Ein reines Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen

  • „Was willst du hier? Verschwinde wir brauchen dich nicht. Du gehörst nicht mehr zu uns. Du hast uns im Stich gelassen.“ Eine zweite Stimme schaltete sich ein. „Hattest du nicht Mutter versprochen das alles gut wird. Schau dich um, nennst du das Gut werden?“. Irritiert schaute ich mich um, gerade noch in unserer Wohnung in Rom stand ich nun in mitten einer zugigen Ruine und das bei strömenden Regen. Unser Jüngster jammerte und hustete im Wechsel. „Was denkst du wer die Miete für uns bezahlt hat? Wer Mutter beerdigt hat? Wer dafür sorgen muss, dass die hungrigen Mäuler satt werden?“ „Ich wollte euch doch nur vor den Schlägen beschützen. Keiner sollte euch mehr so zurichten. ….. Halt wartet bleibt hier, bitte verschwinde nicht einfach.“ Heulend schlug ich auf das Polster meines Bettes ein und jammerte immer wieder. „So habe ich das nicht gewollte. Glaubt mir doch warum geht ihr denn weg, so bleibt doch, das habe ich nicht gewollt“
    Erschöpft und frierend beruhigte ich mich langsam und kroch unter meine Decke. Wann würden diese Träume nur aufhören?

  • Eine Amtszeit war immer auch mit viel Arbeit verbunden. Das wusste Curio bereits als er mal wieder kandidiert hatte und ebenso wusste er noch aus seiner letzten Zeit, dass es auch immer mal wieder Nächte gab, in denen er unter Schlaflosigkeit litt und sich stattdessen nur in seinem Bett herumwälzte. Um seine Frau nicht zu stören, die genug mit dem kleinen Cornutus zu tun hatte und um selbst abseits der stündlichen Hungermeldungen seines Sohns wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu finden, schlief der Helvetier im Moment nur selten in seinem großen Schlafzimmer bei Frau und Kind, sondern hatte sich vorerst ein Bett im benachbarten Cubiculum eingerichtet. Nun aber schlich er durchs Haus, da er ohnehin nicht schlafen konnte, und während er grade im Atrium ein bisshen kalte Nachtluft einsog, hörte er aus dem anderen Wohnbereich ein Schluchzen. Ob irgendetwas mit Alpina war? Auf leisen Sohlen ging er in das kleine Atrium doch kam das Schluchzen nicht aus dem großen Schlafraum, sondern von der anderen Seite, wahrscheinlich aus der Kammer des jungen Kaeso. Curio trat auf die Kammer zu, horchte nochmal, ob er sich auch nicht geirrt hatte, und als er sicher war, klopfte er leise an. Dem Klopfen folgte mit leiser Stimme.


    Kaeso? Ist alles in Ordnung bei dir?

  • Erschrocken hielt ich nach dem Klopfen die Luft an. Dann kam aber auch schon die Frage und das ausgerechnet von Curio. War mein Herzschlag gerade dabei gewesen sich zu normalisieren, so erhöhte sich sein Tempo rasend schnell.
    War mein Traum so laut gewesen, dass ich alle Menschen in der Casa geweckt hatte? Womöglich noch mehr als das an was ich mich erinnerte. Doch sich jetzt taub zu stellen wäre nicht richtig. Ich musste antworten. Nur was sollte ich sagen, was hatte er alles gehört? Zögernd antworte ich leise und dabei mich bemühend meine Stimme möglichst normal klingen zu lassen, „ja sicher.... es war nur ein Traum. Entschuldige wenn ich wen geweckt habe.“
    Vielleicht sollte ich in Zukunft woanders schlafen, denn aus Erfahrung wusste ich, diese Träume waren auch schon mal lauter. Vielleicht fand ich ja im Garten einen Platz. Aber nein, das ging ja nicht. Da waren ja Alpinas mögliche Kunden.

  • Es dauerte einige Augenblicke bis Curio eine Antwort bekam. Die dünne Stimme Kaesos drang nur so grade durch die Tür und eigentlich hätte das Thema damit für ihn auch erledigt. War es aber nicht, denn Curio wusste, dass Weinen und Schluchzen immer einen Grund hatte. Er wusste das nur zu gut, war er doch vor seiner Hochzeit oft genug selbst damit konfrontiert. Also zögerte der Helvetier nun seinerseits einen Moment. Kaeso wohnte nun hier und auch wenn Alpina gesagt hatte, dass sie vorerst alleine für den Jungen verantwortlich war, schlief sie grade in ihrem Bett, und das vollkommen verdient, hatte sie in den letzten Wochen die Nächte doch oft genug durch machen müssen, und Curio stand hier und sah sich in der Pflicht, Kaeso nicht einfach seinen Tränen zu überlassen. Die Momente verstrichen und nach kurzer Zeit gab er sich schließlich einen Ruck.


