Atrium | T. Vibius Vespa

  • Während Vibius Vespa von einem Sklaven ins Atrium geleitet wurde, suchte ein weiterer den Hausherrn auf. Der hielt sich in letzter Zeit wieder häufig in der Villa auf, sodass Vespa nicht lange warten musste. Trotzdem brachte eine Sklavin, ohne extra dazu aufgefordert zu werden, ein Tablett mit essbaren Happen vorbei. es gab Gepflogenheiten im Hause Claudia und dazu gehörte die Bewirtung von Besuchern, unabhängig davon, wie lange sie blieben und aus welchem Anlass sie kamen.

  • Das Atrium lag wie gewohnt in römischen Häusern dieser Größenordnung recht zentral, weshalb es nicht lange dauerte, bis der Sklave den prätorianischen Decurio in jenes geführt hatte. Er postierte sich vor Kopf am Wasserbecken, verschränkte seine Arme hinter dem Rücken und schaute dabei durch die Öffnung in den Himmel. Dieser war gänzlich frei von Rauchschwaden, konnten die letzten Brände in den letzten Tagen endlich gelöscht und mit den Aufräumarbeiten begonnen werden. Die Sklavin stand schon einige Momente unbemerkt neben dem Griechen. Vespa drehte seinen Kopf zu ihr, als er sie bemerkte, nahm sich kommentarlos einen Happen und bedankte sich mit einem kurzen Nicken. Sodann wartete er auf seinen Patron.

  • Während der Hochzeit seiner Praetur blieb wenig Zeit für die Klienten. Jetzt, zum Ende hin, besserte sich die Situation. Weniger gehetzt und offensichtlich gut gelaunt betrat Menecrates das Atrium.


    "Vibius, ich hoffe, du bringst keine schlechten Nachrichten", begrüßte er den Gast. Da gerade der Vibier in die Ereignisse um den Aufstand und mit Menecrates' Familie verwickelt war, lag der Gedanke nicht fern. Trotzdem hoffte der Claudier das Beste und ging erst einmal davon aus, dass es sich bei dem Besuch um einen mit privater Natur handelte.
    Er trat heran und warf ebenfalls einen prüfenden Blick gen Himmel.

  • Als er die Stimme des Senators hörte, drehte Vespa sich zur Seite, um diesen zu begrüßen, bleib aber vor dem Wasserbecken stehen, da er sich zu ihm gesellte. "Patron." Beide waren Soldaten und somit fast aus dem selben Holz geschnitzt. Der Grieche genoss das sehr und fühlte sich bestärkt in seiner Entscheidung, Menecrates um sein Patronat gebeten zu haben. Während beide gen Himmel blickten, erklärte der Prätorianer seinen Besuch. "Nein." bestärkte er zuerst die Hoffnung des Senators, dass er keine schlechten Nachrichten brachte. "Der Aufstand ist vorbei. Die Rädelsführerin ist in der Gewahrsam der Prätorianer." erklärte er das, was Menecrates sicherlich schon wusste, und stellte dann die Frage, wieso er hier war. "Ich hoffe, deine Enkelin ist wohl auf?" Vespa hatte das Mädchen mit ihrem Sklaven bei der abgebrannten Villa Tiberia aufgegriffen und nach Hause gebracht, da sie selbst dazu nicht mehr in der Lage gewesen war. Der Besuch war also rein privater Natur.

  • Obwohl Menecrates nichts Gegenteiliges erwartet hatte, spürte er dennoch Erleichterung bei der Bestätigung, dass der Aufstand niedergeschlagen wurde. Allerdings horchte er auf, als es um die Spezifizierung des Rädelsführers ging.
    "Eine Frau sagst du?" Die Verblüffung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Als alter Militär konnte er sich beim besten Willen nichts außer einem Mann vorstellen, der kriegerische Ambitionen verfolgte, gleich ob positiver oder negativer Natur, gleich ob im Sinne Roms oder als dessen Widersacher. Er breitete die Hände verständnislos aus und ließ sie wieder sinken. Er zweifelte nicht am Wort seines Klienten, das machte das Verständnis für ihn so schwer. "Ich hörte, dass er, ähm, sie dingsfest gemacht wurde, habe aber wohl überhört, dass er bzw. sie eine Frau ist." Er schüttelte den Kopf. Über den Umstand würde er wohl noch nachdenken müssen, zunächst aber widmete er sich der Nachfrage nach seiner Verwandten.


