Pomp und Sühne – das Armilustrium

  • Das Armilustrium





    Und so versammelten sich auch dieses Jahr die Soldaten am heiligen Hain auf dem Aventin: Prätorianer, Urbaner, Vigilen, Abgesandte der Legio Prima und der Classis von Misenum und Ravenna.
    Es war ein klarer, etwas windiger Herbsttag. Nach einigem Warten und Sortieren der Einheiten in Marschformation, gab der hagere Prätorianerpräfekt Heius Vibulanus, kerzengerade auf seinem grauen Schlachtross, mit schnarrender Stimme den Befehl zum Aufbruch.
    "Milites! Scuta sursum! Aequatis passibus! Pergite!"
    Der Zug setzte sich in Bewegung, unter Tubageschmetter und Hörnerschall. Dieses Jahr marschierten vorneweg die Prätorianer, wie immer mit ungeheuer Präzision und dabei prachtvoll und düster zugleich anzusehen, in ihren archaischen schwarzen Paraderüstungen, wogenden Helmbüschen, ovale Schilde mit dem Zeichen des Skorpions tragend. Die Feldzeichen ragten hoch auf über die Köpfe der Soldaten, die der Garde waren neben den Imagines der kaiserlichen Familie (Augustus, Augusta und Caesar) geziert von Skorpionen, Kronen, Adlern und Torques, Kohorten-Abzeichen und Sieges-Emblemen. Die Signiferi und die Cornicen der Garde trugen stolz die Felle wilder Raubtiere.
    Auch eine Abteilung der Equites Singulares paradierte schneidig hoch zu Roß. Zudem hatte die Garde Geschützmannschaften aufgeboten, die einige Carroballisten und mobile Onager mit sich führten – auch dies Waffen, die der Entsühnung bedurften.
    Die Opfertiere wurden inmitten des Zuges geführt, Stier, Widder und Eber, prächtig geschmückt mit vergoldeten Hörnern oder Hauern.


    Die Parade wand sich den Aventin hinunter. Nun stießen die Salier zu ihnen und führten die Prozession, das uralte Kriegslied singend, im Takt ihres Waffentanzes in Richtung des Forum Boarium. Von dort würde der Zug, gesäumt von den Massen der Schaulustigen, über das Forum Romanum den Weg zum Circus maximus nehmen. Die Fama der Stadt sagte, dass der Kaiser selbst dort als Opferherr der großen Entsühnung seiner Soldaten vorstehen würde.



    *simoff: Gut geklaut ist halb gewonnen.


    FDS

  • Der Tag für den man seit Wochen gedrillt hatte war also endlich da. Die Prätorianer würden voraus marschieren. Aufihnen würden alle Blicke ruhen. Bevor es losgegangen war hatte der Centurio seinen Männern noch einmal zu Konzentration und Präzision gemahnt. Perfektion war die Parole, die man ausgegeben hatte.
    Denn die ganze stadt würde zusehen, wenn die feierliche Prozession der Soldaten n ihrer ganzen Pracht durch die Straßen zog um sich selbst und dem Volk von Rom und alle, die da sonst zuschauen mochten zu zeigen, dass die Sicherheit der Urbs Aeterna in guten Händen war.
    Er vergwisserte sich noch einmal, dass seine Männer alle aufmerksam waren und dann ging es auch schon los. Es dauerte eine ganze Zeit, bis sich die ganze Kolonne in Bewegung gesetzt hatte und Maro und seine Männer waren relativ weit hinten in der Aufstellung. Von seinem Platz in der Kolonne konnte er außer den Opfertieren, die etwas näher an seiner Centuria mitgeführt wurden, nicht besonders viel erkennen.


    Das änderte sich schließlich, als sie an den Rand des Aventin kam und der Weg etwas abschüssiger wurde, sodass er einen besseren Blick auf die Kolonne vor ihm hatte und er sah den Zug in seiner Pracht vor sich her ziehend.
    Das sah gut aus, die Sache lief.

