"Nosce te ipsum" - "Erkenne dich selbst" in Germania Libra

  • Der Brückenkopf und das Castellum Mattiacorum kamen in Sicht. Alpina erkannte den Germanicusbogen. Im Nordosten davon breitete sich der Vicus aus. Alpina orientierte sich. Sie durchquerte den Vicus bis sie zum Beginn der Straße kam, die das Castellum Mattiacorum mit den Kastellen an den Limites verband. Hier würde ihre Reise beginnen.
    Linker Hand lag ein Rasthaus mit einer Wechselstation für den Cursus Publicus. Alpina betrat das Gebäude. Laut und fröhlich ging es in der Schankstube zu. Sie ließ den Blick schweifen. Die Gäste waren Handwerker und Händler, hauptsächlich Männer aber auch ein paar einheimische Frauen. Alpina nahm ihre Rückentrage von den Schultern und stellte sich an den Tresen. Es dauerte nicht lang, dann kam der Wirt und musterte sie neugierig.


    "Was willst du haben?", fragte er.
    "Hast du eine Kammer für mich für heute Nacht?", fragte sie.


    Er grinste anzüglich. "Für dich allein? Denn falls du nachher noch jemanden mitnehmen willst, wird es teurer!"


    Alpinas Augen verengten sich zu Schlitzen. Wofür hielt er sie?
    "Nein, die Kammer ist für mich alleine und ich lege Wert darauf einen Riegel vorlegen zu können. Kannst du mir so eine Kammer geben?"


    Der Wirt nickte und nannte seinen Preis. Alpina holte einige Münzen aus einer Tasche in ihrem Gewand hervor und legte sie auf den Tresen.
    "Bekomme ich dafür auch noch einen Becher mit gewärmtem Würzwein und ein wenig Brot?", fragte sie.


    Der Mann nahm das Geld an sich. "Kannst du haben."


    Er holte Wein und Brot, dann zeigte er ihr die Kammer. Sie war winzig, muffig und düster. Doch das Bettzeug sah halbwegs sauber aus. Alpina nickte. Als der Wirt gegangen war stellte sie ihre Rückentrage ab und schob den Riegel vor die Tür. Sie ließ sich auf der Bettkannte nieder. Schon jetzt vermisste sie die Casa Atia.


    Als es dunkel wurde starrte Alpina noch immer in die Enge des Raumes. Die Bilder der vergangenen Tage kamen hoch und marterten sie. Der Wein wärmte nur kurz, selbst der warme Fellumhang spendete nur unzureichend Wärme. Gegen Mitternacht vermischten sich die Bilder der letzten Ereignisse mit den Fratzen der Larvae und dem wimmernden Weinen eines Kindes.

  • Ein wenig gerädert und zittrig stand Alpina am kommenden Morgen auf. Sie wusch sich und packte dann das Brot ein, das sie am vergangenen Abend nicht runtergebracht hatte. Sicher würde es ihr auf ihrer ersten Etappe nützlich sein können.


    Zunächst kaufte sie im Vicus noch eine Feldflasche, dann machte sie sich auf den Weg. Es war noch kühl am Morgen. Raureif überzog die Äste und das Gras rechts und links der gut ausgebauten Straße. Alpina zog den Fellumhang enger um ihren Leib. Mit einer Hand hielt sie Runas Runenanhänger fest.
    "Naudhiz", sagte sie leise. Als Rune der Nornen passte es hervorragend zu Alpinas kommendem Weg, und dass Naudhiz die Widerstandskräfte stärken sollte, konnte jetzt nur richtig sein. Offensichtlich hatte die Freundin in ihrer Intuition genau den richtigen Stein gewählt. Alpina vermisste Runa und ärgerte sich, dass sie nicht mehr von der germanischen Sprache von ihr gelernt hatte. Würde sie die Seherin Osrun überhaupt verstehen können? Zuversichtlich drückte Alpina den Stein an ihre Brust und schritt voran.


    Die ersten Meilen lagen rechts und links der Straße noch einige Villae rusticae. Doch je länger sie ging, desto einsamer wurde es. Erstaunlicherweise störte das Alpina überhaupt nicht - im Gegenteil. Mit jedem Schritt den sie ging, schien ein Stück der Last auf ihrem Herzen leichter zu werden. Der Kopf wurde frei, sie begann mit allen Sinnen die Landschaft und ihre Bewohner zu genießen. Sie sah Füchse, Rehe, Hasen und viele verschiedene Vögel. Am Wegesrand zeigten sich die ersten Frühlingsboten: Huflattich, Märzenbecher, Krokusse und Schlüsselblumen. An einer besonders sonnigen Stelle fand sie sogar schon ein Gänseblümchen. Lächelnd plückte sie es. "Tausendschönchen" nannte man es auch. Ja, das war es - ein Tausendschönchen. Wie oft hatte sie als junges Ding das Gänseblümchenorakel gemacht: "er liebt mich, er liebt mich nicht, er liebt mich, er liebt mich nicht..." Heute verzichtete sie darauf. Sie kannte die Antwort darauf und die tat weh. Deutlich hatte er ihr zu verstehen gegeben, dass es so war.
    Alpina verscheuchte den Gedanken, steckte sich das Gänseblümchen übers Ohr und marschierte weiter.

