Feuerschutz im römischen Imperium

  • Feuerschutz im römischen Imperium


    Zu den größten Ängsten der Bürger Roms gehörte neben der Furcht vor Hauseinstürzen die Furcht vor Bränden, nach Plutarch, „die angeborenen und ständigen Übel Roms.“
    Kleinere Brände gab es in Rom fast täglich, nur allzu leicht wurden die Fackeln und Öllampen umgestoßen und so ein Brand entfacht. Auch die Öfen trugen maßgeblich zu einer erhöhten Brandgefahr bei. Größere Brände suchten die Stadt in geradezu periodischen Abständen heim.
    Vor der Einrichtung einer organisierten Feuerwehr gab es in Rom eine allgemeine Löschverpflichtung, die jeden Römer dazu aufrief, im Falle eines Brandausbruches zu löschen. Viele reiche Bürger Roms hielten sich auch eine private Sklavenfeuerwehr, die besseren Schutz gewährleisten sollte. Natürlich sahen sich auch die ärmeren Bewohner der Stadt nicht dazu verpflichtet, ihr Leben für die Villa eines reichen Römers zu gefährden.


    In einem politischen Wahlkampf, den Augustus gegen Egnatius Rufus führte, wollte der zuletzt genannte mit der Gründung einer Feuerwehr und in Folge dessen, mit dem der Allgemeinheit so zugesicherten Schutz gegen die Brandgefahr punkten. Augustus griff diese Idee jedoch auf und gründete im Jahr 6 v. Chr. die erste organisierte Feuerwache.


    Anm.: Zwar gab es im alten Ägypten und in Griechenland auch Feuerwehren, jedoch waren diese nicht derart gut organisiert bzw. ist überd diese weniger überliefert.


    Zunächst errichtete Augustus eine 600 Mann starke Wehr die aus Sklaven bestand. Durch den regen Zuspruch, der der Feuerwehr nach kurzer Zeit entgegenkam, stockte man die Anzahl der Vigiles jedoch nach kurzer Zeit auf.
    Die Vigiles, wie sie genannt wurden, waren, obwohl sie keine Legion waren, straff militärisch organisiert. Die Feuerwehrleute hatten den untersten Rang und so war auch freigelassenen Sklaven der Beitritt erlaubt.
    Anfangs waren die Vigiles in privaten Häusern untergebracht, später stellte man ihnen jedoch Mietskasernen zur Verfügung, die ausschließlich für die Feuerwehr bestimmt waren.

    Für die Stadt Rom standen 7 Kohorten zur Verfügung, die auf 14 Regionen, in die Rom unterteilt war, aufgefächert waren. Daher mußte sich also eine Kohorte um 2 Bezirke der Stadt kümmern, was bei einer Stadt dieses Ausmaßes sicherlich keine leichte Aufgabe war. Die Kohorten selbst waren dezentral auf Rom aufgeteilt, außerdem erhielten sie unterschiedliche Namen, die auf ihren Standort hinwiesen.
    Folgende Kohortennamen sind bekannt:
    I. Kohorte Circo Flaminio
    II. Kohorte Esquilino
    III. Kohorte Templus Pacis
    IV. Kohorte Aventinus
    V. Kohorte Coelimontana
    VI. Kohorte Palatinum
    VII. Kohorte Circo Maximus


    Eine Kohorte selbst bestand aus 1000 Mann, welche Tag und Nacht einsatzbereit sein mußten. Insgesamt gab es also 7000 Feuerwehrleute, die zwar mit für die damalige Zeit modernsten Mitteln ausgestattet waren, den alltäglichen Feuern und den großen Feuersbrünsten aber hilflos gegenüber standen.


    Der Gehalt eines damaligen Feuerwehrmannes war nicht gerade hoch, auch gab es keine Gefahrenzulage, wie sie heute besteht. Ein Vigiles der römischen Feuerwehr verdiente 360 Denare, was ungefähr 1440 Sesterzen ausmachte.


