[Vor der Castra] Die schönsten Träume von Freiheit werden im Kerker geträumt.

  • Taumelnden Schrittes folgte Eireann ihrem Dominus aus der Zelle und durch die Gänge des Carcer. Rasselnd mutete das Geräusch an welches bei jedem Atemzug ihrer Kehle entfloh. Die Wachsoldaten ließen das merkwürdige Zweiergespann rasch hindurch. Schließlich stützte der Optio die Dunkelhaarige und dennoch hatte Eireann das Gefühl als würde sie durch Sand waten. Wieso wirkten ihre Schritte nur so unbeholfen? Als wäre sie ein Neugeborenes dem man gerade die ersten, eigenständigen Schritte vermittelte.


    Aus dem Augenwinkel schielte die Keltin zu dem Römer empor und versuchte in seinen Gesichtszügen zu lesen. Doch die Gesichtszüge ihres Dominus wirkten auf Eireann wie in Stein gemeiselt. Und so schluckte die Dunkelhaarige sichtlich. Schließlich hatte sie noch immer die Worte ihres Dominus in den Ohren, der ihr erklärte das sie für ihn und die Gens Furia nicht mehr tragbar war. Worte die Eireann schmerzten und sie ihren Kopf noch tiefer halten ließ.


    Völlig in ihren eigenen Gedanken verloren, stolperte die Dunkelhaarige tatsächlich und war doch froh das sie von ihrem Dominus gestützt wurde. Denn sonst hätte Eireann mit ziemlicher Sicherheit Bekanntschaft mit dem staubigen Boden gemacht. Schließlich spürte die Keltin wärmende Sonnenstrahlen auf ihrer Haut und blieb wie erstarrt stehen. Nein. Sie träumte tatsächlich nicht. Dort oben am Himmel schien die Sonne und erwärmte Eireanns Haut.


    “Danke.“
    Hauchte die Keltin mit äußerst kratziger Stimme und hob langsam ihren Kopf an, um in den Himmel zu blinzeln. Denn auch wenn sie nun die Sonne nach ihrer langen Kerkerhaft wieder auf ihrer Haut fühlen durfte, wusste sie nicht ob es noch weitere Untersuchungen bezüglich des Ganymed-Brandes geben würde. Der Mann an ihrer Seite müsste darüber Bescheid wissen. Doch etwas hemmte Eireann diese Frage zu stellen. So biss sie sich erneut auf die Unterlippe und senkte ihren Kopf gen des staubigen Boden.

  • Scato, der gerade seinen Dienst bei der Torwache versah, beobachtete, wie Cerretanus die Gefangene in Richtung Tor geleitete. Dann geschah das Unglaubliche - die Vogelscheuche griff nach der Schulter des Optios, als sie strauchelte, und hielt sich an ihm fest! Scato rannte los.


    Binnen weniger Augenblicke war Scato von hinten bei seinem Vorgesetzten angelangt, um ihn vor der unziemlichen Berührung zu schützen, mehr noch vor den Flöhen, Milben, Zecken, Würmern und Hauterkrankungen, die man sich üblicherweise im Carcer holte. Sogar der sonst so gepflegte Tarpa war mit Sackratten heimgekehrt! Wer wusste, was Eireann dann alles hatte, die ihre Haft schon heruntergekommen angetreten hatte. Nun machte sich Scatos geringes Körpergewicht und seine sehnige Statur bezahlt. Im Rennen katapultierte er sich in einen Sprung, der seine Füße bis auf Höhe der Schulterblätter der Sklavin brachte. Sein Tritt in ihr Kreuz schleuderte sie zwei Meter nach vorn, so dass sie im Dreck landete, wo sie hingehörte.


    "Es tut mir so leid Optio", rief Scato aufgebracht. "Ich hätte eher reagieren müssen! Sie hat dich aber nicht gebissen, oder? Am besten, du ziehst dich sofort um und wirfst deine Rüstung zum Desinfizieren ins Feuer. Die Lederriemen sind leicht zu ersetzen. Lurco!"


