Atrium | Severus et Furianus

  • Es war einer dieser Tage, an denen Furianus die Arbeit in die Villa Proconsularis verlagerte, weil ihn entweder Kopfschmerzen plagten und er die Geräusche Tarracos nicht ertragen mochte und konnte oder es waren Tage, die einfach zu schön waren, um der Arbeit in dem stikigen Tarraco nachzugehen. Letzteres traf auf den heutigen zu.


    So ging Furianus, in einer leichten weinroten Tunika, in das Atrium, wo ihn schon sein Klient erwarten sollte.


    "Salve, Atius. Schön dich zu sehen."


    Mit diesen Worten ging er lächelnd auf den Klienten zu und bat ihm mit der Hand eine Kline an.

  • Für Manius der dem Ianitor folgend das Atrium betrat war es der erste Gang zu seinem Patron in seiner Villa. Er bestaunte die Pracht die ihm entgegenschlug, und sah auch wie selbstverständlich Furianus sich in dieser Umgebeung zu bewegen verstand. Er dachte sich dass wohl die Villa, die sein Patron in Rom zu bewohnen pflegte ähnlich prachtvoll ausgestattet sein musste.


    Salve mein Patron. Er verneigte sich leicht vor ihm und schritt auf die Kliene zu, die ihm angeboten worden war. Ein Sklave der sich ihnen genähert hatte übernahm den Mantel, den Manius noch bei sich trug und verschwand ebenso unauffällig wie er erschienen war.


    Ich danke dir, dass du für mich Zeit gefunden hast. Er setzte sich auf die Kliene. Ein weiterer Sklave huschte hervor und befreite ihn von seinem Schuhwerk bevor er sich auf die Kliene legte.


    Er schaute sich um. Eine prachtvolle Villa. Es muss ein erlesenes Gefühl sein hier draußen vor der Stadt zu residieren oder seine Arbeiten erledigen zu können. In Tarraco geht der Lärm der Fuhrwerke bereits vor Morgengrauen los und verebbt erst wenn die Sonne längst hinter den Feldern verschwunden ist. Ein Landsitz war unserer Familie nie vergönnt.

  • "Für Klienten habe ich immer Zeit, setz dich doch."


    Und er selbst ließ sich auf eine Kline nieder und bedeutete einigen Sklaven ein paar Getränke zu bringen, wie auch einiges an Obst und anderen Kleinigkeiten.


    "Ja, ein prachtvolles Domizili."


    Dabei sah er sich noch einmal versichernd um und nickte.


    "Marmor wohin das Auge reicht, der Erbauer, wohl ein Vorgänger, hat hier keinen Funken Geiz aufkommen lassen. Und ja, hier ist die Luft noch kühl, die Straßen seelenruhig.
    Aber dich führt sicherlich etwas anderes, als die Muße zu mir."

  • Nein, sicher nicht. Manius schaute sich am Tisch um, machte eine Schale mit Trauben ausfindig. Er griff nach einer. Ich hatte ein sehr interessantes Gespräch mit Quituns Matinius Valens, dem Magister Scrinorium in seinem Officium. Er machte eine kurze Pause. Ein Sklave hatte ihm ein Glas mit verdünten Wein eingeschenkt, was sofort seine Aufmerksamkeit erregte. Er Griff danach und drehte es in seiner Hand.


    In dem Gespräch ging es um die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die Chancen die hier in Hispania und im Besonderen hier in Tarraco bestehen. Er fuhr mit dem Daumen über das Glas.
    Matinius Valens meinte die Glasherstellung hätte hier Zukunft. Das Thema hat mir in den folgenden Tagen keine Ruhe mehr gelassen. Auf den Märkten versuchte ich nun Informationen zusammen zu tragen. Ich habe mich mit einigen Geschäftsleuten darüber unterhalten, vielleicht war auch der eine oder andere Spekulant darunter. Er lächelte leicht angespannt. Dabei sind mir auch andere Geschäfte aufgefallen, in denen es auch recht lukrativ sein kann zu investieren.


