• Apolonia schaute sich zufrieden in ihrem neuem Heim um. Almählich wird es doch was mit meiner Casa Gacia, dachte sie. Wenn denn bald der Frühling kommt wird der kleine Hortus noch hergerichtet und das Leben hier in Mogontiacum ist sehr annehmbar.
    Nur eins störte sie gewaltig diese Kälte, seit Wochen hatte es gefroren und immer wieder geschneit. Sie hatte den Eindruck die Straßen wären zeitweise eine einzige Eisbahn. Was für ein Glück das sie vorgesorgt hatte und sich warme Kleider und Mäntel schneidern lassen.
    Eine brauchbare Sklavin, die sich gut mit der Körperpflege aber auch mit der römischen Küche auskannte, hatte sie auch gefunden. Ihr Name war Marte und sie kam aus Novaesium, war angeblich die Tochter eines Tribuns, was sie schon einige Male ihren Stand vergessen ließ. Da war sie aber bei Apolonia richtig, das kleine Luder würde es schon noch lernen.
    Irendwie hatte ihr Auftreten sie an die Schnepfe von der Saturnalienfeier erinnert. Konnte es sein, dass diese eine Freigelassene war oder sogar eine entflohene Sklavin wie sie selber? Das herauszufinden würde ihr ein Vergnügen sein.

  • Apolonia stand über den Küchentisch gebeugt und zog sorgfälltig den letzten Buchstaben nach. Der Text sollte gut lesbar sein, denn er war für einen Aushang gedacht. Sie hatte am Vortag beschlossen, alles alles zu verkaufen und nach Rom zurückzukehren.
    Sie richtete sich auf und pustete sich eine Haarsträne aus ihrer Stirn. Ganz schön anstrengend dachte sie dabei und betrachtete zufrieden ihr Werk. Ihre Adresse hatte sie mit Absicht nicht angegeben, sie wollte nicht ständig Leute abwimmeln müssen, die dachten sie wären eine Ausnahme und brauchten sich nicht an Termine zu halten.



    Hausverkauf



    Renovierte Casa zu verkaufen.


    Besichtigungstermine:
    An den drei folgenden Tagen zur octava.


    Ein Sklave wird jeden ernsthaft interessierten Käufer hier, zu der festgesetzten Zeit, abholen.


    Tadia Ticinia




    Babila und ihr Custos Appius Peducaeus Messianus, konnten den Aushang gleich bei den anderen Aushängen anbringen.

  • Korone hatte Phryne auf den Aushang in der Basilika hingewiesen. Sie war beim Einkauf darauf aufmerksam geworden und hatte ihrer Herrin berichtet, dass ein Haus zum Verkauf stand. Nach einiger Fragerei fand Korone heraus um welches Haus es sich handelte. Phryne war interessiert. Sie brauchten noch ein Haus für die Erweiterung der Schola über die sie mit Duccius Marsus gesprochen hatte. Ihm hatte sie auch zugesichert, sich um die passenden Räumlichkeiten zu kümmern. Nun wollte sie sehen ob die angebotene Casa in Größe und Lage dem entsprach, was für die Schole benötigt wurde: zentrale Lage und nicht zu groß und herrschaftlich aber mit mindestens zwei Unterrichtsräumen und ein bis zwei Räumen, die man für die Verwaltung brauchen würde.


    Neugierig betrachtete Phryne die Casa Gacia von außen.

  • Aufgeregt und stotternd wie eh und je kam Babila zu Apolonia und wies zum Fenster, „d..d..da steeht ei..eine“ . Fragend schaute diese von ihrer Fingermaniküre auf. Sie kannte ihren Babila schon so lange, dass sie wusste es musste wichtig sein. Tief atmend stand sie auf und trat zum Fenster. Fast wäre ihr die Luft weggeblieben, was wollte denn die Schnepfe da? Das konnte doch nur bedeuten, sie wusste von dem Hausverkauf. Woher aber wusste sie welches Haus gemeint war. So etwas wie da draußen hatte sie doch vermeiden wollen.
    Was soll ich jetzt machen, ignorien? Bis zu dem vorgesehen Termin oder raus gehen und dieses Weib anfauchen. Allerdings wenn diese mit den möglichen anderen Interessenten zur Besichtigung käme und sie mit der aneinder geraten würde, wäre das verkaufsschädigend, schließlich kannte sie sich selber. Es käme unweigerlich zu einem Zusammenstoß.
    Zuerst den Sitz ihrer Kleidung und Haare überprüfend, ging Apolonia nach draußen. „Was ist los? Sitzt deine Katze auf meinem Dach?“