  • Am späten Vormittag setzte Regen ein. Alpina holte den Kapuzenmantel aus der Rückentrage hervor. Das gleichmäßige Voranschreiten sorgte für eine sehr meditative Stimmung. Alpina konnte die kreisenden Gedanken durchbrechen, sie dachte an gar nichts mehr, spürte nur noch die Regentropfen im Gesicht und auf den Füßen, die nackt in den Sandalen steckten.
    Gegen Mittag machte sie unter einer Tanne mit tiefhängenden Ästen Pause. Sie aß ihr trockenes Brot und beobachtete die wenigen Menschen, die auf dieser Straße zu Fuß oder mit dem Ochsengespann unterwegs waren. Ab und an sah sie berittene Milites die offenbar Botendienste machten oder patroullierten.


    Der letzte Rest der Tagesetappe kam Alpina ewig vor. Sie wartete förmlich auf das Auftauchen des nächsten Meilensteines, der ihr verriet wie lange sie die reibenden Sandalen und den enervierenden Dauerregen noch ertragen musste. Die letzten zwei Meilen schleppte sie sich dahin mit schmerzenden Füßen und Muskeln. Nun wurde ihr bewußt, welche Leistung die Soldaten der Legion vollbrachten, wenn sie in Gewaltmärschen zu ihrem Einsatz unterwegs waren.


    Die Mansio des kleinen Castellums, welches ihr Tagesziel war, war deutlich kleiner als diejenige vom Vortag. Als sie eintrat, schlug ihr ein feucht-muffiger Geruch entgegen. Eine ungute Mischung aus warmgehaltenem Essen, rußendem offenen Feuer und Bierdunst. Die Blicke, die sie musterten, spiegelten das trübe Wetter wieder. Alpina wartete bis ein junges Mädchen, das als Bedienung Krüge und Teller schleppte, sie ansprach.


    "Salve. Was kann ich für dich tun?", fragte sie und strich sich eine Strähne ihres dunklen Haares aus dem Gesicht.
    "Salve. Ich suche ein Zimmer für die Nacht und eine warme Mahlzeit wäre toll."


    Die Bedienung verzog bedauernd das Gesicht.
    "Heute sind schon alle Zimmer belegt."


    Alpina atmete tief durch. "Gibt es ein weiteres Gasthaus hier?"
    Die Dunkelhaarige schüttelte den Kopf. "Es gibt noch eine kleine Garküche, aber die hat keine Gästezimmer."


    Nun wurde es eng. Die Bedienung erkannte Alpinas Notlage.
    "Wärst du ein Mann, hätte ich gesagt, wir fragen einen von denen dort, ob sie dir einen Platz in ihrem Zimmer einräumen, aber so..."
    Ein Blick auf das Grüppchen, auf das die Dunkelhaarige gezeigt hatte, offenbarte Alpina, dass sie lieber im Wald schlafen würde. Doch plötzlich hatte die Bedienung einen Vorschlag.
    "Wenn du willst, kannst du heute Nacht bei mir schlafen. Du mußt aber auch dafür zahlen und mir beim Aufräumen und Abspülen helfen."
    Alpina bedankte sich. Sie bat darum, ihren nassen Mantel in der Nähe des Feuers aufhängen zu dürfen und setzte sich an den letzten leeren Tisch im Raum. Die Bedienung brachte gewärmten Wein und einen Teller mit einer undefinierbaren Masse, die eigenartig roch. Alpina überwand den anfänglichen Ekel und aß. Sie war so hungrig, dass sie den Löffel erst wieder aus der Hand legte, als der Teller leer war.
    Wann immer die Bedienung nicht viel zu tun hatte, kam sie an Alpinas Tisch und unterhielt sich mit ihr. Alpina beantwortete die Frage nach dem Grund ihrer Reise mit einem Familienbesuch. Damit gab sich die Bedienung zufrieden, die sich mit dem Namen "Sunna" vorstellte.


    Als sich spät am Abend die Stube endlich leerte, half Alpina Sunna wie versprochen. Der Pächter der Mansio ließ sich nur ab und an blicken. Er musterte Alpina neugierig, sagte aber kein Wort. Als die beiden jungen Frauen schlafen gingen, war von ihm nichts zu sehen.
    Sunna schob den Riegel vor. Sie bot Alpina an, mit in ihrem Bett zu schlafen. Nach anfänglicher Scheu stimmte Alpina zu. Sie war hundemüde, alle Glieder taten ihr weh. Und so schlief sie in dieser Nacht zumindest bis die ersten Vögel zu singen begannen.