    Darf ich reinkommen?


    Es musste auf den Jungen wahrscheinlich überraschend wirken, aber Curio respektierte den Wohnraum der Menschen, die mit ihm hier im Haus wohnten, ob nun Verwandter, Hausgast oder Sklave, und würde auch bei keinem - außer vielleicht Acanthos, der dieses Privileg als einziger auch bei ihm besaß - einfach so in die Kammer treten, ohne vorher um Erlaubnis gefragt zu haben. Tja, es lief halt so einiges anders in der Casa Helvetia.

  • Einen Moment starrte ich verwirrt in Richtung Türe. Wieso fragte der Helvetier, es war sein Haus und ich stand in seinem Dienste, wenn auch nicht direkt, aber irgendwie doch. Warum kam er nicht einfach rein und schmiss mich raus.
    „Es ist dein Haus, du bist der Hausherr“, nach einem Augenblick des Zögerns fügte ich traurig hinzu,. „Doch du kannst dir auch die Mühe sparen, ich habe schnell meine Habe gepackt und störe nicht mehr.“ Schon stand ich auf dem Boden, rieb mir mit dem Unterarm die Tränen weg und schaute mich in der Kammer um.

  • Curio hatte die Antwort erwartet und er trat leise ein, bekam aber gleich ein schlechtes Gewissen, da eine deutliche Erlaubnis sich ja wohl ganz anders anhörte. Was er dann aber sah, überraschte ihn erneut, denn kaum war er eingetreten, war Kaeso auch schon aufgestanden und sagte, dass er gleich das Haus verlassen wollte. Der Helvetier erhob eine Augenbraue und schloss die Tür hinter sich.


    Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor, Kaeso. Ich habe nicht vor, dich rauszuwerfen.


    stellte er klar und setzte sich demonstrativ auf die Truhe, in der die wenigen Habseligkeiten, die Kaeso dabei hatte, als er hier angekommen war, verstaut waren. In der Tat darum ging es ihm nicht? Warum auch? Sein Blick fiel auf den Jungen, dessen Augen vom Weinen noch leicht gerötet waren. Er kannte diesen Ausdruck, von sich selbst, von Alpina, von Silvana, von seinen Geschwistern. Ja, er kannte ihn, auch wenn der Junge ihm immer noch fremd war.


    Ganz im Gegenteil... ich... ähm... konnte sowieso nicht schlafen und als ich ein Schluchzen gehört habe, habe ich mir Sorgen gemacht. Und jetzt setz dich bitte erstmal wieder, vor mir hast du nichts zu befürchten.


    fuhr er dann fort, lehnte sich an die hinter ihm liegende Wand und blickte auf einen Punkt vor seinen Füßen. Mal schauen, wie der Junge reagieren würde.

  • „Nein nicht?“ Erstaunt sah ich den Helvetier an. „Aber ich habe euch doch gestört und dich sogar geweckt.“
    Jetzt fand ich mich gar nicht mehr zurecht. Er schloss die Türe hinter sich und setzte sich auf meine Truhe, somit kam ich nicht mehr weg. Duu machst dir Sorgen um mich?“ Jetzt verstand ich die Welt nicht mehr. Hatte ich doch in den letzten Tagen immer wieder darüber nachgedacht was ich dem Helvetier mit meiner Bitte um Einstellung angetan hatte. Ich hatte mein Vorhaben, ihn um Arbeit zu bitten ja für eine grandiose Idee gehalten, erst im nachhinein war mir bewusst geworden in was für einen inneren Konflikt ich ihn damit gebracht hatte. Etwas beruhigt aber dennoch zögernd setzte ich mich auf die Kante meines Bettes. Nachdem ich eine Weile auf die gegenüberliegende Wand geschaut hatte startete ich einen Versuch alles zu erklären oder besser gesagt mir alles von der Seele zu reden.