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  • Arten der Feuerwehr:


      [*] cohortes vigilum
      Diese Art der Feuerwehr ist wohl am ehesten mit den heutigen Berufsfeuerwehren vergleichbar. Die Mitglieder dieser Art der Feuerwehr waren staatlich besoldet und in sogenannten "stationes" untergebracht.
      [*] collegium veteranorum centonariorum
      Nur in den Hauptstädten gab es die cohortes vigilum, alle anderen Städte mußten sich um den Feuerschutz selbst kümmern. Aus diesem Grund wurden die "collegium veteranorum centonariorum" gegründet, die aus freiwilligen Feuerbekämpfern bestand. Wie schon das Wort "centonariorum" erahnen lässt, machten sich die Filzmacher in diesem Zusammenhang einen Namen.
      [*] familia privata
      Reiche Familien hielten sich zusätzlich eine private Feuerwehr, die aus Sklaven bestand.


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  • Verwendete Utensilien:


      [*] Spritzen (siphones)
      [*] Eimer (homae)
      [*] Äxte (dolabrae)
      [*] Leitern, meist alaungetränkt (scalae)
      [*] Patschen, Decken, in der Regel wassergetränkte Filzdecken (centones)
      [*] Hakenstangen (perticae)
      [*] Feuerwehrspritze

      Die Feuerwehrspritze bestand aus zwei Stiefelpumpen, einem Windkessel, sowie einem Steigrohr. Der herabgehende Kolben schließt das Bodenventil und drückt dadurch Luft durch ein Kesselventil in den Windkessel.
      Gleichzeitig saugt ein aufsteigender Kolben Wasser durch das offene Bodenventil an.


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  • Politische Bedeutung:
    Allerdings waren nicht im ganzen Imperium Feuerwehren erlaubt. Da man die freiwilligen Feuerwehren als Vereine ansehen konnte, und das auch tat, befürchtete man einen zu großen Einfluß einer derartigen Organisation in manchen Teilen des Reiches. Während es in den westlichen Provinzen organisierte Feuerwachen sehr wohl in Form von Zünften gab, sind derartige Einrichtungen im östlichen Teil nicht nachweisbar. Mit großer Wahrscheinlichkeit waren sie auf Grund einer unruhigen politischen Lage verboten.


    Das beste Beispiel stellt hier wahrscheinlich Nikomedien dar. Plinius der Jüngere war damals, zur Zeit der Christenverfolgungen, in eben dieser Provinz und wollte dort eine Feuerwehr gründen, nach dem Vorbild in der Mutterstadt. Aus diesem Grund verfasste er auch Briefe an Kaiser Trajan, der mit großer Sorgfalt jedesmal selbst antwortete, und nicht einfach antworten ließ. Zwar scheinen seine Briefe und angegebenen Gründe übervorsichtig, doch betrachtet man die unruhige politische Lage, so waren seine Zweifel wohl begründet.


    Auch der schon erwähnte Wahlkampf zeigt, welch enge Verknüpfung zwischen Feuerwehr und Politik besteht.


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  • Der Bau der Stadt und dessen Auswirkungen auf den Feuerschutz


    Rom selbst war eine Stadt mit vielen engen Gassen, in denen das Feuer leicht auf andere Gebäude übergreifen konnte. Zudem waren vor allem die Mietshäuser der Innenstadt sehr hoch. Augustus hielt es deshalb auch für nötig, die maximale Haushöhe auf 70 Fuß (ca. 20m) zu beschränken, Trajan reduzierte diese später sogar auf 60 Fuß (ca. 18m).


