Aus dem Leben eines Soldaten

  • Es war ein leicht verhangener Nachmittag, als Maximus Decimus Meridius, geboren in Spanien und Sohn eines in Germanien gefallenen Angehörigen der Auxilia, am Eingang des Lagers beim wachhabenden Offizier Einlass verlangte und sich beim zuständigen Musterungsbeamten meldete.


    [...]


    "Ich heiße Maximus Decimus Meridius"


    Frage


    "Ich komme aus Hispanie."


    Frage


    "Wohnhaft bin ich zur Zeit nirgendwo."


    Frage


    "Ja , ich bin erst seit kurzem in Rom."


    Frage


    "Ja, ich bin Römischer Bürger."


    Frage


    "Nein, in unserer Familie gibt es keine ...Krankheiten."


    Frage


    "Nein, gekämpft habe ich noch nie, aber ich bin der Sohn eines Auxiliarius, und ich war als Knabe Waffenknecht eines Centurio."


    [...]


    Indess durfte sich Maximus wieder anziehen, der Arzt hatte gesehen, was er sehen wollte, und nachdem auch der Sehtest und das Abschreiten einer in den Sand gezogenen Linie ohne Schwierigkeiten von statten ging, harrte Maximus der Dinge die kommen würden.

  • Maximus wurde noch am selben Tag in die Legion als Rekrut aufgenommen. Er fühlte sich überaus glücklich und dachte daran, wie lange sein Vater bei den Hilfstruppen hatte kämpfen müssen, bis nun er, sein Sohn, Römischer Bürger und Legionär werden konnte.


    So weit es an mir liegt , sprach er zu sich selbst, will ich meinen Vater ehren und meinen Ahnen niemals zur Schande gereichen .


    So packte er seine Sache und bezog im dritten Kasernenblock westlich der Via Principalis sein Quartier. Von nun an würde er für längere Zeit ein 20m² Zimmer mit acht anderen Rekruten teilen, und ihm wurde bewußt, dass nun die beschaulichen Zeiten zu Ende gegangen waren.


    Packen wir es an, dachte er, als er in den Kasernenhof trat und Waffen und Rüstung beim Quartiermeister abgeholt hatte.


    Ehre und Stärke! hatte sein Vater immer gesagt, als er jeden Tag begann, beinahe 25 Jahre lang, und nun lag es an ihm, dieser Tradition gerecht zu werden.

  • Die ersten Tage verbrachte Maximus weitgehend mit Exerzieren, Marschieren, Exerzieren, Maschieren, unendlich vielen Arbeiten im Lager, dem Anlegen und Ablegen der Ausrüstung und den unzähligen Schikanen, mit denen die erfahrene Centurione versuchten, die jungen Rekruten abzuhärten.


    Hier ein Bild von Maximus in der leichteren Trainigsausrüstung (Kettenhemd statt Plattenpanzer)


    http://www.geschichte.uni-osna…t/images/1kalkriese11.jpg

  • Die härtesten Übungen - nach dem Marschieren - waren jedoch die Manöver, welche von den Rekruten bei jedem Wetter, bei Wind und Regen, brütender Hitze, ja selbst bei Schneefall ausgeführt werden sollten. Maximus verzweifelte oft an der Härte seiner Ausbilder, jedoch schon früh erkannte er, dass es diese Härte war, die aus ihnen die Kämpfer machen würde, welche sich die Welt zu erobern anschickten.


    Die Schildkröte
    http://www.roman-empire.net/army/pics/tortoise-01.jpg


    Die offene Formation
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    Die geschlossene Formation
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    Die Abwehr von Reitern
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    Der deffensive Kreis
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  • Strömender Regen peitschte in diesem italienischen Winter vom Himmel, bitterkalter Wind aus Nordwest trug den Regen und die Feuchtigkeit bis in die Unterkünfte, durch den inzwischen knöcheltiefen Morast mussten die jungen Rekruten in voller Ausrüstung, mit vollem Gepäck, abwechselnd marschieren, rennen, in das Gefecht übergehen, das Gefecht wieder abbrechen, wieder marschieren und sogar allabendlich ein Übungslager errichten.


