie und nun hätte sie keine 10 Pferde mehr davon abhalten können, sie flog förmlich auf ihren Vater zu und fiel ihn um den Hals. „Wirklich Vater? Ist es wirklich wahr?“ Sie lachte und weinte gleichzeitig vor Freude.


    Sie konnte es nicht fassen, so lange lag sie ihm schon in den Ohren damit, immer hatte geheißen, es geht nicht ich fahr nur kurze Zeit – ich habe dort viel zu tun – du bist noch zu klein. Sollte Vater ihrer Bitte tatsächlich endlich nachkommen?
    Sie schaute ihren Vater an und fragte sicherheitshalber nochmal nach „Wirklich?“

  • Selbstverständlich wusste er, dass Runa die Fragen beantworten konnte, immerhin war sie klever und die Fragen auch nicht zu schwer, allerdings fand er diese Art eine freudige Nachricht zu überbringen bedeutend spannender als einfach die Karten auf den Tisch zu legen. Als sie ihn frage, ob er sie mit nach Mogontiacum nehme, drehte er sich um und grinste sie zufrieden an, hatte seine Überraschung anscheinend Anklang gefunden. "Ganz Recht." bestätigte er ihre Nachfrage und fügte noch hinzu "Es geht in vier Tagen los." das konnte er noch gerade herausbringen, da fiel sie ihm auch schon um den Hals und schnürrte ihm fast die Luft ab. Nach der ausgiebigen Umarmung machte er einen Schritt zurück und fasste mit ausgestreckten Armen und Händen nach ihren Schultern. "Die Zeit ist reif." irgendwie klang das schon komisch, wie konnte man für solch einen Besuch reif genug sein? Sie war schon lange alt genug für einen Besuch, aber es sollte ja nicht nur bei einem Besuch bleiben. Nach der freudigen Stimmung wurde er wieder etwas ernster, um eine weitere Sache, DIE EIGENTLICHE Sache 'an die Tochter zu bringen'.



    "Du weisst, ich habe keine Geheimnisse vor dir." fing er an. "Es gibt einen bestimmten Grund für unseren Besuch in Mogontiacum. Bevor du zu mir kamst habe ich ein Schreiben an die Familie, mit einer speziellen Bitte an meinen Vetter Witjon aufgesetzt. Du solltest es lesen." Er wies sie an sich auf seinen Stuhl zu setzen, um in Ruhe das Schreiben durchzugehen.


    Familia Duccia Wolfricis
    Villa Duccia | Via Borbetomaga | Mogontiacum


    Heilsam Familie,


    es erfüllt mich unweigerlich mit Schmach, dass ich es dieses Jahr noch nicht zu euch nach Mogontiacum geschafft habe. Eine hartnäckige verschleppte Erkältung aus den kalten Tagen des Winters hielt mich bis in den Frühling hinein an mein Bett gefesselt, währenddessen sich die Arbeit anhäufte, welche ich über den Sommer aufholen musste. Zudem verlangte der Duumvir von Clarenna meine Dienste bei einigen Festtagen in der Stadt, wodurch es mir nicht möglich war euch zu besuchen.
    Genug der Entschuldigungen und Ausflüchte.. ich schreibe euch in freudiger Stimmung. Ich werde in den nächsten Tagen für einen längeren Aufenthalt nach Mogontiacum aufbrechen. Natürlich sind die Gründe für meinen Besuch, dass ich unseren neuen Stammsitz, dessen Einweihung ich gebührend mit euch feiern werde, begutachten und natürlich euch alle samt wieder in meiner Nähe wissen möchte. Doch es gibt einen weit aus wichtigeren Grund für mein Kommen. Meine Tochter Runa, Duccia Silvana, wird mich begleiten. Ich hoffe ihr erinnert euch noch an das kleine Mädchen, welches ihr zu letzt auf einem Familienfest in der Casa Duccia vor zehn Jahren gesehen habt. Sie ist mittlerweile eine junge Frau von vierzehn Jahren und hat nur noch flüchtige Erinnerungen, was ihre Verwandten angeht, war sie doch noch zu jung, um euch in ihrem kleinen Köpfchen zu behalten.
    Mit diesem Schreiben entrichte ich euch auch noch eine Bitte. Ich würde Runa gerne in eurer Obhut wissen. Ich will, dass sie unter dem Einfluss ihrer Verwandten in Mogontiacum lebt und sich weiterbildet. Sie soll sich in den Dienst des Cultus Deorum als Aeditua stellen, brennt sie doch fast noch mehr für die Götter, als ich es tue. Ich weiß, dass einige von euch keine Zeit finden werden, sich um die Einführung einer jungen Duccia in die Gesellschaft zu kümmern. Daher werde ich zunächst drei Monate bleiben und sie auf ihrem Weg begleiten. Ich vermisse ohnehin Mogontiacum so sehr, dass es mir schwer fallen würde, mich frühzeitig wieder von dieser Stadt zu trennen. Ich werde mich mit Witjon genauer über Runa, ihren Aufenthalt und ihre Möglichkeiten in Mogontiacum besprechen und meine Bitte noch einmal persönlich vorbringen.


