[Officium] Aulus Iunius Seneca

  • Das Officium des Aulus Iunius Seneca lag direkt am Atrium und war somit zumindest in den Mittagsstunden recht hell. Die Wände waren verdeckt von schweren, aus dunklem Holz gefertigten Regalen in welchen allerlei Rollen lagerten welche, um bei der Wahrheit zu bleiben, äußerst selten bewegt wurden. Darüber hinaus befand sich ein großer Schreibtisch mit Stühlen an beiden Seiten im Zimmer, sowie eine Karte der Provinz, eine kleinere Kopie der Karte auf dem Kastell. Das Familienwappen der Iunier zierte die Wand, an welcher auch ein Zierteppich hing um eine kahle Stelle nahe der Porta zu verbergen. In den Abendstunden erhellten Öllampen den Raum und schafften somit die Möglichkeit auch am Tage noch zu arbeiten.


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    Seneca regelte gerade die Angelegenheiten des Schneedienstes in der Stadt als ein Sklave mit einem Brief anklopfte. Als dieser ihm mitteilte wer ihm da geschrieben hatte, griff er hastig nach der Schriftrolle und öffnete diese im Handumdrehen,


    Ad
    Aulus Iunius Seneca
    Domus Iunia
    Mogontiacum, Germania superior



    Aulus Avianus Senecae suo s.p.d.


    Seneca, verdammte Axt, du glaubst gar nicht, was mir in den letzten Wochen und Monaten alles passiert ist! Gar nicht mal so schlimm also, dass dein letzter Brief ewig und drei Tage auf sich hat warten lassen, sonst hätte ich jetzt nur halb so viel zu berichten, obwohl ich natürlich gerne öfter von dir hören würde. Jedenfalls: Es gibt ausschließlich gute Neuigkeiten und davon jede Menge.
    Wie ist es dir lieber? In chronologischer Reihenfolge oder sortiert von der kleinen, guten Nachricht bis hin zum allerbesten Ereignis überhaupt? Letzteres? Gut, das Beste immer zum Schluss, nicht wahr?


    Du solltest definitiv Rom mal wieder einen Besuch abstatten, denn die Domus ist ein klein wenig voller geworden. Einer unserer Cousins, Vitulus, ist nach Rom gekommen, um sich nützlich zu machen. Er ist der Sohn von einem deiner Onkel, Iunius Victorius, sagte er, glaube ich. Er will den Cohortes Urbanae beitreten. Eine blendende Idee, meiner Meinung nach. Dort kann ich zumindest ein Auge auf ihn haben. Wer weiß, vielleicht schreibt er dir ja mal.
    Axilla und ihre Söhne sind noch immer hier in der Domus. Den dreien geht es gut und Axilla verhält sich zudem recht ruhig in letzter Zeit. Ich weiß nicht, ob sie noch immer etwas im Schilde führt oder ob die Moralpredigt, die ich ihr gehalten habe, entgegen aller Erwartungen doch etwas gebracht hat, was ich natürlich hoffe.
    Wie gesagt, hier in Rom wird mir nicht langweilig, und ich bin wirklich froh, dass ich regelmäßig zu Hause sein kann. Irgendwer muss ja für Ordnung sorgen und Sibel kann in nächster Zeit keinen unnötigen Stress vertragen. Da wären wir auch schon bei den Neuigkeiten Nummer Zwei und Drei. Aber eins nach dem anderen.


    Ja, du hast richtig gelesen. Ich bin inzwischen regelmäßig daheim. Warum? Ich gebe dir ein paar Hinweise: Ich musste mir ein paar neue Tuniken besorgen, lauf jetzt höchstens mit einem dieser polierten, dekorativen Brustpanzer herum und durfte mir einen Ring an den Finger stecken. Schweres Rätsel, nicht wahr? Überraschung! Der Praefectus Urbi hat dafür gesorgt, dass ich zum Eques und Tribunus ernannt werde. Der hat nicht nur mit dem Kaiser gesprochen, nein, ein Grundstück habe ich auch noch erhalten! Ich hätte mich beinahe angesabbert, so perplex war ich, als er es mir erzählt hat! Ich wusste von nichts, und plötzlich sagt der Decimus: "Du wirst Ritter. Ach ja, und ein Stück Land habe ich auch für dich."
    Da dachte ich früher, alles, was ich anfasse, geht einfach aus Prinzip schief, und jetzt tut mir vor lauter Glück schon das Gesicht weh, weil ich das Grinsen nicht loswerde, denn:


    Am Abend des Tages, an dem ich von meiner Erhebung erfahren habe, das war vor drei Tagen, ist dazu noch mein erster Sohn gesund zur Welt gekommen. Wirklich, ich verstehe jetzt, warum du immer so ein dümmliches Grinsen im Gesicht hast, wenn du von Silana erzählst. Mir geht es gerade genauso. Dieses Grinsen. Es kommt einfach. Er ist gesund und Sibel hat die Geburt auch gut überstanden. Was in aller Welt könnte besser sein? Ich weiß, es kann noch immer alles Mögliche schief gehen und schon jetzt merke ich, dass Kinder haben nicht immer lustig ist, aber in diesem Moment fühlt sich trotzdem alles perfekt an. Übrigens: Bis zum dies lustricus sind es zwar noch ein paar Tage hin, aber er wird Lucius Lucullus heißen. Kein Silanus.
    Spaß beiseite … ich wünschte, ich könnte euch einander vorstellen, aber jetzt können wir dir und Seiana in Germania natürlich erst recht keinen Besuch abstatten, so gern ich euer neues Heim auch begutachten und auch Silana einmal kennenlernen würde. Wir holen das nach, ja? Und wie geht es deinen werten Damen? Beide wohlauf? Richte ihnen liebe Grüße von mir aus.


