Das Haus von Philolaos, dem Kitharisten

  • Das Haus, in dem der einst große Kitharist Philolaos mit seiner Enkelin wohnt, ist eines, wie es in Rhakotis dutzende davon gibt. Zwei Stockwerke umfasst der Bau aus einfachen Lehmziegeln und ist so dicht an die Nachbarhäuser gebaut, dass dazwischen kein Durchgang mehr herrscht. Mit 6 anderen Häusern unterschiedlichster Höhe und Bauart umschließt es einen gemeinsamen Innenhof mit Brunnen.
    Der Raum hinter der Eingangstür ist schlicht eingerichtet. Ein Tisch, zwei Stühle, ein bequemerer Sessel, der seine beste Zeit auch schon hinter sich gebracht hat und eine alte Kline. Im hinteren Teil nahe der Tür zum Hinterhof ist eine Kochnische. Das Feuer und der Rauch hat die Ziegel dort geschwärzt.
    Die Wände sind kahl und hätten einen neuen, weißen Anstrich nötig. Keine Bilder, keine Vasen, nichts verschönert die blanken Wände. Einzig an einer Stelle steht ein kleiner Tisch, auf dem die Kithara Harmonia ihren Platz hat.
    Eine schmale Treppe führt hoch in den ersten Stock mit den beiden Schlafzimmern. Allerdings ist nur Penelopes Schlafzimmer regelmäßig benutzt, ihr Großvater Philolaos schläft meistens im Erdgeschoss auf der Kline.



    Penelopes Zimmer ist klein. Neben einem Bett gibt es noch zwei Kleidertruhen und einen kleinen Tisch. Einige Manuskripte mit Liedtexten liegen fein säuberlich aufgerollt und ordentlich in einem einfach zusammengeschusterten Regal neben dem Tisch. Auf dem Tisch liegen immer mindestens zwei Wachstafeln, die Penelope zum Komponieren benutzt, ebenso wie ein Griffel aus Holz.
    Die Wände sind ebenso wie die unten kahl und könnten einen Anstrich gebrauchen. Hier und da hängt ein Tuch, um das ganze etwas wohnlicher erscheinen zu lassen.
    Ein großes Fenster, das von innen verriegelt werden kann, lässt sich zur Straße hin öffnen und liegt fast direkt über dem Bett.

  • Philolaos lag auf der Kline und schnarchte vor sich hin. Irgendwoher hatte der alte Mann einen Krug wein aufgetrieben, der leer neben ihm lag. Der Becher, der noch immer in seiner Hand war, enthielt noch zwei Schluck.
    Penelope ging langsam zu ihm hinüber. Wenn er getrunken hatte, war er gefährlich, aber im Moment schlief er ganz friedlich. Sie stellte auf dem Weg noch Harmonia auf ihren Platz lautlos ab und brachte das Brot zur kleinen Kochzeile. Sie ging zu ihm hin und nahm ihm vorsichtig den Becher aus der Hand. Ein Bein hing von der Kline, und Penelope legte es wieder oben hin und zog ihrem Großvater im Schlaf die Schuhe noch aus und stellte sie neben ihm auf den Boden, damit er sie am Morgen fand.
    Er grunzte zweimal beim Schnarchen, und Penelope begab sich leise zu seinem Kopf. „Ich bin wieder zuhause, Großvater“, flüsterte sie ihm sachte zu und gab ihm einen Kuss auf die alte Stirn.
    Danach ging sie langsam nach oben in ihr Zimmer. Sie war noch immer aufgewühlt, und jetzt, da sie allein war, stürzten alle Erlebnisse des Tages über sie herein. Tat es ihr leid? Nein, überhaupt nicht. Sie wusste, sie liebte Ánthimos, und sie hatte sich noch nie so glücklich gefühlt wie in den paar Stunden mit ihm. Sie musste nur an ihn denken und ihr Herz schien eine Melodie zu spielen.
    Sie zog sich langsam aus und legte sich in ihr Bett. Sie konnte noch nicht einschlafen, obwohl sie hundemüde war. Aber in ihrem Herzen ging noch so viel vor sich, was sie wach hielt. Kam Ánthimos wohl gut zur Taverne? Wo war er jetzt gerade? Was würden seine Brüder sagen? Wie lange würde es dauern, bis sie ihn morgen wiedersah? Und natürlich, würde ihr Großvater etwas von all dem, was passiert war, erfahren? Sie hatte ein bisschen Angst. Sie zog sich ihre dünne Decke bis zur Nasenspitze hoch und kuschelte sich an ihr raues Kissen.
    Mit all diesen Gedanken lag sie noch lange wach, ehe sie dann doch irgendwann Schlaf fand.