    „Du musst nicht denken, dass ich nicht weiß welche Mühe ihr euch mit mir macht. Mit mir, einem kleinen verdreckten Straßenjungen, der seinen Vater umgebracht hat und seit diesem Tag kaum eine Nacht richtig schläft. Der im Schlaf redet und manchmal auch schreit. Was ist wenn ich die Kinder wecke oder ihnen gar Angst mache?“
    Völlig niedergeschlagen saß ich da und schaute auf den Boden.

  • Nein, du hast mich nicht geweckt, Kaeso, und auch niemanden gestört. Ich bin schon wach gewesen.


    sagte Curio schmunzelnd. Hatte er das nicht sogar schon gesagt? Er ging im Kopf seine Worte durch und nein, hatte er nicht, er hatte gesagt, dass er nicht hatte schlafen können, hatte aber nicht gesagt, warum das so gewesen war. Wie auch immer, es ging hier ja grade nicht um seine Schlaflosigkeit.


    Überhaupt würde in meinem Schlafzimmer ohnehin nichts davon ankommen und Alpina und ihre Tochter, die nur ein paar Zimmer weiter schlafen, wurden offenbar auch nicht geweckt. Da hast du dir also nichts zu schulden kommen lassen. Und selbst wenn, wäre das bestimmt kein Grund, dich hinauszuwerfen.


    stellte Curio mit ruhiger und freundlicher Stimme da. Die kurze entgeisterte Einlassung des Jungen, dass er sich tatsächlich Sorgen um ihn machte, ließ er derweil erstmal unbeantwortet, sondern hörte sich erstmal an, warum der Junge ein so schlechtes Gewissen hat.


    Weißt du, Kaeso, Alpina hat dich hier im Haus aufgenommen und ich habe dem zugestimmt. Damit stehst du aber auch gewissmermaßen als Gast unter dem Schutz des Hauses.


    sagte Curio weiter und erhob nun den Blick. Der Junge hatte einiges durchgemacht und der Helvetier kannte seine Geschichte ja nur insoweit, wie Kaeso sie erzählt hatte. Auf Details hatte der Junge dabei verzichtet, zurecht, wie Curio fand, denn schließlich wollte niemand, der nicht grade Soldat war und von seinen Erlebnissen auf dem Schlachtfeld berichtet, über die Schläge berichten, die er hatte einstecken müssen.


    Was auch immer dir zu Hause in Rom zugestoßen ist, was auch immer dein Vater dir angetan hat, dass du glaubtest, zu solchen Mitteln greifen zu müssen, hier in meinem Haus musst du nichts dergleichen befürchten. Weder Alpina, noch meine Frau oder ich wollen, dass du das alles nochmal durchmachen musst. Das kann ich dir versprechen.

  • Ich schüttelte heftig mit dem Kopf, nein das war es doch nicht. „Du hast mich nicht richtig verstanden. Besser gesagt ich habe mich falsch ausgedrückt. Das in diesem Hause niemand geschlagen wird ist mir ganz klar.“
    Nein hier bestimmt nicht, bisher hatte ich noch nie ein lautes unfreundliches Wort gehört. Außerdem glaubte ich zu wissen, dass ich bisher noch keinen Fehler gemacht hatte und aus dieser Richtung nichts zu befürchten hatte. Wie aber sollte ich ihm klar machen was ich befürchtete. Nach kurzem grübeln versuchte ich es noch ein mal.
    „Es ist so“, nein, das war der falsche Anfang und so fing ich von vorne an.
    „Du bist hier eine bekannte Persönlichkeit. Ich weiß nicht ob du oder andere aus diesem Hause schon einmal in Rom warst. Bestimmt aber kommen Leute aus Rom zu dir und was ist wenn mich jemand erkennt? Wenn man dort nach mir sucht? Wenn nun Gäste aus Rom zu euch kommen und die mich nun erkennen? Wenn ich diese Gäste mit meinen Träumen wecke und die sich erinnern? Bringe ich dich damit nicht in Verruf und schade deinem Ansehen?“


    Nickend überlegte ich, ja so war meine Erklärung bestimmt besser. Jetzt erst schaute ich den Helvetier an. Er hatte mich verstanden oder?