  • Der Tag des Armilustriums war gekommen und Scato, der ein tiefgläubiger Mensch war, hatte sich auf das Ritual gefreut. Im gleichmäßigen Takt hallten die Schritte der Kameraden zu allen Seiten von ihm. Scato, sonst ein Mensch, der zu Überschwang neigte, wenn gute Laune ihn heimsuchte, war heute ernst bis hin zur Düsternis. Dunkle Furchen verliefen unter seinen geschwollenen Augenlidern. Der Paradeschritt saß, Scatos Bewegungen waren präzise und Panzer und Ausrüstung in tadellosem Zustand. Diagonal über die Brust verlief das breite Lederband der Capsa, an der man den Sanitäter jeder Einheit erkannte.


    Es war viel geschehen in den letzten Tagen, doch Scatos Funktionalität litt nicht darunter, er hatte gute Ausbilder gehabt und war hochkonzentriert bei der Sache. Im Gegenteil taten die Anwesenheit seiner Brüder unter Waffen ihm gut. Links von ihm marschierte Tarpa, rechts von ihm Lurco, noch immer mit einem Verband um das Gesicht und um die Hände. Keiner von ihnen war gut drauf, zwei wegen seelischen Wehwehchen und einer wegen körperlichen, doch sie bewiesen, dass die Cohortes Urbanae auch an schlechten Tagen hocheffizient und uneingeschränkt funktionierten. Niemand würde Anlass zur Klage finden, davon abgesehen, dass Scato und Tarpa mit ihrer Zerknautschtheit und Lurco mit seinen Verbänden etwas unansehnlicher waren als sonst.

  • Nicht lange nach seiner Rückkehr nach Roma erwartete Flavius Gracchus Minor gleich jene Pflicht, welche wohl in ihrer Körperlichkeit jede andere Obliegenheit übertraf, ja ihn beständig (mit Ausnahme des Jahres nach seinem Tribunate womöglich) mehr über- denn bloß herausgefordert hatte, da doch der Tanz im salischen Gewande, Hasta und Ancile führend, das Carmen Saliare intonierend, für einen unexerzierten Jüngling bereits schweißtreibend, für einen bereits im besten Alter befindlichen Senator hingegen fatiguierend sich gestaltete.


    Tapfer stimmte indessen Gracchus Minor in die Weise seiner vielfach jüngeren Collegae ein, sprang, respektive schritt von einem Bein auf das andere und stemmte tapfer seine Waffen empor, wo der uralte Kulttanz dies erforderte.
    "... divum em pa cante, divum deo supplicate ...
    ... cume tonas, Leucesie, prae tet tremonti quot ibet etinei de is cum tonarem ...
    ... cozevi oborieso. Omnia vero ad Patulcium commissei."

    Die Worte des Liedes waren uralt, sodass selbst ein Patrizier ältesten Geschlechtes nicht restlos jedes von ihnen zu verstehen imstande war, doch da Manius Minor jedweder divinen Unterstützung bedurfte, um sein Ziel, die Flavia zu erretten, zu erreichen, zeigte er besondere Devotion beim Vollzug jenes Dienstes an den Göttern, heute insonderheit Mars und Quirinus.

  • Die Ausrüstung strahlte, so wie die Gesichter der Barackenbrüder. Jeder schien sich auf das Armilustrium zu freuen, nur Scatos Gesicht sah aus wie eine Gewitterfront. Welche Gedanken er hegte, wusste Lurco nicht. Wer wusste schon was Scato ausgerechnet heute quälte. Für ihn wäre dies eigentlich ein Freudentag gewesen. Lurco hingegen war nach einigen Umwegen in der Realität angekommen. Sie zeigten Präsenz, die Frage war für wen? Nun eine gute Vorführung gehörte für jeden Schauspieler zur Daseinsberechtigung.


    Sie würden ihre Waffen reinigen. Lurcos Waffen waren in Krähenblut getränkt und mit Gerechtigkeit geweiht worden. Diese Waffen waren die letzten die eine Reinigung nötig hatten. Von anderen Waffen im Zug musste man ehr den Staub der Untätigkeit blasen.
    Er hatte die Kameraden gerächt, dass war alles was zählte.


    Das Volk wollte belogen und in Sicherheit gewogen werden. Und sie benötigten einen Schuldigen für all ihre Probleme, die sie aus Feigheit und Unfähigkeit nicht selbst lösen konnten. Und hier kam die Lüge in Marschordnung und Parade.


    Lurco hätte nicht gedacht, dass er einmal so denken würde. Aber mittlerweile wusste er nicht, wer ihn mehr anwiderte. Die freiheitsliebenden Bürger und verdrehten Sklaven, die ständig ihre Arbeit in den Dreck zogen. Aber bei dem ersten Problem direkt nach den Urbaner riefen. Oder jene Urbaner die alles aussassen.