    Wenn euch dieses Schreiben erreicht, werden wir schon den ersten Tag unserer Reise hinter uns haben. Ich hoffe ich überrumple euch nicht mit unserem Besuch, weiß ich doch, wie es momentan um eure Situation bestellt ist.


    In großer Vorfreude auf viele gemeinsame Stunden in der nächsten Zeit.


    Til ars ok frisar,


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/unterschriften/unterschriftverus.png]


    Rus Duccii Veri | Clarenna




    Währenddessen wartete er vor dem Schreibtisch in stoischer Ruhe langsam auf und ab.
    "Und?" fragte er nach einiger Zeit "Was sagst du dazu?" diese Frage war rein höflicher Natur. Auch wenn sie nicht mit seinem Plan einverstanden wäre, würde er ihn durchsetzen, immerhin war er ihr Vater und Väter wissen genau, was gut für ihre Töchter ist.

  • Runa wurde hellhörig. Keine Geheimnisse, eine bestimmten Grund. Sie verstand gerade nicht was er ihr sagen wollte. Sie tat also wie er es angewiesen hatte, setze sich und las. Die ersten Zeilen überflog sie, dann kam sie zu jenem entscheidenden Teil. Sie sollte – Runa sah ihren Vater fragend an und las den Brief nochmals.
    Er wollte sie also wirklich dort lassen? Runas Züge wurden nachdenklich, mit einem Mal klangen ihr Mutters Worte wieder in den Ohren 'Wir werden wohl irgendeinen Tölpel finden müssen, mit dem wir dich verheiraten.'
    Runa wäre am liebsten aufgesprungen und protestiert, aber sie wusste, auch wenn ihr Vater ihr gegenüber bisher immer recht nachgiebig war, dass er wenn er eine Entscheidung getroffen hatte, diese auch feststand.
    Sie blickte also nachmals auf die Zeilen, bevor sie den Brief beiseite schob.
    Auch wenn sie nicht die geringste Lust verspürte sich von ihrer Familie oder gar ihrem Vater zu trennen, waren ihre nun ernst gesprochenen Worte.
    „Wenn es dein Wunsch ist Vater, so werde ich dort bleiben.“ Die eben noch verspürte Fröhlichkeit war wie weggeblasen. Und ihr brannte noch eine Frage auf der Seele. „Willst du mich dort verheiraten?“ Ihre Stimme zitterte leicht als sie diese Frage stellte.
    Sie musste es wissen, nicht um dagegen aufzubegehren, nein dass würde sie nicht tun, aber sie wollte wissen was er damit meinte sie in die Gesellschaft einzuführen.

