Atrium| Der Kleine Bruder

  • Auf dem Landsitz meiner Verwandten war es bisher eigentlich recht entspannt für mich. Private Lehrer, die mich unterrichteten. Die Freizeit konnte ich mir selbst gestalten. Solang ich meinen Pflichten nachkam, was ich natürlich stets tat, konnte ich ansonsten ein recht unbeschwertes Leben führen. Nun damit war es wohl nun vorbei. Seit ich den Brief meines Bruder erhielt, der mich aufforderte nach Rom zu kommen. Nein genau genommen hat er mich nicht aufgefordert, er hat mich nach Rom befohlen. Ja mein Bruder. Eigentlich war er ja das schwarze Schaf der Familie gewesen, weswegen ich mich bisher auch nicht so strecken musste um ihn zu übertrumpfen. Aber nun war er irgendwie die Treppen rauf geflogen und spielte sich auf wie der Göttervater persönlich. Mir als jüngeren Bruder blieb da ja kaum eine Wahl, ich musste mich unterordnen. Zähneknirschend aber man erwartete das wohl so von mir. Mir blieb also nur einen Chance diesem brüderlichen Despot wieder zu entkommen. Ich musste ihn und meinen zweiten Bruder, der scheinbar in Rom nicht vorankam übertrumpfen. Genau mit diesem Vorsatz hatte ich meine Reise nach Rom angetreten und nun war ich hier. Ich stand nun schon eine Weile vor der Villa Tiberia. Natürlich war auch mir nicht unbekannt, dass der einstige Stammsitz hier in Rom von Aufständischen niedergebrannt wurde. Ich hasste diese Kreaturen dafür. Aber was ich jetzt da vor mir sah verschlug mir den Atmen. Nicht im positiven Sinne. Ich frage mich nun schon seit einer geraumen Weile, was meinen großen Bruder geritten haben mag, Geschäfte links und rechts neben dem Eingang einer der ältesten Familien Roms zu platzieren. Ich konnte nur hoffen, dass mich hinter der Porta nicht eine Castra erwarten würde. Ja ich traute meinem Bruder durchaus zu, dass er die Villa quadratisch, praktisch, gut hat erbauen lassen und die Zimmer gerade angeordnet waren. Klein praktisch eben wie beim Militär üblich. Ja ich traute ihm das zu. Er kannte ja nichts andere. Sein ganze Denken drehte sich ja nur noch um die Legion. Ich konnte dem nichts abgewinnen. Ich hatte andere Ziel. Ich wollte in den Senat und daran würde ich ab heute auch arbeiten und zwar beständig und strebsam.
    Mein treuer Sklave, Lehrer und Vertrauter stieß mich an. „Willst du hier wurzeln schlagen Nero? Lass uns reingehen, meine alten Knochen bedürfen der Ruhe.“ Ja er durfte mich so vertraulich anreden ich kannte den Mann seit meinen Kindertagen. Er war fast wie ein Vater zu mir. Dennoch wusste er natürlich um seine Stellung. Ich hatte ihm tatsächlich schon die Freiheit angeboten, was er jedoch abgelehnt hatte Er hatte tatsächlich gemeint, dass er als mein Sklave besser dran wäre als als Freier. Ich erwachte tatsächlich aus meiner Starre und blickte zu Turrus. „Ja. Ich hoffe dass die Villa im Inneren wenigstens unsere Familie widerspiegelt und Aulus die nicht nur nach seinen Vorstellungen erbaut hat. Dann nämlich erwarten und kahle Wände, und ein Haus was an eine Kaserne erinnert.“ Mein Sklave grinste. „Nun dein Bruder mag zwar eher praktisch veranlagt sein, aber so was trau ich nicht mal ihm zu.“ „Dein Wort in die Ohren der Götter.“ murmelte ich und setzte mich in Bewegung. Natürlich stand die Tür offen, es war ja auch mitten am Tag und Klienten und Bittsteller wurden eingelassen. Bettler wurde zu meinem Wohlwollen abgewiesen und an den Seiteneingang verwiesen. Wenigstens an diese Gepflogenheit hielt man sich.
    Ich stellte mich an dem Mann an Porta kurz vor. Er nickte mir zu und wies mir den Weg ins Atrium.
    Hier erblickte ich zu meiner Freude tatsächlich ein Atrium welches einer römischen Familie würde war. Erleichterung machte sich breit. Der Mann hatte noch zu mir gesagt, dass eine gewisse Luna, die Leibsklavin meines Bruders sofort kommen würde um mich zu empfangen, diese würde sich dann wohl auch meiner Sachen annehmen welche immer noch auf dem Transportkarren vor der Porta standen. Die Mond? Warum bei allen Götter nennt man seien Sklavin Mond? Wahrscheinlich war sie ein schmächtige blasses Mädchen. Warum sollte man auch sonst? „Die Mond. Na dann warten wir mal auf die Mond. Hauptsache sie erscheint nicht erst wenn es Nacht wird.“ sagte ich scherzend und grinsend zu meinem Turrus. Der grinste zurück und ich nutze die Zeit um mich hier umzuschauen. Mir gefiel eigentlich alles, nun ja fast alles, ein Detail störte. Bei den Götter hing da ein germanisches Schwert über der Porta? Was bei allen Göttern hatte das zu bedeuten? Mein Bruder würde sich mir wohl erklären müssen und wenn er keine gute Erklärung hatte würde dieses Ding dort oben verschwinden und zwar umgehend. Ein germanisches Schwert. Bei den Götter mein Bruder schien mehr an den Kopf bekommen zu haben, als ich angenommen hatte. Ja es wurde wohl wirklich Zeit,m dass ich hier in Rom war.

  • Mit wuchtigen Schritten trat Verus mit Luna auf seinen Armen ins Atrium. Er wirkte erschöpft und seine Augen wirkten gesenkt. Luna lag still auf seinen Armen, während er sie besorgt, auf einer Bank ablegte. Mit vorsichtigen Händen suchte er zwei Kissen zusammen, um diese unter ihren Kopf zu legen. Er brauchte einen Moment, bis er seinen Bruder bemerkte. Dieser Tag war verwirrend. "Ich brauche Wasser," rief ins Haus und deutete auf Luna, so dass die Sklaven verstanden, um wen es ging. "Und eine Decke. Und einen Arzt. Sucht mir einen Arzt!" Ein Befehlston durchplärrte die steinernen Wände des Hauses. Er kniete sich neben Luna, hielt ihre Hand und blickte dann seitlich zu seinem Bruder. "Nero," begrüßte er seinen jüngeren Bruder mit weniger scharfen Worten. Die Sorge lag in seinem Gesicht. Dann nickte er seinem Sklaven zu, dessen Namen er vergessen hatte. In letzter Zeit litt er an gewisser Amnesie. Einiges verlor zwischen Arbeit und Angst. "Es ist schön dich zu sehen," meinte Verus und blickte dann wieder zu Luna herab. Ihm galt seine Hauptsorge. "Du siehst, dass ich gerade etwas gebunden bin," erklärte der erfahrene Soldat und hoffte, dass sein Bruder die Lage verstehen würde. Verus stieß mit seinem Knie erneut an die Bank und von deren Ende fiel eine Wachstafel herab, die kurz vor die Füße des Tiberius Caudex rutschte.