    "Meinst du meine Nichte, die du nach Hause gebracht hast? Oder meinst du meine Enkelinnen, die beide bei den Spielen in Gefahr durch die Aufständischen gerieten?" Für einen Außenstehenden mochten Alter und Bezeichnung nicht im Einklang stehen, daher fügte er an: "Meine Enkelinnen sind entgegen der Gewohnheit älter als meine jüngste Nichte. Ein Umstand, den ein Bruder mit sich bringt, der sehr viele Jahre jünger ist als ich, bzw. war." Constantius lebte nicht mehr.


    Menecrates musterte die äußere Erscheinung seines Klienten.
    "Ist deine Beförderung nicht erfolgt? Ich hatte bei der Vorsprache beim Kaiser den Eindruck, dass er deiner Beförderung positiv gegenübersteht."

  • "Ja, Le.. Patron." antwortete Vespa seinem ehemaligen Kommandeur und nannte ihn dabei fast seinem damaligen Rang gemäß wie in alten Zeiten. "Ich habe eine Frau noch nie so kämpfen sehen." Während seiner Einsätze im germanischen Umland jenseits des Limes hatte er durchaus diese sogenannten Kampfesweiber und ihr Geschrei kennen gelernt. Diese waren zwar mutig, aber noch lange nicht so kampferprobt- und fertig wie diese Amazone Varia. "Eine Amazone." fügte er noch an. Sein Patron war sehr belesen und hatte viel während seiner Zeit im Exercitus Romanus erlebt. Vielleicht hatte er von diesen Frauen bereits gelesen oder sie sogar gesehen? Unwahrscheinlich, dann hätte er ja nicht derart überrascht und skeptisch reagiert.


    "Deine Nichte, Patron." bestätigte er die Nachfrage des Senators.


    "Noch nicht. Dein Einsatz und dein Interesse ehrt mich. Der Aufstand wird schuld sein." Er hatte seine Vorgesetzten bereits reden hören, dass es Auszeichnungen geben würde, obwohl im Vorfeld einiges schief gelaufen war. Der Kaiser würde aber auch nicht umhin kommen, Auszeichnungen zu verleihen, so er es sich nicht mit den permanent in Rom stationierten Einheiten verspaßen wollte. "Der Kaiser wird tun, was er für richtig hält." schob er nach, um auszudrücken, dass er zwar eine Erwartungshaltung hatte, es ihm aber auf in paar Wochen nicht ankam. Diesbezüglich sah er sich aber noch in der Bringschuld seinem Patron gegenüber, weshalb er eine kurze Randinformation fallen ließ, die er aber nur weiter ausführen würde, falls Menecrates ihn dabei fragen sollte. "Die Prätorianer haben genug zu tun. Es gibt Verdächtige aus höheren Kreisen, gegen die ermittelt wird." Vespa und seine Männer würden in den nächsten Tagen beauftragt werden, "Hausbesuche" abzustatten, bei denen es weniger um einen Wortwechsel gehen würde.





    Sim-Off:

    Entschuldige bitte die Verzögerung.

  • Während Vespa über die Kämpferin berichtete, schaute ihn Menecrates unverwandt an. Nach und nach wandelte sich seine ursprüngliche Vorstellung von einer zugewanderten Händlerin oder Köchin in eine Amazone. Er kannte den Begriff Amazone und viele Geschichten, die von ihrem Mut und Kampfgeist berichteten. Allerdings blieben die Berührungspunkte auf Erzählungen beschränkt und er konnte nie beurteilen, was den Tatsachen entsprach und was zu den Ausschmückungen gehörte.

    "Ja, wahrscheinlich als Sklavin hierhergekommen, sich nie angepasst, Kontakte geknüpft und schließlich offen aufgelehnt. So gesehen ist es fast verwunderlich, dass wir für lange Zeit Ruhe im Staat hatten."

    Er wechselte ebenfalls zum Thema Sisenna. "Körperlich ist sie unversehrt, was ich sicherlich deinem Handeln zu verdanken habe. Ihre Wesenslage hingegen ist noch nicht stabil, sie muss Furchtbares erlebt haben. Danke der Nachfrage."