    Das Spiel zwischen den Heuchlern und Officiumhockern war vermutlich älter als das Hacken und Stechen der Senatoren. Die waren bei alledem wenigstens noch unterhaltsam.


    Vielleicht spürte auch Scato, dass etwas zerbrochen war. Das er entweder den Rest seiner Zeit Dienst nach Vorschrift leisten konnte oder er sich seinen eigenen Weg suchen musste, um etwas zu erreichen. Und sei es noch so klein.


    Aber von alledem sagte Lurco nichts. Seine Gedanken gingen niemandem etwas an und sie interessierten auch keinen. Nun bis auf wenige Ausnahmen und einer dieser Männer der verdient hätte hier mitzumarschieren, war nicht dabei. Gedanklich zollte Lurco Kyriakos Respekt, während er durch seine Anwesenheit genau wie seine Barackenbrüder die Urbaner repräsentierte.


    "Was ist los?", flüsterte Lurco Scato zu.


    Einen solchen Gesichtsausdruck war er von ihm nicht gewohnt.

  • Wie er es Maro versprochen hatte, ließ sich natürlich auch Victor nicht das Armilustrium entgehen und befand sich auf dem Weg zu einem Platz auf der Tribüne im Circus Maximus. So sehr es auch immer wieder beeindruckte den Zug der Milites durch die Straßen der Stadt direkt mitzuerleben, so sehr konnte der Senator darauf verzichten im dichten Gedränge der Schaulustigen am Straßenrand zu stehen und nötigenfalls gar seinen Kopf strecken zu müssen, um überhaupt etwas von den vorbeimarschierenden Soldaten sehen zu können.


    Viel besser war es doch, wenn man sich von einer kräftigen Sklavin den Weg durch die auch am Circus Maximus schon sich dicht drängende Masse zu einem Platz in der Nähe der anderen Senatoren bahnen ließ. Wenn man schon nach langer Zeit aus der Versenkung auftauchte, da konnte es ja nicht schaden, das dezent auffällig zu tun. Mit einer gewissen Spannkraft, ob der Tatsache nach langer Zeit mal wieder wegen eines größeren Anlasses vor der Tür zu sein, wandte sich Victor an seine neue Sklavin. "Nun denn Thrakerin," den Namen sollte sich Victor noch mal merken, aber so ging es auch erstmal. "Dann kämpf uns mal den Weg zu den Plätzen der Prätorier frei." Ein wenig gluckste Victor über das Wortspiel, wo die Neue doch eine gute Kämpferin sein sollte. Mit einer Armbewegung deutete der Octavier grob in Richtung der vorderen Reihen der Tribüne. "Wobei, nimm das nicht zu wörtlich. Für Tote und Verletzte auf dem Weg ist das hier eindeutig die falsche Veranstaltung." Im Übrigen hoffte Victor schon, dass die Sklavin nicht an Agoraphobie litt. Man wusste ja nie bei diesen Barbaren, ob sie schon mal mehr als 10 Personen auf einem Haufen gesehen hatten.

  • Zitat

    Original von Gaius Octavius Victor


    Beinahe die gesamte Bevölkerung der Urbs Aeterna schien auf den Beinen zu sein. Und das nur weil es wieder einmal ein Fest zu zelebrieren galt. Das Armilustrium um genauer zu sein. Was dies für ein Fest sein sollte war Kalypso nicht geläufig. Ihren Dominus darauf anzusprechen wagte sie noch nicht. Schließlich wollte sie nicht das er sie als hinterwäldlerische Barbarin betrachtete. Wobei, dies tat er insgeheim wahrscheinlich ohnehin bereits. Die Parade sollte schließlich im Circus Maximus ihr Ende finden. Doch zuerst quälten sich die fein herausgeputzten Soldaten der unterschiedlichsten Einheiten durch die engen Straßen.


