[Cubiculum] Lucius Helvetius Corvinus et Susina Alpina

  • Das neu eingerichtete Cubiculum von Corvinus und Alpina wurde durch ein hochgelegenes Fenster, das zum Kräutergarten hinausblickte mit Tageslicht versorgt.
    Die Wände waren in einem sanften Cremeton gehalten, am Sockel und auf Kopfhöhe zog sich ein dunkelrotes Band um den ganzen Raum.


    Der Blickfang des Raumes war das große Bett aus dunklem Holz, das die Schreinerei des Eckwin gefertigt hatte. Das Kopfteil zierte eine hübsche Schnitzerei, die eine Bärenfamiile zeigte. Das Bett bot Platz für das Paar aber sicher auch für das ein oder andere zu erwartende Bärchen. Kissen und Decken ließen es gemütlich aussehen. Im Winter würden Schaffelle für zusätzliche Wärme sorgen.


    Am Fußende des Bettes hing, von einem Deckenbalken baumelnd, ein Weidenkörbchen, das mit bunten, weichen Decken ausgelegt war. Hier würde zukünftig der Sproß des Paares schlafen bis er oder sie groß genug war, ins eigene Zimmer zu ziehen.


    Neben dem Bett fanden zwei Kleidertruhen Platz, eine für Corvinus, der zudem über einen Ständer für seine Lorica verfügte und auf der anderen Seite eine für Alpina.
    Die Wickelutensilien und Kinderkleidung befand sich in einem Weidenkorb mit Deckel, nicht weit von der schaukelnden Wiege entfernt.


    Ein einfaches Tischchen, ebenfalls in dunklem Holz gehalten, diente als Waschtisch. Neben Waschschüssel und Krug befanden sich darauf die Utensilien die zum Rasieren und Kämmen notwendig waren, dazu ein verschlossenes Kästchen, das Alpinas Schmuck enthielt. Ein Handtuch lag auf dem kleinen Hocker, den man unter das Tischchen schieben konnte, um Platz zu sparen.


    Gleich neben der Tür stand ein weiterer Tisch mit zwei Stühlen, der als Schreibtisch dienen konnte. Auf ihm standen Wasserkrug und zwei Becher dazu die Schreibutensilien.


    Noch war der Raum zweckmäßig und bescheiden eingerichtet. Die Cremetöne und das dunkle Holz schufen eine angenehme Atmosphäre. Man hatte sich auf das Notwendigste beschränkt. Das konnte und sollte sich im Laufe der Zeit sicherlich noch ändern. Wenn sich das Haus erst mit Leben füllte.



    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



    So saß Alpina nun also im Cubiculum vor dem leeren Papyrus und versuchte zu formulieren, was sie schon so lange vor sich herschob. Der Brief an ihre Mutter musste geschrieben werden. Jetzt, wo es nur noch wenige Wochen bis zur Geburt ihres ersten Kindes waren. Sie tauchte die Feder in das Tintenfass und begann zu schreiben.


    Ad Susina Elvas
    Obsterix in der Casa Susina
    Augusta Vindelicum


    Meine liebe, gute Mama,


    lange hast du nichts mehr von mir gehört. Ich bin um einiges gereifter von meiner Reise nach Germania magna zurückgekehrt. Die weise Seherin Osrun hat mir Antworten auf meine Fragen geben können. Dazu hat sie mir eine Aufgabe übertragen, die mich mein kommendes Leben prägen wird. In wenigen Wochen werde ich zum ersten Mal Mutter.
    Der Vater des Kindes ist Decurio in der Legio II Germanica und heißt Lucius Helvetius Corvinus. Ja, er ist Soldat, genau wie Vater und natürlich kann er mich deshalb auch noch nicht zur Frau nehmen. Du weißt ja wie die Regeln sind. Aber er hat mich gebeten zu ihm und seinem Bruder in die neu geschafffene Casa Helvetia in den Cabanae Mogontiacums zu ziehen. Dort werden das Kind und ich leben und dort werde ich auch weiterhin meine Taberna Medica betreiben.


    Du musst dir keine Sorgen machen. Die Schwangerschaft lief hervorragend und es geht mir gut. So wie es aussieht wirst du in spätestens einem Mond erneut Großmutter sein. Diesmal ist es nicht Ilara, die dir einen Enkel schenkt, sondern ich bin es. Die Mutter meines Lebensgefährten ist sehr nett. Sie hat selbst vier Kinder zur Welt gebracht und wird mich bei der Geburt unterstützen. Natürlich hätte ich gerne auf deine Fähigkeiten zurückgegriffen, doch bist du einfach zu weit weg, um mir noch rechtzeitig zur Seite stehen zu können.


