Domus Carteia - Das neue Heim


  • DOMUS CARTEIA


    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/mapcaeliusmarkedsws43.png]



    SÜDLICH DES TEMPELS DES DIVUS CLAUDIUS, AM WESTHANG DES CAELIUS MONS, BEFINDET SICH DIE DOMUS CARTEIA.



    "Es hat mich gefreut mit dir Geschäfte zu machen", entgegnete ich Carteius Catienus mit einem triumphalen Lächeln, der einen etwas niedergeschlagenen Eindruck machte. Natürlich, ich hatte ihm gerade sein Domizil abgekauft, aber ich hatte ihm doch einen fairen Preis geboten? Ich klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Wohl eher, weil ich Tatendrang und Zufriedenheit verspürte - das Schicksal des Carteiers tangierte mich nämlich nur peripher. Oder einfacher ausgedrückt: Er war mir scheißegal. Carteius Catienus war den Informationen nach zu urteilen, die ich im Vorfeld über ihn eingeholt hatte, über viele Jahre ein erfolgreicher Kaufmann gewesen. Dann verlor er seinen Sohn vor drei Jahren, als dieser nachts auf offener Straße erdolcht worden war. So wie ich gehört hatte, hatte dieser wohl eine Vorliebe für zwielichtige Geschäfte und Gestalten, die ihm letztlich zum Verhängnis geworden war. Man sagte, er wäre in einer Hintergasse der Subura überfallen, bewusstlos geschlagen und getötet worden, bevor sein nackter Leib in den Tiber geworfen worden war. Die Täter wurden niemals ergriffen. Carteius Catienus haderte wohl noch immer mit seinem Schicksal, denn ab diesem Zeitpunkt ging es bergab mit seinen Geschäften. War die Domus nun zu groß für seine Familie, lasteten noch immer zu viele Erinnerungen an seinem alten Domizil? Ich wusste nicht, was ihn zum Verkauf bewogen hatte und es war mir auch völlig gleichgültig. Nach langer Suche war ich nun endlich stolzer Besitzer einer Domus, die meiner Stellung angemessen war. Dementsprechend konnte sich der Carteier auch zum Teufel scheren - oder in die nördlichen Provinzen, wo ihn sein Weg nach eigenen Aussagen auch führen sollte.


    Nachdem der geschäftliche Teil dieses Kaufs erledigt war, verabschiedete ich mich höflich vom Carteier und wartete dann vor der Porta der Domus ungeduldig auf Axillas Architekten. Wenn ich etwas nicht ausstehen konnte, dann war es Unpünktlichkeit. Es bedurfte wohl eines gewissen Grades an Dreistigkeit, mich einfach warten zu lassen. Vor allem, wenn man bedachte, dass ich für ihn ein äußerst lukrativer Kunde war. Da Axilla aber in höchsten Tönen von diesem Kephalos - ich glaube das war der Name des Griechen - gesprochen hatte, mahnte ich mich selbst zur Ruhe. Vielleicht waren die Dienste des Architekten es ja wert, etwas Geduld zu beweisen.

  • [Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/170529/ijrsocdc.jpg]


    Als hätte man nicht schon mehr als genug zu tun! Erst zwang Iunia Axilla ihn, eine Vorlesung über Tempelbaukunst zu halten, um ihrem Sohn und ein paar anderen wenigstens rudimentäre Kenntnisse zu vermitteln, und nun verlieh sie ihn auch noch einfach so, ohne ihn zu fragen. Abkommandiert! Wie ein grobschlächtiger Legionär!
    Nein, nein, das wirklich nicht hinnehmbar!


    Wie eine in Seide gekleidete Gewitterwolke als brummelte der Grieche seinen Weg entlang. Hin und wieder musste er sich auch noch erkundigen, wo er denn nun entlang musste. Diese Stadt war einfach zu unübersichtlich. Und warum musste es gefühlt immer bergauf gehen?
    Seine beiden Lehrlinge waren zwar nur halb so alt, wie er, schnauften aber doppelt so sehr, als sie endlich an der genannten Adresse ankamen. Ein Mann stand auch schon da und schaute erwartend. “Fabius?“ fragte also Kephalos mit seinem recht griechisch angehauchtem Bass, um sicherzugehen, wirklich hier richtig zu sein.