    Jedenfalls wünsche ich dir alles erdenkliche Gute. Der viele Schnee hat dich in der Zwischenzeit doch hoffentlich nicht verschüttet?
    Pass wie immer gut auf dich auf und schreib bald zurück.



    Aulus Iunius Avianus
    TRIBVNVS · COHORS XII VRBANA



    PS: Tut mir leid, das musste einfach sein. Ich konnte nicht anders.


    PPS: Ist eigentlich dein Lararium schon angekommen? Vermutlich nicht. Ich habe es jedenfalls letztens mal losgeschickt. Selbst wenn es aber jetzt noch nicht da ist, bestimmt bekommst du es noch, bevor dieser Brief dich erreicht.



    Seneca legte den Brief beiseite, stand auf, ging hinaus ins Atrium, atmete tief ein und aus, ging wieder ins Officium, und hob den Brief wieder auf nur um ihn nochmals zu lesen. Avianus! Du alter Schlingel! Er stand wieder auf, ging hinaus ins Atrium und kniete sich vor den Familienschrein. In Ermangelung passender Worte hielt er einfach nur einen Moment inne während er breit grinste. Als er sich wieder erhob schnappte er sich den nächstbesten Sklaven, "Schickt nach meiner Frau, und besorge uns den besten Wein aus dem Vorratslager." wies er ihn an und marschierte dann schnurstracks zurück ins Officium, nur um hastig nach einer Rolle zu greifen und ebenfalls zu schreiben.


    Ad Aulus Iunius Avianus
    Domus Iunia
    Roma, Italia


    Bei den Göttern Avianus! Wenn du wüsstest wie dein Brief hier in Germanien aufgenommen wurde, ich sage dir, die Ahnen der Iunii schauen breit grinsend auf dich und die deinen herab, und ich? Ich bin unglaublich stolz auf dich.


    Aber um der Flut an Informationen gerecht zu werden werde auch ich mich deiner Chronologie anpassen, und dir zunächst einmal mitteilen dass ich noch immer gefühlt der einzige Iunius im verdammten Germanien bin. Doch es freut mich dass die Familie in Rom verstärkt präsent ist, und ich hoffe dass auch unser Vetter einen ähnlich erfolgreichen Weg bei den Urbanern beschreiten kann, wie wir es bereits taten.
    Und Axilla, nun, es tut mir leid um sie und ihren Mann, doch es ist beruhigend zu wissen dass sie und ihre Kinder bei dir in der Casa in guten Händen ist. Vielleicht ist es die raue Umgebung in Germanien, der Dienst direkt an der Grenze, oder die eigenen Familie die mich so ruhig werden lässt, doch richte ihr meine Grüße aus. Wenn tausende Meilen zwischen uns liegen ist der Familienfrieden vielleicht doch näher als man denkt.


    Du ahnst gar nicht wie sehr es mich freut dass du nun auch im Stand eines Ritters bist, auch wenn du sicher ahnst dass du dir ab sofort einiges von mir anhören darfst. Wie geht's deinem Bauchumfang? Ich hoffe du hast dir bei deinen neuen Tuniken auch einige größere gekauft, schließlich weißt du ja wie sehr man hinter dem Schreibtisch auseinandergeht, ich wette die kleinen Häppchen schmecken im bequemen eigenen Haus gleich doppelt so gut nicht wahr?
    Aber Spaß beiseite, es freut mich natürlich riesig dass du nun so eine Position inne hast, und wer weiß, vielleicht wirst du mich ja eines Tages einmal in meiner Position beerben wenn ich meinen alten Kadaver wieder in die Wärme des Südens schaffe. Bis dahin wünsche ich dir aber ein erfolgreiches Kommando in der Hauptstadt.


    Die Nachricht über die Geburt deines Sohnes freut mich noch mehr als die Nachricht deiner Beförderung. Lucius Iunius Lucullus, welch ein passender Name für deinen Burschen. Ich würde mich freuen ihn bald kennenzulernen, doch dafür benötige ich natürlich auch einen dienstlichen Grund um nach Rom zu reisen, doch vielleicht sind uns die Götter ja wohlgesonnen und ermöglichen mir eine Reise zu euch, bei dem Schneefall aktuell könnte mir ein wenig mildes Wetter nicht schaden.


    Ich würde dir gerne vieles aus Germanien berichten, doch leider hat der immense Schneefall für ein Erliegen des öffentlichen Lebens gesorgt. Selbst meine Truppen, zumindest die Tirones, müssen für Räumarbeiten herhalten. Doch sorge dich nicht, auch die Stämme jenseits des Limes sind eingeschneit, und haben momentan keinerlei Mittel uns gefährlich zu werden. Jedoch befürchte ich, und auch die alteingesessenen Bewohner der Provinz stützen mich in dieser Sicht, dass die Stämme im Frühjahr, ausgehungert und gelangweilt, aggressiver als noch in den Wochen vor dem Winter, versuchen werden Beute entlang der Grenze zu machen.


    Ich werde Silana und Seiana von dir grüßen. Seianas Bildungsprogramm für die Provinz nimmt langsam formen an, auch wenn ich zu meiner eigenen Scham berichten muss dass ich noch immer nicht so ganz weiß was sie nun eigentlich tut. Doch sie genießt auch die Ruhe des Landgutes, und auch Silana gedeiht prächtig und blüht richtig auf. Vor allem die jungen Pferde auf unserem Gut haben es ihr angetan, und bald schon werde ich mich um einen Hauslehrer für sie bemühen, damit sie bestens auf ihr Leben vorbereitet wird, schließlich ist auch ihre Mutter eine tapfere Frau, welche ihren Weg alleine gefunden hat.