  • Penelope war schon wieder früh auf den Beinen. Der Hund unten bellte wie verrückt jeden Sonnenaufgang, und so weckte er sie auch diesen Morgen. Sie wusch sich schnell und richtete sich die Haare, ehe sie sich anzog. Den Eimer nahm sie mit nach unten.
    Ihr Großvater schlief noch, nichtmal der Hund konnte ihn wecken. Sie sammelte auch seinen Eimer ein und brachte beide nach draußen. An der Ecke stand das Fass des Gerbers, der jede Nacht eines alle paar Straßen abstellte und jeden Mittag wieder abholte. So blieb die Straße wenigstens vom gröbsten Unrat verschont und die Gerber hatten immer genug Nachschub. Noch mehr verschlafene Frauen waren gerade auf demselben Weg wie sie, und wie immer gab es ein kurzes, morgendliches Geplänkel. Aber heute beteiligte sich Penelope nicht daran, sie war irgendwie noch müde. Eine der Frauen fragte sogar, ob sie krank sei, aber sie verneinte nur und lächelte glückselig. Nein, sie war nicht krank, ganz und gar nicht. Sie fühlte sich so gut wie nie zuvor.


    Während die Sonne langsam aufging, wurde auch Philolaos wach und hatte seine übliche, schlechte Laune nach dem Aufwachen.
    “Haben wir noch Wein da?“
    Penelope hatte sich schon angewöhnt, nichtmehr den Kopf zu schütteln, weil ihn das immer ärgerlich machte. Irgendwie hörte er es wohl. Statt dessen antwortete sie etwas monoton. „Nein, Großvater. Aber wir haben gutes, frisches Brot.
    “Pah, wofür will ich stinkiges Brot, ich will Wein oder wenigstens etwas rauchen. Wozu hab ich dich eigentlich in mein Haus aufgenommen, wenn du nichtmal Wein ranschaffen kannst?“
    Er war offenbar nicht in Stimmung für irgend etwas, und Penelope machte sicher nicht den Fehler, auf seine Stichelei einzugehen. Das wusste sie auch bereits, dass sie in solchen Momenten am besten schwieg.
    Inhapi hat mich gebeten, ihr heute ein bisschen mit den Kindern zu helfen, ich werde also die meiste Zeit drüben oder unterwegs sein.
    “Ach, diese ägyptische Hexe soll sich mal selber um ihre Blagen kümmern oder sich noch besser nen Korken reinstopfen, ehe sie noch fünf wirft.“
    Auch dazu sagte Penelope nichts, zumal es auch nur halb der Wahrheit entsprach. Ihre Nachbarin, die ägyptische Hebamme Inhapi hatte sie zwar tatsächlich gebeten, ihr so oft wie möglich mit den Kindern zu helfen, aber Penelope konnte auch jederzeit gehen und machte das eigentlich eher, um nicht zuhause herumzusitzen. Und heute Mittag war ihre Verabredung mit Anthi, von der ihr Großvater nichts zu wissen brauchte.
    Ich geh dann gleich rüber. Das Brot liegt hier auf dem Herd, falls du doch noch was willst.
    “Ach, verschwinde, du unnützes Weib, und bring gefälligst Wein das nächste Mal mit. Ich hätte dich eintauschen sollen…“

