[Hortus] Der Garten

  • Ich hatte überall gesucht, aber Livianus war weder im Tablinum, noch in seinem Cubiculum oder im Atrium gewesen. So trat ich nun in den Garten und sah mich suchend um.
    "Herr?" sagte ich laut in die durch Vogelgezwitscher unterbrochene Stille herein.

  • Ich lächelte matt und ging Livianus entgegen.
    "Das Mädchen ist nun wach. Sie heißt Livia", sagte ich. Livianus wollte Livia sicherlich selbst befragen, unter welchen Umständen sie auf die Via gekommen war. Da fiel mir zum ersten Mal auf, wie sich die beiden Namen doch ähnelten und ich schmunzelte kurz.

  • "Ja", nickte ich. Sprechen war gut, aber das konnte ich schließlich nicht einfach so sagen.
    "Sie hat bei einem Überfall Familie und Hof verloren. Scheinbar waren es Germanen. Sie konnte fliehen, trug aber etliche Schürfwunden davon. Keine davon war sehr tief, aber ich habe sie alle gereinigt und ihr frische Kleider und Decken gegeben. Sie hat inzwischen auch schon etwas gegessen und sich selbst gewaschen. Sie wirkt sehr munter, aber auch traurig. Und sie wollte wissen, wem der Umhang gehört, in dem sie erwacht ist. Als ich deinen Namen nannte, wirkte sie erschrocken, zugleich aber auch erleichtert. Sie hat, glaube ich, Angst, dass sie auf die Straße geschickt wird und nicht weiß, wo sie hin soll. Vielleicht hast du Verwendung für sie. Livia spricht gut Latein und Germanisch, kann lesen und schreiben."


    Ich sah Livianus an und räusperte mich.
    "Herr, da ist noch etwas...ich denke, dass sie mich für einen Miles hält. Ich sagte ihr nicht, dass ich ein Sklave bin."

  • Livianus hörte Marius aufmerksam zu und musste nach dem letzten Satz schumzeln.


    „Ich sage ja immer, dass ihr zu gute Kleidung für Sklaven trägt. Naja! Halb so schlimm! Sie wird dich ja nicht gleich heiraten wollen und wenn sie nicht danach gefragt hat, dann musst ihr ja nicht gleich auf die Nase binden, dass du ein Sklave bist.“


    Er klopfte dem Sklaven auf die Schulter.


    „Ich denke sie kann vorerst hier bleiben! Das Haus ist groß genug. Ich werde auch einen Trupp zu ihren Hof schicken. Die sollen einmal nachsehen! Wo ist sie jetzt?"

  • Ich grinste und kratzte mich jungenhaft am Kopf. Livianus bewies wieder einmal, dass er mehr als nur der Herr von Sklaven war. Dankbar und leicht grinsend antwortete ich also:
    "Auf ihrem Cubiculum, Herr. Sie hat sich gewaschen und eine Massage erhalten."


    Hoffentlich würde es Livianus auch nicht rausrutschen, dass ich 'nur' ein Sklave, nicht aber ein Miles war. Vielleicht war das ja noch zu etwas nütze, wenn Livia das nicht wusste. Und etwas Ablenkung konnte mir selbst auch nur nützen, nicht aber schaden.

  • Zuerst sichtlich verwundert sah Livianus zu seinem Sklaven.


    “Sie hat eine Massage erhalten?“


    Dann hob er mahnend den Finger.


    „Marius!“


    Und letzten Endes begann er zu grinsen.


    „Dich kann man mit keiner Frau alleine lassen! Und ich habe dich mit meiner Cousine mitgeschickt!“

  • Ich hob abwehrend die Hände.
    "Sie sagte, sie sei verspannt. Was hilft da besser als eine Massage?"
    Ich grinste nun auch wieder und fühlte mich irgendwie mehr als Freund, denn als Sklave in diesem Moment.
    "Ich habe gut auf Alessa aufgepasst. Nur, wenn sie sich mit Petronius Varus getroffen hat, war ich natürlich nicht dabei, Aber sie wirkte danach jedes Mal entspannt und besser gelaunt als zuvor." :]

  • Ich lachte und nickte dann.
    "Wenn du mich brauchst, ich bin in der Culina und räume dort das auf, was ich für Livias Hunger durcheinander gebracht habe", sagte ich und ging dann in die Küche.

  • Von ihrem Cubiculum kommend, führte ich Livia in den Hortus. Einige Frühlingsblüher wuchsen hier bereits, die Vögel zwitscherten - aber man hörte auch die Kommandos und Appelle vom Exerzierplatz.
    "Der Hortus", stellte ich Livia vor.

  • Voller Bewunderung sah ich mich um. Es war wirklich sehr schön hier. Auch wenn der Frühling erst im erwachen war, sah es hier einfach wundervoll aus. "Hier ist es wirklich schön!“ Ich ging einige Schritte weiter. "So einen großen und schönen Garten habe ich noch nie gesehen.“

  • Das helle Sonnenlicht brachte Livias frisch gewaschenes Haar zum Glänzen und das widerum brachte mich zum Lächeln.
    "Nicht nur der Garten ist schön", murmelte ich ziemlich leise.
    Laut sagte ich: "Nichts gegen andere Gärten, aber durchaus ganz nett", pflichtete ich ihr bei.
    Ich wollte ihr nicht von Rom oder Tarraco erzählen, denn dann hätte ich auch erwähnen müssen, dass ich kein Miles war. Ich legte den Kopf schief und sah Livia an.
    "Und nun? Triclinum oder doch Latrinen?" fragte ich feixend.

  • Ich musste schmunzeln. "Ich denke die Latrinen sind nicht ganz so interessant, aber du kannst mir zumindest den Raum beim vorbeigehen zeigen.“ Eigentlich wollte ich bei diesem wundervollen Wetter viel lieber hier draußen bleiben und mich in die Sonne setzen, aber die Neugierde, das restliche Haus zu erkunden, war dann doch stärker. Ich zu Marius. "Wie viele Leute leben hier in diesem riesigen Haus?“

  • Ich grinste und entgegnete:
    "Einige Sklaven und der Legatus. Aemilia, seine Frau, ist krankheitsbedingt in Britannia bei ihren Eltern. Wir hoffen, dass sie sich bald erholt hat und zurück kommt."
    Dass ich einer dieser Sklaven war, verschwieg ich.

  • Irgendwie dachte ich mir schon, dass so ein stattlicher Legatus bereits vergeben sein musste. Welche Frau würde denn da nein sagen? Naja… mir war es ziemlich egal, da ich ohnehin nur eine kleine germanische Bauerntochter war und längst nicht mehr an den Traumprinzen glaubte, der auf einen weißen Schimmel daher geritten kommt und mich mitnehmen würde. Ich kommentierte Marius Satz auch nur durch ein leises "Aha“ und wartete darauf, dass er mich weiter führte.

  • Ich runzelte die Stirn und sah Livia einen Moment grübelnd an. Dann räusperte ich mich und sagte:
    "Na komm, dann zeige ich dir mal das Triclinum... Und auf dem Weg gehen wir bei den Latrinen vorbei...."
    Ich grinste und führte sie ins Speisezimmer.

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