Domus Cornelia | Pacta sunt servanda oder die flavisch-cornelische Hochzeit

  • Donner grollte über dem wolkenverhangenen Himmel Roms, als Gracchus Minor der Sänfte vor der Domus Cornelia entstieg. Sorgenvoll blickte der Jüngling hinauf zu den Wolken, welche sich wie eine gewaltige Decke auftürmten, als wollten sie das Gewitter, welches zweifelsohne in ihnen lauerte, noch eine Weile verbergen, obschon man keine augurischen Fähigkeiten musste besitzen um die drückend feuchte Luft als Zeichen für das Kommende zu erkennen. Allein mit Patrokolos hatte er eine kleinere Sänfte gewählt, der das gesamte Tross der flavischen Familie, die Gefährte seines Vaters und seiner Stiefmutter, seines Vetters Scato und seiner Tante, daneben eine gewaltige Schar an Klienten und Dienern der Familia Flavia Romae anführte in der Hoffnung, einige vertrauliche Worte noch mit ihm zu wechseln. Stattdessen jedoch waren sie schweigend sich gegenüber gesessen, dieser gefangen in der Nervosität vor diesem ihm überaus unlieben Auftritt, jener in Compassion für seinen Herrn und Sorge, jene ihm obliegenden Präparationen nicht zur Gänze makellos bereitet zu haben.
    Nun erst, als Patrokolos begann, ihm die golddurchwirkte Toga pura nochmalig zu richten und er den Blick von den Wolkenbergen wieder abwandte, brach Manius Minor das Schweigen, das er seit dem kleinen Prandium konsequent hatte gehalten.
    "Ich frage mich, ob dieses Wetter ein gutes Omen darstellt."
    Nachdem seine Kleidung geordnet und ein wenig des Schweißes, der sich bereits in den hiesigen Morgenstunden ob der Schwüle des Tages auf der Stirne des Jünglings sammelte, abgetupft war, trat Manius Minor tastend vorwärts, um die Schwelle der Domus Cornelia zu überschreiten. Seit er ein Knabe gewesen war, hatte es ihm niemals sonderlich behagt in diesem Gemäuer, das an Alter und Würde der Villa Flavia Felix durchaus ebenbürtig war, zu weilen, wenn sein Vater seinen alten Freund Cornelius Scapula mitsamt seiner Familie hatte visitiert. War es anfänglich lediglich die Ennuyanz von Gastmählern der Erwachsenenwelt gewesen, die ihm jene Abscheu hatte bereitet, war mit zunehmender Adoleszenz die Gewissheit hinzugetreten, dass hier nicht lediglich ein Pontifex und Freund Manius Maiors, sondern auch dessen Nichte lebte, der er zur Ehe war versprochen worden, noch ehe er jedwedes Interesse am weiblichen Geschlecht hatte verspürt. Hatte er als Kind niemals sonderliche Neigung verspürt, mit jenem kränklichen Mädchen zu spielen, so war selbst als seine juvenilen Hormone zu sprühen hatten begonnen, sein Interesse an der überaus unfraulichen, weiterhin ungesund sich ausnehmenden Jungfrau nicht gewachsen, sodass beflissentlich er es hatte vermieden, selbst in diesem Hause, wenn er beim Gastmahl an der Seite seines Vaters ihr gegenüber war gelegen, das Wort mehr denn notwendig an sie zu richten.
    Und dennoch war er heute hier erschienen, um sie zur Frau zu nehmen und sich an sie zu binden, bis dass der Tod sie würde scheiden. Noch immer vermochte er nicht recht zu imaginieren, wie Cornelia Philonica als Matrone dem Haushalt der Villa Flavia Felix würde vorstehen, wenn eines Tages die aurelische Natter tot, geschieden oder als Witwe in den Schoß der ihren zurückgekehrt würde sein, doch zielten sein Weg, sein Schicksal und jeder Schritt, den er in diesem Augenblick vor den anderen setzte, auf diese Destination.

  • "Flavius, herzlich willkommen! Komm rasch herein, bevor es beginnt!"
    begrüßte Cornelius Scapula seinen Schwiegersohn in spe bereits an der Pforte, um sodann sich seinem Freunde zuzuwenden.
    "Gracchus, sei auch du willkommen! Ein großer Tag für unsere Familien! Aurelia, du siehst bezaubernd aus!"
    , rundete er sodann die Begrüßung seiner zukünftigen Anverwandten mit einem Kompliment an Aurelia Prisca ab, ehe sie eintraten und sich ins Atrium begaben, wo bereits eine Schar an Klienten und Dienern der Cornelii, aber auch Philonicas Brüder Caius Cornelius Scapula Minor und Publius Cornelius Philonicus parat standen, um ergänzend zu den nun eintreffenden Flavii den innersten Kreis der Familiaren um das projektierte Haruspizin zu bilden. Artig begrüßte der junge Gracche jeden und jede von ihnen, ehe ihm schlagartig gewahr wurde, dass die Braut selbst noch fehlte.
    Für einen Augenschlag durchfuhr ihn die leise Hoffnung, sie selbst hätte den Beschluss gefasst, diese Ehe nicht einzugehen und ihren Konsens zu verweigern, was die gesamte Festivität annihiliert, ihm selbst jedoch die unerquickliche Perspektive hätte genommen, Zeit seines Lebens an der Seite einer Matrone zu verbringen, welche weder ästhetisch, noch sexuell, geistig, intellektuell oder in einer irgend gearteten Weise ihm attraktiv erschien. Doch erschien dies überaus unwahrscheinlich, zumal der Skandalon, welchen ein derart kurzfristiger Rückzug von der projektierten Hochzeit nicht allein den Flavii, sondern ebenso den Cornelii zur höchsten Schande hätte gereicht, welche niemals die Brüder der Braut und viel weniger ihr Oheim jemals hätten zugelassen.
    "Wo ist... meine Braut?"
    , brachte er somit ein wenig hervor und blickte fragend zu Cornelius Scapula.
    "Oh, da kommt sie!"
    , erwiderte dieser stolz lächelnd und wies auf das Portal, welches das Atrium vom familiären Bereich des Anwesens trennte und soeben sich öffnete.


    Cornelia Philonica betrat, geführt durch ihre Schwägerin Sestia Rebila, die Gattin Scapula Minors. Ihr Anblick war der Inbegriff einer quiritischen Sponsa, beginnend bei rot gefärbten Schuhen von zartem Leder über die bodenlagen Tunica recta, die beinahe zur Gänze von der zart orangefarbenen Palla galbeata verborgen wurde, bis hin zum Flammeum, das ihr knochiges Antlitz verbarg, und einem farbenfrohen Kranz hübscher Sommerblumen. Selbst der junge Flavius hatte zu konzedieren, dass in dieser Aufmachung, welche zu ihrem Vorteil ihre hagere Statur ebenso cachierte wie ihre unreine Haut und die Hasenscharte verbarg, überaus ansehnlich sich ausnahm.
    Die anwesende Grex togata verfiel in Applaus, in den auch Manius Minor anerkennend einstimmte, obschon zugleich die Einsicht ihm einen Stich versetzte, dass er ihrer hingebungsvollen Präparation für diese Verbindung (zweifelsohne hatte sie ihre Tunica höchstselbst gewoben, sich um eine Hasta caelibaris bemüht und die gesamte Nacht mit der Drapierung ihrer nunmehr unter dem Schleier verborgenen Frisur zugebracht) keine Entsprechung zu bieten wusste, sondern lediglich, getrieben von Unlustm jedwede Angelegenheit, die mit dieser Festivität zu tun gehabt hatte, an seinen getreuen Patrokolos abgeschoben hatte.
    "Cornelia, du siehst atemberaubend aus."
    , heuchelte er dennoch Begeisterung, als die beiden die Gruppe erreichten, und präsentierte ein falsches Lächeln.
    "Oh, wirklich?"
    , erwiderte sie erfreut und der junge Gracche imaginierte, wie Philonica genant lächelnd ihre Zahnlücke zwischen den hasengleichen Schneidezähnen präsentierte, die in Bälde er zu küssen genötigt sein würde, wie er argwöhnte. Der Gedanke ließ sein Lächeln für einen Augenschlag ersterben, ehe neuerlich er sich zur Herzlichkeit nötigte und ihr den Arm bot.
    "Durchaus!"
    Scapula nickte saturiert ob des charmanten Komplimentes für seine Nichte.
    "Dann fehlt ja nur noch der Haruspex!"