  • Am Morgen erhielt Alpina nicht nur einen nahrfaften Puls und einen Becher warme Milch dazu, Sunna packte ihr sogar noch Brot für die Tagesetappe ein. Mit einer herzlichen Umarmung verabschiedeten sich die Frauen voneinander.


    Die nächste Etappe sollte Alpina in die Civitas Taunensium führen. Das Wetter war zum Glück wieder besser. Noch hing der Nebel feucht über den Wiesen und Wäldern, doch bald würde die Sonne ihn auflösen. Man konnte sie bereits hinter dem Schleier aus Wassertropfen erahnen. Alpina schulterte die Rückentrage und ging los. Bereits gegen Mittag spürte sie, dass ihr die lange Etappe des Vortages noch in den Knochen steckte. Sie war diese langen Gehstrecken einfach nicht gewöhnt. Die Schuhe rieben und an den Stellen, die am Vortag schon rot geworden waren, bildeten sich nun Wasserblasen. Als sie gegen Mittag einen Bachlauf erreichte, machte Alpina Pause. Sie zog die Sandalen aus und kühlte die Füße in dem fließenden Gewässer. Nachdenklich beobachtete sie das munter dahinfließende Nass. So leicht und behende, wie das Wasser über die Kieselsteine sprang, würde sie den Rest der Strecke nicht zurücklegen können. Sie würde wohl nicht die ganze Strecke an diesem Tag schaffen. Doch was nun? Wo würde sie eine Bleibe für die Nacht finden? Sollte sie einfach in einer der Villae rusticae fragen, ob man ihr für die Nacht eine Schlafstelle gab?


    Während sie so ihren trüben Gedanken nachhing, rumpelte auf der Straße ein Ochsenkarren heran. Alpina sah hoch. Ein älterer Mann mit einem Kapuzenmantel saß auf einem Transportwagen. Er hatte Feuerholz und Reisig geladen. Güßend nickte er.
    Alpina sprang auf.
    "Salve, guter Mann. Fährst du zufällig in Richtung Civitas Taunensium?"


    Der Mann hielt seine Ochsen an und nickte. "Nicht ganz bis zur Civitas aber doch bis zwei Meilen vor der Siedlung. Soll ich dich mitnehmen?"


    Sie nickte freudig. "Das wäre wunderbar! Warte einen Augenblick. Gleich bin ich da!"
    Alpina erhob sich, nahm die Rückentrage und die Sandalen und eilte zum Fuhrwerk. Sie streichelte den Ochsen, der ihr am nächsten Stand.
    "Prachtvolle Tiere! Darf ich neben dir Platz nehmen?"


    Der Alte lächelte sie mit einem lückenhaften Gebiss an. "Klar, Kleine. Setz dich. Wie heißt du denn?"
    Alpina kletterte auf den Kutschbock und verstaute ihre Rückentrage im Wagen. Sie nannte ihren Namen und während sich die Ochsen wieder an die Arbeit machten, unterhielten sich Alpina und der Bauer. Sie erfuhr, dass er mit seiner Frau eine kleine Villa rustica in der Nähe der Civitas bewirtschaftete, seit er aus dem Dienst als Miles entlassen worden war. Sein Sohn diente inzwischen auch bei der Ala I Flavia Gemina. Alpina hielt sich auf Nachfragen bedeckt. Sie blieb bei der Geschichte vom Familienbesuch.


    Sie erreichten die Villa rustica am frühen Nachmittag. Im Garten des kleinen Anwesens, stand eine ältere Frau. Sie säte in einem Beet Gemüse an. Stirnrunzelnd betrachtete sie das Ochsengespann, das auf den Hof der Villa holperte.
    "Wen bringst du uns denn da mit, Titus?", fragte sie ihren Mann.


    Er kletterte vom Kutschbock und gab ihr einen Kuss.
    "Darf ich vorstellen, das hier ist Susina Alpina. Sie ist auf der Reise zu ihren Verwandten im Barbaricum. Wir können ihr doch sicher ein Bett für die Nacht anbieten, nicht wahr?"


    Die Frau nickte und begrüßte Alpina, die es ihr gleichtat. Sie gingen ins Haus, damit Alpina ihre Sachen ablegen konnte. Später half die Raeterin der Frau noch ein wenig bei der Gartenarbeit und ließ es sich auch nicht nehmen, das Gemüse für das Abendessen zu schneiden.


    Sie verbrachten einen netten Abend bei einem guten, deftigen Abendessen und die Kammer, in der Alpina nächtigen durfte, war bei weitem die komfortabelste seit sie die Casa Atia verlassen hatte. Alpina griff nach dem Runenstein. Er schien ihr Glück zu bringen.
    Einzig die Alpträume kehrten wieder. Mitten in der Nacht schreckte Alpina hoch. Diesmal sah sie nicht die Furien vor ihren Augen, sondern das tränenüberströmte und gequälte Gesicht von Corvinus. Der Anblick stach ihr ins Herz, der Puls raste.

