Triclinum - Das Speisezimmer

  • Ich grinste auch: „Ich bin nicht nicht nur Plebs, sondern griechischstämmig obendrein; für die patres nicht einmal existent
    würde ich sagen. Ich bin freilich auch kein Soldat.

    Aber was deine letzte These angeht:
    Wenn ein Staatsmann nicht den Zweck verfolgt, im Aristotelischen Sinne tugendhaft zu sein, kann er jederzeit die virtus sozusagen über Bord werfen und rein utililaristisch handeln?"

    Ich hoffte, ich hatte Tiberius recht verstanden:

    "Sollten die Tugenden nicht aber unabhängig von der menschlichen Sichtweise als ideae Platonicae, wie Cicero sie nennt, existieren und sich jeder, auch der Geringste darauf berufen können?

    Und muss der Princeps nicht deshalb gerade zwingend der verständige und tugendhafte Augustus sein, an dem sich seine Mitbürger und der ganze orbis terrarum jederzeit orientieren können?


    Ich trank noch mehr von unserer Erfindung. Die Mischung der Süße und des Alkohols berauschten mich und stiegen mir ganz schön zu Kopf. Sie brachten neue Gedanken hervor, die ich Morgen vermutlich schon wieder vergessen haben würde.

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  • Darüber musste Tiberius ein bisschen nachdenken. Was bei dem vermehrten Konsum ihrer neuen Mixtur zunehmend schwieriger wurde.

    "Ein idealer Princeps auf jeden Fall. Man könne allerdings durchaus argumentieren, finde ich, dass an Staatslenker andere Anforderungen an Tugendhaftigkeit gestellt werden dürfen, da die Ziele eines Staatslenkers so anders sind, als die eines Privatmanns. Man könnte daraus folgend sagen, dass ein Staatsmann, um als Vorbild zu dienen, lediglich tugendhaft zu erscheinen muss, um dann in seinen tatsächlichen Handlungen die nötigen, aber leider untugendhaften Handlungen vorzunehmen."

    Das war eine etwas provokante These.

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  • Ich schaute Tiberius an, und war immer noch froh, nur einen zu sehen und nicht etwa zwei Tiberiusse.

    "Aber natürlich!", ging ich begeistert auf seine provokante These ein: "Genau dies hat der göttliche Octavianus Augustus sagen wollen mit seinen letzten Worten: Acta est fabula, plaudite! Mit der Kraft eines Schauspielers die Tugenden hochhalten, auch wenn die Politik ein schmutziges Geschäft ist! Du hast in meinen Augen ganz recht mit dieser Beobachtung, und wir sollten ein Werk über die Janusköpfigkeit des Staatenlenkers verfassen. Jede Untat zum Wohle der res publica ist legitim, und doch muss Tugend sie stets verschleiern! Ob wir sie als mos maiorum oder sonst wie bezeichnen."

    Ich war nun so weit, die Fruchtstücke mit einem Holzstäbchen aus meinem Becher zu fischen:

    "Die Kaiser, die dieses doppelbödige Schauspiel nicht beherrschten, nennen wir schlecht; diejenigen, die gut darin sind, die guten Kaiser.", behauptete ich.


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  • Wiederum dachte Tiberius einen Moment nach.


    "Das ist natürlich sehr radikal ausgedrückt. Und wenn man diese Idee zuende denkt, sicher auch konsequent.

    Es bedeutet jedenfalls, das es eine allgemein gültige Moral, die für jeden Menschen vom Sklaven bis zum Kaiser nicht geben kann. Oder denkst du, der Kaiser ist einfach nur eine Ausnahme und für den Rest gilt das eine Mos Maiorum.

    Wenn das nämlich nicht so wäre, könnte man nämlich fragen, welche Moral für den Plebejer gilt und wie sie sich von derjenigen der Patrizier unterscheidet. Oder die Tugenden des Bäckers von denen des Schneiders."


    Das war Territorium, das Tiberius nicht unbedingt komfortabel fand, aber auch solche Gedanken wollten gedacht werden.

