Atrium / Empfangshalle

  • Ich setzte mich auf einen freien Platz gegenüber des Hausherren.


    "Ich hoffe, dass ich noch einige Zeit hierbleiben kann, da die Umgebung hier der Seele gut tut! Du bist bestimmt Cadior!
    Flavian hat viel von dir erzählt!"

  • "Entschuldige!" Ich schüttelte über mich selbst den Kopf. "Ich vergaß mich namentlich vorzustellen. Mein Name ist Corvius Cadior, bleiben wir bei Cadior.


    Flavian ist der Legion beigetreten, ich hatte wenig Gelegenheit mit im zu sprechen. Hast du schon Pläne für deine eigene Zukunft? Mantua bietet da einiges an Möglichkeiten - die Legion, die Religion, die Stadtverwaltung."

  • "Ich werde wohl erstmal etwas in der Politik machen, jedoch wird mir mein Leben hoffentlich noch genug Tage bescheren auch andere Arbeiten zu verrichten."


    Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und wendete mich wieder an Cadior.


    "Ist sonst niemand hier außer dir?"

  • "Hmm, Politik - ein interessantes Feld. Sprechen wir hier von Regionalpolitik oder vom Cursus Honorum?"


    Ich holte uns eine Amphore Wein heran und schenkte zwei Becher ein. Anschließend ging ich auf seine Frage ein.


    "Flavian dient beim Militär, das sagte ich ja bereits. Zwei überaus aparte junge Frauen leben außerdem noch hier. Licinia, meine Schwester, und auch du und Flavian besitzt offenbar eine. Ancharia kam erst kürzlich hier an und richtet sich gerade erst ein. Ganz sicher wirst du sie bald zu Gesicht bekommen."

  • Ich schenke mir etwas Wein ein.


    "Ich werde erstmal in die Regionalpolitik gehen und mir alles anschauen. Vielleicht liegt mir die Politik ja doch nicht und ich werde etwas anderes tun..."


    Ich führe den Becher zum Mund und nehme einen kleinen Schluck.


    "Kommt Zeit, kommt Rat! Und übrigens ein sehr guter Wein!"

  • Ich nahm ein Schluck aus meinem Becher und setzte diesen wieder ab.


    "Der Wein stammt von meinem Weingut. Ich selbst ernte die Reben und verarbeite sie. Mir liegt an einer höchst vollkommen ausgereiften Traube, welche den Geschmack runder, weicher macht. Ich bevorzuge die eher feinen Weine."


    Hm, ich wunderte mich etwas über das Versuchtsobjekt Politik. Sollte man doch lieber mit ganzem Herzen und ganzer Überzeugung daran gehen.


    "Regionalpolitik, also. Das ist zum CH natürlich ein Riesenunterschied." Ich dachte nach. "Auch hier gibt es mehrere Möglichkeiten. Die Curia in der Provinz oder die der Stadt. Die nächsten Wahlen sind Mitte Juli, die Kandidaturen etwa zwei Wochen zuvor. Hast du diesbezüglich konkrete Pläne oder willst du einfach einmal etwas testen?"

  • "Ich hoffe du bist mir nicht böse, wenn du nun erfährst, dass ich mich vom Legatus Augusti pro Praetore zum Stadtschreiber von Mantua habe ausrufen lassen. Denn es war und ist mein Wunsch erst Erfahrung zu sammeln und erfahreneren Männern bei der Arbeit zur Hand zu gehen. Wo könnte ich dies besser tun als in der Heimat meiner Familie und unter der Führung meines Bruders?
    So hab ich dich, als ich noch in Rom weilte nicht um Erlaubnis fragen können, aber mir ist es wichtig, dass auch du mir als Magistratus und als Bruder deinen Segen für diese Sache gibst!"


    Erwartungsvoll richte ich die Augen auf meinen Bruder und stelle den Becher, noch halb gefüllt mit Wein, auf dem Tisch ab, dass er nicht das Zittern meiner Hand bemerke.

  • Fast verschluckte ich mich an dem Wein, als ich die Worte von Ingeniosus hörte. Ich stellte den Becher ab, stand auf und lief einige Male durch den Raum. Ein schlechter Anfang für eine Zusammenarbeit. Nachdem ich einige Male tief durchgeatmet hatte, blieb ich vor meinem Halbbruder stehen. So ruhig, wie es mir möglich war, begann ich meine Erklärungen.


    „Du bist neu in der Stadt und neu in die Familie zurückgekehrt. Ich muss dir einiges erklären. Zunächst: Deine Vorgehensweise war falsch. Wenn du demnächst irgendetwas die Stadtverwaltung betreffend besprechen willst, kommst du zuerst zu mir und gehst nicht zum LAPP. Ich sehe dir diesen Fehler nach, werde aber zukünftig auf die Einhaltung des Dienstweges bestehen.