    “Ist diese Parade so etwas wie ein Schaulaufen der Soldaten?“


    Konnte man Kalypsos Stimme vernehmen. Als sie ihren Dominus kurzzeitig direkt anblickte. Zum Glück hatte sich ihr Dominus entschieden zu Fuß zu gehen. Nicht auszudenken wenn sich der Octavier für die Sänfte entschieden hätte. Eine Sänfte wäre am heutigen Tag definitiv hinderlich gewesen. Schließlich wurde es immer enger und Kalypsos Blick ruhte auf den Menschen und auf ihrem Dominus. Damit niemand dem Senator auch nur zu nahe kam und der Octavier unbehindert seine Schritte voransetzen konnte.


    “Für meinen Dominus nur die besten Plätze.“


    Ein jeder andere hätte diese Worte durch ein Schmunzeln begleitet. Die Thrakerin nicht. Vollkommen ernst waren diese Worte über ihre Lippen gedrungen. Während sie sich seitlich neben den Octavier postierte, um ihm den Weg zu ebnen. In Richtung der vorderen Tribünenplätze.


    “Du willst den Soldaten doch nicht die Show stehlen Dominus.“

  • Zitat

    Original von Manius Purgitius Lurco


    Für die Dauer eines Wimpernschlags huschte Scatos Blick nach rechts. Scheinbar hatte er einen derart traurigen Flusch gezogen, dass es Lurco der mögliche Hieb mit dem Rebenstock wert war und er sich nach seinem Befinden erkundigte. Für Lurco beging Scato darum seinerseits den Fehltritt, ihm kurz Antwort zu geben, damit er sich nicht den Kopf zerbrach oder annahm, Scato ginge es körperlich schlecht. "Jemand geht", raunte Scato, fast ohne die Lippen zu bewegen und gerade laut genug, dass man die Worte durch den Lärm der genagelten Sohlen noch verstand. "Ich erzähl´s dir dann!"

  • " Ruhe im Glied" zischte Appius, der wie alle anderen in der Kolonne eingereiht Richtung Marsfeld marschierte.
    Herausgeputzt wie ein Opferstier ging es den Weg leicht bergab. Der Circus wirkte von Heike nicht so imposant als wenn man sich davor bzw darin befand.


    Diese Arena hatte schon viele Dekaden erlebt und wuchs mit der Zeit zu ihrer momentanen Größe heran. Immer wieder würden Umbauten vorgenommen und Arbeiten die dieses Bauwerk noch prunkvollen machten als es zuvor war.
    Eingebettet in der Denke zwischen Palatin und Aventin erstreckte sich die Arena in einer Länge von ca. 5 stadien.
    Metallisch Klängen die Schritte der rund 1500 Mann starken Truppe der innerstädtischen Verteidigung.

  • Das Armilustrium war einer der höchsten Feiertage der Götzenverehrung. Wie eine Schafherde rotteten sich die Soldaten zusammen und folgten ihren Leithammeln durch die Stadt. Soldaten, Salier, Opfertiere, alle im gleichen Rhythmus. Das Fest war so alt, dass einige Gesänge und Riten gar nicht mehr verständlich waren. Und trotzdem wurden sie gesungen und durchgeführt, denn die Menschen folgten in völliger Verblendung ihren kultischen Führern.


    Ich war natürlich nicht hier um dem beizuwohnen. Da der Marsch aber mit großem Getöse über den Aventin zog konnte ich ihm auch nicht wirklich entkommen. Und irgendwie war es auch ein bisschen wie ein Unfall. Einerseits schrecklich, aber andererseits kann man nicht wegschauen. Ich folgte dem Zug noch bis zum Circus Maximus. Dort verschwand er in dessen Tor wie in einem riesigen Höllenschlund.


    So stellte ich mir das Ende vor. Die verblendeten Ungläubigen tanzten der Schlange hinterher in den Abgrund. Wenn wir sie nur retten könnten! Wenn wir sie nur alle retten könnten! Es waren so viele Menschen, dass mir diese Aufgabe in diesem Augenblick doch irgendwie viel zu groß erschien. Aber ich würde nicht wanken. Gemeinsam mit meinen Brüdern und Schwestern und vor allem mit Philotima an meiner Seite würden wir so viele retten wie möglich. Allerdings nicht heute.

