[Canabae] Casa Dativia

  • In Moguntiacum hatte Dativius überraschend schnell ein Haus gefunden. Natürlich war das nichts besonders luxuriöses, wenn man römische Standarts anlegte. Und ein Haus innerhalb der Mauern hätte er sich nicht gut leisten können. Er brauchte auch nicht viel. Und so kam er gut mit dem aus was er hatte. Das Haus war einstöckig und typisch für die ein Haus in der Lagervorstadt einer Legion. Ein bisschen hastig errichtet, aber natürlich von einer Qualität, die man jenseits des Rheins nicht wirklich kannte.


    Dativius war allein stehend, sodass im die paar nicht besonders großen Zimmer ausreichten. Er war sowieso den ganzen Tag am Hafen unterwegs. Nur in gute Schlösser hatte er sowohl für sein Handelshaus, als auch für seine Wohnung, hatte Dativius eine beträchtliche Summe investiert. Es brachte nichts, wenn er hier sparte und dann von einer Reise zurück kam und seine Bude ausgeräumt vorfand.


    Dazu hatte er einige Veränderungen vorgenommen, die dazu dienen sollten, etwas vertraulichere Gegenstände gegen allzu neugierige Augen abzuschirmen. Er hatte in Heimarbeit mehrere verborgene Fächer eingerichtet, die abschließbar und verborgen waren. Im Ganzen also würde Dativius seine ohnedies nicht besonders beträchtlichen Wertsachen nicht so schnell loswerden.


    Auch die Kochstelle war nichts, worauf ein Feinschmecker stolz sein würde. Aber Dativius aß ohnehin meistens am Hafen. Im Rhein gab es zwar keine Austern (Dativius hatte einmal viel zu viel Geld für so eine ausgegeben und war absolut unterwältigt gewesen. Pure Mode. Aber es hielt den Fernhandel mit Italien mit am Laufen und daher hatte er kein Problem mit solchen Dingen wie Perlen, Austern und anderen Frivolitäten) aber dafür gab es Leute die den bodenständigen Rheinfisch mit dem ebenfalls bodenständigen Rheinwein sehr gut anzurichten verstanden und er war überzeugt, dass sich die Muscheln von der alten Ricka absolut mit denen von Capri messen konnten.
    Aber beweisen konnte Dativius das nicht. Er gab sein Geld lieber für Bärenpelz aus. Die neuen Tribune aus Italien, denen der Winter kalt wurde, gaben gerne eine schöne Stange Denare für etwas Wärme aus.

  • Von der Taberna kommend zeigte Dativius der Chattin den Weg zu seinem bescheidenem Heim.


    "So, da wären wir. Es ist keine Villa auf dem Palatin, aber ich denke für unsere Zwecke wird es ausreichen."


    Da Dativius einen leichten Putzfimmel hatte brauchte er sich nicht für irgendwelche Unaufgeräumtheiten zu schämen. Schnell rückte er ein paar Stühle zurecht.


    "Mhm. Bier? Oder heißen Wein?" Den heißen Gewürzwein, auf den die Römer schworen, hatte Dativius im Laufe der Zeit duraus zu schätzen gelernt. Aber man musste aufpassen. Sonst hatte man da ganz zügig einen im T.


    Er würde Ygrid nicht drängen, preiszugeben was eigentlich los war. Neugierig war er zwar schon. Aber er konnte sich vorstellen, dass es kaum eine angenehme Angelegenheit war, die zu dieser etwas merkwürdigen Geschichte geführt hatte.

  • Auf dem Weg zu den Cannabae gingen Ygrid viele Dinge durch den Kopf. Wieder einmal gab es eine Veränderung in ihrem Leben. Seitdem sie das Haus ihrer Eltern verlassen hatte und zusammen mit ihrem Bruder sich Arwid angeschlossen hatte, war dies dauernd geschehen. Zu Anfang fand sie es spannend, von zu Hause fort zu kommen und sich vom einen ins andere Abenteuer zu stürzen. Doch bald hatte sie lernen müssen, dass alles was sie oder andere in ihrem Umkreis taten, Konsequenzen für sie haben konnte. Von Mal zu Mal waren diese Konsequenzen härter und weitläufiger geworden. Die Sache mit Arwid war eskaliert, was ihrem Bruder und vielen anderen, die sie gekannt hatte, das Leben gekostet hatte. Sie selbst hatte dem Tod ins Auge geblickt und hatte danach einer ungewissen Zukunft entgegengesehen. Wechselvolle Zeiten lagen nun hinter ihr. Vielleicht war nun der Zeitpunkt für etwas mehr Stabilität in ihrem Leben bekommen.


    Dativus, der Händler, der sie aufnehmen wollte, konnte sie noch gar nicht richtig einschätzen. Er hatte sich als recht wortkarg präsentiert, was sie allerdings nicht gestört hatte, da sie sich auch sehr zurückhaltend gegeben hatte. Nun war sie gespannt, was sie in seinem Haus erwarten mochte. Seit dem sie im besetzten Germanien lebte, hatte sie schon einiges erlebt und gesehen. Vieles war für sie neu gewesen und Dinge, die hier als ganz normal wahrgenommen wurden, waren ihr fremd gewesen. Keine Frage, die Römer hatten einen hohen Lebensstandard mit nach Germanien gebracht, von denen viele im freien Germanien nur träumen konnten. Ygrid allerdings hatte bisher nur wenige diese Errungenschaften für sich nutzen können. Daher stand sie manchem sogar eher kritisch entgegen.


    Endlich hatten sie das einstöckige Gebäude erreicht. Ygrid begutachtete es mit staunenden Blicken. Da sie niemals eine Villa von innen gesehen hatte und auch der Palatin ein Begriff war, mit dem sie nichts anfangen konnte, war das Heim des Dativus im Augenblick der Inbegriff römischer Wohnlichkeit. „Es ist schön!“, antwortete sie. Sie folgte ihm ins Innere und war überrascht über die Reinlichkeit und die Ausstattung, die für den Händler vielleicht nichts Besonderes war, für Ygrid aber nahezu alles überstieg, was sie bisher kannte.
    Dativus bot ihr einen Stuhl an. Nur zögernd nahm sie Platz. Ihre Unsicherheit angesichts der neuen Umgebung und der Umstände, konnte sie einfach nicht verbergen. „Ein Bier, bitte,“ gab sie zur Antwort, als er ihr etwas zu trinken anbieten wollte. An den warmen Würzwein der Römer musste sie sich erst noch gewöhnen. Wenigstens war nun das Getränk etwas, was sie von zu Hause kannte. Zu Anfang nippte sie nur verhalten daran. Später nahm sie einen Schluck davon. „Welchem Stamm gehörst du an?“, fragte sie nach einer Weile, um das Schweigen zu brechen.

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