  • Die Abordnung aus dem Haus Claudia traf - wie auf der Einladung angegeben - am Nachmittag kurz vor dem Beginn der Festivität ein. Es gab nur ganz wenige Gründe, warum sich Menecrates ein solches Fest antat, weil er Geselligkeiten eher mied. Ein Muss stellten die Feiern im Familienkreis dar, aber auch jene, wo der Einladende Menecrates' Sympathien genoss. Bei dieser Hochzeit war das der Fall, weswegen sich der Claudier ohne Murren zurechtmachen und zum Hause der Cornelia bringen ließ.


    Er entstieg der Sänfte, ließ sich kurz das äußere Erscheinungsbild ordnen und schritt auf den Eingang zu. Er bedauerte ein wenig den Bräutigam. Bei allem Verständnis für arrangierte Ehen musste selbst er zugeben, dass es Grenzen gab. Er hätte für sich selbst vielleicht noch einer solchen Vermählung zugestimmt bzw. sich in diese gefügt, aber keinem seiner Enkelkinder hätte er einen solchen Partner... Bei diesem Gedanken angekommen, straffte er sich. Energisch schob er die Bilder und Überlegungen fort, weil er sich dabei abscheulich und oberflächlich empfand. Im Grunde seines Herzens tat ihm die Braut auch leid. So Schlimmes konnte kaum ein junger Mensch verbrechen, um derart von den Göttern gestraft zu werden. Gestraft eigentlich bereits im Mutterleib, aber wofür?


    Nur wenige Schritte trennten ihn vom Eingangsbereich. Menecrates ließ den Blick schweifen. Er suchte die Gastgeber.

  • Der Haruspex ließ auch nicht allzu lange auf sich warten. In vollem Ornat und mit Lituus stieg Sextus aus seiner Sänfte, seine Nichte wie mittlerweile fast schon üblich als weibliche Begleitung an seiner Seite. In der Sänfte wartete auch eine dem Fest angemessene Garderobe darauf, nach dem blutigen Teil der Feierlichkeit gegen die Weste aus Tierhäuten eingetauscht zu werden. Schon bei der vorangegangenen flavischen Hochzeit hatte sich diese Vorgehensweise bewährt.


    Kurz blickte er misstrauisch zur Wolkendecke am Himmel. Sollte Iuppiter es bei dieser stummen Drohung nicht belassen, sondern mit Blitz und Donner zu den Sterblichen sprechen wollen, wäre die Hochzeit wohl schnell beendet. Darin stimmten so ziemlich alle überein, dass ein Gewitter das schlechtmöglichste Zeichen überhaupt war, und unter diesem Vorzeichen würde wohl niemand eine Ehe schließen wollen.


    Gemessenen Schrittes also betrat er das cornelische Anwesen und sah sich auch sehr schnell dem Brautvater und dem Bräutigam gegenüber, indes die Braut verschleiert – den Göttern sei dank – dahinter der kommenden Dinge harrte. Sextus wartete, bis er die Aufmerksamkeit der Gruppe erhielt, und setzte dann zu einer Begrüßung an.
    “Cornelius, Flavius, ich danke euch für die Einladung. Meine Nichte Corvina dürfte, soweit ich weiß, allen Anwesenden bekannt sein?“ Zumindest hatte man sich auf besagter anderer Hochzeit wohl schon gesehen.

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Die Abordnung aus dem Haus Claudia traf - wie auf der Einladung angegeben - am Nachmittag kurz vor dem Beginn der Festivität ein. Es gab nur ganz wenige Gründe, warum sich Menecrates ein solches Fest antat, weil er Geselligkeiten eher mied. Ein Muss stellten die Feiern im Familienkreis dar, aber auch jene, wo der Einladende Menecrates' Sympathien genoss. Bei dieser Hochzeit war das der Fall, weswegen sich der Claudier ohne Murren zurechtmachen und zum Hause der Cornelia bringen ließ.


    Er entstieg der Sänfte, ließ sich kurz das äußere Erscheinungsbild ordnen und schritt auf den Eingang zu. Er bedauerte ein wenig den Bräutigam. Bei allem Verständnis für arrangierte Ehen musste selbst er zugeben, dass es Grenzen gab. Er hätte für sich selbst vielleicht noch einer solchen Vermählung zugestimmt bzw. sich in diese gefügt, aber keinem seiner Enkelkinder hätte er einen solchen Partner... Bei diesem Gedanken angekommen, straffte er sich. Energisch schob er die Bilder und Überlegungen fort, weil er sich dabei abscheulich und oberflächlich empfand. Im Grunde seines Herzens tat ihm die Braut auch leid. So Schlimmes konnte kaum ein junger Mensch verbrechen, um derart von den Göttern gestraft zu werden. Gestraft eigentlich bereits im Mutterleib, aber wofür?


    Nur wenige Schritte trennten ihn vom Eingangsbereich. Menecrates ließ den Blick schweifen. Er suchte die Gastgeber.


    Ausnahmsweise kam die kaiserliche Entourage nicht übermäßig spät. Ein Termin war ausgefallen, sodass Severus früher als geplant Zeit gehabt hatte, sich für die heutige Confarreatio in Schale zu werfen. Als er der kaiserlichen Sänfte vor der Domus Cornelia entstieg, trug er also die Toga praetexta und den reich verzierten Culter, das Amtszeichen der Pontifices.


    Inmitten eines Pulks von Prätorianern in Zivil, dazu einigen Kultdienern und sonstigem Gefolge betrat er also die Domus Cornelia und begab sich zum Brautpaar. Sicherlich würden sie noch auf den Flamen Dialis warten müssen. Aber dann war ja vielleicht etwas Zeit für ein Gespräch mit den Vätern des Brautpaars, die beide dem Collegium Pontificium angehörten.

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  • Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    “Cornelius, Flavius, ich danke euch für die Einladung. Meine Nichte Corvina dürfte, soweit ich weiß, allen Anwesenden bekannt sein?“ Zumindest hatte man sich auf besagter anderer Hochzeit wohl schon gesehen.


    Es war ein bedeutsamer Tag für den flavischen Haushalt, schlussendlich wurde mit der Eheschließung Minors ein wichtiger Schritt getan den Erhalt der Familia Flavia Graccha zu gewährleisten. Den kurzen Weg von der Villa Flavia zum Haus der Cornelia hinüber hätten sie im Grunde auch zu Fuß gehen können, doch selbstredend gingen sie nicht zu Fuß, nicht nur um die edlen Gewänder zu schonen, sondern auch weil dies dem Anlass angemessen gänzlich ausgeschlossen war. Gracchus half seiner Gemahlin aus der Sänfte und mit einem süffisanten Lächeln flüsterte er ihr noch ein Kompliment ob ihrer Schönheit, welche an diesem Tage durch die Eleganz ihres Kleides noch unterstrichen wurde, ins Ohr. Sie folgten Minor in das Haus hinein, begrüßten Scapula und seine Familie bis dass die Braut den Raum betrat. Verborgen in der traditionellen Gewandung war letztlich jede Frau eine Schönheit, so auch Philonica. Der ältere Flavius musterte bei dem Aufeinandertreffen der beiden Brautleute seinen Sohn, welcher nicht allzu lange zuvor ihm noch seine Furcht vor der Ehe hatte gestanden. Ein wenig absent schien Minor bisweilen, doch ein wenig Nervosität war schlussendlich jedem künftigen Ehemanne zuzugestehen, so dass dies kaum weiter würde auffallen. Nur kurz indes währte der unangenehme Augenblick als alle anwesenden das Aufeinandertreffen des künftigen Paares beäugten als auch bereits der Haruspex Aurelius in vollem Ornat eintraf, dass dem Beginn des Ritus nichts mehr im Wege stand.
    "Willkommen, mein Freund, es ist uns eine große Ehre, dass du die Eingeweideschau vornehmen wirst",
    begrüßte Gracchus Aurelius Lupus, und hernach auch dessen Nichte.
    "Sei auch du Willkommen, Aurelia, um an diesem wunderbaren Anlass teilzuhaben."
    Nachdem auch die übrigen Begrüßungen des Haruspex und seiner Begleitung waren abgeschlossen, beschied Scapula:
    "So lasset uns beginnen"
    , und führte die Familien zu einem foculus, welcher inmitten des Atriums zu diesem Anlass errichtet worden war und an welchem alles bereit stand, das Urteil der Götter über die Zukunft der beiden jungen Brautleute zu ermitteln.