    Ich als Soldat hatt' hier die Macht, der Hass hat mich um sie gebracht. Nur der Friede war mein Ziel, bis meine Welt zerfiel. Jetzt kann ich nur noch Ohnmacht spür'n, ich wollte doch die Menschen führ'n. Wollt' fürs Volk der Beschützer sein, doch ich bin nichts als Schein. Hier ist nichts so wie anderswo - Man lebt und stirbt wie nirgendwo. Heut', in dieser Schreckensnacht verliert sich meine Macht. Viva Roma, dunkles Roma- Wo jeder ohne Ende hasst, wo Liebe niemals wirklich passt. Hier schreibt der Hass nur das Gesetz. Niemand musst' wählen in dem Streit, man tat's für uns vor langer Zeit. Viva Roma, dunkles Roma.- Das Gift des Hasses floss voll Wut in unser Leben, unser Blut. Für ihre Tat zahl'n sie den Preis, da jeder sich hier schuldig weiß. Es gab hier nie ein Paradies, wir lebten immer im Verlies! Viva Roma.

  • War es auf dem Markt noch ein gespielter Schwächeanfall gewesen, so war er jetzt jedoch ernst. Sonst hätte Luna sich sicherlich nicht bis hierher tragen lassen. Sie hatte in letzer Zeit des Öfteren solche Schwächemomente. Ja sie war blass um die Nase, als Verus sie ablegte.
    Und schon kam auch schon Bewegung in das Haus. Sofort nach Verus Rufen liefen ein paar Sklaven zusammen. Die Köchin schlug erschrocken die Hand vor den Mund. „Bei den Göttern was ist mit Luna?“ Ein junger Sklave verließ sofort das Haus um den Medicus, der zum Glück ganz in der Nähe seine Praxis hatte, zu holen. Eine weitere Sklavin kam mit einer Decke und einem Becher Wasser angelaufen. „Ich habe ihr noch gesagt sie soll sich mehr schonen.“ murmelte sie dabei.
    Luna selbst schlug die Augen auf und brauchte einen Moment um zu begreifen wo sie war. Bei den Götter was war passiert? Sie hatte doch nur Verus vom Markt weglocken wollen.Schon kam dieses Schwindelgefühl wieder und sie schloss stöhnend die Augen.

  • Erst geschah gar nichts, man ließ mich hier einfach warten und dann brach die helle Panik aus. Und zwar weil mein werter Herr Bruder mit einer ohnmächtigen Frau auf den Armen das Haus betrat. Wie ich nur Momente später erfahren sollte, war dies eben jene Luna, die mich eigentlich empfangen sollte. Ich verdrehte die Augen. All das Aufhebens um eine Sklavin? Statt mich richtig zu begrüßen, dass hielt mein Bruder wohl nicht für nötig, kümmerte er sich lieber um seine Sklavin. Ich trat näher und hob Wachstafel auf. Ich versuchte aus dem Gelesenen schlau zu werden, aber ich wurde es nicht. Ja ich war eher an Gesetzen denn an Philosophie interessiert. Dieses Geschwafel, nein dem konnte ich einfach nichts abgewinnen. „Salve Aulus! Kann sich nicht jemand anderes um deine Concubina kümmern? Und seit wann bist du unter die Philosophen gegangen?“ Ich warf die Tabula auf die Decke unter der die Sklavin nun lag. Ja ich schenkte dieser Frau keine weitere Beachtung. Warum sollte ich auch. Sie war eine Sklavin und nur weil mein Bruder sie anscheinend auch dazu benutze sein Bett zu wärmen, hob sie dass in keine andere Stellung. Da sich ja nun scheinbar der gesamte Haushalt um diese Weib zu kümmern schien, reif ich nun meinerseits genervt aus. „Bringt meine Sache auf mein Zimmer. Ich hätte gern was zu Essen und jemand soll mit beim Bad zu Hand gehen.“ Ja wenn mein Bruder den Haushalt nicht im Griff hatte, dann musste ich das wohl nun übernehmen. Zu meinem Bruder gewandt sagte ich dann auch immer noch genervt. „Ich werde mich von der Reise frisch machen. Und hoffe du kannst dich von deinem Betthäschen lösen und mich dann angemessen begrüßen. Oder ist irgendeine Sklavin nun schon mehr wert als dein eigener Bruder, denn ich möchte dich daran erinnern du hast mich nach Rom beordert.“ Genau ich war ja noch nicht mal aus freien Stücken hier. Aber das ich derart begrüßt oder eben nicht begrüßt wurde, schlug dem Fass nun wirklich den Boden aus. „Mein Skalve bekommt ein Zimmer driekt neben dem meinen.“ Wies ich dann noch an, bevor ich mir die nächst beste Sklavin schnappte, damit sie mir zeigte wo das Balneum ist und die konnte mir dann auch gleich zur Hand gehen und mich vielleicht auch etwas von der ganze Situation hier ablenken.

  • Was war in seinem Schädel? Wut, Zorn, Trauer, Angst, Mitgefühl und Hass - wollten seinen Verstand übermannen; ihn niederwerfen und sein Bewusstsein zu schlichter Existenz verdammen. Er war hier, verloren unter seinen Eindrücken und konnte nicht entfliehen. Es war alles in seinem Kopf. Der Krieg. Die Prätorianer und auch Rom, was mehr von ihm verlangte, als seine Seele ertragen konnte. Wahnsinn wäre eine Antwort aber selbst dieser versagte im Angesicht dieser blanken Realität. Sein Bruder verstand ihn nicht. Tat seine wirren Gedanken, die in einem Versuch der Bändigung, niedergeschrieben waren, als Witz ab. Dieser flappsige Spruch zerstörte die Hoffnung, dass seine Familie Zuflucht sein konnte. Ja, er hatte seinen Bruder eingeladen, um Familie zu sein. Das Haus mit Leben zu füllen und doch verstand sich sein Bruder wieder nur als Patrizier; als Römer, der strebsam Sitten und der Macht anhing. Verus verachtete sich selbst für seinen Zorn, denn er wollte Mitgefühl zeigen. Echte Liebe, nicht nur zu sich und seinen sterbenden Idealen, sondern auch zu seinem Bruder und Luna, deren Nähe ihm stets Zuflucht war. Wenn sie beieinander lagen, sich berührten und sich in die Augen blickten, war dort ein Zuhause; etwas, was für Verus so selten existierte und stets entrissen schien. "Ich werde mir gleich Zeit für dich nehmen, Bruder," antwortete Verus und blickte nicht von Luna auf. Sie brauchte ihn jetzt. Sein Bruder würde betreut werden. Als Soldat hatte Verus gelernt Prioritäten zu setzen. Und Luna war die oberste Priorität in seinem Leben. Was er ihr angetan hatte, trotz tiefer Bindung, schmerzte sein Herz noch immer. Insofern musste er jedes Leid von ihr abwenden. "Wir werden gleich das Essen reichen. Dann können wir sprechen," versicherte er seinem Bruder, der bereits Forderungen stellte und seinem Sklaven ein Zimmer bestellte. Verus ließ dies zu, obwohl er pater familias dieses Hauses war. Immerhin hatte er es - mit Lunas werktätiger Hilfe - erbauen lassen. Insgeheim war es ja auch Lunas Haus, was Nero nicht wissen konnte. Doch das germanische Schwert sprach von alter Hochzeit, fern von hier, nach germanischem Recht. Luna und Verus waren eine Ehe. Eine Liebe, die mehr ertragen hatte, als bloße Existenz. Leid und Hoffnung schmiedete untrennbare Ketten der Sehnsucht.