  • Als Penelope am Abend nach Hause kam, wurde sie bereits erwartet. Sie öffnete die Türe, und ihr stand Ashur der Syrer direkt gegenüber. Schnell wie eine Schlange griff er Penelope an den Hals und drückte sie gegen den Türrahmen. Sie keuchte und rang nach Luft, ihre Hände krallten nach der Hand an ihrem Hals, die ihr die Kehle zudrückte, so dass sie nicht einmal schreien konnte.
    “Du hättest auf mich hören sollen. So ein schönes Gesicht.“ Er kam ganz nahe, und Penelope riss in Panik die Augen weit auf. Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien und erstarrte, als er mit seinem Gesicht ihrer Wange so nahe war, dass sie seinen Atem riechen konnte. Er roch an ihr, und dann löste er sich mit einem solchen Ruck von ihr und schleuderte sie in das Innere ihres Hauses, dass sie auf die Knie fiel. Ihre Hände hielten ihren Hals und sie hustete, als langsam wieder Luft in ihre Lungen strömte.
    Sie hörte, wie die Tür sich hinter ihr schloss, und Schritte, die sich vom Haus entfernten. Ashur war offenbar gegangen. Aber eine andere, eisige Aura ließ sie bleiben, wo sie war. Sie musste nicht einmal aufsehen, um zu wissen, dass Philolaos wütend war.
    “Hast du mir etwas zu sagen?“
    Penelope versuchte, sich aufzurappeln, was ihr aber nicht gleich auf Anhieb gelang. Aber sie wollte genügend Abstand zwischen sich und dem Großvater lassen. Dass er gut getrunken hatte, war deutlich an der Schwerfälligkeit seiner Zunge zu hören, und ein Geruch von Alkohol ging von ihm aus, der kaum zu ignorieren war.
    Was hat er dir erzählt?
    Ihre Stimme war leise und heiser, und sie musste nach dem sprechen noch einmal husten.
    “Was er mir Erzählt hat? Was er mit erzählt hat?! Dass meine Enkelin eine verdammte Hure ist! Du undankbares Miststück! Dich einem Fremden an den Hals zu werfen! Ich hätt dich ersäufen sollen!
    Er war aufgestanden und ging in die Richtung, in der Penelope stand. Sie sah, dass er seinen Ledergürtel in der Hand hielt, und rückwärts wich sie ihm aus. Er konnte sie nicht sehen, und so schlug er wild nach vorne, traf sie aber nicht.
    Das ist nicht so! Nein, das ist nicht so! Ich habe jemanden kennen gelernt, ja, aber er ist ein ehrbarer Mann! Er will sich dir morgen vorstellen, wie es sich gehört!
    “Ehrbarer Mann, das ich nicht lache! Na, war er schon zwischen deinen Schenkeln, der ehrbare Mann?“
    Nein, nein, natürlich nicht. Großvater, bitte, hör doch zu.“ Seine Schläge wurden genauer, wenn Penelope sprach, und sie musste aufpassen.
    “Ach, hören tu ich auch schon schlecht? Du Hure, bleib stehen, ich schlag dich tot!“
    Penelope wich seinen Schlägen aus. Er schlug immer wilder um sich, und schließlich kamen seine Schläge gefährlich nahe an Harmonia, die auf ihrem Schränkchen stand. „Großvater, vorsicht!
    Die Gefahr und den Schmerz vergessend hechtete sich Penelope genau zwischen den Schlag und die Kithara. Sie schrie auf, als das Leder ihren Rücken traf, aber hielt die Kithara dabei ganz vorsichtig. Sie ging in die Knie, und ein weiterer Schlag traf ihren Rücken, der sie laut aufheulen ließ. Penelope barg Harmonia sicher an ihrer Brust, während sie vor dem Großvater davonkrabbelte. Schließlich hatte sie die Treppe nach oben erreicht und flüchtete sich dort hinauf, in ihr Zimmer. Philolaos traf ihre Unterschenkel noch einmal mit dem Gürtel und schrie ihr wüste Beschimpfungen und Todesdrohungen hinterher.
    Oben angekommen verriegelte Penelope ihre Schlafzimmertür und schob zur Sicherheit noch ihre Kleidertruhe vor die Tür. Ihr Rücken brannte wie Feuer und sie heulte vor Schmerzen, als sie sich aufs Bett sinken ließ, die Kithara immer noch wie ein Kind haltend. Sie legte sich seitlich hin und heulte und weinte und hatte Angst.