    Sobald das Kind auf der Welt ist, werde ich dir erneut einen Brief schicken. Ich verspreche es und vielleicht können wir uns ja dann auch bald wiedersehen. Jetzt wo ich diese Zeilen schreibe, wird mir erst bewusst, wie sehr ich dich und Ilara vermisse. Bitte grüße meine liebe Schwester und ihre Familie von mir.


    Die Götter mögen euch beschützen.


    Vale, Alpina

  • Im Moment standen alle Zeichen auf Hochzeit. Da er Alpina nicht in der Taberna Medica antraf, ging er davon aus, dass sie ebenfalls einige Hochzeitsvorbereitungen für sich traf. Nun stand er vor dem gemeinsamen Cubiculum von ihr und seinem Bruder und klopfte mit zwei dezenten Schlägen an die Tür.

  • Alpina mühte sich, den gekauften Stoff in ein passendes und repräsentales Gewand für die Hochzeit von Curio und Runa zu verwandeln. Als es an der Tür klopfte, legte sie das Nähzeug beiseite und erhob sich schwerfällig. Langsam wurde es beschwerlich.
    "Herrein!", rief sie und machte sich auf den Weg zur Tür, um den Besucher zu begrüßen.

  • Durch die Tür hörte er zuerst das laute herein und dan ein unterdrücktes Stöhnen, während sich Alpina aufrichtete. Curio öffnete derweil die Tür trat ins Zimmer und und schloss sie gleich wieder hinter sich. Erst jetzt bemerkte er, dass sich Alpina förmlich zur Tür quälte. Schnell trat er die paar Schritte durchs Zimmer auf sie zu und griff nach ihrem Arm, um sie direkt wieder zu ihrem Platz zu führen.


    Grüß dich Alpina. Ich hoffe, ich störe nicht?


    Sein Blick fiel auf das Nähzeug, mit dem sie offensichtlich an ihrem Kleid für die Hochzeitsfeier arbeitete, und den hübschen Stoff, den sie vor ein paar Tagen mit Lana auf dem Markt besorgt hatte. Da das Kleid wohl jetzt größer ausfallen musste, wurde auch mehr Stoff gebraucht und Curio hoffte nur, dass sich Alpina trotz ihres Schwangerschaftsbauchs bei der Hochzeit wohl fühlen würde.

  • "Nein, du störst nicht, Curio. Im Gegenteil. Ich bin keine geschickte Näherin und ich muss zugeben, dass es eindeutig eine ganze Menge Arbeiten gibt, die mir lieber sind, als Nähen..."


    Ihr Lächel wirkte gequält. Sie ließ sich wieder auf ihrem Stuhl nieder.
    "Was kann ich für dich tun? Du hast doch eine Bitte an mich, oder täusche ich mich?"

  • Curio brachte Alpina zu ihrem Bett, sorgte dafür, dass sie sich setzt und setzte sich dann selbst auf einen Stuhl. Dabei nahm er war, dass sie eher schlecht als recht genäht hatte und ganz offensichtlich auch keinen Spaß daran hatte.


    Frag doch mal Lana, ob sie dir hilft. Sie näht sehr gerne und hat auch die meisten ihrer Kleider selber genäht.


    bot er an. Soweit er wusste, hatte sich Lana bereits für ein Kleid entschieden, dass sie bei der Hochzeit tragen wollte und das nun durch ihre Mutter ein bisschen aufgehübscht wurde. Für Curio hingegen war die Auswahl sehr leicht, er würde eine Toga tragen, so wie ein Mann bei öffentlichen und feierlichen Ereignissen nunmal eine Toga trug.


    Allerdings mag das auch damit zusammenhängen, dass Mutter dazu neigt, sie in Säcke zu stecken, damit sie auch ja keinen Blick auf sich zieht.


    Er lächelte leicht, denn dass seine Mutter seine kleine Schwester wie ihren Augapfel beschirmte und am liebsten die ganze Zeit in ihr Zimmer sperren würde, wenn die kleine nicht so unglaublich stur wäre, sorgte bei den Brüdern immer dazu, ein Stoßgebet an Iuno - respektive Mithras - zu schicken, dass sie Jungs und keine Mädchen geworden waren.