    Ich hoffe dass der Frühling in Rom eingekehrt ist, in der Domus Iunia ist dies ja offensichtlich der Fall. Ich verbleibe mit den besten Grüßen aus Mogontiacum, mögen die Götter stets über dich und die deinen wachen. Ich hoffe dass ich dich und deinen Sohn bald in die Arme schließen kann, doch bis dahin friere ich noch ein wenig für dich mit und kümmere mich um die Truppe, schließlich werden wir bald viel zutun haben.


    Aulus Iunius Seneca
    PRAEFECTVS · ALA II NVMIDIA



    PS: Netter Versuch, wenn ich in Rom bin darfst du erstmal brav salutieren mein Freund.


    PPS: Das hätte ich beinahe vergessen, sie sind angekommen und einfach wunderbar, ich soll dir auch von Seiana ihre Dankbarkeit ausrichten!




  • Babilus folgte dem Sklaven quer durch den Domus. Der Weg war nicht weit. Aber was er sah ließ Babilus staunen. Hier war Geld vorhanden. Das sah man.


    Der Sklave ließ ihn vor der Türe stehen und verschwand in einem Raum. Man konnte hören das geredet wurde, aber nicht was. Nach wenigen Augenblicken öffnete sich die Tür, eine einladende Geste mit der Hand folgte. Der Iulier betrat den Raum. Babilus muste sich erst einmal umsehen uns sich orientieren. Dan sah er den Praefectus hinter seinem Schreibtisch.
    Salve Praefectus Aulus Iunius Seneca. Ich hoffe ich störe nicht? musste er jetzt salutieren? Babilus wusste es nicht, würde es aber bestimmt erfahren wenn er einen Fehler machte.
    Gespannt wartete er auf eine Reaktion.

  • Ah, der Iulier, Seneca hatte gerade den Brief fertig geschrieben und blickte nun auf, die Rolle mit dem frischen Siegel gleich dem Sklaven reichend..
    Eigentlich hätte er jetzt schon einen militärische Gruß erwartet, aber die Disziplin bei der Secunda hatte man wohl schleifen lassen, und er nahm es mit Humor.
    "Tiro Iulius. Keineswegs, setz dich doch." grüßte er ihn und bot ihm zugleich einen Platz am Schreibtisch an.

  • Babilus zitterte innerlich ein wenig als er den freien Stuhl zurecht rückte und Platz nahm. Wie sollte er beginnen? Einfach drauf los reden? Babilus war ein wenig verunsichert.
    Nun, wie du dir sicher denken kannst bin ich hier um das Thema mit dem Patronat noch einmal aufzugreifen. Du erinnerst dich sicherlich noch an meine Frage. nervös spielte Babilus unter dem Tisch mit seinen Fingern.
    kennst du jemanden der gewillt ist ein Klienten anzunehmen? schob er noch hinterher.

  • Seneca tippte mit seinen Fingerspitzen auf den Schreibtisch, der Iulier war offensichtlich noch ungeübt auf dem Parkett der Ränkespiele, denn er verstand es nicht seine Worte in eine wohlklingende Hülle zu verpacken. Andererseits hatte Seneca auch nicht ewig Zeit, sodass ihm das gar nicht mal so ungelegen kam.
    "Nun, Iulius, das Problem ist dein Status als Tiro." befand er erst einmal nüchtern und zog die Augenbrauen ein wenig hoch, nur um direkt darauf wieder etwas gelassener reinzuschauen, "Als Tiro bist du momentan nicht einmal in der Lage alleine auf die Latrine zu gehen ohne dass dein Centurio es dir erlaubt. Somit wäre die Beziehung in einem Patronat äußerst einseitig und nicht lukrativ für den Patron." führte er noch etwas überspitzt aus und blickte dabei kurz auf die zusammengerollte Schriftrolle welche sein Cousin ihn geschickt hatte.
    "Aber vielleicht erst einmal zu dir, wer ist Iulius Babilus? Hast du einflussreiche Verwandte? Was sind deine Ambitionen? Tirones gibt es zuhauf im Reich, und die allermeisten wollen nur ihren Dienst leisten und dann mit genug Wein einen schönen Lebensabend irgendwo in Hispania oder Gallia verbringen. Was hast du vor?"

  • Seneca sprach das aus was Babilus sich schon ein paar mal gedacht hatte. Was konnte er als Tiro für seinen Patron schon tun? Aber aufgeben war nicht die Sache des Iulier.
    Nun, ich wurde in Rom geboren. Mein Vater war Soldat. Nach seinem Dienstende ließ er sich den Wein schmecken und es sich mit anderen Frauen gut gehen. Meine Mutter gab mich zum meinem Großvater. Ich war noch klein. Er nahm ab da zunehmend die Rolle meines Vaters ein. Er erzog mich. brachte mir nützliches bei. Als er starb wollte ich nur weg aus Rom. Ohne Ziel irrte ich umher. Eines Tages fasste ich den Entschluß das Andenken meines Großvaters aufrecht zu erhalten und es ihm gleich zu tun. Ein Ritter werden, etwas aus meinem Leben machen. nicht wie es mein Vater tat. Ich meldete mich bei der Legion. Babilus erzählte seine Geschichte. Immer wenn er das tat überkam ihn eine gewisse Traurigkeit. Sein Vater interessierte sich nicht für ihn, die Mutter kannte er nicht wirklich und dann der Tod eines geliebten Menschen. Dann fuhr er weiter fort.
    ein weit entfernter verwandter dient ebenfalls in der Secunda. Sein Name ist Marcus Iulius Livingstone, Praefectus Castrorum. Babilus holte Luft und fuhr weiter fort.
    Und was meine Ziele angeht. I h hab sie bereits genannt. Zumindest einen Teil. Eines Tages möchte ich mein eigenes Kommando haben, ein Ritter werden. Und wer weiß. Wenn ich alt und fett bin vielleicht noch einmal in die Verwaltung. Babilus musste grinsen.

