Renovierungen und Gartenarbeit

  • Eine Centurie der praetorianischen Ingenieure marschierte im Palasthof auf. Alle waren in voller Arbeitsausrüstung gekommen und warteten nun darauf, dass sie ihre genauen Aufgaben erhielten.
    Während die Reihen ruhig dastanden und der Centurio und der Optio durch die Reihen gingen um Mögliche "aus der Reihe Tänzer" auszumachen, tuschelten irgendwo unter den Männern zwei eher unauffällige Milites miteinander.


    Sag mal, findest du, dass wir gut genug bezahlt werden um jetzt auch noch die Arbeit der kaiserlichen Gärtner zu übernehmen?"


    "Naja, net wirklisch, aber wat will man dagegen machen? Isch mein, wir können ja schlescht hingehen und einfach so die Arbeit verweigern."


    "Ach? Warum sollen wir das nicht können? Immerhin dienen wir dem Kaiser schon seit Jahren und werden jetzt auf einmal zu Gärtnern degradiert."


    "Warum wir dat net machen können? Ist doch wohl klar, Mann. Wat meinscht du, wat passieren wird, wenn wir uns weigern? Die stecken uns in den Kerker, oder schlimmer noch schicken uns in die Legion zurück. Oder wer weiss, wat denen sonst noch so einfällt."


    "Hmmm... Du könntest Recht haben. Aber trotzdem bin ich der Meinung, dass wir nicht zur Garde gekommen sind um Gartenarbeit nachzugehen. Da hätt ich auch im Haus meiner Mutter bleiben können, die hat auch einen Garten."


    "PSCHT! Der Grummelsack kommt."


    Der Optio, der sich näherte schaute die beiden mit einem strafenden Blick an, bevor er sich wieder entfernte um die restlichen Männer zu inspizieren.

  • Balbus war gekommen um den Männern die Aufträge persönlich zu geben und traf sich nun mit dem Centurio und dem Optio.


    "Als Hauptaufgabe ist die Sicherung des Geländes anzusehen. Dort drüben..." er deutete in eine Richtung "... sind die Mauern zu niedrig. Sie werden an die übrigen Mauern angepasst und eventuell in einem späteren Arbeitsschritt weiter erhöht."


    Er deutete in eine andere Richtung. "Dort sind in den Wasserleitungen Risse zu sehen. Die Männer sollen sich das ansehen und wenn nötig reparieren. Auf jeden Fall sollen sie aber dafür sorgen, dass die Risse nicht mehr zu sehen sind."


    Er schaute über die Männer.


    "Etwa die Hälfte der Männer wird sich mit einer ungemein einfacheren, aber trotzdem nicht minder wichtigen Aufgabe befassen. Im gesamten Garten werden die hohen Büsche und Sträucher entweder entfernt oder zurückgeschnitten. Der Praefect wünscht sich einen überschaubaren Garten in dem sich keine Attentäter verstecken können. Verstanden?"


    Die beiden nickten.


    "Gut, dann beginnt mit der Einteilung eurer Männer und lasst sie anfangen. Ich werde mir später am Tag die Fortschritte ansehen." sagte er und verliess nach einem weiteren Blick auf die Reihen den Hof in Richtung Verwaltungstrakt.

  • Der Centurio und der Optio begannen mit der Einteilung der Männer und schickten sie dann auf den Weg zu den jeweiligen Arbeitsstätten.


    Die eine Hälfte der Männer begab sich, bewaffnet mit Gartenwerkzeugen, in Richtung der Gärten, nicht ahnend wie viele Büsche und Sträucher sie erwarten würden. Der Optio, der die leidige Aufgabe erhalten hatte auf die 'Gärtnerkollone' aufzupassen, freute sich bereits jetzt auf die Gesichter der Soldaten. Als sie den Ort ihres Schaffens erreichten, liess er die Männer ersteinmal antreten und genoss den Anblick ihrer herunterklappenden Kinnladen. Als er sie einen Moment lang so hatte stehen lassen, begann er sie zu instruieren und registrierte mit Genugtuung, dass ihre Stimmung nun ähnlich tief gesunken war wie seine.




    Der Centurio führte den 'Bautrupp' zuerst zur Mauer, wo er den Trupp erneut teilte und die eine Hälfte über die Arbeiten an der Mauer ins Bild setzte. Als diese frohen Mutes an die Arbeit gingen, führte er den Rest des Trupps zum Aquädukt. Als er ihnen erzählte, dass sie jeden Riss überprüfen und gegebenenfalls reparieren sollten, sah er, wie viele von ihnen sich nach der einfacheren Arbeit an der Mauer umdrehten. Er instruierte sie zuende und schickte sie, grummelnd wie sie dort standen, an die Arbeit.

  • Balbus kam aus dem Palast heraus und begab sich zu dem Bautrupp, der an der Mauer arbeitete. Er ging auf einen Miles zu, der offensichtlich in Abwesenheit des Centurios die Verantwortung trug und sprach ihn auf den Stand der Arbeiten an.
    Der Miles salutierte, als er den Princeps erkannte, und begann über die bisherigen Arbeiten zu berichten, die sich hauptsächlich auf die Vorbereitungen beschränkten. Mittlerweile war die Mauer vermessen worden und das georderte Baumaterial war unterwegs. Die Milites hatten den Bauplatz abgesperrt und waren bereit mit dem Bau zu beginnen.
    Balbus nickte anerkennend und verliess den Bauplatz vorläufig.