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  • Ich nickte und sagte: "Du hast Recht, Tiberius. Genau das ist es. Es kann keine allgemeingültige Moral geben sondern immer nur eine zeitgebundene, standesgebundene, geschlechtsgebundene Moral, was auch immer. Es geht sogar noch weiter: Das Benutzen der falschen Moral ist nicht nur töricht, sondern so etwas wie ein Verbrechen - selbst wenn kein Gesetz gebrochen wird.

    Aber es unterhöhlt die Fundamente der Zivilisation. Ein Beispiel: Würden wir überfallen, und mein Sklave Diocles würde beherzt zum Schwert greifen, um die Bösewichter zu vertreiben - ich würde ihn sofort zur Strafe verkaufen. Der Einfachkeit halber verlege ich mein Beispiel außerhalb des Pomerium, denn natürlich würde sonst noch weit empfindlichere Strafe auf ihn warten.

    Die Moral eines Römers, sein Leben teuer zu verkaufen, schickt sich nicht für einen Sklaven. Eine Frau, die zum Schwert greift, ist uns ein Greuel. Sie tun alle das gleiche, und dennoch ist es moralisch gesehen nicht das Selbe."

    Ich hatte die Fruchtstücke vertilgt und musste aufstoßen, was ich unter der Prämisse Naturalia non sunt turpia* mit etwas abgewandtem Kopf tat.


    Sim-Off:

    *Natürliches ist nicht schändlich

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  • Das waren natürlich stichhaltige Argumente.


    "Aber lass das nicht unsere stoischen Lehrer hören. Die könnten von deiner relativistischen Sichtweise vielleicht... herausgefordert finden."


    Die stoische Lehre hatte intensive Ansichten was Tugend und Ethik anging. Und Tiberius war isch nicht vollkommen sicher, dass Aulus in vollem Einklang mit der reinen stoischen Lehre stand.

    Aber Tiberius wollte ohnehin noch einen kurzen Umweg nehmen:


    "Ich kann nun aber nicht widerstehen nachzufragen: Du hast von der Moral einerseits und dem Gesetz andererseits geredet. Denkst du, dass es zwischen Recht und Moral einen Unterschied gibt und wenn ja, was ist der Unterschied? Denn nach dem was du gesagt hast, gibt es deiner Meinung nach jedenfalls Überschneidungen"

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  • Oha, da hatte er mich. So tief versunken im Bacchusdienst konnte ich gar nicht sein, dass ich nicht merkte, dass der Boden rutschig wurde wie in der Nähe des Heißwasserbeckens in den Agrippathermen. Mein Freund Tiberius war eine Koryphäe unseres Rechtes, und ich würde mich nicht in Nesseln setzen wollen, indem ich mich verrannte:

    "Als Laie gesprochen:", nuschelte ich:

    "Noch für Sokrates waren individuelle Moral und Recht dasselbe: Ein Verstoß gegen Recht ist dann immer auch unanständig.

    Die ideale Welt wäre, dass Regierung und Bürger sozusagen eines sind. Aber wir wissen, dass es spätestens seit den ersten Bürgerkriegen nicht so ist, sondern dass Moral und Recht ganz weit auseinanderfallen können. Ein Beispiel: Die Proskriptionslisten Sullas."

    Absichtlich erwähnte ich nicht die Listen aus der neueren Geschichte:

    "Dennoch sollte Recht eine moralische Basis haben. Doch wie gesagt bin ich ein blutiger Laie, daher wäre es mir ein großes Vergnügen, deine geschätzte Ansicht zu diesem Thema zu hören."



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  • Um von Aulus nicht abgehängt zu werden, kippte auch Tiberius noch einen ordentlichen Becher hinunter. So langsam wurde es kompliziert mit den Gedanken und dem Wein. Zum Glück war das Gesöff so fröhlich fruchtig, dass er das ganze Ausmaß noch nicht herauf ziehen sah.