  • Angesichts ihrer lädierten Füße entschied sich Alpina an diesem Tag nur bis in die Civitas Taunensium weiterzulaufen. Sie verabschiedete sich also mit einer herzlichen Umarmung von dem älteren Ehepaar und machte sich erneut auf den Weg. Es waren nur wenige Meilen und die Größe der Siedlung, die ein wichtiger Handelsplatz mit dem freien Germanien war, brachte es mit sich, dass viele Händler auf der Straße unterwegs waren. Die besinnliche Ruhe der vergangenen zwei Tage wollte sich also nicht einstellen.


    Die Civitas Taunensium hatte für ihre Randlage im Imperium eine erstaunliche Größe erreicht. Es gab sogar ein Theater, wie Alpina überrascht feststellte. Gemächlich schlenderte sie durch die Straßen, betrachtete die Auslagen der Geschäfte und unterhielt sich mit den Händlern. Sie versuchte herauszufinden, ob jemand aus dem freien Germanien zum Handeln in die Siedlung gekommen war. Doch diejenigen, mit denen Alpina sprach, waren alle aus der Umgebung.


    Alpina orientierte sich schell in der Siedlung. Bald fand sie auch eine Mansio an der Straße nach Norden. Der Wirt nickte auf ihre Frage nach einer Kammer für die Nacht. Er nahm Alpina mit und zeigte ihr eine kleine Kammer über dem Schankraum. Sie akzeptierte seine Bedingungen. Zurück in der Schänke, setzte sich Alpina an einen freien Tisch und bestellte einen Becher Posca. Als der Wirt das Getränk brachte, sprach sie ihn an.


    "Ich möchte weitereisen ins freie Germanien. Dort ist ein Teil meiner Familie, die ich gerne besuchen würde. Welchen Weg würdest du mir empfehlen, wenn ich bis in die Gabelung der Visurgis reisen möchte?"


    Der Mann musterte sie nachdenklich.
    "Mädchen, das ist keine gute Ecke, um alleine dahin zu reisen. Und erzähl mir keine Märchen! Du bist keine Germanin. Das hört man. Was treibt dich ins Barbaricum?"


    Alpina schluckte. So schnell war sie noch nicht durchschaut worden.
    "Was soll ich sagen. Ich bin auf der Suche nach einer weisen Frau, einer Seherin. Ihr Name ist Osrun. Sagen wir einfach, es ist im Augenblick mein einziges Ziel im Leben und ich muss dorthin."


    Der Wirt zog sich einen Stuhl her und setzte sich. Sein investigativer Blick ließ Alpinas Kehle eng werden. Sie konnte und wollte nicht hier in dieser Schänke ihr Innerstes nach außen kehren. Also wartete sie auf seine Fragen.


    "Du kannst unmöglich alleine ins Barbaricum reisen. Seit Tagen hören wir hier immer mehr Nachrichten von überfallenen Dörfern. Es scheint sich da was zusammenzubrauen. Erst heute früh war ein Händler hier, der von einer Horde Germanen berichtete, die ein Dorf überfallen und dem Erdboden gleichgemacht haben. Die bekämpfen sich dort ständig gegenseitig. Das ist kein Ort für ein Mädchen wie dich!"


    Alpina hielt dem Blick stand. Es ärgerte sie ein wenig, dass er sie als Mädchen bezeichnete. Sie war eine Frau, zumindest das war ihr in den vergangenen Monaten deutlich bewußt geworden. Mit allen Risiken, die damit verbunden waren.


    "Gut", sagte sie. "Kennst du dann jemanden, mit dem ich reisen kann?"


    Der Wirt kratzte sich am Kinn. "Hm, es gibt hier schon einige Händler, die regelmäßig ins Barbaricum reisen, um Waren einzutauschen. Wenn ich einen von ihnen sehe, sage ich dir Bescheid. Vielleicht kann ich was für dich tun."


    Er stand wieder auf und ging hinter seinen Tresen zurück. Dabei schüttelte er immer wieder den Kopf.

  • Scheiß die Wand an!


    sagte Othmar, als er den Schankraum betrat. Ihm folgte sein Angestellter Hrothgar, der ebenso wie der Pelzhändler wenig begeistert aussah. Sie setzten sich an den Tresen und Othmar bestellte zwei Humpen Bier.


    Macht au' nix, wenns schnell geht!


    machte er seiner schlechten Laune ein weiteres Mal Luft, während Hrothgar schweigend neben ihm saß und erwartungsvoll wartete, bis der Wirt ihnen die Bierhumpen an den Tresen stellte. Dann tranken beide jeweils einen großen Schluck und stellten den Humpen auf den Tresen. Es wurde schnell deutlich, dass sie hier Stammgäste waren, da sie sich wie selbstverständlich verhielten.