    Er fuchtelte aufgebracht in Richtung des liegenden Dreck- und Lumpenhaufens, aus dem ein Paar dürrer Arme und Beine ragten, damit er die Gefangene in aus dem Tor peitschte, wo sie keinem mehr schaden konnte.

  • Von der drohenden Gefahr durch die beiden Miles der Cohortes Urbanae ahnte die Dunkelhaarige nichts. Schließlich taumelte Eireann neben ihrem Dominus und versuchte verzweifelt ihren festen Stand zu bewahren. Nicht auszudenken wenn sie strauchelte und vor dem Optio zu Boden stürzte. Ein Gedanke der Eireanns Lippen augenblicklich zu einem blutleeren Strich zusammen pressen ließ. Während ein tonloses seufzen ihre Lippen verließ. Doch dann, mochte es ein loser Stein oder eine sonstige Unebenheit gewesen sein. Die sichtlich geschwächte Keltin geriet tatsächlich ins taumeln und krallte sich instinktiv an ihrem Dominus fest, um nicht doch das Gleichgewicht zu verlieren.


    Wenn Eireann nur etwas mehr bei Sinnen gewesen wäre, dann hätte sie vermutlich die sich rasch nähernden Schritte früher wahrgenommen. Doch so reckte sie ihr Gesicht vorsichtig den Sonnenstrahlen entgegen. Und zum ersten mal konnte man etwas ähnliches wie ein helles funkeln in ihren Augen erkennen. Jenes funkeln erlosch dann auch schon im nächsten Augenblick, als sie diesen kräftigen Tritt, oder war es gar ein sprunggewaltiger Tritt, in ihrem Rücken, genauer gesagt auf Höhe ihrer Schulterblätter fühlte.


    Wie eine Stoffpuppe fühlte sie sich einige Meter weit geschleudert und prallte hart auf dem staubigen Boden auf. Um sich im ersten Moment nicht mehr zu regen. Der Aufprall hatte ihr die Luft aus den Lungen gepresst und ihr ohnehin geschwächter Körper wies nun einige Abschürfungen und Verletzungen mehr auf. Langsam. So unendlich langsam kehrte Leben in Eireanns Körper und sie versuchte sich auf die Beine zu stemmen. Sank dann jedoch mit einem leisen klagenden Geräusch abermals zu Boden und kauerte im Staub der Straße.


    Unter ihren verfilzten Strähnen linste die Keltin dann doch vorsichtig empor und erkannte die beiden Miles der Cohortes Urbanae. Mit angstvoll geweiteten Augen fokussierte sie die beiden Männer und wagte sich nicht zu rühren. Was auch kein Wunder war. Schließlich schmerzte jeder Knochen ihres Körpers und ob etwas gebrochen war konnte die Sklavin nicht einmal abschätzen.

  • Kyriakos wartete darauf, dass ein Urbaner Zeit für ihn fand, da ihm befohlen worden war, sich täglich zur siebten Stunde bei der Torwache zu melden. Dass dies so spaßig werden würde, damit hatte er nicht gerechnet. Zu seiner höchsten Verzückung sah Kyriakos das, was von Eireann übrig war, in abgerissener Erscheinung, zu den Füßen der Soldaten durch den Staub kriechen, was ihm die Wartezeit auf amüsante Weise vertrieb. Insbesondere, da dies teilweise sein Werk war und er nun in sauberer Tunika, ordentlich frisiert und mit Duftöl gesalbt hier als Zuschauer stand, einen dicken Sack Gold besitzend, von dem er noch überlegte, wie er ihn am gewinnbringendsten investieren konnte. Das Leben konnte so schön sein! Er verschränkte die Arme vor der Brust und stellte sich bequemer hin, um genussvoll dem Schauspiel von Eireanns Vernichtung zu folgen, ohne sich einzumischen. Heute im Staub, morgen am Kreuz.