    Hinzu kommt: Meine Situation ist alles andere als eine leichte. Ich sitze praktisch zwischen zwei Stühlen. Zum einen ist da meine eigene Familie, die ich fördern und für die ich sorgen will. Zum anderen fühle ich mich meiner ehemaligen Herrin und deren Familie verpflichtet und bin ihr, als meiner Gönnerin, noch immer stark verbunden.
    Du musst wissen, nachdem ich als Kind aus Germanien verschleppt wurde, kam ich zu den Aureliern. Dort lebte ich lange Jahre als Sklave, bis ich Anfang diesen Jahres freigelassen wurde. Durch die Unterstützung meiner ehemaligen Herrin erhielt ich das Bürgerrecht und konnte die Familie unseres verstorbenen Vaters wiederbeleben.


    Was ich damit sagen will: Ich muss und werde stets und ständig abwägen und immer im Interesse beider Familien meine Entscheidungen treffen. Da kann ich es nicht gebrauchen, dass mir Entscheidungen abgenommen werden.
    Für die Stelle als Scriba in Mantua hatte sich ein Aurelier beworben. DAS Familienmitglied, weswegen überhaupt der Streit in dieser Familie ausgebrochen ist, von dem du nichts wissen kannst, was aber unter Umständen nun schwerwiegende Folgen nach sich ziehen kann. Ich kann jetzt nur hoffen, dass das nicht passiert. Besagter Aurelier wurde mir von meiner ehemaligen Herrin ans Herz gelegt und nun stehe ich vor vollendeten Tatsachen.“


    Ich atmete schwer durch. Verdammt, ich fühlte mich alles andere als wohl.


    „Machen wir jetzt das Beste draus. Du kommst morgen in die Curia. Dort erhältst du erste Arbeitsaufträge. Unsere Zusammenarbeit wird nur dann eine gute sein, wenn du dich zukünftig an den Dienstweg hältst. Kann ich mich darauf verlassen?“



    edit: fehlenden Buchstabe nachgereicht

  • Schweigend nickte ich mit dem Kopf.
    Ein wunderbarer Anfang sich in die Familie einzuleben.
    Es sollte mir eine Lehre für mein Leben werden erst genug Erkundigungen einzuziehen, bevor ich entscheide.
    Doch es half nun auch nichts sich vor Aufgaben zu verstecken, es musste das Beste aus der Sache gemacht werden.


    "Wenn ich etwas tun kann um in dieser Sache behilflich zu sein, so sag es mir!"


    Es sollte doch hoffentlich nicht so schwer sein die Aurelier zu besänftigen. Notfalls müsste ich auf das Amt verzichten, sofern dies irgend möglich war.
    Ich könnte auch eine persönliche Erkärung an die Aurelier senden und die Schuld an diesem Fehler mir allein einräumen.
    Die Fäden des Schicksals sind oft so verworren, dass uns erst später der Fehler in unserem Denken auffällt.

  • Ich bemerkte das Verstehen bei Ingeniosus und zeigte mich zufrieden. Mir gefiel, wie er sich nach meinen Worten verhielt, keine Ausflüchte, keine Verteidigung seiner Vorgehensweise. Auch wenn ich mir noch immer Sorgen um die Reaktion von Aurelius Regulus machte, mit meinem Halbbruder war ich wieder im Reinen. Ich legte meine Hand auf seine Schulter und sagte in ruhigem Tonfall:


    „Ich werde diese Angelegenheit klären, dafür ist ein Pater da. Für solcherlei Bereinigung habe ich einfach auch den besseren Überblick. Mir hilfst du am besten, indem du zukünftig weniger vorschnell handelst. Unternimm bitte nichts in dieser Sache, notfalls stelle ich zwei Scriba in Mantua ein.“


    Ich ließ mich wieder nieder und trank einen großen Schluck Wein.


    „Wird schon“, sagte ich aufmunternd und es sollte uns beiden Mut machen. „Komm morgen einfach in die Curia. Dort sprechen wir über deine zukünftigen Aufgaben. Heute lass uns über die Familie reden. Wie verlief dein Leben die letzten Jahre. Das würde mich interessieren.“

  • "Nach dem Tod unserer Eltern beschloss Flavian in die Armee einzutreten.
    Zwar bin ich der Ältere von uns beiden, jedoch reizte mich eine Reise durch das Reich mehr, als der Ruhm auf dem Schlachtfeld.
    So fuhr ich mit der Hilfe von Bekannten von Rom über Corsica und Sardinia bis nach Carthago. Doch auch dort hielt es mich nicht lange und ich kam über Sicilia wieder zurück auf das Italische Festland.
    Doch lange kann ein Mensch nicht ohne seine Familie überleben und so sehnte ich mich nach Verbundenheit mit Menschen, die nur eine Verwandschaft bringen kann.
    Ich erinnerte mich, dass mir Flavian einst von einem Halbbruder erzählt hatte und so machte ich mich auf die Suche nach dem Haus der gens Corvia. Ich zog Erkundigungen ein und stieß bald auf den Namen der Stadt Mantua. Und zu guter letzt habe ich hier ja auch die Familie wiedergefunden!"


