Decimus Scipio

  • Cubiclum
    Marcus Decimus Scipio


    Ein nicht zu großer Raum, mittig befindet sich ein Tisch und ein Stuhl. Schaut man von der Tür nach rechts findet man das Bett vor. In der hinteren linken Ecke findet sich ein kleinerer Tisch mit 2 Stühlen. Dort befindet sich auch ein Fenster, im Raum selbst findet man einige Pflanzen und ein Regal mit einigen Abschriften.

  • Wie sagte sein Vater, und vor allem sein Großvater immer so schön:
    "Junge, man lernt nie aus. Bilde dich stets weiter, denn Wissen ist Macht."
    Und genau das tat Scipio, erneut. Das Gespräch im Lupanar des Griechen mit dem Iunius Avianus hatte ihn dazu gebracht mehr darüber zu erfahren was da eigentlich genau im Bürgerkrieg passierte, wie alles anfing. Dazu etwas zu finden war mehr als schwierig, aber ein paar Aufzeichnungen hatte er gefunden und die lagen nun hier. Was er da aber las war alles andere als erfreulich.


    Seine Familie, kaisertreu, hatte sehr darunter zu leiden als der einstige Rebell Cornelius Palma Imperator wurde. Hausdurchsuchungen, Kerker, Flucht aus Rom. Es las sich wie etwas, das man 2000 Jahre später als Horrorgeschichte beschreiben würde

    Sim-Off:

    ;)


    Scipio lief ein kalter Schauer über den Rücken. Er selbst war ja nicht hier in Rom. Seine Mutter hatte nach dem Tot seines Vaters ein kleines Anwesen erworben nördlich von Cremona. Viel Wein, viel Obstbäume, wenig Krieg. Dort hatte er die letzten Jahre verbracht, bis er dann wieder zurück nach Rom ging als die Lage sicher schien. Was sollte auch ein Mitglied des Ordo Senatorius in der abgelegenen Provinz?


    Nun war er sich auch nicht sicher ob es richtig wäre gerade Serapio darauf anzusprechen, er schien doch sehr darunter gelitten zu haben. Aber wen dann? Seine Frau? Er wusste ja nichtmal wo sie damals war, also nein.
    Livianus? War er nicht damals ebenfalls außerhalb der Stadt? Ein Versuch wäre es immerhin wert, vielleicht konnte er etwas über die Anfänge erzählen.
    Wenn er so nachdachte würde er unter denen die zur Zeit in der Casa Decima lebten kaum Antworten finden. Messalina vielleicht, aber er hielt es nicht für sehr klug eine Vestalin mit etwas so belanglosem aufzusuchen.


    Er legte sich kurz auf sein Bett, eigentlich zum Nachdenken... und merkte nicht einmal wie er einschlief.

  • Mal wieder hatte sich Marcus mit ein paar Kleinigkeiten zu Essen auf sein Zimmer verkrochen, saß an seinem Arbeitstisch, das Essen zu seiner linken, etwas Wasser mit Wein auf seiner rechten Seite. Mittag lag ein eine Abschrift die er studierte, Aufzeichnungen über Debatten im Senat, berühmte Reden, solche Dinge. Die meisten wären darüber sicherlich eingeschlafen, denn der eigentliche Inhalt der Schriften war wirklich ermüdend. Aber darum ging es Scipio auch nicht, ihn interessierte einzig die Art und Weise wie die Argumente dagebracht wurden, wie die Rede aufgebaut war.


    Eigentlich hoffte er bei all den ausgezeichneten Rednern eine Art Muster zu erkennen, etwas dass er sich aneignen konnte. Aber noch fand er so etwas nicht, die einzige Auffälligkeit war bei allen, dass man sehr auf Emotionen setzte, auch nicht vor bildlichen Beispielen schreckte und auch gelegentlich auf das Wohlwollen(oder eben nicht) der Götter verwies. Immer versuchte man die Zuhörer mitzunehmen, ihre Herzen für den Redner zu öffnen, manchmal war das mit viel Pathos verbunden.


    Sein Kopf sank nach unten und Scipio seufzte. Es war eine harte Aufgabe, aber er wusste ja auch sonst nie was er Abends tun sollte, also studierte er alle möglichen Schriften die er bekommen konnte und die ihm wichtig genug erschienen. Für ihn war das Leben eben auch ein ewiger Lernprozess, aber die heutige Aufgabe schien ihm besonders schwierig und ermüdend zu sein.

  • Lange hatte Scipio gegrübelt wie er den Brief an Purgitius Macer verfassen sollte und bald hatte er bereits die erste Wachstafel verbraucht, auf die er die Entwürfe verfasste. Würde ein einfaches Salve als Start reichen? Er ging nochmal seinen aktuellen Entwurf durch.




