Officium | MFG et GIC - Auf der Suche nach höheren Weihen

  • Von der über-standesgemäßen Ausstaffierung und gesteigerten Entourage seines Gastes bekam der Hausherr nichts mit. Gracchus saß gelangweilt über einigen Dokumenten zu finanziellen Einkünften aus den flavischen Landgütern. Im Grunde interessierte ihn dies nicht - wie nichts was mit Finanzen im Zusammenhang stand - und er prüfte mitnichten die Korrektheit der Zahlenreihen, welche sein Vilicus feinsäuberlich notiert, summierte und bilanziert hatte. Tatsächlich interessierte ihn dies alles nicht nur nicht, er hatte auch nicht die geringste Ahnung, was dies im Detail sollte bedeuten. Dennoch schob er die Pergamente ein wenig hin und her, brummte ab und an bestätigend oder sinnierend und nickte oder legte den Kopf schief. Sciurus hatte ihm zuvor bereits grob zusammengefasst, wie die finanzielle Lage sich gestaltete - durchaus zufriedenstellend -, dennoch bestand er darauf, dass sein Herr diese Arbeit wieder prüfte solange Minor auf dem Land weilte. Also tat Gracchus dies. Respektive tat so, als tue er dies. Als endlich Iulius Caesonius' Eintreffen ihm gemeldet wurde, atmete der Flavier indes erleichtert auf.
    "Ah!"
    Er schob die Pergamente zusammen und reichte sie dem Vilicus.
    "Sehr schön, du kannst es abschließen."
    Mit einem Nicken verließ Sciurus den Raum, um die Unterlagen fortzuschaffen, und noch ehedem er zurückkehrte wurde bereits Iulius Caesonius eingelassen. Der Name dessen hatte dem Flavier kein Bild einer Person evoziert, noch erinnerte er sich an dessen kultische Prüfung, doch das Streben nach Verständnis für den Dienst an den Göttern war ein Ansinnen, welches Gracchus zumindest wollte anhören. Während die Art und Weise des Ansinnens ihm von derartiger Relevanz war, dass er es nicht als Teil der alltäglichen Salutatio mochte abhandeln, war es indes nicht mehr oder weniger als ein gewöhnliches Gespräch, ob dessen er zu diesem Anlasse nur eine gewöhnliche Tunika trug - gewöhnlich zumindest aus Sicht eines wohlhabenden Mannes, gewoben aus feiner dunkelblaufarbener Wolle, an Kragen und Ärmeln mit grazilen silbernen Mustern gesäumt.
    "Iulius Caesonius, Willkommen! Bitte"
    , wies der Flavier auf einen der beiden Stühle, welche ihm gegenüber auf der anderen Seite des wuchtigen, hölzernen Schreibtisches standen, um dem Gast einen Platz anzubieten.

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  • Huldvoll stieg Caesoninus aus der Sänfte und schritt auf die flavische Porta zu. Das Gefolge würde solange vor der Villa warten. Gemächlich (und seiner Meinung nach in angemessener Haltung) folgte er dem Ianitor Acanthus durch das Domizil in Richtung des Arbeitsraumes des flavischen Pontifex. Die Ahnenmasken der Ahnen erregten im Vorbeigehen seine besondere Aufmerksamkeit. Auch die Iulier besaßen (wie jede große Familie) Wachsmasken ihrer verstorbenen Angehörigen, jedoch verwahrten sie sie nach altem Brauch in eigenen Kästen und stellten sie nicht zur Schau. Sie wurden nur für besondere Feierlichkeiten hervorgeholt. Während er sich dem flavischen officium beinahe schon zur Gänze genähert hatte, interessierte sich Caesoninus urplötzlicfh dafür, wann in seiner Familie wohl die erste römische Totenmaske für einen Vorfahren angefertigt wurde. War es schon beim Gründer ihrer Gens damals vor fast 200 Jahren, beim -in Familienkreisen legendären- Lucius Iulius Caepio der Fall gewesen?
    Wohl vermutlich nicht, denn Lucius Caepio war einfacher griechischer Peregrinus aus Massilia gewesen, der nach seinem Dienst als Legionär in der Legio V Alaudae das Bürgerrecht durch Gaius Iulius Caesar erhalten hatte (daher auch der Gensname). Einfache, frisch eingebürgerte Soldaten ließen von sich vermutlich keine eigenen Wachsmasken anfertigen. Doch seis drum, seine Familie war inzwischen seit 200 Jahren Teil der römischen Gesellschaft, dieser Umstand und der, dass die wirklich alten republikanischen Geschlechter inzwischen fast alle untergegangen waren, berechtigte die heutigen Iulier durchaus sich als "alteingesessen" (zumindest für die Zeit des Prinzipats, nicht für die Republik) zu bezeichnen, weshalb Caesoninus auch ohne Minderwertigkeitskomplexe in das anstehende Gespräch mit Manius Flavius Gracchus begab.