  • Als sie das Wort an ihn richtete, bleib er stehen und wandte sich ihr zu. "Gut." entgegnete er ihr relativ nüchtern. Irgendwie überraschte sie ihn, was er sich aber nicht anmerken ließ. Er hatte zwei Extreme erwartet.. auf der einen Seite pure Vorfreude und auf der anderen erbitterten Tränenreichen Widerstand, doch sie blieb ruhig und fügte sich seinem Plan. Als sie ihn nach ihrer Heirat fragte, stutzte er ein wenig. Schätzte sie ihren Vater so ein? Natürlich würde sie in Mogontiacum verheiratet werden, aber erst, wenn er es für richtig halten bzw. sich für die Familie eine gute Partie ergeben würde und seine Verwandten hatten zur Zeit weis Frigg anderes zu tun, als gewinnbringende Verbindungen zu suchen.
    Doch er wollte ehrlich bleiben: "Die Zeit wird kommen, da wirst du zugunsten der Kinder Wolfriks eine gewinnbringende Verbindung eingehen. Doch diese Zeit, ist noch lange nicht gekommen." Und das war nicht gelogen, auch wenn sie schon im Heiratsfähigen Alter war. Er ging um den Schreibtisch herum und strich mit seiner Hand durch ihr blondes Haar. "Außerdem scheinen die Götter andere Pläne mit den duccischen Frauen zu haben, seit ich damals vor vielen Jahren nach Mogontiacum kam war Dagmar, Duccia Venusia, die letzte duccische Frau, die eine Ehe einging." er strich ihr mit dem Handrücken über die Wange "Und das obwohl allen Töchtern Wolfriks atemberaubende Schönheit geschenkt wurde." und grinste sie an. Er wusste, wie er seine Tochter aufmuntern konnte.


    "Du solltest deine Sachen packen und dabei daran denken, dass der Winter kommt, aber keine Sorge, dir wird es dort an nichts fehlen. Die Duccier haben es im Laufe der Jahre weit gebracht, nachdem sich die Kinder Wolfriks das römische Bürgerrecht verdient haben." Phelan freute sich darauf, den neuen Stammsitz seiner Verwandten begutachten zu können, schwelgte dabei aber auch kurz sogar etwas wehleidig in Erinnerungen an die alte Casa Duccia, welche ihm einige Jahre ein Dach über dem Kopf bot und in deren Hallen er so einige Freud und einiges Leid erlebt hatte.


    "Nimm es deiner Mutter nicht übel, sie hätte dich gern in Clarenna gewusst, also in ihrer Nähe." zwinkerte er seiner Tochter zu.

  • Runa nickte bei den Worten ihres Vaters. Ohne Zweifel würde sie dies tun. Ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen, als er aber versprach, dass der Tag noch in nicht absehbarer Ferne lag.
    Ihr Lächeln wurde eine Spur breiter, als er von der Schönheit der Wolfriks Töchter sprach.


    In Gedanken überlegte sie nun schon was sie alles brauchen würde, ein, zwei nein drei Truhen würden es wohl werden. Schließlich sollte es ja keine kurze Reise werden. Und da ihr Vater ja immer dafür sorgte, das sie nicht wie ein Bauernmädchen herumlief, hatte sie eine dementsprechende Kleiderkammer und Runa war nicht gut darin zu entscheiden, von was sie sich trennen sollte, schließlich würde sie wohl nicht so schnell wieder herkommen.


    „Ja Vater.“ sagte sie, als er ihr erklärte, dass es ihr an nichts fehlen würde und dann überlegte sie an wen sie sich noch erinnern konnte, aber ihr letzter Besuch war einfach zu lang her. Vielleicht würden die Erinnerungen wiederkommen, wenn sie die Gesichter sah, nun kam also doch langsam die Vorfreude zurück. „Ich freue mich Vater. Und danke dir für dein Vertrauen.“ sagte sie schließlich zu ihm, denn schließlich zeugte es doch von Vertrauen in seine Tochter, wenn er sie für reif genug hielt allein zurecht zu kommen. Oder?


