Marcus Decimus Aquila

  • Ein Sklave klopfte an die Tür und überbrachte folgende Botschaft: „Dominus Massa ist zu Besuch gekommen und bittet darum, dich im Atrium zu treffen.“

  • So anstrengend sein Tirocinium fori im Moment auch war, das er in Diensten des Senator Duccius ableistete, so aufgekratzt war Aquila auch. Er liebte es. Von jetzt auf gleich Hals über Kopf in den Wahlkampf einzusteigen, wo er quasi kaum in Rom angekommen war, neben der zugegeben etwas nervigen Hilfsarbeit jede Menge wichtige Leute kennen zu lernen, Senatoren, Pontifices, Consulare, jeden Tag irgendwas anderes und ständig auf Achse – er war begeistert. Genau das war es, warum er endlich nach Rom gewollt hatte – nicht einfach nur um hier zu sein und zuzusehen, sondern um mittendrin zu stecken und so viel wie möglich zu erleben. Und wenn der Wahlkampf erfolgreich war und der Duccius zum Aedil gewählt werden würde, würde das so weiter gehen.
    Mit einem Grinsen griff er sich die Post, die ein Sklave für ihn bereit gelegt hatte, und ließ sich auf sein Bett fallen, um sie sich anzusehen. Ein Brief von Zuhause, mit der Nachfrage wie es ihm ging und der Familie... landete mehr oder weniger achtlos auf der Seite, darum konnte er sich später noch kümmern; ein Bericht des Gemüsehofs, an dem er als Teilhaber eingetragen war... vielleicht sollte er sich da mal mit Dexter kurzschließen... hatte aber auch noch Zeit, landete also auch auf der Seite, genauso wie die Abrechnung der Brauerei. Sollten sich doch die Verwalter darum kümmern, dafür hatte man die ja schließlich. Die einzige Teilhabe an familiären Betrieben, die Aquila wirklich interessierte, war die Pferdezucht in Hispania, an der ihn sein Großvater beteiligt hatte vor seiner Abreise – aber darüber war leider kein Bericht dabei gewesen. Musste er bei seiner Antwort an seine Familie erwähnen, dass er da regelmäßig informiert werden wollte – wollte er in diesem Fall wirklich, und hatte zudem den Vorteil dass es einen guten Eindruck machen würde.


    Blieb noch ein Schreiben über, das eigentlich gar nicht das Original war, offenbar, sondern von Sklaven als Abschrift gekennzeichnet. Ein Brief an alle Decimer, irgendwas über die Post und ihre Wertkarte... Aquila wollte auch den Brief schon zur Seite fallen lassen, als ihm auffiel, dass ihnen da Kohle aberkannt worden war. Gut, war nicht sonderlich viel, aber trotzdem... Ein wenig nachdenklich betrachtete er den Namen der Absenderin. Eine Stationaria. Kam auch nicht übermäßig häufig vor, dass Frauen arbeiteten. Vielleicht sollte er einfach das Angebot annehmen und die Sache einfach persönlich kurz prüfen, so, die Unterlagen dazu, was wann wie verschickt wurde von seiner Gens, einfach um sicher zu gehen dass da alles seine Richtigkeit hatte und nicht etwa zu Unrecht Geld von ihnen abgezweigt wurde... und bei der Gelegenheit sich die Frau mal genauer anschauen. Ja, das klang doch nach einem Plan. Aquila rief nach einem Sklaven und wedelte mit der Tafel, auf der die Abschrift war. „Bring mir das Original von dem hier. Und sag den anderen, ich kümmer mich drum.“

  • Während der Wahlkampf auf Hochtouren lief, hatte Aquila wenig Zeit gehabt, sich um die Verabredung mit der Sergia zu kümmern, die er sich dank seines Charmes eingespielt hatte. Jetzt allerdings, wo die Wahlen vorbei waren, hatte er wieder Nerven für solche Dinge... Mehr noch: wo er mit einer ziemlich überwältigenden Mehrheit gewählt worden war, war er prall gefüllt mit Stolz und Selbstbewusstsein. Die besten Voraussetzungen also für der Widerspenstigen Zähmung... naja, oder zumindest für ein weiteres Wortgefecht der besonderen Art, genauer gesagt, jener besonderen Art, die Spaß machte, und nicht einem Spießrutenlauf wie im Senat glich. Zeit und Selbstbewusstsein also waren für den Moment zur Genüge vorhanden, und so machte Aquila sich daran, das Treffen zu organisieren. Wohin er sie ausführen wollte, wusste er schon, fehlten also nur noch die Details. Ein paar Aufträge an Sklaven und einen Brief später lehnte er sich mit einem selbstzufriedenen Grinsen zurück und nahm sich noch ein paar Momente, um an ein gewisses sergisches Hinterteil zu denken.

  • Ein Sklave brachte eine Tabula vorbei und legte sie dem jungen Aquila auf den Tisch.



    Mein lieber Marcus,


    zur Eröffnung des für NON FEB DCCCLXIV A.U.C. (5.2.2014/111 n.Chr.) geplanten Festtages zu Ehren der Göttin Concordia und des davor im Kreise der Auguren und der Magistrate des Cursus Honorum stattfindendem Augurium salutis, bitte ich dich, an besagtem Tag zur hora prima im Auguraculum auf dem Capitol zu erscheinen.


    Im Anschluss daran werden die Magistrate geschlossen zur Curia Iulia marschieren, um den Festtag mit anschließender Opfergabe im Beisein des Imperator Caesar Augustus und des Senats zu eröffnen.


    Vale bene,
    Onkel Livianus


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