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  • Sehnlichst wünschte in der Tat auch der junge Flavius die Ankunft des Haruspex Primus herbei, denn obschon er keine sonderliche Sympathie das wahre Familienhaupt seiner Stiefmutter hegte, so war ihm die torquierende Stille zwischen ihm, seiner Braut und deren Familie weitaus unangenehmer. Indessen währte jene Situation nicht allzu lange, denn schon erschien Lupus mit seiner Nichte an der Seite.
    "Ave, Aurelius!"
    , salutierte Manius Minor den Haruspex und schenkte der jungen Aurelia, welche für ihre natterngleiche Verwandtschaft zweifelsohne nichts konnte, ebenfalls ein kleines Lächeln, während seine Braut, die ihn sichtlich überragte, ebenfalls ihrer Gastgeberpflicht nachkam:
    "Salve, Aurelius Lupus! Wir sind in der Tat sehr dankbar."
    "Wir haben beschlossen, die juristischen Angelegenheiten vor der eigentlichen Zeremonie abzuhandeln, um unsere Gäste nicht allzu lange vom Festmahl abzuhalten, zumal doch die Rituale einer Confarreatio bereits gewissen Raum einnehmen."
    , explizierte der Bräutigam hingegen noch rasch die relativ geringe und insonderheit mäßig exklusive Zahl der Gäste, die im Atrium versammelt der Haruspizin und der Unterzeichnung des Ehevertrages harrten, da es sich lediglich um die Familiaren des Brautpaares handelte.


    Einer unterdiesen (Cornelius Scapula) indessen, dem die unglückverheißende Eigenschaft eines förmlichen Gewitters während der Rechtsgeschäfte bekannt war, blickte zum Himmel und lud die Rumpf-Festgesellschaft sodann zum Opferplatze, um einem möglichen Wolkenbruch zuvor zu kommen. Bereitwillig folgte das Brautpaar dieser Offerte und mit einem höflichen Gestus beschied der junge Gracche dem Haruspex, seines Amtes zu walten, für welches man bereits ein Schaf samt der hinreichenden Staffage für das vorgesehene Opfer bereithielt.

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Die Abordnung aus dem Haus Claudia traf - wie auf der Einladung angegeben - am Nachmittag kurz vor dem Beginn der Festivität ein. Es gab nur ganz wenige Gründe, warum sich Menecrates ein solches Fest antat, weil er Geselligkeiten eher mied. Ein Muss stellten die Feiern im Familienkreis dar, aber auch jene, wo der Einladende Menecrates' Sympathien genoss. Bei dieser Hochzeit war das der Fall, weswegen sich der Claudier ohne Murren zurechtmachen und zum Hause der Cornelia bringen ließ.


    Er entstieg der Sänfte, ließ sich kurz das äußere Erscheinungsbild ordnen und schritt auf den Eingang zu. Er bedauerte ein wenig den Bräutigam. Bei allem Verständnis für arrangierte Ehen musste selbst er zugeben, dass es Grenzen gab. Er hätte für sich selbst vielleicht noch einer solchen Vermählung zugestimmt bzw. sich in diese gefügt, aber keinem seiner Enkelkinder hätte er einen solchen Partner... Bei diesem Gedanken angekommen, straffte er sich. Energisch schob er die Bilder und Überlegungen fort, weil er sich dabei abscheulich und oberflächlich empfand. Im Grunde seines Herzens tat ihm die Braut auch leid. So Schlimmes konnte kaum ein junger Mensch verbrechen, um derart von den Göttern gestraft zu werden. Gestraft eigentlich bereits im Mutterleib, aber wofür?


    Nur wenige Schritte trennten ihn vom Eingangsbereich. Menecrates ließ den Blick schweifen. Er suchte die Gastgeber.

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    Original von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
    Ausnahmsweise kam die kaiserliche Entourage nicht übermäßig spät. Ein Termin war ausgefallen, sodass Severus früher als geplant Zeit gehabt hatte, sich für die heutige Confarreatio in Schale zu werfen. Als er der kaiserlichen Sänfte vor der Domus Cornelia entstieg, trug er also die Toga praetexta und den reich verzierten Culter, das Amtszeichen der Pontifices.


    Inmitten eines Pulks von Prätorianern in Zivil, dazu einigen Kultdienern und sonstigem Gefolge betrat er also die Domus Cornelia und begab sich zum Brautpaar. Sicherlich würden sie noch auf den Flamen Dialis warten müssen. Aber dann war ja vielleicht etwas Zeit für ein Gespräch mit den Vätern des Brautpaars, die beide dem Collegium Pontificium angehörten.


    Wenige Stunden nach dem Vollzug der divinatorischen und ökonomischen Aspekte der Eheschließung stand die Domus Cornelia, welche den Gästen vom Vormittag bereits eine kleine Stärkung und eine kurze Zeit der Muse hatte offeriert, auch den Freunden und Bundesgenossen der feiernden Familien offen. Noch immer verdeckten Wolken den Himmel Roms, noch immer lag drückende Wärme in den Straßen und Gassen, durch welche sich die Sänften und Gefolge der Gäste schoben. Man führte sie ins Atrium, wo der Brautvater und Hausherr, der Pontifex Cornelius Scapula, jeden von ihnen persönlich begrüßte, während das Brautpaar augenscheinlich sich gemeinsam mit einigen weiteren Familiaren noch derzeitig nicht zugänglichen Peristyl aufhielt. So verblieb ihnen jedoch Raum, die altehrwürdige Atmosphäre jenes aristokratischen Hauses zu genießen, welches man mit grünenden Weinranken geschmückt hatte und in dem zahlreiche entzündete Kandelaber trutzig gegen die Düsternis des Himmels anbrannten.

    Sim-Off:

    Den Gästen steht es frei, bereits miteinander Bekanntschaft zu machen. Ich würde gern noch das Resultat der Haruspizin abwarten, um zu wissen, wie schockiert oder zuversichtlich ich ob diesem in meine Eheschließung starten sollte ;)

  • War Corvina bei der Hochzeit zwischen Iunia und Fabius noch bei der Begrüßung aufgeregt gewesen, war sie nun schon beinahe ein Nervenbündel. Zwar ließ sie sich äußerlich nichts anmerken, hoffte sie zumindest, aber ihr Herz klopfte schon seit dem frühen Morgen wieder wie wild. Sie hatte eine außerordentlich lange Zeit damit verbracht, sich für den heutigen Tag herzurichten, hatte die arme Sklavin ihre Frisur zwei Mal neu auftürmen lassen und war an der Frage, ob sie Make-Up auftragen sollte oder nicht, schier verzweifelt. Letztendlich hatte sie sich aber gegen Farbe entschieden, schon allein, weil sie nicht die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf sich ziehen wollte. Lediglich ein Tupfen des teuren Parfums, das von Blumen aus dem Osten jenseits der Seidenstraße kommen sollte, an den Handgelenken und hinter dem Ohr, nichts weiter. Nungut, und ein himmelblaues Kleid mit schneeweißer Untertunika, beides aus Seide und ein wenig goldenen Schmuck.