    Endlich erreichten sie den Ort des Geschehens, Caesoninus trat ein und blickte sich im Bruchteil einer Sekunde um. Die Einrichtung des Hausherrn sagte ihm durchaus zu, hier ließ es sich bestimmt gut arbeiten. Offensichtlich hatte er genau das eben getan, denn Caesoninus sah, wie ein Sklave an ihm vorbeiging mit einem Stapel Pergamente in Händen. Besonders der Schreibtisch sagte ihm zu. So einen wollte er auch einmal haben.
    Erfreut über das glückliche Zustandekommen dieses Treffens, schritt Caesoninus auf Flavius Gracchus zu, um ihn zu begrüßen: "Salve, Senator Flavius! Vielen Dank für deine Zeit."
    Caesoninus setzte sich auf dem ihn angewiesenen Platz, ihr Gespräch konnte beginnen.

  • Der Flavier musterte den jungen Mann während dieser Platz nahm, und suchte nach einer Reminiszenz ihm bereits einmal begegnet zu sein. Sein Antlitz war durchaus prägnant, doch blonde Männer lagen Gracchus weniger, dass sie ihm auch selten eindrücklich blieben.
    "Nun, Iulius, in deinem Schreiben erwähntest du einen Drang nach Wissen in Hinblick auf kultische und göttliche Belange, welchem du na'hgeben und welchen du stillen möchtest. Erläutere mir bitte ein wenig genauer, was diesbezüglich dich umtreibt."
    Die Aufforderung, das Anliegen vorzutragen, war ebenso offen und weit wie das Anliegen selbst, hatte der Flavier doch im Laufe seiner eigenen - bereits durchaus einige Zeit währenden - Laufbahn die Erfahrung gemacht, dass so mehr über einen Mann zu erfahren war, als durch die gezielte Frage, welche oft wenig mehr als eine einzige Antwort bot.

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  • Caesoninus setzte sich ein wenig aufrechter hin und begann seine Erklärung für Senator Flavius: "Nun, gewiss wirst du dich noch an jenen Tag vor etwas mehr als einem Jahr erinnern, an dem du neben Pontifex Cornelius Scapula mein Prüfungsopfer als neuer Aedituus für Venus Genetrix abgenommen hattest. Deine Meinung war, ich hätte meine Arbeit tadellos geschafft." Caesoninus ließ Gracchus einen Moment der Stille, damit dieser sich besser besinnen konnte, wovon er sprach, ehe er fortfuhr:


    "Nun, seit einem Jahr und etwas mehr also bin ich nun schon als stolzer Aedituus im Dienste der Götter und habe mit viel Freude und Gründlichkeit meine Aufgaben am Venustempel erledigt. Doch in letzter Zeit begab es sich, dass ich viel Zeit zum nachdenken hatte, weil ich mich um ein verletztes Falkenweibchen gekümmert habe. Ich dachte über viele verschiedene Fragen in Bezug auf die Menschen und auf die Unsterblichen nach, was mich endlich zu dem Schluss gebracht hatte, dass ich gerne noch mehr über den Kult lernen möchte. Über die fortgeschritteneren Geheimnisse der Divination z.B., oder höheres Wissen um die Kultsprache und kultische Handlungen, oder die richtige Reaktion auf Prodigien. Kurz gesagt möchte ich einfach in kultischen Belangen "mehr" werden, als ich derzeit bin in der Hinsicht, dass ich so eines Tages vielleicht ein höheres Amt im Cultus Deorum erlangen kann, neben meinen hauptsächlichen Aktivitäten im Cursus Honorum natürlich. Bin ich da bei dir richtig, o Senator?"