    Aber tatsächlich habe ich eine Bitte an dich. Oder eher eine Bitte die Runa mir für dich mitgegeben hat.


    Er stockte kurz, denn Curio wusste, wie Alpina normalerweise auf eine solche Bitte reagierte, die jetzt gleich folgen würde.


    Sie, also wir bitten dich, dass du noch mehr auf dich achtest und dich schonst. Das Kind kann nun praktisch jeden Tag kommen... und naja, Runa sorgt sich um dich. Und so, wie Runa darauf hingewirkt hat, dass ich diese Bitte weiterleite, meint sie es wirklich ernst.


    In solchen Fällen hinterfragte Curio nicht mehr und er hoffte, dass auch Alpina mittlerweile gelernt hatte, solche Bitten Runas ernstzunehmen. Daher blickte er seine Schwägerin nun prüfend an, wie sie damit umgehen würde.

  • Wegen der Näharbeiten hatte Alpina schon an Lana gedacht und wollte sie auch um Hilfe bitten, da sie tatsächlich nicht allzuviel Freude daran hatte und doch den Umständen entsprechend gut aussehen wollte an diesem wichtigen Tag. Sie antwortete also.
    "Das mache ich, Curio. Gleich nachher. Versprochen!"


    Sie lächelte darüber, dass Timarcha ihre Tochter lieber in Säcke steckte. Zu verübeln war es ihr nicht. Lana war hübsch und im richtigen Alter, um langsam als Frau wahrgenommen zu werden. Mit Sicherheit wäre auch sie als Mutter eines Mädchens vorsichtig, dass das junge Ding keine unpassenden Blicke auf sich zog.
    Dann aber rückte Curio mit seiner Bitte raus - mit einer Bitte, die Runa an ihn herangetragen hatte. Alpina hob die Augenbrauen. Was dann folgte war das übliche Gewäsch von "Schon dich, du bist doch jetzt hochschwanger!" Alpina runzelte die Stirn. Sie ärgerte sich.


    "Curio, ich bin schwanger und nicht krank. Das haben vor mir schon Milliarden anderer Frauen hinter sich gebracht. Es ist ein wenig beschwerlich und ich hasse es so unförmig und langsam zu sein, aber wie du schon sagst, es kann täglich vorbei sein. Also bitte, zerbrecht ihr euch nicht den Kopf darüber. Je schneller dieses Kind nun zur Welt kommt, desto besser. Der einzig ungünstige Termin ist der eurer Hochzeit."


    Mit spöttischem Grinsen sah sie zu der Näharbeit hin. "Wobei mir das einiges ersparen würde..."

  • Curio saß jetzt hier, losgeschickt von seiner Verlobten, die mal wieder in vager Rätselhaftigkeit darauf bestanden hatte, dass er mit Alpina sprach, um sie dazu zu bringen, sich zu schonen, ohne zu wissen, warum sie diese Bitte ausgesprochen hatte. Er wusste mittlerweile zu gut, wie Alpina auf solche Bitten reagierte und ihre Worte waren genau das, was er eigentlich auch schon erwartet hatte. Konsterniert atmete er auf.


    Alpina, ich habe noch vor ein paar Tagen darum gebeten, dass du bei unserer Hochzeit ein paar Aufgaben und abends hier im Haus die Rolle der Gastgeberin zu übernehmen. Wenn Runa mir aber in diesem bestimmten Ton, den du auch kennst, das weiß ich, sagt, dass du dich schonen sollst, dann widerspreche ich nicht und ich bitte dich, das ebenfalls nicht zu tun.


    Sein Blick blieb Ernst und fixierte sie nachdrücklich.


    Es muss nichts schlimmes sein, aber es könnte.


    fügte er jedoch noch hinzu, denn letztlich wusste er ja auch nicht, was seine Verlobte gesehen hatte und was sie dazu gebracht hatte, diese Bitte zu formulieren.


    Ich will dir nicht vorschreiben, was du tust. Das steht mir nicht zu. Ich kann nur Bitten weitertragen und hoffen, dass du sie nicht komplett ignorierst.