    Kannste dir das vorstellen, Brangus... Da hat man einen Bärenpelz, beste Qualität aus dem Marserland, top gepflegt, hält super warm, kurz: Spitzenware. Und dann kommt so ein kniepiger Trottel, der gerne ein Schnäppchen machen will. Was macht der Trottel also, er sagt uns, dass er den Pelz haben will. Zieht seinen Scheißgeldbeutel aus seiner frischgebleichten Scheißtunika und legt dir einen Scheiß-Aureus auf den Tisch. Hrothgar hier starrt ihn verwirrt an, ich schüttle den Kopf und klopfe mit dem Finger auf den Tischrand. JEDER VERNÜNFTIGE KUNDE weiß, was das bedeutet. Nur der nicht... Er blickt auf seinen Scheißaureus, und dann mit seinen fiesen Scheißaugen zu mir hoch - er weiß also, dass ich so ein Geschäft gar nicht machen DARF! Was passiert? NICHTS, Brangus. Gar nichts... Natürlich habe ich ihm den Pelz nicht gegeben und dann tauchen rechts und links von ihm zwei Scheiß-Schläger auf. Verstehst du Brangus?! Ich mache ihm ein Gegenangebot: 2 Aurei zum Freundschaftspreis - und das war ein Riesending, Brangus, ein Rie-sen-ding. Da hätte sich deine Tochter zweimal drin einwickeln können. Zwei mal! Ungelogen! Ich hab ihm den schönsten Pelz, den ich seit einem halben Jahr verkauft habe, für einen läppischen Preis abgeben müssen. Was sagen die Römer immer? O tempora, oh mores! Wie soll sich da ein kleiner Händler wie ich durchschlagen?


    Erneut trank Othmar einen großen Schluck aus seinem Humpen und schüttelte wieder den Kopf. Ihm war heute die beste Möglichkeit seit Monaten durch die Finger gegangen, nur weil sein zweiter Angestellter Wolfhart krank bei einer Kräuterfrau im freien Germanien lag. Er hoffte inständig, dass er wieder gesund sein würde, wenn er in dem Dorf ankäme.

  • Brangus hörte geduldig zu, als der Pelzhändler Othmar wütend schilderte, wie er um einen fairen Preis für seine Ware gebracht worden war. Er nickte bedächtig. Die abschließende Frage des Händlers, wie er sich auf diese Weise durchschlagen könne, brachte ihn auf eine Idee. Er warf einen Blick auf die junge Frau, die sich auf die gefährliche Reise ins Barbaricum machen wollte. Womöglich konnte auf diese Weise beiden Seiten geholfen werden. Die Kleine würde Othmar wohl für die Begleitung bezahlen können und der Händler mit seinem Gehilfen wären ein gewisser Schutz für eine allein reisende Frau.


    "Du, Othmar. Ich hätte da vielleicht eine Möglichkeit, wie du dir was dazuverdienen könntest..." sagte er laut. Dann beugte er sich weit über den Tresen, um näher an Othmars Ohr zu gelangen.
    "Siehst du die Kleine mit den rotbrauen Haaren?"
    Er wartete bis der Händler sich umgeblickt und die angesprochene Frau erkannt hatte.
    "Sie will ins Barbaricum reisen - alleine! Du könntest ihr anbieten, sie mitzunehmen. Den Begleitschutz wird sie sich sicher etwas kosten lassen. Sie hat bereits das Zimmer für die Nacht bezahlt, also scheint sie über Geld zu verfügen."


    Brangus zog sich wieder zurück und zwinkerte dem Pelzhändler verschwörerisch zu. "Na, wenn sie nicht genug zahlen kann, mag ja vielleicht ein anderes Arrangement möglich sein, was meinst du?"

  • Othmar blickte zu der jungen Frau hinüber, die ihm von Brangus gezeigt wurde. Er mustere sie von oben bis unten, sie sah ein bisschen verschüchtert aus und musste wohl schon ein bisschen unterwegs. Sie wollte tatsächlich ins freie Germanien? Allein?! Schneid hatte sie, soviel stand für ihn fest. Außerdem bot sie einen hübschen Anblick. Othmar zuckte die Schultern, bestellte für sich und die junge Frau jeweils einen Becher verdünnten Wein und ging dann sofort hinüber zum Tisch der jungen Frau.


    Heilsa, Mädchen. Darf ich mich setzen.


    fragte er, wartete allerdings nicht auf eine Antwort, sondern setzte sich sofort auf einen freien Stuhl der jungen Frau gegenüber. Danach brachte der Wirt die beiden Becher mit Wein und kehrte zurück zum Tresen, wo Hrothgar die Situation mit gerunzelter Stirn verfolgte.


    Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass du nach Germania Libera reisen willst. Ich kenne den Wege dort sehr gut. Wo treibt es dich denn genau hin?


    fragte er ein weiteres Mal, trank nun aber einen Schluck Wein und schob den anderen der jungen Frau hin. Vielleicht würde sie sich tatsächlich als Goldgrube erweisen und ansonsten würde ihr Anblick schon Lohn genug sein. Ein tatsächliches Interesse hatte er an ihr aber nicht. Warum auch? Wenn es mal wieder Zeit war, konnte er sich immer noch eine nehmen, die es für Geld machte. Die würde sich dann auch sicher nicht wehren...