    „Und Mutter ich weiß, sie will nur mein Bestes. Ich bin ihr auch nicht böse.“ Wie könnte sie auch, schließlich hatte man sie dazu erzogen, ihre Familie zu achten, oder wie ihr Vater immer sagte die Familie kommt an erster Stelle. Das hatte sie verinnerlicht, dies mag wohl auch der Grund gewesen sein, warum sie gerade als sie noch dachte er würde sie verheiraten nicht tränenreich protestiert hatte.

  • Mit einem warmen Lächeln nickte Phelan seiner Tochter zu und legte seine Hand auf ihre Schulter. "Gut." In diesem Moment fiel ihm erst auf, wie seine Runa mit der Zeit herangereift ist. Sie war klug, klever, verständnisvoll und wunderschön. Aus ihr war wahrlich eine junge Frau geworden. Das wäre auch die Stelle gewesen, wo er sich hätte selber auf die Schulter klopfen wollen. In ihren Augen sah er Zufriedenheit und Vertrauen, sie schien glücklich, ein schönes Gefühl. Der Pontifex verharrte noch einige Augenblicke, um sich dann wieder seiner Arbeit zu widmen.


    "Dann los, pack deine Sachen, es geht schon bald los. Du entschuldigst mich? Ich habe noch einiges vorzubereiten, was die Verwaltung des Guts in unserer Abwesenheit anbelangt. Wir sehen uns morgen früh." er zog sie hoch von seinem Stuhl, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und geleitete sie in Richtung Ausgang seines Officiums.
    Kurz schaute er ihr noch hinterher und grinste zufrieden, bevor er sich wieder an seinen Schreibtisch setzte.

  • Ehe sie sich versah, bekam sie noch einen väterlichen Kuss auf die Stirn und wurde dann, auf eine nette Art und Weise, hinauskomplimentiert.
    So stand sie nun also hier im Flur und musste erst mal ihre Gedanken ordnen. Was wie … ach ja Sachen packen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Auf dem Weg zu ihrem Zimmer, lief ihre Mutter ihr über den Weg. Nun da Runa wusste, dass ihr Mutter wohl weniger wegen ihr, sondern wegen der Tatsache, dass sie ihr Töchterchen ziehen lassen musste aufgebracht war, konnte sie ihr nicht wirklich böse sein. Außerdem verhielt sie sich bei Runa wie wohl bei so vielen Müttern und Töchter. Sie konnten nicht mit, aber auch nicht ohne einander. Runa ging also auf ihre Mutter zu umarmte sie. „Es tut mir wirklich leid Mutter und entschuldige, dass ich...“ Weiter kam sie gar nicht, ihre Mutter legte ihr den Finger auf den Mund „Ich weiß mein Kind und nun komm ich helfe dir beim packen.“
    So gingen die beiden Frauen auch gemeinsam in Runas Zimmer.
    Dank ihrer Mutter nahm sie doch nicht den halben Hausstand, sondern nur das mit was wirklich gebraucht wurde. Aber selbst das füllte zwei Truhen. Und diese hatte sie auch nur zubekommen, weil Runa sich oben drauf gesetzt hatte, während ihre Mutter sie verschloss.
    Lange noch hatten die beiden Frauen geredet und Runa hatte ihrer Mutter das Versprechen gegeben, sich so oft wie möglich zu melden. Als ihre Mutter gerade das Zimmer verlassen wollte sagte sie noch scherzhaft. „Mutter sein nicht traurig, wenn du mich irgendeinem Tölpel zur Frau gegeben hättest, müsste ich doch auch fort.“ Sie umarmte ihre Mutter. „Ich liebe dich und ich werde dir keine Schande machen.“ Ihre Mutter machten den Versuch eines Lächelns. „Ich weiß mein Kind. Ich dich doch auch.“ So bekam Runa noch einen elterlichen Kuss auf die Stirn, bevor sie allein in ihrem Zimmer stand.
    Später am Abend … Runa hatte noch lange wachgelegen, das letzte Wort was mit einem Lächeln über ihre Lippen kam war. „Mogontiacum.“ Dann schlief sie ein und träumte wohl von Abenteuern, der Reise, den Verwandten....

