[Esquilin] Im Haus von Markus dem Tuchhändler

  • Die Stadt war sehr voll ... doch Eucharius hatte dank der Erzählungen von einigen Freunden schon gewusst, was ihn erwarten würde. Die vollen Straßen Roms hatten für ihn jedoch auch einen entscheidenden Vorteil: er ging in der Masse von Leuten unter, so wie all die anderen auch.
    Nach einiger Zeit und einigen Tritten, Stößen und der Gleichen von allen Seiten, hatte er es endlich geschafft, sich bis auf den Esquilin durchzufragen. Nun galt es nur noch, das Haus seines Bekannten, des Tuchhändlers Markus zu finden. Es brauchte einige Versuche, bis ihm endlich jemand sagen konnte, wo er genau hin musste.


    Dort angekommen klopfte er an die hölzerne Tür. Er wunderte sich, dass einige Leute, die umher standen und es sahen, ihren Kopf schüttelten. Wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür einen kleinen Spalt. Das Gesicht einer jungen Frau kam zum Vorschein, die ihn fragte, was er denn hier wolle.
    "Salve, ich bin Eucharius aus Augusta Treverorum. Ich bin auf der Suche nach Markus, dem Tuchhändler, der die feinen Stoffe aus Galiläa verkauft. Man hat mir gesagt, er kenne sich besonders gut mit der Ware aus einer Namens Nazareth aus ..." bei diesen Worten zog er nahezu unbemerkt die Tonscheibe mit der Zeichnung eines Fisches darauf unter seinem Mantel hervor. Er verbarg sie so, dass niemand außer der jungen Frau sie sehen konnte.
    Die Frau öffnete die Tür etwas weiter und trat einen Schritt heraus. Sie sah nach links und rechts und sagte dann, laut hörbar für alle, die in der Nähe standen: "Kommt herein, Fremder. Mein Vater ist noch nicht zuhause, aber sobald er kommt, wird er euch seine schönsten Stoffe zeigen, damit ihr sie auch bis in den Norden nach Gallien mitnehmen könnt." Nach diesen Worten bat - nein, schob sie ihn durch die Tür in das Haus.
    Drinnen schloss sie die Tür sofort wieder und schob einen Riegel davor.
    "Verzeiht mir, dass ich so ein wenig grob war. Aber man weiß nie, wer hier gerade so herum steht. Da ist es besser, wir sprechen nicht all zu viel auf der Straße. Hier drinnen kann uns niemand hören. Folgt mir."
    Sie gingen eine Treppe nach oben. Anders als unten waren die Fenster hier nicht mit Läden verschlossen, sondern es hingen einige weiße Tücher davor, sodass Licht in den Raum fiel.
    "Bitte, nehmt Platz! Mein Vater ist noch mit einem anderen ... Händler unterwegs."
    "Ah, ihr seid seine Tochter? Von Euch habe ich noch nichts gehört. Nur von seiner Frau, richtig?"
    "Ja, meine Mutter ist oben ruht etwas. Seit einigen Tagen schon plagt sie eine Krankheit, und wir wissen nicht, was genau es ist. Ihr müsst euch jedoch nicht fürchten, bislang hat sich niemand anderes bei ihr angesteckt."
    "Ich fürchte mich nicht, denn ich weiß, dass der Herr mich schützt."
    "Aufdass ihr Euer Vertrauen in den Herrn hier in Rom nicht verliert. Unser Leben hier ist alles andere als leicht." Sie holte einen Becher und goss etwas Wein hinein und legte etwas Brot auf einen Teller und stellte beides auf den Tisch vor Eucharius. "Hier, stärkt euch, nach eurer langen Reise. Augusta Treverorum sagtet ihr?"
    "Ja, ganz recht. Aber glaubt mir, ich weiß, was es heißt, verfolgt zu werden. Auch wir im Norden haben es nicht leicht, denn auch dort sieht man uns zunehmend als Bedrohung."
    "Aber gewiss müsst ihr dort noch nicht so viel erdulden wie wir. Verhöre und Verhaftungen sind hier an der Tagesordnung... manche aus der Gemeinde habe wir schon seit Tagen, Wochen und sogar Monaten nicht mehr gesehen, nachdem sie verhaftet wurden. Nur Gott weiß, was mit ihnen passiert ist."
    In diesem Moment klopfte es heftig gegen die Tür. Eucharius blieb der Bissen Brot sichtlich im Hals stecken. Er begann zu husten.
    "Pssst! Seid still!" zischte die junge Frau ihn an und ging langsam zum Fenster, wo sie vorsichtig den Stoff beiseite hob und durch einen schmalen Spalt hinunter auf die Straße blickte. "Ein Glück, es ist nur mein Vater!"
    Sofort begann Eucharius wie erlöst von neuem zu husten und zu keuchen. Währenddessen ging die junge Frau die Treppe hinunter, um ihrem Vater die Tür zu öffnen. Eucharius blieb still am Tisch sitzen, durch den doppelten Schock war sämtlicher Hunger mit einem Schlag verschwunden.
    Von unten hörte er die Stimme der jungen Frau und die des Vaters.
    "Ein Fremder? Und den hast du hier einfach so herein gelassen? Du weißt doch genau, wie gefährlich es im Moment ist!"
    "Ich weiß, Vater. Aber er hatte eine Scherbe mit einem Fisch darauf bei sich und sprach von Nazareth."
    "Sei still, ich will hoch gehen und selbst mit ihm reden."


