Morgendämmerung ...

  • Das Schwarz der Nacht wich nur widerwillig dem immer heller werdenden Grau des nahenden Tages, der sich verschlafen in tief verhangenen Wolken hüllte. Der Duft von Regen lag in der Morgenluft, so rein und so frisch und doch vergiftet von dem Geruch des Todes, der sich still und heimlich darunter stahl in dem Moment, als eine Tür sich leise knarrend öffnete.


    Es war die Türe zu den Sklavenunterkünften und heraus trat eine Gruppe von sechs Männern, die angeführt wurde von dem maior domus. Hinter ihm gingen Einar und Bernulf. Die beiden Germanen trugen schlichte Tunikas, ihre Häupter waren kahl geschoren und die Hände hatte man ihnen mit dicken Stricken auf den Rücken gebunden. Auf sie folgten drei weitere Sklaven, allesamt namenlose Gestalten, deren Aufgabe es wäre die Gefangenen zu bewachen, doch gab es für sie absolut nichts zu tun.


    Niemand sprach ein Wort, noch versuchten Einar oder Bernuf durch irgendeine Aktion das Unvermeidliche abzuwenden das ihnen unweigerlich bevorstand, da der Tod längst sein Bündnis mit dem nahenden Regen geschlossen hatte, der sich mit dumpfen Donnergrollen, längst überfällig, ankündigte.


    Angekommen bei den Ställen, deutete der maior domus den beiden Germanen an, sich vor der weiß gekalkten Mauer nieder zu knien. Einar und Bernulf sahen einander ein letztes Mal an und nickten sich stumm lächelnd zu. Bald schon würden sie gemeinsam Met trinken in Valhall und die Schmach ihres Sklavendaseins wäre ein für allemal vergessen. Nur eine letzte Prüfung galt es noch zu bestehen und kaum konnten es Einar und Bernulf erwarten, endlich die die Schlingen um ihre Hälse zu spüren, die ihnen die letzte Überfahrt bescheren würden.


    Tod durch Erdrosseln. So lautete das Urteil, das der mairor domus auszuführen hatte und dementsprechend gab er den anderen Sklaven den Befehl, die Schlingen um die Hälse der beiden Germanen zu legen. Durch die Schlingen wurden sogleich Hölzer geschoben, deren Drehbewegungen wiederum dazu führen sollten, dass sich die Stricke immer enger zu ziehen würden, bis letztendlich der Tod sein Pfand erhalten hätte.


    "Lasst sie liegen! … Die Herrin wird sich später davon überzeugen wollen, dass wir ihren Befehl wunschgemäß ausgeführt haben. Darum geht jetzt und legt euch schlafen. Wir bringen sie anschießend fort.", durchbrach der maior domus ganz zum Schluss die Stille (sowie das Rauschen des einsetzenden Regens), indem er die anwesenden Sklaven anwies sich zu entfernen. Die Tat war vollbracht und der Befehl ausgeführt ... und niemand würde sich mehr darum scheren, so wie um das Loch (hinter der Mauer), welches durch den nieder prasselnden Regen bald schon zur Gänze wieder zugeschwemmt wäre ...

  • Am späten Vormittag waren die dunklen Gewitterwolken soweit abgeregnet, dass die Sonnenstrahlen erfolgreich durch die Risse in der Wolkendecke hindurch "stechen" konnten. Es war ein farbenfrohes Spiel aus Licht und Wolken, sattem blau und dunklem grau, vermischt mit dem saftigen grün der Pflanzen, die dankbar den sommerlichen Schauer aufgenommen hatten. Und sogar ein Regenbogen war hoch am Himmel zu bestaunen, doch ...


    ... unbeachtet des schönen Naturschauspiels, lagen die beiden leblosen Körper der Sklaven noch immer vor der Maurer, bis schließlich die Aurelia kam und sich davon überzeugte, dass die Hinrichtung - dem Wunsch des jungen Flavius entsprechend - durchgeführt worden war.


    "Gut!", befand Prisca knapp und mit einem flüchtigen (leicht angewiderten) Blick auf die beiden toten Ex-Leibwächter, um deren Hälse noch immer die zugezogenen Stricke lagen. Diese beiden Idioten! Nun muss ich mich - wegen diesen beiden Spatzenhirnen - wieder nach fähigen Leibwächtern umsehen, die außer Muskeln auch einen Funken Verstand besitzen! Aber das nächste Mal nehme ich keine Germanen mehr, dachte Prisca nur und schließlich gab sie dem maior domus und den anderen Sklaven das Zeichen: "Schafft sie endlich aus meinen Augen!", sprachs und ging ...

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