[Cubiculum] Hippocrates von Pergamon (Scriba Flavio Furiano)

  • Erstaunt von dessen Ruppigkeit war er Cassander gefolgt und warf nun einen Blick in sein neues Zimmer. Größe und Möblierung entsprachen etwa seinen Erwartungen. Er wollte gerade Cassander danken, doch dieser war bereits wieder zu seiner Arbeit geeilt. Hippocrates tat ihm die gleich. Schließlich hatte er Sorge dafür zu tragen, das alles so verteilt wurde wie gewünscht.

  • Der Tag war ziemlich ermüdend gewesen, Furianus hatte sich noch gar nicht aklimatisiert, als er dann doch voller Tatendrang zum neuen Cubiculum seines Sekretärs ging und eine Schriftrolle in der Hand hielt. Es gab einiges zu besprechen.


    So klopfte er an.

  • Nachdem die Verteilung endlich abgeschlossen war, hatte sich Hippocrates mit etwas zu essen und zu trinken versorgt und hatte sein Zimmer aufgesucht. Er hatte sich gerade an den Tisch gesetzt und zu essen begonnen, als es an der Türe klopfte. Er vermutete bereits, das der Proconsul in der Villa eingetroffen war und ihn sprechen wollte, daher erhob er sich und antwortete er mit einem höflichen:


    Herrein!

  • Mit einem ebenso höflichen Lächeln trat Furianus hinein.


    "Salve, Hippocrates. Ich sehe du hast deinen Auftrag sehr gut erfüllt."


    Sagte er anerkennend und setzte sich in einen Korbsessel.


    "Ich bin hier, um die Löhne mit dir zu vergleichen. Hast du deine Abschrift hier?"


    Schließlich wusste er ja noch nicht, ob der Grieche schon ganz ausgepackt hatte oder noch Reisegepäck verstaut dalag.

  • Danke!


    Es war sinnvoll gewesen sich zu erheben, denn seine Medizintasche lag am Fußende des Bettes, wo er sie deponiert hatte. Er kramte die Wachstafel heraus und setzte sich wieder an den Tisch. Demnächst würde er das auf Papyrus übertragen. Er warf einen Blick auf die Wachstafel, blickte dann auf und meinte:


    Ich habe bisher zwei Wochen und zwei Aufräge notiert, im Ganzen 300 Sesterzen.

  • Furianus nickte bestätigend.


    "Die Summe habe ich auch. Willst du sie ausgezahlt bekommen oder soll ich sie noch verwahren?"


    Natürlich war er nicht ohne Grund hier, er hatte wieder etwas zu tun für den Griechen und der Grieche etwas für ihn, ein Tauschgeschäft eben. :P

  • Ich brauche das Geld momentan nicht. Ich muß mich ohnehin erst informieren, was ich für meine Kurse ausgeben muss, welche ich brauche und wann diese stattfinden. Verwahrt es also bitte für mich.


    Dann wartete er, Gespannt ob er Proconsul vielleich noch einen neuen Auftrag für ihn hatte.

  • "Gut."


    Antwortete Furianus knapp und war doch erstaunt, dass der Mann sich tatsächlich über Kursangebot und -kosten informieren wollte und das während er Furianus gegenübersaß.


    "Informieren musst du dich nicht, ich bin schließlich Curator einer Schola und kann dir das sicherlich auch mitteilen. Hast du denn schon den Cursus Res Vulgares? Dieser ist Voraussetzung für alle weiterführenden Kurse."

  • Ich wüsste nicht, dass ich quasi direkt vor der Quelle sitze. Nein, dafür hatte ich bisher weder Zeit noch Geld. Dieser Kurs ist doch sicherlich mit gewissen Kosten verbunden, oder? Auf was belaufen sie sich und wann findet der Kurs als nächstes statt?


    Erfreut über diese glückliche Fügung lag es für Hippocrates nahe die Gelegenheit am Schopfe zu ergreifen. Hoffentlich hatte er mit seinen vorschnellen Fragen den Proconsul nicht verärgert, doch er hatte dessen Kommentar als Aufforderung verstanden ihn direkt zu löchern.