    "Ja, so eine Ansicht wie die des lieben Sokrates kann man haben. Vor allem, wenn man kein Politiker oder gar Richter ist. Ein Verstoß gegen das Recht ist auch immer unanständig, lassen wir das mal dahin gestellt.

    Die Frage ist, ob ein Verstoß gegen die Moral auch immer ein Rechtsverstoß ist Nun könnte man, wenn man dem zustimmt hier natürlich fragen: Warum überhaupt Gesetze machen, die... normale Moral würde dann doch vollkommen ausreichen.

    Eine Antwort wäre, dass das Recht nur ein spezieller Bereich der Moral ist, der im Gegensatz zur herkömmlichen Moral vom Gemeinwesen mit gewissen Möglichkeiten zur Durchsetzung ausgestattet wurde. Ich finde da spricht viel dafür.


    Ein Beispiel für das Gegenargument hast du auch direkt geliefert. Einiges was an Gesetzen so geliefert worden ist, kommt uns einfach ungerecht vor. Trotzdem wurde dieses Gesetz befolgt und hatte den selben Grad der Wirkung wie die ehrwürdigsten Rechtssätze unserer Vorfahren. Deswegen sagen einige, dass Recht bei genauerer Betrachtung nichts mit Moral zu tun hat, da der Befehl eines Gewaltherrschers auf diejenigen, die von den Gesetzen betroffen sind, genau die selbe Wirkung hat und genauso aussieht, wie ein Gesetz, das uns keine... Bauchschmerzen bereitet.


    Die römische Lösung nun, ist anzunehmen, dass es ein gewisses Naturrecht gibt, das wir erkennen, aber nicht ändern können und das für alle Völker gemeinsam gilt. Cicero hat das zum Beispiel gesagt.

    Und so können wir die natürliche Moral mit dem natürlichen Recht verbinden. Eines unserer Gesetze wird schlecht, wenn es dem Naturrecht widerspricht... Ergibt das Sinn?"


    Die Gedanken kamen nun etwas unkoordiniert heraus. Über diese Thema konnte er sich normalerweise Stunden auslassen und seine Zuhörer zu Tränen langweilen. Der Wein machte einen Strich durch die Oratio.

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  • Ich hatte sämtliche Fruchtstücke aus unserer Neuerfindung gefischt, wobei ich ab und zu das Gefühl hatte, die Pfirsischstückchen hätten ein Eigenleben und versuchten meinem Holzspieß zu entkommen, und nun nickte ich:

    Die römische Lösung nun, ist anzunehmen, dass es ein gewisses Naturrecht gibt, das wir erkennen, aber nicht ändern können und das für alle Völker gemeinsam gilt. Cicero hat das zum Beispiel gesagt.

    Und so können wir die natürliche Moral mit dem natürlichen Recht verbinden. Eines unserer Gesetze wird schlecht, wenn es dem Naturrecht widerspricht... Ergibt das Sinn?"

    "Das ergibt sogar großen Sinn.", nuschelte ich und hob den Zeigefinger: "Je mehr wir uns vom Naturrecht entfernen, desto schlechter das Gesetz. Je mehr Gesetze, desto schlechter der Staat. Hat das nicht auch Cicero gesagt?

    Die Frage ist aber, wie wir das Naturrecht erkennen. Woher nehmen wir es?

    Ist es das, was die Götter wollen? Das was eine Volksversammlung beschließt? Mos maiorum?

    Der Wille aller oder der eigentliche Wille von allen?* Wie unterscheiden wir politisches Tagesgeschäft und des Volkes Stimmungsschwankungen vom natürlichen Recht? "

    Ich sagte Volk, und meinte natürlich den Princeps, aber das Thema war heikel. Ich hoffte nur, dass alles unter uns bliebe.


    Sim-Off:

    Aulus greift hier Rousseau vor :D

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  • Tiberius kniff die Augen zusammen, um seine Gedanken davor zu bewahren, in alle Richtungen abzuhauen, weil das Gesöff begann, sie brutal zu verscheuchen.