    Manius blickte vom Glas auf und sah zum Proconsul hinüber Ich hoffte einen Ratschlag bei dir einholen zu können. Ist es ratsam jetzt zu investieren? Letztendlich konnte ich mich jedoch noch nicht für eine bestimmte Branche entscheiden. Doch wie dem auch sei, eins steht fest, die Investitionskosten werden hoch für mich sein. Und eine solche Investition will reiflich überlegt sein. Manius versuchte seine Unsicherheit dadurch zu überspielen in dem er einen großen Schluck aus dem Glas nimmt. Im war bewusst, das die Summen um die es ihm dabei geht für den Flavier keine Beträge sind um die er sich große Gedanken machen würde. Aber für Manius sind dies gewaltige Summen.

  • "Interessant."


    Mehr ließ Furianus vorerst nicht verlauten und nahm sich eine geschälte Dattel. Die Schale aß er ungerne. So nutzte er die Pause des Dattelessens, um sich die richtigen Worte zurecht zu legen.


    "Natürlich ist eine der Voraussetzungen neben den finanziellen Möglichkeiten auch ein gewisses kaufmännisches Geschick. Nun, erstere wirst du wohl, so denke ich, nicht groß besitzen, letzteres solltest du jedoch schon haben.
    Selbstverständlich hätte ich keine großen Schwierigkeiten damit dir einen Betrieb zu schenken, aber es bedarf großen Geschickes, um solch einen nicht herunter zu wirtschaften.
    Ich würde mich dieser Verantwortung an deiner Stelle erst annehmen, wenn ich ein solides Grundvermögen durch eine gute staatliche Anstellung als Rückhalt hätte. Wer weiß, wann die Geschäfte gut laufen, ob sie überhaupt in den ersten Monaten laufen, für diese Möglichkeiten muss vorgesorgt werden und ein sicheres Gehalt ist da geradezu eine Bedingung."


    Er nahm eine zweite Dattel, die er wiederum genüsslich im Mund verschwinden ließ.


    "Aber in was wolltest du konkret investieren, neben der Glasbranche?"

  • Manius drehte das Glas in seiner Handfläche und hörte den Ausführungen von Furianus aufmerksam zu.
    Vielleicht hast du Recht, vielleicht sollte ich tatsächlich noch zuwarten. Mir ist bewusst dass das Risiko hoch ist. Das war ja auch der Grund weshalb ich unbedingt mit dir darüber sprechen wollte. Eigentlich läuft doch alles darauf hinaus, ob das Startkapital ausreicht um die erste Durststrecke zu überwinden. Er stellte das Glas auf den Tisch und griff nach einen mit Honig kandierten Apfelspalten.


    Die Glasbranche, das muss ich ehrlich zugeben ist gar nicht mein vorrangiges Ziel. Viel interessanter ist das Handwerk der Schuster. Die Preise für gutes Schuhwerk sind hoch und das Angebot überschaubar. Das Leder als Rohstoff ist günstig und stapelt sich bei den Gerbereien. Manius biss ein Stück vom kandierten Apfelspalten ab.
    Die Chancen sich dort ein wirtschaftliches Standbein zu schaffen sind wie ich die Lage beurteile günstig. Freilich bietet eine sichere Anstellung, sollte ich den aufsteigen können ein gewisses Polster um auch Zeiten in denen die Geschäfte schlecht gehen zu überwinden, aber ich möchte den richtigen Zeitpunkt nicht verpassen.


    Die Worte von Furianus waren nicht das was er hören wollte, doch er hatte damit gerechnet. Außerdem war ihm schon länger klar geworden das er sich ein gewisses Grundkapital aufbauen müsse. Er hoffte darin auf die Unterstützung seines Patrons.

  • "Es freut mich, dass du meinen Gedanken etwas abgewinnen kannst. Nun, Schuster sind in letzter Zeit, diesen Eindruck habe auch ich gewinnen können, recht gefragt, zumindest die Nachfrage erscheint mir deutlich höher als bei anderen Branchen.
    Wobei du selbstverständlich auch mit vermehrter Konkurenz rechnen muss, besitzen doch einige gutbetuchte Ritter einen Schuster."


    Furianus nahm sich eine weitere, geschälte, Dattel, die er auch genüsslich zerkaute und mit verdünntem Wein hinunterspülen konnte.