  • "Soweit ich weiß muss bei einem Nichtbestehen eine Gebühr von 100 Sesterzen entrichtet werden, wie es nun mit den Nichtbürgern gehandhabt wird weiß ich nicht genau, kann mir jedoch vorstellen, dass bei jenen sogleich diese Gebühr verlangt werden wird - schließlich hat ein Bürger Roms gewisse Rechte und Privilegien.
    Um einen erweiterten Kurs absolvieren zu können, darunter fällt wohl auch ein Medizinkurs, den du hoffentlich anstreben wirst, wir verlangt eine einmalige Gebühr von 500 Sesterzen an die Schola Atheniensis zu entrichten. Mit der Einzahlung kannst du dann so viele Kurse besuchen wie es dir beliebt.
    Wann der nächtes Cursus Res Vulgares stattfindet? Nun, normalerweise ein- bis zweimal pro Legislaturperiode, sprich in einem Jahr. Aber mir liegt noch kein konkreter Termin vor, daher müsstest du dich gedulden."


    Gab Furianus preis und kam sich wie einer dieser Brunnen vor, die ihre Wässer in einem steten Strahl ergießen, nur in seinem Falle war es das Wissen.

  • Danke für die Auskünfte. Dann werde ich wohl in Geduld üben und euch weiter zu Diensten sein. Gibt es denn noch eine Aufgabe für mich?


    Geduld... Eine Tugend die ihm eigentlich ja nicht fremd war. Ausserdem hatte ihm seine Anstellung bisher ganz gut gefallen, wenn er auch nicht seinen eigentlichen Beruf ausüben konnte.

  • "Ja, du hast es erfasst. Ich habe einen wichtigen Auftrag, der dich nach Germania und Italia führen wird. Und zwar will ich die Gladiatorenschule wieder beleben, doch ohne Interessenten, sprich Lanista, geht es recht schelcht. So werde ich einen Aushang verfassen und du wirst Sorge tragen müssen, dass jener in Italien und Germanien aufgehängt wird. Dir werden Sklaven zur Seite gestellt, wir wollen doch nicht, dass dir etwas in Germanien passiert."


    Das sollte für´s Erste genügen, dachte er sich. Schließlich hatte er noch keine konkreteren Anweisungen, geschweige denn den Aushang verfasst.


    "Und ich bräuchte deine Kenntnisse als Medicus. Ich hoffe du behandelst dies vertraulich. Und zwar brauche ich deinen Rat, in den letzten Monaten habe ich zunehmend Haare verloren, also Haarverlust. Was kann ich dagegen machen, schließlich brauche ich keine Glatze, nicht in meinem Alter."


    Wie peinlich, dennoch musste die Frage geklärt werden, bevor er noch mit einer Perrücke rumlaufen musste oder gar am Kopfe ganz entblöst.

  • Ein interessanter Auftrag der da auf in wartete. So allmählich drängte sich im der Gedanke auf, dass er nicht nur Schreiber sondern auch Mädchen für alles sein sollte. Doch das konnte ihm nur recht sein. Schließlich hatte er etwas vom unsteten Temperament seines Vaters geerbt. Doch zwei Probleme taten sich da auf. Zum einen WOLLTE er nicht nach Rom zurück. Schließlich gab es da immer noch zwielichtige Gestalten, die ihm vielleicht ans Leder wollten und die sich von einigen Sklaven nicht würden abschrecken lassen. Aber wenn er den Besuch der ewigen Stadt knapp hielt und das entsprechende Viertel mied so sollte das kein Problem darstellen.
    Das andere nahm sich da schon größer aus. Zumindest nach Germanien würde er zu Land reisen müssen. Doch dazu würde er wohl Reiten lernen müssen. Alles andere war wahrscheinlich zu langsam.


    Gerne, Herr. Da gibt es nur ein kleines Problem... Ich bin des Reitens nicht fähig. Und ich nehme an, das ich damit zu langsam bin.


    Das zweite Ansinnen seines Arbeitgebes brachte Hippocrates ordentlich in die Bredullie. Zum einen, weil dies nicht sein Spezialgebiet war und zum anderen, weil er noch nie von einer erfolgreichen Therapie gehört hatte. Gewiss gab es da einige Tinkturen, die empfohlen wurden, doch schon sein Vater hatte den Haarverlust zu den "unabänderlichen" Krankheiten gezählt. Hippocrates setzte sich dem Proconsul gegenüber und schlug umgehend den geschätsmäßigen Ton an, den er immer im Praxisraum benutz hatte.


