Und doch wiedergefunden...

  • ... hatten sich Bruder und Schwester - Romanus und ich. Es war schwierig einen völlig fremden Bruder zu haben, schwierig mit diesem neuen Gedanken klar zu kommen. Gemeinsam ritten wir nebeneinander her, ließen die Stadttore Tarracos hinter uns. Und wir schwiegen. Es war ein betretenes Schweigen und wir beide wussten nicht so recht was sagen...

  • Ich schrak aus meinen Gedanken auf, als er mich ansprach. Ich war völlig dabei gewesen mir auszumalen, wie andere auf diese Sache reagieren würden. Ich beschloss, es noch nicht direkt überall zu verbreiten. Auch wenn Metellus mir das vielleicht krumm nehmen könnte.


    "Mir? Hervorragend. Mal abgesehen von einigen Toden, die doch jetzt eine völlig neue Bedeutung erhalten..."


    Ohje, wollte er wirklich alles hören? es war soviel...


    "Und dir?"


    versuchte ich also auszuweichen.

  • "Naja, ich habe mich durchgeschlagen, die Götter ließen mir keine Ruhe, ich musste dich finden, dich suchen, ich arbeitete hier und da, ich habe meinen Wunsch erfüllt und nun da ich dich gefunden habe kann ich mir wieder ein geordnetes Leben aufbauen."


    ich kam mir so klein vor, sie sah so edel aus, und ich? Ich war der einfache Mann, der aussah wie ein dahergelaufener Bauer...

  • "Ich werde dir mit allen Mitteln dabei helfen eine neue Existenz aufzubauen. Und glaube mir, der Mittel habe ich durch.. Mutter viele. Sie hat mich einst in gute Hände gegeben."


    Es war ein recht frischer Wind und der Himmel wolkenverhangen. Doch es war ein schöner und irgendwie auch erhebender Anblick. Ich sah nun zu Romanus und betrachtete ihn. Er ähnelte mir, er schien die gleichen Augen zu haben und ähnliche Züge. Auf jeden Fall mehr als meine anderen 'Brüder'.

  • "Ich danke dir!" antwortete ich etwas beschämt, mir war unwohl ihre Hilfe anzunehmen, schließlich sollte ich einst für sie sorgen und nicht umgekehrt, aber was muss das muss...


    "Ich bin so froh dich gefunden zu haben, kannst du dir vorstellen wie es sich anfühlt allein auf dieser Welt zu sein?"


    Wir ritten nebeneinander her und es fühlte sich einfach großartig an...

  • "Nein. Ich habe mich oft allein gefühlt, aber wirklich allein war ich nie. Ich hatte immer jemanden der für mich sorgte... Nein, das stimmt nicht. Ein paar Monate da kannte ich dieses Gefühl..."


    Ich führte mein Pferd näher an seines und reichte ihm ein wenig schüchtern meine Hand hinüber. Er war ein Fremder. Er war mein Bruder. Doch beides vertrug sich nicht miteinander und so wollte ich das 'fremd' ausmerzen.


    "Aber von nun an bist du nicht mehr allein."

  • Ich nahm ihre an, starrte sie erst einmal an, es war ein tolles Gefühl,


    "Ja..von nun an bin ich nicht mehr allein...Schwesterherz."


    ich fing an zu lächeln, es war ein wundervoll... Ich hätte niemals daran gedacht Momente wie diesen zu erleben...

  • "Bleibst du hier in Tarraco?"


    fragte ich mit einem leichten Lächeln.


    "Denn.. ich kann von hier schlecht fort, ich bin Pontifex Hispania und an diese Provinz gebunden und möchte... auch nur sehr ungern fort. Weißt du, meine Fami..."


    Ich unterbrach. Familie? Sie alle waren nicht mehr meine Familie. Ein sehr seltsamer Gedanke, den ich allerdings noch nicht zuende dachte.


    "Meine Freunde!" verbesserte ich mich "sind auch alle hier..."

  • "Nun, eigentlich kommen wir ja aus Rom, aber..." ich zögerte kurz, schaute hinaus in die Landschaft, zum Himmel, sah Helena an, und fuhr fort... "eigentlich, ist Hispania doch ein wirklich schöner Teil des Imperiums und in Rom habe ich sowieso niemanden also warum nicht?" sagte ich mit einem lächeln...

  • Ich drückte dankbar seine Hand. Und doch fragte ich mich jetzt erst Recht, wie alles werden würde. Fremd war er ja trotzdem für mich. Und vor Allem: Wie brachte ich das Agrippa bei? Ob er davon wusste?


    "Danke, Bruder!"


    Ich schmunzelte kurz, ehe ich leise lächelnd antwortete:


    "Sag, möchtest du nicht vielleicht bis du etwas geeignetes gefunden hast in der Casa Matinia wohnen? Dann hätte ich dich bei mir und könnte es vor Allem meiner scheinbar ehemaligen..."


    ich stockte und würde nicht mein Pferd sondern ich selbst laufen, würde ich wohl stehen bleiben. Erst stockte ich, als ich fortfuhr:


    "Fa...milie... langsam... bei.. bringen. Ich glaube es... würde sie zu sehr schocken wenn alles so plötzlich, weisst du?"