  • Alpina hatte zugesehen, wie der Wirt mit einem der zwei Männer gesprochen hatte, die vor kurzem die Mansio betreten hatten. Der Blick zu ihr und das Getuschel hatten sie ahnen lassen, was dann auch tatsächlich geschah. Der Mann kam auf sie zu und sprach sie mit der germanischen Anrede an. Er war groß und trug die Haare extrem kurzgeschoren. Das verstärkte die kantige ein wenig brutal wirkende Physiognomie. Sein durchdringender Blick machte ihr ein wenig Angst.
    Auf die Antwort, ob er sich setzen durfte, wartete er nicht. Er nahm sich einen Stuhl und wartete auf zwei Becher, die der Wirt dann auch sogleich vor sie hinstellte.


    Tatsächlich schien er sich in Germania Libra auszukennen. Sie schöpfte Hoffnung.


    "Salve... äh... heilsa...", stotterte Alpina. "Du hast richtig gehört. Ich möchte bis in die Gabelung der Visurgis reisen. Ist das zufällig auch dein Weg?"

  • Als die junge Frau ihr Ziel nannte, pfiff Othmar durch die Zähne. Genau dahin, wo sich die Marser und Chatten teilweise blutige Konflikte lieferten Offenbar wollte sie die Unterwelt schneller kennenlernen, als es für sich vorgesehen war. Erneut trank er einen Schluck aus seinem Becher. Bevor er dann, deutlich vorsichtiger ansetzt.


    Du weißt aber schon, was da oben los ist? Da werden ganze Dörfer niedergebrannt und deren Einwohner getötet.


    Othmar dachte einen Augenblick nach und schüttelte dann zweifelnd den Kopf.


    Kein guter Ort für ein Mädchen wie dich. Du hast doch bestimmt irgendwo ein warmes Heim, wo es deutlich angenehmer und sicherer ist. Da oben jedoch warten nur Gefahren auf dich.


    Verrücktes junges Ding... Was sie auch immer da oben vor hatte, Friede, Freude und süßen Puls würde sie dort nicht vorfinden. Allerdings interessierte ihn schon, wie ernst es der jungen Frau war, schließlich verpflichtete er sich auch dafür, für ihre Sicherheit zu sorgen, und einfach so umzukehren und alleine zurückzureisen wäre mindestens ebenso gefährlich, wie der gemeinsame Weg zur Visurgisgabelung.

  • Alpina atmete tief durch. Wieder versuchte jemand, sie von ihrem Weg abzuhalten. Doch ihre Entscheidung war gefallen. Schon lange zuvor. Sie sah dem Germanen fest in die Augen.


    "Ich habe kein warmes Heim mehr und angenehmer und sicherer war es dort, wo ich mich zuhause fühlen wollte, auch nicht mehr für mich. Glaube mir, meine Entscheidung ist unumstößlich. Es gibt nur noch einen Weg für mich und wenn es mein letzter Weg ist - ich muss dorthin. Sollte ich keinen Begleiter finden, werde ich alleine gehen. Wenn du dir aber etwas dazuverdienen möchtest und mir glaubhaft versichern kannst, dass du mich zumindestens einen Teil der Wegstrecke mitnehmen kannst, dann sag es. Ist dir die Sache aber zu heikel - nun gut... dann eben nicht..."


    Sie zog den Runenanhänger unter der Tunika hervor und hielt ihn fest.


    "Die Götter entscheiden, ob ich dort ankommen soll oder den Weg ins Schattenreich antrete oder wie sagt ihr Germanen? Dann wird die Göttin Hel sich meiner annehmen... es spielt keine Rolle..."

  • Nach seiner Warnung hatte er sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und wartete ab, was die junge Frau antworten würde. Ihrem festen Blick wiederum hielt er hielt der seine problemlos stand. Wie oft hatte er schon solche Blickduelle geführt und wie oft hatte er sie gewonnen. Grade als Händler sorgten sie regelmäßig dafür, dass er die Verhandlungen gewann. Als das Mädchen dann jedoch einen Runenanhänger mit dem Naudhiz aus ihrer Tunika zog, richtete sich der Händler auf, sein Blick wurde ernst und er winkte seinen Begleiter heran.


    Du hast Glück. Mein Weg führt mich ohnehin zum Visurgis, genauer in die Siedlung Chassella. Das hier ist Hrothgar und mein Name ist Othmar. Du kannst uns soweit begleiten, wie es für dich notwendig ist. Unterkunft und Verpflegung wirst du jeweils selbst bezahlen in den meisten Siedlungen auf dem Weg gibt es - sagen wir annehmbare - Unterkünfte, deren Besitzer uns kennen. Für unsere Begleitung wird zudem ein weiterer kleiner Betrag fällig werden.


    Erneut blickte er auf den Anhänger, schluckte und lehrte dann seinen Becher.


    Wie viel ist für dich machbar?