  • Curio ließ den Blick wieder sinken. In ihrem ersten Gespräch waren genau diese Punkte seine größte Angst gewesen. Was war, wenn der Junge erkannt würde, was wenn man ihn als Ziel nehmen würde, um seinem Haushalt zu schaden, was, wenn jemand anfing zu wühlen, um irgendwas zu finden? Und dann war dem Helvetier eingefallen, dass er selbst bereits das beste Ziel darstellte, denn schließlich war es ja immer noch möglich, dass irgendwer die Geschehnisse um den Angriff auf den Petronier wieder in den Fokus rücken würde und eine intelligente Persönlichkeit wäre sicher in der Lage ein paar lose Enden zusammenzufügen. Ganz absehen von der praktisch unstandesgemäßen Hochzeit mit Silvana, die wohl auch weiterhin Stadtgespräch sein würde, bis er es schaffen würde, zumindest zum Ritter aufzusteigen, was ja noch Jahrzehnte dauern konnte, da er nicht vorhatte, sich über den Einfluss der Duccier die Standesleiter hinaufkatalpultieren zu lassen.


    Mein Bruder, du kennst ihn noch nicht, er ist bei einem Auftrag im Osten, war einmal in Rom, aber zur Zeit des Bürgerkriegs, das ist ja auch schon Jahre her.


    beantwortete er die unausgeprochene Frage Kaesos, ob einer von ihnen bereits n Rom gewesen war. Curio war ja froh, dass er hier oben im Norden lebte und nicht in die große, stinkende, gefährliche Hauptstadt. Was sollte er dort auch? Für die meisten höheren Religionsposten war ohnehin mindestens der Ritterstand erforderlich und er würde diesen wohl eher hier bekommen, als dort unten, wo er niemanden mehr hätte, der ihm unter die Arme greifen konnte. Außerdem hatte er die Casa Helvetia ja nicht bauen lassen, um die Stadt ein paar Jahre später wieder zu verlassen.


    Es wird dich überraschen, aber wir haben seltener Gäste aus Rom hier, als du glauben magst, so wichtig bin ich nämlich auch wieder nicht.


    fuhr er danach fort und musste sich räuspern, es fiel ihm immer noch schwer, sich selbst als mehr zu sehen, als den Jungen, der damals mittellos in die Stadt gekommen war und mit seinem Bruder bei dem alten petronischen Pontifex um eine Anstellung im lokalen Cultus Deorum gebeten hatte. Er hatte bereits viel erreicht und dennoch: Irgendwie wirkte es noch so, wie ein andauernder Traum, angetrieben durch Morpheus und Fortuna, die ihm zeigen wollten, was möglich war, oder sich einen Spaß daraus machten, dem mittellosen Jungen vom Lande eine große Zukunft auszumalen, die aber am nächsten Morgen, wenn er dann doch noch aufwachen würde, wie eine Seifenblase zerplatzen würde.


    Und ob du mich vielleicht in Verruf bringst, wie du sagst, das kann ich nicht ausschließen. Dennoch möchte ich nochmal betonen, dass ich zugestimmt habe, dich hier aufzunehmen und habe auch nicht vor, diese Entscheidung zurückzunehmen. Ansonsten freut es mich natürlich, dass du dir schon jetzt sozusagen Sorgen um mich und meine Familie machst, aber solange niemand anfängt, in deiner römischen Vergangenheit zu buddeln, ist das nicht unbedingt notwendig.


    sagte er danach und atmete tief durch.

  • Nachdenklich kaute ich an meiner Unterlippe. Es hörte sich alles sehr beruhigend an. Wenigstens zur Zeit schienen diese Sorgen unbegründet zu sein.
    Das alles war aber nur ein Teil meines Kummers und so begann ich noch mal. „Aber meinst du nicht es wäre besser ich würde woanders schlafen? Weiter weg von euch allen. Es muss doch furchtbar für euch sein mitten in der Nacht von einem Schrei oder ähnlichem geweckt zu werden. Glaub mir es ist so bei meinen Träumen, ich selber wurde schon wach davon.“
    Es wäre bestimmt besser, doch da wäre dann noch Alpina, sie hatte mir erklärt warum sie mir diese Kammer zugewiesen hatte. Sollte jemand in der Nacht nach ihr verlangen, musste ich sie wecken. Ja und Alpina wollte ich am allerwenigsten enttäuschen.
    „Vielleicht ist mein Vater aber auch gar nicht tot, bei so einem Betrunkenen weiß man ja nie. Oder was auch gut wäre die schrecklichen Träume hören einfach auf.“ Letztes kam eher zweifelnd von meiner Seite.

  • Curio blickte wieder auf und legte die Stirn in Falten.