    Gewiss könnt ihr euch meiner Diskretion sicher sein. Vorab halte ich es jedoch für meine Pflicht euch zu sagen, das Harrverlust eines jener Syptome ist, das schwer einer Krankheit oder der dysharmonie der Körpersäfte zugeschrieben werden kann. Leider gibt es keinerlei Hinweise darauf, warum einige früher, ander später oder garnicht unter dieser Erscheinung zu leiden haben. Demzufolge ist auch eine Therapie schwierig.
    Ich werde euch dennoch eine Salbe zur Behandlung zubereiten und euch eine Diät verordnen. Kann jedoch nicht für den Erfolg garantieren. Um die Terapie anzupassen brauche ich allerdings noch genauere Daten:
    Könnt ihr den Zeitpunkt der ersten Feststellung vielleicht etwas mehr präzisieren? Des weitern bräuchte ich Kenntniss eurer Lebensgewohnheiten. Also euren normalen Tagesablauf und wie ihr euch ernährt, sowie wie oft ihr euch im Normalfall fleischlich vergnügt.


    Er hatte seine Wachstafel schnell gelöscht. Das konnte er sich auch so merken. Die Antworten des Proconsuls waren eindeutig wichtiger. Er blickte ihm offen in die Augen und erwartete die Antworten seines Gegenübers. Er liebte diesen Beruf und war froh über einen Auftrag in dieser Richtung, auch wenn er ziemlich aussichtslos war.

  • "Nun gut, dann werde ich es anderweitig verlauten lassen müssen. Du solltest jedoch das Reiten erlernen, es wäre dir von großem Nutzen."


    Das war zwar kein Auftrag, geschweige denn ein Befehl, nur ein gutgemeinter Rat von Mann zu Mann. Sicherlich würde Hippocrates differenzieren können und es ebenfalls so sehen.
    Das andere Problem war dann doch unangenehmer. Nicht, dass er sich etwa genierte hier über seine Krankheit zu sprechen, nein, die Fragen waren zumindest für ihn höchst eigenartiger Natur und er selbst war skeptisch inwiefern die Beantwortung solcherlei Intimitäten seinem Gesundheitszustand in irgend einer Form zunutze sein sollten.
    Dennoch antwortete er pflichtbewusst und nötiger Ernsthaftigkeit, doch bei der ein oder anderen Antwort musste er es sich doch überlegen, was er denn sagen sollte - im Endeffekt war es dann doch die Wahrheit.


    "Das erste Mal? Nun, ich bemerkte es zum ersten Male deutlich an den Verlobungsfestivitäten meines Onkels. Das müsste nun schon fast ein halbes Jahr her sein, wenn ich mich nicht täusche. In letzter Zeit war der Verlust zwar nicht so dramatisch, aber du kannst mich verstehen, wenn ich mich dennoch sorge.
    Der Tagesablauf hat sich doch ein wenig verändert. Du musst wissen, dass damals meine Verlobte verstorben war und ich nicht gerade im besten Zustand anzutreffen war, eigentlich flüchtete ich in meine Arbeit oder die Melancholie. Ersteres nahm dann auch bald den Alltag ein und der Schlaf war auch nicht gerade das, was man sich darunter vorstellt. Träume seltsamer, gar unheimlicher Natur, rissen mich fast jede Nacht aus dem Schlaf, schweißgebadet konnte ich nach einem solchen Erwachen kein Auge mehr zu machen. Nun ja, so ging es etwa ein bis zwei Monate und ich nahm wieder zu, vorher aß ich recht unregelmäßig und wenig, auch die Pflichten meines Amtes waren seit damals Vergangenheit, denn meine Amtszeit war vorüber. Seitdem esse ich wieder regelmäßig fünf Male am Tag.
    Fleischlisch vergnügt habe ich mich eigentlich noch nie, bis auf das eine obligatorische Mal nach der Anlegung der Erwachsenentracht, als ich der Erfahrung Willen ein Etablissement entsprechender Art besuchen musste. Seitdem nicht mehr."