    An der Seite ihres Onkels stieg sie aus der Sänfte und ließ sich von diesem Vorstellen. Abgesehen von Cornelius kannte sie in der Tat schon alle Anwesenden und begrüßte sie mit freundlich strahlendem Lächeln.
    “Salve, Flavius. Und salve, Cornelius. Ich freue mich, bei diesem freudigen Anlass heute anwesend sein zu dürfen“, bedankte sie sich bei den Eltern des Brautpaares auch artig. Da das Brautpaar sie nicht direkt angesprochen hatte, sondern nur ihren Onkel, begnügte sich Corvina hier auch mit der zweiten Reihe und schenkte beiden nur ein warmes Lächeln. Besonders freudig schien Gracchus Minor ihr nicht zu sein, jedoch hatte sie den jungen Mann bislang ohnehin nur ernst erlebt und schloss daher, dass er zu überschäumenden Gefühlen wohl einfach nicht neigte. Überhaupt galt ihm nur notgedrungen ihre Aufmerksamkeit, und sie war sehr dankbar, dass die Älteren auch sogleich zum kultischen Teil überleiteten. So konnte sie sich in Ruhe einmal kurz umsehen unter den Gästen. Denn heute war die Wahrscheinlichkeit zu ihren Gunsten. Flavius Scato würde doch gewiss seinen Klienten gesagt haben, sie sollten hier erscheinen, um die Position der Gens Flavia nach außen hin zu zeigen.
    Doch noch sah sie weder Flavius Scato, noch seine Klienten. Allerdings war das Fest ja noch früh und würde sicherlich erst im Laufe des Nachmittages zu seiner vollen Größe anwachsen. Sie jedenfalls war dieses Mal vorbereitet, und in der Sänfte wartete neben der Festkleidung ihres Onkels auch eine kleine, hübsch verzierte Wachstafel darauf, gebraucht zu werden.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    Wenige Stunden nach dem Vollzug der divinatorischen und ökonomischen Aspekte der Eheschließung stand die Domus Cornelia, welche den Gästen vom Vormittag bereits eine kleine Stärkung und eine kurze Zeit der Muse hatte offeriert, auch den Freunden und Bundesgenossen der feiernden Familien offen. Noch immer verdeckten Wolken den Himmel Roms, noch immer lag drückende Wärme in den Straßen und Gassen, durch welche sich die Sänften und Gefolge der Gäste schoben. Man führte sie ins Atrium, wo der Brautvater und Hausherr, der Pontifex Cornelius Scapula, jeden von ihnen persönlich begrüßte, während das Brautpaar augenscheinlich sich gemeinsam mit einigen weiteren Familiaren noch derzeitig nicht zugänglichen Peristyl aufhielt. So verblieb ihnen jedoch Raum, die altehrwürdige Atmosphäre jenes aristokratischen Hauses zu genießen, welches man mit grünenden Weinranken geschmückt hatte und in dem zahlreiche entzündete Kandelaber trutzig gegen die Düsternis des Himmels anbrannten.

    Sim-Off:

    Den Gästen steht es frei, bereits miteinander Bekanntschaft zu machen. Ich würde gern noch das Resultat der Haruspizin abwarten, um zu wissen, wie schockiert oder zuversichtlich ich ob diesem in meine Eheschließung starten sollte ;)


    Es war ungewöhnlich, dass der Gastgeber nicht sofort herbeieilte, sobald er von der Ankunft des Kaisers in seinem Haus erfuhr. Aber immerhin begrüßte Cornelius Scapula den Pontifex Maximus. Man kannte sich ja von den seltenen Gelegenheiten, in denen Severus persönlich im Collegium anwesend war. Also wechselte er ein paar höfliche Worte mit dem Hausherrn und wandte sich dann einem der anderen Pontifices zu, die auch eingeladen waren. Das Brautpaar würde sicherlich bald kommen.

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  • Da alles bereit war und die Festgesellschaft mit großen Augen wartete, gab es wohl nicht mehr viel zu besprechen. Da gerade in letzter Zeit sich die Weissagungen doch wieder etwas beliebter waren, hatte Sextus mittlerweile wieder viel Übung darin, die Zeremonie durchzuführen. Der Bräutigam sah nicht so aus, als lege er gesteigerten Wert darauf, das Schaf selbst zu opfern, und auch sonst war niemand im Vorfeld mit eventuellen Sonderwünschen auf ihn zugetreten, weshalb Sextus einfach annahm, dass die übliche Zeremonie mit dem üblichen Maß an Gravitas ausreichend wäre.


    Mit einer Miene, die dem Anlass gebührend freundlich genug, der Gravidität seines Amtes angemessen aber noch ernst genug war, trat Sextus also vor die versammelten Gäste und verneigte sich leicht in Richtung des Brautpaares. “Den Willen der Götter zu lesen ist eine Kunst, in in Etruria seit Jahrhunderten praktiziert wird und deren Geheimnisse nur einer ausgewählten Anzahl an Menschen bekannt gemacht wird. Ich werde mein Bestes tun, den Willen der Götter bezüglich dieser Verbindung zu ergründen und bitte während des Rituals um vollständige Ruhe.“


    Sextus nickte seinen Helfern für dieses Opfer zu und gab damit das Zeichen, dass es nun los ging. Im Gegensatz zu einem Opfer an eine einzelne Gottheit wurde für die etrusca disciplina das Tier allen Gottheiten gleichermaßen geweiht, da sie alle ihre Willen kundtun sollten.
    Sextus nahm also einen Kelch mit Wein von einem seiner Helfer entgegen und intonierte einen etruskischen Sprechgesang, während er langsam den Wein über den Kopf des Schafes goss.“Ich rufe die Götter des Himmels, des Feuers und der Erde. Ich rufe die Götter von überall her. Ich bitte die Götter, mir ihren Willen zu zeigen. Ich bitte die Götter, dieses Schaf als ihr Gefäß zu nehmen, mir ihren Willen zu zeigen“, sang er so langsam in der Sprache, die wohl keiner der Anwesenden verstehen konnte, da sie seit über hundert Jahren kaum mehr gesprochen wurde.


    Nachdem das Schaf nun also den Göttern geweiht war, knieten sich die beiden Helfer hin. Einer hielt die Vorderfüße des Schafes, der andere die Hinterfüße. Sextus tauschte den Weinkelch gegen ein vergoldetes Messer. Außerhalb der Sicht des Schafes führte er das Messer einmal knapp über der Wolle über dessen Rücken. Dann ohne Vorwarnung griff er fest die Wolle am Kopf des Tieres und stach in derselben, fließenden Bewegung in den Hals des Tieres. Das Blut spritzte und Sextus hielt das Tier im Nacken fest, während es einen erschreckten Todeskampf kämpfen wollte. Seine Beine aber waren gehalten, so konnte es nicht ausbrechen, und blutete nur heftig in die bereitgestellte Schale. Als das Zucken des Tieres aufhörte, half Sextus dabei, es zu Boden zu lassen, damit es im Liegen noch etwas ausblutete.
    Der Bauch lag auf der den Zuschauern zugewandten Seite. Meistens fanden die Umstehenden diesen Teil besonders spannend. Sextus wartete noch einen Augenblick, bis noch weiteres Blut aus dem Schaf geflossen war, ehe er sich dorthin zum Bauch begab und mit dem Opfermesser und fachkundiger Hand den Bauchraum öffnete. Wie immer bei einer solchen Gelegenheit, fiel das Gedärm heraus und wurde von Sextus einfach beiseite geschoben. Mit geübten Fingern ertastete Sextus in dem dunklen Bauchraum die Organe, bis er die Leber gefunden hatte. Mit einem viel geübten Schnitt trennte er sie vom Gewebe und wartete mit beiden Händen im Bauch des Schafes noch vier Atemzüge, um der Leber so die Gelegenheit zu geben, bereits im Schaf auszubluten. Das machte zum einen das Lesen der Zeichen einfacher, zum anderen empfand das Publikum das so als weniger ekelig.
    Erst dann holte er also die Leber heraus und legte sie auf eine goldene Patera. Die Arme bis zu den Ellenbogen blutig stand er auf und begann auch sogleich, die Leber zu untersuchen nach Zeichen des göttlichen Willens.