  • Im Außen gänzlich auf den Besucher konzentriert beschritt der Flavier im Inneren den Raum seines Gedankengebäudes, in welchem kultische Tage waren abgelegt - drei Wände und zwei Reihen in seiner Mitte waren gefüllt mit Regalen aus Walnussholz, auf denen in akkurater Sortierung Gedächtnispergamente Iagerten, differenziert durch Lokalitäten und Anlässe, Gerüche, Geschmack, Jahreszeiten und Wetterlage, Sentiment, Ergebnis und beteiligte Personen. Cornelius Scapula war selbstredend ein Kriterium der Ordnung, welches die Erinnerung eindeutig werden ließ. Nie wieder war ihre Freundschaft derart gefestigt wie vor den Tagen des Bürgerkrieges, doch Gracchus verspürte zumindest wieder eine gewisse Offenheit des Cornelius, welche ein ungezwungenes Miteinander zuließ, und zweifelsohne auch durch Gracchus' Schwiegertochter aus dem cornelischen Hause war begünstigt worden. An jenen Tag vor dem Tempel der Venus entsann er sich darob nun tatsächlich, weniger des Prüflings wegen, sondern eher des anschließenden Mahles mit dem Cornelius. Dennoch, auch der lulius wurde ihm ob dessen eingedenk - ob seiner Leistung in positiver Weise (denn sein Lob in Hinblick auf eine Leistung sprach der Flavier niemals im unberechtigten Falle aus Schmeichelei, sondern nur aus Überzeugung aus).
    "Nun, allfällig ist dein Falke ein Bote Appollons, wie Homer es uns lehrt, so dass du dich eher den Künsten solltest zuwenden."
    Gracchus garnierte diese Überlegung mit einem schmalen Lächeln, um ihr die Ernsthaftigkeit zu nehmen.
    "Dein Ansinnen ehrt dich, und zweifels..ohne ist der Cultus ein Tor zu vielen Antworten - wenn auch oftmals zu noch mehr Fragen -, wiewohl ich dir dabei könnte behilflich sein, dieses Tor zu öffnen, allfällig eines Tages es gar zu dur'hschreiten."
    Das Wissen allein war im Falle göttlicher Gefilde deplorablerweise nicht immer ein Garant, diese auch zu begreifen.
    "Bevor ich indes eine Entscheidung treffe, beantworte mir noch drei Fragen. Zuerst einmal, wer ist dein Patron?"
    Es gab nur wenige Männer, deren Patronat Gracchus Grund genug für eine Absage waren - doch es gab sie.
    "Hernach, was siehst du als Ursache des Kultes, was ist der Grund für seine Existenz?"
    Genau genommen waren dies bereits drei Fragen, doch da Gracchus auf letztere eine beide umfassende Antwort erwartete fuhr er mit seiner dritten Frage fort:
    "Und schließlich, worin siehst du den größten Unterschied zwischen privatem und öffentli'hem Kult?"

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  • Den Künsten sollte sich Caesninus also zuwenden, interessante Idee. Ob das schreiben von Büchern auch zu diesem Metier zählte? Falls ja würde er sich diesem Thema gewiss einmal annehmen, denn Caesoninus las ausgesprochen gerne und Bücher selbst schreiben machte gewiss genauso viel Spaß wie sie zu studieren.