    "Da wir schon über eine solide Finanzierung sprechen, kann ich dir ja offen legen, dass ich gedenke dich nach der Erledigung all deiner Aufträge als Scriba Provincialis zum Magistratus der Stadt Tarraco zu ernennen.
    Du hast dich bewährt, bist zudem mein Klient. Ich bin sicher, dass du meinen sowie auch den Erwartungen der Bürger als Magistratus gerecht werden kannst, zudem kannst du verstärkt mit dem Magister Scriniorum bezüglich des Dichterwettbewerbes als Repräsentant der Stadtverwaltung arbeiten."

  • Manius nahm das letzte Stückchen seines Apfelspaltens in den Mund. Den Honig, der klebrig an seinen Fingern haftete wischte er mit seiner Zunge ab.
    Du hast Recht, der Markt entwickelt sich günstig. Und was die Konkurrenz angeht, auch die ist überschaubar und würde mich nicht abschrecken, denn auch Ritter dürfen nicht alles machen.


    Manius nahm das Glas verdünnten Weins in seine Hand und spülte mit einem kräftigen Schluck die letzten Honig und Mandelsplitter, die sich zwischen seinen Zähnen verfangen hatten hinunter. Über die letzten Worte des Proconsuls zeigte er sich sehr erfreut. Ein kleines aber unauffälliges Lächeln huschte über sein Gesicht.
    Ich danke dir für dein Vertrauen. … Mit Matinius Valens zusammen arbeiten zu können, und dann auch noch bei einem so wichtigen Projekt finde ich eine großartige Herausforderung. Wenn einem ermöglicht wird etwas zu bewegen, aus der Eintönigkeit des Alltags heraustreten zu können stärkt das. Ideen zum Dichterwettbewerb sind glaube ich genügend vorhanden. Sie müssen geordnet werden und in Bahnen gelenkt werden die eine Umsetzung ermöglichen.
    Manius wurde neugierig, hatte er doch seit er mit Valens darüber gesprochen hatte recht wenig darüber gehört. Wie sieht es eigentlich mit dem Fortgang des Projektes aus? Konnte Matinius Valens bereits einige Maßnahmen ergreifen?

  • "Ja, natürlich steht es euch frei Maßnahmen zu ergreiffen, doch ich möchte zuvor gerene benachrichtigt werden, ob schriftlich oder mündlich ist mir relativ gleich, ich will nur wissen, ob der Handlungsrahmen meinem entspricht und werde bei Notwendigkeit auch gerne etwas korrigieren wollen."


    Schließlich wollte er seine Angestellten nicht bemuttern, doch Vertrauen war gut, Kontrolle war besser. Und so lange hatte er noch nicht mit den Männern zu tun gehabt, so wie auch sie nicht mit ihm, damit man sich blind vertrauen konnte und beide Seiten von den Vorlieben und Meinungen der jeweils anderen Seite wussten.

  • Nun das ist auch mir klar. Wer den Geldbeutel hat wird natürlich auch sagen wo und in welcher Weise die Gelder verwendet werden. Aber was ich meine war vielmehr der Stadt zu dienen. Der Stadt und der Provinz zu helfen. Es ist doch unsere Pflicht die Aufgaben die von uns abverlangt werden, die Herausforderungen denen wir uns stellen müssen, von Problemen möchte ich gar nicht sprechen, gerecht zu werden. Viele werden nun sagen ich sei ein Idealist, ein Phantast. Gut, vielleicht bin ich das auch aber die Provinz kann nur blühen wenn jeder einzelne seinen Beitrag dazu leistet. Wir haben doch alle eine Aufgabe zu ertragen, einer Bestimmung zu folgen die uns durch die Götter vorgegeben wurde. … Manius merkte plötzlich, dass er wie so oft bei derlei Gesprächen zu Philosophieren begann und vom Thema vollkommen abgeschweift war und einen Monolog zu halten angesetzt hatte. Er hielt inne. Suchend nach einem Ausweg aus seiner Rede versucht er auf seine eigentliche Frage zurückzukommen. Er griff nach einigen Trauben die in einer Schale darauf warteten gegessen zu werden.


