[Triclinium] Kampf der Giganten - Oder: Viel, viel Überzeugungsarbeit

  • Acanthos!


    hallte Curios Stimme durch die Casa, als er dort angekommen und direkten Schrittes ins Atrium gegangen war. Direkt nach der bedeutungsvollen Salutatio bei seinem Patron, in der ihm dieser nicht weniger als die Hand seiner einzigen Tochter angeboten hatte, war er nach Hause geeilt und hatte sich währenddessen einen Schlachtplan für das kommende Gespräch zurechtgelegt. Er wusste dabei sehr gut, dass er es mit einem taktisch geschulten ehemaligen Primus Pilus und seiner Frau, einer erfahren Taktikfüchsin bei innerfamiliären Angelegenheiten, zu tun hatte, die ihn an einem normalen Tag locker in die Innentaschen ihrer Tuniken stecken könnten.


    Heute allerdings war kein normaler Tag. Heute ging es um seine Zukunft an der Seite der Frau, die er liebte, mit der er zusammensein wollte und zu der es keine Alternative gab. Keine Valeria, keine Orfia und überhaupt keine sonstige Kandidatin, die auf der Liste seiner Mutter stand, würde in dieses Haus einziehen, das ihm (und seinem Bruder) gehörte und in dem er (und sein Bruder) das sagen hatte. Das sichtbare Symbol dafür war der große Esstisch im Triclinium. Dort stellen sie ihre Füße drunter und wem der Tisch gehörte, nämlich ihm (und seinem Bruder), der hatte das Sagen. Genau das hatte ihm sein Vater doch in geschlagenen 16 Jahren in Noviomagus Tag für Tag klarmachen wollen. Gut, der junge Helvetier hatte sich nicht immer daran gehalten, aber die Regel stand und wenn sein Vater sie jetzt missachten würde, hätte sie für alle Ewigkeiten ihre Bedeutung verloren.


    Wenige Augenblicke nach dem Ruf, den der Macedone bislang noch nie gehört hatte und daher, gleich alarmiert, mit riesigen Schritten ins Atrium geeilt war, blickte Curio fragen an.


    Ja, Helvetius?


    schob er gleich auch die Frage nach, auf die Curio, direkt an ihm vorbeirauschend, mit einem kurzen


    Mitkommen.


    antwortete. Der Sklave zuckte die Schultern und folgte Curio ins Triclinium. Dort war Curio bereits damit beschäftigt, den großen Esstisch längs in die Mitte des Raums zu stellen. Ohne eine weitere Anordnung half er seinem Herrn dabei und waf ihm danach einen weiteren fragenden Blick zu.


    Links ein Stuhl, rechts ein Stuhl, ungefähr vier Schritte vom Kopfende entfernt.


    Acanthos nickte und kam der Anordnung nach, während Curio selbst einen Stuhl an das Kopfende stellte. Schließlich blickte sich der junge Helvetier sein "Werk" an, das hoffentlich die erwünschte Wirkung nicht verfehlen würde und stützte sich auf den Stuhl am Kopfende ab.


    Bitte hol nun meine Eltern herbei, egal was sie grade tun. Wenn sie nicht wollen, sag, dass ich sie umgehend zu sehen wünsche.


    Acanthos zog eine Augenbraue hoch, da er Zweifel hatte, ob diese Attitüde sinnvoll war, zumal er nicht wusste, was hier überhaupt los war. Curio hingegen reagierte darauf nur mit einem Verdrehen seiner Augen.


    Wirds bald?!


    schob er mit genervter Stimme hinterher, doch fragte er sich, ob der Plan erfolgreich sein konnte, wenn schon sein eigener Sklave nicht auf ihn hörte. Als Acanthos dann aber, durch den ungewohnten Ton des jungen Helvetiers aufgescheucht, doch loszog, atmete Curio tief durch. Er wusste nicht, mit wie viel Widerstand er zu rechnen hatte. Doch gäbe es heute kein Zurückweichen. Den wenigen Tausend Griechen bei den Themopylen gleich würde er bis zum letzten Mann die Stellung halten und seine Position verteidigen. Komme, was wolle.