  • Es war ja rührend zu sehen, wie sehr sich Curio Sorgen machte. Als er jedoch sagte, dass Runa die Warnung in einem bestimmten Ton ausgesprochen hatte, sah sie ihn ebenso ernsthaft an. Das Kind machte keine Anstalten sich zu drehen und die äußere Wendung würde sie auch erst nach der Hochzeit versuchen können, sonst wäre sie mit Sicherheit nicht Gastgeberin sondern in ihrer Kammer - tot oder lebendig. Und was die beiden mit Sicherheit nicht brauchen konnten war eine stöhnende und schreiende Kreissende oder ein Todesfall zu ihrer Hochzeit.


    Dass Runa ihn mit dieser Bitte geschickt hatte, bedeutete aber wohl, dass sie eine Vision gehabt hatte. Alpinas Herz schlug plötzlich bis zum Hals, sie bekam Angst. Jetzt, wo sie gerade so glücklich war, wo ihre Zukunft mit Corvinus, Curio und Runa als Wunschbild vor ihren Augen stand und schon beinahe Wirklichkeit war, konnte es auch schon wieder vorbei sein. Sie schluckte und antwortete dann mit belegter Stimme.


    "Es liegt nicht so sehr daran, ob ich mich schone oder nicht - es ist eine Entscheidung der Götter ob sie mir beistehen oder nicht. Curio, diese Geburt wird mit Sicherheit nicht einfach werden, das steht inzwischen fest, denn das Kind dreht sich nicht. Ich will selbst nicht, dass es am Tag der Hochzeit soweit ist und werde aus diesem Grund alles meiden, was eine vorzeitige Geburt nach sich ziehen würde, aber es liegt nicht in meiner Hand. Vielleicht solltest du zu den Göttern beten, du hast doch den direkten Draht. Dann bete auch gleich noch darum, dass dein Bruder nicht gleich wieder eine Frau verliert. Gerade wenn Runa ein solches Gesicht hatte, solltest du den Göttern opfern. Ich habe mein Opfer an Iuno bereits gebracht. Jetzt kann ich nur noch abwarten, ob sie die Fackel hebt oder senkt."


    Sie schwieg. Corvinus war schon lange nicht mehr aus dem Castellum gekommen. Seit die Lage im Barbaricum so unsicher war, musste er seine Reitereinheit auf Vordermann bringen. Sie hatte noch keine Gelegenheit gehabt ihm zu sagen, dass das Kind sich nicht gedreht hatte und die Geburt nicht einfach werden würde. Sie vermisste ihn unsäglich und nach Curios Warnung hatte sie noch mehr Angst, dass sie ihn womöglich gar nicht mehr wiedersehen würde. Ihre Hand ging zu dem Lunulaanhänger den er ihr geschenkt hatte, damit sie etwas hatte, das sie an ihn erinnern würde, wenn er weg war.

  • Dann stand es also fest: Der kleine sture Helvetier in ihrem Bauch weigerte sich beharrlich, seine Pflicht zu tun... Feigheit vor dem Feind würde das vermutlich der alte Primus Pilus nennen, wobei der Feind hier ja eher eine abstrakte Aufgabe war, die von dem kleinen Wesen in Alpinas Bauch konsequent ignoriert wurde. Curio merkte, dass sich Alpina vor der Geburt fürchtete und ihr Leben nun komplett in die Hände der Götter legte. Wenigstens hatte sie bereits Iuno geopfert, die das Ofer mit Sicherheit auch angenommen hatte. Warum auch nicht?


    Ich wollte dir nur bescheid sagen. Was du daraus machst, liegt einzig und allein bei dir. Jedenfalls werde ich dich nicht hier im Zimmer einschließen, auch wenn ich den Schlüssel dafür hätte.


    er zwinkerte ihr zu und schaute sich um. Leider hätte sie wohl selbst hier im Zimmer genug zu tun, um sich eben nicht zu schonen. Also wäre das ohnehin kontraproduktiv. Dann aber nahm er ihre Hand.


    Und was die Geburt angeht: Mutter wird da sein, Lana wird da sein und Runa wird bald auch da sein. Bei ihnen bist du in den besten Händen. Und danach wird Lucius schon auf sein Kind und seine Frau warten und ich gehe nicht davon aus, dass er dabei enttäuscht wird.


    Alpina hatte nun mehrfach gezeigt, dass sie trotz ihr tiefsitzenden Unsicherheiten eine starke Frau sein konnte. Sie würde die Geburt überleben und ein gesundes Kind zur Welt bringen. Alles andere wäre eine weitere, unnötige Bestrafung seines Bruders und seiner Frau, die schon viel zu viel hatte durchmachen müssen.