  • Er hatte es dem Augustus versprochen. Und Dives war ein Mann des Wortes - oftmals ein Mann der Rede gar -, in jedem Falle aber jemand, der nichts leichtfertig versprach, das er nicht auch zu halten intendierte. So also war er heute - die offizielle Zeit der Trauer (für Iulius Caesoninus und Iulia Phoebe, ebenso wie für Iulius Labeo) beschloss er als beendet anzusehen - in einer neuen, königsblauen Tunika gekleidet, deren Stoff seidig glänzte. Dazu hatte er sich in eine Toga Praetexta hüllen lassen, die ihn mit ihrem breiten Streifen aus Purpur für jedermann deutlich als Senator erkennbar machte. An seinen Füßen trug er die typischen roten Senatorenschuhe, während seine rechte Hand sowohl von seinem Senatorenring als auch dem Siegelring der Iulier geschmückt wurde. (Der Senatorenring saß am Zeige-, der Siegelring an seinem Ringfinger.) Extra für den heutigen Tag hatte er sich zudem eine feine Silberkette anfertigen lassen mit einem silbernen Medaillon zum Aufklappen. Äußerlich war dieser Anhänger mit kleinen Smaragden in Form eines Lorbeerkranzes - eines Symbols natürlich des Gottes Apollo - besetzt, während auf die beiden Innenseiten links ein stilvolles L (für Labeo) und rechts ein kleines P, kunstvoll umhüllt und eingefangen von einem C (für Caesoninus und Phoebe) eingraviert waren. Einen Anhänger aus Bernstein hatte er leider noch nicht auftreiben können, wenngleich sein Untergebener Antinoos noch immer damit betraut war, einen solchen Anhänger ihm zu beschaffen.


    Das frisch frisierte kurze Haar des Iuliers bewegte sich leicht im Wind, während er sich von Antinoos und Saras - nach den vermehrten iulischen Todesfällen der letzten Zeit wollte er doch lieber auf Nummer sicher gehen - den Weg in den Circus Maximus und dort auf einen möglichst guten Platz, der ihm als Senator zweifelsohne zustand, geleiten ließ. Es war der erste öffentliche Auftritt seit seinem Rückzug nach Bovillae, der erste öffentliche Auftritt eines iulischen Senators seit dem Mord am Vigintiviralis Iulius Caesoninus, die Einlösung eines Versprechens gegenüber dem Augustus. Dives spürte den mit all diesen Dingen verbundenen Druck durchaus. Und so war er letztlich doch froh, dass er seine "Rückkehr in die Öffentlichkeit" nicht gänzlich allein absolvieren musste: Labeo, Caesoninus und Iulia Phoebe, sie alle waren gewissermaßen ebenfalls hier und begleiteten den Senator auf seinem heutigen Weg. Mit der Hand am Medaillon, während er sich durch die Reihen drängte, hoffte Dives dennoch, dass dieser Tag nur bald wieder vorbei wäre. Nach so viel Tod und Veränderung in den vergangenen Wochen sehnte er sich doch beinahe wieder nach irgendeiner Form von Alltag und Normalität. (Doch er ahnte bereits, dass es bis dahin wohl noch ein etwas längerer Weg werden würde...)

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    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Das Lurco wirklich schwieg verwunderte den Furier ein wenig. Noch mehr aber verwunderte ihnder Gesichtsausdruck des übereifrigen Miles. Er hatte eine Mine aufgesetzt die man unterschiedlicher nicht interpretieren könnte.


    " Was ist los?" zischte Appius Lurco zu. Er vermied es dabei so gut es ging die Lippen zu bewegen. Ob Lurco ihn nun auch gehört und verstanden hatte stand auf einem andern Blatt


    Der Lärm der Schritte der Soldaten wie auch der Lärm der Menge, die sich am Straßenrand versammelt hatte, ubertönte so gut wie alles.
    Sie waren bereits am Haupteingang der Arena angelangt und Appius hegte keine Zweifel dass Lurco ihn nicht einmal gehört hatte.
    Hallend nun klangen die Schritte und durch die metallenen Teile der Ausrüstung ergab dies ein fürchterliches Klangbild das von den Wänden zurückgeworfen wurde.