  • | Decria Timarcha


    kam noch vor ihrem Mann im Triclinium an. Sie war grade noch in der Küche gewesen und hatte dieser britischen Haushaltssklavin einige grundlegende Sachen nahegebracht, wie sie das Abendessen anzurichten habe. Als der Sklave ihres Sohnes dort eintrat und ihr die Worte ihres Sohnes übermittelte. Sie wirkte ungehalten, da sie gestört wurde, doch durch die harten Worte ihres jüngeres Sohnes neugierig gemacht, folgte sie ihnen. Dennoch war über ihrem Nasenrücken die kleine Zornesfalte zu erkennen, die immer dann erschien, wenn ihr irgendwas gaz und gar nicht passte. In diesem Fall war er der Ton des Sklaven, der sie förmlich ins Triclinium einbestellt hatte. Im Triclinium angekommen, fand sie aber ein überraschendes Bild vor. Offenbar hatte ihr Sohn den Tisch vorbereitet. Er selbst stand am Kopfende, an einen Stuhl gelehnt und hatte einen Blick aufgesetzt, der sie überraschte.


    Du wünschtest mich also zu sehen, Iullus?


    fragte sie, wobei der kleine Spott in ihrer Stimme kaum zu überhören war. Sie wusste nicht, worum es hier gleich gehen sollte, doch Haltung und Mimik ihres Sohnes verhießen Ärger. Warum auch immer.

  • [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/curvusg3oy3.jpg]| Lucius Helvetius Curvus


    erreichte das Triclinium nur wenige Momente später. Vom Gästezimmer aus, wo er sich für kurze Zeit hingelegt hatte, waren es ja auch nur wenige Schritte. Da Acanthos aber zuerst in der Küche gewesen war, war seine Frau etwas früher angekommen. Auch die Miene von Curvus sprach Bände. Gereizt zog er sein Gesicht zusammen, nachdem er sich die Szene angeschaut hatte.


    Was soll der Quatsch?


    brummte er, da er lieber noch etwas geschlafen hätte, anstatt sich hier nun in einem seltsam vorbereiteten Raum mit seinem Sohn auseinandersetzen müssen, der es bislang immer geschafft hatte, ihn zu provozieren. Ach, wenn der Junge doch einmal beweisen würde, dass er kein verweichlichter Schwächling war. Natürlich war die Chance allerdings an ihm vorbeigerauscht, als er sich gegen die Adler und für den Cultus Deorum entschieden und zu allem Überfluss darüber hinaus auch noch eine Politikerkarriere gestartet hatte.

  • Curio stand mit leicht erhöhtem Kinn und starrem Blick auf seinen Platz als in kurzen Abständen zuerst seine Mutter, die sich natürlich eine kleine Spitze nicht verkneifen konnte, und schließlich sein Vater, der mit seiner bekannt liebenswürdigen Art etwas ungehalten vor sich hin brummte. Beides ließ er aber unkommentiert und deutete auf die beiden freien Stühle.


    Setzt euch, bitte!


    war seine einzige Antwort und so wartete er, dass beide seiner Order nachkamen. Als sie es getan hatten, setzte sich Curio nun ebenfalls und erst jetzt fiel im Acanthos auf, der wohl auf leisen Sohlen kurz nach den beiden in den Raum gehuscht war, und unschlüssig am Vorhang stand. Curio verdrehte erneut die Augen, doch fiel ihm dann wieder ein, dass der arme Kerl ja auch keine Ahnung hatte, was hier ablief. Daher gab ihm Curio mit einer kurzen Kopfbewegun zu verstehen, dass er sich einen Stuhl nehmen und hinten an der Wand platznehmen sollte. Dabei traf es sich gut, dass dies das Bild des entschlossenen Hausherrn noch unterstreichen würde.