  • "Licinus, so so." entgegnete der Iunier, und grinste kurz in sich hinein, "Licinus ist ein alter Kamerad von mir, und ein guter Freund. Weiß er bereits von deiner Anwesenheit in der Legio?" fragte Seneca nach, immerhin wöllte er, selbst im Falle eines möglichen Arrangements nichts tun um den alten Knurrhahn zu verprellen..
    "Deine Ziele sind ehrenhaft, und ein Spross deiner Familie sollte nach solchen Zielen streben." erklärte der Iunier und tippte noch einmal auf den Tisch, "Iulius ich will offen sein: Generell erscheinen mir deine Ziele äußerst nobel und ich wäre bereit dich dabei zu unterstützen, das ist doch der Grund weshalb du hier bist oder?" ein kurzer, tiefer Blick in die Augen folgte, "Aber ich werde dich als Tiro nicht zum Klienten machen. Zuerst möchte ich dass du deine Ausbildung nach bestem Gewissen abschließt." mahnte er an und fuhr fort, "Im Falle eines Patronats erwarte ich absolute Loyalität und Verlässlichkeit. Und als Soldat des Exercitus erwarte ich auch dass du dich gegenüber Vorgesetzten, ob im Dienst oder außerhalb, an militärische Gepflogenheiten hältst." womit er die Regeln seines Engagements schon mal abgesteckt hätte..

  • Babilus lauschte aufmerksam den Worten des Iunius. Er hatte es sich schon gedacht.
    Ich hatte bis jetzt keinen persönlichen Kontakt mit ihm. Aber ich bin mir sicher das er es bereits schon irgendwie erfahren hat. in der Legion wurdr schließlich auch geredet.
    Gut. Dann werde ich sehen das i c h meine Ausbildung beende und dir oder meiner Familie keine Schande bereite. Soll ich dann nochmal hier erscheinen wenn es soweit ist? die Anspielung mit dem Verhalten im und außer Dienst verstand der Iulier sofort.

  • "Das wäre ratsam, ja. Du kannst allerdings auch schreiben." ergänzte der Iunier und beendete damit für ihn das kurze aber doch recht informative Gespräch, "Von meiner Seite gibt es sonst nichts mehr, es sei denn du hast noch Fragen Iulius." merkte er an, ohne wirklich damit zu rechnen.

  • Babilus hatte soweit verstanden. Es war alles geklärt. Natürlich hätte er sich gewünscht mit einem Patronat in das Castellum zurück zu kehren. Aber der Praefectus hatte recht. Er sollte erst einmal seine Ausbildung zu ende bekommen. Der Iulier stand auf, rückte den Stuhl zurecht und nahm eine militärisch, korrekte Haltung ein.
    Nein, ich habe keine Frage mehr und soweit alles verstanden. Ich danke dir das du dir die Zeit genommen hast. Nun folgte ein militärischer Gruß. Vale bene Praefectus mit einem strammen Schritt verließ Babilus den Raum und den Domus.

  • Ad
    Aulus Iunius Seneca
    Domus Iunia
    Mogontiacum, Germania superior



    Aulus Avianus Senecae suo s.p.d.


    Nicht nur die Ahnen schauen breit grinsend auf mich herab, alter Freund, selbst die Götter scheinen es zu tun. Ich kann mich nicht erinnern, je in meinem Leben so viel Glück auf einem Haufen gesehen zu haben.


    Es ist beruhigend zu hören, dass oben im Norden alle wohlauf sind. Der Gedanke, dass ein Wiedersehen vermutlich noch ein ganzes Stück in der Zukunft liegt, stimmt mich zwar ein wenig wehmütig, denn natürlich würde ich mich von eurem Glück nur zu gerne selbst überzeugen, aber über deine Briefe freue ich mich natürlich trotzdem jedes Mal wie blöd!


    Ich kann dich beruhigen, vom fett werden bin ich weit entfernt, schon allein deswegen, weil mir schlicht und ergreifend die Zeit zum Essen fehlt. Ich habe inzwischen ein paar eigene Betriebe auf die Beine gestellt, die römischen Iunii haben noch mehr Zuwachs bekommen, dann ist da noch meine Frau, der kleine Lucius bekommt jedem Abend vor dem Einschlafen Besuch von mir – Ja, lach du nur! Ich merke selbst, wie ich zu der Sorte Kerl werde, über die ich mich früher immer lustig gemacht habe – und für den Rest des Tages bin ich Tribunus. Keine Sorge, wie immer übertreibe ich ein wenig. Es geht mir blendend. Trotzdem habe ich manchmal mehr um die Ohren, als mir lieb ist.
    Der erneute Zuwachs also. Kann man das Zuwachs nennen? Die waren ja eigentlich schon vorher da, nur eben nicht in Rom. Jedenfalls hat es noch mehr Iunii in unsere Domus gezogen. Diadematas kleine Geschwister sind aus Baiae zu uns gereist um in Rom eine gute Ausbildung zu genießen. Schade das Diademata die beiden nicht begleitet hat. Sie schuldet mir noch einen gemeinsamen Besuch beim Circus.
    Und dann ist noch mein Neffe Agricola aus der Versenkung wieder aufgetaucht, in der er vor locker 13 Jahren verschwunden ist. Hab ich dir je von ihm erzählt? Ich weiß es nicht mehr. Etwas schwierig ist er, was wohl seinem Alter zuzuschreiben ist, sonst aber ist er ein ganz passabler Junge.
    Du solltest definitiv Rom wieder einen Besuch abstatten, sonst kennst du hier in der Domus bald kein Schwein mehr!


