Erwerb eines Hausstandes

  • Nach dem Überqueren diverser Kaiserforen hatte Casca endlich sein Ziel erreicht.


    Die Märkte des Trajan. Sein Ziel und der perfekte Ort für sein Vorhaben. Seine Wohnung hatte er zwar wieder, aber alle ehemalig darin befindlichen Möbel waren verschwunden oder nicht mehr nutzbar. Also bedurfte es einer Neuausstattung. Diese war natürlich Teil der Vereinbarung mit Spinther gewesen.


    Zwischen dem Trajansforum und den südlichen Ausläufern des Quirinal waren die Trajansmärkte angelegt. Der Hügel wurde dort in mehreren Stufen abgetragen und darauf ein kompliziertes System von Gebäuden auf mehreren Ebenen in den Einschnitt gesetzt. Die Architektur der Anlage dient dabei auch als Stütze des Hanges, weshalb ihre Form nicht zufällig an eine Staumauer erinnert. Die Fassade der Trajansmärkte besteht aus einem Halbrund, das die östliche Exedra des Trajansforums umfasst. Zwischen den beiden Gebäuden führt eine Straße hindurch. An beiden Seiten der Marktfassade sind neben den Eingängen zwei halbrunde Kuppelsäle angelegt.


    Im unteren Stockwerk sind elf kleine Tabernae untergebracht, über denen ein überwölbter Gang verläuft, an dem zehn weitere Läden liegen. Die Fassade des Ganges ist mit Rundbogenfenstern durchbrochen. Das dritte Stockwerk besteht aus einer Terrasse über dem Gang im darunterliegenden Stockwerk, auf der die Via Biberatica entlangführt, an der zu beiden Seiten Läden liegen. Von der Via Biberatica führt eine steile Treppe zu einem prächtigen Raum, der das Zentrum der Anlage bildet. Der weite Saal geht über zwei Stockwerke. Im Erdgeschoss lagen je sechs Läden an den Längsseiten.


    Casca hatte einige absolut notwendige Anschaffungen zu tätigen, die für jeden Betrachter einer leeren Wohnung auf der Hand lagen. Jenseits davon würde er sich treiben lassen.


    Um zu den Möbelgeschäften zu gelangen musste er im Erdgeschoss bleiben, denn diese waren in den Räumen zur östlichen Seite hin gelegen. Das lag an der Lagerung der sperrigen Gegenstände, da die Lichtversorgung hier sehr spärlich bis gar nicht vorhanden war.


    Der erste Laden, den er betrat gehörte einem Griechen namens Chrispos. Ein durchaus ein passendes Faktum. Denn die Mode der römischen Ausstattung orientierte sich ohnehin an der griechischen mit ihrer überladenen Dekoration. Einem Thraker hätte Casca sowieso keinen Geschmack für Design zugestanden.


    Chrispos war ein Händler, wie er im Buche stand. Zunächst beäugte er Casca von oben bis unten, um seine Solvenz zu beurteilen. Diesen Test schien man als positiv bewertet abzuhaken. Im folgenden Verkaufsgespräch waren alle Waren schlicht weg das Beste vom Besten. Und alles Unikate. Der nächste Kunde, der es jeweils sofort kaufen würde, stand quasi bereits hinter Casca. Wie gesagt, ein typischer Händler. Aber da Casca der Preis eigentlich egal sein konnte und die Möbel wirklich gut waren, würde er sicher fündig werden. Er wollte Spinther zwar etwas schröpfen, aber nicht ruinieren. Bei diesen Gedanken schlich sich sein ungutes Gefühl wieder ein.


    Im Folgenden suchte sich Casca einen sehr schlichten Esstisch, einen wirklich exquisiten weißen Marmortisch mit Löwenstützen und einen dunklen dreibeinigen Tisch mit Beinen in Greifenoptik aus. Ein Regal und eine Wäschetruhe aus Holz kamen bald dazu. Weiter hatte es Casca ein mit Bronze und Eisen beschlagener Holztresor angetan. "Wie ich sehe, kann man den Tresor am Boden mit einem gemauerten Sockel gegen einen Komplettdiebstahl sichern. Hast Du Handwerker, die das machen können?", fragte er den Hausherrn. "Selbstverständlich dominus, überhaupt kein Problem, meine Leute erledigen dies schnell und günstig!" Folgend kamen zwei einfache Hocker und drei ebenso einfache Stühle hinzu. Aber Casca musste diesen einen mit Adlern verzierten kunstvollen Stuhl mit geschweiften Beinen unbedingt haben. Es folgten ein Bett mit Bronzebeschlägen und ein Ecksofa. Wichtig war Casca ein massiver Holzschrank mit inbegriffenem lararium.


    Seine Auswahl sollte fürs erste genügen. Die Küchenausstattung würde er entweder nicht brauchen oder bei Flora .... ausleihen. Die Kleinigkeiten des täglichen Bedarfs würde er an einem anderen Tag besorgen. Der grobe Rahmen stand.


    "Danke für Deine geduldige und fachmännische Beratung, Chrispos. Die Adresse für die Lieferung und die weiterhin vereinbarten Arbeiten habe ich Deinem Schreiber bereits genannt. Dein Preis dafür ist akzeptabel." Das war er sogar wirklich. Da die Handwerker sowieso im Hause waren, hatte Casca ein neue und bedeutend massivere Türe bestellt. Auch sollten alle Fenster mit Stäben aus Eisen gesichert werden. Er würde seine Wohnung nicht noch einmal verlieren.


    "Bliebe nur noch die Formsache der Bezahlung. Ich weiß, dass Du sicher lieber klingende Münze von mir bekommen hättest, aber das müssen wir verschieben." Casca reichte dem Griechen eine tabella. Das folgende Stirnrunzeln hielt sich jedoch in Grenzen.


    "Dies ist die Zahlungszusage des argentarius meines wohlmeinenden Spenders Quintus Obsidius Spinther. Du kannst und wirst das vor der Zahlungsabwicklung überprüfen wollen. Er heißt Artemion .... oder Artedemion. Wie auch immer, der größte Bankier nahe dem Saturntempel."


    Beim Verlassen des Ladens hätte Casca schwören können, dass sich jemand in Windeseile um die nächste Ecke davon machte. Er tat diese Beobachtung jedoch schnell wieder ab.

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