    Also...?


    versuchte seine Mutter die Kontrolle des Gesprächs an sich zu reißen, doch auch darauf ging Curio nicht ein. Stattdessen machte er eine bewusst längere Pause, die nur durch das ungehaltene Knurren seines Vaters untermalt wurde.


    Ich habe euch hergebeten...


    setzt Curio dann doch an, wurde aber sofort von seiner Mutter unterbrochen.


    Herbestellt...


    Es schien, dass die Zornesfalt über ihrem Nasenrücken etwas größer geworden war, doch ließ er sich auch davon nicht aus dem Rhytmus bringen.


    Ja, ja, wie auch immer. Wie ihr wisst war ich heute vormittag bei meinem Patron, Pontifex Duccius Verus. Bei dem Gespräch hat er mir angeboten, seine Tochter, Duccia Silvana, zu heiraten und ich habe mich entschieden sein Angebot anzunehmen.


    So, Fakten geschaffen, Reaktionen abwarten. Das war nun die Devise und so blickte er seine Eltern an und war gespannt auf deren Reaktionen.

  • Es entstand eine kurze Pause, in der Curio zu Beginn noch den zweifelnden Gesichtsausdruck seiner Mutter und die gerunzelte Stirn seines Vaters betrachtete, sich dann aber leicht zurücklehnte und abwartete was jetzt geschah. Als erstes fand seine Vater seine Sprache wieder.


    Eine Duccia... Hmmm... Sind das nicht Barbaren? Und was ist mit Valeria?


    Er hustete etwas und ließ seinen Blick auf seinem Sohn ruhen. In der Hand hielt er immer noch seine Vitis, auf die er sich immer stützte, und die nur allzu gern für Züchtigungen von renitenten Soldaten und Kindern genutzt wurde. Im Gegensatz zu seinem Bruder, hatte Curio aber nur eine kleinere Narbe am Nacken davongetragen, während Corvinus deutlich mehr hatte einstecken müssen. Allerdings hatte Curio keine Möglichkeit, darauf zu antworten, da auch schon wieder seine Mutter dazwischenging.


    Ja, was ist mit Valeria? Ich dachte, wir wären uns einig, dass sie diejenige welche sein soll. Wir haben ja auch schon Kontakt zu den Valeriern aufgenommen.


    Ungerührt blickte Curio auf die gegenüberliegende Wand und blickte dann zuerst seinen Vater an, wobei sein Blick auch auf der Faust an der Vitis hängen blieb, und schließlich zu seiner Mutter.


    Ich muss dich leider korrigieren, Mutter. Du hast dich für Valeria entschieden, ich habe mich dem gebeugt. Jetzt haben sich die Umstände geändert, Silvanas Vater stimmt der Ehe zu und nun habt ihr die Chance, euren Sohn an die einflussreichste Familie der Region zu verheiraten. Und nein, Vater, sie sind keine Barbaren, sie sind romanisierte Germanen, die mittlerweile in zweiter und dritter Generation das Bürgerrecht besitzen und unter anderem einen ehemaligen Konsul, einen Provinzprocurator und einen der Pontifices von Mogontiacum stellen. Letzterer wird sogar auf kurz oder lang Flamen Divi Augusti der Provinz werden.


    Soviel dazu. Sein Vater jedenfalls schien erstaunlich indifferent zu sein, doch was hatte sich Curio auch erwartet. Die Entscheidung traf wahrscheinlich eh seine Mutter, zumal er kaum in der Lage war, von sich aus die Vor- und Nachteile von weiblichen Partien abzuschätzen. Das mochte auch daran liegen, dass es in der Legion nunmal keine weiblichen Legionäre gab... Seine Mutter aber wirkte noch nicht so wirklich begeistert.