    Der Medicus, ein alter Mann, deutlich über seine Lebenszeit hinweg, trat sehr langsam auf. Sein zotteliger Bart in grauer Mähne reichte fast bis zur Brust und die Tunika wirkte auch übergroß auf den alten Knochen. Die Altersflecken bedeckten bereits seine Stirn. Verus nahm bereits die Decke entgegen, deckte Luna sanft zu aber ließ ihren Oberkörper frei, damit der Medicus seine Untersuchung durchführen konnte. Verus trat besorgt zurück, indem er mit mühevoller Bewegung aufstand. Immer noch schmerzte seine Kriegsverletzung bei Bewegungen seines Beines. Der Arzt beugte sich über Luna, hauchte sie an und versuchte ihrem Odem zu riechen, wie es in der griechischen Medizin gebräuchlich war. Dann fühlte er ihren Arm, nach jenen Säften, wie Blut und drückte sanft in die Adern, um den Puls zu spüren. Lebensgeister hatte sie noch. Dann öffnete er mit seinen Fingern sanft ihre Augen, um die Pupillen zu betrachten. Ja, auch dort war Bewusstsein. Zumindest war etwas dort. Eine Reaktion erfolgte. Der Medicus handelte ohne Rückfragen, da er bereits störrisch war. Dann betrachtete er ihren Bauch, fühlte mit seiner Hand darüber und drückte sanft hinein. Er nickte und sprach dann mit der Sklavin. "Wie lange hat sie schon diesen Zustand?" - fragte der Medicus und blickte dann zu Verus. Dieser zog beide Schultern hoch. Er wusste von nichts, obwohl er bereits Befürchtungen hatte. "Habt ihr beieinander gelegen, Dominus Tiberius?" - eine konkrete Frage des erfahrenen Arztes, der die jungen Leute kannte und er war bereits öfters hier im Hause gewesen und wusste um den zärtlichen Umgang der beiden. Man war in letzter Zeit sehr aktiv gewesen, was gewisse Stunden anging, so dass Verus dies beauskunften konnte. Natürlich schloss Verus dies vorerst aus aber in seinem Hinterkopf schlug eine Alarmglocke. "Einige Wochen," meinte die Sklavin und versuchte Luna den Becher anzureichen. Verus selbst verschränkte wartend die Arme hinter dem Rücken und blickte nervös zu Luna herab, in deren Nähe er stand. "Ja," antwortete Verus nach einem Moment Bedenkzeit. Der Medicus spürte eine gewisse Verhärtung und seine geübten Finger stellten schnell etwas fest, was bei vielen Frauen in jungen Jahren eine Möglichkeit war. "Ich bin mir noch nicht sicher aber sie könnte schwanger sein. Ich muss noch einige Untersuchungen durchführen, wie die Geschmacksprobe des Urins," meinte der Arzt. Verus selbst weitete seine Augen und der Kiefer klappte herunter. Mist. Das gab jetzt Probleme. Natürlich wollte er immer Vater sein aber ... es war schwierig dies zu erklären.

  • Luna wollte eigentlich nur etwas ausruhen. Als sie jedoch die Vermutung des Arztes hörte, schoss sie in die Höhe. Mit ihrer ruckartigen Bewegung erschreckte sie die kleine nubische Sklavin, die ihr gerade einen Becher Wasser reichen wollte derart, dass dieser zu Boden glitt. Doch Luna beachtete das gar nicht. „NEIN!“ War ihre entschiedene Antwort. „Nein!“ und schon war sie auf den Beine. „Es ist ein Schwächeanfall nichts weiter.“ Entschied sie und blickte den Arzt eindringlich an. Er konnte Verus doch nicht so einen Floh ins Ohr setzen. „Und ihr.“ wandte sie sich nun an alle, die hier noch herumstanden. „Wir haben einen Gast.. neuen einen neuen Bewohner, kümmert euch um ihn. Magda du bereitest ein Essen zu. Eine Cena für zwei. Der Rest von uns ist wie immer in der Culina.“ Luna gab Anweisungen was zu tun war. Ja ihr war gerade alles Recht nur um von der Vermutung des Arztes abzulenken. Doch dann wandte sie sich ihm zu. „Ich danke dir für dein schnelles kommen. Möchtest du mit uns Essen?“ Ja sie vergaß trotz allem nicht ihre Höflichkeit und lud ihn in die Culina ein. Der Arzt jedoch lehnte dankend ab. Er wirkte etwas vor den Kopf gestoßen. Normalerweise freuten Frauen sich doch über derartige Botschaften. Luna verabschiedete den Mann dann höflichsten. „Wenn es deine Zeit erlaubt suche ich dich morgen im Laufe des Tages nochmals auf. Dann kannst du weitere Untersuchungen durchführen.“ Der Alte nickte und verabschiedet sich.“Verus.“ Nun blickte sie ihn an. „Du solltest deinen Bruder begrüßen. Ich glaube du hast ihn gerade vor den Kopf gestoßen.“ Auf das Thema Schwangerschaft ging sie überhaupt nicht ein und machte damit deutlich, dass sie nicht darüber reden wollte.

  • Schwanger? Verus weitete seine Augen, da ihm nun bewusst wurde, dass die gemeinsamen Nächte nun Früchte tragen konnte. Er konnte Vater werden. Es machte die Sache nicht leichter aber ... irgendetwas in ihm, wünschte sich Vater zu sein. Es war eine ehrliche Aufgabe ohne Hintergedanken und gänzlich dem Leben gewidmet, nicht wie sein bisherige Lebenswelt. Verus zögerte mit einer offenen emotionalen Reaktion, hielt sich soldatisch zurück aber seine Augen sprachen offen davon, was er fühlte. Er wurde Vater und sah keine Schande darin. Urplötzlich srpang Luna mit wiederholenden Worten auf. Ihr Nein konnte jedoch seine Gedanken nicht zerstören. Er vertraute seinem Medicus. Immerhin war dieser Mann erfahren und auch Verus konnte die Tage zählen. Insofern wusste Verus, dass dies im Bereich des Möglichen war. "Ja," antwortete Verus, um Luna nicht zu verunsichern aber es war klar, dass er die Tage oder sogar später an diesem Tag mit ihr sprechen würde. Solange diese Möglichkeit bestand, dass er Vater wurde, musste dies auch besprochen werden. Verus würde das Kind großziehen wollen. Er würde es als sein Eigenes annehmen und mit seinem Namen erziehen. Auch wenn Luna wahrscheinlich anders denken mochte, war Verus in dieser Sache überaus weich und würde niemals sein eigenes Blut absichtlich verletzen, sofern er eine Wahl hatte und auch ein ungeborenes Kind war schützenswürdig. Luna reagierte nun, wie ein Wirbeldwind und organisierte vieles und führte sogar den Arzt hinaus. Verus konnte garnicht mehr reagieren, so dass er etwas überfordert einfach dort stand, wo er schon gestanden hatte. Er bewegte sich kein Stück fort. "Mein Bruder kommt gleich wieder," antwortete Verus mit einem kryptischen Lächeln in Lunas Richtung.