    Senator Purgitius Macer
    Domus Purgitia



    Salve Senator Purgitius,


    da ich bald meine ersten Schritte im cursus honorum beginnen möchte, steht für mich nun das tirocinium fori an. Nach Gesprächen mit Decimus Serapio und Decimus Livianus, bei denen beide dich als erstes nannten, habe ich mich entschlossen dich um einen Termin zu erbitten, solltest du mir diese Chance ermöglichen mein tricinium bei dir zu absolvieren.
    Du kennst sicher meinen Großvater Decimus Meridius, ein Vorbild dem ich gerne folgen würde. Er hat mich viel gelehrt und seine Werte sind auch die Meinen, ich denke also dass ich dich nicht enttäuschen werde.


    Es wäre mir eine Ehre einen Termin von dir zu erhalten.


    Vale bene,


    Marcus Decimus Scipio
    Casa Decima Mercator
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    Er war zufrieden, irgendwie. Und wenn er zu lange darauf starren würde hätte er ja doch wieder was geändert. Also schnell einen Sklaven gerufen, der den Botengang übernehmen würde.

  • Ein Sklave betrat den Raum und legte ein Schreiben auf den Arbeitstisch von Scipio.


    Ad
    Marcus Decimus Scipio
    Casa Decima Mercator


    Sp. Purgitius Macer M. Decimo Scipio salutem dicit!


    Dein Brief hat mich überraschend erreicht, denn ich ahnte nicht, dass sowohl Decimus Livianus als auch Decimus Serapio so gut von mir sprechen, dass sie mich gleich an erster Steller ihrer Empfehlungen nennen. Dabei hätte es ihres Zuspruchs gar nicht bedurft, denn schon um deines Großvaters und meines guten alten Freundes Meridius willen richte ich es gerne ein, dass du mich besuchen kannst, damit wir einander kennenlernen. Ich erwarte dich am Vormittag des ANTE DIEM XVII KAL IAN DCCCLXVI A.U.C. (16.12.2015/112 n.Chr.) bei mir zu Hause.


    Vale bene
    Sp. Purgitius Macer


    Der junge Decimer musste das Schreiben schon zweimal lesen, er konnte es kaum glauben. Morgen schon.... und dazu diese sehr offene Antwort, kein wirkliches blabla, nicht zu förmlich, perfekt. Morgen also.... Scipio wurde schon nervös

  • Um diese spätabendliche Zeit war es bereits einigermaßen Ruhig in der Casa Decima Mercator. Die meisten Bewohner hatten sich schon in ihre privaten Räume zurückgezogen und hier und da sah man noch einen fleißigen Haussklaven durch die Gänge sausen, der die letzte Arbeit des Tages vollrichtete. Ein weiter umtriebiger Geist den es heute nicht in seinem Zimmer hielt war Gaius, der etwas hinter seinem Rücken versteckend, leise durch die Gänge schlich, bis er vor Scipios Zimmer angekommen war. Bisher war er dem neuen und in etwas gleichaltrigem Mitbewohner und Enkelsohn des großen Triumphators Decimus Meridius aus dem Weg gegangen, doch nach ihrem heutigen Treffen auf den Sklavenmärkten war er neugierig geworden. Zaghaft und möglichst ohne Aufsehen zu erregen klopfte er. Ein "Scipio?! Bist du noch wach?" folgte mit ebenso leiser Stimme.

  • Es war spät, Scipio hatte bereits mehrere Kerzen und Öllampen angemacht um noch ein Manuskript fertig zu lesen, als er jemand durch den Gang schleichen hörte. Dann plötzlich, vor seiner Tür, hörte er ein klopfen gefolgt von einer nicht ganz unbekannten Stimme.


    "Ja, komm ruhig rein Primus."
    Er räumte schnell das Manuskript zur Seite, holte einen zweiten Becher auf den Tisch und setzte sich hin. Er wollte nicht zu überrascht wirken, immerhin kam es bisher nie vor dass Primus ihm einen Besuch abstattete.
    "Was führt dich denn zu später Stunde hier her? Wie ich sehe kannst du wohl auch noch nicht schlafen." Immerhin waren sie junge Männer und brauchten weniger Schlaf als die anderen Bewohner der Casa.

  • Zuerst folgte ein mit neugierigem Blick umherspähender Kopf, gefolgt vom restlichen schlanken Körper, der sich durch den Türspalt zwängte, den der Prudentier nach der deutlichen Antwort aus dem Inneren des Raumes geöffnet hatte. Gaius war noch nie im Zimmer des Neuen gewesen und sah sich nach wie vor erst mal neugierig um bis er etwas enttäuscht festgestellt hatte, dass es nicht viel anders aussah als sein eigenes. Außer den wenigen persönlichen Habseligkeiten die hier und da verstreut herumlagen, glich die Einrichtung ziemlich genau jener seines eigenen Zimmers. Ernüchtert wandte er sich schließlich Scipio zu, der gar nicht wirklich überrascht wirkte. Eigentlich ein wenig merkwürdig bedachte man den Umstand, dass Gaius zum ersten Mal dem jungen Decimer einen Besuch abstattete. Als sein Blick dann schließlich auf die beiden Becher fiel, die auf dem Tisch vor Scipio standen, zeichnete sich ein immer breiter werdendes Grinsen im Gesicht des Prudentiers ab.


