Hilfe für die Seherin

  • Persaeus ging vor, öffnete die Türe um dann gleich Frugi behilflich zu sein. Vorsichtig legten sie gemeinsam, Luna die Seherin auf ihren Bauch. Hilflos standen die beiden da und starrten auf den malträtierten Rücken.
    Keiner wusste wie er sich zu verhalten hatten. Sonst waren es nur Verletzte Kameraden um die sie sich meist mit derben Worten, bis zum eintreffen eines medicus kümmerten.
    Zu sprechen schienen sie sich auch nicht zu trauen. Persaeus ging immer wieder nach draußen, mit einem hilflosen Blick hielt er nach der Kräuterfrau ausschau.
    Frugi erinnerte sich an das Beißholz und legte es behutsam neben ihrem Kopf.
    Scheu schob er ihr eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht, damit sie ihr nicht zwischen ihre Lippen kam.

  • Hallo Dunkelheit mein alter Freund...Idun lag da und bewegt sich nicht sie war in ihrer eigenen Welt. Sanft umgaben sie die Visionen um sie herum war Stille. Sie stand wieder in dem See die herabfallenden Tropfen mit den Händen auffangend. Dornenranken umfingen sie und glühend brannte das Feuer in ihrem Nacken. Nun wusste sie es war die Zukunft gewesen, was sie im Nebel der Zeit gesehen hatte ihr Zukunft. Die Ranken sie wurden höher, dichter. Sie stand still zur Bewegungslosigkeit verdammt. Ihr Geist hielt sie hier fest um sie zu schützen. Stille war es die sie umfing, sanft waren die Visionen. Augen die voller Liebe auf sie blickten. Worte die ihre Seele heilten. Berührten sanft die Stille und hinterließen ihre kleinen Wellen auf dem See. Die Augen des Wolfes auf die gerichtet, beobachtend... beschützend. Und wieder Stille, die Worte und Bilder sie echoten in der Stille und verloren sich darin. So wie auch Idun sich verloren. Ihr innerstes Ich auseinander geborsten unter den Schläge geführt von liebender Hand. Schläge die Gnade lehren sollten. Für eine Macht die kein Platz für Fremde hatte. Für eine Macht die nur sich selbst kannte. Eine Macht die alles vernichtete was nicht in ihr Bild passte. Schläge die lehren sollten. Ihre Seele nur noch Bruchstücke ihrer selbst. In Trümmern. Und doch saß da im Spiegel des Sees ein kleines Mädchen, dass versuchte die Bruchstücke zusammenzusetzen, dass versuchte zu heilen, dass versuchte gegen die Stille zu kämpfen, gegen die Dunkelheit die alle umfing. Bild um Bild wurde zusammengesetzt. Erinnerungen längst vergangener Zeit. Die Eltern, die lehrende Alte, die vielen Gesichter die sie auf dem Weg ihres Lebens begleiteten. Immer mehr und mehr Bilder entstanden und füllten die Dunkelheit. Sie sah tausend Menschen – vielleicht mehr. Sie sprachen Worte doch sie sagten nichts. Immer noch Stille. Ein neues Bild entstand. Ein Bild welches sie nicht sehen wollte, doch durch die ranken gehalten, zum Stillstand verdammt. Sah sie jene Szene des Aktes der Gnade als Zuschauer. So als sei es nicht sie. Sie sah wie die Geschichte ihres Lebens durch liebende Hand in Haut geschrieben wurde.Sie wollte nicht sehen, doch sie musste. Sie konnte nicht verdrängen. Sie musste es sehen. Nichts durfte verloren gehen in der Stille. Jedes Teil war ein Stück von ihr. Das letzte Bild es brauchte lang. Es war das schwerste von allen. Ein Gesicht entstand. Markant waren die Züge. Hart gemacht durch das Leben und doch so sanft und so weich auf der Suche nach Verständnis und Liebe. Ein Gesicht noch ohne Augen und doch erkannte es Idun. Sie wollte danach greifen doch die Ranken sie ließen es nicht zu. Noch lag das unvollständige Bild verborgen in der Dunkelheit. Die Augen sie fielen dem kleinen Mädchen so schwer sie wusste nicht wie und sah sich um und blickte Idun an. Eine Spiegelung auf dem See glänze in ihren Augen und Idun kämpfte, sie kämpfte gegen die Stille. Mühsam öffnete sie ihre Lippen. Das Mädchen machte die Augen voller Liebe. Und erhob sich. Hinter ihr tauchte sie auf die Spiegelung des Mondes in dem dunklen See. „Luna.“ wisperte sie hinein in die Stille und das Mädchen wurde zur Frau wurde ein Spiegel ihrer selbst. Die Ranken verschwanden. Eine Umarmung und sie wurden eins. Sie brachen gemeinsam die Dunkelheit und Stille. Hallo Dunkelheit mein alter Freund wir müssen reden...

  • Alpina war dem Soldaten gefolgt. Er hatte die Tür zu einer der Carcerzellen geöffnet. Dort lag die Verletzte, von der der Legionär gesprochen hatte. Sie sah übel malträtiert aus. Man hatte sie ausgepeitscht. Unzählige Striemen und tiefe, blutende Wunden überzogen den Rücken der Frau. Ein frisches Brandmal zeigte ihre Versklavung. Wie grausam sich die Macht Roms in die Haut der Germanin eingebrannt hatten. Alpina schlug sich die Hand vor den Mund. Sie war vorgewarnt gewesen, aber das was sie zu sehen bekam schockierte die Kräuterfrau.
    "Bei allen Göttern! Das ist doch nicht wahr? Was hat diese arme Frau verbrochen, dass sie so schwer bestraft wurde?"
    Sie kniete sich neben die bewußtlose Frau. Ein Beißholz lag neben ihr. Jemand hatte vorgesorgt.
    "Hörst du mich? Frau, kannst du mich hören? Verstehst du Latein?"
    Die Kleidung der Frau wies sie als Germanin aus. Alpina versuchte sich an das Germanische zu erinnern, das sie bei Osrun in Germanien gelernt hatte. Sie wiederholte ihre Frage in stammelndem Germanisch.