  • Nachdem ich nun das Atrium verlassen hatte, musste ich erst einmal diese Begrüßung oder sollte ich eher sagen Nichtbegrüßung verdauen. Was bildete mein großer Bruder sich eigentlich ein? Er ließ mich wegen einer Sklavin! Ja wegen einer Sklavin links liegen? Er kümmerte sich lieber um sie statt um mich? Es war ja nicht so, dass ich hier war weil ich es wollte. Ich war hier, weil er mich quasi her befohlen hatte. Hätte ich eine Wahl gehabt wäre ich wohl lieber noch eine Weile auf dem Landgut geblieben und hätte dem süßen Leben gefrönt. Aber dies hatte mir mein Herr Bruder ja nicht gegönnt. Und nun da ich auf SEINE Aufforderung hier war, kümmerte er sich um eine Sklavin!
    Das Zimmer welches für mich vorbereitet worden war, wenigsten das hatte wohl funktioniert, war ganz annehmbar. Ich würde natürlich noch auf Änderungen bestehen. Nicht weil sie nötig waren, sondern einfach aus Prinzip. Mein Sklave hatte auch tatsächlich ein Zimmer in meiner unmittelbaren Nähe erhalten. Ich gönnte ihm die Ruhe und folgte der Sklavin in das Bad. Meine Wut war immer noch nicht verraucht. Nach dem Bad fühlte ich mich besser. Nicht nur wegen des Bades, nein ich hatte mich an der kleinen Sklavin abreagiert. Sie fand es wohl weniger erquickend was ihre Tränen deutlich belegten. Aber ich machte mir über Gefühle von Sklaven, die mir nicht nahe standen, nur wenig Gedanken. Auch wenn mich mein treuer Begleiter Turrus immer wieder dafür ermahnte. Er würde mich sicher wieder tadeln, wenn er erfuhr, dass ich die kleine Sklavin im Bad benutzt hatte um meine Wut auf meinen Bruder zu besänftigen. Aber Turrus konnte mich nun mal nicht ändern und das wusste er.
    So ging ich nun also besser gelaunt wieder ins Atrium und sah dort meinen Bruder, der dümmlich grinste. Wenigsten waren nun wohl alle Sklaven damit beschäftige, endlich ein Essen und alles andere vorzubereiten. Das Betthäschen meines Bruders schwang das Regiment. Das musste man ihr lassen. Sie hatte den Haushalt im Griff. Hinter mir huschen zwei Sklaven mit Getränken und Vorspeisen Richtung Triclinium. Also sprang ich über meinen Schatten und ging nun nochmal auf meinen Bruder zu, obwohl er es wohl eigentlich gewesen wäre, der mich hätte hier begrüßen müssen. „Nun Aulus, hast du jetzt Zeit deinen Bruder zu begrüßen? Wie ich sehe, ist deine... Luna wieder wohlauf?“ Ja ich erkundigte mich tatsächlich nach einer Sklavin. Natürlich war mir aufgefallen, dass diese Frau aus welchen Gründen auch immer wichtig für meinen Bruder war. Diese Gründe würde ich schon noch ergründen. Aber erst mal nahm ich es als gegeben hin.

  • Sein Bruder tauchte auf. Ein Mann durchzogen vom tiberischen Ehrgeiz, von jenem wahnhaften Gedanken, dass Macht etwas Gutes war. Etwas, was man beherrschen konnte und sich stets als begierig herausstellte. Verus missachtete die Macht. Obwohl er selbst sicherlich mächtig war. Dennoch war für ihn jedwede Macht mit Schmerzen verbunden. Stetiger Wiederholung einer elenden Schande, die sich niederbrannte und ihn nicht mehr verließ. Verus hatte in so vielen Dingen versagt. Er war als Patrizier gescheitert und konnte nur auf den Schlachtfeldern einen Teil seiner Ehre wieder herstellen. Geheimnisvolle Stimmen zogen ihn längst hinfort in sein eigenes Verderben, welches er stets verneinte und verdrängte. Doch Verus war längst verloren, durch Reue und Sorge. Ängste plagten sein Gemüt, hinterließen einen gebrochenen Mann, der das Joch des Soldaten als Erlösung empfand. Sein Bruder und Verus waren verschieden, wenn nicht sogar grundverschieden. Seinem Bruder war es stets leicht gefallen, grausam zu sein und Herrschaft auszüben aber er hatte niemals einen Preis dafür gezahlt. Verus hingegen, übte nicht gerne Herrschaft aus, und zahlte stets doppelt für Rom auf den brutalen Wiesen einer unruhigen Zeit. Er verrottete, wie eine Blume, die niedergetreten worden war. Für Verus war das Leben getragen von Soldatenstiefeln.


    Der ältere Bruder hatte dem jüngeren Bruder zwei Jahre Leid vorraus und den Namen des Tiberius zumindest am Leben erhalten. Verus trat schweigend auf seinen Bruder zu. Er blickte diesen mit leer-traurigen Augen an. "Ja, habe ich," antwortete der Prätorianer mit unsicherer Stimme. "Ihr geht es wieder gut." Unruhig zuckten die Augenlider des Älteren, als dieser seinen Bruder betrachtete. Ungeübt breitete Verus seine Arme aus, um seinen Bruder fest in alter Sitte zu umarmen. Eine Geste des Vertrauens. "Ich brauche dich," meinte Verus daraufhin und war sich damit sogar recht sicher. Denn Verus wusste, dass die Familie gewisse Fähigkeiten seines Bruders Neros brauchen würde. Fähigkeiten, die Verus nicht besaß oder nicht mehr erlernen wollte. Die Prätorianer waren ihm schon Last genug. Nero sollte in die Politik gehen, um den Namen wieder mit Glanz und Ehre zu versehen, während er selbst für die finanzielle Sicherheit sorgen würde.

