Ein (be-/ent)scheiden(d)es Opfer ...

  • Heute war der Festtag der Göttin Fortuna! Sie war Prisca´s Lieblingsgöttin und deshalb war es für sie selbstverständlich, der Göttin an diesem Ehrentag ein Opfer darzubringen. Und zwar im Tempel am Forum Boarium, wo üblicherweise die adeligen Matronen zum Wohl ihrer Kinder und Schwestern beteten. Nun hatte Prisca leider weder Kinder noch Schwestern, doch das hielt sie nicht davon ab an jenem Festtag der Göttin des Schicksals zu huldigen, in der Hoffnung damit ihrem innigsten Wunsch nach einem eigenen Kinde endlich Vorschub leisten zu können.


    Zumal der Zeitpunkt zweifelsohne günstig gewählt war, nachdem Prisca unvermutet einen neuen Ehemann gefunden hatte. Lediglich gepaart mit der Ungewissheit, der sich gleichzeitig (aus dieser Verbindung) ergebenden Gelegenheiten, bezüglich der Zeugung eben jenes gemeinsamem Kindes.


    Denn eigentlich frönte ihr Zukünftiger lieber der gleichgeschlechtlichen Liebe und so würde er sich wohl kaum - trotz aller inspirativenLockungen mittels ihrer weiblichen Reize - regelmäßig zu ihr hingezogen fühlen und sich gar paarungsbereit zeigen wollen. Oder würde er am Ende doch wollen, wenn ich ihn verführen würde? Dem Zufall dürfte hier allerdings nichts überlassen werden, sodass Prisca alles daran setzen müsste, um endlich schwanger zu werden und für dieses Unterfangen würde sie primär ihren Ehegatten benötigen, sofern sie ihm nicht einfach ein Kuckucksei würde unterschieben wollen.


    Würde ..wollen ...werden …hätte ... könnte … müsste ich, ...verdammt nochmal!! …


    "Oh Fortuna, ich bitte dich demütig …" ..Arrrrghh, was heißt hier demütig? Hab ich dich nicht schon dutzend ...nein, hunderte Male darum gebeten, "dass du meinen Leib endlich mit der Frucht eines Kindes segnen mögest! Bitte, Fortuna! Du, als die höchste aller Göttinnen, die ich verehre wie keine Andere und der ich auf ewig dienen willl. In aller Demut und in tiefster Dankbarkeit, das schwöre ich auf Jupiters Stein"


    ...zusammen mit diesen Worten, legte Prisca das Füllhorn (mehr ein Bukett aus erlesensten Speisen und wertvollsten Gaben) auf der Stufe, vor der Statue der Göttin Fortuna nieder, vor der sie sich gleichzeitig auf den Knien niederließ, um somit ihre absolute Demut und Ergebenheit zum Ausdruck zu bringen: "Bitte, Fortuna, Göttin des Schicksals, gewähr mir diesen einen Wunsch und mache, dass mein neuer Ehemann sich zu mir hingezogen fühlt. … Lass seinen Samen in mir gedeihen, auf das ich ihm einen gesunden Sohn schenken werde. Um nichts weiter will ich dich jemals mehr bitten, Vielmehr will ich dir fortan - an jedem deiner Ehrentage - ein opulentes Opfer darbringen" ... und wie zum Zeichen ihrer ehrlich gemeinten Worte, beugte sich Prisca vor und streckte sich bäuchlings auf dem kalten Mamorboden aus, um ihrer Göttin die allergrößte Hochachtung entgegen zu bringen, die eine Patrizierin wohl bereit wäre, indem sie sich buchstäblich vor ihrer Angebetenden in den Staub warf.


    "Oh Fortuna, Göttin des Schicksals, Lenkerin aller Wünsche und Flüche, bitte erhöre mein Flehen und nimm mein Opfer wohlwollend an … ,wiederholte Prisca zum x-ten Mal ihren Wunsch und unterstrich selbigen mit einem Kuss, den sie auf die Stufen "ihrer Göttin" hauchte. Denn die Hoffnung starb (bekanntlich) zuletzt und somit auch ihr letzter Funke Ehrgefühl, den ignorierend sie sich hier in aller Öffentlichkeit, auf den Knien bittend wieder fand..und wenn nicht. Dann eben nicht! ICH werde schon Mittel und Wege finden um ein Kind zu bekommen, ICH, Aurelia Prisca, … so wahr ICH hier auf meinen Knien harre, schickte Prisca einen sehr leise gedachten Zusatz nach, der bestenfalls ihrer menschlichen Schwäche geschuldet war und weniger ihrer religiösen Verbundenheit ....

  • Tja, mitunter war es eben Glücksache, ein Zeichen von der Glücksgöttin zu erhalten und heute schien es das Schicksal (mal wieder) nicht gut mit ihr zu meinen. So sehr Prisca auch allen Geräuschen der Umgebung lauschte und ihre Augen suchend umher schweiften, sie vermochte einfach kein ein-, zwei- oder ihretwegen auch mehrdeutiges Zeichen wahr zu nehmen. Dabei war an den Opfergaben nun wirklich nichts auszusetzen! Davon war Prisca jedenfalls überzeugt, als sie das Füllhorn gedankenverloren betrachtete.


    Wie lange kniete sie nun schon hier, wartend auf ein Zeichen? Ene gefühlte Ewigkeit! Und Minute um Minute verstrich ohne, dass etwas geschah. Nicht mal das leiseste Zwitschern eines Vogels, oder ein spürbarer Luftzug ... Nichts! Oder ist das etwa DAS Zeichen? ...Eben, dass absolut nichts geschieht?, überlegte Prisca während sie ungeduldig auf den Knien herum rutschte. Wahrscheinlich hole ich mir auf dem kalten Boden eher den Tod als, dass ich irgendwann Gewissheit haben werde, ob ich jemals schwanger werde ... Genervt schnaubte Prisca durch die Nase. Am liebste wäre sie einfach aufgestanden und gegangen, doch vielleicht war gerade das ihre Prüfung, welche Fortuna für sie ausgesucht hatte und sie müsste nur noch ein wenig länger ausharren, um der Göttin zu gefallen ... Welcher Mensch auf Erden wusste schließlich, was genau den Göttern gefiel und so musste man eben interpretieren und so lange herum probieren, bis man glaubte ene Antwort von oben erhalten zu haben.


    "Fortuna, schönste, klügste und anbetungswürdigste Göttin aller Göttinnen, wenn du mir meinen innigsten Wunsch erfüllst, dann ... dann werde ich dir zu Ehren ein Spektakel veranstalten lassen, von dem die Menschen noch in tausend Jahren sprechen werden", gab Prisca voller Überzeugung ein weiteres Versprechen ab, welches - ihrer Überzeugung nach - selbstverständlich in jeder Hinsicht ein Superlativ werden würde ...

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