  • Langsam kämpfte sich ihr Geist wieder an die Oberfläche. Eine Stimme? Die Stimme einer Frau? Idun – Luna versuchte die Worte zu entschlüsseln, versuchte die Augen zu öffnen. Als sie die Augen aufschlug, war ihr Blick glasig, die Pupillen ob des Opium's geweitet. Noch wirkte die Droge, doch gelang es auch dem Opium nicht ihr die Schmerzen gänzlich zu nehmen. Sie stöhnte leise auf. Ihre Lippen trocken und spröde. Blut klebte an ihnen. Ja um nicht zu schreien hatte sie sich ihre Lippen blutig gebissen. Vorsichtig versuchte sie nun die verklebten trockenen Lippen zu öffnen. Sie brauchte mehrere Anläufe, bevor sie mit brüchiger Stimme erklären konnte. „Ich....ich...verstehe und spreche...Latein.“


  • Diopeithes Pedius Theopompus



    Theopompus der vor der Türe wartete, falls die Kräuterfrau Hilfe benötigte, hörte drinnen die Frage von dieser. Leise trat er ein. „Dir mag es jetzt merkwürdig erscheinen“, mir selber mehr als das, dachte er dabei, „der Centurio, dessen Leben sie rettete, ließ sie auspeitschen. Ich hörte es wären 21 Hiebe gewesen, anschließend wurde sie als seine Sklavin gebrandmarkt. Soviel habe ich von den Kameraden erfahren. Bestimmt erfährt man später mehr über die Hintergründe für solch eine harte Bestrafung. Vielleicht aber hängt es mit den Gerüchten zusammen, welche kursieren. Der Centurio solle unter ihrem Bann stehen, sie ist ja eine Seherin.“ Pompus blickte nachdenklich auf den zerschundeten Rücken, welch einen Preis, hatte sie für das Zusammentreffen mit dem Centurio bezahlt.

  • Mitleidig sah Alpina die Gebranntmarkte an. Sie verstand die mit schwacher Stimme vorgebrachte Antwort und nickte.
    "Das ist gut. Mein Name ist Susina Alpina. Ich bin Kräuterfrau und Hebamme. Ich werde mir jetzt deine Wunden ansehen, wenn es dir recht ist. Leider kann ich nicht hexen und es wird eine Zeit dauern bis du wieder auf dem Rücken liegen kannst. Auch Narben werde ich nicht verhindern können. Aber ich will versuchen, dass es so wenige wie möglich sein werden."


    Ein Blick in die kaum geöffneten Augen enthüllte stark geweitete Pupillen.
    "Hat man dir ein Schmerzmittel gegeben?"


    Mit der gewohnten Ruhe widmete sie sich der Untersuchung. Die Raeterin zählte den Puls und befand ihn für ausreichend stark um das Überleben der Frau zu sichern. Dann machte sie sich daran, die Wunden in solche zu unterscheiden, die man gleich verbinden konnte und solche, die eine adstringierende Paste benötigten um ein Eitern zu verhindern. Einige waren sehr tief. Sie würden von innen heraus heilen müssen. Das dauerte und war gefährlich, denn eine offene Wunde war unter unzureichenden hygienischen Zuständen schnell infiziert. Als sie fertig war setzte sie die Germanin in Kenntnis über ihr weiteres Vorgehen.
    "Ich werde einige deiner Wunden mit einer zusammenziehenden Salbe füllen müssen, damit sie langsam von innen heilen können. Andere sind nicht so tief. Sie können mit einer leichten Heilsalbe und anschließendem Verband versorgt werden. Das Brandzeichen versorgen wir mit Johanniskrautöl. Möchtest du das Beißholz benutzen?"

  • Idun nickte verstehend auf die Erklärung bezüglich ihres Rückens hin. Sie konnte ihn zwar nicht sehen, aber die Anzahl der Schläge und die Schmerzen vermittelten ihr wohl eine gutes Bild davon, wie ihre Rücken aussah. „Etwas Opium.“ Sagte sie leise auf die Frage hin, ob man ihr was gegen die Schmerzen gegeben hatte. Die Sklavin ertrug die Untersuchung nur ab und an zuckte ihr Körper unter den untersuchenden Händen. Es folgte die Erklärung, was die Frau für sie tun wollte. Idun legte nun den Kopf auf die Seite um die Frau genau zu betrachten. Sie sah eine unglaubliche Herzenswärme in ihren Augen und umgab diese Frau eine gewisse Traurigkeit, eine Melancholie. Auf die Frage nach dem Beißholz schüttelte sie den Kopf. „Nein... zu viel Opium... ich kann … die Visionen... ich kann sie dann nicht kontrollieren.“ Ja woher sollte die Frau auch wissen, dass Idun eine Seherin war, die unter Drogen extreme Visionen hatte, die auch dazu geeignet waren, dass sie sich darin verlor und nicht mehr erwachte. „Es...es muss ...so gehen. Erzähl... mir von dir... das lenkt ab.“ Immer wieder brach sie ab und schloss die Augen, die Schmerzen waren einfach zu stark und doch kontrollierte die geschundenen Frau sie. „Idun ...“ Diesmal stockte sie aber nicht wegen der Schmerzen. „Ich hieß Idun. Jetzt nennt.... man mich Luna.“
    Luna bettet ihre Kopf wieder auf die Unterlage und sah die Heilerin an und nickte ihr zu, damit diese beginnen konnte.

