Gesucht: Das Lieblingspferd von Sophus

  • Die Sonne strahlte mit meinem Lächeln und dem Kollier um die Wette als wir zu den Pferdekoppeln schlenderten. Ein wirklich schöner Tag!


    Ich war sehr gespannt, was Sophus zu meiner Zucht sagen würde und für welches der Pferde er sich letztlich entschied. Bei unserem Nähern stürmte die Herde heran.

  • Neugierig musterten die Pferde die beiden Besucher.
    Aufmerksam huschten Sophus' Augen durch das Getümmel der edlen Tiere. Fürwahr, hier war Großes am Entstehen!


    "Ich sehe, deiner Hände Arbeit trägt erste Früchte.", sagte er mit kaum verborgenem Stolz und betrachtete die Herde weiter.

  • „Ich habe ägyptisches Blut in römische Stutenbestände einfließen lassen. Nichts ist vergleichbar mit den Eigenschaften und der Schönheit der Ägypter. Ich habe das als erste erkannt und hoffe, es bleibt noch lange mein Geheimnis.“


    Liebevoll tätschelte ich eine Stute am Hals und strich einer weiteren über die samtigen Nüstern. Ägypter waren über alle Maßen menschenbezogen und vererbten diesen Charakterzug weiter. Ihre Anhänglichkeit war vergleichbar mit der eines Hundes.


    Noch immer mit der Hand die junge Stute kraulend, schaute ich lächelnd zu Sophus.


    „Du wirst es schwer haben bei deiner Entscheidung, aber lass dir ruhig Zeit. Ich werde dir einige ausgesuchte Exemplare zeigen. Wissen müsste ich nur, ob dir Stuten und Hengste gleichermaßen recht sind. Gern erläutere ich dir die Vor- und Nachteile der Geschlechter, falls du die nicht sowieso schon weißt.“


    Eines der Pferde angelte mit seiner Oberlippe an Sophus’ Toga herum. Es dachte wohl, etwas Fressbares dort zu finden. Ich musste schmunzeln.


    „Was genau schwebt dir vor?“

  • Währened Sophus den Kopf des Pferdes langsam aber bestimmt von sich zu halten versuchte, dachte er über die Anforderungen nach, die ein solches Tier für seine Zwecke erfüllen sollte.


    "Nun, schnell muss es sein. Ausdauernd. Für Reisen geschaffen. Darauf lege ich den größten Weg, da ich oftmals viel unterwegs bin. Eigenschaften, die im Kampfe erforderlich sind, erwarte ich nicht.


    Ob nun Stute oder Hengst..."


    Fragend blickte er Deandra an.


    "...was denkst du?"

  • Aufmerksam hörte ich Sophus zu, welche Anforderungen er an sein Reitpferd stellte. Er wollte eines für Reisen, ich war erstaunt. Einen Moment achtete ich nur auf die Bedeutung dieser Worte. Sie klangen sehr beruhigend für mich – nicht wegen dem Ross, sondern … :) Ich schob die fühlende Frau in mir beiseite und wurde wieder ganz Pferdezüchterin.


    „Jedes meiner Pferde würde sich auch zum Kampfeinsatz eignen“, erklärte ich. „Vor allem die Wüstenpferde bringen erstaunliche Fähigkeiten dafür mit. Durch die harten Lebensbedingungen dort, konnten sich auf Dauer nur die Besten der Besten weiter fortpflanzen. Andere überlebten nicht. Du kannst sicher sein, dieses edle Erbgut trägt jedes meiner Tiere. Schnelligkeit und Ausdauer bringen sie alle mit.“


    Ich dachte über die Frage Hengst oder Stute nach und musste lächeln.


    „Ein Hengst kann das eine oder andere Mal den Kopf verlieren bei der Witterung einer rossigen Stute. Das macht ihn zeitweise unberechenbar. Zuverlässiger für deine Zwecke wäre da wohl eine Stute. Den einzigen Nachteil, den Stuten überhaupt haben, ist der, dass sie manchmal etwas zickig sind.“ Mein Lächeln vertiefte sich. „Bei dir jedoch habe ich diesbezüglich gar keine Sorge. So gut wie du mich Unbändige in der Hand hast, ist es für dich ein Kinderspiel mit einer Stute.“


    An dieser Stelle konnte ich es mir nicht verkneifen, einen neckischen Luftkuss in Richtung Sophus zu schicken und trat sicherheitshalber einen Schritt zurück. Ich grinste über das ganze Gesicht und der Schalk saß mir in den Augen.