  • Die beiden Kameraden waren nun schon seit Stunden mit der 'Riss-Inspektion' in ihrem kleinen Abschnitt beschäftigt und hatten noch keine bedrohlich wirkenden Risse gefunden.


    "Mensch, was für eine bekloppte Arbeit. Als ob sich irgendjemand hier in diesem Palast um das Aussehen der Wasserleitung schert."


    "Denen ist doch egal wat mit dem Ding ist, solange sie Wasser haben. Und wenn kein Wasser mehr da ist, kommen die angerannt und wir müssen dat reparieren, weil allet andere ja net sischer genug wäre."


    "Klar, die Attentäter warten nur darauf, dass die Wasserleitung defekt ist und sie sich hier als Handwerker einschleichen können. Die haben auch nichts besseres zu tun..."


    "Du sagst es."


    Trotz ihres Gemeckers hatten die beiden weiter die Risse untersucht und als sie einen gefunden hatten, der tatsächlich eines Eingreifens bedurfte, markierten sie ihn.


    Ein kurzer Blick entlang der Leitung zeigte, dass der 'Verputztrupp' bereits ein gutes Stück geschafft und jede Menge Risse überputzt hatten und unaufhaltsam näher kam. Die beiden widmeten sich wieder ganz ihrer Aufgabe, da sie einen weiteren Tadel in ihren Acten nicht brauchen konnten.

  • Im Garten herrschte reges Treiben. Hecken wurden zurecht geschnitten, Sträucher herausgerissen und Bäume gestutzt. Zwischen all den fleissigen Praetrianer-Gärtnern lief der Optio umher und grummelte vor sich hin. Hin und wieder motzte er den einen oder anderen Aushilfsgärtner an und ermahnte ihn die Arbeit ordentlich zu machen.


    Auf einer Wiese waren mittlerweile mehrere Kisten mit Blumen, die die Sträucher ersetzen sollte, abgestellt worden und ein Miles mit einer Wachstafel in der Hand zählte diese. Ganz aufgeregt kam er plötzlich auf den Optio zu und rief: "Es sind nicht genug. Uns fehlt eine Kiste. Was sollen wir nur tun?"
    Der Optio seufzte und nickte. "Erstmal Ruhe bewahren Miles. Oder willst du, dass man über die Praetorianer sagt, dass sie durchdrehen wenn es um Blumen geht?"
    Der Miles schüttelte den Kopf.
    "Geh los und finde heraus, wohin die Kiste verschwunden ist. Wenn du sie hast, bringe die Kiste und die Blumennapper hierher."
    Der Miles nickte und machte sich auf den Weg.


    Der Optio hingegen setzte seine Runde fort.

  • Als das Baumaterial endlich eingetroffen war, konnten es die Milites kaum erwarten mit dem Bau zu beginnen. Mit einer Freude die man sonst nur von kleinen Kinder im Sandkasten kannte, begannen sie die Mauer Stein um Stein zu erhöhen.
    Gelegentlich herunterfallende Steinquader wurden ignoriert, solange sie niemanden trafen oder etwas kaputt machten.


    Ein paar der Milites waren gerade damit beschäftigt einen grossen Steinblock aufzusetzen, als eine Taube sich auf dem Helm eines Miles niederliess. Etwas erschrocken verlor der Miles das Gleichgewicht und begann zu schwanken. Seine Kameraden versuchten sowohl den Stein als auch ihn festzuhalten, mussten ihn jedoch loslassen, da der Stein auf eine Gruppe Milites zu fallen drohte.
    Der Miles fiel von der Mauer hinunter und hatte Glück, dass in diesem Moment der Centurio vorbeikam auf dem er unsanft landete. Kaum war er sich seiner Lage bewusst, sprang er auf half dem Centurio mit tausenden entschuldigenden Worten auf.
    Der Centurio, den das alles ziemlich mitgenommen hatte, verliess den Bauplatz kopfschüttelnd und überliess die Milites ihrer Arbeit.

  • Balbus war an diesem wunderschönen, zweiten Tag, der Arbeiten zum Palatium gekommen um den Fortschritt zu inspizieren. Er steuerte das Aqaedukt an und rief, als er dort angekommen war, den Abschnittsleiter zu sich.


    Er liess sich kurz Bericht erstatten und schritt danach, gemeinsam mit dem Abschnittsleiter, die bereits instandgesetzten Abschnitte des Aquaedukts ab um sich selbst ein Bild zu machen. Er war soweit zufrieden, wenn er auch fand, dass die Arbeiten etwas langsam vor sich gingen. Dennoch liess er bei den Männern ein kleines Lob zurück, als er sie wieder verliess.

  • Nach insgesamt einer Woche waren die grössten Arbeiten erledigt. Auch der Blumennapper, der sich als altes Waschweib herausstellte, war gefasst worden und der Garten erblühten in neuer Pracht.
    An der Mauer und dem Aquädukt trockneten nun die frisch gemachten Stellen in der Sonne und schon in wenigen Tagen würde man nicht einmal erahnen können, was hier getan wurde.


    Die Soldaten zogen ab und ein Bericht wurde erstellt.

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