  • Tapfer nickte Alpina und erwiderte seinen Händedruck. In die Augen sehen konnte sie ihm dabei nicht, sonst wäre sie sicher in Tränen ausgebrochen. Als Schwangere hatte sie ohnehin noch näher am Wasser gebaut als sonst. Stattdessen wanderte ihr Blick zu dem angefangenen Kleid.
    "Dann wollen wir mal weitermachen mit unseren Vorbereitungen. Du mit deinen und ich mit meinen."


    Sie warf dem Stoff einen verächtlichen Blick zu. Dann nahm sie ihn auf.
    "Ich werde gleich mit dir gehen und Lana suchen."

  • Curio blickte Alpina einige Augenblicke an. Er hatte ja keine Ahnung, was Silvana gesehen hatte, aber das Alpina nun auch so ernst geworden war, machte ihm nur noch umso deutlich, dass es wirklich ernst sein musste. Dann nickte er stand auf, half auch Alpina beim aufstehen.


    Dann lass uns gehen.


    sagte er kurz und begleitete sie hinaus.

  • Nachdem sie das große Atrium verlassen hatten und die paar Schritte durch ihr eigenes kleines Atrium gemacht hatten stand Corvinus an der Schwelle zu ihrem gemeinsamen Cubiculum.


    "Bevor wir da reingehen und uns den angenehmen Sachen widmen...mehr oder weniger jedenfalls", er strich sich kurz über die geschwollene Wange und die struppigen Haare.
    "Will ich deine Frage beantworten. Du weißt ich lüge dich nicht gerne an und lasse lieber das ein oder andere weg was dich nur unnötig aufregt. Daher glaube mir das du dir...noch keine Sorgen machen musst. Der Exercitus Romas ist gewarnt und steht bereit. Die Truppen am Limes sind wachsam und die Legionen und Auxilia der Provinz gewarnt."
    Er hatte keine Ahnung wieviel Alpina mitbekommen hatte von den Anstrengungen im Castellum die Truppe hochzurüsten und voll einsatzbereit zu machen.
    "Ich glaube die Chatten rüsten...ich weiß nicht ob sie speziell uns angreifen wollen oder einfach nur verrückt geworden sind. Aber es rumort kräftig. Noch nie seitdem ich bei den Adlern bin hab ich sie so aufmüpfig erlebt. Eine verdammt große Menge an jungen zwar unerfahrenen aber wild entschlossenen Kriegern treibt sich rum. Ich und meine Männer haben Dutzende gesehen und etliche zur Strecke gebracht und man gewinnt den Eindruck das diese Verluste sie gar nicht stören. Ganz so als ob sie unendlich viele Krieger hätten. Was natürlich nicht sein kann. Mehr als ein paar hundert auf einen Fleck kann das wilde Land auf der anderen Seite des Limes gar nicht ernähren. Dazu sind die viel zu primitiv, haben keine richtige Landwirtschaft, Infrastruktur usw."


    Er sah Alpina an und versuchte ihr mit seiner Haltung und Blick das Gefühl zu bereiten das sie sich keine Sorgen machen brauche.

  • Er nahm sich an der Türschwelle die Zeit, ihr von den Aktivitäten der Chatten zu erzählen und so ernst und ehrlich wie er es tat, glaubte sie ihm alles, was er sagte. Es klang nicht gut aber auch nicht so, dass sie sich jetzt sofort Sorgen machen musste.
    "Nun gut, dann werde ich mir keine Sorgen wegen der Chatten machen. Dann ist meine einzige Sorge jetzt, wie ich dich wieder dazu bekomme, dass du bei der Hochzeit ordentlich zulangen kannst. Wirst du dich vertrauensvoll in meine Hände begeben?"


    Sie wartete seine Antwort nicht ab sondern öffnete die Tür und schob ihn ins Cubiculum.
    "Du kannst dich schon ein wenig frisch machen und ich hole inzwischen meine Instrumente und Medikamente."