    Hernach jedoch holte ihn der Flavier wieder in die Gegenwart zurück, denn er stellte ihm eine Aufgabe, die in drei Teilantworten aufgesplittet werden sollte. Besonders die erste Frage fand Caesoninus interessant, denn was mochte das mit seinem Vorhaben zu tun haben mehr über Kult und Götter erfahren zu wollen? Jedoch die beiden anderen Fragen waren passend und wohl auch nicht allzu schwer zu beantworten, zumindest auf den ersten Blick.
    So begann Caesoninus mit seiner Sicht der Dinge: "Ich habe keinen Patron. Was die Ursache des Kultes angeht, so sehe ich ihn als Kommunikatonsmittel zwischen Sterbliche und Götter. Beide zusammen bilden ein unauflösliches Band, wir brauchen die Götter, genauso wie die Unsterblichen uns brauchen. Wir Römer pflegen mit unserem Credo "Ich gebe dir, damit du mir gibst" vielleicht ein weit nüchterneres und pragmatischeres Verhältnis zu unseren Göttern, als vielleicht Zoroastrier, oder gar die Griechen, doch wir alle haben gemein, dass wir auf irgendeinen Weg mit den Göttern kommunizieren müssen und das geschieht wie gesagt über die Pfade des Kultes, meiner Ansicht nach. Über ihn geben wir den Göttern und erhoffen uns davon, dass sie dafür etwas zurückgeben, bestenfalls genau das um das wir sie gebeten haben. Auch ist der Kult essentiel darin die Zeichen zu deuten, wenn die Götter ihrerseits etwas mitteilen wollen. Dafür gibt es dann die Auguren, die Pontifices und die Sibyllinischen Bücher und so weiter, deren Aufgabe darin dann besteht uns anderen den Willen der Götter mitzuteilen und zum Beispiel im Falle einer Erzürnung ihrerseits dann wieder Schritte zu setzen, um sie zu besänftigen. Oder im umgekehrten Fall, wenn wir den Göttern danken wollen, ihnen das auf den dafür bestimmten Wegen durch Handlungen und Gesten mitzuteilen."
    Caesoninus machte eine kurze Pause nach Beantwortung der ersten Frage. Dabei war ihm wieder einmal aufgefallen, wie leicht und direkt ihre Beziehungen hinauf in die Wolken zu sein pflegte. Keine ausufernden Gemütsbekundungen, sondern schlichte Handlungen, jeder Fingerzeig dabei sekundengenau festgelegt. Hielt man sich an dieses Regelwerk waren die Götter glücklich, brach man es erfuhr man ihren Zorn, so einfach war das. So einfach und gleichzeitig ohne jede echte Emotion, was vor allem in den letzten Jahrzehnten immer mehr dazu geführt hatte, dass sich die Menschen in Mysterienkulte, wie den Dionysos-, Kybele-, oder den Mithraskult flüchteten, da die Staatsreligion einfach nicht dazu gemacht war die religiösen Bedürfnise der Bevölkerung ausreichend zu befriedigen. Jetzt wo Caesoninus so nachdachte, mochte das nicht auch teilweise für seine zweite Antwort passen?
    "Der private Götterkult funktioniert auf den ersten Blick wohl genauso wie der eben beschriebene große Staatskult, nur natürlich in weit kleinerem Rahmen. Nicht einzig allein die "großen" Götter sind hier im Vordergrund, sondern in erster Linie all die Geister die uns umgeben und unsere Verbindung zu unseren verstorbenen Ahnen. Iupiter, Iuno und Minerva und wie sie nicht alle heißen sind weit weg für den kleinen Mann bei sich zuhause, für ihn gilt es an erster Stelle einmal sich mit den Geistern gut zu stellen, an deren Wohnplatz er sein Haus erbaut hat und seine Toten zu ehren. Das heißt natürlich nicht, dass die Götter privat völlig ignoriert, oder nicht verehrt werden, aber wir sind Römer und du wirst gewiss wissen, wie ich es meine." sprach er mit Vertrauen darauf, dass es wohl so sein würde, denn wie unnötig und überflüssig erschien es ihm als Römer einem anderen Römer erklären zu wollen wie der private Götterkult in Rom funktionierte, vor allem, wenn der zweite sowieso Pontifex war und sie beide tagtäglich eben jene Rituale ausführten. Dabei wusste man sehr genau welchen Anteil die Geister und Hausgeister, welchen die Ahnen und welchen die Götter selbst einnahmen.
    "Tja wie gesagt, der Kult dient auch als Verbindung in die Unterwelt. Denn genauso wie wir mit unseren Göttern kommunizieren, so können wir hiermit auch privat mit unseren verstorbenen Ahnen und Angehörigen in Kontakt treten, um mit ihnen zu sprechen und sie zu ehren. Es heißt ja, dass die Toten unsere Gedanken hören können, wenn wir an sie denken.* Doch ich denke, dass es neben diesen beiden Aspekten noch etwas gibt, das den privaten vom Staatskult unterscheidet. Jeder Mensch hat ein gewisses Verlangen und eine Sehnsucht danach noch enger am Übersinnlichen sein zu wollen. Durch ihren Pragmatismus kann einen das der Staatskult jedoch nicht geben, da er wie gesagt rein als Kommunikationsmittel gleich einem Geschäftsabschluss zwischen Sterbliche und Unsterbliche fungiert, weshalb vor allem in den letzten Jahren sich immer mehr Menschen zur Befriedigung eben jener Bedürfnisse Mysterienkulten angeschlossen haben, welche ich somit auch zum privaten Kult rechne. Sie geben mit ihren Initiationsriten, Geheimnissen und persönlichen Erfahrungen den Menschen genau die erhoffte Nähe zu den Göttern, die im Staatskult nicht möglich ist und das war meine Antwort."