  • Alpina trank nun auch einen Schluck. Sie schien den Germanen überzeugt zu haben, dass sie nicht gleich wieder umkehren würde. Er nannte eine germanische Siedlung, die Alpina nicht kannte. Doch war das ein Wunder? Sie war nie dort gewesen...
    Othmar erklärte ihr die Modalitäten. Alpina nickte. Dann kam die Frage nach seiner Bezahlung. Sie überschlug im Kopf ihre Ersparnisse und die Kosten für die Unterkünfte. Sollte sie damit rechnen, dass sie wieder zurückreisen würde? Wollte sie je wieder zurück nach Mogontiacum? Im Augenblick war es unvorstellbar für sie. Auch wenn es schmerzte, weil sie gute Freunde zurückgelassen hatte...


    "Sind 50 Sesterzen ausreichend?", fragte sie unsicher. Dann schob sie noch ihren Namen hinterher. "Ich heiße übrigens Alpina und bin Hebamme..."

  • Immer noch blickte Othmar der jungen Frau fest in die Augen. Irgendwas musste ihr widerfahren sein, dass sie nun zu dieser Reise antrat, die sie unter Umständen direkt zu Hel bringen könnte... Das war aber nicht Othmars Problem, sie machte ihm ein gutes finanzielles Angebot, und wer war er, dass er das ablehnen würde. Daher schaute er zu Hrothgar, der nur nickte und reicht Alpina dann die Hand.


    Abgemacht.


    Dann lehnte er sich wieder zurück in seinen Stuhl und dachte an die Rune, die sie an einer Kette trug.


    Hebamme, also, hä... Kennst du dich auch mit Kräutern aus?


    Wenn er jemanden dabei hatte, könnte er Wolfhart auch direkt wieder von dieser Kräuterfrau mitnehmen, anstatt ihn weiter dort zurückzulassen. Das wäre ihm deutlich lieber und sicherer, wenn der Hüne wieder mit ihnen reisen würde.


    Wir auch immer: Wir brechen morgen in aller Frühe auf, damit wir bald den Limes erreichen.


    stellte er dann noch den morgigen Aufbruch da. Wenn Alpina jetzt noch Fragen hatte, sollte sie sie jetzt stellen, denn aber morgen gäbe es dann keine Möglichkeit mehr, über irgendwelche Planungen zu sprechen.

  • Alpina nahm die dargebotene Hand und drückte sie. Sie nickte auch dem wortkargen Hrothgar zu. Othmar fragte nach Kräuterkenntnissen.


    "Ich kenne mich soweit ganz gut mit Kräutern aus. Sowohl mit den essbaren, die jetzt so langsam aus dem Schoß von Tellus Mater sprießen, als auch mit denen zur medizinischen Verwendung. In Mogontiacum..." sie hielt inne. Eigentlich wollte sie nicht so viel von sich preis geben. "...habe ich mein Wissen bereits genutzt, um meinen Lebensunterhalt damit zu verdienen..."
    Und dabei sich selbst und den armen Corvinus ins Unglück gestürzt...
    "Wie auch immer... wenn ich helfen kann, tu ich das gerne."


    Dann kam Othmar auf den Beginn der gemeinsamen Reise zu sprechen. Sie nickte auf seine Ankündigung, früh aufzubrechen.
    "Ich habe mir hier eine Kammer genommen. Dann warte ich am besten zur ersten Stunde hier auf euch, oder?"

  • Morgen zur ersten Stunde.


    antwortete Othmar nur auf die Antworten Alpinas zu ihren Kräuterkenntnissen und zur Bereitschaft zum morgigen Aufbruch. Aus seiner Sicht hatte er ein gutes Geschäft gemacht und konnte der jungen Frau auch helfen, zumindest etwas sicherer durch das freie Germanien zu reisen. In der Hoffnung, dass ihm das der große Wanderer und seine Frau Frigg danken würden. Denn immerhin tat er hier auch eine gute Tag (die er sich freilich auch gut bezahlen ließ, aber dennoch: er hätte ja auch mehr verlangen können).


    Gut, gut, Mädchen.


    sagte er dann, als keine weiteren Fragen der jungen Frau mehr folgten, erhob sich von seinem Platz und blickte ihr nochmal ernst ins Gesicht. Er hatte zwar immer noch keine Ahnung, was diese junge Frau in ein Konfliktgebiet führte, doch ihr fester Wille gemeinsam mit der Schicksalsrune an der Halskette, machten klar, dass es irgendwas heftiges gewesen sein muss. Wer weiß, dachte der Händler, vielleicht würde die Sprache noch darauf kommen, schließlich konnte die Reise durchaus mehrere Monate dauern.


    Bis morgen.


    Mit diesen Worten kehrte er zurück zum Tresen, wo bereits ein gut gefüllter Teller mit Brot und Gemüse auf ihn wartete. Er musste die gute Küche hier bei den Römern noch genießen, solange er konnte. In Germanien würde er kaum so gut essen können.