  • Noch immer betrachtete Phryne das Haus, als schließlich ausgerechnet die rothaarige Schlampe herausgeschossen kam, mit der sich Phryne schon einmal angelegt hatte. Unzufrieden runzelte die frischgebackene Kybelepriesterin die Nase. Plötzlich sagte ihr die Casa nicht mehr so zu, die ihr auf den ersten Blick als durchaus passend erschienen war, wenn auch nicht so zentral gelegen wie Phryne es haben wollte.


    Die Begrüßung ließ die Libertina dann jedoch scharf ausatmen. Was für eine Giftschlange!


    Nein, meine Katze macht sich nicht die Pfoten schmutzig an deinem Hausdach. Ist es denn dein Haus? Ich habe gehört, diese Casa steht zum Verkauf. Tatsächlich suche ich ein passendes Haus für die Schola Mogontiacums. Ich würde es mir gerne ansehen, wenn es nicht zu verwanzt und verdreckt ist.

  • Apolonia riss sich zusammen um nicht nach Luft zu schnappen oder hier auf der Straße los zu keifen. Blöde Giftspritze schimpfte sie im Geiste, als wenn ich kein Haus haben könnte. Statt dessen versuchte sie so ruhig und gelassen wie möglich bei ihrer Antwort zu bleiben. „Interessant was du so alles hörst, zumal ich mit niemanden darüber gesprochen habe.“ Sie zuckte dann die Schulter und wandte sich ab zum gehen. „Das muss du selber wissen, ich wollte die gerade anbieten die Räumlichkeiten an zu sehen. Doch wer nicht will der hat.“ Apolonias grüne Augen blitzten auf, mit Schwung drehte sie sich vollends um ging ins Haus zurück und schloß die Türe hinter sich.
    Ihr war eine Idee gekommen, denn Apolonia hatte sich an die boshaften Bemerkungen bei der Saturnalienfeier erinnert. Die würde der Giftspritze einen Denkzettel verpassen.
    „Peducaeus Messianus“ rief sie, "du kannst schreiben, nimm Schreibmaterial und renne zu unserem Aushang, und schreibe groß darunter, verkauft.“ Zufrieden lächelte sie in sich hinein. So meine Liebe, was jetzt kommt, daran wirst du immer denken.

  • Apolonia verteilte weiterhin großzügig ihr Gift. Sie schien nicht an einem Geschäft interessiert und schlug der verdutzten und verärgerten Phryne die Tür vor der Nase zu.


    Nun denn, dann werde ich was anderes finden. Es ist sowieso nicht geeignet für die Schola.
    Dachte sie bei sich und ging mit Korone im Schlepptau zurück zur Casa Acilia.

  • Zum verabredeten Termin erschien Runa natürlich pünktlich. Auch wenn sie inzwischen mit Phryne zusammen arbeitete, freute es sie dennoch ein klein wenig, wenn diese mal wieder einen Dämpfer bekam. Und das hier würde wohl einer für ihr übersteigertes Ego werden. Sie wartete also vor der Tür auf Phryne und würde dann zusammen mit ihr das Haus betreten.

  • Duccia Silvana hatte Phryne an diesem Tag zu dem Haus bestellt, dass sie erst kürzlich von dieser schnippischen römsichen Schlampe kaufen wollte, der sie dann nicht gut genug gewesen war.


    Mit ihren Sklaven Korone und Glaucus erschien sie zum vereinbarten Termin. Mit fragendem Blick begrüßte sie die Duccia.


    Salve, Duccia Silvana. Das ist aber ein ungewöhnlicher Ort für ein Treffen. Warum hast du mich denn hierher gebeten?