    „Schon gut, ich bin wieder ernst“, versprach ich noch immer lächelnd und hob abwehrend die Hände. „Im Grunde glaube ich aber, dass du auch einen Hengst dominieren kannst. Wen dominierst du eigentlich nicht?“ Ich zwinkerte und musste schon wieder lächeln.


    Auch wenn ich scherzte, genau das waren die Eigenschaften an ihm, die ich bewunderte und weswegen ich ihn – als einen der Wenigen – respektierte und so sehr mochte.


    Ich trat an Sophus heran, schob eine Hand in seine, die andere auf seinen Arm und lehnte mich an seine Seite. Versonnen blickte ich zu den Pferden.


    „Ich möchte dir gerne die Worte des Scheichs wiederholen, von welchem ich meine ersten Pferde kaufte. Er schwärmte mir folgendermaßen von den Stuten dieser Rasse vor:


    Der Ausdruck in ihren Augen gleicht dem einer liebenden Frau; der Gang dem eines schönen Weibes; ihre Brust ist wie die eines Löwen; ihre Flanke wie die der Gazelle. Sie ist die Trinkerin des Windes, ihr Fell ist wie ein Spiegel, ihr Haar so dicht wie die Federn auf Adlers Schwingen und ihr Huf ist so hart wie Stein, von dem man Feuer schlagen kann. Sie ist sanft wie ein Lamm, aber wie ein Panther im Zorn, wenn sie geschlagen oder gereizt wird. Ihre Nüstern sind geöffnet wie Blütenblätter einer Rose. Ihre Schultern verwandeln sich in Flügel, wenn sie rennt. Ihre Beine sind so stark wie die eines wilden Straußes und bemuskelt wie jene des Kamels. Ihre Augenwimpern sind lang wie Gerstenähren und die Ohren wie die zweier Halbedelsteine eines Speerkopfes!


    Findest du er hatte Recht?“

  • "Nun, ich kann dem Vergleich zwischen den Augen eines Pferdes und denen einer liebenden Frau nicht ganz zustimmen.", meinte Sophus grinsend und tat wie ein Medicus der Legionen, welcher die Sehstärke eines neuen Probatus untersuchte.
    "Nein, das nun wirklich nicht!", lachte er schließlich und betrachtete erneut die Pferdeherde.


    "Mir scheint, ein störrischer Hengst wäre meinem Wesen die rechte Herausforderung. Eine fromme Stute - welch langweiliger Gedanke!" :D

  • Mit hochgezogenen Brauen und von unten herauf anblickend, forschte ich in Sophus' Gesicht. Diese Seite kannte ich noch gar nicht an ihm!


    ‚War das Feuer? Interessante Aussichten!’, dachte ich. ‚Wenn sich das mit meinem potenziert… Nicht auszudenken wo das hinführt…’ :D



    Ich überging diesen Gedanken erst einmal gekonnt und antwortete todernst:


    „Du hast natürlich Recht! Ich habe keine Gerstenähren als Wimpern.“


    Dann war der Lachanfall nicht mehr aufzuhalten. Erschreckt stoben die Pferde auseinander. Es dauerte etwas, bis ich mich beruhigt hatte. Immer noch schmunzelnd wischte ich mir eine Lachträne aus dem Gesicht.


    „Na gut, jetzt weiß ich ja Bescheid über deine Vorlieben.“ Vorlieben? Ähem, …konnte man falsch verstehen, aber gesagt war gesagt. „Lass uns zu dem abgesperrten Auslauf dort drüben gehen. Ich zeige dir gleich ein paar Hengste.“

  • Während wir zu den Ausläufen gingen, erklärte ich noch einiges.