    Von Lucius und meinen allabendlichen Besuche habe ich ja bereits geschrieben. Es geht ihm nach wie vor ausgesprochen gut. Er hat vor nicht allzu langer Zeit das Grinsen als neue Freizeitbeschäftigung für sich entdeckt, strahlt inzwischen alles und jeden an und bringt damit jedes noch nicht tote Herz zum Schmelzen, und wenn er nicht strahlt oder schreit dann quakt und quietscht er fröhlich vor sich hin. Rede ich zu viel über ihn? Muss daran liegen, dass der Kleine derzeit der Mittelpunkt unseres Lebens ist. Sibel verzichtet auf eine Amme und kümmert sich buchstäblich Tag und Nacht um ihn. Du kannst dir also sicherlich auch vorstellen, wie die Nächte derzeit aussehen. Kleiner Tipp: Kurz. Und da ich nicht dauerhaft in ein anderes Zimmer will, muss ich mich wohl oder übel damit abfinden.
    Da kommt mir bei dem Thema gerade noch eine andere Frage: Weißt du bereits, was ihr mit Silana machen werdet? Ich weiß, im Grunde geht es mich nichts an und ich habe auch keine konkrete Idee, wie du das regeln könntest, aber möchtest du wirklich, dass sie ohne deinen Namen und als vaterloses Kind aufwächst? Irgendwann wird sie Fragen stellen, was willst du ihr dann sagen? Ich weiß, es ist vielleicht nicht das beste, sowas über Brief zu bereden, aber ich wollte es zumindest mal ansprechen.


    Und ansonsten? In Rom gibt es auch ein paar Neuerungen, Veränderungen im Stab der Cohortes Praetoriae und Urbanae. Aber bestimmt ist das bereits zu dir durchgedrungen. Es ist ja nicht seit eben erst davon die Rede und als Praefectus ist man zweifellos gut informiert. Ansonsten tut sich überraschend wenig, was mich nicht einmal stört. Ich habe derzeit mehr um die Ohren als mir lieb ist.
    Wenigstens ist der Frühling schon da, ein wahrer Segen, da hast du Recht.


    Setz dich für mich auch hin und wieder vor ein warmes Feuer, wir wollen ja nicht, dass dir die Finger abfallen. Die brauchst du schließlich, um mir zu antworten. Ich werde derweil hier in Rom für Ordnung sorgen, in der Domus in der Urbs, wo auch immer.


    Cura ut valeas.


    Avianus



    PS: Kannst mir meine Freude nicht einfach lassen, was? Aber wenn's dich glücklich macht, salutier ich dann auch dreimal, werter Praefectus.


    Wie immer hatte Seneca ungeduldig gewartet und ebenso ungeduldig geantwortet, nur um dann im Umkehrschluss eine schnellere Antwort zu erhalten.




    Ad Tribunus Urbanae Aulus Iunius Avianus
    Domus Iunia
    Roma


    Mein teurer Freund,


    wie gerne würde ich euch in Rom einen Besuch abstatten, und ich kann dich beruhigen, der Frühling hat nun auch Germanien erreicht, doch mit ihm kommen hier an der Grenze auch die Gefahren. Ich gebe dir einen kurzen Überblick der Lage, so gut ich es eben vermag: Der Schnee schmilzt in einem Tempo dass kleine Rinnsale in reißende Flüsse verwandelt, und der Pegel des Rhenus steigt gefühlt täglich sodass wir jederzeit mit einem Übertritt des Flusses rechnen müssen. Die Schifffahrt ist bedroht, und natürlich auch die Felder am Ufer, auch wenn es dem Boden sicherlich auf lange Sicht helfen würde, aber ich bin Soldat und kein Bauer, also verlasse dich nicht allzu sehr auf mein Urteilsvermögen.


    Durch den langen Winter wähnen wir die Stämme jenseits der Grenze in einem ausgehungerten Zustand, und sobald sich die Möglichkeit ergibt werden sie versuchen Beute entlang der Grenze zu machen, sodass wir zusehen müssen dass wir die müden Truppen wieder rasch auf Kontrollgänge schicken, eventuell wird es auch nötig sein die ein oder anderen Stämme zu besuchen, damit sie wissen dass Rom ihnen auch nach solchen harten Zeiten zur Seite steht.


    Darüber hinaus ist aber alles in Ordnung, die Truppe hat regen Zulauf und die Ausbildungen verlaufen nach Plan. Mit dem Zustand meiner Einheit bin ich also sehr zufrieden.


    Privat freut es mich natürlich dass so viele Iunier in den Schoß der Familie zurückgekehrt sind, auch wenn ich mir freilich wünschte dass ich sie kennenlernen könnte, aber wer weiß schon was die Zukunft bringt, auch bei der Legio zog es mich gelegentlich dienstlich nach Rom, eventuell haben wir also Glück.