    Es war etwas allgemein gefasst, aber vielleicht würde es meinen Bruder erstmal zufrieden stellen. Ich nahm wieder einen Schluck von dem Wein in meinem Becher und beobachtete die Reaktion von Cadior.

  • Ich hatte in der Zwischenzeit stärkere Kost auftragen lassen und bediente mich während der Erzählungen meines Bruders von den Kohl- und Fleischsorten.


    „Oh, dann hast du ja auch schon einiges gesehen. Ich selbst habe schon die Provinzen Spanien und Germanien bereist, sie allerdings nur flüchtig kennengelernt. Und obwohl ich gebürtiger Germane bin, halte ich Italien noch immer für die erstrebenswerteste aller Provinzen. So nah wie möglich am Nabel der Welt und doch weit genug entfernt, um eigenen Visionen nachzugehen.“


    Nach einem weiteren Schluck Wein wandte ich mich wieder Ingeniosus zu.


    „Du solltest unbedingt einmal meine Schwester Licinia kennenlernen und sicher hast du deine eigene Schwester Ancharia auch lange schon nicht mehr gesehen. Sie hält sich in der Casa auf. Vielleicht stößt sie bald zu uns.“

  • "Gerade haben wir von der schönen Weiblichkeit gesprochen... Setz dich zu uns, Deandra. Du hast dich derartig rar gemacht, dass ich dir nun sogleich mehrere Personen vorstellen muss.
    Dies",
    ich wies auf mein Gegenüber, "ist mein Halbbruder Ingeniosus. Mein Vater besaß in Rom eine Familie, von der ich gerade erst erfahren habe.


    Ingeniosus, das ist Deandra. Eine Aurelia - wir sprachen gerade über diese Familie."


    Obwohl sich Ingeniosus aufgrund der soeben besprochenen Thematik sicher nicht besonders wohl fühlen musste, hatte er im Grunde nichts zu befürchten. Er hatte aus Unwissenheit, nicht aus Vorsatz gehandelt. Das machte einen großen Unterschied.

  • „Oh, ich bin nun etwas überrascht.“


    Dass Cadior Familie besaß, daran musste ich mich erst gewöhnen.


    „Salve Ingeniosus! Da werden wir uns wohlhäufiger begegnen, denn Cadior und ich halten engen Kontakt.“
    Ich setzte mich zu den beiden und suchte Ähnlichkeiten im Äußeren. Hatte doch Cadior sagt, Ingeniosus sei sein Halbbruder. ;)

  • "Salve Deandra! Es wird mir jedes mal eine Freude sein euch zu treffen!"
    Ich bemerkte ihren Blick und musste schmunzeln. Ich hatte wirklich nicht viel Ähnlichkeit mit Cadior.

  • "Zum römischen Zweig der Familie gehören auch noch Flavian, der derzeit jedoch verhindert ist, und Ancharia. Sie sind meine >Vollgeschwister<. Leider weilte meine kleine Schwester schon als dreijähriges Kind nicht mehr in Rom, da sie zu unserer Großmutter nach Ägypten ging. Flavian trat der Armee bei und ich begab mich nach dem Tod unseres Vaters auf Reisen, sodass der römische Zweig der Familie fast zerfallen wäre.
    Wir trafen uns jedoch, wie durch einen Zufall, hier im Hause des Cadior wieder.
    Er scheint unserer Familie Glück zu bringen."


    Ich prostete meinem Halbbruder zu und trank einen Schluck auf ihn.

  • Das waren Neuigkeiten! Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.


    „Flavian, wo dient er denn? Und Ancharia … so war doch ihr Name … lebt immer noch in Ägypten? Zu schade! Gern hätte ich die beiden kennengelernt.“


    Hoffnungsvoll sah ich Ingeniosus an. Vielleicht wusste er noch mehr zu berichten. Zugleich nahm ich den Becher frisch gepressten Saft entgegen. Cadior wusste, was ich gerne trank.
    Ich nippte kurz am Saft, ohne den Blick von Cadiors Halbbruder zu wenden.

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