    Mit festem Schritt kam ein älterer Mann die Treppe hinauf. Er blieb am Ende der Treppe stehen und schaute Eucharius an. "Wer seid ihr?"
    "Ich bin Eucharius, Fischer aus Augusta Treverorum."
    "Und wer schickt euch?"
    "Niemand schickt mich, ich komme, um mit Euch über Ihn zu sprechen", mit diesen Worten legte er die Tonscheibe mit dem Fisch auf den Tisch.
    "Ich bin Tuchhändler, kein Fischhändler."
    "Es geht mir auch nicht um den Fisch, sondern um ihn..." Er nahm die Scheibe und drehte sie um. Dann befeuchtete er seinen Finger mit dem Wein und schrieb auf die Scheibe die griechischen Buchstaben "ICHTHYS"
    Das Gesicht des Händlers hellte sich deutlich auf: "Mein Bruder!" Er ging auf ihn zu und die beiden umarmten sich. "Verzeih mir die Skepsis, aber es droht uns Gefahr von allen Seiten. Wir können nicht vorsichtig genug sein. Ich sehe, du hast schon gegegessen?"
    "Keine Sorge, ich verstehe es. Nein, nur ein paar bissen. Dann verging mir der Appetit."
    "Dann lass uns gemeinsam essen. In seinem Namen. - Helena, bring noch etwas Brot und Wein und setz dich zu uns!"

  • Der Miles war dem neuen Christen in der Stadt zu einem Haus auf dem Esquilin wie befohlen gefolgt. Interessant. Das hier war keine schlechte Gegend. Kaufleute und so weiter. Er würde das im Kopf behalten. Nun würde er aber ersteinmal den Octavius benachrichtigen.


    -


    Maro erreichte das Haus, das der Miles ihm beschrieben hatte. Um nicht aufzufallen, hatte er sich extra in zivile Kleidung geworfen.


    Unauffällig war auch das Haus, aber keine Suburabaracke natürlich. Das hatte ihn ein wenig überrascht. Sein Bild von Christen war das von einer Art exzentrischer Juden. Aber er hatte keine Ahnung, was diesen Glauben in den Augen der Prätorianer so gefährlich machte. Nun, er war hier um das heraus zu finden. Der Tribun hatte ihn beauftragt, mehr über die ganze Sache heraus zu finden, seit der Senator auf dem Forum ermordet worden war und sich ein angeblich christliches Zeichen in der Nähe gefunden hatte.


    Maro entschloss sich noch etwas in der Nähe herum zu lungern und die Gegend zu observieren. War dies einer der geheimen Treffpunkte dieser Leute? Er nahm sich vor, den Mann vom Tor abzufangen, sollte er bald heraus kommen und dann unauffällig ein Pläuschchen halten. Er hatte kein Interesse daran, wie ein afrikanischer Elefant an irgendeine Tür zu hämmern. So würde er keinerlei Informationen bekommen. Nein, wenn er etwas Echtes wissen wollte, brauchte er eine Strategie. Und die glaubte er zu haben.


    Also wartete Maro, bis sich an der Tür etwas tat.

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