    Ein Übungslager in feuchtem und klebrigem Boden! Wie sollte das gehen? Wer würde ohne Mühen einen tieferen Graben als zwei Fuß ausheben können?


    Maximus blickte zu seinem Optio hinüber. Sollte dies wirklich ernst sein? In diesem Regen? In diesem Morast? Ein Lager mit Palisaden, Gräben und allem was dazugehörte?


    Dann traf ihn jedoch der bohrende Blick des Ausbilders.



    Und Maximus wusste, es würde um diese Aufgabe kein drumherumgeben, wenn sie eines Tages, bei ähnlichem Wetter in den Wäldern von Germanien oder in den Ebenen Galliens überleben wollten.


    Maximus erhöhte seine Anstrengung, vom Graben hatte er schon Schwielen an den Händen, den Schmerz spürte er schon nicht mehr, und immer lauter klangen die Befehle des Optios in seinen Ohren, immer bohrender lasteten die Blicke das Ausbilders auf ihm und den anderen Probati.


    Nun denn , dachte er bei sich selbst, es liegt wohl ein langer Weg vor uns, die Legion I ist die Elite, wenn wir es nicht schaffen, schafft es keiner...


    Indess blickte er mitleidig zu einem anderen Probati der am Ende seiner Kräfte angekommen war.


    "Reiß Dich zusammen!" brüllte er hinüber und packte mit an.

  • Es war noch früh und dunkel am Morgen, als als alle Kohorten zum Apell aus den Zimmern gerufen wurde, eisig wehte der Wind in die Gesichter der noch müden Männer. Kommandos wurden gebellt, Anweisungen wurden gegeben, alle mussten so schnell als möglich in vollem Marschgepäck auf dem Exerzierplatz erscheinen, der Optio meinte, der alljährliche Marsch in den Süden stehe an, um die Mobilität der Truppe aufrecht zu erhalten, genaues wusste er jedoch nicht.


    So kam es, dass wenig später die Kohorte von Maximus als Vorhut das Lager verließ, unwissend wohin der Weg ginge...


    http://www.roemercohorte.de/fotos/marsch5.jpg

  • Die Kilometer lasteten in den Beinen. Der Marsch war mörderisch. Die noch jungen Probati schwitzten und hatten alle Hände voll zu tun, das Tempo zu halten, das von den Offizieren vorgegeben wurde.


    Schneller, schneller, schneller.


    Maximus sah zu dem Optio hinüber. Dessen Blick war hart, streng und fordernd.



    Schneller, ihr müdes Pack! Wollt Ihr etwa ein Imperium erobern? Soll sich der Imperator auf Euch verlassen können?


    Maximus wurde es beinahe schwindelig. Sein Nebenmann geriet ins Straucheln, schon war der Optio zur Stelle, sein Stock fuhr durch die Luft und traf den Probati mitten im Gesicht. Dieser blickte kurz zornerfüllt auf, dann jedoch riss er sich zusammen, packte sein Bündel und schritt weiter.


    Immer wieder diese Blicke...


    Wollt Ihr etwa Legionäre sein? Legionäre marschieren 30 Kilometer am Tag und wenn es sein muss sogar 50! Habt ihr gehört? 50 Kilometer! Also hängt Euch rein!


    An diesem Tage beschloss Maximus alle Skrupel über Bord zu werfen. Er merkte, dass man hart sein musste um das Leben als Legionär zu überleben, dass man hart sein musste, um nach oben zu kommen. Also würde auch er hart werden, nicht um anderen weh zu tun, sondern um seiner Aufgabe und Berufung gerecht zu werden.