    …Aber wie dem auch sei, die Götter gaben uns das Leben nicht nur um zu Philosophieren. Manius nahm eine Traube in seinen Mund und kaute an ihr herum. Hattest du bereits gelegenheit mit Matinius Valens über den Dichterwettbewerb zu sprechen? Noch immer war Manius sehr neugierig mehr davon in Erfahrung zu bringen.

  • "Ja, das stimmt."


    Mehr wollte Furianus dazu auch nicht sagen, denn die Ideale seines Klienten konnte er teilweise teilen, doch er hatte sich schon immer einen recht nüchternen Sinn für die Realität vorbehalten können und war dahingehend auch der Ansicht, dass die Vergütung ebenfalls eine wichtige Rolle spielte, keine essentielle, aber doch stattliche. Schließlich konnte man als Bettler keinem Staat, keiner Stadt helfen.


    "Ja, aber nur kurz. Gibt es Neuigkeiten diesbezüglich?"


    Der Dichterwettbewerb zog sich auch schon hin, wie er feststellen musste.

  • Nicht wirklich. Ich hatte seit meinem Gespräch das ich mit Valens zu diesem Thema geführt hatte nicht mehr die Gelegenheit mit Ihm darüber zu sprechen. Ich hoffte eigentlich dass er mit dir darüber gesprochen hat. Manius hatte auch mit Valens nicht mehr das Vergnügen sich näher über dieses Thema auszutauschen was sehr schade war, hatte Manius doch großes Interesse an dem Wettbewerb gefunden.
    Aber wie dem auch sei, ich hoffe doch stark, dass die Vorbereitungen schon weiter gediehen sind. Ein kulturelles Ereignis dieser Güte währe genau das Richtige um die geschundenen Gemüter der Menschen hier in Tarraco wieder zu erwärmen.


    Er griff zu einer Pfirsichhälfte, die mit Honig und Mandelstücken gefüllt war und ihm schon des Längeren über den Tisch zuzrufen schien "nimm mich!". :D
    Für die Stadt wird dies ein wichtiges Ereignis sein. Die Spielstätten, das Theater und die Bibliothek wie ich annehmen, werden einer gründlichen Renovierung bedürfen. Und der Hafen. Na, ja … Manius seufzte hörbar auf. …Hier währe schon beinahe ein Neubau fällig wenn dort nicht rasch etwas Grundlegendes passiert.

  • Furianus nickte bedächtig, doch die weiteren Worte ließen seine Augenbraue merklich nach oben gleiten. Warum sprach man nun von Renovierungen und hatte am Hafen immer etwas zu beanstanden? Er fand es gut so, wie es derzeit war und wohl noch bleiben würde, geschweige denn Handlungsbedarf sah er nun überhaupt nicht.


    "Wie meinst du das, Renovierungen? Und Neubau des Hafens nur für einen Dichterwettbewerb?"


    Irgendwie wollte es ihm nicht so recht einleuchten, warum man wieder Geld ausgeben wollte. :D

  • Sim-Off:

    Das wird nun schwierig, da ich noch am Hafen im Gespräch mit Valens bin, und das hier definitiv danach stattfindet ?(


    Vielleicht weis sein Gegenüber noch nichts von den Ereignissen am Hafen? Ist ihm davon noch nicht bereichtet worden? Für Manius ist es unverständlich. Geschichten wie diese verbreiten sich für gewöhnlich wie ein Lauffeuer in der ganzen Stadt. Auch das Personal des Proconsuls kann davon nicht verschont geblieben sein.
    Ich hoffe doch dir wurden die Ereignisse am Hafen zur Kenntnis gebracht? Die Tragödie die sich dort zugetragen hat? Ein Steg ist eingestürzt. Die Gründe sind noch nicht bekannt, aber die Menschen sind in heller Aufregung. Man fragt sich wie das passieren konnte. Und wenn man durch den Hafen schlendert und sich die Anlagen genau ansieht so machen sie nicht den Eindruck einer Provinzhauptstadt würdig zu sein. Ich glaube dass dies nicht gerade einen besonders Guten Eindruck hinterlässt wenn darüber in der Acta Diurna gelesen wird.