  • Alpina hatte schlecht geschlafen, war von Alpträumen und Sorgen geplagt ständig wach geworden und hatte somit keine Schwierigkeiten, zur ersten Stunde fertig zu sein. Eigentlich hatte dieser Othmar einen guten Eindruck auf sie gemacht. Er hatte sich bei ihrem Gespräch auf die notwendigsten Dinge beschränkt. Seine ruhige Art flößte ihr Vertrauen ein. Sie erinnerte ein wenig an Curio...


    In der Schankstube ließ sie sich einen Becher warme Milch geben und bat darum, ein Brot und ein wenig von dem frischen, cremigen Käse, den sie am Vorabend zum Abendessen gehabt hatte, mitnehen zu dürfen. Natürlich bezahlte sie dafür. Sie hoffte auf dem Weg einiges an frischen Kräutern zu finden, um eine kleine Mittagsbrotzeit für sich und die Begleiter zaubern zu können.


    Als die Männer die Stube betraten, sprang sie sogleich auf. "Ich bin fertig", sagte sie und hob ihre Rückentrage hoch.

  • Als Othmar und Hrothgar gemeinsam die Wirtsstube betraten, war noch nicht viel dort los. Lediglich der Wirt Brangus und die junge Frau, die sie ins freie Germanien begleiten würde, saßen bereits dort. Alpina wollte offenbar sofort los, denn fast schon übermotiviert meldete sie sich anwesend und schulterte ihre Rücktrage.


    Hm...


    grunzte der Händler nur auf diese Information. Der Morgen war definitiv nicht seine Zeit. Außerdem wurde er nicht jünger und das frühe Aufstehen machte ihm von Jahr zu Jahr mehr zu schaffen. Die beiden Germanen füllten nun, erstmal ohne die junge Frau eines weiteren Wortes zu würdigen, ihre Trinkschläuche auf. Der Tag würde lang werden, denn bis zum nächsten Limeskastell wollten sie es auf jeden Fall schaffen. Mit einem freundlichen Nicken verabschiedeten sich die beiden dann, Othmar gab Alpina mit einem mehr oder weniger freundlichen und deutlich belegten


    Komm...


    zu verstehen, dass es nun losginge und verließen dann die Mansio. Ihr Eselskarren stand vor dem Gebäude. Er war fast leer, nur noch zwei Pelze lagen darauf, die die Geldbeutel verdeckten, die darunter lagen. Hrothgar machte sich daran, den Wagen vorzubereiten, und trieb die Esel an, den Weg nach Norden zu beginnen. Generell wurde morgens bei den Germanen nur wenig gesprochen.

  • Alpina stellte schnell fest, dass die beiden germanischen Händler morgens nicht allzu gesprächig waren. Nun, ihr war es recht. Umso weniger unangenehme Fragen würden sie stellen. Sie wartete also bis Othmar das Kommando zum Aufbruch gab. Alpina warf sich Runas Fellumhang über und trat hinter den beiden Männern aus der Mansio.


    Ihr Blick fiel auf den Eselskarren. Alpina liebte Tiere. Ihre Großeltern in Raetia hatten einen kleinen Hof besessen. Esel hatten sie zwar nicht gehabt, aber zwei robuste Pferde, jede Menge Hühner und einen Hofhund.
    Sie begrüßte deshalb auch gleich die beiden Grautiere, streichelte ihre weiche Nase und zauste ihre wuscheligen Ohren.


    "Wie heißen die beiden, Othmar?", fragte sie.


    Hrothgar schien für Alpinas Tierliebe nicht allzuviel übrig zu haben. Er nahm das linke Tier am Halfter und trieb es an. Erstaunlich brav setzten sich die beiden Esel in Gang.
    Alpina musterte das schweigsame Duo und ergab sich. Nach kurzer Zeit hatte sie sich an das gleichmäßige Tempo gewöhnt. Sie genoss die meditative Stille und den Rhythmus der klappernden Hufe. Ihr Blick schweifte in die Ferne oder suchte den Boden rechts und links der Straße nach den ersten Frühlingskräutern ab. Da sie die beiden aber nicht aufhalten wollte, nahm sie sich vor mit dem Sammeln erst zu beginnen, wenn sie eine Pause machten.

  • Gegen Mittag machten sie eine Pause, tränkten die Esel an einem Bach und ließen sie grasen. In kurzer Zeit hatte Alpina aus dem Bach einige Blätter Brunnenkresse und aus dem Lohwald daneben Bärlauch, Knoblauchrauke, Scharbockskraut und Girsch gepflückt. Mit wenigen Handgriffen zerkleinerte sie die Blätter und mengte sie unter den Frischkäse. Dann nahm sie auch das Brot aus ihrer Rückentrage und brach es auf. Sie verteilte schweigend die Stücke an ihre Begleiter und stellte den Napf mit dem Kräuterkäse für alle erreichbar in die Mitte.


    Während sie die ersten Kräuter des Jahes genoss, fragte sie die beiden Männer:
    "Habt ihr Familie, Othmar und Hrothgar?"

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