• Wie angenehm war das doch, in dieser voluminösen Wanne zu liegen, die schon mehr einem Becken glich. Anaia räkelte sich wohlig in dem nach Mandelessenz duftenden Wasser, das sie an diesem heißen Sommertag herrlich abkühlte. Sie ließ den Blick schweifen über die mit Keramik verkleideten Wände und die etwas verblassten kretischen Malereien an der Decke. Beeindruckend! Obwohl der Raum nicht besonders groß war, war jeder Zentimeter sinnvoll genutzt. Durch das offene Fenster strömte das goldene Licht des italischen Spätnachmittags herein. Fläschchen mit Ölen und Salben standen bereit.


    Sie dachte an ihr kleines Vaterhaus daheim in Ionien. Da hatte es nur einen engen, dunklen Raum am Ende des Ganges gegeben, in dem man sich stehend wusch und zum Schluss Wasser aus einem Bottich über sich goss. Dies hier war Luxus, kein Zweifel. Wenn auch schon etwas angestaubt, so war doch das ganze Haus erfüllt von einer seit Jahrhunderten selbstverständlichen patrizischen Lebensweise.


    Irgendein Teil von ihr kannte diese Lebensweise. So ähnlich muss mein Vater in Milet gewohnt haben, schoss es ihr durch den Kopf, bevor er gezwungen war, nach Anaia überzusiedeln.


    Doch dies war nicht der Moment für Träume über Vergangenes. Entschlossen tauchte sie auf, verließ das Becken, öffnete den Abfluss und trocknete sich ab. Frische Kleider lagen bereit. Sie hatte Hunger! Und dann würde sie den Rest des Tages damit verbringen, die nächsten Schritte in eine neue Zukunft zu planen.

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