• Wie sicherlich allgemein bekannt ist, wurde das Areal der Hanghäuser in Ephesos, im Zentrum der Stadt am Nordhang des Bülbüldagh vom Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) zusammen mit dem Institut für die Kulturgeschichte der Antike der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) unter der Gesamtprojektleitung von o. Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c. F.Krinzinger, w. M. ausgegraben. Als rund zwei Jahre vor der Jahrtausendwende, im Jahr 1999, ein umfangreiches Schutzdach über diese besterhaltenen antiken Wohnhäuser des östlichen Mittelmeerraumes errichtet wurde, kam es aufgrund einer Unachtsamkeit vom damaligen Mag. phil. F. X. Bittermüller, der gerade sein sechstes unvergütetes Volontariat in situ ableistete, zu einem kleinen Unfall, in dessen Folge ein sensationeller Fund gemacht wurde.


    Die eiligst eingeflogene Expertin des ÖAW, die eine 1/5-Stelle und die Leitung des Drittmittelprojekts "Keilschrift-Papyri in der römischen Kaiserzeit", angesiedelt am Institut für Papyrologie in den Kellerräumen der Österreichischen Nationalbibliothek am Heldenplatz, Wien I., schon seit vier Jahren unermüdlich besetzte, wurde zu Rate gezogen.


    Mag. phil. DI Konstanze Schmidt-Müller-Handlos (geborene Komm. Rat. Handlos - ein Prothesenfabrikant aus Mürzzuschlag, geschiedene Ing. Müller, geehelichte cand. jur. Schmidt), die eine international ausgewiesene Koryphäe für traianisch-hadrianische Keilschrift-Papyri war und ist, wurde der Fund vorgestellt und sie machte sich mit ihm in der Folgezeit eingehend vertraut (vgl. Schmidt-Müller-Handlos, K.: Ein sensationeller Fund in Ephesos, FiE Sonderband, Wien 2001; ihre Dissertation zur Frage, ob in der Schlacht am Chaboras (104 n. Chr.) Keilschrift-Papyri durch die römischen Signalmelder verwendet wurden - ein Desiderat der Forschung - wird für 2011 erwartet).


    Lange Rede kurzer Sinn: als Mag. DI Schmidt-Müller-Handlos sich vor den Fund setzte, lagen fünf völlig verschrumpelte Etwasse vor ihr, die wie von us-amerikanischen Jugendlichen weggeworfenes Einwickelpapier von Hershey's (mit ganzen Mandeln) aussahen, aber - ein erster Test bewies es - nicht so rochen. Und auch nicht waren.


    In einem aufwendigen Verfahren, das wir uns zu erklären hier sparen, um die Initiierten nicht zu langweilen und es für die Außenstehenden nicht zu profanisieren, wurden die fünf Häufchen Elend auseinanderklamüsert und entpuppten sich nun in prostratem Zustand als Papyri.


    Mit dem Derveni-Papyrus (vgl. The Derveni papyrus, ed. with introduction and commentary by Theokritos Kouremenos; George M. Parássoglou; Kyriakos Tsantsanoglou, Firenze: Leo S. Olschki Editore, 2006, Lit. ibidem) lag und liegt damit der zweite Papyrus-Fund außerhalb Ägyptens und Pompeijs vor. Eine Sensation sondergleichen. Die Frage, ob der Fund fürderhin als der "Schmidt-Müller-Handlos-Papyrus I-V" in die Forschungsgeschichte (und den Brockhaus) eingehen sollte, wurde auf dem kleinen Dienstweg im damaligen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (BMBWK) durch den politischen Staatssekretär Dr. Franz Josef Bittermüller (ÖVP) entschieden.


    In mühsamer Kleinarbeit konnte Mag. DI Schmidt-Müller-Handlos die vorliegenden Fragmente als die verlorengeglaubte und nur bei Orosius an einer verderbten Stelle erwähnte "Oikuménes Periégesis" des antiken Oikotrophologen und Pomologen Diagoras von Melos identifiziert werden (nicht zu verwechseln mit der "Oikuménes Periégesis" des Dionysios von Alexandria, vgl. Dionysios von Alexandria: Das Lied von der Welt, hrsg. von Kai Brodersen. Hildesheim: Olms, 1994).


    Da die Edition dieses Sensationsfundes noch des Druckes harrt und aufgrund der vielfältigen Verpflichtungen von ao. Univ.-Prof. Dr. phil. h. c. Mag. phil F. X. Bittermüller (Wien) noch einige Jahre ins Land gehen werden wir an dieser Stelle den rekonstruierten Bittermüller-Papyrus I-V der interessierten Fachwelt in einer Art "pre-pre-edition" vorstellen.


    Hier zunächst also "Bittermüller I" in der Originalversion und in einer ersten Roh-Übersetzung durch eine damals zufällig in Ephesos anwesende Wiener Doktorandin ("[...]" steht für eine Lücke von einem oder mehreren Buchstaben:


    DI [...] [...] S [...] [...] MEL [...]
    [...] KUM [...] [...] [...] PER [...] [...] [...]


    N [...] [...] [...] EIT [...] [...] [...] [...] IN [...]
    A [...] [...] [...] [...] [...] IMP [...] TR [...] [...]
    [...] [...] [...] ALL [...] [...] [...]



    Transkription:


    DIAGORASVONMELOS
    OKUMEMESPERIEGESIS
    NACHLANGERZEITAUFDERDELPHINNUN
    ANTIOCHIAERREICHTIMPTERTINENTERTROTTEL
    VONEINEMKAPITÄNHATALLEMEINEÄPFEL


    Anmerkung: Offenbar ist der Ausgangpunkt der Reise des Diagoras von Melos unbekannt, es wird aber entweder Melos oder Ephesos angenommen (oder auch als Ziel der Reise, Antiochia in Syrien ist sicher nur Zwischenstation, die aus Bittermüller II-V ersichtlich), die Delphin war wohl der Name des Schiffes. Was es mit "Äpfeln" (eine Metapher?) und der wüsten Beschimpfung eines "Kapitäns" aufsichhat, darüber wird in der Forschung bis heute heftig gestritten.


    [... wird hier fortgesetzt ...]

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