  • Lurco erwiderte den Blick des Subjekts bar jeder Gefühlsregung. Er rollte die mehrschwänzige Peitsche aus und schlug mit aller Kraft zu. Die Peitschschnüre frassen sich durch die schmutzige Tunika und die ebenso dreckige Sklavenhaut. Da das Subjekt ansonsten gegen Peitschenhiebe immun war, wie man auf dem Sklavenmarkt gesehen hatte, bekam es zur geistigen Erbauung von Lurco 10 Hiebe mit der mehrschwänzige Peitsche verpasst, in die er seine ganze Kraft legte.


    Was einen gestandenen Mann von den Füssen holte, würde sicher auch irgendwann vom Rücken im Kopf der Sklavin ankommen. Falls nicht, gab es noch andere Mittel, sollten sich ihre Wege erneut auf dieser Art kreuzen. Einen Angriff und Aufstand erstickte man besser im Keim. Zudem durfte jeder Passant sehen was jenen blühte, die sich einen Angriff auf einen Urbaner erlaubten. Die Botschaft war klar, die Bürger wurden nicht von krallenlosen Löwen verteidigt.


    Lurco rollte nach getaner Arbeit die Peitsche nicht wieder zusammen, da er diese noch reinigen musste. Er schaute von Scato zu Cerretanus und warf auch Kyriakos einen Blick zu. Alle sahen unverletzt aus, den Göttern sei Dank. Sichernd bezog er neben seinen Kameraden Stellung. Die Peitschschnüren baumelten lose an seiner Seite und zeichneten rote Streifen in den Staub.

  • Unwillkürlich presste Eireann nicht nur ihren Körper in den dreckigen Staub. Offensichtlich versuchte sie dadurch der Anwesenheit der Urbaner zu entkommen. Indem sie sich unsichtbar machte. Was natürlich ein Ding der Unmöglichkeit war. Ohnehin war die Dunkelhaarige zur Bewegungslosigkeit verdammt. Denn der kraftvolle Tritt in ihren Rücken schien Eireann wie gelähmt zurück zu lassen. Lediglich ein leises, ersticktes Geräusch entwich ihren Lippen. Bevor sie auch schon zusammen zuckte und versuchte Blickkontakt mit ihrem Dominus herzustellen. Denn der Optio könnte den beiden ungestümen Miles mit Sicherheit Einhalt gebieten. Wenn er sich auf ihre Seite stellte. Denn dies stand noch in den Sternen. Und so entwich Eireanns Lippen abermals ein schmerzerfülltes Geräusch, als sie mit stummen Entsetzen im Blick beobachten konnte, wie die Peitsche entrollt wurde. Gefährlich und schmerzvoll muteten die Peitschenschnüre an.


    Augenblicklich mobilisierte Eireann ihre letzten Kraftreserven und versuchte über den staubigen Boden davon zu kriechen. Da traf sie der erste Schlag und ließ die Keltin vollends zu Boden stürzen. Ihre Lippen presste sie dabei zu einem blutleeren Strich zusammen. Als sie der nächste Schlag traf und die Dunkelhaarige dann doch schmerzgepeinigt aufschrie. Ihre Tunika bestand nur noch aus Fetzen und die Peitschenschnüre zeichneten blutige Striemen auf Eireanns Rücken. Mittlerweile hatte sich die junge Frau zu einer Kugel zusammen gerollt und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen.


    Hieb drei bis zehn bekam die Dunkelhaarige schon nicht mehr mit. Denn nach dem dritten Schlag entschied ihr ohnehin geschwächter Körper, den Geist der Sklavin von einer gnädigen Ohnmacht umfangen zu lassen. Würden die Römer sie vor der Castra im Staub zurück lassen oder tatsächlich überprüfen ob noch Leben in Eireann steckte?

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