    Aber ihr Großvater kam nicht. Mehrere Stunden lang war nichts zu hören, erst spät in der Nacht kam er zu ihrer Türe.
    ”Penelope? Penelope, bist du da?” Seine Stimme war ganz sanft, ganz leise.
    Penelope lag nur apatisch auf dem Bett und rührte sich nicht. Sie wollte nicht mit ihm reden.
    “Penelope, es tut mir leid. Penelope, bist du da? Penelope…”
    Irgendwann war sie dann trotz allem eingeschlafen.

  • Am nächsten Morgen erwachte Penelope wie immer vom Bellen des Hundes. Ihr Chiton klebte an ihrem Rücken, wo die wunden von den Schlägen leicht genässt hatten und nun getrocknet waren. Ihr gesamter Rücken fühlte sich schmerzhaft hat, ebenso wie ihre Waden. Langsam kam sie aus dem Bett hoch. So leise wie möglich schob sie die Truhe von ihrer Türe. Sie öffnete den Riegel und spähte durch einen schmalen Spalt hinaus. Ihr Großvater war nirgends zu sehen. Vor ihrer Tür lagen ein paar Blumen herum.
    Tränen wollten sich ihren Weg bahnen, aber Penelope kämpfte sie herunter. Ganz leise schlich sie nach unten und aus dem Haus. Sie klopfte bei dem Menschen, dem sie neben Ánthimos am meisten vertraute: Inhapy.
    “Penelope? Was machst du denn so früh? Ist was passiert?“
    Ab da gab es kein halten mehr für die Tränen. Penelope flüchtete sich in Inhapys Arme und weinte und weinte, und als die Ägypterin sie umarmte, schrie sie kurz vor Schmerz auf. Die Hebamme nahm das griechische Mädchen erstmal mit sich ins Haus und scheuchte sowohl ihren Mann als auch die Kinder ziemlich unwirsch aus dem Haus. Unter Tränen erzählte Penelope ihrer Nachbarin, was passiert war, auch die Sache mit Ánthimos und ihren Heiratsplänen, einfach alles. Inhapy hörte sich alles ruhig an und stand zwischendrin nur einmal auf, um zu ihren Kräutern hinüber zu gehen. Als Hebamme hatte sie allerlei schmerzstillende Pflanzen immer dabei, und sie bereitete für die geschundenen Stellen auf Penelopes Rücken einen Umschlag vor.
    Während Penelope erzählte, entkleideten sie sie vorsichtig und Inhapy machte sich an die Arbeit. Vorsichtig wusch sie die blutigen stellen mit Essig ab, was höllisch brannte. Danach legte sie die Leinenstreifen mit der Kräuterpaste darauf, was erst brannte, dann kribbelte, und schließlich wohltuend kühlte.
    "Und heute Mittag habe ich mich mit Anthi verabredet am Fremdenmarkt" schloss Penelope schließlich irgendwann ihre ganze Geschichte, als ihre Tränen schon versiegt waren und sie verbunden und versorgt in Inhapys Wohnraum saß.
    “Du kannst so nicht gehen. Ich schick Bay und Hay, sie sollen ihm sagen, dass du nicht kommen kannst.“
    "Nein, Inhapy. Bitte, meinetwegen zaubere oder ruf die ägyptischen Götter zur Hilfe, aber ich muss unbedingt zu ihm. Er soll davon nichts mitbekommen."
    Inhapy sah Penelope eine ganze Weile lang schweigend an, dann kam ein ganzer Schwall von ägyptischen Verwünschungen, und schließlich ging Inhapy los und suchte Penelope eines ihrer Kleider heraus. “Deinen Chiton muss man zu Kinderkleidung zerschneiden. Du kannst von mir ein Kleid heute haben. Ich hoffe, er ist es wert, Pelo. Du wirst Schmerzen haben bei dem weiten Weg. Da helfen auch die Kräuter nichts.
    Penelope umarmte Inhapy einmal vorsichtig und dankbar und ließ sich dann in das ägyptische Kleidungsstück helfen. Sie wollte sich nicht noch mehr verspäten, als sie es ohnehin schon würde.