    Dass aktuell die Aufmerksamkeit des Kaisers und der Stadtkommandanten anderen Bereichen galt, lag auf der Hand. "Ich vermute, die Rücksprache mit deinem Praefectus hat noch nicht stattgefunden. Oder es hakelt in der Verwaltung, denn dass eine negative Auskunft Schuld sein könnte, schließe ich aus. Du sagst, es gibt Verdächtige aus höheren Kreisen?" Er konnte kaum glauben, was er hörte. "Ich dachte, es sei ein Sklavenaufstand gewesen", fügte er ratlos an und breitete dabei seine Hände aus, was sein Unverständnis ausdrückte.
    "Auf alle Fälle danke, dass du mich informierst. Ein unangenehmes Gefühl für jeden, der nicht in die Ermittlungen eingebunden ist. Es könnte ja der Nachbar zu den Verdächtigen gehören."Menecrates fasste sich ins Genick, was er nur dann tat, wenn er angestrengt nachdachte. "Naja", er ließ die Hand wieder sinken, "ich hoffe, es gibt bald Ergebnisse, die veröffentlicht werden können. Wann denkst du, wäre das soweit?"

  • Die Vermutungen seines Patrons quittierte Vespa bestätigend mit einem stummen Nicken. Diese These war durchaus plausibel.


    "Sie hat Dinge gesehen, die kleine Patrizierinnen niemals sehen sollten." Natürlich würden Patrizierinnen, wenn sie nicht mehr im Kindesalter waren, den Spielen beiwohnen, wo sie ähnliche Grausamkeiten sehen würden. Allerdings würden sie das als Zuschauer auf den sicheren Rängen tun und ob ihres Standes eine gewisse Distanz zu dem Schauspiel haben. Die kleine Sisenna hatte die Umstände bei den Trümmern der Villa Tiberia hingegen nicht von den Rängen aus sondern sozusagen in der Grube erlebt, wodurch die eben angesprochene Distanz nicht gegeben war, zumal es sich nicht bei dem gekreuzigten Mann um einen Sklaven sondern um einen Patrizier handelte.


    Menecrates Erklräungsversuche ob der noch nicht erfolgten Beförderung seines Klienten ließ Vespa kommentarlos stehen, er hatte ja bereits eröffnet, dass er es damit nicht eilig hatte und somit seine Erwartungen zurückgestellt hatte. "Jawohl, Patron." bestätigte er zunächst die Nachfrage des Senators. "Allerdings gibt es Verbindungen zum Haus der Helvetier. Die Amazone Varia war die Leibwächterin des Helvetius Commodus." mehr konnte er nicht sagen, gehörte er doch nicht zum engeren Kreis des prätorianischen Geheimdienstes. "Mehr Informationen habe ich leider nicht für dich, Patron. Die Ermittlungen laufen. Meine Männer und ich erhalten in Kürze weitere Anweisungen." Dass Vespa damit meinte, dass die Singulares für prätorianische "Hausbesuche" bei diversen Verdächtigen eingesetzt werden würden, war dem Senator sicherlich bewusst, weshalb der Grieche das nicht weiter ausführte. "Wenn ich weiteres weiß, lasse ich es dich wissen." Seinem Patron würde sicherlich klar sein, dass Vespa aufpassen musste, was er ihm mitteilte, immerhin handelte es sich dabei um Geheiminformationen.


    Mit neutralem Blick schaute er Menecrates an und wartete, ob er noch eine Frage oder einen Auftrag für ihn hätte. Ansonsten würde er sich verabschieden.

  • Menecrates nickte verstehend. "Ich erwarte nicht, dass du Interna verrätst." Eine Information musste er allerdings kurz wirken lassen. "Helvetius sagst du." Puh, da hing mehr dran als Vespa sicherlich erwartete. "Ich beschäftige einen Sekretär namens Helvetius. Bevor es zu weiterreichenden Untersuchungen kommt, möchte ich anmerken, dass Helvetius Faustus annähernd ganztägig zu meiner Verfügung steht und seit kurzem sogar bei mir wohnt. Ich denke und hoffe, das macht ihn unverdächtig." Sein Blick zeigte, dass er auf eine Einschätzung wartete.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!