    Bedächtig untersuchte Sextus die Leber von allen Seite, runzelte nur bisweilen die Stirn, fühlte mit den Fingern über die Stellen, die den Augen auffällig erschienen, und legte schließlich die Leber beiseite. Kurz ließ er seinen Blick über seinen Freund Gracchus Senior gleiten, dann wandte er sich dem Brautpaar zu. Er hatte einige Dinge gesehen, doch nicht von allen wollte er hier so öffentlich sprechen. Vielleicht, wenn Gracchus ihn in einer ruhigen Minute fragen würde, aber höchstwahrscheinlich würde er das meiste einfach für sich behalten.
    “Nicht immer ist es einfach, den göttlichen Willen in Worte zu fassen, da die Götter ewig sind, wir Menschen allerdings nur einen kurzen Augenblick in ihrem Leben weilen. Und dem allem unterworfenen Schicksal sind selbst die Götter nur wie das Flackern einer Kerze“, begann er also seinen Weisspruch und deutete damit schon an, dass einiges undeutlich war.
    “Und so sagen die Götter für diese Verbindung zweifache Freude voraus, aber ebenso zweifaches Leid. Eine fruchtbare Verbindung, die noch wachsen wird und von uns freudig gefeiert werden sollte.“ Sextus schloss mit einem gekonnt diplomatischen Lächeln und hoffte, dass zumindest öffentlich allzu scharfe Nachfragen unterbleiben würden. Ein wenig mythisch musste ein Weissagungsspruch ja nun immer sein.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    … Den kurzen Weg von der Villa Flavia zum Haus der Cornelia hinüber hätten sie im Grunde auch zu Fuß gehen können, doch selbstredend gingen sie nicht zu Fuß, nicht nur um die edlen Gewänder zu schonen, sondern auch weil dies dem Anlass angemessen gänzlich ausgeschlossen war. Gracchus half seiner Gemahlin aus der Sänfte und mit einem süffisanten Lächeln flüsterte er ihr noch ein Kompliment ob ihrer Schönheit, welche an diesem Tage durch die Eleganz ihres Kleides noch unterstrichen wurde, ins Ohr. Sie folgten Minor in das Haus hinein, begrüßten Scapula und seine Familie bis dass die Braut den Raum betrat. ...


    Ein kleiner Schritt über die Schwelle … und ein großer Schritt in Bezug auf die Überwindung, die dieser Schritt Prisca an diesem "Freudentag" kostete. Freudentag! Dass ich nicht lache. Naja wenigstens bekommt diese kleine Kröte was ihm gebührt … So ein schönes Paar!! …Haha Nein, Prisca schämte sich nicht wirklich ob dieser unschönen Gedanken dem Brautpaar gegenüber, schließlich verband sie nicht gerade sehr viel mit ihrem Stiefsohn - außer Verachtung für einander. Gegen die Cornelia hatte Prisca im Grunde nichts, nur entsprach die Braut nun so gar nicht dem Schönheitsideal, welches Prisca (und sicher viele andere ihrer Freundinnen auch) von der Braut eines Flaviers hatten. Naja, Geschmäcker waren eben verschieden. Das Schlimme war nur, dass sie nicht mehr mit ihren Freundinnen darüber lästern durfte, nun, da sie mit der Cornelia unter einem Dach leben musste.


    Naja, wenigstens ist die villa Flavia groß genug, um sich aus dem Weg gehen zu können, dachte Prisca für sich als sie aus der Sänfte stieg und an der Seite ihres Gemahls das Haus der Cornelier betrat. Für sein Kompliment bekam Gracchus natürlich ein bezauberndes Lächeln geschenkt, während ihre Miene ansonsten eher versteinert wirkte. Ebenso zog es Prisca vor sich eher im Hintergrund zu halten. Das gelang ihr vorerst ganz gut, indem sie die Anwesenden, die Bekannten und Verwandten zwar freundlich und lächelnd begrüßte, sie aber nicht gerade die Konversation mit ihnen suchte. Stattdessen stellte sich Prisca lieber in den Schatten einer Säule um von dort aus die Eingeweideschau zu verfolgen. Wie würde die Zukunft der Brautleute wohl aussehen? … So gut es ging versuchte Prisca ihre Gedanken abzulenken, um nicht am Ende gar noch mit ihren Wünschen ein schlechtes Omen herauf zu beschwören.

  • Zitat

    Original von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
    Es war ungewöhnlich, dass der Gastgeber nicht sofort herbeieilte, sobald er von der Ankunft des Kaisers in seinem Haus erfuhr. Aber immerhin begrüßte Cornelius Scapula den Pontifex Maximus. Man kannte sich ja von den seltenen Gelegenheiten, in denen Severus persönlich im Collegium anwesend war. Also wechselte er ein paar höfliche Worte mit dem Hausherrn und wandte sich dann einem der anderen Pontifices zu, die auch eingeladen waren. Das Brautpaar würde sicherlich bald kommen.


    Selbstredend informierte man auch das Brautpaar prompt, dass die Gäste eintrafen, weshalb auch der Princeps nicht sonderlich lange sich zu gedulden hatte, nachdem der Cornelius ihn hatte begrüßt. Der junge Gracche war gemeinsam mit seinem Leibsklaven ein wenig durch den Garten der Domus flaniert, um sich vor der Mühen der anstehenden Festivität zu erholen, während Cornelia Philonica sich ein wenig retiriert hatte, um nach durchwachter Nacht noch in derselben Intention einige Momente der Bettruhe zu erhaschen. Nun aber betraten sie Seit' an Seit' das Atrium, welches neuerlich bereits sich mit Gästen hatte gefüllt und steuerten als erste den Aquilius an, welchem als Ehrengast selbstredend die erste Salutation gebührte.
    "Salve, Augustus!"
    , grüßte Cornelia als erste diesmal und präsentierte, verborgen unter ihrem Schleier, ein Lächeln, ehe auch der Bräutigam seine Referenz erwies:
    "Ave, Augustus! Es ist uns eine besondere Ehre, dass du als Pontifex Maximus an diesem Fest partizipierst."
    Von seinem Vater wusste er, dass der Aquilius kein sonderlich passionierter Oberpontifex war und für Anlässe wie den heutigen stets einer intensiven Präparation bedurfte, um sämtliche kultischen Regungen und Worte in adäquater Weise widergeben zu können. Indessen war Manius Minor geneigt, dem potentesten aller Potentaten Roms diese Unzulänglichkeit nachzusehen, da auch ihm selbst die Komplexitäten der kultischen Vorschriften bisweilen derangierte, obschon er gar im Hause eines Pontifex war aufgewachsen.


    "Ist dein Sohn wohlauf?"
    , begann die Braut ein wenig mit dem Augustus zu parlieren, während in den Augenwinkeln der Bräutigam bereits den Flamen Dialis erspähte, der zielstrebig auf das Brautpaar zuhielt und sich der illustren Runde zugesellte.
    "Salve, Ovius Lyso. Auch dein Kommen ehrt uns."
    , begrüßte der Jüngling den weiteren Priester, sich gleichzeitig nach seinem Vater umsehend, welcher zweifelsohne aus professionellen Gründen weitaus besser würde imstande sein, die erscheinende Priesterschaft zu okkupieren, sodass das Brautpaar sich den übrigen Gästen würde zuwenden können.


  • Mehrfach bereits hatte der junge Flavius erwogen, die Etrusca disciplina sich ebenfalls dienstbar zu machen, um seine maternale Vision zu verifizieren, doch hatte einerseits er niemals den Mut aufgebracht, dies zu unternehmen, zumal der Ordo Haruspicum ihm für dergleichen Belange zu offiziös erschienen, er bei den privat praktizierenden Haruspices hingegen argwöhnte, sie seien Scharlatane, welche gutgläubigen Bürgern lediglich das Geld aus der Tasche zogen. Womöglich fürchtete er auch die Replik, seine Hoffnungen und Wünsche seien nichts als Hirngespinste und er sei gänzlich verdammt, wie er mit Schaudern bisweilen sich einzugestehen hatte, um sodann den Gedanken (wie auch an diesem Freudentage) hinfort zu wischen und sich der hiesigen Zeremonie zu widmen.