  • Schnell war Anthi von Inhapy zur Tür von Philolaos Haus gelaufen. Wie er gehofft hatte war die Tür nur angelehnt. Er öffnete sie leise und besah sich den dahinter liegenden Raum genau. Dort lag der alte Mann auf der Kline, offenbar schlief er. Das kam Anthi gerade recht. Er legte leise den Riegel vor, und setzte sich ihm gegenüber in eine der Sessel und beobachtet ihn erstmal. Anthi wusste nicht, ob er diesen Mann hassen oder bemitleiden sollte-aber eigentlich war beides gleich schlimm...


    "Wach auf alter Mann." Sagte er laut.

  • [Blockierte Grafik: http://img225.imageshack.us/img225/6664/opiirnh4.jpg]


    Philolaos schlief tief und fest auf seiner Kline. Im Laufe des Vormittages hatte er von Ashur etwas Opium erhalten, und es gleich genüßlich geraucht. Wie immer war er danach eingeschlafen und schlief auch jetzt friedlich auf seiner Kline, bis ihn eine Stimme weckte.
    Erschrocken fuhr er hoch, und da er blind war und nichts sah, legte er den Kopf leicht schief und funkelte böse in alle Richtungen.


    "Wer wagt es, hier einzubrechen? Hä? Sag schon was, du Lump! Oder hast du Angst, hä?"

  • Anthi lachte freudlos. "Mein Name ist Ànthimos. Keine Angst, ich bin nicht hier um dir ein Leid anzutun. Im Gegenteil, mein Kommen ist ein freudiger Anlass, denn ich bin hier um dich um die Hand deiner Enkeltochter zu bitten." Meinte er freundlich aber auch selbstsicher und bestimmt. Eigentlich hatte der Alte keine Wahl, aber Anthi hoffte das Ganze im guten regeln zu können. Einen Versuch war es wert.

  • “Ach, dann bist du der Bock, der aus ihr eine Hure gemacht hat? Scher dich raus aus meinem Haus.“
    Wenn er geweckt wurde, war Philolaos alles andere als umgänglich. Noch dazu, da es um seine Enkelin ging. Sie gehörte ihm, sie war sein Eigentum, und dieser dahergelaufene Fremdling kam einfach an und wollte sie ihm wegnehmen? Pah! Er hatte sie nicht jahrelang durchgefüttert und trainiert, damit jetzt ein dahergelaufener Kerl sie einfach mitnahm. Sie gehörte ihm! Ihr Leben gehörte ihm und sonst keinem!


    Hätte Philolaos sehen können, wäre er vielleicht nicht ganz so selbstsicher gewesen. Aber er sah nichts und war schlecht drauf und fixierte mit seinen blinden Augen grob die Richtung seines Gesprächspartners. Ein Bürschelchen, noch nichtmal 30, der Stimme nach zu urteilen. Und sowas sollte ihm seine Penelope wegnehmen? “Lieber ersäuf ich sie.“

  • Anthis Stimme wurde eisig und gefährlich freundlich:


    "Du mein lieber Freund wirst keine Hand mehr an Penelope legen, das kann ich dir versprechen. Was du ihr heute und in den letzten Jahren angetan hast, war mehr als genug." Er machte eine kurze Pause.
    "Natürlich bin ich aber bereit dir etwas zu bieten. Mein Angebot ist ausgesprochen großzügig und du wirst mir zustimmen müssen, dass du es kaum ablehnen können wirst." Er beugte sich etwas nach vorne und sprach leise und eindringlich weiter: "Ich bin zwar nicht reich, aber ich verdiene genug um für Penelope und für dich sorgen zu können, so dass es euch an nichts mangeln wird. Also biete ich dir an, dich in unsere Familie aufzunehmen und für dich zu sorgen." Seine Stimme klang sehr selbstbewusst, als könnte er sich wirklich nicht vorstellen das der Alte sein Angebot würde ablehnen können.