  • Ich musste lachen.


    "Ja, meine Adoptivfamilie ist dies sogar in dem Falle wo ich es weiß!"


    Doch dann lächelte ich während ich mit meinem Daumen sanft lächelnd über seinen Handrücken fuhr. Das alles war wirklich sehr seltsam, doch ich empfand wirklich eine Verbundenheit zu ihm.


    "Warum sollten sie dich nicht aufnehmen?"

  • "Ich weiß nicht, schließlich könnten sie doch meinen ich wöllte dich ihnen in irgendeinerweise "wegnehmen" wollen, und mich somit nicht mögen. Desweiteren möchte ich dir nicht zur Last fallen liebe Schwester, ich kann mir auch irgendwo in einer Insula ein Zimmer mieten..."


    Ich wollte mich ihr nicht aufdrängen, ich bin ihr Bruder, ich wiill ihr wirklich nicht so zur Last fallen, ich sah auf unsere Hände, und lächelte, dann schaute ihr ins Gesicht...Da ist sie... Meine Familie.

  • "Nein, ich glaube nicht dass sie das so auffassen würden. Ich bin bei ihnen gelandet weil mein eigentlicher Adoptivvater verstarb und mein Gemahl verschwand und von dem ich bis heute nichts mehr hörte. Außerdem kann ich mich entsinnen dass meine Adoptivfamilie früher viel mit einem Redivivus Magnus zu tun hatten, aber das ist schon lange her..."


    Ich brach ab und setzte woanders wieder ein:


    "Auf jeden Fall... würdest du mir nicht zu Last fallen und der Gens sicher auch nicht!"

  • "Naja wenn das so ist, aber du sollst wissen, falls ich dir jemals zur Last fallen sollte dann sag es mir einfach liebe Schwester."


    Die Pferde ritten nahe beieinander und ich fasste kurz auf Helena's Schulter, dann sah ich sie an und lächelte, ich sagte berührt,


    "Ich danke dir Schwester, danke dass du dich so um mich kümmerst."

  • "Na jetzt hör aber Mal auf. Erst einmal bist du mein Bruder und mal ganz abesehen von all den Strapazen die du für mich auf dch genommen hast macht allein diese Tatsache meine Hilfe zur Selbstverständlichkeit."


    Ich legte meine nun freigewordene Hand auf die seine welche auf meiner Schulter lag und erwiderte das Lächeln warm.


    "Und wenn du etwas brauchst kannst du dich jederzeit an mich wenden. Ich hatte zum Glück Gelegenheit alles aufzubauen!"


    Und doch trübte der Gedanke an Maximus wieder leicht meine Stimmung. Doch dass Tränen aus eben diesem Grund die Sicht verschleierten, ließ ich nicht zu.

  • "Trotzdem danke, ich werde mich in Tarraco nach Arbeit umsehen, und wenn ich genug Geld habe werde ich mir eine Casa hier bauen... ob du dort mit einziehst oder ob du in der Casa Matinia bleibst, das überlasse ich ganz dir, ich will dich zu keiner Entscheidung drängen."


    Ich lächelte, und sah wieder einmal auf die faszinierende Landschaft Hispanias hinaus...

  • "Ich werde mit ziemlicher Sicherheit zu dir ziehen. Nur nicht sofort, denn ich muss erst noch manches regeln. Aber, sei mir nicht bös, doch... mir ist vor Allem wichtig, dass ich dich erst einmal kennenlerne. An deinen Worten habe ich keine Zweifel mehr, doch ich möchte dich doch erst genauer kennenlernen."


    Ich folgte seinen Blicken. Die Landschaft war dunkel, denn schere Wolken hingen am Himmel und es war kalt - ganz genau wie ich es vermutet hatte.


    "Ich könnte dir die Stadtverwaltung ans Herz legen - oder den Cultus Deorum. Viel mehr Möglichkeiten gäbe es hier in Hispania zugegebenermaßen auch nicht."


    schmunzelte ich leicht.

  • "Natürlich ich verstehe dich, so schnell werde ich hier sowieso nicht Fuß fassen können meine Schwester, nimm dir all die Zeit die du brauchst." sagte ich ruhig, danach kam ich zum Thema Arbeit zurück,


    "Die Stadtverwaltung, das klingt interessant, ich denke da werde ich es mal versuchen."


    Ein neues Leben in Tarraco, es kommt Licht ins dunkle Leben des Romanus...


    "Ich bin so glücklich dich gefunden zu haben." sagte ich mit einem lächeln, ich hätte es noch tausendmal sagen können, der frische Wind umwehte meinen Kopf, ich fragte Helena: "Frierst du Helena?"

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