    Mit größter Professionalität vollzog Aurelius Lupus sein Opfer, obschon es Manius Minor beinahe erschien, als handele es sich weniger um eine kontrollierte Schlachtung als einen hinterhältigen Meuchelmord, so unvermittelt wie der Haruspex Primus das Culter vom Rücken des Viehs zu dessen Kehle führte. In der Tat zuckte der Bräutigam für einen Augenschlag des Schreckens zurück und blickte, als er aufsah, unvermittelt in die Augen seiner Stiefmutter, jener aurelischen Natter, die gleich ihrem priesterlichen Vetter seinen Vater beiläufig umgarnte, um sodann unerwartet zuzustoßen und mitleidlos sich am Todeskampf der Familia Flavia Graccha zu ergötzen, wie auch Aurelius Lupus eisern sein Opfer am Nacken hielt, bis es erschlaffte. Höchstselbst öffnete er sodann den Bauchraum und begann, das Schäflein auszuweiden, was dem jungen Flavius neuerlich Analogie-Gedanken hinsichtlich seiner Stiefmutter erweckte, die zweifelsohne darauf brannte, dem erschlafften Gerippe des flavischen Familiengutes sämtliche Pretiosen, die üppigen Ländereien und altehrwürdigen Schätze zu entreißen, gleichwie der Haruspex Gedärm und Leber aus dem noch nicht erkalteten Leib schnitt.


    Es würde sein Vermächtnis sein, diese Ausweidung seines Familiengutes zu verhindern, seine Aufgabe, weshalb womöglich die Maiores ihn dem Tode hatten entrissen. Und womöglich würden sie nun just durch den Mund jenes Mannes sprechen, der zweifelsohne nicht minderen Profit aus dem Hinterhalt seiner Anverwandten würde ziehen als die aurelische Natter selbst.
    So warteten Braut wie Bräutigam mit banger Miene auf eine verbale Explikation, obschon der Schleier die Mimik der Cornelia verbarg, während die Fehlsicht dem jungen Gracchen ebenso eine Ergründung der Regungen des Haruspex entzog. Lediglich des Blickes hinüber zu seinem Vater wurde der Sohn gewahr, und während er bereits begann zu spekulieren, ob dies die intuitive Einholung einer Erlaubnis darstellte, ein enthülltes, unheilvolles Schicksal zu verkünden, oder schlicht Ausdruck der weitaus engeren Relation zwischen den beiden Senatoren, welche ebenso intuitiv ihn zu seinem Freund blicken ließ, öffneten endlich sich die Lippen des Sehers. Nach wenigen einleitenden Worten folgte dann die Weissagung, welche jedoch deplorablerweise lediglich ein geringes Maß an Konkretion aufwies. Doppelte Freude und doppeltes Leid gaben Rätsel auf und sogleich kam Manius Minor der Gedanke, dass womöglich die Freude den Brautvätern, das Leid hingegen dem Paare selbst würden beschieden sein, was gleichsam ja als eine überaus realistische Perspektive erschien, wenn man die Gefühle bedachte, welchen Vater und Sohn kürzlich noch in der Villa Flavia Felix Ausdruck hatten verliehen. Auch Cornelius Scapulas Reaktion auf diese Worte bestärkte den jüngeren Gracchen in dieser Interpretation, denn zufrieden lächelnd trat er auf den Haruspex zu und erklärte:
    "Ich bin sicher, dass die Freude das Leib beiweitem übertreffen wird!"
    Mit diesen Worten ergriff er Lupus' Arm und führte ihn vom Altar weg, wo nun es den Ministri war beschieden, die Restanten der Götterbefragung zu entfernen und Raum zu schaffen für das neuerliche Opfer, das später am Tage war anberaumt.


    "Aurelius, ich danke dir für deine Dienste."
    , erklang die ein wenig erregte Stimme Philonicas unter dem Schleier hervor, als Scapula mit dem Haruspex vor dem Brautpaar zum Stehen kam, da zweifelsohne auch sie spintisierte, was seine Worte bedeuten mochten.
    "In der Tat. Es ist durchaus erfreulich, dass du unserer Familie in letzter Zeit so vielfach Hilfe leistest!"
    , ergänzte der junge Flavius.
    "Doch erlaube mir eine Frage: Sind mit dieser Disziplin Fragen bezüglich beliebiger Themenfelder durch die Götter zu beantworten? Oder sind auch der Haruspizin bestimmte Grenzen gesetzt, die selbst ein Haruspex Primus nicht zu überschreiten vermag?"

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Die Abordnung aus dem Haus Claudia traf - wie auf der Einladung angegeben - am Nachmittag kurz vor dem Beginn der Festivität ein. Es gab nur ganz wenige Gründe, warum sich Menecrates ein solches Fest antat, weil er Geselligkeiten eher mied. Ein Muss stellten die Feiern im Familienkreis dar, aber auch jene, wo der Einladende Menecrates' Sympathien genoss. Bei dieser Hochzeit war das der Fall, weswegen sich der Claudier ohne Murren zurechtmachen und zum Hause der Cornelia bringen ließ.


    Er entstieg der Sänfte, ließ sich kurz das äußere Erscheinungsbild ordnen und schritt auf den Eingang zu. Er bedauerte ein wenig den Bräutigam. Bei allem Verständnis für arrangierte Ehen musste selbst er zugeben, dass es Grenzen gab. Er hätte für sich selbst vielleicht noch einer solchen Vermählung zugestimmt bzw. sich in diese gefügt, aber keinem seiner Enkelkinder hätte er einen solchen Partner... Bei diesem Gedanken angekommen, straffte er sich. Energisch schob er die Bilder und Überlegungen fort, weil er sich dabei abscheulich und oberflächlich empfand. Im Grunde seines Herzens tat ihm die Braut auch leid. So Schlimmes konnte kaum ein junger Mensch verbrechen, um derart von den Göttern gestraft zu werden. Gestraft eigentlich bereits im Mutterleib, aber wofür?


    Nur wenige Schritte trennten ihn vom Eingangsbereich. Menecrates ließ den Blick schweifen. Er suchte die Gastgeber.


    Nach der Begrüßung des Kaiserpaares bot das Brautpaar Gelegenheit auch für die übrigen eintreffenden Gäste, vornehmlich Würdenträgern des Cultus Deorum, insonderheit des Collegium Pontificum, aber etwa auch Lucretius Carus, der Jugendfreund des Bräutigams, ihm ihre Referenz zu erweisen. Als die Claudii an die Reihe kamen, schenkte der junge Flavius, bereits ein wenig erschöpft von den zahlreichen älteren Herren, welche sich als Freunde seines Vaters titulierten, seinem alten Vorgesetzten und Mentor ein ehrliches Lächeln.
    "Claudius Menecrates, welch eine Freude, dich begrüßen zu dürfen! Meine Braut ist dir ja bereits bekannt!"
    Er wies auf Cornelia Philonica, die unter ihrem Schleier heute kein sonderlich anstößiges Bild bot und artig ergänzte:
    "Salve, Claudius! Wo hast du deine Enkel gelassen?"

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    "Ist dein Sohn wohlauf?"
    , begann die Braut ein wenig mit dem Augustus zu parlieren, während in den Augenwinkeln der Bräutigam bereits den Flamen Dialis erspähte, der zielstrebig auf das Brautpaar zuhielt und sich der illustren Runde zugesellte.
    "Salve, Ovius Lyso. Auch dein Kommen ehrt uns."
    , begrüßte der Jüngling den weiteren Priester, sich gleichzeitig nach seinem Vater umsehend, welcher zweifelsohne aus professionellen Gründen weitaus besser würde imstande sein, die erscheinende Priesterschaft zu okkupieren, sodass das Brautpaar sich den übrigen Gästen würde zuwenden können.


    Da kam das Brautpaar ja auch schon. Der Kaiser nahm etwas amüsiert zur Kenntnis, dass der Flavier etwas kleiner war als seine Braut. Aber natürlich thematisierte er das nicht. Stattdessen gratulierte er den beiden: "Es ist mir eine Ehre, hier zu sein."
    An die Braut gewandt fügte er hinzu: "Dein Onkel hat mich bereits angemessen begrüßt. Und wo wäre eine Confarreatio angemessener als bei zwei dermaßen pontifikalen Familien?" Er lächelte in die Runde.


    Dann kamen Ovius Lyso und eine Frage gleichzeitig. Ersterer bekam eine freundliche Begrüßung, zweitere eine ebenso freundliche Antwort: "Welchen meinst du? Iulianus ist gesund und munter. Appius weilt noch immer in Armenia. Die Sache mit dem dortigen Königsthron scheint komplizierter zu sein, als wir dachten." Er hatte schon eine Weile keinen Brief mehr erhalten. Aber keine Nachrichten bedeuteten normalerweise auch keine schlechten Nachrichten.