  • Sie hatte Opium bekommen. Das erklärte vieles. Natürlich hätte Alpina ihr auch ein Schmerzmittel gegeben und wenn sie nicht erfahren hätte, dass die Frau vor ihr eine Seherin war, wäre es vermutlich wegen der Wirksamkeit und auch der schlaffördernden Wirkung auch Opium gewesen. Nun seufzte Alpina. Sie hatte erlebt welche Wirkung die Mandragora auf Corvinus gehabt hatte, also konnte sie ahnen welche Auswirkungen der Schlafmohn auf eine Seherin hatte. Bedächtig nickte sie.
    "Schon gut, Idun. Wir werden uns erstmal um die Wunden kümmernen. Danach entscheiden wir ob du ein Schmerzmittel brauchst. Ich mische eine Salbe aus Honig, Zincum und Harzen zweier Bäume aus fernen Ländern jenseits des Mare mediterraneum. Davon verspreche ich mir in deinem Fall am meisten. Diese Paste ist für die tieferen Wunden. Für die leichteren Striemen nehme ich meine klassische Heilsalbe aus Ringelblume, Kamille, Beinwell und Breitwegerich."


    Alpina holte das Mortarium aus ihrem Korb und begann die stark duftenden Harze des Weihrauchs und der Myrrhe zu feinem Pulver zu verreiben. Dazu gab sie Honig und Zincumpulver. Als die Paste fertig war, ließ sie sich frisches Wasser mit einem Schuss Essig bringen, um die Wunden zu säubern.
    "Es wird jetzt ein wenig brennen", bereitete die Kräuterfrau die Verletzte vor.


    Mit einem getränkten Tuch wusch sie Idun das Gesicht und die verkrusteten Lippen. Sie entfernte Schorf und Verkrustungen wo immer möglich und schmierte ein wenig Fett auf die spröden Lippen. Als nächstes säuberte sie die Peitschenwunden. Die tiefen offenen Wunden hatten ordentlich geblutet. Dort war weniger Schmutz eingedrungen aber die eher Oberflächlichen waren gefährlich.
    Alpina hörte das Stöhnen der Seherin und zwang sich dennoch weiterzumachen. Sie versuchte sich zu konzentrieren und nebenbei ein wenig zu sprechen, um Idun abzulenken.
    "Ich komme aus Raetia. Aus Augusta Vindelicum. Mein Vater war Beneficiarius in der Garde des Statthalters. Er hat meine Mutter, mich und meine Schwester Ilara sitzen lassen. Ich bin ihn mit meiner Mutter suchen gegangen und das hat mich hierher gebracht. Meine Schwester ist verheiratet in Augusta Vindelicum. Sie hat zwei Kinder."


    Mit dem spatenförmigen Ende einer Sonde füllte Alpina die selbst angerührte Paste in Iduns tiefe Wunden.
    "Meine Mutter und meine Großmutter waren bereits Hebammen und so wurde ich es auch. Ich lernte von ihnen die Kräuter kennen. Und auch in deiner Heimat habe ich einiges gelernt. Als ich ins Freie Germanien ging um eine Weise Frau aufzusuchen. Sie hieß Osrun. Ich habe viel von ihr und einer anderen germanischen Heilerin gelernt. Ein wenig lernte ich dabei auch eure Sprache. Allerdings nur ein wenig."


    Die oberflächlichen Wunden versorgte Alpina mit der Wundsalbe. Die frische Brandwunde des Sklavenbrandes bestrich sie mit Johanniskrautöl. Das rote Öl setzte sie jeden Sommer selbst im Garten an. Es roch angenehm, milderte Brandwundenschmerzen und sorgte für ein gutes meist narbenfreies Verheilen. Was in diesem Fall ja nicht zu erwarten war. Zuletzt verband sie die Wunden mit frischen Verbänden. Sie brauchte sehr viel Verbandsmaterial. Als sie fertig war streichelte sie Iduns Hand.
    "Ich bin fertig. Wir müssen nun noch über ein Schmerzmittel sprechen. Denn es wird noch einige Tage sehr weh tun. Ich könnte dir einen Trank aus Weidenrinde anbieten. Der ist nicht so stark wirksam aber eben auch nicht halluzinogen. Äh...also Visionen hervorrufend."

