• Der Tag war gekommen. Bereits gestern war der neue Praefectus Alae in Mogontiacum angekommen, aber heute, mit einem Tag Ruhe (mehr oder weniger) sollte der Kommandowechsel dann auch vollzogen werden.
    Seneca hatte natürlich seine feinste militärische Rüstung aufgetragen sowie sein Gladius gegen ein Spartha eingetauscht um unter den Männern als halbwegs erfahren was die Reiterei betrifft zu wirken.
    Es war noch früh am Tag, die ganze Truppe stand versammelt auf dem Campus, und der Stab stand ganz vorne. Seneca stand neben dem scheidenen Praefectus Alae und wartete darauf dass eben jener ein paar Worte an die Truppe richtete, denn noch war er ja zumindest kommissarisch im Amt.

  • Der neue Statthalter der Provinz trug natürlich der militärischen Rangfolge in der Provinz Rechnung, die die Alae nach den beiden Legiones als wichtigste Einheiten sahen, und der Tatsache, dass der neue Praefectus Alae sein Klient war. So war er bei der Kommandoübergabe anwesend und zeigte sich ebenfalls wie sein Klient im feinsten Feldherrenornat um die Stärke und Macht des römischen Exercitus in der Provinz auch in der vor allem von Peregrinen gestellten Einheit zu symbolisieren. Der lederne Kürass, den er trug war zwar nicht ganz aktuell und trug noch nicht die Symbole seiner bisherigen Auszeichnungen und Taten, das würde ein Lederwirker in nächster Zeit bewerkstelligen dürfen.
    Da dass hier nicht sein Auftritt war (zumindest solange sein Klient ihn nicht dazu machte), machte es für Vala besonders einfach im Hintergrund zu bleiben und würdevoll dreinzuschauen, auch wenn es hinter seiner Stirn heftig arbeitete... immerhin hatte der erste Tag in Germania schon deutlich gemacht, dass nicht wenige Herausforderungen auf sie warteten. Vor allem auch auf den Iunius, der hier sein erstes Kommando antrat... zu einer Zeit, als die Grenzen zumindest vorgeblich nicht mehr ganz so sicher war wie es sein sollte.

  • Den scheidenden Praefectus Alae hatte die Abberufung durch den Kaiser überrascht, so viel musste er wohl zugeben. Dennoch hatte er längst die nötigen Vorbereitungen zur Kommandoübergabe getroffen, denn er war - anders als der Statthalter oder der Legatus Legionis der Secunda - weit im voraus über seine Ablösung informiert worden. Deshalb hatte es auch keine Schwierigkeiten gegeben beim Einzug des neuen iunischen Praefectus Alae. Das Praetorium war bereits komplett geräumt und auch die Arbeitsräume in der Principia hatte Sermo in einen übergabefähigen Zustand gebracht. Seine persönliche Habe hatte er längst in die Casa Quintilia in Mogontiacum bringen lassen.


    So sehr die Abberufung ihn überrascht hatte, so sehr bedauerte Sermo auch, dass er nun von der Ala Secunda Numidia scheiden musste. Gerade begann es hinter dem Limes zu rumoren, gerade sah es so aus als könnte es bald zu echten Kampfeinsätzen kommen, da nahm man ihm das Kommando ab. Der Quintilier hätte sich schwarz ärgern können, wäre da nicht der andere - positive - Effekt der Ablösung: Entspannung. Es war harte Arbeit gewesen, die Reihen der Ala wieder halbwegs aufzufüllen und auch jetzt war es nicht immer leicht neue Tirones für die Reiterei zu gewinnen. Manche Nacht hatte er schlaflos verbracht mit der Frage, wie man neue Soldaten werben könnte. Aber das war nunmehr ohne Bedeutung. Sermo war frei zu tun und zu lassen, was er wollte. Er würde in die Casa Quintilia umziehen und dort erstmal eine Zeit lang das Leben eines Müßiggängers genießen, denn neue Befehle hatte er - vorerst jedenfalls - nicht erhalten.


    Jetzt, im Moment der Kommandoübergabe, hatte Sermo sich noch einmal seine beste Rüstung umgeschnallt, die Cleon zuvor intensiv polieren musste. So trat er vor die versammelte Truppe und seine Brust schwoll an vor Stolz. Diese Männer waren eine Zeit lang 'seine' Männer gewesen und Sermo wusste, dass es gute Männer waren. Nun war es an ihm, einige Worte des Abschieds zu finden und gleichzeitig den neuen Praefectus Alae vorzustellen. Sermo drückte den Helm, den er zunächst selbst in der Hand gehalten hatte, seinem Adjutanten in die Hand um nun einen Schritt vorzutreten. Er ließ seinen Blick einen gedehnten Moment über die Equites schweifen, bevor er tief Luft holte und zur Ansprache ansetzte.