    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



    Als sie wenig später das Cubiculum wieder betrat, hatte er sich bereits frisch gemacht und rasiert. Zufrieden stellte sie fest, dass er dem Corvinus, den sie kannte, langsam wieder ähnlich sah.
    Sie stellte ihren Korb mit den Medikamenten ab, entnahm ihm das Instrumentenetui und ein Kästchen mit Medikamenten. Sie hatte auch Wein und Essig mitgebracht. Den Essig benutzte sie zum desinfizieren, den Wein um das Myrrhenharz darin aufzulösen. Konzentriert machte sie sich an die Arbeit. Schließlich nahm sie eine spitze Pinzette aus dem Etui.


    Mit einem Lächeln nickte sie Corvinus zu.
    "So jetzt wird´s ernst. Damit es für dich halbwegs angenehm wird, bitte ich dich, leg dich auf den Rücken. Ich werde mich so hinsetzen, dass du deinen Kopf auf meinen Schoss betten kannst. Dann dürfte ich gut sehen und hoffentlich den Störenfried gleich beseitigen können."


    Sie setzte sich auf die Bettkannte und wartete bis er sich hingelegt und den Kopf auf ihren Schoss gelegt hatte. Mit einem zuckersüßen Lächeln bat sie ihn.
    "Mund auf, mein Bär."

  • "Aber natürlich", sagte er in ihren Rücken.


    In ihrer Abwesenheit legte er seine Kleidung ab und zog die Caligae aus. Diese und sein Cingulum stellte er relativ vorsichtig vor die Tür. Seine Tunika warf er irgendwo in die Ecke. Er würde das Teil wahrscheinlich nicht mehr oft tragen. Ganz sicher nicht mehr in den nächsten Tagen.
    So gut es ging wusch er sich und rasierte sich schnell. Gut das würde er vor der Hochzeit definitiv nochmal machen müssen oder machen lassen aber die gröbsten Stoppeln waren weg.


    Ohne zu zögern legte er sich hin und seinen Kopf in ihren Schoss. Der Aufforderung den Mund auf zu machen kam er allerdings nicht sofort nach. Er setzte sich sogar wieder kurz auf und sah sich um.
    "Hab ich eigentlich schon gesagt wie schön hier alles eingerichtet ist?"
    Man konnte fast den Eindruck gewinnen er wollte den Splitter gar nicht loswerden.

  • Gleich nachdem er sich hingelegt hatte, setzte er sich schon wieder auf. Irritiert sah Alpina ihn an.
    Er machte ihr ein Kompliment wie schön sie das Haus eingerichtet hatte? Warum denn das jetzt? Gab es nicht gerade Wichtigeres?
    Sie grinste ihn an und gab ihm einen kurzen Kuss.
    "Danke, ich hatte ja auch Zeit alles einzurichten. Die Schreinerei hat großartige Arbeit geleistet. Du kannst dir nachher alles in Ruhe ansehen. Aber jetzt lass mich meine Arbeit machen und versuche nicht nochmal mich abzulenken."


    Dann drückte sie ihn sanft auf ihren Schoss zurück. Diesmal widerstand er der Aufforderung nicht und öffnete den Mund. Alpina beugte sich über ihn. Trotz des dürftigen Lichts konnte sie die entzündete Stelle schnell ausmachen. Vorsichtig suchte sie mit dem Finger den Kiefer ab. Sie fand den Fremdkörper und zückte die Pinzette. Mit zwei Versuchen war der Holzspreißel entfernt.


    "So, dass wäre geschafft."
    Sie präsentierte ihm den Bösewicht. Dann tauchte sie ein Tuch in den Myrrhenwein und betupfte die Stelle im Mund, die nun heftig blutete. Die adstringierende Wirkung setzte jedoch bald ein.
    "Spüle noch einige Male mit dem Wein. Dann dürfte es bald besser werden. Außerdem darfst du heute und morgen noch Myrrhenharz als "Kaugummi" kauen."


    Zum Abschluss der Behandlung beugte sie sich vor und küsste ihn liebevoll. Wie sehr hatte sie diesen Anblick vermisst.
    "Fertig!"

  • Sie musste das sanfte Drücken mit einigem an Kraft hinterlegen um ihn runter zu bekommen. Auch das öffnen des Mundes erfolgte keineswegs schnell sondern eher zögernd. Beim runterbeugen war sie kurz der Meinung so etwas wie Angst in seinen Augen sehen zu können. Einzig die Tatsache das sie das wohl noch nie in seinen Augen gesehen hatte, machte es möglich das sie sich nicht sicher war. Aber eigentlich drängte sich der Gedanke auf das Corvinus offenbar Angst vorm Zahnarzt hatte.