  • Die letzten drei Tage auf dem Landgut waren bestimmt noch stressiger und nervenaufreibender gewesen, als alle Tage des Sommers zusammen. Auf der einen Seite hatte Phelan viel zu tun, auf der anderen Seite hing ihm seine Familie in den Ohren. Die voller Vorfreude schon fast anstrengende Tochter und die nörgelnde Frau, die sich nicht darum bemühte ihren Unmut ihm gegenüber zu verstecken.
    Am Morgen des Aufbruchs, der Tau war erst seit einer Stunde von den Wiesen verzogen, stand er auf den Treppen, die zur Eingangshalle des Guts führten. In aller Ruhe sah er sich um. Das alles würde er für ein paar Monate nicht sehen. Es ist nicht so, als würde er das Stadtleben verabscheuen, hatte er aber die letzten Jahre, die er mit nur wenigen Ausnahmen ausschließlich auf dem Gut verbracht hatte, die Ruhe und die Gerüche der Felder und Wiesen genossen. Er schloss die Augen und atmete ein paar mal tief ein, ehe er sie wieder öffnete und mit verdrehten Augen gen Himmel schaute. Was ihn dazu veranlasste? Die Stimme seiner Frau. Sie hielt sich dran.. und wie sie sich dran hielt. Er seufzte kurz und ging schon in Richtung des Wagens, mit dem sie nach Mogontiacum fahren würden. Er ging zu den Pferden und streichelte ihre Nüstern. Ein letzter Moment der Ruhe, dann platzte auch schon seine Frau samt Runa im Schlepptau aus dem Gut heraus. Zwei Bedienstete, die sie nach Mogontiacum begleiten würden, schleppten die Kisten mit ihrer Kleidung und persönlichen Gegenständen zum Wagen.
    Wissend welche Antwort er von seiner Frau bekommen würde, fragte er "Und? Können wir aufbrechen?"

  • Die Tage bis zur Abreise verging wie im Fluge Runa selber hatte auch noch so viel zu tun. Sie wollte sich unbedingt verabschieden, vor allem von Godehild, der alten Kräuterfrau. Die Alte hatte nur gelächelt, ihr viel Glück gewünscht. Zum Abschied hatte sie Runa noch einen Anhänger geschenkt. Dieser war für den Unwissenden Betrachter vielleicht nicht wertvoll, Runa jedoch wusste wofür Eihwaz stand. Sie bedankte sie bei der Alten und legte den Anhänger der an einem Lederbad hin um den Hals.
    Mutter hatte nur die Augen verdreht, als sie den Anhänger sah, es jedoch diese Mal unkommentiert gelassen. Schließlich hatte sie genug damit zu tun gehabt ihren Mann in den Ohren zu liegen, damit er sich vielleicht doch noch umstimmen ließ und Runa nicht in die Ferne schleppte. Sie hatte ihn angeschrien, geweint, ihn beschimpft.. er hatte alles über sich ergehen lassen, aber es hatte nichts genutzt. „Sturer Barbar!“ war das Letzte was sie ihm gestern noch an den Kopf geworfen hatte.