  • Nun hatte mein Bruder also endlich Zeit für mich. Meinen Frust über die misslungene Ankunft war aber verraucht, da ich mich ja an der Sklavin im Balneum abreagiert hatte. So konnte ich nun meinem Bruder relativ entspannt gegenüber treten. „Das ist gut.“ sagte ich trocken auf die Bemerkung hin, dass es seinem Bettwärmer wieder gut ging.
    Als mein Bruder mich nun nach alter Sitte fest umarmte, tat ich es ihm gleich. Blut war eben doch dicker als Wasser. „Ich weiß und deswegen bin ich auch hier.“
    Ja man konnte sagen was man wollte. Auch wenn ich wohl gern noch etwas das süße Leben genossen hätte, war ich seinem Ruf gefolgt und war nun hier. Er brauchte mich und ich würde natürlich da sein. So war das in Familien eben. Man stand füreinander ein. Zumindest taten wir beide das. So war es schon immer. Ich war der kleinste von uns Brüdern und Aulus hatte mich irgendwie immer beschützt und unterstützt. Nun konnte ich es ihm zurückgeben. Natürlich war es mir bewusst, dass mein großer Bruder den wohl denkbar schwierigsten Weg gewählt hatte. Welcher Mann von Stand ging schon zu den einfachen Soldaten? Aber er war diesen Weg gegangen und wie man sah nicht ohne Erfolg.
    Dennoch blieb mir nicht verborgen, dass mein Bruder sich verändert hatte. Er hatte früher so viele Träume gehabt und seine Augen waren müde und leer. Noch gut erinnere mich an den Bruder, der mir als ich noch ganz klein war von der Welt erzählt hatte. Ja er kannte so fantastische Geschichten und seine Augen waren dabei voller Leben und Freude. Dies beides sah ich nun nicht mehr. Er musste viel erlebt haben in den vergangenen Jahren. In seinen Briefen hatte er sich immer knapp gehalten, so wusste ich natürlich nur grob den Werdegang der letzten Jahre.
    „Ich weiß.“ Wiederholte ich nochmals als ich mich nun aus der brüderlichen Umarmung löste. Und ich ging dann auch sofort zum mehr oder minder geschäftlichen Teil über. Er brauchte mich, die Frage war wofür. „Was kann ich für dich und die Familie tun? Wo brauchst du mich? Und sag mal wo ist eigentlich Titus? Ich dachte er wäre hier bei dir in Rom?“ Ja wo war der? Trieb er sich immer noch auf seinen Reisen herum? Man konnte ja über Aulus sagen was man wollte, aber im Gegensatz zu Titus, der seine Zeit mit Reisen verbrachte, kümmerte sich Aulus wenigstens um die Familie. Das konnte man auch hier sehen. Die Villa, die noch vor Monaten in Schutt und Asche lag erstrahlte wieder und Aulus verschaffte somit unserer Familie wieder einen Namen. Eigentlich wäre es Titus Aufgaben gewesen Aulus dabei zu unterstützen. Aber zu sehen war von ihm nichts. Familie, ja mitunter konnte sie ein Klotz am Bein sein. Aber ich wollte kein Klotz sein, ich wollte, dass der Name Tiberia wieder was wert war in Rom. Ich wollte der Familie wieder zu altem Glanz und Gloria verhelfen. „Du weißt aber sicher, dass ich nicht so mit den Götter habe wie Titus? Der wollte doch eigentlich hier in Rom Ämter in diese Richtung wahrnehmen? Hat er sich darum schon gekümmert?“ Ich hoffe doch nicht. Nichts war so schlimm wie gegen den Ruf der Unzuverlässigkeit anzukämpfen. „Du weißt meine Stärke liegt eher im reden.“ Oh ja das konnte ich gut. Ich war ja ein glühender Verehrer von Tullius Cicero, auch wenn er ein bürgerlicher war und ich denen eher skeptisch gegenüberstand seit sie immer mehr empor kamen, musste ich dennoch neidlos anerkennen, dass dieser Mann ein genialer Redner und Politiker gewesen war. Ihm würde ich nacheifern wollen. Worte, wenn sie denn richtig angewandt wurden konnten schärfer sein als ein Schwert.
    „Also du weißt, dass ich in die Politik gehen werde?“ Fragte ich dennoch sicherheitshalber nach. Natürlich würde dies wohl auch mein Bruder wissen. „Was ich dafür brauche sind Kontakte. Ich hoffe du hast schon Kontakte geknüpft?“ Ich konnte nur hoffen, dass mein Bruder in dieser Richtung nicht ganz untätig gewesen war und das er mir wenigstens einen Basis geschaffen hatte auf die ich aufbauen konnte. Apropos Kontakte, Kontakte waren gut, aber Verbündete noch besser. „Hast du schon begonnen mit den anderen Familien Bündnisse zu schließen? Wie sieht es aus? Hast du dich schon nach einer Ehefrau umgesehen?“ Ja Ehen waren gut, denn sie verbanden ganze Familien miteinander und dies würden wir brauchen. Da mein großer Bruder ja seit seiner Scheidung mit dieser bürgerlichen, nun zum Glück wieder verfügbar war, war es natürlich an ihm ein solches Bündnis einzugehen. „Du solltest auch langsam daran denken, dass es an der zeit ist, dass du Erben in diese Welt setzt.“ Die Ehe meines Bruders war ja kinderlos geblieben und er hatte immer noch keinen Erben. Vielleicht war er nicht in der Lage dazu – ich konnte ja nicht ahnen, dass er seinen Bettwärmer geschwängert hatte. „Du solltest dir also alsbald eine Ehefrau suchen und Erben in diese Welt setzen. Ich kann ja schließlich nicht für alles Sorgen.“ Sagte ich und setzte ein Grinsen auf.

  • Eine lange Nacht schien sich über das Leben des einstigen Aufrechten zu legen, der sich nach einer Zeit sehnte, die mit Wundern gesegnet war und nicht so seltsam verdammt und jeder Magie beraubt war. Unter ihm schien die Erde zu beben, während in die ewigen Feuer riefen, die allen galten, die sich gegen die Welten versündigt hatten. Verus wollte sich nicht verdammen, sich und andere verderben aber scheinbar ließ ihm das Schicksal keine Wahl. Er war längst Gefangener seiner eigenen Zeit und musste diese lange Nacht ertragen, während er reumütig an den Abschied dachte, dem er seinem alten Leben gab. Verus wollte ein guter Mensch sein, doch war es Soldat niemals gewesen. Er war ein guter Soldat und somit ein schlechter Mensch, da er stets Befehl vor sein Herz stellte. Ein Soldat kannte den Tod als Freund, während ein Mensch den Tod fürchtete. Manchmal ersehnte Verus sogar den Tod, da dieser ein angenehmes Leichentuch über sein verdammtes Leben legte, welches kaum noch zu lenken war, denn stets entschieden andere für ihn. Er löste die Umarmung, blickte nachdenklich ins Gesicht seines Bruders, während er seine alten tiberischen Züge in seinem Angesicht erkannte. Nero war ganz und gar ein Tiberius mit den gleichen Augen seiner Vorväter. Er hatte aber noch nicht gesehen, was Rom wirklich war. Nero verstand nicht, was Verus nun war. Ein Herzschlag durchfuhr Verus Körper, während sein Innerstes nach etwas rief, was niemand geben konnte. "Titus befindet sich auf einer gelehrsamen Reise, um seine Redekunst zu schulen. Er war immer mehr ein Schauspieler und stellte mehr sein Können zur Schau, als es wirklich zu beweisen," leistete Verus sich Wahrheit im Angesicht seines Bruders, der mehr Tatkraft besaß als Titus, der sich mal wieder verloren hatte und trotz treuer Worte nichts beweisen konnte. "Die Götter haben uns ohnehin verlassen, Nero," dachte Verus laut nach und bewieß damit eine gewisse Traurigkeit. Verus wollte nicht, das die Götter sie verließen aber alles in seinem Leben schien so gottlos und leer.


    "Ich brauche dich als Mann im Senat, der unserer Familie wieder zu einem Klang in Rom verhilft. Weg von diesem grausamen Getuschel, dass wir die Kaisermörder wären," offenbarte der Ältere die Pläne, die er als Ersatz-Vater treffen musste. Das große Haus Tiberius musste gerettet werden, damit so viele nicht umsonst gefallen waren. Auch wenn Durus versagt hatte, musste er das Ruder herumreißen, damit ein Geschlecht nicht einfach verschwand; ohne Gegenwehr. "Titus hat sich um nichts gekümmert," resignierte Verus und seufzte, während seine Augen fest in die Augen seines Bruders fielen. Immerhin Nero war hier, was ein gutes Zeichen war, dass wenigstens etwas gelingen konnte in seinem verkorksten Leben. "Du gehst in die Politik. Ich habe als Trecenarius genügend Gelder, die ich dir und deinem Wahlkampf zukommen lassen kann. Neben diversen anderen Hilfen," deutete der Tiberius und gleichsam mächtiger Offizier an. Er würde nicht konkret werden aber wenn Nero klug genug war, würde er wissen, was ein Trecenarius bewerkstelligen konnte, um einem Mann zu helfen. "Kontakte sind nicht das Problem. Ich habe genug Kontakte und ich werde dich einem wunderbaren Mann vorstellen, der sicherlich mich nicht ausstehen kann aber um genügend Beziehungen verfügt und ich will gleichsam die Beziehung zu diesem Mann verbessern, da sie ein wenig aus Geschäftsgründen gelitten hat," deutete Verus abermals an und meinte damit natürlich den noch amtierenden Konsul Claudius, der in enger Beziehung zu den Prätorianern stand, wenn auch unwillig. Verus glaubte tatsächlich mit dieser anti-zyklischen Strategie Erfolg haben zu können, da Claudius Menecrates keinen Groll gegen die Tiberii hegte, sondern nur gegen die Prätorianer und somit konnte Verus vielleicht Nero unterbringen, wenn Menecrates hoffte darüber Verus zu kontrollieren. Es war sehr römisch gedacht und auch die damit verbundenen Fallstricke. "Wir haben leider keine Bündnisse in Aussicht," offenbarte der leidtragende Tiberius seinem Bruder und auch die Nachfrage zu einer Ehe durchbrach ein wenig den Schutzschild des Mannes, der nicht wirklich Glück in diesen Dingen hatte aber wenigstens hatte er Luna als seine geheime Partnerin, beziehungsweise als offensichtliche Konkubine. "Ich denke, dass ich als Trecenarius nicht die Wunschpartie in Rom bin, Nero. Ich werde eher gefürchtet und kein Mann gibt seine Tochter freiwillig in die Hände eines solchen Mannes, der für den Kaiser im Zweifel meucheln muss," resignierte Verus ein wenig und ließ den Kopf hängen. Was Nero nicht wissen konnte, dass Verus in der Tat an einem Erbe arbeitete, aber nicht auf die übliche Art und Weise, sondern Luna und Verus taten, was Liebespaare eben taten. "Ich denke diese Ehre fällt auch dir zu," scherzte der Trecenarius bitter und blickte wieder auf.