  • Timarcha richtete sich nun komplett im Stuhl auf. Die Zornesfalte über ihrem Nasenrücken hatte sich so stark ausgeprägt, wie es Curio bei seiner Mutter noch nicht gesehen hatte und als wäre das nicht genug, begann sein Vater nun damit, mit seinen Fingern auf den Knauf seiner Vitis zu trommeln. Der junge Helvetier wusste, jetzt würde seine Mutter mit einer riesigen Aktion zuschlagen und versuchen ihren Mann auf ihre Seite zu bringen, damit dieser seine bislang eher passive Position aufzugeben und auch von sich aus in die Schlacht einzusteigen.


    Jetzt aber mal ganz langsam, junger Mann. Wir haben intensiv darüber gesprochen: Die Valeria ist eine tolle Partie, sie sichert uns Einfluss nach Agrippinensium und Germania Inferior, eine Mitgift, die sich gewaschen hat, lebt aber bislang nicht in solch einem Saus und Braus, dass ihre Heirat mit dir ein Abstieg wäre. Bei der Duccia ist das komplett anders. Ich bin an der Villa Duccia vorbeigekommen, als ich hergereist bin, Iullus, und dein Vater hat sie bestimmt auch gesehen, nicht wahr, Lucius? Es ist ein Abstieg, sie muss sich an einen kleineren Lebensstil gewöhnen, denn du wirst ihren jetzigen kaum aufrecht erhalten können. Was glaubst du denn, wie lange sie das mitmacht, wenn deine ohnhin nur geringen Geldreserven zur Neige gehen? Und überhaupt, warum der plötzliche Gesinnungswandel? Wer weiß, vielleicht hat sie sich ja bereits mit jemand anderem vergnügt, der nichts von ihr wissen will und du musst jetzt als Rettungsanker herhalten...


    Mehr und mehr hatte sich Timarcha in ihre Rede reingesteigert, doch jetzt wurde es Curio zuviel. Er schlug mit der Faust auf seinen (und seines Bruders) Tisch und blickte seine Mutter aufgebracht an.


    Mutter! Es reicht. Es gab und gibt niemand anderen! Punktum. Und darüber diskutiere ich nicht! Hast du mich verstanden?


    Timarchas Blick verfinsterte sich noch mehr.


    Wie sprichst du mit deiner Mutter! Die dich geboren, gefüttert und gewickelt hat! Die dich von kleinauf großgezogen und immer unterstützt hat. Offenbar vernebelt dir dieses kleine Germanenmädchen komplett den Verstand und du vergisst, auf wen es wirklich ankommt! Lucius, das kannst du doch nicht zulassen, dass dein Sohn so mit mir spricht! Sag ihm, dass er die Valeria heiraten soll! Zum Wohl der Familie!


    Ihre Stimme hatte nun jenen mütterlichen Pathos angenommen, der immer dann folgt, wenn sie ihren Söhnen den finalen Stoß versetzen wollte. Und tatsächlich rührte sich etwas in Curio, dieser kleine Ruf nach Loyalität der Familie gegenüber, doch er war loyal, verdammt nochmal, und er wäre nicht illoyal, wenn er Silvana heiraten würde. Ganz im Gegenteil sogar.


    Das kleine Germanenmädchen hat auch einen Namen, Mutter. Ich wäre dir verbunden, wenn du sie mit Duccia, Silvana oder, wenn du willst, mit Runa ansprechen würdest. Und ich möchte dich noch an etwas erinnern, Mutter. Du hast sie ja schon kennengelernt und da schien sich deine Kritik noch in Grenzen zu halten. Ich kann dich auch gerne noch an dein Versprechen erinnern, dass du dich der Hochzeit nicht in den Weg stellen wirst, wenn ihr Vater zustimmt. Nun... Er hat zugestimmt, nun bist du am Zug.