  • Der Optio betrachtet die Jungs, die geplante Marschstrecke wurde um ein leichtes überschritten. Er sieht die Entschlossenheit in den Gesichtern der jungen Römer, er weiss dass sie ihn beinahe hassen.


    Aber das ist seine Arbeit, seine Berufung. Dadurch werden gar einige die erste Schlacht überleben.


    "Die ganze Zenturie! Gepäck ab! Esst und stärkt euch alle, dann ab zur Ruhe. Und deckt euch gut zu, die Nacht könnte sehr kühl werden."

  • Die Kohorte stoppte, das Gepäck wurde sorgfältig abgelegt, der eine Teil der Truppe stellte die Wache, während der andere sich an die Arbeit begab, ein Lager aufzubauen.


    Dann, wenig später kehrte langsam Ruhe ein, die Waffen und das Rüstzeug wurde gepflegt, das eine und andere repariert, Essen gekocht und verspeist.


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    http://www.roemercohorte.de/fotos/lagerleben2.jpg


    http://www.roemercohorte.de/fotos/lager3.jpg http://www.roemercohorte.de/fotos/lager4.jpg

  • [Sprung in die Realität]
    Irgendwann muss ich mich ja 'eh outen, aber jetzt passt es gerade so gut: letztes Bild, die drei Jungs mit dem Amphore - der linke von denen bin ich. :D Foto wurde dieses Jahr in Neuss gemacht.


    Und um die Mühe zu sparen, alle Fotos hier rein zu kopieren: http://www.roemercohorte.de ;)
    [Zurück in die Virtuallität]

  • [Na so ein Zufall! Trifft sich gut, dass Du auf dem Bild bist,
    dann kann ich Dich hier gleich mal einbinden... :D ]


    http://www.roemercohorte.de/fotos/antreten5.jpg


    Am nächsten Morgen wurden alle zum Apell gerufen. In Reih und Glied stellten sich die noch verschlafenen Männer auf, der Optio wedelte mit seinem knorrigen Stab und brüllte Befehle.


    Werdet Ihr wohl alle antreten? Ihr müdes Gesindel! Seid Ihr etwa noch nicht wach? Braucht Ihr Euren Schönheitsschlaf? Ihr werdet doch wohl nicht etwa Eure Mama vermissen?


    Maximus konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als der Optio einen Tobsuchtsanfall zu bekommen schien. Zum Glück stieß ihm in diesem Moment Spurius Purgitius Macer den Ellenbogen in die Seite und er konnte sich wieder fangen, das Ausbrechen in Gelächter hätte mit Sicherheit nur zur Folge gehabt, dass man ihn heute hätte Extra-Wache schieben lassen.


    "Danke, Freund!"


    flüsterte Maximus, so dass es der Optio nicht hören konnte.

  • Auf dem Podium stehen zwei Männer, man sieht deutlich, dass es sich um ritterliche Tribune handelt. Der eine neigt sich zum Nebenmann und raunt.


    "Flaccus, ich denke diesmal sind wirklich einige gute Probati darunter."


    Der Angesprochene nickt vielsagend.

  • Zitat

    Original von Marcus Helvetius Geta
    Auf dem Podium stehen zwei Männer, man sieht deutlich, dass es sich um ritterliche Tribune handelt. Der eine neigt sich zum Nebenmann und raunt.


    "Flaccus, ich denke diesmal sind wirklich einige gute Probati darunter."


    Der Angesprochene nickt vielsagend.


    Dies bemerkend gab der Zenturio der Kohorte den Befehl, direkt aus dem Exerziermarsch in den "Angriff" überzugehen um den anwesenden Tribunen die ganze Kampfkraft der inzwischen gereiften Rekruten zu demonstrieren.