  • An der Spitze meiner Kohorte ritt ich durch die Straßen der Stadt, als Teil des gewaltigen Heerwurmes. Die Prozession wand sich über das Forum Boarium bis zum Forum Romanum, entfaltete all ihre martialische Pracht zwischen den uralten Tempeln und Monumenten unserer Ewigen Stadt. Die Militärmusik, heute getragen und feierlich, hallte in den Straßen, das Marschieren tausender Caligae dröhnte wie Donnergrollen.
    Zahllos war die Menge derer, die unseren Weg säumten, Römer und Vertreter all der anderen Völker, die aus allen Winkeln der Welt hier an ihrem Nabel zusammenströmten, schaulustig, gaffend, jubelnd, oder auch nur geschäftstüchtig an diesem Festtag. Trauben von Menschen hingen aus den Fenstern der Wohngebäude, an denen wir vorüberzogen, manche hatten die Sockel von Denkmälern erklommen, um uns besser bestaunen zu können.


    Meine Kohorte marschierte mit höchster Disziplin und Routine, ein jeder der Soldaten von formidablem Format und in schmuckester Paradeerscheinung. Heute, wo einmal die Scharade des Pomeriums aufgehoben war, hatten wir Soldaten nicht nur das Recht, nein es war unsere Pflicht, uns in all unserer Pracht und Kampfesschönheit zu zeigen, und ich muss gestehen, dass ich dies, obgleich ich schon so oft in diesen Genuß gekommen war, immer wieder genoss. (Auch die militärische Mode blieb ja nicht stehen! Jedes Jahr gab es neue Strömungen und Akzente, die man als modebewusster Tribun dezent in die Garderobe integrieren konnte.)
    Mein Paraderappen war ein nachtschwarzer Hispanier von höchst eleganter Gangart und mit wallender Mähne, bei jedem Tritt hob er hoch die (ebenfalls tiefschwarz geölten) Hufe unter dem üppigen Fesselbehang. Sattel und Zaum waren mit silbernen Lunulae geschmückt. Hoch zu Roß trug ich meinen schneidigsten Harnisch, den brünierten mit den silbernen Intarsien, über einem Subarmalium mit wirklich extravaganten Acantusblatt-förmigen Pteryges, dazu natürlich die blutrote Tribunenschärpe, das schneeweiße Focale mit den eingedrehten Enden, den attischen Helm mit wogendem schwarzem Helmbusch und die Kollektion meiner auf Hochglanz polierten Orden. Von meinen Schultern flutete die Schwärze meines Paludamentums, in das silbrig der Skorpion eingewirkt war.
    Um den Hals trug ich hingegen wie immer zwei ganz schlichte Amulette, eines für Serapis, und eines für Mars. Es war in der Form eines Ancilium – eine Miniatur der Schilde, die die Salier heute bei ihrem erhabenen Waffentanz trugen. (Es war aber nur mein zweites Marsamulett, das Original, das mir damals Tante Lucilla beim Aufbruch nach Parthien geschenkt hatte, und das mich so lange begleitet hatte, lag in Nabataeas lebensfeindlicher Einöde unter einem Stein verborgen. Irgendwann würde ich zurückkehren und es bergen.... und das mit dem größten Vergnügen an der Spitze einer Armee... wenn unser allseits geliebter Imperator Aquilius nur nicht so friedensversessen wäre!)


    Nach dem Zug durch die Stadt hielten wir auf den Circus Maximus zu, zogen ein in das gigantische Oval, dessen Ränge dicht besetzt waren. Überall hingen Girlanden von Herbstblumen und Gewinde grüner Zweige.
    Unter dem Kommando ihrer Offiziere formierten sich die Einheiten auf ihren Positionen, ausgerichtet auf die dem Palatin zugewandte Längsseite. Dort waren die drei Altäre errichtet und die Opferfeuer loderten. Würdevolle Abordnungen des Cultus Deorum um die Pontifices und Flamines zogen ein. Nun wurden die Opfertiere von Soldaten zu den Altären geführt, Widder, Stier und Eber, über und über geschmückt. Der Festtag war so uralt, dass wir heute der prä-kapitolinischen Trias opfern würden: Iuppiter, Mars und Quirinus. Und sowohl wir, als auch die Urbaner, als auch die Prima würden jeweils ein Voropfer durchführen. Der alte Heius hatte mir das überlassen, wahrscheinlich weil ich sowas schon oft tadellos über die Bühne gebracht hatte (und natürlich die elegantesten Pteryges der ganzen Einheit vorweisen konnte), vielleicht hatte er aber auch den Weihrauch vergiftet, man weiß nie. Während unser Präfekt die Formation abritt, ging ich ich im Geiste die Worte meiner Anrufung durch.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Der Prätorianerpräfekt Heius Vibulanus ritt die Formation ab. Die Musik verstummte. Durchdringend schweifte sein Adlerblick über die im Circus Maximus angetretenen Einheiten (und Abordnungen von Einheiten).
    "Milites!" Seine schnarrende Kommandostimme hallte gebieterisch durch das Oval. "In Erwartung unseres Imperators Caesar Augustus Tiberius Aquilius Severus! State! Oculos ad prosam! Bereit zum Salut!!"
    Und auch die anderen Kommandeure, ihre Centuriones und Optiones ließen ihre Männer stramm stehen. Hier noch das Klimpern eines Cingulums, dort noch das Scharren beschlagener Sohlen, dann kehrte Stille ein über der zur Entsühnung angetretenen gewaltigen Streitmacht.
    Alles verharrte - in Erwartung des Imperators.
    Hälse reckten sich. Alles spähte zur Tribüne auf der palatinischen Seite. Die Cornicen und Tubaspieler hielten ihre Instrumente an den Lippen, in höchster Konzentration, bereit den Einzug des Kaisers mit triumphalem Geschmetter zu untermalen.