    "Je mehr Gesetze, desto schlechter der Staat, ja ja, solche Sprüche konnte der Alte. Der wird oft missverstanden, wenn du mich fragst. Man ist geneigt, zu denken... zu denken, dass er meint, dass der Staat durch mehr Gesetze schlechter wird. Das ist zu zynisch, platt und weinerlich für Cicero wenn du mich fragst.

    Ich glaube eher, dass in Wirklichkeit gemeint ist, dass ein Staat der schlecht ist, besonders viele Gesetze braucht, damit er wieder eine Chance hat wieder besser zu werden. Der gute Staat fällt ja nicht vom Himmel, sondern wird durch die Fassung des Gemeinwesens, die Gesetze und.. die Tugend der Menschen gut... gut."

    Er wedelte noch einen Becher zu sich.

    "Und wer soll dieses Naturrecht erkennen? Naja, wir gehen zum Arzt um Krankheiten zu erkennen, zum Priester um den Willen der Götter zu erforschen. Deswegen muss man die Juristen, damit sie das Recht erkennen. Logisch oder?"

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  • Ich war in einem Zustand, in dem ich alles logisch gefunden hätte, aber Tiberius besaß in jeder Lage außerordentliche rhetorische Fähigkeiten und hatte mich bisher immer überzeugt. Seine kleine boshafte Spitze gegen Cicero, er nannte seine berühmte Sentenz zynisch, platt und weinerlich, brachte mich zu einem breiten Grinsen.

    Auch ich meinte, Autoritäten mussten zu hinterfragen sein und überhaupt folgte ich zu gerne dem de omnibus dubitandum* der Skeptiker;

    Das die Juristen es waren, die das Naturrecht erkannten, das fand ich einen wundervollen Gedanken, denn es transzendierte diesen Stand vom trockenen Paragraphenverfasser in so etwas wie einen Leitstern des Gemeinwesens.


    Noch einmal sammelte ich meinen Rest Verstand:

    "Könnte Cicero nicht gemeint haben, dass je mehr sich ein Gemeinwesen vom Naturrecht entfernt, um so mehr Gesetze gebraucht werden, um jedes Jota zu zu berücksichtigen? Unsere Vorväter haben noch alles per bona fides geregelt. Überleg doch mal, das Zwölf- Tafel- Gesetz, nur zwölf Tafeln für die gesamte Res Publica? Wenig nicht?“


    Ich hob meinen Becher und versprengte einige Tropfen - diesmal auf Iusticia? : „Auf die wahre Erkenntnis des Naturrechts“, sagte ich mit schwerer Zunge: „Auf die Juristen und auf dich, mein Freund, der mir alles so einleuchtend erklären kann. Du solltest mit dem Aug...Aug...“, ich wollte mit dem Augustus sprechen sagen, doch das ging nicht mehr.

    Seit Alexandria hatte mich Bacchus nicht mehr so überwältigt. Das würde am morgigen Tag einen gewaltigen Kater geben.



    Sim-Off:

    *An allem ist zu zweifeln

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  • "Auf das Naturrecht." antwortete Tiberius voller Überzeugung. Es wurde so langsam Zeit, dass er mit dem Gesöff etwas langsamer machte. Sagte jedenfalls eine kleine stetig leisere Stimm in seinem Kopf. "Und die... hust... Juristen. Völlig richtig. Endlich erkennt es mal einer. Aber du warst ja schon immer ein schlauer."

    Bevor er in einen Monolog über die Wahnsinnstage von Athen und Saturninus berühme Schläue ausbrechen konnte, verengete er kurz die Augen. "Dem Aug? Welches Auge? Das Auge des Horus. Wups, falsche Mythologie, Saturninus, da solltest du lieber auf die diesseitige ähm Seite des Mare Nostrum zurück kommen, wa? Haha."