  • Interessiert verfolgte Idun die Erklärung aus welchen Zutaten die Heilerin die Salben zusammenrühren würde. Einiges war Idun bekannt, einiges war gänzlich neu für sie.
    Den Duft des Essig kannte Idun. Sie nickte also als Alpina den Hinweis aussprach, das es brennen würde.
    Das Waschen des Gesichtes brannte zwar etwas, aber es war auszuhalten, als Alpina jedoch begann die Wunden auf dem Rücken mit dem in Essig und Wasser getränkten Lappen zu reinigen, krallen sich ihre Hände in die Unterlage. Tränen schossen ihr in die Augen, sie presste ihren Kopf in die Unterlage, spannte ihren Körper an und hielt die Luft an . Ja sie versuchte immer noch zu kämpfen, doch irgendwann hielt sie es einfach nicht mehr aus und sie schrie sich ihren Schmerz von der Seele. Ihre Schmerzensschreie hallten von den steinernen Wänden wieder.
    Zum Glück war die Heilerin erfahren genug und setzte ihre Arbeit, die getan werden musste fort. Idun versuchte sich dann auf die Erzählung der Frau zu konzentrieren. Es gelang ihr sogar teilweise der Lebensgeschichte der Frau, die sie gerade behandelte zu folgen. Sie war also Hebamme und eine Heilerin. Eine die Leben auf diese Welt brachte und es versuchte zu erhalten. Idun schaute voller Respekt zu dieser Frau auf.
    Das Auftragen der Pasten war schmerzhaft, jedoch schaffte es Idun dieses mal ihre Schmerzen weg zu atmen, so dass nur ab und ein ein leises Stöhnen zu hören war.
    Als sie die Hand der Heilerin auf ihrer spürte, griff sie diese und drückte sie sanft. Langsam drehte sie ihren Kopf in die Richtung der Heilerin um sie anzublicken. Wieder hatten Tränen ihren Spuren auf Iduns Gesicht hinterlassen, dennoch lag auf ihrem Gesicht ein ehrliches warmes Lächeln. „Danke...“ flüsterte sie. Idun brauchte einige Momente bevor sie weiter sprechen konnte. „... ich weiß es wird seine Zeit brauchen....“ Ja da auch Idun in der Lage war Wunde zu versorgen, wusste sie dass es Tage brauchen würde bis die Schmerzen erträglich werden würden. Sie wusste auch, dass die tieferen Wunden die der mit Pech ummantelte Stock hinterlassen hatte wohl Wochen brauchen würden. „...einiges wird wohl nie verheilen. Ein Trank auf Weidenrinde ja … ich denke das sollte gehen.“ Natürlich wusste Idun, dass dieser wohl nur bedingt helfen würde. Entgegen jeglicher Logik und sicher dem Einfluss der Droge geschuldet, richtete sich Idun auf um Alpina nun direkt in die Augen blicken zu können. Sie nahm nun beide Hände der Frau und schaute ihr eine Weile tief in die Augen, bevor sie leise zu sprechen begann. In Iduns Stimme schwang sehr viel Respekt und Anerkennung für die Heilerin mit. „Ich danke dir. Du bist ein guter Mensch... eine Frau mit sehr viel Herz...Doch irgendetwas lastet auf deiner Seele.“ Ja Idun war auch in dieser Situation immer empfindsam genug um derartiges zu erkennen und es lenkte von ihr selbst ab.
    Ja die Seele der Frau vor ihr hatte tiefe Narben wahrscheinlich tiefer als die Wunden auf Iduns Rücken. Sanft streichelte Idun die Hände der Heilerin. „...es gibt Wunden die nie heilen nicht wahr? Aber man kann sie lindern.“

  • Für heute war Schluss, gleich ging es zurück. Ich musste sie vorher sehen und wenn damit mein Ende in der Ala kommen würde. Es war meine letzte Gelegenheit, denn als Tiro bekäme ich noch lange keinen Ausgang.
    Die Legionäre rückten ab, was sollte ich machen? Es blieb mir nur eins, die Aufbruchstimmung nutzen. Ich rutschte vom Pferd und verschwand hinter diese, hoffentlich auch aus dem Blickwinkel der Offiziere und eilte hinter oder wenn Platz war neben der Legio her.


    Ich konnte es nicht fassen mir war es geglückt mit den einmarschierenden Truppen in die Castra Legionis zu gelangen. Suchend schaute ich mich um. Wo war der Carcer? Zwischen den Baracken und Gebäuden fand ich endlich was ich suchte. Ein stämmiger Legionär stand nachdenklich vor der Wachstube. „Salve Kamerad, wie geht es ihr? Ich meine die Seherin, ich muss sie unbedingt sehen. Bitte versteh mich für mich ist es für lange die letzte Gelegenheit. Ich gehörte zu denen die sich um sie und den Centurio im Wald gekümmert haben.“ Ich sah die angespannte Haltung und den zweifelnden Blick des Legionärs. „Du kannst natürlich mit kommen. Glaub mir ich bin der letzte der ihr schaden will. Wenn sie nicht so zugerichtet wäre würde ich versuchen mit ihr zu fliehen.“
    Der Miles vertraute bestimmt auf seine Körpergröße und Kräfte, er nickte mir zu und wir gingen gemeinsam in die Zelle. „Idun?“ kam leise ein wenig krächzend von mir. „Ich meine Luna, wie du ja ab jetzt heißt.“
    Obwohl das ja Blödsinn war. Idun würde immer Idun sein, egal wie man sie nannte. Dich trat ich zu ihrem Lager, kniete mich daneben, denn auf sie herabblicken fand ich sehr unangebracht, außerdem zeigte es den Respekt den ich vor ihr hatte, ob Sklavin oder nicht. Zögernd ergriff ich ihre Hand, „sag mir was ich für dich tun kann? Soll ich dich hier rausholen?“