    Sim-Off:

    * = Diesen Satz hab ich aus "Xena - Die Kriegerprinzessin", Gott was liebe ich diese Serie. :D

  • Kein Patron, dies war zwar ungewöhnlich für einen jungen, aufstrebenden Mann in Rom, im Zweifelsfalle aber besser als der falsche Patron.
    "Nun, ob die Unsterblichen tatsächlich uns brauchen oder wir nur die Götter, dies ist zweifelsohne eine komplexe Überlegung, welche indes für heute nicht relevant ist."
    In Caesonius' Betrachtung fehlte zudem der Einfluss des cultus publicus auf die Politik, respektive der Politik auf den Kult, was jedoch aus seinem Standpunkt nicht verwunderlich war. Bisweilen wünschte Gracchus sich, er könne selbst zu diesem unverdorbenen, idealistischen Standpunkt seiner Jugend zurückkehren. Sonstig indes waren Caesonius' Antworten ausführlich und durchaus fundiert, was den Flavier überzeugte, dass der Iulier nicht nur an einem schnellen Aufstieg innerhalb der Kultränge interessiert war, sondern sich tatsächlich dem Sujet in seiner Tiefe mochte widmen.
    "Darüber hinaus jedoch scheinst du dir offensi'htlich bereits profunde Gedanken über das Wirken des Kultes zu machen."
    Für einen Aedituus war dies nicht zwingend notwendig, immerhin glich die reine Kulttätigkeit im Tempel eher einem pragmatisches Handwerk denn der geistigen Durchdringung der Kultwelt.
    "Ich bin daher bereit, dich in deinem Vorhaben zu unterstützen. Wäre dir eine Art kultisches tirocinium fori genehm? Denn ich fürchte, zum Dozenten langwieriger Theoriestunden eigne ich mich nicht unbedingt, dies könnte für dich schnell er..müdend werden."
    Ein schmales Lächeln umschlich seine Lippen. Einer guten Diskussion war Gracchus nicht abgeneigt, hatte je nach Sujet gar seine reine Freude daran. Der lange Monolog indes schien ihm einzig Senats-Kandidaturen vorbehalten, dass er sich die Betätigung als theoretischer Lehrmeister kaum konnte vorstellen.

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  • Innerlich schwoll Caesoninus geradezu an vor Stolz, dass ein so wichtiges Mitglied wie Flavius Gracchus ihn ob seiner Kenntnisse in kultischen Belangen gelobt hatte. "Vielen Dank, o Senator, deine Worte ehren mich. Aber ja, es stimmt, ich habe mir bei der Pflege meiner Falkendame Aurora durchaus viele Gedanken über die Götter und die Menschen gemacht, wie eingangs schon erwähnt. Doch auch zuvor schon hatte ich mich für derlei Dinge und Gedankengänge interessiert, da ich meine eigene Aufgabe im Kult der Venus Genetrix sehr ernst nehme. Ich will mit meinen Taten und Talenten dazu beitragen, dass wir, die Römer, auch in Zukunft ein gutes Verhältnis zu den Unsterblichen pflegen und Venus mich als würdigen Nachfolger der alten Iulier ansieht." Ein, für Caesoninus, durchaus sehr wichtiges Anliegen. Bedachte er sein Prüfungsopfer letztes Jahr, so standen die Dinge dahingehend bis jetzt wohl sehr gut, immerhin hatte sich noch während des Opfers der Himmel geöffnet gehabt und eine Taube (-> das Wappentier der plebejischen Iulier) war herabgeschwebt, um sich auf Caesoninus' Schulter zu setzen und sich an seine Wange zu schmiegen, während seine ganze Familie dies mitangesehen hatte und jeder in Rom anwesende Iulier zuvor persönlich als Opferhelfer mitgewirkt hatte. Keine größere Ehre hätte Venus ihrem angehenden Aedituus und seiner Familie damals angedeihen lassen können! Dies war eine so bedeutende Geste und so ein tief ergreifender Moment für ihn gewesen, dass sich Caesoninus in weiterer Folge noch inbrünstiger in seine Aufgaben am Tempel geworfen hatte. Für ihn bot dort jeder Tag etwas neues, durch das er lernen und daran wachsen konnte.


    Heute, jetzt in diesem Augenblick zum Beispiel war so ein Moment. Gracchus hatte Caesoninus ein Angebot gemacht, das er nicht ablehnen konnte, ein sakrales Tirocinium Fori! Das war ein überaus erfreuliches und auch sehr großzügiges Angebot durch den Pontifex. "Es würde mich sehr freuen, falls ich so eine Chance wirklich erhalten sollte, Danke vielmals dafür! Ich werde dich nicht enttäuschen und beweisen, dass ich den Zeitaufwand für dich wert bin!" Caesoninus schmunzelte, "das wäre dann schon mein zweites Tiro Fori jetzt zur gleichen Zeit neben meinem politischen bei Senator Purgitius Macer."
    Ja die Pfade der Irren und der Götter waren wahrhaft unergründlich. An einem Tag war man ein einfacher kleiner Niemand und tags darauf fand man sich in der Position wieder, bei einigen der höchsten Politiker des Imperiums in ihren jeweiligen Fachgebieten in die Lehre zu gehen.