    Es ist interessant dass du Silana ansprichst, sie entwickelt sich übrigens prächtig und blüht nun genauso auf wie die Blumen in unserem Ziergarten. Auch wenn ich nie wirklich ein Händchen oder ein Interesse für die Botanik hatte so finde ich das Blumenfeld schon recht ansehnlich, auch wenn mir das Gemüse und das Getreide natürlich wichtiger ist, immerhin wird es uns in großen Teilen versorgen, und wer weiß, bei Seianas Geschick machen wir noch einen kleinen Gewinn daraus. Aber nun zu Silana: Ich bin fest gewillt sie zu adoptieren. Welcher Vater würde nicht auch offiziell als der Vater seines Kindes gelten? Sie ist eine Iunia, und natürlich auch eine Decima, aber ich will dass sie weiß wo sie herkommt, weshalb ich auch ihr gerne einmal unser Heim zeigen möchte. Aber wie auch mein Besuch in Rom steht auch das noch in den Sternen, und in ihrem Alter ist eine solch lange Reise sowieso nicht zu empfehlen, weshalb ihr euch in dieser Hinsicht wohl noch gedulden müsst.


    Ich bin außerordentlich froh dass sich dein Sohn so prächtig entwickelt, und auch ich hoffe noch auf einen Stammhalter, auch wenn ich jetzt nicht allzu sehr ins Detail gehen will... Du verstehst schon.


    Über die Änderungen im Stab der Stadteinheiten wurden wir bereits unterrichtet, und auch wenn der Praefectus Praetoriae nicht unbedingt ein Iunius Seneca, oder Iunius irgendwas Freund ist, so halte ich ihn dennoch für äußerst befähigt die Garde zu leiten, auch wenn mich seine Berufung überrascht hat.


    Wie immer verbleibe ich mit den besten Grüßen aus Germanien, grüße mir deine Familie sowie ich die meine von dir gegrüßt habe. Ich hoffe ich habe dir bei meinem nächsten Brief wilde Abenteuer aus dem barbarischen Germanien zu erzählen.


    PS: Es ist immer am spaßigsten die zu ärgern die sich ärgern lassen. Pass auf dich auf Tribunus.




    Ein Sklave wurde losgeschickt um den Brief schnellstmöglich nach Rom zu schicken.

  • Endlich! Endlich ein Brief aus der Heimat! Oder zumindest dem was der vielgereiste Praefectus mittlerweile als Heimat definierte, denn im eigentlich heimischen Tarraco lebten nicht mehr allzu viele Iunii, doch Rom war wohl nah genug am Begriff "Heimat" dran.


    Ad Aulus Iunius Avianus
    Domus Iunia
    Roma, Italia


    Werter Vetter Freund Bruder,


    es freut mich endlich von dir zu hören! In Wahrheit freut es mich so sehr, dass ich dich nicht einmal für deine lange Stille tadeln will, umso weniger ob der vielen Nachrichten, welche du mir von zuhause bringst.


    Ich beklage Vitulus, auch wenn ich ihn nicht wirklich kannte, so habe ich die Götter doch gebeten ihm wohlgesonnen zu sein, auf das er mit all unseren Ahnen vereint werde.


    Umso mehr freut mich die Kunde von Agricola, Studien können nie schaden, doch bitte mache ihm klar, dass Iunier Macher sind, und wir die Dinge anpacken und verändern, anstatt nur vollendete Tatsachen zu untersuchen, und dieses Wissen zu verinnerlichen. Hat er schon Pläne für seine Zukunft? Plant er zu den Truppen zu gehen?


    Deine Frau aus dem Hause zu schicken war eine gute Entscheidung. Nach all dem was du berichtet hast, wird ihr die Pause gut tun, und dein Junge wird sich sicherlich auch ohne seine Mutter prächtig entwickeln, vielleicht hilft ihm ihre temporäre Abwesenheit ja sogar, doch wer bin ich aus der Ferne Ratschläge zu erteilen wenn meine eigene Familie ebenfalls nicht gerade die Traditionen und römische Tugenden verkörpert?
    Silana ist noch keine Iunia, jedoch wird sie bald eine werden, so langsam entwickelt sie sich zu einem aufgeweckten Mädchen, und das Mündel meines alten Kameraden Iulius Licinus, Praefectus Castrorum bei der II. spielt regelmäßig mit ihr auf unserem Gut. Doch die Ereignisse in der Provinz ließen uns wenig Luft zum Atmen und zum Verschnaufen. Seiana arbeitet noch immer an ihren kommenden Projekten bezüglich der Bildungsinitiative des Statthalters, und wenn es nicht gerade schneit, oder die Flüsse über die Ufer treten, haben wir Probleme mit marodierenden Kleinbanden, welche vermutlich über den Rhenus kommen um unschuldige Bürger zu überfallen, und die Gegend somit in Unruhe versetzen.


    Da wir vermuten, dass diese Männer aus den Gegenden jenseits der Grenze kommen, der Winter wird auch sie nicht verschont haben, werde ich bald mit einigen Männern zu den verbündeten Stämmen in Germania Magna aufbrechen, um Informationen zu erhalten, und eventuell Hilfe vor Ort leisten zu können, sodass diese Raubzüge ein Ende haben.


    Seiana lässt dich Grüßen, und Silana weiß nicht wer du bist, doch sie kennt all deine Geschichten, und fragt stets wann du uns mal besuchen kommst. Ich fürchte dass du ihr Quengeln bald auch in Rom nicht mehr ignorieren kannst, und unser Gästezimmer ist bereits für 'Onkel Avianus' reserviert, ein Umstand der mich stets ein wenig Schmunzeln lässt.