  • Nun dann musste ich der Kleine es wohl richten. Meine großen Brüder waren nicht an der Politik interessiert. Aulus hatte es ja wenigstens geschafft Einfluss zu gewinnen, Aber Tutus, nun ja Familie konnte man sich eben nicht aussuchen. Und ich hatte wahrlich schwer zu tragen an meiner Familie. Kaisermörder, enteignet, unkonventionelle Ehe und Lebensläufe. Ja ich würde es wahrlich nicht einfach haben den Namen unserer Familie wieder zu altem Glanz zu führen. Aber he einfach konnte jeder. Ich war bereit, bereit mich der Herausforderung die da vor mir lag zu stellen. „Du wirst deinen Mann im Senat erhalten. Wenn auch nicht gleich, aber ich werde stetig daran arbeiten, dass ich es so schnell wie möglich in dieses hohe Haus schaffe.“ Sagte ich und bestätigte damit, dass er auf mich zählen konnte. „Auf Götter ist kein Verlass Aulus, dass weißt du so gut wie ich. Wenn man etwas will, dann muss man es selbst tun. Vergiss Titus. Ich bin nun hier und wir sollten unsere Energien auf mich fokussieren.“ Sagte ich ernst und machte damit auch meinen Anspruch, dass ich nun auch die uneingeschränkte Unterstützung meines Bruders haben wollte deutlich. „Gut, wenn du entsprechende Kontakte schon geknüpft hast, dann solltest du zeitnahe einen Termin bei diesem Mann machen, damit ich ihn kennenlernen kann.“ Nun grinste ich. „Also wenn du diesem Mann so gegenübergetreten bis wie mir, dass verwundert es mich nicht, dass er dich nicht ausstehen kann. Du solltest dringend an einem Auftreten arbeiten. Auch wenn du Trecenarius bist, solltest du die zwischenmenschliche Komponente nicht vollkommen außeracht lassen. Auch wenn du im Schatten stehst ist es wichtig, dass du auch für unsere Familie und für mich ab und an öffentliche Auftritte wahrnimmst und da… mein lieber Bruder, erwarte ich von dir, dass du genauso wie in Zukunft alle Familienmitglieder die Gens im besten Licht erscheinen lässt. Sagte ich und hörte mich wohl an wie unser eigener Vater, aber wenn hier sonst keiner deutliche Worte fand, dann musste ich das wohl tun. Aulus schien sich ja hinter seiner Arbeit zu verstecken, aber das würde er in Zukunft nicht mehr können. Nicht mehr nur Arbeit auch er würde seinen Teil beitragen müssen.
    „Gut und nicht gut, was die Bündnisse angeht.“ Sagte ich nun nachdenklich. „Nicht gut, weil Unterstützung von Vorteil wäre. Gut, weil ich so vollkommen frei Bündnisse knüpfen kann ohne auf Befindlichkeiten Rücksicht nehmen zu müssen.“ Ja ich begann Pläne zu schmieden. „Ich brauche dafür von dir eine Liste potenzieller Kandidatinnen für ein Bündnis. Welche Familie hat welchen Einfluss und das ganze Drum und Dran. Dies sollte für dich als Trecenarius doch kein Problem sein.“ Sagte ich und grinste, ja hier konnte mir seine Aufgabe schon nützlich sein. Wer im ganzen reich – außer dem Kaiser natürlich – konnte schon auf ein derartiges Netzwerk zurückgreifen. „Aber auch du mein werter Herr Bruder solltest dich alsbald nach einer geeigneten Frau umsehen. Hier geht es nicht nur um Bündnisse, sondern um den Erhalt der Familie. Du solltest anfangen ein paar kleine Tiberier in die Welt zu setzen, damit unsere Gens nicht ausstirbt.“ In diesem Punkt würde ich nicht mit mir diskutieren lassen. Da war es mir sogar egal, wenn er wieder eine nicht standesgemäße – natürlich dachte ich hier an eine bürgerliche, was ja schon unter seinem Stand wäre und an nichts Anderes - heiraten würde. Hauptsache er setzte bald mal Kinder in diese Welt.

  • Warum war dies noch wichtig? Verus haderte mit sich selbst, da er Rom zwar verstand aber mit dieser Welt nicht konform gehen wollte. Etwas passte nicht mehr. In letzter Zeit zerfielen seine Einsichten und Wahrheiten zusehens, während sich eine destruktive Gewissheit festigte. Verus war ein hasserfüllter Mensch, nicht unbedingt gegen einzelne Personen, sondern viel mehr gegen die Welt. Seine machtvolle Position, nahezu unantastbar, erlaubte vieles aber versagte das Entscheidende. Verus schlief schon lange nicht mehr glücklich ein. Liebe wurde ihm immer fremder. Sein Bruder sprach: zerredete viele Worte, die Verus verarbeitete und verstand aber nicht wirklich erfüllen konnten. Der Prätorianer war leer und reagierte apathisch. Gleichgültigkeit sprach für sein Herz, welches leben wollte aber nur überleben konnte. "Du wirst ein guter Senator. Sei dir aber gewiss, dass es für einen Tiberius kein leichter Weg ist. Unser Name trägt einen Fluch und wir ernten viele Intrigen gegen uns," vermeldete der erfahrene Soldat, die nicht nur selbst für einige notwendige Intrigen verantwortlich, sondern auch Erfahrungen mit Tyrannen hatte. Salinator war diesem Tiberius noch ein deutlicher Begriff. "In dieser Stadt gilt nur eine wahre Weisheit: Wenn du das Spiel der Macht spielst, gibt es nur den Sieg oder den Tod." Rom war ein Moloch. Ein Abgrund aus Gier, Eitelkeiten, Hass, Machthunger und Irrsinn, gepaart mit religiösem Eifer und alten Werten, die an der Machtfülle der Zeit versagten. Verus war längst im Zentrum der allgemeinen Machenschaften angekommen, die viele vermeiden wollten aber doch mittelbar partizipieren mussten.


    Ein Entkommen war nur mit der Flucht aus dieser Stadt möglich. Und selbst dann suchten den Flüchtenden Aasgeier aus dieser verdammten Stadt heim. Verus selbst richtete die geschlagenen der Intrigen. Mit einem leeren Blick erinnerte er sich an seine letzte Tätigkeit für den Kaiser. Oder viel mehr für die Prätorianer. Das Meucheln nahm ihm jedwede Hoffnung, dass es für ein friedliches Ende geben konnte. Verus war sich noch nicht einmal mehr sicher, ob er ein Nachleben haben konnte; so sehr fesselte ihn diese verfluchte Welt mit seinem Namen und seinen Aufgaben. Die Waffen und die Kontrollmechanismen des Apparates gaben ihm noch Sicherheiten, wenn auch schwindend. Vielleicht gab es für den Trecenarius nur ein einziges verdorbenes Gesetz: sein Schwert. Sein Schwerte hatte ihn noch nie enttäuscht. Es hatte viele Probleme beseitigt, die es selbst geschaffen hatte. Verus ertappte sich dabei, dass er Gefallen an der einfachen Lösung des Mordes fand, obwohl er sich gleichsam für diesen Gedanken verachtete. Diese dunkle Arbeit wurde immer leichter aber umso schwerer für seine verkümmerte Seele, die so sehr frei sein wollte. Doch Freiheit war für diesen Mann stets eine Lüge. Er nahm sie anderen und versagte sie sich selbst. Ein Feind der Freiheit fügte sich gut mit seinem kalten und zynischen Hass in die Reihen der Schatten ein.