  • Idun hatte ihre Augen nur geschlossen, an Schlaf war ob der Schmerzen nicht zu denken. Ihr Geist wanderte unruhig in ihren Gedanken umher, als sie plötzlich eine Stimme wahrnahm. Sie kannte diese Stimme konnte nur nicht einordnen woher. Als sie die Augen aufschlug erkannte sie jene jungen Mann, der es zugelassen hatte, das sie Verus weiter versorgen konnte bis die Truppen eintrafen. Sie versuchte ihre Gedanke zu jenem Zeitpunkt zurückzuführen um sich an seinen Namen zu erinnern. So brauchte sie auch eine Weile bevor ihre Stimme leise erklang. „Marbod...“ Sie griff nach seiner Hand. Wahrscheinlich hätte sie sich auch aufgesetzt, doch nach einem halbherzigen Versuch, der nichts als weitere Schmerzen verursachte brach sie ab und bleib liegen. So sah sie den jungen Mann aus ihrer liegenden Postion an. „...was tust du hier?“ Sie konnte es sich nicht erklären. Als er dann fragte, was er für sie tun könne und ob er sie rausholen solle, erinnerte sie sich auch wieder an die Vorfälle im Wald. Selbst da hatte er schon versucht sie zu retten. Ihr Blick lag in dem seinen sie sah im lange in die Augen, bevor sie wieder sprach. „Marbod... ich sagte dir schon einmal alles ist so wie es sein soll.“ Sie musste immer wieder Pausen zwischen den Sätzen machen, da sie das reden über Gebühr anstrengte. Ab und an konnte man ein schmerzvolles Aufstöhnen vernehmen. In jeder dieser Pausen schloss sie die Augen. Also diese nun wieder geöffnet wurden, waren sie dunkler als zuvor. „Marbod … du kannst mir nicht helfen. Aber dir. Sei aufrecht. Du hast einen Eid geleistet. Du hast Rom deine Treue geschworen. Sei ehrenvoll und erfülle diesen Eid. Sei treu und erfülle deinen Schwur. Marbod sie können uns viel nehmen, unser Land unser Leben unsere Freiheit. Aber niemals unsere Werte. Zeige es ihnen. Zeige ihnen, wie viel ein Treueeid wert ist. Zeige ihnen was Ehre ist. Lass dir das nicht nehmen. Das kannst du für mich und für dich tun.“



    Sim-Off:

    *in der Sprache der Germanen

  • Richtig, was tat ich hier? Anklagend waren ihre Worte in meinen Ohren und ich wollte beschämt meinen Blick senken, doch ihre Augen zwangen meine, sie anzuschauen und sich nicht ab zu wenden. Beschämt, wie ein Kind was beim Ungehorsam erwischt wurde, flüsterte ich. "Ja das sagtest du.... Ich hörte auch all die Erklärungen und verstehe es trotzdem nicht. Warum nahmst du das hier auf dich. Bist du nicht Herrin deiner selbst?
    Kannst du nicht deinen Lebensfaden selber spinnen? Hat der Mann dies verdient, dass du das alles ausgehalten hast?“

    Ihr Stöhnen trieben mir die Tränen in die Augen, warum nur durfte ich ihr nicht helfen? Mit Tränen verschleiertem Blick hörte ich mir an was sie mir zu sagen hatte. Tief im Inneren wusste ich dies alles. Hatte es nicht wirklich wahrhaben wollen und mir eingebildet auf irgend eine Art immer daran vorbei mogeln zu können. Immer gerade so auslegend wie es mir passte. So hatte ich es schon immer gehalten, besonders bei den Weibern. Deshalb waren mir auch die männlichen Verwandten von einigen auf den Fersen. Die Ala schien mir geeignet, dort zunächst einen Unterschlupf zu suchen.
    Sie wusste es, ich spürte es genau. Sie rief mich zur Ordnung und mahnte mich unser Erbe in Ehren zu halten. „Ja ich verspreche es, ich werde es für dich, für mich, für uns alle tun. Glaube mir, dir zu helfen war ehrlich gemeint und hatte mit meiner Einstellung nichts zu tun. Aber auch das weißt du sicher. Ich werde mich wegen meiner Fehlverhalten melden, aber eine Bitte habe ich, bete für mich, dass ich immer, dass bleibe als was ich geboren werde, denn es sind viele Jahre die ich dienen muss. Ich danke dir Mögen die Götter dich weiter beschützen.“
    Einen letzten traurigen Blick zu ihr schickend, strich ihr über die Hand und wünschte nichts sehnlicher als ihr noch oft zu begegnen.

  • Sie richtete sich nun trotz der Schmerzen doch auf. Ihr Blick voller Kraft und Stolz lag nun auf dem jungen Mann, der auch ein Sohn der Stämme war. „Ich bin die Herrin meiner selbst Marbold. Niemand bestimmt über mich.“ Gewagte Worte für eine die gerade zur Sklavin gebrandmarkt wurde. „Ich wählte diesen Weg frei, aus freiem Willen – aus freien Stücken.Die Welt ist nicht immer gerecht, nein das ist sie für wahr nicht Marbold. Und alles im Leben hat seinen Preis ich bezahlen gerade den meinen.“ Sanft hob sie ihre Hand und griff dem jungen Mann unter das Kinn um seinen Blick zu heben. „Ich weiß nicht ob er es wert ist. Ich hoffe es, aber ich weiß es nicht.“ Sie streichelte ihm sanft über die Wange, bevor sie ihre Hand wieder sinken ließ. „Ich habe es ausgehalten, weil es nichts anderes als eine Prüfung der Götter ist. Wenn man sie herausfordert muss man bereit sein zu leiden, zu kämpfen und bereit sein seine Stärke zu beweisen.“
    Sie drückte seine beiden Hände. „Mögen die Götter immer mit dir sein. Die Asen, mögen dir Stärke schicken. Sie mögen dir Mut geben und ihre schützenden Hände immer über dich halten.“
    Sie beugte sich vor und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, bevor sie sich wieder niederlegte. „Leb wohl Marbold.“

  • Alpina war froh, dass die Seherin einem Weidenrindentrank zustimmte. Sie war sich sicher, dass die Qualen ohne Schmerzmittel nicht auszuhalten waren.
    Und als Idun von Wunden sprach, die wohl nie verheilten und ansprach, dass Alpina etwas belaste, schluckte sie schwer.
    "Ja, es gibt Wunden, die nie verheilen. Mehrmals von jemandem verlassen zu werden, den man liebt, ist nicht einfach zu verarbeiten."