  • “Du wagst es? Mir zu drohen? In meinem Haus? Raus aus meinem Haus, du Sohn einer zweiköpfigen Ziege! Wir brauchen keine Almosen von dahergelaufenen Zuhältern! Ich sollte dir die Haut mit glühenden Eisen abziehen und sie dabei zuschauen lassen!“
    Er war aufgestanden und hob seine Fäuste drohend in die Richtung, in der er Ánthimos vermutete. Vor Wut bleckte er die Zähne ähnlich einem Hund. Da fiel ihm etwas ein. Wo war sie überhaupt?
    “Wo ist das Miststück überhaupt, hä? Hast sie schon in ein porneion gesteckt, hä? Ihre Schenkel auseinander gedrückt wie einer Hure, hä?“

  • Anthi blieb völlig ruhig. Er fuhr ebenso freundlich fort wie vorher.


    "Mach dich nicht lächerlich alter Mann. Selbst in jungen Jahren wärest du kein Gegner für mich gewesen. Deine Worte sind nichts als das Gekläffe eines tollwütigen Hundes. Würde deiner Enkelin nicht doch noch etwas an deinem Wohlergehen liegen, würde ich dich auch wie einen solchen erschlagen! Also setzt dich wieder hin und hör mir lieber zu, denn ich will nur dein Bestes."


    Er machte eine Pause um seine Worte wirken zu lassen. Der Alte schien sich von seiner Ruhe beeindrucken zu lassen und stzte sich tatsächlich wieder hin.


    "Ich glaube du schätzt deine Situation falsch ein. Den großen Kitharisten Philolaos gibt es nicht mehr. Ohne deine Enkelin wärest du schon längst verhungert. Und wie dankst du es ihr? Du verprügelst sie wie eine ungehorsame Sklavin. Du kannst froh sein, dass Penelope ein Herz aus Gold hat und dich nicht schon längst deinem armseeligen Schicksal überlassen hat."

  • “Sie gehört mir. Sie weiß das. Ihre Mutter wollte sie nicht mehr, wollte mit ihrem tollen Mann nur auf und davon. Ich hätte sie damals verkaufen oder ersäufen können, und es wäre mein Recht gewesen! Ein unnützes Mädchen großziehen, es Musik zu lehren. Musik! Für eine verdammte Frau!
    Alles, was sie ist, kann und je sein wird, hat sie von mir. Sie gehört mir, und nur mir.“

    In Philolaos Stimme aber war ein kleines Beben zu hören. Ein Hauch von Verzweiflung, als die Wahrheit sich langsam in sein Bewusstsein fraß. Er war blind und alt und süchtig, er wusste das. Aber diese Wahrheit wollte er nicht haben, wollte sie nicht hören. Er war Philolaos! Er hatte den Lorbeer gewonnen! Alle hatten ihm zugejubelt, er war gleich dem Apollo gewesen! Nein, das nahm ihm keiner weg, das konnte ihm keiner wegnehmen.

  • "Du hast recht, das hättest du tun können. Aber euer Verhältniss hat sich gedreht. Jetzt bist du es, der von ihr abhängig. Und das weist du auch ganz genau. Du bist blind...du bist alt...und du bist süchtig nach Opium und Alkohol. Das Einzige, was dich noch am Leben erhält ist deine Enkelin und die misshandelst du. Und genau das werde ich nicht zulassen, weil ich Penelope liebe." Er hasste es den Alten so in die Mangel nehmen zu müssen, aber es musste sein.


    "Du hast damals ehrenhaft gehandelt, als du sie zu dir annahmst. Aber nun misshandelst du sie und das negiert deine früheren Taten. Und trotzdem ist sie noch an deimem Wohlergehen interessiert und das ist der einzige Grund warum ich dir anbiete bei uns zu leben."