    Du kannst jederzeit gehen, wenn du möchtest, niemand zwingt dich hierzubleiben.


    Warum er das Bedürfnis hatte, diesen Gedanken nochmal auszusprechen, wusste der Helvetiernicht, aber für ihn hatte Kaeso den Status eines Gastes, der solange hier bleiben konnte, wie er wollte, aber andererseits auch jederzeit gehen konnte, wenn es ihm hier nicht mehr gefiel.


    Wir lernen und grade erst richtig kennen, Kaeso, und ich habe gelernt, dass es nicht nur die Stärken sind, die einen Menschen ausmachen, sondern auch seine Schwächen, vielleicht sagen diesogar noch mehr über den Menschen aus, als dessen Stärken, aber ich schweife grade ab...


    Es war nie gut, wenn die Konzentration abnahm, aber wenn der Helvetier daran dachte, dass er nun fast anderthalb Tage wach war, war das wohl auch kaum überraschend.


    Wir haben dich als ganzen Menschen aufgenommen, mit allen Stärken UND Schwächen und wenn du solche Probleme hast, dann helfen wir dir gerne, damit es vielleicht weniger werden kann.


    Curio hatte wieder seinen aufmunternden Gesichtsausdruck im Gesicht. Es half ja alles nichts, der Junge brauchte Hilfe und er war hergekommen, um diese Hilfe zu bekommen, wer war er denn, dass er ihn einfach zurückweisen würde. Danach schüttelte er aber den Kopf.


    Wir können soviel über das Schicksal deines Vaters spekulieren, aber wir haben nunmal keine Ahnung. Du wirst wohl damit leben müssen, dass es möglichst ist, dass du ihn umgebracht hast. Allerdings hast du dies nur getan, um deine Familie zu beschützen und ich glaube, dass die Liebe zu deiner Familie so groß war, dass du Widerstand geleistet hast. Ich glaube, dass man daher auch ein Auge, oder sogar beide Augen zudrücken kann.


    Das war natürlich juristischer Unsinn. Wenn tatsächlich Klage gegen ihn geführt werden würde, würde man nach ihm suchen, doch bestand die berechtige Frage, inwieweit es sich seine Familie, oder auch das vermeintliche Opfer, wenn Kaesos Vater denn tatsächlich lebte, überhaupt die Mittel besaß, eine Klage anzustrengen und Ermittlungen nach dem Sohn aufzunehmen. Sowas war nämlich schon lokal begrenzt mit recht hohen Kosten verbunden.

  • Ich wusste das was der Helvetier, da sagte das war ehrlich gemeint. Eigentlich hätte ich beruhigt sein müssen, doch in seinem innersten, in der hinteren Ecke, da saß es und lauerte, wie die Katze auf ihre Maus. Es war Misstrauen, zu oft hatte er in seinem kurzen Leben Versprechungen gehört, und jedesmal war ich enttäuscht worden.
    Beschämt senkte ich den Blick. „Entschuldige bitte, es gibt noch vieles was ich besiegen muss, nicht nur die Angst.“ Mit meinem Fuß malte ich ein unbestimmtes Muster auf den Boden. Irgendwie wollte ich ihm was gutes tun.
    Fragend schaute ich ihn an, „doch du sagtest du wärst schon wach gewesen, kannst du auch nicht schlafen?. Doch sag kann Susina Alpina dir nichts aus ihrem großen Sortiment geben damit du schlafen kannst? Warum ich nicht schlafen kann wissen wir ja, doch du hast bestimmt nicht solche Sorgen. Ein Mann wie du braucht doch seinen Schlaf.“
    Ich bekam ja nun nicht viel mit, aber dass was ich sah war, der Mann arbeitete von früh bis spät und hatte kaum Zeit für sich selber. Bisher war ich in der irrigen Annahme Leute in solchen Männer in solchen Positionen würden sich morgens vielleicht zwei Stündchen im Amt sehen lassen, sich ansonsten aber um die gesellschaftlichen Annehmlichkeiten kümmern. Der Helvetier war entweder die große Ausnahme oder ich musste mein Urteil grünlich revidieren.

  • Kein Problem, ich weiß was du meinst.


    antwortete Curio auf die Entschuldigung des Jungen, bereute es aber schon im nächsten Augenblick. Er kannte esnur zu gut, wie es war, mit inneren Dämonen kämpfen zu müssen und es war beileibe nicht einfach, diesen Kampf Tag für Tag wieder neu ausfechten zu müssen. Er hatte Glück, dass er Silvana hatte, die ihn unterstützte, wo sie konnte und ihm die Kraft gab, das alles durchzustehen.