  • Argwöhnisch musterte ich die Person, die nach langer Wartezeit an mich herantrat. Zotteliger Bart, fortgeschrittenes Alter, griechischer Dialekt - es handelte sich eindeutig um Axillas Architekten. "Na endlich", entgegnete ich etwas genervt und bemühte mich dabei nicht, meinen Unmut über die Wartezeit zu verbergen. Warum sollte ich auch? Immerhin war ich Kunde und der Kunde war bekanntlich König. "Kephalos?", vergewisserte ich mich noch, dass ich den Namen des Architekten richtig in Erinnerung hatte. Seine Lehrlinge indes würdigte ich keines Blickes. "Axilla meinte, du bist ein Meister deines Fachs? Dann lass uns keine Zeit verlieren." Zielstrebig schritt ich durch die Porta und den Eingangsbereich der Domus in das Atrium, um den Architekten erst einmal einen ersten Eindruck zu gewähren. "Das ist mir alles zu dunkel...zu alt. Außerdem gibt es kein Impluvium", sprach ich teils zu mir selbst, teils zu meinen fachkundigen Begleitern. Ich wusste nicht, wie der Architekt normalerweise arbeitete. Aber er würde schon mitteilen, wenn er Informationen benötigte.

  • [Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/170529/ijrsocdc.jpg]


    Auf die Frage nach seinem Namen hin verneigte sich Kephalos ganz leicht. Den genervten Ton des Fabiers versuchte er, zu ignorieren. Es war ja nicht seine Schuld, dass dieser hier vor Ungeduld bald platzte. Der würde sich noch wundern, wie lange so ein Umbau dauern konnte.


    Kephalos folgte also dem Mann ins Innere, und sein Blick wanderte zuerst einmal nach Oben zu den Decken, Giebeln und Trägern. Dies war immer der erste Blick eines guten Architekten. Gerade Mauern konnte jeder Trottel aufbauen. Wichtig waren die Abschlüsse, das Gebälk, die Simse. Dort entschied sich, ob etwas Bau-kunst war oder eher bau-fällig.


    “Besitzt du einen Plan des Hauses, auf welchem ersichtlich ist, welche Wände tragend sind und welche nicht?“ fragte Kephalos sogleich zurück. Irgendwelche Rückbauten konnten schließlich nur vorgenommen werden, wenn das Haus dadurch nicht gleich einstürzte. “Um den Lichteinfall zu vergrößern, wäre das einfachste, die Säulen durch andere zu ersetzen. Das geht aber nur, wenn diese nicht essentiell für die darüberliegenden Strukturen sind. Ein Impluvium hingegen ist kein Problem. Als aufgesetzte Wanne bleibt der Fußboden erhalten, allerdings ist es dann erhöht. Man könnte es durch Stufen optisch abmildern. Durch eine aufgesetzte Wanne böte sich der Vorteil, dass man am Rand des Impluviums sitzen könnte.
    Allerdings wäre klassisch ein niedrigeres Impluvium. Hierdurch müsste der Boden aufgebrochen werden, um die Wanne zu gießen, und anschließend der Boden wieder neu hergestellt werden. Das dauert allerdings.“

  • Mit einem Wink deutete ich meinem Begleiter und Leibsklaven Sosistratus dem Architekten sämtliche Unterlagen zu übergeben, die ich beim Kauf vom Carteier erhalten hatte. Darunter war auch ein detaillierter Plan der Domus. "Dann ersetzen wir eben die Säulen", bestätigte ich zunächst beiläufig. "Ein klassisches Impluvium soll es sein. Ich will keine halben Sachen machen", verdeutlichte ich mit Nachdruck. "Das soll für alle Bereiche der Domus gelten. Und wenn es den Umbau beschleunigt, bin ich auch bereit die Dauer mit den nötigen Sesterzen zu verkürzen", stellte ich sogleich mit einer gönnerhaften Geste dar. Der Grieche verstand sicher, was ich damit meinte. Ich hoffte nur, dass mein Geld auch für die gewünschte Beschleunigung sorgen würde. "Wenn du hier alles gesehen hast, führe ich dich zum Perystil." Kephalos konnte hier ohnehin in Zukunft ohne mich nach Gutdünken inspizieren und arbeiten. Allerdings wollte ich ihm meine Vorstellungen für den kompletten Umbau am heutigen Tage präsentieren.

  • [Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/170529/ijrsocdc.jpg]


    Kephalos nahm die Unterlagen entgegen und blickte einmal kurz darüber. Kurz grübelte er, wie er die Wünsche von Fabius Torquatus umsetzen sollte, ohne den Mann darauf aufmerksam machen zu müssen, dass das alles nicht so einfach war, wie er sich das dachte. So ein Umbau dauerte Monate. Wenn der Boden in Mitleidenschaft gezogen wurde, konnte es auch Jahre dauern, bis alles fertig war.
    “Sesterzen können sicherlich vieles beschleunigen, außer den Lauf der Elemente. Manche Dinge dauern, so lange sie dauern“, antwortete Kephalos also nur philosophisch und vermied es dabei, den Fabier über Trocknungseigenschaften von cementium oder von Harz zu belehren. Vermutlich würde der Mann es sowieso nicht verstehen.
    Kephalos übergab die Unterlagen seinem Lehrling, der diese hastig in seiner Tasche verstauen wollte und damit ordentlich zu kämpfen hatte. Ohne sich weiter um den Lehrling zu kümmern, folgte Kephalos auch weiter in Richtung des Peristyls.