    Die Prätorianer verfestigten ihre Macht und spielten ihr Spiel im großen Spiel in dieser Stadt der Irren. "Ich werde dich bei diesem Mann bekannt machen aber ich möchte dich daran erinnern, dass sich nicht alle Fäden sofort zeigen," versicherte Verus und nickte seinem jungen Bruder beteuernd zu. "Keine Sorge! Dieser Mann kennt mich als Trecenarius und somit ist eine falsche Emotionalität nicht mehr notwendig. Meine Auftritte erledige ich mit hinreichender Achtung, Nero." Er zog seine Schultern gleichgültig hoch. Verus verstand diese falsche Emotionalität nicht. Für ihn war ein falsches Lächeln nur Heuchelei und Heuchelei lehnte dieser Tiberius ab. Wenigstens wollte er sich als das darstellen, was er nun einmal war. "Unser Licht wird ohnehin von Durus Schatten verdunkelt," meinte Verus mit einem zynischen Grinsen. Verus war Durus nicht unähnlich und gleichsam beschränkt in seiner Handlungsfreiheit. Durus war in den Tod gegangen und auch Verus würde dies tun, sofern es erforderlich war. "Ich gebe dir gerne eine Liste aber ich kann dir sagen, dass der Name Tiberius eher Türen verschließt, als wirklich öffnet. Solange der Kaiser unseren Namen nicht öffentlich rehabilitiert, werden wir immer mehr leisten müssen als andere, um überhaupt in Betracht zu kommen. Ich musste den Weg des Krieges gehen, blutig und tapfer erstreiten, was uns einst zustand und dennoch hält man uns zurück. Meine Karriere ist am Ende aber deine beginnt erst, Nero. Du wirst auf dein eigenes Fundament bauen müssen. Ich bin nur ein Soldat," erklärte der Tiberius recht unverblümt. Das Thema zur Ehefrau schloss Verus wortlos ab und hoffte dies zu übergehen. Verus fand diese Frage verachtenswert, da Luna seine einzige Gelegenheit zur Liebe war. Und eine andere Frau, wenn auch politisch, wollte er nicht an sich binden. Als Trecenarius war sein Ruf zerstört; unerehrenhaft beschmutzt mit dem Gestank eines Henkers. Niemand mochte den Henker.

  • „Natürlich werde ich das.“ erwiderte ich voller Selbstbewusstsein auf die Feststellung meines Bruders hin. Natürlich würde ich nicht nur ein guter Senator werden, nein meine Ansprüche waren bei weitem höher als nur gut zu sein. Ich musste aber dann doch lachen. „Aulus, meinst du das weiß ich nicht? Aber wer gut sein will, der muss allen Widrigkeiten, egal welcher Art zu nehmen wissen. Vielleicht werden ich genau deswegen, weil uns nicht alles in den Schoss gelegt wird besser sein als jene, denen alles nur so zufällt.“ Sagte ich und klopfte meinem großen Bruder dabei nun schon fast gönnerhaft auf die Schulter. „Nun ich habe nicht vor zu sterben, also bleibt mir wohl nur der Sieg nicht wahr?“ Sagte ich grinsend. Ich setzte mich nun hin und ließ mir ein Becher Wein schmecken, während mein Bruder weiter ausführte. „Gut!“ Saget ich zunächst und überlegte. „Es wird keinen Schatten mehr geben!“ Stellte ich trocken fest. „Zu lang, viel zu lang hat unsere Familie im Selbstmitleid gebadet. Es wird zeit, das wir aus den Schatten heraustreten und das Rom versteht, dass nun eine neue Generation erwacht ist. Ich werde mich nicht von den Schatten der Vergangenheit schrecken lassen. Noch mögen die Türen verschlossen sein, aber jene die dies tun werden eine eines Tages bitter bereuen. Sie werden betteln, dass wir ihnen unsere Tür öffnen. Doch dann wird es zu spät sein.“ Nun machte ich meinen Anspruch und meine Ziele wohl mehr als deutlich. Ich wollte kein einfacher Senator Roms werden, nein ich wollte DER Senator Roms werden. Es war ein langer Weg, aber nur wer seine Ziele hoch steckte wusste, dass er sich strecken musste um diese auch zu erreichen und ich war bereit mich zu strecken, ja ich war bereit über mich hinauszuwachsen. Wir waren die neue Generation, die jene Verfehlungen unseres Verwandten vergessen machen würde. „Du bist nicht nur ein Soldat Aulus. Mach dich nicht kleiner als du bist. Du bist mein Bruder, ein Tiberius und der verdammte Vollstrecker des Kaisers. Du bist bei weitem mehr als nur ein Soldat.“ fuhr ich nun meinen Bruder an, der wiedermal in seinem Selbstmitleid ertrinken wollte. „Du wirst dir eine Frau suchen. Oder ich suche dir eine. Aber du wirst verdammt nochmal dafür sorgen, dass unsere Blutlinie weitergeführt wird! Ich lasse in diesem Punkt nicht mit mir verhandeln. Wenn du dir keine suchst, werde ich es tun.“ Ich beugte mich zu meinem Bruder und sah ihn mit ernstem Blick an. „Du weißt, ich mache keine Scherze, nicht wenn es um unsere Familie geht. Du kannst mit deinen Sklavinnen herumhuren wie du willst, aber ich erwarte, das du einen standesgemäßen Erben mit einer Ehefrau zeugst!“ Ich lehnte mich nun wieder entspannt zurück, postete meinem Bruder zu. „Auf Rom, auf die Gens Tiberia , auf uns!“

  • Mein Bruder zog es vor zu schweigen, gut dann sollte er halt schweigen. Nützen würde es ihm auch nicht, er würde heiraten. Ich würde ihm schon irgendeine Landpomeranze besorgen, die er dann zu Frau nehmen konnte. Irgend so ein Hinterwälderding, die sich nicht dran stören würde was mein Bruder tat und das seine Karriere nicht so standesgemäß war wie es sich für einen seines Standes ja gehören würde.
    Wir brachten diese Cena nun also mehr oder minder hinter uns und ich verabschiedet mich dann auch recht zeitnah. Ich hatte eine lange Reise hinter mir und hier in Rom viel vor mir.

  • Die Rückreise hatte einen Tag länger gedauert als geplant, aber nach nun sieben Tagen auf dem Rücken verschiedener Pferde und Nächte in verschieden Gasthäusern waren wir wieder in Rom.
    Die Pferde hatten wir natürlich vor dem Stadttor im Mietstall gelassen und sind das letzten Stück zu Fuß gegangen. „So da wären wir wieder.“ Sagte ich zu Adria. „Ich könnte jetzt gut ein Bad vertragen.“
    Natürlich wurden wir auch von einigen Sklaven begrüßt und ich drückte ihnen unsere Sachen in die Hand und orderte einen Imbiss und verdünnten Wein den man ins Bad bringen sollte.