  • „Salve Phryne.“ Begrüßte Runa die Frau. „Nun die Besitzerin dieses Haus überlässt es uns damit wir einen Schule eröffnen können.“ Sagte Runa freundlich, trat einen Schritt vor und klopfte an der Tür. Das sie heute noch einen Ehrentafel für die Spenderin des Hauses enthüllen und anbringen würde sagte sie nicht. Ja sie freute sich sogar auf das Gesicht von Phryne. Runa wusste nur zu gut, dass es die Frau mehr als nur wurmen würde mal nicht im Mittelpunkt zu stehen.

  • Es war so weit Apolonia konnte ihre Freude und innerliche Genugtuung kaum verbergen. Aufgwühlt, da sie sich eben noch die Szenen der Saturnalien, wieder einmal vor Augengeführt hatte, öffnete sie die Türe und trat und trotzdem lächelnd zu der Duccia. „Salve Duccia Silvana aber auch dir ein Salve, Acilia Phryne. Es ist mir eine große Freude euch heute hier Begrüßen zu können. Du Phryne hast dich bestimmt gewundert warum ich euch zu diesem Termin bat. Nun die Erklärung ist einfach, du erinnerst dich an die letzte Saturnalienfeier, als wir uns kennen lernten. Als du mein Spendenangebot von einem Aureus ablehntes und lieber nur das Kleingeld von weniger als zwanzig Sesterzen haben wolltes. Und dies nur, um mich zu erniedrigen, bloßzustellen und zu verletzen, und das trotz deiner vorherigen Aussage: „Aus diesem Grund bin ich sicher, dass sie mit anderen in Bildungsfragen minderbemittelten Mädchen aus der Gosse Mitleid hat und reichlich spenden wird.“ Nun ich habe im Gegensatz zu dir, wirklich Mitleid mit den Mädchen. Um das zu beweisen mache ich ihnen ein Geschenk, nämlich, ich schenke ihen mein Haus, damit sie einen Ort haben an denen ihnen diese Bildung zu Teil werden kann. Allerdings mit ein paar winzigen Auflagen. Du wirst verstehen, dass ich die Vewaltung in nur absolut vertrauungswürdige Hände legen. Duccia Silvana scheint mir ist die geeigneteste Person. Sie wird dir das wichtigste erklären und im Anschluss daran erhält sie zur Aufbewahrung die Notariell beglaubigte Urkunde."
    Jetzt fiel es Apolonia besonders leicht die verhasste Phryne weiter an zu lächeln.

  • Runa nickte und wand sich an Phryne. „Wir werden eine Tafel anbringen auf welcher steht, wer die Spenderin dieses Hauses hier ist. Diese Tafel wird sichtbar im Eingangsbereich angebracht. So lange sie dort hängen bleibt können wir das Haus nutzen. Sollten sie entfernt werden wird die Schenkung rückgängig gemacht. Ich habe dem zugestimmt. Ich denke für dich ist das auch kein Problem?“ Runa lies sie von Lima, der sie heute begleitete die Tafel reichen.


    Dieses Haus wurde für die Unterrichtung der Kinder Mogontiacum gestiftet von



    Tadia Ticinia


    „Willst du sie anbringen?“ fragte Runa mit einem Lächeln Phryne.

  • Apolonia war in Eile, sie konnte nicht länger warten, denn das Handelschiff auf dem sie mit ihrem Gefolge kurzfristig Platz bekommen hatte, würde bald zu seiner Fahrt aufbrechen. Sie überreichte Duccia Silvana die Schenkungsurkunde wie auch die Schlüssel. Mit den Worten, „ich wünsche euch viel Erfolg mit der neuen Schule“, verabschiedete sich.











    Schenkungsurkunde

    Hiermit überschreibe ich,
    Tadia Ticinia,
    mein Haus, die Casa Gacia,
    an Duccia Silvana, zur Errichtung einer Schule.


    Die Casa kann sofort in Besitz genommen werden,
    wenn Duccia Silvana die Schlüssel übergeben wurden.