    Danach hörte er sich aber erstmal den Vorschlag Kaesos an, fing aber schnell an zu grinsen, nachdem der Junge geendet hatte.


    Natürlich KÖNNTE ich Alpina um ein Schlafmittel bitten, aber dafür müsste ich sie wecken und das wollen wir ja beide nicht, nicht wahr? Sonst haben wir hier nämlich nicht nur zwei, sondern drei, oder im schlimmsten Fall sogar vier Wache, wenn ich ungeschickt genug bin, meine Nichte auch noch aufzuwecken.


    Was gar nicht so unwahrscheinlich war, denn im Gegensatz zu seinem eigenen Cubiculum, dass er blind hätte durchschreiten können, ohne irgendwo anzustoßen, kannte er das Schlafzimmer seines Bruder längst nicht so gut.

  • „Ja natürlich dumm von mir, das nicht zu bedenken“, antwortete ich dem Helvetier. Nahm mir aber vor mit Alpina über den schlechten Schlaf von Curio zu reden, sie wusste bestimmt Rat und konnte mir etwas zur Vorbeugung für ihn geben oder was noch besser wäre wenn sie es ihm selber geben würde.
    Ansonsten wusste ich was ich ihm raten sollte, außer den zahllosen Erlebnissen von meiner Seite, dass man mit einer genügenden Menge Bier der Schlaf für viele dann kein Problem mehr war. Ich bezweifelte aber das dem Helvetier solch ein Vorschlag gefallen würde. Mir selber würde es ebenfalls nicht zusagen, wenn der Helvetier sich dem Bier hingab, denn wer konnte schon wissen welche Auswirkung es bei haben würde.


    Schnell wechselte ich das Thema. „Ich danke dir für deine Mühe und Aufmerksamkeit die du mir schenkst. Vielleicht schlafe ich jetzt ruhig durch, was ich dir sehr wünsche.“

  • Curio verstand sich auf Unter- und Zwischentöne und daher hatte er auch kein Problem damit, zu merken, dass er Junge nun lieber alleine sein wollte. Daher erhob sich der Helvetier von der Kiste und blickte Kaeso nochmal freundlich an.


    Dann wünsche ich dir noch eine gute Nacht.


    Inwieweit er sich selbst wieder hinlegen würde, sagte der Helvetier nicht. Er wusste es nämlich auch selber nicht. Stattdessen konnte er wieder zurück ins große Atrium gehen, dort noch ein bisschen Luft schnappen und danach einen weiteren Anlauf zum Einschlafen wagen.

  • Dankbar schaute ich den Helvetier an, nicht nur dafür dass er mich nun alleine ließ, sondern auch, weil er mir vieles gesagt hatte worüber es sich nach zu denken lohnte. „Danke, ich dir auch“, wiederholte ich nochmals während ich mich auf meinem Bett zurecht legte. Sollte das jetzt nicht mit dem Schlaf klappen würde ich das Haus verlassen.

  • Erschrocken schoss ich aus meinem Bett hoch. Lauschend stand ich da und starrte in die Dunkelheit meines Zimmers. Nichts war zu hören, man könnte sagen, es herrschte Totenstille in der Casa Helvetia.
    Unruhig blickte ich hin und her obwohl ich nichts sehen konnte. Das konnte nicht sein. Ich hatte es doch deutlich gehört. Ein durchdringender Schrei hatte mich aufgeweckt.
    Langsam ging ich in Richtung Türe, tastete nach dem Griff und versuchte sie möglichst leise zu öffnen. Lauschend stand ich da und versuchte die nächtliche Dunkelheit des Hauses zu durchdringen. Nichts, nun da sich jetzt meine Augen an die Dunkelheit meiner Umgebung gewöhnt hatten sah wie sich fahles Licht breit machte.
    Lauschend ging ich vorsichtig, ein paar Schritte, in Richtung Taberna Medica.
    Nichts. Jetzt wandte ich mich zurück zur anderen Seite und schlich zum kleinen kleinem Atrium. Von dort wollte ich durch das Atrium zum Triclinium, dann wäre der Weg frei zu den beiden Gärten.
    Da, war da nicht etwas, wie erstarrt blieb ich stehen und lauschte.

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