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    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    "Aurelius, ich danke dir für deine Dienste."
    , erklang die ein wenig erregte Stimme Philonicas unter dem Schleier hervor, als Scapula mit dem Haruspex vor dem Brautpaar zum Stehen kam, da zweifelsohne auch sie spintisierte, was seine Worte bedeuten mochten.
    "In der Tat. Es ist durchaus erfreulich, dass du unserer Familie in letzter Zeit so vielfach Hilfe leistest!"
    , ergänzte der junge Flavius.
    "Doch erlaube mir eine Frage: Sind mit dieser Disziplin Fragen bezüglich beliebiger Themenfelder durch die Götter zu beantworten? Oder sind auch der Haruspizin bestimmte Grenzen gesetzt, die selbst ein Haruspex Primus nicht zu überschreiten vermag?"


    Genaue Nachfragen zu seiner Interpretation der Leber blieben glücklicherweise aus. Die Braut bedankte sich artig und erhielt dafür von Sextus ein aufmunterndes Lächeln und ein vertrauliches Blinzeln. Auch wenn sie wahrlich keine Schönheit war, am Tag ihrer Hochzeit sollte sie sich ruhig einmal wie eine fühlen. Vielleicht lenkte sie das von allzu schweren Grübeleien über seinen Orakelspruch ab.
    Auch der Bräutigam bedankte sich und schloss eine Frage an, die allerdings wenig mit der Voraussage zu tun hatte. “Freunde sind keine Freunde, wenn sie nicht dann und wann ihre Fähigkeiten zum Nutzen des Freundes einsetzen, nicht wahr?“ antwortete Sextus also noch immer orakelnd auf den Dank, ehe er sich dem Wesen der Divination widmete. “Und bezüglich der Grenzen der etrusca disciplina verhält es sich wie folgt. Ein Haruspex kann die Götter nur für einen gegenwärtigen Zeitpunkt fragen, was deren Pläne für die Zukunft seien. Ob die Götter antworten, liegt nicht in meinem Einflussgebiet, und auch die Götter können nur zu den Dingen etwas sagen, die sie selbst planen oder wissen und die nicht deren eigenem Schicksal widersprechen.“ Die Idee einer allwissenden Gottheit war zwar bekannt, allerdings nicht Teil der etruskischen Religion, ebenso wenig der römischen oder griechischen. Und auch die Götter hatten ihren Schicksalsfaden, dem sie unterworfen waren.
    “Sofern die Götter ihre Pläne noch nicht gefasst haben, weil der Zeitpunkt zu weit in der Zukunft liegt oder in einem Land, das zu fern liegt, als dass dort jemand zu ihnen beten würde, oder gar andere, fremde Götter sich gegen ihren Einfluss wehren, kann ein Haruspex jede Frage stellen und auf Antwort hoffen. Aber auch hier benötigt es des ausgedehnten Studiums, um die Zeichen verstehen zu können und insbesondere, sie von menschlichen Einflüssen bereinigt zu sehen. Ungeübten Haruspices können daher Fehler unterlaufen, doch selbst der geübteste Haruspex kann ein gegebenes Zeichen falsch in die menschliche Sprache übersetzen. Daher ist auch die Interpretation des göttlichen Willens auf das Wissen der interpretierenden Person in gewisser Weise beschränkt. Es ist ein wenig wie die Übersetzung einer unbekannten Sprache. Während wir mit den Griechen einiges gemein haben, fällt uns die Übersetzung griechischer Texte vergleichsweise leicht. Bei Texten jenseits von Parthien mag dies gänzlich anders sein.“
    Es war zugegebenermaßen eine recht gekürzte Zusammenfassung, die wahren Einzelheiten waren allerdings ohnehin nur jenen verständlich zu machen, die das nötige Vorwissen durch das Studium mitbrachten.

  • Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    ... Es war zugegebenermaßen eine recht gekürzte Zusammenfassung, die wahren Einzelheiten waren allerdings ohnehin nur jenen verständlich zu machen, die das nötige Vorwissen durch das Studium mitbrachten.


    Der ältere Flavier betrachtete das Opfergeschehen mit stiller Gravität und ließ sich vom Klang der fremden, aber doch vertrauten Worte Aurelius' in eine Sphäre kultischer Dramaturgie hinwegtragen. Das Etruskische an sich war derart eng mit altehrwürdigen Kulthandlungen verbunden, welche bis in die Zeit der Könige - eine Zeit, aus welcher auch die hohen Priesterämter stammten - zurück reichten, dass dies allein stets Ehrfurcht in Gracchus evozierte und eine tiefe Verbundenheit mit seinen Vorvätern, welche vor Jahrhunderten bereits in gleicher Weise diesen Ritus hatten begangen, ebenso wie sie seit Jahrhunderten dem gleichen Ablauf des Hochzeitsrituales waren gefolgt, wie Generationen von Vätern Generationen von Söhnen in die Ehe hatten schreiten sehen. Gebannt blickte Gracchus auf das rotfarbene Blut des Schafes, welches für das unendliche Wunder des Lebens stand, ebenso wie den unvermeidlichen Tod, blickte gebannt auf die Leber und jede Handbewegung des Haruspex. Er sah nicht Lupus' Blick, suchte er doch mit seinem eigenen Blick das Organ zu bewerten, jede Verfärbung auszumachen oder jeden Knoten zu detektieren - schlussendlich erwartete niemand dass der Haruspex die bittere Wahrheit sprach, sofern nicht etwa die Leber unübersehbar geschädigt wäre, sondern schlichtweg einen passablen Teil der Zukunft offerierte. Zweifelsohne würde er einige Details von Lupus erfahren können, doch selbst sein Freund würde ihm wohl kaum eine Katastrophe offenbaren so er sie sah. Zweifache Freude und zweifaches Leid. Gracchus schluckte schwer, dabei überlegend, ob er das Leid würde abwenden können indem er Minor schlichtweg aus seiner Gewalt entließ. Doch Gracchus wusste, dass er die Parzen nicht würde überlisten können, indem er offensichtliche Verbindungen kappte, wenn doch gleichsam die tiefe Verbundenheit bestehen blieb. Indes, auch das Licht konnte nur bestehen, da es sich gegen den Schatten abgrenzte, und dieser Tage war der ältere Flavier weit mehr geneigt, das Licht zu goutieren als durch die Schatten zu wandeln. Nach Lupus' Erläuterungen warf er schlussendlich zu seinem Sohn ein, dabei ein aufmunterndes Lächeln auf den Lippen:
    "Eine fruchtbare Verbindung, die noch wa'hsen wird und von uns freudig gefeiert werden sollte - diesem Ratschlus der Götter sollten wir folgen."
    Das Wachstum dieser Verbindung sah der Vater keineswegs nur in zahllosen Enkelkindern begründet, sondern ebenso in einem prosperierenden Gedeihen des gegenseitigen Wohlwollens der beiden Eheleute.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Zitat

    Original von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
    Dann kamen Ovius Lyso und eine Frage gleichzeitig. Ersterer bekam eine freundliche Begrüßung, zweitere eine ebenso freundliche Antwort: "Welchen meinst du? Iulianus ist gesund und munter. Appius weilt noch immer in Armenia. Die Sache mit dem dortigen Königsthron scheint komplizierter zu sein, als wir dachten." Er hatte schon eine Weile keinen Brief mehr erhalten. Aber keine Nachrichten bedeuteten normalerweise auch keine schlechten Nachrichten.