    „Die Herde, die wir gerade betrachtet haben, bestand ausschließlich aus Stuten. Meine Hengste werden getrennt voneinander gehalten, denn sie müssen ständig – wie die Männer – testen, wer von ihnen der bessere ist.“ ;)


    Amüsiert warf ich einen kurzen Seitenblick auf Sophus. Ich kannte keinen Mann, der diesbezüglich eine Ausnahme bildete. Na ja, und warum sollten sie auch nicht? ;)


    „Einige Hengste stehen auf der Weide, andere lasse ich dir vorführen. Entscheide dich lieber nicht zu schnell. Ich finde, mitunter sieht einer schöner als der andere aus. Hier sind erst einmal die gerade im Auslauf befindlichen.“


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  • Sophus nahm sich viel Zeit, die Bewegungen der Tiere zu studieren.
    Waren die Pferde zu Beginn seines Besuches für ihn kaum zu unterscheiden gewesen, so kristallisierten sich nach und nach einige Favoriten heraus. Einer der Hengste erregte dabei ganz besonders seine Aufmerksamkeit. Es war nicht unbedingt einer der glänzenden, schneeweiß leuchtenden Schimmel, sondern ein Geschöpf, das sich in Körperbau, Bewegung und Zutraulichkeit stark von den anderen abhob:
    Ungestüm in den Bewegungen, sich kraftvoll auf den starken, aber elegant geschwungenen Beinen bewegend, erweckte es beinahe den Eindruck, die beiden Besucher mit einem fast verächtlichen Blick zu mustern, um dann wieder aus dem Blickfeld des Sophus zu verschwinden.


    Aurelius kniff die Augen zusammen, ignorierte die Hengste, die ihn aus nächster Nähe zutraulich zu mustern begannen.
    Zielstrebig deutete er zu dem von der Herde in einiger Entfernung abgetrennten Tier.


    "Der da! Wie ist sein Name?"

  • Ich verfolgte Sophus’ Betrachtungen der Hengste. Selten erlebte ich jemand, der kritischer als er die Pferde prüfte. Offenbar stach ihm bereits einer der ersten Hengste ins Auge, noch bevor er die weiteren überhaupt sah.


    „Dir gefällt der Farbschlag … unter anderem?“ fragte ich zurück. „Es ist nicht nur das, ich weiß. Eines muss ich dir lassen, schon indem du diesen Hengst in die engere Wahl ziehst, zeigst du Kennerblick! Es ist der klassische Typ, man nennt ihn Koheilan – stark bemuskelt, markanter Kopf. Er ist ein Messaoudsohn. Sein Name lautet Imperial Madheen.“


    Mein Erstaunen war nicht gespielt. Sophus pickte sich zumindest aus diesen ersten Hengsten zielsicher den aus meiner Sicht besten Typ heraus.


    „Meine Pferde tragen alle ägyptisch anmutende Namen“, erklärte ich beiläufig. „Wie sieht es aus? Möchtest du weitere Hengste sehen oder ist deine Entscheidung bereits gefallen?“

  • "Imperial Madheen...Imperial...
    Es ist sein Charakter, der mir zusagt, die Art, wie er sich bewegt.
    Wir brauchen unsere Suche gar nicht fortzusetzen. Auf diesem Hengst will ich künftig reiten."


    Entschlossen nickte Sophus Deandra zu.

  • Etwas perplex war ich schon. Ich hatte mich auf eine längere Suche eingestellt. Er war eben immer wieder für Überraschungen gut.


    „Äh, … ja, ... meine Güte bist du schnell“, entfuhr es mir dann. „Aber wenn er all deine Vorstellungen trifft, dann soll es so sein. Ab sofort gehört er dir. Wo er aufgestallt ist, weißt du ja. Du kannst ihn jederzeit hier rausholen.“


    Dann fiel mir noch etwas ein.


    „Ein Reithalfter brauchst du noch und eine Decke. Bei Halftern kann ich dir zwei Arten bieten. Der Unterschied besteht nur in der abweichenden Riemenführung. Welches bevorzugst du?“



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  • "Ersteres entspricht meiner Gewohnheit.
    Es freut mich, nunmehr von den klapprigen Reisewagen unabhängig zu sein. Ob wohl noch Zeit für einen kurzen Ausritt bleibt? Dabei fällt mir ein: Welches ist dein liebstes Pferd, Deandra? Gibt es eines unter all' diesen hervorragenden Tieren?"

  • Ich blies ratlos die Luft durch die Lippen und ging in Gedanken meine Tiere durch.


    „Eine der schwierigsten Fragen überhaupt. Wertvoll ist mir mein Rapphengst, den ich als erstes aus Ägypten holen ließ. Er heißt übrigens auch Imperial“, stellte ich selbst gerade fest.