    Nun was lässt sich noch aus Germanien berichten?
    Wir werden bald die Ernte einholen, und bevor du nun lachst sei dir versichert, dass nicht ich auf den Feldern stehe, sondern sich diese lediglich auf meinem Grundstück befinden. Darüber hinaus verbringen wir die Tage hier mit Ausbesserungen in der gesamten Provinz, abgesehen von den Banden also nichts dramatisches.


    Oh, mir fällt ein, dass ich vergessen habe dir von einer aberwitzigen Begegnung zu berichten: Ich traf den Offizier der dir einst bei Vicetia deinen hässlichen Zinken brach! Er war noch immer ein Offizier der Mannschaften und ich natürlich Praefectus, was das peinliche Schweigen natürlich nicht besser machte, doch ich lud ihn natürlich zu einem Wein ein und dankte ihm dafür, dass er dein Gesicht einigermaßen hingebogen hat!


    Es ist gut zu hören dass meine alte Truppe in einem guten Zustand ist. Grüße die Männer die mich noch kennen, auch bei den Prätorianern! Und wenn du Decimus Livianus triffst, richte ihm auch die besten Grüße von uns aus.


    Ich hoffe dich bald einmal wiederzusehen, doch bis dahin freue ich mich über jede geschriebene Zeile von dir,


    mögen die Götter deine Familie beschützen,


    Seneca


  • Nachdem der Ianitor Licinus eingelassen hatte trat Licinus durch das Atrium und klopfte nun gegen die Tür des Iunischen Officiums. Etwas sanfter als gegen die Haustür, da die Tür vor ihm einen nicht unbedingt sicheren Eindruck auf ihn machte.


    Er wartete einen kurzem Moment auf die Aufforderung einzutreten und tat dann genau ein solches. Scherzhaft formell meldete er:
    "Ave praefectus, praefecuts castrorum Iulius Licinus zurück von der Grenzpatrouille." Dann löste sich die Spannung in seinem Körper und er ging freudig auf den Freund zu: "Freut mich wieder mal hier in deinem Haus zu sein, Seneca. Allen geht es gut, hoffe ich?" Der Tonfall zeigte deutlich, dass die Frage mehr war als eine Floskel.

  • Fast schon reflexartig flexte auch Seneca seine Muskeln zu einem strammen Militärgruß, bevor sein Hirn bemerkte wer da eigentlich vor ihm stand, und sein mittlerweile auch nicht mehr unbedingt taufrisches Gesicht in breite Lachfalten gelegt wurde..
    "Marcus, es freut mich dich wohlauf zu sehen!" grüßte er seinen alten Freund während er ihm einen Klaps auf die Schulter verpasste, "Setz dich alter Freund. Es geht allen hervorragend. Esquilina entpuppt sich als wahrer Segen für Silana. Seiana ist ja sowieso eher von der ruhigeren Sorte. Germanien tut ihr gut. Solltest du sie nicht geweckt haben schlafen sie allerdings allesamt schon." merkte er an, bevor er seinen Tonbecher anhob, "Ich habe einmal dieses Met hier ausprobiert. Eigentlich wurde es bei einigen meiner Männer gefunden und konfisziert, aber man muss natürlich ausprobieren was die Milites so zu sich nehmen du kennst das ja. Wie mutig bist du am heutigen Abend?" fragte der Iunier spöttisch während er mit einem zweiten Becher in seiner Hand wedelte.

  • Erst bei diesem Worten wurde Licinus klar, wie laut er geklopft hatte. Mehr als entschuldigend Lächeln konnte er aber nicht.
    "Freut mich zu hören, aber dennoch schade, dass sie alle schlafen. Nun, vielleicht morgen früh", lud er sich selbst ein im Hause seines Freundes zu übernachten.
    "Weniger mutig als durstig." entgegnete Licinus und nahm seinem Freund den Becher ab. "Und außerdem ist es unsere Pflicht, wie du schon sagst. Also auf die drei schlafenden Damen!" lachte Licinus. Er ließ einige Tropfen wie üblich als Trankopfer zu Boden fallen, dann nahm er einen Schluck.
    "Schmeckt süß und ... irgendwie klebrig." stellte er fest.

  • Seneca grinste flüchtig, Licinus gehörte nach all der Zeit die sie zusammen erlebt hatten mittlerweile fast schon zur Familie, "Selbstverständlich, das wird sicher eine gelungene Überraschung für alle sein." befand der Iunier und mit einem Wink wurde auch schon ein Gästezimmer hergerichtet, schließlich befanden sich im vorderen Teil der Villa zwei Gästezimmer mit einem eigenen Balneum, welches sowieso zu selten benutzt wurde.
    Dem Trinkspruch von Licinus hatte Seneca hinzuzufügen, weshalb er schweigend den Becher erhob und gespannt die Reaktion seines Gegenübers abwartete. Er selbst hatte ja bereits einen Becher dieses Zeugs getrunken, weshalb er nicht mehr allzu überrascht war über das etwas seltsam anmutende Gebräu, auch wenn er nicht unbedingt zu den Anhängern dieser Flüssigkeit gezählt werden konnte.
    "Ja, es ist ein wenig eigenartig dass die Leute hier einen derartigen Geschmack haben nicht wahr? Man hätte ihnen doch... Ich weiß nicht... Etwas in Richtung des Gewürzweins zugetraut?" sinnierte Seneca über Kultur und Geschmack der Bewohner Germaniens. Das sie einen Geschmack für das süße hatten passte so gar nicht in sein Bild, und wenn er gefragt werden würde, so würde er wohl guten hispanischen Wein jederzeit vorziehen.
    "Erzähl einmal von deiner Reise, verlief alles zu deiner Zufriedenheit?"