    Als könnte der Vater die Gedanken seines Sohnes lesen trat er just in jenem Moment in dessen Blickfeld als Minor sich suchend umblickte, um sodann mit einem weiteren Schritt in die illustre kultische Runde aufzuschließen.
    "Salve, Augustus!"
    grüßte er diesen zuvörderst.
    "Deine Anwesenheit ist eine große Ehre für unsere Familien!"
    Zweifelsohne war dies eine Beteuerung, welche der Kaiser zu jeder Gelegenheit musste quittieren, doch selbstredend konnte auch Gracchus sich dem nicht entziehen. Als dieser Pflicht genüge getan war, begrüßte er auch den Flamen Dialis, dessen Anwesenheit ebenso eine Ehre war, gleichsam indes eine zwingende Notwendigkeit für den weiteren Ritus der Eheschließung, so dass die Freiwilligkeit dieser Anwesenheit nicht als sicher gegeben war. Das Gespräch wechselte zu den kaiserlichen Söhnen, und da Gracchus nicht gut informiert war über die Causa in Armenia, folgte er schlichtweg dem Thema der kaiserlichen Familie.
    "Und wie geht es deiner Gemahlin?"
    wandte er sich an Aquilius.
    "Wurde sie ge..bührend in Germania empfangen?"
    Dass Aquilius die Augusta in die ferne Provinz im Norden hatte entsandt, mochte Gracchus dem Kaiser beinahe ein wenig übel nehmen. Er verehrte die Augusta, welche ihm zwar durchaus eine starke, doch gleichsam so hehre und grazile Frau erschien, deren erhabenes Wesen im düsteren Germania, in welchem die Tagen von Wolken verdunkelt wurden, stets ein kalter Wind wehte und Bären und Wölfe direkt vor den Städten wilderten, würde verkümmern oder gar zerbrechen können. Doch selbstredend sprach Gracchus solcherlei Gedanken nicht aus.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    Indes, auch das Licht konnte nur bestehen, da es sich gegen den Schatten abgrenzte, und dieser Tage war der ältere Flavier weit mehr geneigt, das Licht zu goutieren als durch die Schatten zu wandeln. Nach Lupus' Erläuterungen warf er schlussendlich zu seinem Sohn ein, dabei ein aufmunterndes Lächeln auf den Lippen:
    "Eine fruchtbare Verbindung, die noch wa'hsen wird und von uns freudig gefeiert werden sollte - diesem Ratschlus der Götter sollten wir folgen."
    Das Wachstum dieser Verbindung sah der Vater keineswegs nur in zahllosen Enkelkindern begründet, sondern ebenso in einem prosperierenden Gedeihen des gegenseitigen Wohlwollens der beiden Eheleute.


    Sein Vater lenkte die Appetenz auf jenen zweiten Teil der Weissagung Lupus', welche dem Sohne angesichts der Mirakulösität der ersten Passage beinahe entfallen wäre. Fruchtbarkeit und Wachstum waren zweifelsohne erfreuliche Aspekte, doch würden Nachkommen, auf welche beides zweifelsohne verwies, das similäre Glück dieser Verbindung sein? Würde Manius Minor in seinen Kindern die einzige Freude finden, während seine Braut und ein weiteres Leid dieses Glück ihm würde vergällen? Er blickte hinauf zu seiner Braut, die um mehr als einen Kopf ihn überragte, und der humorige Gedanke unterbrach seine düsteren Gedanken, dass womöglich die Götter gedachten ein Wunder ihm zu tun und ihn ein wenig an Körpergröße gewinnen zu lassen, um nicht allzu ridikulös neben seiner Gattin zu wirken.
    "Wachstum ist stets willkommen."
    , erwiderte er schließlich und schenkte seinem Vater ein genantes Lächeln, da sein Schicksal ja mitnichten diesem war anzulasten und es ein Grund zur Freude sein mochte, dass zumindest Manius Maior sich an dieser Verbindung erfreute. Doppelte Freude. Und doppeltes Leid.

    Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    Auch der Bräutigam bedankte sich und schloss eine Frage an, die allerdings wenig mit der Voraussage zu tun hatte. “Freunde sind keine Freunde, wenn sie nicht dann und wann ihre Fähigkeiten zum Nutzen des Freundes einsetzen, nicht wahr?“ antwortete Sextus also noch immer orakelnd auf den Dank, ehe er sich dem Wesen der Divination widmete. “Und bezüglich der Grenzen der etrusca disciplina verhält es sich wie folgt. Ein Haruspex kann die Götter nur für einen gegenwärtigen Zeitpunkt fragen, was deren Pläne für die Zukunft seien. Ob die Götter antworten, liegt nicht in meinem Einflussgebiet, und auch die Götter können nur zu den Dingen etwas sagen, die sie selbst planen oder wissen und die nicht deren eigenem Schicksal widersprechen.“ Die Idee einer allwissenden Gottheit war zwar bekannt, allerdings nicht Teil der etruskischen Religion, ebenso wenig der römischen oder griechischen. Und auch die Götter hatten ihren Schicksalsfaden, dem sie unterworfen waren.
    “Sofern die Götter ihre Pläne noch nicht gefasst haben, weil der Zeitpunkt zu weit in der Zukunft liegt oder in einem Land, das zu fern liegt, als dass dort jemand zu ihnen beten würde, oder gar andere, fremde Götter sich gegen ihren Einfluss wehren, kann ein Haruspex jede Frage stellen und auf Antwort hoffen. Aber auch hier benötigt es des ausgedehnten Studiums, um die Zeichen verstehen zu können und insbesondere, sie von menschlichen Einflüssen bereinigt zu sehen. Ungeübten Haruspices können daher Fehler unterlaufen, doch selbst der geübteste Haruspex kann ein gegebenes Zeichen falsch in die menschliche Sprache übersetzen. Daher ist auch die Interpretation des göttlichen Willens auf das Wissen der interpretierenden Person in gewisser Weise beschränkt. Es ist ein wenig wie die Übersetzung einer unbekannten Sprache. Während wir mit den Griechen einiges gemein haben, fällt uns die Übersetzung griechischer Texte vergleichsweise leicht. Bei Texten jenseits von Parthien mag dies gänzlich anders sein.“
    Es war zugegebenermaßen eine recht gekürzte Zusammenfassung, die wahren Einzelheiten waren allerdings ohnehin nur jenen verständlich zu machen, die das nötige Vorwissen durch das Studium mitbrachten.


    Als Spross der quiritischen Aristokratie war der junge Flavius in einer Melange hellenisch-römischer Kultur aufgewachsen, die nicht lediglich sich auf sein Bild der Götter, die zwischen unfassbaren Numina und antropomorphen Personen oszillierten, hatte geprägt, sondern ebenso ihm die Kapazität hatte mitgegeben, sich gleichsam in griechischer und lateinischer Sprache mit muttersprachlicher Kazapazität auszudrücken. Insofern evozierte die durchaus umfangreiche Explikation des Aurelius ein unentschiedenes Urteil. Jene Problematik der Übersetzung zweier Zungen war ihm aus seiner bilingualen Edukation in Poetik und Rhetorik wohlvertraut, sodass er selbst bisweilen hellenische Vokabeln zu verwenden pflegte, wenn ihm kein adäquates lateinisches Wort in den Sinn kam, doch hatten die Götter in seiner Vision doch eineindeutig gesprochen. Andererseits erschien es ihm ebenso naiv zu glauben, dass Mercurius nichts anderes als der wohlgestalte Jüngling mit den Flügelschuhen war, der sein Wort an ihn hatte gerichtet. Womöglich sandten die Götter in der Tat parallel zu seltenen eineindeutigen Botschaften auch chiffrierte Nachrichten, die lediglich Eingeweihte wie der Ordo Haruspicum zu lesen wussten, sprachen in einer dunklen Sprache, welche allein das uralte Wissen der etruskischen Priesterschaften zu entschlüsseln wusste.
    "Es ist folglich nicht unähnlich einer Nachricht an den Mundschenken des Königs von Parthia, wenn ich es recht verstehe. Er wird nur auf das antworten, was die Kellereien von Osroene betrifft, dies jedoch nur, wenn es ihm beliebt und wenn, in einer kaum zu entschlüsselnden Sprache. Bisweilen verwundert es doch, warum die Götter derart komplizierte Wege der Kommunikation wählen."
    , verbalisierte er schließlich seine diesbezüglichen Gedanken. Dann fiel sein Blick auf Corvina und er beschloss, auch sie in diese Unterredung ein wenig zu integrieren:
    "Versteht dein Vater ebenfalls die Sprache der Götter?"
    Dass es einer Frau verwehrt sein musste, die Etrusca disciplina zu erlernen, verstand sich für den jungen Gracchen von selbst, obschon ja selbst in Rom bisweilen auch den Gattinnen der Priester kultische Pflichten oblagen. Doch eine Initiation in jene überaus spezielle und komplexe Kunst erschien ihm dann doch eher unwahrscheinlich.

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