    „Bei den Hengsten gibt es wirklich einige, die mich faszinieren. Der Schimmel mit dem besonderen Halfter, den ich dir gerade zeigte, ist einer davon. Unter anderem auch Orashan. Dort drüben steht er."
    Ich wies in Richtung Stallgebäude.


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    "In jedem Fall habe ich aber eine Lieblingsstute. Sie ist einzigartig. Dir hätte ich sie wohl gegeben, aber sonst niemand." Ich versuchte Sophus inmitten der Stutenherde meine Favoritin zu beschreiben, aber das war schwierig. Glücklicherweise stieg sie gerade in diesem Moment und so gelang es mir endlich.


    "Du willst ausreiten?", fragte ich interessiert.
    Mir fiel gerade auf, dass ich seit meinem Einzug selbst noch nie die Zeit dafür fand. Außerdem - war es überhaupt schicklich für eine Patrizierin zu reiten? ?( Vermutlich hatte auch das mich abgehalten.



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  • "Nun, warum nicht? Bis zur Villa ist es nicht weit und ich brenne schon darauf, Imperials Grenzen auszuloten. Hmm..."


    Nachdenklich sah er Deandra an.
    Wie sollte er all' das nun ausdrücken?


    "Liebes, meine Zeit im Cursus Honorum neigt sich allmählich dem Ende zu...und...nun..ich kann nicht ewig hier bleiben. Hier bei dir."

  • Ich holte bereits Luft und hatte auch schon die passenden Worte auf seine erste Bemerkung hin auf der Zunge, doch dann blieben sie mir im Halse stecken und ich atmete wieder aus. Betroffen sah ich ihn an. Ich wusste, dass es irgendwann so weit sein würde, hatte es aber bisher verdrängt.


    Atmen fiel plötzlich so schwer und ich sah zur Seite. Mir war klar, davonlaufen nützte nichts. Also nahm ich dem Sklaven neben mir das Halfter ab und reichte es Sophus. Sein Hengst war noch nicht aufgetrenst.


    Obwohl ich sonst darauf verzichtete zu reiten, weil es wenig schicklich war, griff ich nach den Zügeln des Schimmels, den der Sklave zum Vorführen des Halfters gebracht hatte. Aufsteigen und losfegen war jetzt ein Gedanke. Ich ließ den Hengst vorn einknicken, so dass sich sein Rücken senkte, raffte meine Tunika und schwang mich auf den Rücken. Einmal drehte sich der Hengst um sich selbst. Ich zwang ihn, auf Sophus zu warten…

  • Rasch befestige Sophus das Halfter und schwang sich auf Imperial.
    Der Schimmel schnaubte ob der plötzlichen Last und drehte sich dem anderen Hengst zu. Fest hielt Sophus die Zügel. Imperial suchte mit hektischen Bewegungen des Kopfes seine Freiheit.
    Weshalb sah ihm Deandra nicht in die Augen?
    Vorsichtig berührte er sie an der Schulter.


    "Ich muss noch heute fort, Deandra..."

  • Mit geweiteten Augen wandte ich mich ihm zu. „Heute?!“


    Vermutlich stand mir so etwas wie Entsetzen im Gesicht. Damit hatte ich nicht gerechnet! Schon heute. Was für eine Nachricht! Ich bekam prompt Bauchschmerzen. Meine Aufregung übertrug sich auf das Pferd, der Hengst stieg und ich kam in Schwierigkeiten. Reichlich lange saß ich nicht mehr auf einem Pferd.
    Ich versuchte ihn zu parieren, gab aber schließlich nach und ließ den Hengst davonstürmen.

  • Eilig versuchte Sophus, dem rasanten Tempo zu folgen. Schon bald hatte Imperial den anderen Hengst eingeholt. Das andere Pferd schien sich langsam zu beruhigen und schon bald trotteten die beiden Tiere langsam nebeneinander her. Lediglich Imperial schien sich nicht ganz wohl in seiner Haut zu fühlen. Nicht viel anders erging es seinem Reiter.


    "Es ist doch kein Abschied für immer...", versuchte er schließlich zu erklären. "Du hast zwei Villen, Sklaven, die Pferdezucht...in dieser Hinsicht soll und wird es dir an nichts mangeln."

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