  • Der Abschied von Ares fiel mir unglaublich schwer. Ich weinte um dieses Pferd, meine Seele weinte... ich liebe dieses Pferd und ich werde öfters Nero dazu nötigen, dass wir gemeinsam das Landgut besuchen, damit ich diesen Hengst wieder sehen kann.
    Die Reise war unglaublich anstrengend und ermüdend, zwar hatten wir sehr viele Pausen dazwischen und Nero und ich hatten unseren Spaß, aber dennoch war es unglaublich anstrengend. Reiten strengte an und das wusste jeder. Als wir die letzten Schritte zu Fuß gingen, sah ich mich wieder in der Stadt um und strich mit meinen Fingern dauerhaft über die Kette. Es war meine und ich wertschätzte und behütete sie wie einen Schatz.
    Als die Sklaven uns empfingen, grüßte ich alle freundlich und bedankte mich, dass sie unsere Sachen in Obhut nahmen.
    Bei seinen Worten nickte ich sofort und lächelte ihn an "Ein Milchbad... ich habe gehört, dass ihr in Rom öfters Milchbäder zubereitet... ich hatte noch nie eins, meinst du das wäre möglich? Ich würde es zu gerne mal austesten, wenn du nichts dagegen hast." schlug ich ihm vor und lief mit ihm in die Villa zurück. Nervös blickte ich mich um. Noch immer hatte ich Angst vor Corvina und Verus, da er mich vor Verus wirklich gewarnt hatte, doch ich wollte den beiden noch eine Chance geben. Vielleicht sah man sich mal zufällig, aber das erwartete ich nicht. Ich wusste nicht, wie die beiden zu Sklaven standen. Die Horror-Storys waren mir wohl zu Ohren gekommen, wie manch ein Römer seine Sklaven behandelte aber ich hielt das immer für ein lächerliches Gerücht, dem man nicht trauen konnte. "Sag mal...Nero?" da wir wieder zuhause waren, nannte ich ihn ohne weiteres beim Vornamen. "Vor einiger Zeit hatte ich ein Gerücht gehört...ist es wirklich so, dass es manchen Sklaven unglaublich schlecht geht? Das sie geschlagen und gefoltert werden, weil ihre Besitzer Spaß und Lust daran empfinden?" fragte ich gerade heraus und nahm seine Hand, ehe ich diese drückte.
    Die Blicke der anderen Sklaven war mir egal, ich bemerkte diese wahrscheinlich nicht einmal.

  • „Ähm ja grundsätzlich schon, aber das bedarf einiger Vorbereitung. Die besten davon bekommst du in den Thermen. Heute reicht ein normales um den Staub der Reise abzuwaschen.“ Sagte ich. Ich wollte schon weitergehen, als sie ihre nächste Frage stellte, die mich in der Bewegung innehalten ließ. Ich spürrte wie sie meine Handdrückte und drehte mich zu ihr um und sah wohl nachdenklich aus. Ich sah sie lange an, bevor ich schließlich antwortete. „Ja das ist richtig. Nicht alles Sklaven geht es gut.“ Sagte ich, ich wusste aber auch, dass sie sich mit einer derart knappen Erklärung nicht zufrieden geben würde. „Da sind zum Beispiel die Mienen, Sklaven dort überleben zumeist nicht lange. Die Bedingungen dort sind nicht gerade Lebensfreundlich. Und dann gibt es noch jene die im Geld schwimmen, für die ein Sklave wirklich nur eine Sache ist.“ Immer noch lag mein nachdenklicher Blick auf ihr. „Sie erkennen sie nicht mehr als Menschen an, sondern als Sache. Und ja dann gibt es wohl noch jene die zur Gewalt neigen, Jähzornig sind und ihren Spaß daran haben.“ Ich ging einen Schritt auf sie zu und hob ihr Kinn an, damit sie mir in die Augen blicken konnte. „Nichts davon musst du hier befürchten. Wir mögen alle unsere schlechten Seiten haben, aber dennoch würde keiner von uns einen Sklaven ernsthaft verletzen. Es mag Familien geben, wo es Sklaven besser geht als bei uns. Es gibt aber mindestens genau so viele, wo es ihnen schlechter geht.“

  • "Okay. Dann das Milchbad ein andermal. Ich würde alles vorbeireiten." gab ich ihm zu verstehen und blieb abrupt in der Bewegung stehen, als er stehen blieb. Lange sah ich ihn an und hörte seinen Erklärungen zu. Zunächst einmal war die Frage offen: "Mienen?" mein Blick sah ernsthaft fragend aus, denn ich hatte keine Vorstellung davon. Die Bedingungen waren dort nicht sonderlich Lebenswert? Was meint er damit?
    Ich rümpfte kurz die Nase und lies meine Schultern hängen, als er mich ansah und mir erklärte, dass einige Sklaven sogar als Sache gesehen wurden. Ich zog eine Augenbraue hoch und schüttelte den Kopf. "Ich sah... einige Sklaven mit einer Tafel um den Hals...es sah aus, als wären sie Hunde... und manch ein Sklave wurde gebrandmarkt. Sie hatten einen Buchstaben auf den Arm...Das ist irgendwie bitter zu sehen..." ich seufzte einmal tief und sah ihm weiter in die Augen, dabei wirkte mein Blick sowohl verwirrt, als auch verletzt. Irgendwie fand ich es unfair, dass den anderen ein besseres Leben verwehrt wurde und mir nicht. Mir ging es tatsächlich nicht schlecht. Ich hatte alle Freiheiten der Welt unter seiner Hand. Ich bekam sogar Geschenke.
    Ich berührte mit einer Hand meine Kette und lächelte ihn an. "Lass uns reingehen...ich bereite... unser Bad vor."

  • Ich nickte und wir gingen durchs Atrium in den privaten Teil des Hauses. „Nun diese Tontafeln dienen unter anderem dazu, die Sklaven zu legitimieren. Damit können sie im Auftrag ihres Herrn Geschäfte tätigen.“ Ich strich über ihren Anhänger. „Das kannst du mit dem hier auch. Er zeigt an, dass du in meinem Besitz bist und für mich Geschäfte anschließen darfst. Per Gesetzt dürfen Sklaven das nämlich nur im Auftrag ihres Herren und nicht eigenständig. Diese Marken dienen also dazu, den Sklaven tatsächlich etwas Selbstständigkeit zu gegen, damit sie nicht wegen jeder Kleinigkeit die sie kaufen wollen das Einverständnis ihres Besitzers einholen müssen.“ Erklärte ich ihr die Bedeutung jener Tontäfelchen und ihres Anhängers. „Ja einige werden auch gebrandmarkt, zumeist dann wenn sie schon mal versucht haben zu fliehen oder sich der Besitzer nicht sicher ein kann. Meistens werden sie auf dem Unterarm oder auf der Stirn angebracht. Dies dienst vor allem dazu entlaufene Sklaven wieder zu finden.“ Sie hatte ja sicherlich auch schon den ein oder anderen Sklaven gesehen, der mit einem Stirnband herumgelaufen ist. Viele verdeckten damit eben jene Brandmarkung. „Und dann gibt es noch neben den Brandmarken des Besitzers die verschiedenen Kennzeichnungen. Das P steht dafür, dass jemand zu Sklaverei verurteilt wurde. Das F für entlaufenen Sklaven.“ Ich erklärte es ihr ruhig und sachlich, obwohl ich wohl wusste, dass sie das nicht so sachlich wie ich sehen würde. Wir waren nun im Balneum angekommen und ich warte, dass sie alles vorbereiten würde.

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