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  • Das Auge des Horus erschien vor mir und drehte sich im Takt des Wellenschlags des Mare Nostrum; Mann, haute dieses süße Getränk mit den Fruchtstückchen rein. Hatte ich über Horus reden wollen? Oder war es Augur gewesen oder auginos - Bilsenkraut. Aber Bilsenkraut war ein stark wirkendes Gift, darüber hatte ich bestimmt nicht sprechen wollen. Das Mare Nostrum- konnte man von einem imaginären Meer seekrank werden? Nein, es fiel mir wieder ein, der Augustus war es gewesen, den hatte ich gemeint.

    "Der Augustus sollte immer auf die Juristen hören, weil die der Natur Recht erkennen.", fasste ich zusammen: "Sehr interessant iss das, wirklich. Du biss klug, Tiberius, der Klügste von uns...warsst du schon immer.",

    ich hob den Becher:

    "Auf dich! Auf Athen!"

    Ich rief nach meinem Sklaven, aber ein Krächzen kam heraus: " Bring mir meine Schuhe, Diocles!"

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  • Diocles hatte auf dem Boden gesessen, den Kopf auf den Knien und geschlafen. Er konnte eigentlich überall schlafen, wenn man ihn nur ließ und nicht nach ihm rief. Nun weckte ihn sein Dominus, und der Sklave sprang auf. "Die Schuhe sehr wohl", murmelte er und tastete noch schlafblind um sich. Er hatte drauf gesessen. Er holte das Schuhwerk unter seinem Hintern her und steckte seine Finger hinein, um es wieder aufzufalten. Nun ja, es musste gehen. Traurig stierte er die calcei an. Dann bewegte er sich zu der Kline seines Herren, wo er stehen blieb.

  • Tiberius verengte wiederum leicht die Augen, während sein geschundenes Gehirn versuchte, die neue Lage zu erfassen. Er kam dann zu dem Schluss, dass Aulus' Vorhaben, sich in den Komfort seiner eigenen vier Wände zu begeben, wohl durchaus weise war.

    "Hach, war mal wieder schön, mein Freund. Habs vermisst. Wir müssen das dringend, ähm, wiederlohnen, wiederholen, ja."

    Er schätzte grob Aulus Zustand ab und war einerseits froh, dass er selbst nicht noch irgendwo hin gurken musste und andererseis, dass Aulus in seinem Zustand ordentliche Begleitung hatte. Für einen einigermaßen vollen Römer, waren die Straßen bei Nacht nicht die allerbeste Vergnügungsstätte. Tiberius stand auf und hielt sich an der Wand fest, bis der Schwindel etwas abgeklungen war.

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  • Dominus Saturninus war nicht wirklich sicher auf den Beinen. Diocles hakte ihn unter, und während der Römer noch einen Gruß an seinen Gastfreund lallte, zerrte er ihn an die frische Luft. Dort versuchte der Sklave die Casa Furia anzusteuern, was nicht einfach war, da er in einer Hand die bronzene Laterne mit Scheiben aus einer Tierblase halten musste und an der anderen Dominus Saturninus, der größer und schwerer als er selbst war, hing. Die trübe Funzel von Laterne erleuchtete kaum den Weg.


    Diocles hoffte nur, dass sein Herr, betrunken wie er war, nicht anfangen würde, mit grausigem italischen Akzent irgendwelche griechischen Gedichte zu deklamieren, das tat er nämlich manchmal, wenn er gut drauf war.

  • "Vale bene lieber Freund", sagte ich zu Tiberius: "Das wiederholen wir. Wir sehen uns so oder so."

    Zumindest war es das, was ich sagen wollte, für das, was beim Zuhörer ankam, übernahm ich nicht die Verantwortung. Im Moment war ich mit der Welt zufrieden. Tiberius war ein guter Kumpel, und die anderen auch, sogar die Frauen. Alle Kumpels.


    Ich legte den Arm um Diocles und deklamierte:

    "Und hinter ihm, im wesenlosen Scheine,

    Lag, was uns alle bändigt, das Gemeine."*


    ich dachte mir schon, was Diocles jetzt fragen wollte: War das von Vergil? Oder Ovid?


    Energisch verneinend schüttelte ich den Kopf.


    >>> Casa Furia




    Sim-Off:

    * Johann Wolfgang von Goethe

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