    Maximus und seine Reihe schwenkte also aus dem Laufschritt ein und schleuderte die Pila mit voller Wucht in Richtung des "Feindes".


    http://saverio4444.tripod.com/Pilumthrow.JPG


    "Was ein Pillum anrichten kann, ist auf eine Distanz von 15 - 20 Meter absolut tödlich..."


    erklärte der Optio auf Nachfragen der Tribunen,


    "es durchschlägt sowohl Schild, als auch Kettenhemd, und wehe den Barbaren die ohne Rüstung in den Kampf ziehen."


    http://www.frasdorf.com/legio8/pictures/PILUM1.jpghttp://www.frasdorf.com/legio8/pictures/PILUM2.jpg

  • Und Tribunen, was meint ihr zum Ausbildungsstand dieser Centuria? Einige sind sehr vielversprechend. Nach all den Jahren erkenne ich es auf den ersten Blick, wenn jemand den langen Weg in die erste Kohorte schafft. :]

  • Die Show welche den Tribunen geboten wurde, musste Eindruck gemacht haben. Viele der Probati wurden als Legionäre den besten Kohorten zugeteilt, einige Offiziere wurden befördert. Der Optio hatte ganze Arbeit geleistet.


    Maximus indess fühlte sich unglaublich stolz, nun ganz und gar zu den Legionen gehören zu dürfen.


    "Von nun an," sprach er zu sich selbst, "stehen mir in Rom alle Türen offen."

  • Zitat

    Original von Lucius Furius Carus
    Und Tribunen, was meint ihr zum Ausbildungsstand dieser Centuria? Einige sind sehr vielversprechend. Nach all den Jahren erkenne ich es auf den ersten Blick, wenn jemand den langen Weg in die erste Kohorte schafft. :]


    Das wollt ihr also erkennen können, Furius Carus?
    Ich traue nur wem ich im Kampf erlebt habe, doch diese Männer hier scheinen mir die richtigen zu sein.


    Mit ihnen würde ich jederzeit wieder nach Dacien gehen.

  • Es war spät am Abend, als Maximus Dienstschluss hatte und in dem Zimmer, welches er mit sieben anderen Legionären zu teilen hatte zur Ruhe kam. Er setzte sich auf seinen Schlafplatz und dachte über die vergangen Tage nach. Er selbst war in die Legionen aufgenommen worden, und er würde sich bei den nächsten Aufnahmeprüfungen für die Offizierslaufbahnen bewerben, Onkel Quintus war in der Stadt, zusammen mit Livia, und sie würden vermutlich noch eine Woche bleiben und dann zurück nach Tarracco segeln. Und Neffe Lucius, ob er wohl die Provinz Syrien schon unsicher machen würde?


    "Hoffentlich stürzt er sich nicht in irgendwelche Abenteuer. Sein Eifer ist berühmt..."


    Dabei lacht er laut auf, denn er wußte, sein Neffe würde schon zurechtkommen.


    "Nun denn, büffeln wir noch ein wenig in den Schriften über die Kriegsführung. Ich werde sofort die Bibliothek des Lagers aufsuchen und um die Erlaubnis bitten, mir die entsprechenden Werke auszuleihen."


    Maximus sprach es und suchte seinen Offizier.

  • Maximus war kaum eine Woche als regulärer Legionär im Castell gewesen, als seine Kohorte zu Straßenausbesserungsarbeiten herangezogen wurde. Die Männer rückten am Morgen aus und erreichten nach einem einstündigen Fussmarsch das Einsatzgebiet, wo die entsprechenden Materialien und Arbeitsgeräte warteten. Es war eine Knochenarbeit. Die Strasse war an diesem Abschnitt wirklich stark beschädigt, das Wetter tat seinen Anteil dazu und die Männer stießen mehr als nur einen Fluch aus. Maximus indess ließ sich nicht beirren. Mit verbissener Disziplin versuchte er seinen Kameraden ein Vorbild zu sein und sie in ihrer Arbeitsmoral anzuspornen.


    http://www.khg.bamberg.de/fach/sport/italien/strabau1.jpg

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