    FDS

  • Auftritte wie dieser waren eines der wichtigsten Elemente der Regentlschaft eines Princeps.
    In ihnen manifestierte sich die Macht und die Autorität, die man ihm verliehen hatte. Also verlangte er sich bei diesen Gelegenheiten stets absolute Perfektion ab.
    Das ging bei der Haltung los, betraf die Frisur und natürlich die Kleidung. Es wurde nichts dem Zufall überlassen. Allein schon um etwaige Nervositäten des Princeps möglichst gering zu halten.
    Und dann ging es auch schon los. Er vernahm das Kommando des Praefectus, ließ einige Augenblicke die Spannung steigen und marschierte dann hinaus. Dies war im Grunde eine militärische Veranstaltung also befleißigte er sich eines zügigen, scharfen Schrittes und einer ernsten Miene, so wie es die Truppen von einem Oberkommandierenden erwarten würden.


    Der Anblick war überwältigend. Man machte sich auch als Princeps nie so richtig bildlich klar, wie viele Soldaten eigentlich in Rom stationiert waren. Und heute waren sie alle angetreten, zu ehren des Gottes Mars. Der Augustus hoffte inständig, dass die Opfer nachher zum Wohlgefallen des Gottes waren. Aber er hatte ein gutes Gefühl.
    Das Geschmetter der Cornicen und Tubas war ohrenbetäubend, aber die Fanfahre setzte die ganze Angelegemheit hervorragend in Szene. Sonst wäre er einfach nur ein Mann gewesen, der in gespannte Stille heraus trat. Die Musik brachte Gravitas, sehr gut.


    Als er der Position angekommen war, die er sich ausgeguckt hatte, blieb stehen, verharrte einen Moment und grüßte dann die angetretene Streitmacht.

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    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Punktgenau setzten die Cornuae und Tubae ein, untermalten den Auftritt des Kaisers mit majestätischen Klängen. Aaah! und Ooooh! wurde auf den Tribünen gestaunt, gejubelt und gewinkt:
    "VIVAT! VIVAT IMPERATOR!"
    Die Soldaten führten die Faust zur Brust und erwiderten militärisch des Gruß ihres Oberbefehlshabers, die Worte aus unzähligen Kehlen vereinten sich zu einem dröhnenden:
    "AVE IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS!"




    FDS

  • Mit einer huldvollen Geste nahm der Augustus den Gruß der Soldaten entgegen. Sowei so gut. Bevor sie zum Opfer schreiten würden, mussten die Soldaten allerdings noch eine Ansprache ihres Oberbefehlshabers über sich ergehen lassen. Und so nahm der Princeps klassische Rednerpose ein und begann mit lauter Stimme, sodass man ihn auch ordentlich hören konnte.


    "Soldaten Roms, Bürger Roms. Heute begehen wir wie jedes Jahr das Armilustrium. Das Fest zu Ehren des Mars, bei denen die Waffen entsühnt werden. Wir werden dieses Fest mit der größten Ernsthaftigkeit und Disziplin durchführen, auf dass Mars uns auch im nächsten Jahr gewogen sein wird. Ihr und ich wisst, wie wichtig es ist, dass Mars uns allzeit gewogen ist.