    Fusa schaute ihren Mann wütend an, nicht nur das er ein sturer Bock war und ihrer gemeinsamen Tochter Flausen in den Kopf gesetzte hatte, jetzt schleppte er sie hier auch noch weg. Sie sah all ihre Hoffnung schwinden. „Kann ich es denn verhindern?" Bluffte sie ihren Mann also entsprechend ihrer Laune an.
    Runa verdrehte die Augen. Sie wollte sicher nicht im Streit gehen. Also legte sie ihrer Mutter die Hand auf den Arm. „Mutter, es wird sich alles finden. Nicht streiten. Bitte.“ Sie sah ihre Mutter mit großen Augen an.
    Ja da schmolz das Mutterherz dahin, sie nahm ihre Tochter in den Arm, ihr Mann bekam allerdings einen bösen Blick. "Wehe ihr passiert was, dann vergesse ich meine gute Kinderstube und...“ was sie dann tun würde ließ sie unausgesprochen. Aber Phelan würde sich seinen teil schon denken können, schließlich kannte er seine Frau ja schon ein paar Tage länger. Runa bekam noch einen Kuss zum Abschied. „Du schreibst mir ja?“ „Natürlich Mutter.“ versicherte Runa.
    Fusa ging zu ihrem Mann. „Versprich mich, nein schwöre mir bei allen Göttern, dass du auf sie aufpasst.“ Und dann etwas leiser, denn auch wenn sie es nicht zugeben würde, sie wusste, was sie an ihrem Mann hatte, sie hätte es durchaus schlechter treffen können. „Und auf dich passt du auch auf, versprich es!“
    Runa war unterdes schon auf den Wagen geklettert und rief aufgeregt. „Also wegen mir können wir los.“

  • "Nein." entgegnete er seiner Frau, sie konnte es nicht ändern. Eigentlich waren Frauen ja in der Lage auf bestimmte Art und Weise ihre Männer zu manipulieren, wie es teils z.B. großen Politikern geschehen ist. Allerdings war ihre Manipulationsgabe nicht groß genug, um den Germanen in seinem Vorhaben umzustimmen, war die Heirat doch ein Paradebeispiel für eine arrangierte Verbindung, die zwei Menschen zugunsten ihrer Familien miteinander eingingen ohne jegliche Sympathien füreinander zu hegen. Während Runa sich von ihrer Mutter verabschiedete kümmerte er sich weiter um die Pferde und half den Bediensteten die Truhen auf den Wagen zu laden. Sklaven. Damit konnte sich Phelan noch nie anfreunden. Natürlich hatten seine Verwandten in Mogontiacum auch Bedienstete, allerdings standen sie in keinem typischen Sklavenverhältnis zu ihnen. Diese Sitte der Römer würde sich nie in seine germanischen Wurzeln einflechten können.
    Dass sich seine Frau auch von ihm verabschiedete, überraschte ihn nicht, war zwar keine Liebe im Spiel, war man aber doch nach all den Jahren miteinander verbunden, doch es überraschte ihn ihre Sorge, die sie um ihn hatte. Er nahm ihre Hände und versicherte ihr "Es wird alles gut werden. Wir werden ein Schreiben nach unserer Ankunft schicken." Als er über ihre Schulter hinweg schaute, sah er Antonius, der auf den Stufen stand. Die Abneigung seinerseits gegenüber dem Germanen war kein Geheimnis, aber er schien durchaus erleichtert, dass sein dominus einige Zeit fort sein würde. Er würde in seiner Abwesenheit stellvertretend für ihn das Gut beaufsichtigen.


    "Nun gut, Vale." waren die letzten Worte, die er an seine Frau richtete, stieg dann auf den Wagen und gab das Zeichen zur Abfahrt. Der Wagen setzte sich in Bewegung und fuhr den von Bäumen gesäumten Weg entlang. Sie würden ein paar Tage unterwegs sein und mehrere Zwischenhalte einlegen müssen. Währenddessen war viel Zeit für Gespräche.


    Als Clarenna am Horizont hinter ihnen verschwand richtete er sein Wort an Runa.
    "Es ist lange her, dass du die übrigen Duccier gesehen hast. Kannst du dich überhaupt noch an sie erinnern?"