    Wenn er gründlicher darüber nachdachte, hatte sich Furianus eigentlich noch nie vergnügt, das erste und letzte Mal war erzwungen und seitdem hatte er irgendwie keine Bedürfnisse danach.

  • Gut. Achtet weiterhin darauf, das ih regelmäßig schlaft und esst. Gönnt euch auch bisweilen einen Ruhetag; sofern euer Amt das zulässt. Und vergnügt euch mindestens ein Mal im Monat. Das hat sich als förderlich erwiesen. Sucht nötigenfalls ein Lupanar auf. Zu alldem werde ich euch besagte Salbe zukommen lassen. Der Rest liegt bei den Göttern.


    Ungeachtet seines zarten Alters legte Hippocrates die altkluge Sprache eines jeden Arztes an den Tag, doch dies mit einiger Berechtigung; schließlich war das ein alltägliches Problem gewesen, das sein Vater öfter zu behandeln hatte je besser sein Geschäft lief.


    Was euren Auftrag an ging, so bin ich durchaus gewillt ihn zu erfüllen. Dazu wäre lediglich ein zahmes Reittier und jemand der mich einweist von Nöten. Dann traue ich mir zu auch diesen Auftrag in angemessener Zeit erledigt zu bekommen.


    In einem Haushalt wie diesem sollte doch ein Sklave für seine Eskorte vorhanden sein, der ihn sowohl im Reiten auch als in der Verteidigung des eigenen Lebens unterichten konnte. So hoffte Hippocrates zumindest. denn dier zeitraubende Auftrag würde sicherlich gut entlohnt werden.

  • Auch wenn Furianus stets zustimmend nickte, die Ansichten des fachkundigen Mannes kollidierten doch sehr mit seinen Vorstellungen und Lebensweise. Ob er sich dem Fleischlichen in solch kurzen Abständen und überhaupt widmen würde, bezweifelte er schon jetzt. Dennoch würde er wohl die anderen Empfehlungen umso genauer befolgen müssen.


    "Ich danke dir sehr für diesen Ratschlag und werde versuchen diesen zu befolgen. Die Kosten für die Salbe übernehme selbstverständlich ich."


    Damit war die Sache für ihn verdrängt, wie auch das Problem, welches er schon Monate auf seinen Schultern trug, nun letztendlich abladen konnte.


    "Also nimmst du den Auftrag doch an? Gut, ich werde dir die Mittel zur Verfügung stellen, sowie auch meinen Cassander, ein guter Sklave. Er ist ein intelligentes Exemplar und dürfte dir behilflich sein, doch lasse dich nicht von ihm an der Nase herum führen, er neigt oft zur List zurück zu greifen, wenn er Bequemlichkeit bekommen kann."

  • Cassander? Ein seltsamer Zeitgenosse. Na, ich werde schon mit ihm zu Rande kommen.
    Kann ich morgen vormittag dann mit Instruktionen und einer Ausgabe des Aushangs rechnen? Ich werde bis dahin die Salbe zusammengestellt haben.


    Mit einem Blick aus seine Essen freute er sich, dass er sich für ein einfaches, kaltes Mahl, bestehend aus Brot, Oliven und stark verdünntem Wein entschieden hatte. Zum Glück schien die Unteredung zu einem Abschluss zu kommen, so dass er sich in Kürze wieder seinem knurrenden Magen widmen konnte.
    Cassander sollte also einer seiner Begleiter sein. Entgegen seinem zu Tage gelegten Optimismus war er nicht sonderlich erfreut über diese Enthüllung. Cassander hatte ihn schließlich nicht sonderlich freundlich bergrüßt. Hippocrates konte sich noch lebhaft an den Blick erinnern, der ihn heute morgen gtroffen hatte. Na das konnte ja heiter werden!

  • "Gut, dann werde ich dir morgen die nötigen Unterlagen beireichen. Eine angenehme Nachtruhe, Hippocrates, vale."


    Verabschiedete er sich freundlich und verließ kurze Zeit später mit der großen Frage, warum Cassander denn ein seltsamer Zeitgenosse sein mochte, das Zimmer.

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