    Mogontiacum
    ANTE DIEM VIII KAL IUL DCCCLXVII A.U.C. (24.6.2017/114 n.Chr.)



    gez.:
    Tadia Ticinia




  • Phrynes Augen blitzen vor Zorn. Diese römische Schlampe hatte ihr doch tatsächlich einen dicken Denkzettel verpasst. Sie schenkte Duccia Silvana ihr Haus damit sie die Schule darin einrichten konnte. Dabei hatte Phryne alles daran gesetzt als große Gönnerin in Erscheinung treten zu können. Eine Tafel in der Casa sollte gut sichtbar die Schenkung verlauten lassen. Phryne kochte. Doch sie ließ sich nichts anmerken. Sollte die dumme Pute doch das Haus an die Duccia verschenken. Sie würde der Schule eine Bibliothek schenken und sich damit verewigen.
    Phryne zwang sich zu einem Lächeln.


    Das ist zwar eine Überraschung aber dennoch im Sinne unserer Zöglinge das perfekt Geschenk. Und leicht gefallen dürfte es dir auch sein, da du ja schließlich wegziehst und es eh nicht mehr benötigst.


    Mit säuerlicher Miene betrachtete Phryne die Widmungstafel. Dann betrat sie das Haus um sich umzusehen.

  • eine knappe Woche, nachdem er von seiner Reise nach Südgallia zurückgekehrt war, kam Licinus auch endlich dazu sich um seine privaten Angelegenheiten zu kümmern. Dazu gehörte nicht zuletzt auch ein Gespräch mit der Lehrerin seiner Tochter.
    Ihn interessierte brennend, wie sich Esquilina geschlagen hatte, als sie fast zwei Monate ohne ihn hatte auskommen müssen. Und außerdem war es sicher auch gut zu wissen sich mal generell zu erkundigen, wie sie sich in der Schule schlug. Er hatte ein bisschen das Gefühl, das vernachlässigt zu haben.
    Also ging er eines schönen Spätsommertages zu ungefähr der Zeit, zu der Esquilina normalerweise anch Hause kam (etwas früher um genau zu sein) zu dem Gebäude in dem die Schule mittlerweile untergebracht war und ... wartete. So lange bis er von drinnen die geschäftigen Geräusche verbunden mit dem ein oder anderen Johlen hörte, die vom Ende eines Schultages kündeten. Als der erste Schüler durch die Tür kam, trat Licinus gegen den Türrahmen klopfend ein.


    Er kam gerade noch dazu, Duccia Silvana zuzunicken, als ein himmelblauer Blitz auf ihn zuschoss:
    "Holst du mich aab?" fragte Esquilina fröhlich und Licinus brummte gutmütig "Sicher. Aber spiel noch einen Moment mit deinen Freundinnen, ja? Ich möchte kurz mit deiner Lehrerin was reden."
    Esquilina -- vertrauensseelig wie sie war -- kam nicht auf die Idee, dass sie was ausgefressen haben könnte und die Unterhaltung schlecht für sie enden könnte. Sie zukcte mit den Schultern und meinte "Is gut!" und verschwand zu zwei Mädchen mit bemerkenswert blonden Haaren.
    Licinus schritt indes auf das Pult und die Lehrerin zu und begrüßte sie erstmal anständig.
    "Salve Duccia Silvana. ich hoffe du befindest dich wohl?"

  • Der Unterricht war beendet und kaum hatte Runa die Kinder verabschiedet herrschte ein Heidenlärm. So wie es immer war, wenn sie sie nach Hause entließ. Endlich konnten sie sich wieder bewegen und musste nicht stillsitzen. Einigen unter den Kinder fiel das wirklich schwer. So lächelte Runa den nun hinauslaufenden Kindern hinterher, als sie Iulius Licinus
    erblickte, der ihr zunickt, dann aber erstmal von seiner Tochter in Beschlag genommen wurde. Sie wartete ab bis der Iulius sich schließlich an sie wandte. "Salve Iulius Licinus. Mir geht es gut. Ich hoffe dasselbe von dir. Wie war deine Reise?" Sie wusste nicht so genau wo der Iulier gewesen war, sie hatte nur von seiner Tochter gehört, dass er eine längere Reise hatte unternehmen müssen. Runa lächelte und hoffte, dass der Präfekt nicht hier war um seine Kind abzumelden, so wie es einige Elter aus der römischen Bevölkerung getan hatten. Sie wollten mit einer wie ihr nichts zu tun haben hatten sie gesagt. Runa hatte es zwar nicht verstanden, schließlich brachte sie den Kindern nur lesen und Schreiben bei. religiöse Dinge kamen nur selten zur Sprache und wenn, dann lehrte Runa sie auch mit der gebotenen Neutralität. Aber einige hatteein Problem damit, dass sie nun nicht mehr dem Kultus diente und sich ihren germanischen Wurzeln zugewandt hatte. Nun ja was sollte man gegen derartig Vorurteile machen. Sie atmete also tief durch und schaute Iulius Licinus fragend, aber lächelnd an. "Was kann ich für dich tun?"