    Vielleicht war Manius mit seiner Wortwahl zu weit gegangen. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht Dinge die ihm ein Anliegen waren deutlich überzogen darzustellen. Aber wenn er es sich recht überlegte hatte er diesmal gar nicht überzogen. Im Gegenteil, je länger er darüber nachdachte desto zurückhaltender erschienen ihm seine Worte nun. Sollte er nachlegen? Während er das Pfirsichstück kaute hatte er genügend Zeit darüber nachzudenken, und er war zum Entschluss gekommen dies nicht zu machen.


    Er schmunzelte ein kleinwenig, kaum zu erkennen aber doch deutlich genug um gesehen zu werden. Du siehst, die Stadt ist mir bereits ein Anliegen. Er machte eine kurze Pause. Mit deutlich gedämpfter Stimme setzte er fort:
    Die Spielstätten für den Dichterwettbewerb werden sicherlich einer Inspektion bedürfen, und dass hier und da einige Maßnahmen getroffen werden müssen liegt doch sicher auf der Hand. Dass dabei auch Renovierungsarbeiten anfallen könnten ist doch sicher auch nicht ausgeschlossen. Es wird eben viel davon abhängen in welchem Zustand die Spielstätten sind. Das wollte ich damit vielmehr sagen.

  • Sim-Off:

    Ist schon in Ordnung, dann ist Furianus eben noch nicht informiert worden.


    "Ereignisse am Hafen? Was ist geschehen, was war mit dem Steg?"


    Fragte er sogleich ungeduldig, denn das Wort "Tragödie" versprach nichts Gutes. Zudem stand dies dann auch sicherlich in der Acta, da konnte er nur zustimmend nicken.


    "Ja, eine Inspektion ist auch das, was ich mir darunter vorgestellt hätte. Selbstverständlich wird für die Kosten die Stadtskasse belastet, ich kann die Provinzkasse nicht zur Verfügung stellen."


    Und er nahm noch einen Schluck.

  • Nun, der Steg ist einfach in sich zusammengekracht. Das alleine währe nicht so schlimm gewesen. Manius musste eine kurze Pause machen. Noch immer klang die Stimme des Vigiles, der die Toten zählte in seinen Ohren.


    Es geschah just zu dem Zeitpunkt, als ein Schiff aus Gades am Steg festgemacht hatte. Die Matrosen waren, soweit ich das zumindest mitbekommen hatte damit beschäftigt die Ladung, Hartholz aus Baetica, für das Anlanden bereit zu machen, als unvermittelter Dinge der Holzkran und mit ihm der gesamte Landungssteg zusammenkrachte. Dabei wurde das Schiff ebenfalls in die Tiefe gezogen aus welchem Grund auch immer. Der Hafen verwandelte sich in ein Durcheinander von Balken, geborstenen Planken, sowie den Holzstämmen, welche noch zum Teil vertäut im Hafenbecken herum schwammen. Und mitten drinnen die Matrosen und die Menschen, welche sich zuvor an Bord des Schiffes oder am Steg befanden. Darunter waren auch Frauen und Kinder.
    Manius musste absetzten. Die Erinnerungen kamen wieder hoch, die er in den letzten Tagen so erfolgreich zu verdrängen suchte. Er sah sich nach dem Becher mit den verdünnten Wein um, griff danach und nahm einen Schluck um seiner trockenen Kehle etwas Wein zu gönnen.


    Ich sage dir, der Anblick war schrecklich. Die Stimme des Vigiles der die Toten die aus dem Wasser gefischt wurden abzählte kann ich heute noch hören und schnürt mir immer noch die Kehle ab wie damals am Hafen. Es müssen fast zwei Duzend gewesen sein. Aber genaueres werden da sicher die Vigiles sagen können.
    Seinen Beitrag zur Rettungsaktion am Hafen verschwieg er geflissentlich. Er wollte nicht als der Held dastehen, zu dem er allenthalben auf den Strassen gemacht wurde und was er stets versuchte klein zu reden. Doch sein Barbier hatte bei der Ausschmückung der Rettungsaktion keine Hemmungen gezeigt und ihm gleich die Rettung von 30 Kindern und gut zwei Duzend Frauen angedichtet. Früher oder später wird der Proconsul davon schon erfahren. Spätestens wenn die Vigiles ihren Bericht abgeben werden.