  • Sie hatte ihrer Mutter noch gewunken, bis sie sie nicht mehr erkennen konnte nun saßen sie hier und ihr Vater stellte eben jene Frage, über die Runa hatte schon seit Tagen nachgrübelte. Aber die Erinnerungen waren mit den Jahren verblasst. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, das es viele waren, die sie damals begrüßt hatten, die ihrem Vater anerkennend auf die Schulter geklopft hatten. Aber Namen und Gesichter waren im Laufen der Zeit entschwunden. Sie hatte versucht die Nebel in ihren Erinnerungen zu lichten, aber es war ihr nicht gelungen. Das einzige Bild was sie im Kopf hatte, war, dass sie sich ob der doch recht großen Männer hinter ihrem Vater versteckt hatte und zumindest am Anfang nicht gewillt war sein Hosenbein loszulassen. Später fand sie sich auf dem Schoss von Witjon wieder, ja ein Name, aber sie hatte kein Bild dazu. Der einzige an den sie sich wirklich erinnern konnte war der ältere Mann – Albin.


    „Nur Bruchstückhaft. Ein Name Witjon, ich glaube ich hab auf seinem Schoss gesessen? Und Albin, ja an den kann ich mich noch erinnern.“ Runa drehte mal wieder an einer ihrer Haarsträhnen und schaute in die Fern gar so, als könnte sie dort ihre Erinnerung finden. „Aber sonst. Nein leider nicht. Es ist ja auch schon so lange her.“ Ja hier schwang durchaus ein Vorwurf an den Vater mit.

  • Gerade wollte Phelan einige erklärende Worte zu Witjon äußern, da musste er mehr als nur laut auflachen. "An den alten Greis kannst du dich noch erinnern? Vermutlich weil du Angst vor ihm hattest, nicht wahr?" verwunderlich war das nicht, erinnerte er sich noch an seine Ankunft in Mogontiacum. Albin war zwar ein Bediensteter der Familie, aber keinesfalls zu vergleichen mit einem typischen römischen Skalven. Er war mehr sowas wie der Haushüter, mit dem man sich es am besten nicht verscherzte. Auch wenn man als Duccier über ihm stand hatte man doch Respekt vor dem alten Mann oder viel mehr vor dem, was er in seinem Leben in Germania Magna alles erlebt hatte. Auch in Mogotniacum sah er so viele Duccier über die Jahre nach Valhalla gehen, dass man schon fast sagen konnte, er kenne alle Geschichten der Kinder Wolfriks. "Solange du ihm nicht auf die Nerven gehst und ihn nicht reizt, kann dir nichts passieren." witzelte er seiner Tochter zu, als ob Albin äußerst gefährlich wäre, was er natürlich nicht war.
    "Witjon, Numerius Duccius Marsus, ist seit Lokis Tod das Oberhaupt der Familie." kurz schmerzte ihn die Erinnerung an Loki, ging für ihn doch ein Abschnitt seines Lebens mit den Tod seines Vetters zu Ende. "Witjon ist mir von allen Vettern am nächsten und ungefähr in meinem Alter. Er ist mit Petronia Octavena verheiratet und erwartet ein Kind. Er war schon einmal verheiratet, mit einer schönen Frau namens Prudentia Callista, die leider bei der Geburt seines Sohnes Audaod, Caius Duccius Callistus, starb." Eine schwere Zeit für Witjon, ein schweres Los für einen Vater, sein Kind ohne die Mutter aufzuziehen. Dennoch war aus Audaod ein ansehnlicher junger Mann geworden.
    Er machte eine kurze Pause und überlegte, welcher Duccier noch zur Zeit in Mogontiacum verweilte.
    "Dann hätten wir noch Dagmar, Duccia Venusia. Sie wohnt seit einigen Jahren wieder in Mogotniacum, nachdem ihr Mann starb, sie lebte mit ihm lange in Alexandrien und später auch in Roma bzw. Misenum. Ihre beiden Kinder sind wohlauf." Das war alles viel auf einmal, daher wartete er mit den übrigen Verwandten noch, vielleicht hatte sie ja irgendwelche Fragen.

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