  • “Sie wird mich nie verlassen. Niemals. Nie.“
    Er schnaubte, seine Hände zitterten in kaltem Zorn. Das konnte sie nicht tun. Sie lebte nur durch ihn, und nur für ihn. Das konnte sie ihm nie antun. Nein, nicht sie.
    Und dann kam die Wut wieder, diese ohnmächtige Wut. Er wollte so nicht sein, so nicht leben. Blind, alt, er wollte es vergessen. Warum machte dieser Kerl nicht das, wozu er ihn herausforderte? Hatte er Angst, einen alten Mann umzubringen?
    “Ich brauche dein Almosen nicht. Und sie auch nicht. Ich brauche niemanden.“

  • "Da täuschst du dich leider schon wieder und zwar doppelt. Aber bevor wir das weiter vertiefen, überleg dir mal eines: Was hast du zu verlieren? Ich verspreche dir, dass es dir bei uns gut gehen wird. Wir werden für dich sorgen. Du darfst nicht denken, dass wir so ein Gesindel aus Rhakotis sind wie dieser Ashur. Ich stamme aus einer guten griechischen Familie und wir werden bald eine gute Rolle in dieser Stadt spielen. Du könntest einen ruhigen und zufriedenen Lebensabend bei uns verbringen und miterleben wie deine Urenkel aufwachsen. Deine Enkelin liebt dich, und weder dir noch ihr wird es an etwas fehlen, das schwöre ich bei den Göttern. Und ich weis, dass du deine Enkelin auch lieben musst, selbst wenn du jetzt ein alter verbitterter Mann bist. Sie wird bei mir glücklich sein, auch das schwöre ich dir. Das wären keine Almosen die du bekommst, sondern ein Geschäft von dem wir beide profitieren würden." Nun konnte er ihm die Alternative vor den Latz knallen, aber er hoffte auf die Einsicht des Alten. .

  • “Geh weg. Lass mich allein.“
    Je mehr Ánthimos sprach, umso unsicherer wurde Philolaos. Er war der große Kitharist. Er hatte keine Probleme. Das mit dem Alkohol und den Drogen, gut, aber er konnte ja jederzeit aufhören. Es half ihm nur, zu vergessen.
    Er wollte keine Urenkel, die er nicht sehen konnte. Er wollte nicht aus seinem Haus. Das war seine Burg, sein Reich. Konnte dieser Kerl nicht einfach gehen und sie mitnehmen?


    Sim-Off:

    Edit: Elende Signatur immer :D

  • Anthi überlegte kurz.


    "Dich hier einfach zurück zu lassen entspricht nicht meinem Sinn von Familie. Philolaos, hier gehst du kaputt. Als ich ein Kind war erzählte mir meine Mutter von einem großen Kitharisten namens Philolaos. Noch Jahre später nachdem sie dich hat spielen sehen erzählte sie mir von deiner Kunst und schwärmte von deinem Spiel. Aber Philolaos war nicht nur ein Musiker. Er war ein guter Mensch, der seine Enkelin aufnahm und für sie sorgte. Soll dieser große Mann hier enden? Im Drogenrausch in Rhakotis? Das kannst du nicht wollen, das will niemand, und am wenigsten Penelope."

  • Seine Augen, obwohl sie blind waren, bekamen einen seltsamen Glanz, und seine ganze Gestalt schien zu wachsen.
    “Ja, ich war ein großer. Den Lorbeer hab ich gewonnen, für Alexandria. Sie sind von überall gekommen, um mich zu hören. Alle wollten von mir lernen, alle. Die feinsten Söhne aus den nobelsten Familien kamen zu mir.“


    Sein Gesicht war merkwürdig entrückt, als würde er in der Ferne etwas wirklich sehen. Eine ganze Weile saß er da, ganz still wie eine Statue, in die Ferne mit blinden Augen schauend.


    Dann wurde er wieder klein. Noch kleiner.
    Seine Stimme schien die ganze Bürde seiner Jahre auf einmal zu tragen. “Nimm sie.“
    Mehr sagte er nicht. Mehr konnte er in seinem Stolz nicht.

  • Anthi ging zu dem alten Mann und nahm seine Hand, als würden sie ein Geschäft besiegeln. "Ich schwöre dir, dass es ihr bei mir gut gehen wird." Dann fuhr er fort. "Aber ich bitte dich darum bei uns zu wohnen, wenn wir verheiratet sind. Meine Eltern sind tot, und ich möchte Penelope nicht ihren einzigen Verwandten nehmen, der ihr geblieben ist. Sie liebt dich Philolaos." Meinte er sanft.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!