    "Ihr wackeren Milites der Ala Secunda Numidia, heute richte ich Worte des Abschieds an euch. Wie ihr wisst, hat der Imperator Caesar Tiberius Aquilius Severus Augustus mich von meinem Kommando über euch abgezogen. Als ich damals eure Führung in Confluentes übernahm, hatte ich eine vom Kampf geschwächte aber stolze Truppe vor mir, bereit für Reich und Imperator ihre Pflicht zu erfüllen."
    Hier pausierte Sermo kurz. Er beobachtete die Mienen der Männer in den vorderen Reihen. Skeptische Blicke oder irritierte sah er da, nachdem er sie als 'geschwächt' bezeichnet hatte.
    "Heute übergebe ich euch an einen neuen Kommandanten: Aulus Iunius Seneca, der euch ein ebenso guter Anführer sein wird wie ich es war und wie es die Männer vor mir gewesen sind. Und es ist keine geschwächte Truppe mehr, die Iunius von mir übernimmt. Ihr Milites, ihr tapferen, unerschütterlichen. Ihr seid wieder erstarkt, bereit die Feinde des Reiches abzuwehren. Ihr seid zu neuer Größe aufgestiegen, habt eure Reihen geschlossen."
    Nochmals eine Kunstpause. Diesmal sahen die vorderen Männer zufrieden aus.
    "Voller Stolz kann ich heute sagen: Ich scheide von den besten berittenen Männern, die ganz Germania Superior zu bieten hat! Ihr werdet mir fehlen, aber ich weiß - und Mars ist mein Zeuge -, dass ihr auch unter meinem Nachfolger eurem Feldzeichen alle Ehre machen werdet!
    Haltet mich in guter Erinnerung. Valete bene, Milites! Mars mit euch!"

    Nach dieser pathetischen Abschiedsrede salutierte Sermo vor der versammelten Truppe und wandte sich dem neuen Praefectus Alae zu, dem er die Einheit mit folgenden Worten übergab:
    "Praefectus Iunius, hiermit übergebe ich dir die Ala Secunda Numidia. Gib gut auf sie acht."

  • "Haltet mich in guter Erinnerung?" , konnte Vala sich dann doch nicht mehr zurückhalten, nachdem er während der gesamten Rede des Quintilius eine unbewegte Miene praktiziert hatte und nun leise gemurmelt etwas nachstichelte, "Ihr seid wieder erstarkt, bereit die Feinde des Reiches abzuwehren? Ihr seid zu neuer Größe aufgestiegen, habt eure Reihen geschlossen? Meine Fresse, fehlt nurnoch, dass du den Limes gaaaaanz alleine gehalten hast."

  • Seneca hörte sich die Rede seines Vorgängers an als plötzlich das Temperament mit dem in seinen Augen eher kühlen Nordmann hinter ihm durchging. Etwas peinlich berührt wandte sich Seneca um und blickte den Legatus mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er sollte dem Mann seinen kurzen Moment mit den Männern gönnen, innerhalb der Truppe konnte man sowas sicherlich sagen.
    Als der Quintilier fertig war wandte sich der Iunier auch an ihn..
    "Ich werde auf sie aufpassen. Keine Sorge." versicherte ihm der Iunier und griff seinen Unterarm zum Gruß bevor er sich ebenfalls an die Männer wandte..
    "Männer des Nordens!
    Wie viel habe ich schon gehört vom harten Dienst am Limes. Wie viel von den harten Wintern und den noch härteren Kämpfen gegen die Bewohner dieses ungezähmten Landes!"
    Seneca musste hart an sich halten um nicht Barbaren zu sagen, aber mit einem Germanen im Rücken hielt er sich ein wenig zurück, "Und wenn ich euch so vor mir sehe bin ich voller Stolz euch nun in weitere Herausforderungen und ruhmreiche Abenteuer führen zu dürfen! Es wird nicht einfach, und es wird auch weiterhin Entbehrungen geben, aber zusammen werden wir unseren Teil leisten und Rom dienen! Ich freue mich darauf voneinander lernen zu können und zusammen zu siegen.
    Auf eine Zeit des Ruhms! Auf neue Aufgaben! Mars ist mit uns!"

    Kurz und knackig. Seneca war kein Mann der großen Worte, aber umso mehr ein Mann der Tat, und diesen Umstand würde er in den kommenden Wochen beweisen.

  • Natürlich brach lauter Jubel aus nachdem der Quintilier seine Rede beendet hatte. Keiner der Equites hatte die Worte falsch gedeutet die der Quintilier am Beginn seiner Rede laut über den Platz sprach. Jeder der Anwesenden wusste, ob es nun jene waren die bereits in der Einheit waren als Quintilius Sermo diese übernahm, noch jene die in den letzten Monaten eingetreten waren.
    Denn die Schlachten hatten ihre Opfer gefordert. Männer die ihr Leben ließen um etwas zu verteidigen was ihr Leben war.


    Einheitlich salutierten die Decuriones jeder Turma und laut waren Rufe zu vernehmen


    Vale, QuintiliusDie Götter für dich auf deinen Wegen oder einfach nur HURRA


    Langsam kam wieder Ruhe in die Reihen und gespannt warteten die Reiter uf die Rede des "Neuen".


    Etwas überraschend war das Ergebnis. Viele hatten damit gerechnet dass dessen Rede länger sein würde doch das Gegenteil war der Fall. Trotzdem, war es der Respekt des Vorgesetzten gegenüber oder einfach nur über die Aussicht auf Neues, begannen alle zu jubeln.

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