  • "Erfolgreich, recht erfreulich und entschieden zu lang." Meinte Licinus immer noch gut gelaunt ob der Erinnerung an die Reise. Tatsächlich war es nicht zuletzt das Wetter in Südgallia gewesen, dass ihm die Laune so gehoben hatte. Die Wärme war ein Segen gewesen.


    "Ich wollte wissen, wie sich eine gewisse junge Dame" kam er zur eigentlichen Frage und warf einen schnellen Blick auf seine Ziehtochter. "Sich während meiner Abwesenheit hier geschlagen hat und ob ihr Benehmen anständig war."
    Unausgesprochen blieb die Frage, ob die Lehrerin etwas mitbekommen hatte, wie Esquilina seine lange Abwesenheit verdaut hatte. Um das aber auszusprechen hätte der Duccia Silvana schon viel länger kennen müssen.

  • Runa lächelte und ihr fiel ein Stein vom herzen, er war gekommen um sich nach seiner Tochter zu erkundigen. Sie deutete auf einen Stuhl, der eigentlich für ein Kind gedacht war. Sie selbst nahm auch auf so einem Stuhl Platz. „Nun sie schlägt sich ganz gut. Das rechnen fällt ihr besonders leicht, da ist sie auch sehr aufmerksam. Sie beteiligt sich auch immer recht rege am Unterricht. Nur hat sie ab und an ihre Schwierigkeiten bei der Sache zu bleiben. Gerade wenn etwas für sich nicht so interessant ist, dann wird sie unruhig.“ Runa wollte nicht zappelig sagen, meinte aber genau dass. „Aber sei ist eine wirklich gute Schülerin. In einigen Bereichen begrteift sie die Dinge einfach schneller als andere und ist dann natürlich gelangweilt, wenn ich es den anderen länger erklären muss.“ Auch Runa schaute nun zu der Ziehtochter des Iuliers. „Während deine Abwesenheit hat sie sich jedoch verändert. Am Anfang hat man es ihr nicht angemerkt, aber um so länger du weg warst um so in sich gekehrter wurde sie. Ich glaube sie hatte Angst, dass du nicht wiederkommst. Aber seit du wieder da bis ist sie die ganz die Alte.“ Runa lächelte liebevoll zu dem kleinen Mädchen. „Was mir aufgefallen ist, dass sie Probleme hat mit gelesenen Texten. Wenn ich diese nicht mit Bilder verknüpfe sondern nur den Text vorlese, dann hat sie Schwierigkeiten diesen zu verarbeiten. Dann wird sie unkonzentriert und verliert die Lust an der Sache. Sofern ich aber Bilder ins Spiel bringe ist sie voll und ganz bei der Sache. Ich weiß noch nicht so genau woran dass liegt.“ Runa hatte wirklich so gar keine Idee woran es liegen konnte. „Erst habe ich gedacht, dass Esquilina vielleicht schlecht hört, aber dies konnte ich nach ein paar Test ausschließen. Vielleicht liegt es wirklich daran, dass die Kleine einige Worte nicht mit Bilder verknüpfen kann, so dass sie es dann verarbeiteten kann was sie hörte. Wenn dem so ist, müssten wir die gemeinsame Arbeit vertiefen, damit ich ihr beibringen kann diese Schwäche zu überwinden.“ Runa sah den Iulier an, natürlich hätte sie ihm lieber gesagt, dass sein Kind keien Problem hatte. Aber dafür war Runa zu ehrlich und außerdem wollte sie Esquilina wirklich gern helfen.