    "Tja! Anscheinend hatte der Alte..." so nannte er Livianus, wenn dieserer nicht gerade in Hörweite war "...heute wichtigen Besuch zu Gast und bei einer günstigen Gelegenheit ist mir dies hier in die Hände gefallen." Dabei zog er hinter seinem Rücken eine Weinkaraffe hervor und hielt sie nun mit beiden Händen vor seinem Körper. "Bei wirklich wichtigen Besuchern lässt er immer die besten Jahrgänge aus Hispania auftischen. Und.... naja.... ich dachte mir..." Plötzlich ein wenig verlegen und auch nicht mehr ganz so sicher, ob es eine gute Idee gewesen war Scipio aufzusuchen kam er ins stottern, fügte aber dann noch schnell an "... als kleiner Schadenersatz dafür, dass wir die Sklavin heute am Markt beide nicht ersteigern konnten, trinken wir gemeinsam einen guten Tropfen."


    Er hielt Scipio die Karaffe entgegen und versuchte so zu wirken, als wäre es nicht ungewöhnliches oder fast schon alltägliches das er Wein trank. Junge Männer in ihrem Alter tranken durchaus schon Wein, aber meistens wurde genau darauf geachtet, dass dieser sehr stark mit Wasser verdünnt war, da es ohnehin schon nicht zur guten Sitte gehörte unverdünnten Wein zu trinken. "Was meinst du?"

  • Gespannt was Primus wollte schaute Scipio zu wie er nach drinne kam, eine Hand hinter dem Körper als würde sie etwas verbergen. Der Prudentier musterte kurz die Einrichtung, etwas dass auch Scipio so gemacht hätte, und dann lüftete er das Geheimnis. Eine Karaffe des guten aus Hispania, und so wie er darüber sprach konnte es sich dabei nur um den Tarraconenser handeln, einen Wein der hier wirklich nur zu sehr besonderen Anlässen aufgetischt wurde, nicht ganz grundlos war er doch mit einer der Besten die man in der Casa finden konnte.


    Schnell entwickelte sich auf Marcus Gesicht ein dickes Grinsen.
    "Mal davon abgesehen dass du Livianus nicht als 'der Alte' bezeichnen solltest, denn das hat er nach allem was er getan und erlebt hat nicht verdient, bin ich ganz deiner Meinung dass wir uns auch mal etwas gönnen sollten. Und dafür brauch es auch keinen Misserfolg beim Sklavenkauf, immerhin haben WIR die Sklavin ja am Ende doch bekommen, nur müssen weder du und ich die Rechnung zahlen." Was sein Grinsen nur noch stärker werden lies.


    Aber die Karaffe so zu verschwenden wäre fast etwas schade, denn sie würde nicht lange anhalten. "Aber lass uns den Wein wenigstens mit ein wenig Wasser verdünnen. Zum Einen hebt das den Geschmack an, zum Anderen wäre es doch Schade wenn das Vergnügen nach zwei Bechern bereits vorbei wäre, findest du nicht?" Er holte schnell eine Karaffe mit Wasser, machte noch mehr Platz auf dem Tisch und schenkte aus.


    "Und eigentlich... ist das ein besonderer Anlass. Die junge Generation des Hauses sitzt zum ersten Mal zusammen. Ich denke dieser Anlass rechtfertigt den guten Tropfen"

  • Und da war es wieder. Der Grund warum er Scipio bisher aus den Weg gegangen war. Schon beim ersten Aufeinandertreffen wirkte der junge Decimer für sein Alter wie ein echter Langweiler. Ihm haftete irgendwie die Aura eines frommen Pontifex an, was sich in diesem Moment wieder bestätigte. Livianus nicht als Alten bezeichnen? Den Wein mit Wasser verdünnen? Wer zum Pluto glaubte er zu sein? Seine Mutter?! Gaius dagegen war zwar bestimmt alles andere als ein schlechter Mensch, aber er war eben bei all seinen guten Eigenschaften und seiner Fremden gegenüber ruhigen und zurückhaltenden Art tief in seinem Inneren so, wie es auf die meisten jungen Männer seines Alters zutraf: Besserwisserisch, ständig Grenzen auslotend, Testosterongesteuert und dem eigenen Glauben nach sowieso und überhaupt Unbesiegbar. :)


