Cubiculum CSC Anaia Koronis

  • Die Tür schloss sich hinter Lyda, und Anaia war allein in ihrem neuen Zuhause. Es war der neunte Raum im Obergeschoss, direkt neben der Bibliothek. Durch die geöffneten Fensterläden strömten die Düfte des Gartens herein. Aufmerksam schaute sie sich in dem kleinen Zimmer mit den weiß getünchten Wänden um. Es war sauber und enthielt alles, was zu einem Cubiculum gehörte: an der Längswand ein schmales Bett mit einfach verziertem Kopf- und Fußteil, davor eine geflochtene Matte. Die Matratze war mit einer hellbraunen Decke bezogen. Darauf ein mit Wolle gestopftes Kopfkissen und eine bunt gestreifte Zudecke. Neben dem Bett stand ein Hocker zum Ablegen der Kleidung. In die gegenüberliegende Wand war eine tiefe Nische eingelassen, die durch Ablagebretter dreifach unterteilt war. Neben der Tür waren vier feste Haken für Kleidung angebracht, in der Ecke stand ein kleiner, runder Holztisch mit einem zweiten Hocker, darauf ein Wasserkrug mit Becher, ein zusammengefaltetes Tuch aus Leinen und eine Öllampe. Alles da, was man brauchte!


    Sie lächelte zufrieden. Die Sorge um ein passendes Unterkommen war doch größer gewesen, als sie es sich selbst eingestand. Eine Frau allein in Rom, in der Subura womöglich, das war keine gute Idee ...


    Das Bett schien sie magisch anzuziehen. Sie merkte plötzlich, wie müde sie war, doch sie widerstand. Sobald der Sklave mit ihrem Gepäck kam, würde sie baden und frische Kleidung anziehen. Dann war es Zeit für eine ausgedehnte Ruhepause.


    *

  • Einen Tag später hatte Anaia viel von ihrer Energie zurückgewonnen und fühlte sich voller Tatendrang. Ein freundlicher Sklave hatte ihre schwere hölzerne Reisetruhe gebracht und unterhalb der Nische an die Wand geschoben. Ihre kleinen Statuen von Artemis, Asklepios und Hygieia, von denen sie sich niemals trennen würde, nahmen das oberste Bord ein. Alle anderen Sachen waren ausgepackt und eingeräumt, so dass es gemütlich und wohnlich aussah.


    Nur eines blieb noch zu tun. Sie wandte sich schnell um und schob den Riegel vor die Tür. Dann klappt sie den Deckel ihrer Truhe hoch und holte zwischen den Winterschals, die noch darin lagen, einen länglichen Gegenstand hervor. Ein Lederfutteral, dem sie eine elfenbeinerne Capsula entnahm. Sie öffnete sie, holte mit größter Vorsicht eine schmale Buchrolle heraus und strich mit den Fingerspitzen ehrfürchtig über das brüchige Pergament. Die Seereise hatte dem Text nicht geschadet, der Göttin sei Dank. Sie hob die Rolle kurz an ihre Stirn, bevor sie sie behutsam in den Behälter zurücksteckte, ihn sorgfältig verschloss und in die Lederhülle schob. Sorgsam legte sie sie wieder zwischen die wollenen Schals, klappte den Deckel der Truhe zu und sperrte das Schloss ab.


    Alles war gut. Aufatmend zog sie den Riegel zurück, öffnete die Tür und verließ das Cubiculum.

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