    Sie dachte an ihren Vater, an Marcellus und an Corvinus. Dann atmete sie tief durch.
    "Ich werde morgen wieder nach dir sehen Idun. Den Trank bereite ich dir gleich. Es ist eine Tagesdosis. Also 3 Becher am Tag. Trink sie nicht auf einmal. Eine Eigenschaft der Weidenrinde ist dass sie das Blut verdünnt. Das könnte die Blutungen verschlimmern. Also immer nur einen Becher in der Früh, am Mittag und am Abend."


    Mit einem weiteren sanften Streicheln stand Alpina auf. Sie versuchte zu lächeln.
    "Du bist sehr tapfer Idun. Das kannst du weil du weißt, dass deine Götter bei dir sind. Auch ich fühle und sehe täglich das Wirken der Götter durch meine Medizin. Ich glaube, dass genau das uns zu starken Frauen macht. Erhol dich gut, starke Frau. Wir sehen uns morgen."


    An der Tür wandte sich die Kräuterfrau an den wachhabenden Soldaten.
    "Wo ist der brutale Kerl, der das hier angerichtet hat? Ich möchte diesem Gewalttäter die Rechnung für meine Behandlung präsentieren. Ich hoffe, das Imperium hat die Kosten für seine Brutalität einkalkuliert? Morgen komme ich wieder. Die Behandlung wird sich noch tagelang hinziehen. Und wo kann ich einen Trank kochen oder jemand zuverlässigen finden, der dieser armen Frau einen Heiltrank kocht?"


    Für Alpinas Verhältnisse sehr selbstbewusst brachte die Raeterin ihre Forderungen vor. Sie war wütend, sehr wütend. Und das machte sie mutig.


  • Diopeithes Pedius Theopompus


    Pompus konnte die Kräuterfrau sehr gut verstehen. "Ich kenne ihn auch noch nicht, denn ich hatte hier Dienst. So viel mir bekannt ist, ist er selber verletzt. Jetzt muss ich hier bleiben, doch werde alles tun was möglich ist, damit er Morgen hier ist. Ich finde du hast ein Anrecht auf eine gute Bezahlung, zuerst rettet sie ihm das Leben und dann befiehlt er so etwas."
    Pompus würde sein Wort halten und sollte der Centurio sich querstellen würde er sich an höhere Stelle wenden oder ihn mit seinen Freunden gewaltsam herschleifen. Das hier war keine Art und Weise.

  • Idun nickte, sie verstand die Frau. Ja Liebe konnte weh tun. Liebe tat immer weh. Es gab keine Liebe ohne Leiden. Sie nickte nur verstehend. „Wir sehen uns morgen.“ Flüsterte sie und sie nahm sich vor dieser Frau zu helfen. Ja dieser guten – herzensguten, starken Frau musste sie einfach helfen. Sie konnte nicht wegsehen. Die drückte die Hand der Heilerin. „Danke...“ hauchte sie. „Die Götter mögen immer ihre schützenden Hände über dich halten.“
    Vorsichtig legte sie sich wieder auf den Bauch. Sie hörte was Alpina vor der Tür zu dem Soldaten sagten. „Nein...“ versuchte sie zu schreien, doch ihre Stimme kam nur leise über ihre Lippen.“Nein...er hat keine Schuld“ in Tränen wurden ihre Worte erstickt. Sie würde so viel sagen wollen... doch ihre Worte waren nur ein Flüstern in der Stille des Raumes und verhallten ungehört.
    Und sie war wieder allein, Stille und die Dunkelheit des Raumes umgaben sie.

  • Es war ein Gang eines sterbenden Mannes, der durch seinen eigenen Stolz und sein ihm selbst gelebtes Vorurteil, gegen die Mächte seiner Zeit stand, und wankend aber betonten Schrittes zu dem Ort seiner Schicksalsgabe marschierte. Trauer und Leid lag in seinem Blick, während seine Lippen fest versiegelt waren, um dem Körper Würde zurückzuhalten. Es kostete Kraft, aufrecht zu bleiben. Es kostete den Tiberius vieles, um überhaupt gegen seine Angst anzukämpfen, die sich aus der Schande seiner Tat gebar. Idun war alles für ihn und er hatte sie in Hoffnung auf Rettung schwer verletzt. Er schämte sich für seine Handlung; für seine Schwäche, ihr ein liebender Held zu sein, sondern er war doch nur ein römischer Soldat, gebunden durch Pflicht und Stolz. Eine Flucht war nicht mehr möglich. Nichts schien mehr möglich, denn die Blüte der Hoffnung er hatte durch jeden Schlag gerupft. Die blutbefleckte Tunika stank nach Schweiß, seine Hände waren durch Pech verschmiert und seine Haare ölig, durch den schweren Helm, welchen er getragen hatte. Ja, die Tat stand auf seinem Körper und signalisierte ohne Reue, dass er grausam war. Grausamkeit zeigte sich durch die kleinen Blutspritzer, die selbst über seinen Hals zu wandern schienen. Es war Iduns Blut, welches er nicht abwaschen konnte und wollte. Wenn er nicht für sie leben konnte, konnte er wenigstens für sie leiden. Er zeigte offen, was er war: ein Monster. Gekränkt von sich selbst, trat er durch die Tür und donnerte mit militärischer Stimme, fast kalt und tonlos: "Centurio Tiberius Verus." Er stellt sich nur vor und wusste, dass dieser Ausruf ausreichen musste, um zu zeigen, dass die Bestie eingetroffen war. Das Monster, welches er nun war. Voller Selbstverachtung keuchte er und zog Luft durch die Nase. Hoffentlich konnte er ihren Anblick ertragen und wieder für sie der sein, der er sein wollte. Idun brauchte ihn, wie er sie brauchte. Sein Herz begehrte auf, gegen seine eigene Verachtung. Es war ein Lichtblick Hoffnung, der seine Gnade beflügelte.