  • Es musste ein geradezu absurder Anblick sein, den gestrengen Präfekten dort auf einem Kinderstuhl zu sehen. Bildete er sich das oder hörte er im Hintergrund ein Kichern von Esquilina und den beiden Goldlöckchen?


    Das Lob für das Mädchen ging ihm runter wie Öl. Rechnen konnte sie also gut. Das freute ihn, er hatte schließlich selbst den ganzen Tag mit zahlen zu tun und wusste, was eine nützliche Fähigkeit das war.
    "Meinst du es würde etwas nützen, wenn ich sie mehr Sport machen lasse?" schlug Licinus vor, kam sich aber gleich darauf etwas dämlich vor. Natürlich, hatte ein Soldat zu viel Energie, ließ man ihn Runden laufen. Aber sicher konnte man den Umgang mit Soldaten kaum auf Kinder anwenden. "Entschuldige, eine blöde Idee. Ich werde ihr sagen, dass sie besser stillsitzen sill."


    "Das habe ich befürchtet," Licinus nickte ernst. Ganz ablegen würde das Kind seine Verlustängste wohl niemals können. Was aus Licinus sicht auch nur verständlich war. "Du kennst ihre ... Geschichte?" fragte er nach, nicht sicher ob er der Duccia je erzählt hatte, wie er und Esquilina sich kennengelernt hatten. Vielleicht hatte sie es auch von Susina Alpina erfahren, die beiden Frauen lebten schließlich in einem Haus.


    Bei dem Verdacht, dass das Mädchen schlecht hören könnte zuckte Licinus Hand unwillkürlich ein Stück nach oben. "Das ist eine interessante Sache, die du dort beschreibst. Ich bin mir nicht sicher ob ich vollständig verstehe, aber ich würde dich in jedem Fall bitten es im Auge zu behalten. Wenn du meinst, dass eine intensivere Arbeit nötig ist, werde ich selbstverständlich dafür aufkommen." Gab es doch praktisch nichts, was Licinus für seinen kleinen Augenstern nicht tun würde.
    Etwas unwillig kamen daher auch seine nächsten Worte über die Lippen. Nichts zu tun lag nicht in seiner Natur.
    Es klingt jedoch nicht so, als könne ich direkt etwas tun?"

  • „Nein, bei weitem keinen schlechte Idee.“ Runa fiel dem Mann fast ins Wort. Es war sogar eine hervorragende Idee. „Du musst sie natürlich nicht so scheuchen wie deine Männer, aber etwas Sport... oder ausreiten? Ich habe sie mal mitgenommen, dass hat ihr gut gefallen, danach war sie auch ruhiger.“ Sagte die Duccia aufmunternd zu dem Iulier. Das Männer ihre Ideen immer so schnell verwarfen anstatt sie zumindest ansatzweise zu verteidigen. Nur weil es für ein Mädchen nicht üblich war musste es doch nicht schlecht für ein Mädchen sein. Außerdem schadete Sport und Bewegung nie.
    „Nein ich kenne ihre Geschichte nicht. Sie redet nicht so gern darüber und Alpina machte nur wage Andeutungen, als ich fragte. Ich habe nur bemerkt, dass sie sich verändert hat und ich vermutete auch, dass dies Verlustängste sind. Wenn diese in der Vergangenheit begründet sind, so wäre dies eine Erklärung ihres Verhaltens der letzten Wochen.“
    Dann hob Runa abwehrend die Hände. „Du musst dafür nicht aufkommen. Wie du weißt, ist die Schule für alle kostenlos. Und außerdem macht mir die Arbeit Spaß. Ich halte dich jedoch nicht davon ab, wenn du die Schule mit einer Spende unterstützen möchtest.“ Runa zwinkerte dem Iulier zu. „Weißt du ich denke deine Tochter ist wirklich begab, wenn nicht sogar intelligenter als andere. Sie hat halt nur diese kleine Schwächen, was das Vorlesen beziehungsweise das Verarbeiten von gehörten Texten angeht. Du könnest tatsächlich etwas tun.“ Sagte Runa. „Lies ihr Abends etwas vor oder erzähle ihr kleine kurze Geschichten und bitte sie dir dann zusammenzufassen, was du gelesen hast. Wenn wir beide da zusammenarbeiten, bekommen wir dies bestimmt auch in den Griff.“

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