  • Interessant. Furianus´Augen weiteten sich merklich, als sein Klient ihm die Tragödie schilderte. Ab und an schüttelte Furianus leicht mit dem Kopf. Es klang unglaublich und das hatte man ihm verschwiegen. Er musste dringend herausfinden, wo es in seinem Informationsnetz Lücken gab.


    "Unglaublich. Wahrhaftig. Wie viele Tote waren es, zwei Dutzend?"


    Murmmelte er in sich hinein und senkte den Blick, um diesen nach einigen Herzschlägen wieder bohrend in die Augen des Atiers zu stechen.


    "Wo waren die Verantwortlichen, wo der Praefectus Portuensis?! Wie viele Vigiles waren anwesend?"

  • Das hatte sich Manius auch bereits gefragt. Die ganze Zeit in der er am Hafen wahr war vom Praefectus Portuensis nichts zu sehen. Lediglich die Vigiles waren vor Ort und versuchten die Situation in den Griff zu bekommen.
    So weit ich das Geschehen überschauen konnte, und das war nicht einfach bei dem Aufruhr der dort herrschte war vom Praefectus Portuensis weit und breit nichts zu sehen. Wahrscheinlich lag er in irgendeiner Hafenkaschemme unter einem Tisch, volgelaufen und außer Standes einen klaren Gedanken zu fassen.


    Aber die Vigiles waren dort. Eine oder Zwei Cohorten unter der aufopfernden Leitung des Centurio Tiberius Matinius Iovianus. Ihm hatte er sehr viel zu verdanken, weshalb er sich genötigt sah seinen Namen lobend zu erwähnen.
    Ohne ihr einschreiten währe die Situation noch weiter eskaliert. Sie konnten die Matrosen, Frauen und Männer bergen. Sie haben sie mit Decken und warmen Getränken versorgt. Die Frau des Kapitäns und ihre beiden Kinder die ebenfalls an Bord wahren konnten sie vorübergehend hier in Tarraco unterbringen bis ihre Situation wieder erträglicher wird. Sie haben auch versucht die Menschenmenge die sich im Hafen gebildet hatte unter Kontrolle zu halten. Letztendlich haben sie die Toten aus dem Hafen gefischt und versucht den Hafen wieder einigermaßen frei zu bekommen damit er nicht vollends blockiert ist.

  • Also konnte er doch nichts an den Vigiles beanstanden, den Namen des Matiniers merkte er sich jedoch, schließlich war jener kürzlich bei ihm, um seine alte Anstellung wieder zu erlangen.
    Doch eine Tatsache konnte nicht verdrängt werden.


    "Der Praefectus wird seines Amtes entlassen."


    Eine nachdenkliche Stille trat ein und Furianus nickte, um es sich selbst zu bestätigen.


    "Gut, der Hafen soll renoviert werden, es ist wohl dringlich. Wir können es uns nicht erlauben mit Toten zu brillieren.
    Nimm du dies sogleich als deine erste Aufgabe nach der Ernennung."

  • Manius nahm mit Genugtuung die Worte seines Patrons auf. Sollte sich Valens geirrt haben? Wie auch immer, sein Proconsul hat das Problem erkannt.
    Ich danke dir, ich werde dich auch nicht enttäuschen. Quintus Matinius Valens hat übrigens angekündigt eine Unersuchung durchführen zu wollen, und er möchte mich als Unterstützung dabeihaben. Ich werde die Gelegenheit nutzen genaueres über den Zustand des Hafens herauszufinden.


    Manius ließ sein Glas mit dem vergorenen Rebensaft von den Hängen der kaiserlichen Weingärten vor Tarraco wie er vermutete auffüllen und reichlich mit Wasser verdünnen. Er nippte daran, bevor er sich dem letzten Stück seiner Pfirsichhälfte widmete.
    Es wird darauf ankommen die richtigen Maßnahmen zu treffen. Ich glaube der Umfang der nötigen Arbeiten wird erst nach einer ausgiebigen Inspektion der Hafenanlagen beziffert und abgeschätzt werden können.

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