    Hausbau
    Den Römern war die Brandschutzmauer sehr wohl bekannt, wie das Forum des Augustus beweist, dass mit einer 30m hohen Mauer aus Peperin umgeben war. Wegen seiner Resistenz gegen Feuer war Peperin, auch als „pietra Albana“ bekannt, ein besonders gern verwendetes Material für solche Zwecke. Peperin selbst ist das grünlich – aschgraue Vulkangestein von den Albanerbergen, das neben den verschiedensten Sorten von Tuff das gebräuchlichste Baumaterial für tragende Gebäudeteile in später Republik und früher Kaiserzeit darstellt. Allerdings ist dieses Gestein sehr anfällig für Witterungsschäden.
    Im Allgemeinen ging man sehr sparsam mit teurerem und sichererem Baumaterial um, was zu einer erhöhten Gefährdung für die Bewohner eines Hauses führte.


    Kanalnetz
    Rom hatte ein beeindruckend organisiertes und verzweigtes Wasserversorgunsnetz. Diese Aquädukte beruhten nur auf Gravitation, also auf einem stetigen Gefälle. Erstaunlicherweise wurde auch zwischen den Wasserqualitäten unterschieden, je nach geplantem Verwendungszweck, selbst die Feuerwehr war eingeplant.
    Ein Großteil des so in die Stadt transportierten Wassers wurde für die zahlreichen Brunnen verwendet, von denen es zur augusteischen Zeit bereits über 700 Schöpf – und 500 Laufbrunnen gegeben hat. Praktisch fand man also fast überall einen Brunnen, der von der Feuerwehr zum Löschen herangezogen werden konnte.


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  • Lateinische Stellen:


      [*] Catull - Carmina XXIII
      [*] Juvenil - Satura 5-20
      [*] Juvenil - Satura III 190-231
      [*] Livius - Liber XXVI 27
      [*] Livius - Liber XXVI 47
      [*] Livius - Liber XXX 26
      [*] Martial - Liber V 7-8
      [*] Martial - Liber V 41-44
      [*] Martial - Liber XI 91-96
      [*] Petronius - Satiricon 78
      [*] Seneca Maior - Controversiarium Liber Secundus 1-2
      [*] Seneca Minor - Epistulae 63-65
      [*] Sueton -Nero 38-39
      [*] Velleius Paterculus - Liber II 90-93
      [*] Vitruv - De Architectura Liber Secundus 3,1 - 3,2
      [*] Vitruv - De Architectura Liber Secundus 4,1 - 4,3
      [*] Vitruv - De Architectura Liber Secundus 6,1 - 6,4
      [*] Vitruv - De Architectura Liber Secundus 7,1 - 7,4
      [*] Vitruv - De Architectura Liber Secundus 8,3 - 8,7
      [*] Vitruv - De Architectura Liber Secundus 8,18 - 8,20
      [*] Vitruv - De Architectura Liber Secundus 9,14 - 9,16


    Anm.: Einige Stellen habe ich nicht angeführt, das werde ich aber noch umgehend nachholen. Andere Stellen (nur Juvenil bzw. Martial) sind etwas ausgedehnt, d.h. nur ein kleiner Teil der angegebenen Stelle selbst dreht sich um Feuerwehr / Feuerschutz.
    Sollten euch Fehler aufgefallen sein, oder Unklarheiten bestehen, wendet euch bitte an mich und ich werde das sofort bereinigen. Auch wenn euch Teile fehlen. Da es sich hier um die Kurzfassung meines Spezialgebietes handelt, an dem ich derzeit schreibe, werde ich das hier auch laufend verbessern.


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  • Die Feuerwehren hatten allerdings nicht nur einen politischen Nutzen zu erfüllen, sondern auch einen wirtschaftlichen. Wenn das Haus eines armen Bürgers brannte, hatten die Privatfeuerwehren eine Botschaft ihres Besitzers zu übermitteln: Ich kaufe dein Haus [zu einem Spottpreis] und lösche es oder ich lasse es abbrennen.
    Es war in jedem Fall ein Verlust für den betroffenen Bürger, nur so konnte er noch ein paar Sesterze herausschlagen.

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