  • Schlaf war ihr nur wenig vergönnt gewesen. Die Schmerzen ob des nachlassenden Opium inzwischen unerträglich. Tränen die sie nicht mehr kontrollieren konnten liefen ihr über das Gesicht. Lippen fest aufeinander gepresst um nicht zu schreien. Und doch hatte sie in der Nacht wohl das ein oder andere Mal dafür gesorgt, dass der Soldat, der die Tür bewachte – was mal so nebenbei bemerkt vollkommen überflüssig war, denn Idun/Luna würde sich die Nächten Tage freiwillig nirgends hinbewegen – vor Schreck zusammengefahren war. Ja sie hatte geschrien, als das Opium seine Wirkung verloren und die Schmerzen ungefiltert über sie hereingebrochen waren. Eine falsche Bewegung und es war so als würde man ihr glühendes Öl über den Rücken gießen. Inzwischen hatte sie ihren Kopf auf die Unterlage gepresst, so dass die Laute nur noch gedämpft an die Umwelt drangen. Sie litt und wie sie litt. Vor allem aber litt sie weil er nicht da war. Er hatte nicht nach ihr gesehen. Sie hatte lange gehofft, dass er noch kommen würde. Aber die Nacht war hereingebrochen und vorübergegangen ohne das Verus zu ihr gekommen war. Warum? Warum war er nicht gekommen? Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. Ja sie verlor gerade die Kontrolle. Sie die sonst so kontrolliert, zurückhaltend und in sich ruhend war, konnte ihre Schmerzen und ihre Emotionen nicht kontrollieren.
    Als Verus nun den Raum der ihr als Zelle diente betrat und militärisch kalt seinen Namen bellte, zuckte sie zusammen was ihr nur eine erneute Schmerzenswelle einbrachte, die sich in einem dumpfen Schrei in die Unterlage entlud. Ihre Hände waren so fest in die Unterlage verkrampft, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Und doch drehte sie ihre Kopf in seine Richtung. Ja in ihrem Gesicht konnte man das volle Ausmaß des Leidens sehen. Ihre Augen rotgeweint und glasig, voller Pein, Schmerz und Leid. Die Spuren der vielen Tränen, die viele Spuren auf ihrem Gesicht hinterlassen hatten. Ja sie bei ihrem Anblick musste man wohl unwillkürlich an ein Häufchen Elend denken.
    Sie blickte ihn lange schweigend an. Nein es war kein anklagender Blick. Was sie sah erschreckte sie jedoch. Verus war dabei sich zu verlieren. Den gleichen Blick hatte er schon nach dem Kampf, als er in ihrer Hütte erwacht war und ihr erklärt hatte, dass er nicht wollte das seine Wunden heilen. Damals hatte sie genug Kraft gehabt um ihn aus diesem Tief herauszuholen. Aber jetzt? In ihrem Zustand? Ja ihr Verstand sagte ihr, dass sie die Kraft nicht hatte. Doch ihr Herz sprach einen andere Sprache. Sie lies also ihr Herz sprechen. „Verus...“ flüsterte sie leise kaum wahrnehmbar. Ja die Schmerzen raubten ihr den Atem der nötig gewesen wäre um länger Sätze zu sprechen. So löste sich ihre ihm zugewandte Hand von der Unterlage und streckte sich ihm entgegen. Ja sie brauchte ihn. Sie brauchte seine Nähe. Sie brauchte es um zu wissen, dass sie nicht allein war. „Verus...“ murmelte sie leise.