    Zuerst aber möchte ich euch, Soldaten Roms, danken. Ich möchte euch dafür danken, dass ihr heute ein so hervorragendes Beispiel von römischer Stärke und römischer Disziplin zeigt. Auf den Tugenden der Soldaten Roms ruht dieses Gemeinwesen. Es kann ohne euren Mut, euer Pflichgefühl, eure Tapferkeit und ohne eure Virtus nicht bestehen.


    Deswegen möchte ich euch danken, dass ihr jetzt, wie schon immer die festeste Stütze des römischen Gemeinwesens seid. Darauf, Soldaten, könnt ihr stolz sein, denn der Schutz Roms ist keine leichte Aufgabe. Unsere Feinde stehen an den Grenzen, jederzeit bereit es zu versuchen, unseren großartigen Staat ins Wanken zu bringen.


    Unsere Feinde stehen auch im Inneren.
    Verräter, Aufständische, kriminelle Banden. Gegen sie alle seid ihr, Soldaten Roms, das Bollwerk hinter dem die Bürger unseres Gemeinwesens vertrauensvoll Schutz suchen und auch finden.
    Um also meiner Dankbarkeit auch praktischen Ausdruck zu verleihen, kündige ich nun mit größter Freude ein Donativum für alle Soldaten Roms an. Jeder Soldat unseres Gemeinwesens, vom Probatus zum Legatus soll sich allzeit meines unumschränkten Wohlwollens sicher sein.


    Und nun, Männer Roms, lasst uns zum Opfer schreiten, damit uns Mars wohl gesonnen sein möge."


    Eine kurze, zackige Rede mit der der Augustus eigentlich ganz zufrieden war. Er wusste, dass einerseits die Soldaten mäandrierendes Geschwätz nicht beeindruckte, andererseits stand eigentlich nicht der Augustus im Mittelpunkt, sondern Mars. Deswegen hielt er sich heute knapp. Er hatte keine Lust, den Zorn des Gottes auf sich zu ziehen, indem er ihm die Schau stahl. Nichtdestoweniger hoffte er, dass seine Ankündigung eines Donativums wohlwollend aufgenommen werden würde.

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    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Scato war etwas verwirrt, weil sie den Gruß mit dem Schwert geübt hatten und nicht mit der Faust, aber in der Menge fiel das kurze Zögern von ihm und den bei ihm stehenden Männern nicht weiter auf. Sie brüllten:


    "VIVAT! VIVAT IMPERATOR! AVE IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS!"


    Danach senkte sich Stille auf den Platz.


    Die Stimme des Kaisers allein, auf dessen Standbild sie ihren Eid geschworen hatten, klang laut und klar. Die Ansprache machte Eindruck bei Scato, denn oft wurde vom Volk vergessen, dass die Soldaten sich nicht nur an den Grenzen mit den Wilden und Barbaren herumschlugen, sondern dass es auch im Inneren des Reiches Feinde gab, die bekämpft werden mussten. Die Cohortes Urbanae und Prätorianer wurden oft aus den Legionen rekrutiert. Bei beiden Einheiten handelte es sich um die Besten der Besten handelte, hier war die Elite der römischen Streitmacht versammelt und ihre Mission war die Gleiche, wie die der Kameraden in den Legionen - dem Willen des Kaisers, des Senats und des Volkes mit Waffengewalt Ausdruck zu verleihen, die Feinde auszumerzen und den Fortbestand des Imperium Romanum zu sichern.

  • Auch die Soldaten der Classis waren in der Pompa mitmarschiert und stimmten in die Jubelrufe und den Gruß zu Ehren des Kaisers mit ein. "AVE IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS!" Für sie war es eine besondere Ehre, heute mit dabei zu sein, denn normalerweise waren es nur die Segelsetzer aus den nautischen Abteilungen, die regelmäßig nach Rom abkommandiert wurden, um in der Arena die Sonnensegel zu bedienen. Heute waren es dagegen die Flottensoldaten aus dem militärischen Zweig der Classis, die sich vor dem Volk Roms und vor den Augen des Oberbefehlshabers präsentieren durften. Der zackige Auftritt in Reih und Glied war zwar im Alltag eher weniger ihre Metier, dafür genossen sie den imperialen Glanz hier umso mehr und wollten sich und ihre Waffen natürlich von ihrer besten Seite zeigen.

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