    So, wirken lassen, der Blick zum Vater. Hatte er es geschafft, den Keil zwischen die beiden Armeen zu treiben? Ihr Versprechen stand und wahrscheinlich hat sie dies auch nur so deutlich gesagt, weil sie nie davon ausgegangen wäre, dass der Duccius dieser Ehe zustimmen würde. Der abendliche Besuch des Patrons und dessen Wutausbruch hatten sie zuerst in ihrer Ansicht bestätigt. Jetzt aber war die Zustimmung plötzlich da. Und dennoch, es ging hier schon längst nicht mehr um Kandidatinnen, es ging um ihre innerfamiliäre Autorität, und die war nun endgültig angekratzt. Sie rückte nun auf ihrem Stuhl komplett zurück an die Lehne und versuchte es nochmal mit einem letzten Manöver.


    Du hast mir immer noch nicht erklärt, woher der plötzliche Meinungsumschwung kommt?

  • Curio wusste, dass dieser Punkt kommen würde, und er wusste ebenso, dass das ein Knackpunkt war, der seinen Plan, zwischen Mutter und Vater einen Keil zu treiben und seinen Vater wenigstens in eine passive Rolle zu drängen, damit er sich nur mit den Einheiten seiner Mutter beschäftigen musste, zunichte machen konnte. Denn auch wenn sein Vater die römischen Götter respektierte, war er doch Anhänger des Mithras. Und zu allem Überfluss war Curios Entscheidung für die römischen Götter und den Cultus Deorum doch überhaupt erst ein Streitpunkt gewesen, warum er von zu Hause weggeschickt worden war. Dennoch musste er es so ansprechen, wie es nunmal war: Die Ehe von ihm und Silvana war gottgewollt, das hatte auch Verus verstanden und jetzt musste es nur noch seine Mutter verstehen.


    Du weißt, dass Silvanas Vater, der ja auch mein Patron ist, ebenfalls im Cultus Deorum arbeitet, wie auch seine Tochter. Nun habe ich, als ich von den Verheiratungsplänen des Duccius erfuhr, ein Gelübde an Venus geleistet, bei dem ich darum bat uns beizustehen und unsere Hochzeit zu ermöglichen. Nun entschied die Göttin, sich auf unsere Seite zu stellen und uns zu unterstützen und schickte dafür sowohl mir, als auch Silvanas Vater unmissverständliche Zeichen. Mir hinterließen ihre Tauben zwei Federn, eine davon hast du bereits in meinem Zimmer gesehen, Mutter, und ebenjene Tauben gabe auch meinem Patron Zeichen, dass die Ehe von Seiten der Venus gewünscht ist.


    Er atmete einmal tief durch und fuhr dann fort.


    Diese Hochzeit ist von höchster Stelle gewünscht. Und ich bitte dich von ganzen Herzen, Mutter, ignoriere diesen Willen nicht!


    Timarcha hatte interessiert zugehört und da sie, im Gegensatz zu ihrem Mann, den römischen Göttern treu war und bleiben wollte, wurden ihre Augen immer größer. Ein Gelübde an die Venus und sie hatte es nicht nur gehört, sondern erfüllte auch ihren Teil dazu. Sie wusste, dass ihr Junge irgendwann einen Draht zu den Göttern aufbauen würde, aber dass es grade bei diesem Thema sein sollte, das überraschte sie dann doch.


    Der Wille der Venus...


    wiederholte sie nachdenklich. Vor der Göttin der Liebe zerbrach, das musste sich die Decria eingestehen, auch ihre Autorität. Kurz wanderte ihr Blick zu ihrem Mann, der die Mundwinkel mit einem Ausdruck unverhohlener Abschätzigkeit hinuntergezogen hatte und die Augen etwas zusammenkniff, um seine Frau besser sehen zu können. Einige Momente blieb ihr Blick auf dem Gesicht ihres Mannes haften. Bis jetzt hatte er noch indifferent gewirkt, hatte sich aus der Diskussion weitgehend rausgehalten. Nun aber war er gefordert, denn Timarcha erhob die Schultern und seufzte konsterniert.


    Ich werde mich nicht gegen die Göttin der Liebe stellen, Lucius. Wenn du also keine Einwände hast...?