    Als sie schließlich den Holzspeißel fand, er steckte zwischen zwei Backenzähnen und war knapp einen halben Digitus lang versteifte er sich spürbar. Bei den beiden Versuchen ihn zu entfernen, der zweite war zum Glück ja erfolgreich, spürte sie das er jeden Muskel angespannt hatte und zwar bis zum äußersten.


    Deutlich konnte sie ein Keuchen hören als er herauskam und auf ihre Erfolgsmeldung kam nur ein undefinierbares Brummen und seine Augen waren eine ganze Weile geschlossen.


    "Darf ich auch einen Schluck Wein trinken", fragte er mit noch komisch klingender Stimme.


    Der Kuss wurde erwidert wenn es auch das Gefühl gab nur sein halbes Gesicht würde mitmachen.


    "Danke das du mir diesen Peiniger abgenommen hast!"

  • Alpina war viel zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt gewesen, so dass sie gar nicht wahrnahm, dass Corvinus Angst vor der Behandlung gehabt hatte. Erst als er hörbar keuchend ausatmete, brummte und die Augen geschlossen ließ, merkte sie, dass er sehr erleichtert war. Der Kuss war also auch so etwas wie eine Wiedergutmachung für die ausgestandene Qual.


    "Gern geschehen! Ja, du darfst den Wein trinken. Also erst mal länger im Mund lassen, damit er wirken kann. Wunder dich nicht, er schmeckt seltsam durch die Myrrhe. Du weißt ja, Medizin darf nicht gut schmecken wenn sie wirken soll"


    Sie sah ihm zu wie er den ersten Schluck nahm. Dann fragte sie: "Darf ich noch etwas anderes verarzten. Die Scheuerstelle am Kinn, den geschwollenen Knöchel oder die vielen Schrammen und blauen Flecke?"


    SIe wusste, dass er nicht viel Aufhebens um seine Verletzungen machte und ihm zuviel Zuwendung wohl eher lästig war. Deshalb fragte sie lieber nach.

  • "Wenn du irgendwas für das Kinn hast sehr gerne. Das nervt schon gewaltig das es da immer nass ist..."


    Er richtete sich halb auf und sah an seinem nackten Körper runter.


    "Auf den Knöchel wollte ich heute ein nasses Tuch legen das kühlt ganz gut und ist dann bald besser.
    Bei allen anderem halte ich dich nicht auf. Allerdings möchte ich nicht das du dich sehr anstrengst. Ich bin es gewohnt so!"


    Ein deutlich hörbares Knurren kam aus seinem Bauch.


    "Sag einmal meinst du der Vorratsraum hier gibt was her? Wie heißt die eine Sklavin noch die wir auch für die Culina gekauft haben?"

  • Alpina lächelte ganz fein. Sonst ließ er sich normalerweise nicht so bereitwillig von ihr behandeln. Irgendwie schien er es zu genießen, dass sie sich um ihn kümmerte. Sie stand auf.
    "Ich hole geschwind ein paar Sachen aus der Taberna Medica. Bei der Gelegenheit kann ich Gwyn bitten, dir eine Kleinigkeit zum Essen herzurichten. Ach nein, lieber keine Kleinigkeit sondern was Ordentliches, nicht wahr?"


    Sie verließ ihn kurz und kam dann wieder. Mit sanfter Hand drückte sie ihn erneut auf das neue Bett nieder. "Leg dich hin und lass mich mal machen!" Es war ein liebevoll gehauchter Befehl.
    Dann legte sie ein mit Essigwasser getränktes und ausgewundenes Tuch um seinen Knöchel. Auf ein trockenes Handtuch gebettet, konnte der Knöchel ruhen. Als nächstes trug sie mit zarten Fingern eine Wundsalbe, die Bienenwachs, Olivenöl, Myrrhe und Weihrauch enthielt auf die nässende Wunde auf. In Kürze waren auch die anderen Blessuren versorgt.
    In diesem Moment erschien Gwyn mit einem Tablett. Die Reste des Bratens vom Vorabend, Brot und verschiedene Soßen waren darauf. Alpina gebot ihr das Tablett abzustellen.
    "Soll ich dich füttern oder schaffst du es alleine zu essen?"
    Ihr Schmunzeln war deutlich zu hören als sie ihn damit aufzog, dass er sich gerade so verwöhnen ließ

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