  • Der junge Mann hatte nicht gerade geringe Ziele - Nachfolger der göttlichen lulier - doch das Streben nach Höherem war immerhin der Akzeptanz Geringwertigem vorzuziehen.
    "Nun, dann ist es so beschlossen."
    Der Flavier reichte Caesonius seine Hand über den Schreibtisch hinweg, um das Tirocinium zu besiegeln.
    "Bei Senator Purgitius?"
    schloss er sodann an, ohne dass dies eine tatsächliche Frage war.
    "Zweifels..ohne ist er einer der besten Mentoren auf diesem Gebiet."
    Bisweilen war der Purgitier Gracchus zu indifferent, doch zweifelsohne konnte man ihm selbst dies in anderen Bereichen - etwa militärischen Belangen - ebenfalls vorwerfen. Macer war zumindest zumeist besonnen und - soweit der Flavier dies konnte beurteilen - mehr an Rom interessiert als an der Mehrung seines eigenen Wohlstandes, was für einen Plebejer aus flavischer Sicht bereits eine Auszeichnung war.
    "Sonstig indes eher mit Blick auf militärische Belange, denn auf kultische."
    Er lehnte sich zurück.
    "Wie dem auch sei. Ein kultisches tirocinum sollte wohl mit dem Wesen der Götter beginnen, und jenes lässt sich am ehesten auf dem Kapitol erörtern. Ist es dir in zwei Tagen, kurz nach der Mittagszeit re'ht? Bei gutem Wetter vor dem Tempel der Trias, bei schlechtem unter dessen Kolonnade?"

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  • Caesoninus ergriff des Flaviers Hand und schüttelte sie. Damit war auch für ihn ihr Pakt besiegelt.
    Dann ließ der Pontifex einige kurze Bemerkungen über seinen Lehrmeister fallen, weshalb sich Caesoninus in der Pflicht sah, Gracchus' Worte zu bestätigen.
    "In der Tat, Senator Purgitius ist ein exzellenter Lehrmeister und ich zeichne mich glücklich darüber, dass ich bisher so viel von ihm lernen durfte."
    Als er dann die "militärischen Belange" erwähnte, erinnerte er ihn darin wieder, dass er diesen Aspekt im Tiro Fori beim Senator bisher zu wenig bis überhaupt nicht ausgeschöpft hatte, wo er mit Macer doch gerade an einer der Hauptquellen an militärischem Wissen in Rom saß.


    Das Gespräch schien sich wohl langsam dem Ende zuzuwenden, da Gracchus einen Termin schon fürs nächste Mal vorschlug. Er passte für Caesoninus, weshalb er antwortete: "Ich bin mit dem Termin einverstanden. Ich werde kommen."

  • "Gut"
    , bestätigte der Flavier noch einmal.
    "Dann sehen wir uns auf dem Kapitol wieder. Es sei denn, du hast heute noch ein weiteres Anliegen?"
    Immerhin war dies durchaus eine Möglichkeit, und da auf Gracchus nur weitere dröge Zahlenkolonnen warteten, würde er den Iulius nicht allzu forsch herauskomplimentieren.

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  • Caesoninus nickte.
    "Dann machen wir es so. Ein weiteres Anliegen gebe es vorerst nicht weiters und so sehr es mich freuen würde so noch ein wenig zu plaudern, weiß ich doch, dass du bestimmt noch wichtigere Dinge zu tun hast, bei denen ich dich nicht stören möchte, Senator."
    Er fand es langsam Zeit für einen Rückzug. Sein Anliegen an den Flavier war ja jetzt voerst zur Genüge durchbesprochen und auch schon ein Termin fürs nächste Mal ausgemacht worden, da war es an der Zeit die Zelte abzubrechen und weiterzuziehen, wenn er auch gerne noch sich etwas mit Gracchus unterhalten hätte.

  • Selbstredend war es nicht adäquat vor dem Iulier einzugestehen wie fade die flavischen Bilanzen ihm anmuteten, so dass das Gespräch vorerst hier sein Ende fand. Womöglich mochte die Begegnung zwei Tage später mehr Raum - nicht nur für Kultisches - bieten.

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