  • Die Melodie seines Lebens spielte leiser mit jedem Atemzug gleich. Er beobachtete seine Luna für einen Augenblick, wie sie ihm ihre Hand in Kummer und Leid entgegen streckte. Doch Verus konnte den Regen, nicht in einen Sonnenstrahl verwandeln. Er hatte Angst vor sich und dem Monster, das er geworden war. Der Mann wusste, was er getan hatte. Er hatte ihr alles gegeben, was er war und nun hatte der Römer Angst ihre Hand zu nehmen. Doch das Monster musste gehen. Seine Augen füllten sich mit Tränen, während seine Lippen bebten und seine Beine wankten. Kaum noch konnte er seinen Stand halten, als er sich abwenden wollte, hielt ihn eine unsichtbare Macht zurück. Das Monster schrie in ihm auf, wollte sein Herz fressen und die arme Seele alleine zurücklassen. Doch Verus kämpfte gegen seine Angst an und fand sein Mitgefühl. "Es tut mir leid," fiel er vor ihr auf die Knie und weinte mit großen Perlen aus seinen Augenwinkeln. Mit beiden Händen umgriff er ihre Hand, presste sie fest an seine Brust, damit sie sein Herz spüren konnte. Sie sollte durch ihn Leben, fühlen, dass er für sie lebte und hier war. Seine Atmung brach ein und wurde unruhig, als seine Augen fest im Lichte ihrer Augen standen. Sie gaben ihr Halt in Würde, da sie nur allein für sie wach waren. Verus nahm eine Hand, während die andere immer noch fest auf Iduns Hand lag, hinauf und strich ihr vorsichtig über die Wangen, um ihr Gesicht zu spüren. Dabei verwischte er ihre Tränen mit dem Pech seiner Hand. Ihre Tränen wuschen seine geschundenen Hände, während seine schmerzerfüllten Tropfen auf ihren Arm fielen, um dort zart und sanft zu verlaufen. Seine Tränen umgaben sie mit einem Schild aus Hingabe und Hoffnung, da er ganz für sie hier war. Doch das Monster war nur vorübergehend vertrieben. Es war nur davon gejagt an den Ort seiner eigenen Schuld. Schuld war etwas, was nicht durch Handlung einfach fortwaschen ließ, denn Verus liebte und lebte aufrichtig. Sein Herz schlug in ganzer Kraft in dem Band der beiden. Er sah den Unterschlupf vor der grausamen Zeit in ihren Augen, während sie seine Liebe sehen konnte. Der Centurio war gebrochen und der Mann Verus lebte. Beide trugen keine Masken mehr. Keine falsche Stärke, keine Pflicht und auch kein Theater mehr, denn die Bühne stand in Flammen ihrer Verbundenheit. Ihre beiden Herzen schlugen gleich und ihre Seelen fanden sich erneut an diesem Ort, der einzig und allein ihnen gehörte. "Ich brauche dich," stammelte er und konnte dabei kaum atmen. Seine Wangen zitterten und auch seine Lippen schienen einzubrechen. Doch seine Augen hatten Gewissheit, gar Sehnsucht und Liebe für Idun, wollten ihr gleicher Schutz sowie Unterschlupf sein. Ein Traum erwachte für beide. Beide von der Welt verflucht, gewannen den Moment des Trostes, nur durch diese eine Nähe; die wahre Berührung zweier Seelen, die in den Augen lag. Licht umstrahlte unsichtbar den geheimen Himmel, der sich unter den Narben ihrer Vergangenheit verbarg. Luna war alles für ihn. Jetzt, gerade in dieser Sekunde, war sie alles, was er wollte und für das er leben konnte. Nur für sie lebte er wirklich; verbarg nichts mehr. Er hatte ihr dies angetan. Verus allein.

  • Ihre Hand wurde schon schwer, fast wäre sie kraftlos zu Boden gesunken. Doch dann ergriff er sie endlich und sie konnte seinen Herzschlag spüren. Sie konnte es fühlen wie es kräftig in seiner Brust schlug. Es schlug für ihn. Für Sie. Für sie beide. Sie spürte seine Hand auf ihrer Wange, seine Tränen auf ihrem Arm und sie schloss für einen Augenblick die Augen um sich dessen Moment, der nur ihnen beiden gehörte bewahrte. Sie wollte diesen Augenblick nicht mit Worten zerstörten. Alles was sie brauchte war hier bei ihr. Er war bei ihr. Sie öffnet ihre Augen und sah in die seinen und sah dort die Liebe, die Sehnsucht und die Gewissheit. Er gab ihr alles was sie brauchte, die Kraft, die Hoffnung und die Liebe. Jene tiefe Verbundenheit wegen derer sie sich entschieden hatte diesen Weg zu gehen. Langsam öffnete sie ihren Lippen, das Sprechen fiel ich schwer immer wieder stockten ihre Worte. „Dich ...trifft keine ...Schuld....keine Schuld...dieser Welt.“ Es gab nichts zu verzeihen. Er hatte nicht aus freien Willen gehandelt und das wusste sie. Aber sie kannte ihn, so wusste dass er sich die Schuld geben würde, dass er dabei war sich in der Dunkelheit zu verlieren. In jener Dunkelheit, die die Ausführung des Befehls, in ihm hinterlassen hatte. Sie kannte ihn, kannte den Mann, kannte seinen empfindsame Seele. Sie richtet sich unter Mühe und Schmerzen auf. Ihre Hand immer noch von seiner gehalten auf seinem Herzen liegend wische sie ihm nun seien Tränen weg. Tränen die er wegen ihr vergoss. Wieder musste sie einen Moment die Augen schließen, der Schmerz drohte sie zu übermannen. Als sie ihre Augen wieder öffnete spiegelten sie all ihr Gefühle für ihn wieder. Ja sie liebte ihn aus tiefster einer Seele und Herzen. Eine Liebe so tief so rein wie das Wasser eines klaren Bergsees. Eine Liebe die man nicht zerstörten konnte. Und dann sprach sie erneut. „Ich lebe... dank dir dir, dank ....deiner Hand.“ Sanft streichelte sie nun jene Hand die ihr vor ein paar Stunden noch im Namen Roms schlimme Verletzungen zugefügt hat. „Ich lebe ...durch und für dich.“ Ihr Körper zitterte ob der Anstrengung sich aufrecht zu halten und so barg sie ihren Kopf an seiner Schulter und flüsterte ihm zu. „Ich brauche dich.“ Ja sie brauchte ihn. Wie die Luft zum Atmen, wie ein Fisch das Wasser. Ohne ihn wäre sie nur noch ein leere Hülle, ein Schatten ihrer Selbst, dass wusste sie. Eine Voelva liebte nur einmal und das für immer.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!