  • Er würde as morgen gut zeitlich planen müssen -- fast hätte er timen gesagt, diese ständigen graecizismen waren doch einfach nur unaushaltsam -- sonst sa er schon eine gewisse Jemand ihr Essen aus dem Mund quer im Raum verteilend.


    "Hast du mal das Zeug probiert, dass die hier Wein nennen?" fragte Licinus mit angewidert verzogenem Gesicht. "Da könntest du den ganzen mons testacus an Honig reinkippen und es wäre immer noch so sauer, dass es dir die Zunge rausbrennt. Gut für posca geeignet, aber zum Genuss? Aber die Germanen trinken doch eh nur um voll zu werden." wiederholte er die altbekannten römischen Vorurteile gegen die Eingeborenen dieser Breiten. Tatsächlich hatte er den Wein probiert, aber das Bier war etwas, daran hatte er sich noch nicht getraut, womit man kaum von einem ausgewogenen Urteil sprechen können.


    "Besser als erwartet sogar. Seit kein Schnee mehr liegt kommt man ja auf den Grenzwegen voran. Die Wachen sind aktiv, die Patrouillen verstärkt. Scheint man auch auf der anderen Seite gemerkt zu haben. Die Neugiernasen beschränken sich mittlerweile wohl auf ganz bestimmte Abschnitte. Du hast nicht zufällig ne Karte hier?"
    Licinus wollte es ungern zugeben, aber er brauchte bei sowas mittlerweile Gedächtnisstützen, konnte sich die Bezeichnungen für die Grenztürme nicht mehr im Kofp merken.

  • "Ich lass mir den Wein immer noch aus dem Süden importieren. Dieses Zeug hier, es riecht komisch und einer meiner Offiziere meinte man solle den Hautkontakt tunlichst meiden." auch Seneca ließ sich bei germanischen Vorurteilen nicht lumpen und stieg natürlich kräftig mit ein, "Aber es hält sicher warm, und das kann ja nie schaden in dieser Gegend." scherzte er nun und trank einen weiteren Schluck seines Mets, welcher ihm noch immer nicht so recht zusagen wollte, auch wenn es mit jedem Schluck erträglicher wurde. (Eine angenehme Nebenwirkung des Alkohols)
    Als Licinus plötzlich nach einer Karte fragte wurde Seneca etwas hektisch, denn er wusste, dass irgendwo eine Karte im Raum war, aber unter all den Schriften und Tafeln war diese doch schwerer zu finden als gedacht.
    "Ja, irgendwo hab ich..." murmelte er während er einige Dokumente zur Seite schob, und hier und da testweise eine Rolle öffnete, "..Ich glaube... Warte..." er stand auf und griff in das massiv-hölzerne Regal hinter seinem Schreibtisch und schob auch da ein bisschen Papyrus zur Seite, bevor er ein größeres Schriftstück hervorzog, "Heureka!" juckste er, drehte sich wieder um und legte die Karte auf den schweren Schreibtisch, "Es ist keine militärische Karte, doch alles wichtige sollte drauf sein." merkte er an und stellte seinen Becher auf einen der Ränder, damit sich die Karte nicht wölbte.

  • "Naa, man überlebt es schon. Mein Vorgänger muss es gemocht haben, wir hatten im Keller einige Fäßer davon. Du kannst dir vorstellen, was passiert ist, als ich das erste Mal einen Wein in meinem neuen Haus trinken wollte."


    Auch Licinus Becher wurde nun zum Briefbeschwerer. Zusätzlich griff er nach einem Stilus. "Die verdächtigen Aktivitäten beschränken sich wohl auf diesen Abschnitt des Limis zwischen hier -- und hier." mit dem Stilus zeichnete er den Bereich nach "Unsere Maßnahmen von diesem Frühjahr scheinen mäßig erfolgreich zu sein. Man wagt sich zwar weniger an den Limes ran, aber im Hinterland werden Händler noch immer befragt und man späht herüber. Vielleicht sollten wir den angedachten diplomatischen "Besuch" bald durchführen."


    Licinus blickte von der Karte auf wartete bis sein Kollege die ersten Informationen verarbeitet hatte. Zum Ende der Besprechung fügte er noch hinzu:
    "Ein neues Gerücht habe ich auch aufgeschnappt. Bei den Markomannen scheint es einen Thronwechsel gegeben zu haben. Zumindest munkelt man das. Bestätigungen habe ich da aber keine."

  • "Das werden wir." sagte Seneca während er etwas nachdenklich auf die Karte blickte. Irgendetwas müsste die Banden ja dazu motivieren, nur in einem bestimmten Bereich zuzuschlagen. War es die geographische Nähe? Oder übersahen sie einfach etwas? Der Besuch der anderen Seite des Limes würde hoffentlich ein paar Antworten bringen.
    Als Licinus fortfuhr, stutzte der Iunier erneut, "Ein neuer König sagst du?" hakte er rhetorisch nach, natürlich hatte er schon beim ersten Mal verstanden was Licinus gesagt hatte, "Gibt es zusätzliche Informationen? Verlief der Übergang friedlich? Gibt es Streit um die Thronfolge? Oder tappen wir im Dunkeln?" stellte er eine Menge Fragen, wohlwissend, dass diese Gerüchte immer recht vage über den Limes tröpfelten, bis man irgendwann ein Gesamtbild zusammenfügen konnte.
    "Wir sollten auch dort ein Auge drauf haben. Die Markomannen sind ein großer Stamm, wenn es dort Verschiebungen gibt hat das Einfluss auf die gesamte Region."

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