    Und schon war die ganze Verantwortung dafür auf den alten Primus Pilus abgewälzt.

  • Immer noch die Augen leicht zusammengekniffen saß Curvus auf seinem Platz, trommelte mit seinen Fingern auf dem Knauf seiner Vitis und verfolgte die Diskussion seiner beiden Familienmitglieden. Lange war er auf der Seite seiner Frau gewesen. Er schätzte den Valerius sehr und hielt dessen Tochter vor allem finanziell für eine hervorragende Partie. Spätestens als sein Sohn aber erwähnte, dass seine Frau bereits einmal ihr Placet gegeben hatte, wankte diese Überzeugung. Vor allem dass sie diese Duccia bereits kennengelernt hatte, gab hierbei den Ausschlag. Denn wenn alle Voraussetzungen erfüllt waren und seine Frau ihr Wort gegeben hatte, dann hatte sie sich daran auch zu halten. Mit einem laut vernehmlichen Knurren wandte er sich danach zu seinem Sohn und musste, zu seinem Leidwesen, feststellen, dass der jetzt plötzlich von den römischen Göttern anfing und besonders von der Göttin der Liebe. In dem alten Primus Pilus stieg eine Ablehnung der gesamten Angelegenheit hoch, denn schließlich war es ja auch noch eine Barbarenfamilie, in die sein Sohn reinheiraten sollte, aber als der Widerstand seiner Frau schließlich brach, hatte er nur wenig Lust, sich in eine langandauernde Diskussion mit ihr zu stürzen, die er am Ende sowieso entweder verlor oder nur mit einem Machtwort gewinnen könnte. Erneut ertonte ein leieses Brummen, bevor er schließlich sein Urteil fällte. Sie fußte vor allem auf dem Familiennamen der Braut, der nicht nur Einfluss, sondern auch finanzielle Sicherheit für die beiden verhieß. Eine Duccia heiratete man schließlich nicht jeden Tag, zumal sie auch problemlos an Ritter oder Senatoren verheiratet werden könnten.


    Ich stimme zu.


    Das Urteil seines Vaters kam für Curio ebenso unvermittelt wie überraschend. Eigentlich war Curio davon ausgegangen, dass er die härtere Nuss wäre, doch hatte er sich dabei wohl getäuscht. Erleichtert atmete er durch, musste sich jetzt aber noch an ein paar unangenehme Themen wagen, bevor er für seinen Vater eine Einladung zu den Verlobungsverhandlungen abfertigen würde.


    Es gibt noch zwei Dinge, die ich mit euch besprechen muss.


    setzte er an und schluckte erstmal, da schon wieder das Knurren seines Vaters und ein leichtes Seufzen seiner Mutter folgte. Beide wären wohl froh, wenn sie sich wieder den Tätigkeiten widmen könnten, von denen er sie weggeholt hatte.


    Erstens hat mir der duccische Pontifex zu verstehen gegeben, dass die Mitgift eher gering ausfallen wird. Da er aber mein Patron ist, werde ich ohnehin sowohl finanziell, als auch gesellschaftlich unterstützt, auch nach der Hochzeit.


    Erneut stockte er. Es war aber auch nicht so einfach, seinen Eltern im Namen der Duccier vor die Schienbeine zu treten.


    Zweitens sind die Duccier noch stark ihren germanischen Wurzel verbunden, sodass wir davon ausgehen müssen, dass Teile der Hochzeit nach germanischem Ritus gefeiert werden müssen.


    Das war der zweite Knackpunkt der Diskussion. Denn so sehr die Duccier ihren germanischen Wurzeln anhingen, waren die Helvetier doch eingefleischte Römer und im Zweig des Lucius Cornutus auch in mittlerweile dritter Generation Legionssoldaten. Zwar nicht alle, doch der Geist der Adler hatte sie wohl alle in gewisser Weise geprägt. Daher war Curio angespannt, denn letztlich würden sie einen Teil der Hochzeit in vermeintlicher "Barbarenart" feiern.

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