  • Die zurückhaltende Antwort des Architekten dämpfte meine Erwartungen etwas. War mein Angebot nicht eindeutig genug? Ich hatte eigentlich erwartet, dass die Griechen im Allgemeinen recht empfänglich für solche Offerten waren. Aber ich wollte noch nicht aufgeben. Sicher beschwichtigte mich der Architekt nur, um im Nachhinein nicht mit Preisnachlässen konfrontiert zu werden. "Nun gut, aber mit Sesterzen kannst du zumindest eine wichtige Sache kaufen: Arbeitsleistung", antwortete ich bestimmt. Kephalos hatte damit hoffentlich verstanden, dass mir mein Unterfangen einiges wert war. Meiner anfänglich guten Laune versetzte es allerdings einen weiteren dämpfenden Schlag, als ich einen der Lehrlinge dabei beobachten musste, wie er sich mit den Unterlagen abkämpfte. Wenn das die besten Mitarbeiter des Architekten waren, dann würde die Sanierung der Domus wohl länger dauern als der Bau des Ulpianums! In der Hoffnung, dass Axillas Vorschusslorbeeren für ihren Architekten gerechtfertigt waren, ließ ich diese irrwitzige Situation aber unkommentiert und führte Kephalos ins Peristyl. "Wie du siehst, hat das Peristyl die besten Zeiten hinter sich. Außerdem ist es wenig einladend. Ich hätte gerne mehr Grün, einen Ziergarten, mehr Kunst...", deutete ich mit vielschichtigen Gesten und lauter Stimme meine Vorstellungen an und hoffte, dass der Architekt irgendetwas davon auch tatsächlich in die Tat umsetzen würde. "Aber vielleicht solltest du hier auch Axillas Meinung einholen. Frauen haben wohl generell mehr Einblick, wenn es um solcherlei Dinge geht." Abgesehen davon hatte ich hier auch Vertrauen in den Griechen. Er sah immerhin aus wie ein Künstler, vielleicht war er also auch einer.

  • [Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/170529/ijrsocdc.jpg]


    Kephalos folgte also weiter und hörte zu. Der Mann wollte also eigentlich einen Gärtner und ein paar Statuen, aber nichts, was ein Architekt machte. Aber gut, einen kompetenten Gärtner zu finden sollte kein Problem sein. “Ich bin zuversichtlich, dass diese Wünsche schnell und recht einfach zu erfüllen sein werden. Ich werde mich gewiss mit Domina Iunia besprechen, was die Kunst und die Statuen angeht.“ Ein paar Götter hier, ein wenig Grünzeug da, das war alles im Vorbeigehen erledigt. Wenn der Fabius wirklich so viel Geld dafür ausgeben wollte, wie er andeutete, war eine ordentliche Bepflanzung innerhalb weniger Tage erledigt.


    “Gibt es noch bauliche Veränderungen, die du wünscht? In den oberen Stockwerken Veränderungen? Oder im Balneum?“ Das waren eher die Dinge, die seiner Aufmerksamkeit bedurften. Je nach Wunsch konnte es hier zeitintensiv und kostspielig werden.

  • Nachdem das Thema Garten abgeschlossen war, nickte ich bejahend auf die Nachfrage des Architekten hin. "Auch das Balneum benötigt wohl eine grundlegende Renovierung. Im Moment würde ich dort wohl nicht mal einen Köter waschen!", entgegnete ich bestimmt, ohne expliziter zu werden. Ich hoffte, dass der Grieche in seinem Handwerk bewandert und erfahren genug war, um mittlerweile eine grobe Vorstellung meines Geschmacks zu haben. Bei Detailfragen waren sicher ohnehin Abstimmungen zu einem späteren Zeitpunkt notwendig. "Oben befinden sich außerdem im Moment zwölf Zimmer ähnlicher Größe. Ich möchte jeweils zwei davon zu großen Schlafräumen bündeln und drei davon als Officien nutzen", erklärte ich meine Pläne und hoffte, dass der Architekt nicht wieder Bedenken äußerte.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!