    Die Belehrung über Livianus ließ er aber erst mal unbeantwortet, schließlich wollte er dieses nächtliche Aufeinandertreffen nicht gleich von Beginn an aus dem Ruder laufen lassen. Zumindest mit dem gesparten Geld hatte der Decimer recht. Den Vorschlag diesen herrlichen Wein mit Wasser zu verdünnen stand er jedoch mehr als kritisch gegenüber. "Warum mit Wasser verdünnen? Wann bekommen wir sonst schon unverdünnten Wein zu trinken? Unverdünnt hat er doch eine viel berauschendere Wirkung? Das weißt du doch oder?" Musternd sah er Scipio an und sprach so selbstverständlich über die berauschende Wirkung des Weines, als hätte er sie unzählige Male schon selbst erlebt. In Wahrheit hatte er erst einmal einen Wein unverdünnt und natürlich im geheimen getrunken und war danach die halbe Nacht vor Übelkeit mit seinem Gesicht über einem Nachttopf gehangen. Auch wenn Mutter am nächsten tag nichts anmerkte, so war es ihm am Frühstückstisch wohl immer noch anzusehen, dass er eine schwere Nacht gehabt hatte. Doch vielleicht war dieses eine Mal nur Pech gewesen. Sie waren junge Burschen, nun schon Männer und sollten endlich auch das Tun, was Männer eben so taten. Wie zum Beispiel unverdünnten Wein zu trinken.

  • Irgendwo hatte Primus ja recht. Warum eigentlich nicht, auch wenn es trotzdem schade um den Wein war. Naja, ein Becher unverdünnt würde nicht schaden, so schlimm konnte es doch kaum werden. Also nahm er den Wein, machte beide Becher voll, und hob ihn an.
    "Ein Becher kann nicht schaden. Auch wenn wir beide keine Freude haben werden wenn die zwei älteren Herren des Hauses das mitbekommen, und noch weniger wenn sie merken WELCHEN Wein wir da in uns geschüttet haben."


    Beim nächsten Mal sollten sie den besseren Landwein nehmen, der war zwar nicht im Ansatz so gut, dafür aber sicherlich kein großer Verlust. Und zur Not würde Marcus eben eine neue Karaffe kaufen, so teuer konnte der Tarraconenser kaum sein. Und außerddem wollte er nicht als Schwächling vor Primus darstehen, der sich plötzlich nicht mehr als still und enthaltsam, sondern als kleiner Draufgänger entpuppte. Was der späte Abend alles zum Vorschein brachte, und was noch kommen würde?


    "Dann mal Prost Primus! Auf uns, deine Familie und meine."

  • Das klang schon mehr nach Gaius Geschmack und als Scipio ohne lange zu fackeln dann auch noch gleich die Becher mit dem unverdünnten Wein füllte, setzte er sich neben ihm und nahm seinen Becher auf. Mit einer ebenso zuprostenden Gäste hob er ihn an und erwiderte den kurzen Trinkspruch knapp mit einem "Auf unsere Familien!" Dann führte er den Becher an seinem Mund und nahm einen kräftigen Schluck. Doch nicht nur der Schluck war kräftig, auch der Wein war er. An sich schon und in diesem Falle auch unverdünnt hinterließ er schon beim runterschlucken einen recht wärmenden Eindruck. Gaius kam nicht Drumherum sich nach diesem Schluck zu räuspern, wollte aber vor Scipio keinesfalls den Anschein erwecken, der Wein wäre ihm nun doch zu stark - was er jedoch war. Also nahm er gleich einen zweiten kräftigeren Zug, ehe er den Becher wieder absetzte und sich dem Decimer widmete. "Also bisher haben wir uns nicht wirklich oft gesehen. Die letzten Wochen habe ich wieder bei meinem Großvater verbracht. Ich dachte das es nun Zeit wird, sich endlich kennen zu lernen. Hast du dich hier mittlerweile eingelebt?"

  • Scipio setzte den Becher an, nahm einen ordentlichen Schluck und..... was für ein Wein. Erst der Geschmack, herrlich und dann kam der Alkohol ins Spiel, kräftig, hart, aggressiv. Er musste sich beherrschen sich nichts anmerken zu lassen und schluckte den Wein schnell hinunter. Den ganzen Weg hinab merkte er wie es warm wurde und der Wein hinterlies einen zwar stechenden aber sehr angenehmen Nachgeschmack im Mund. Egal was Primus tun würde, er würde definitiv den zweiten Becher verdünnen, falls er überhaupt soweit kommen würde.


    "Nein das stimmt, irgendwie gingen wir uns auch viel aus dem Weg, aber ich habe eben auch eine Menge zu tun in Vorbereitung auf den cursus honorum und mein tirocinium. Was hast du denn für die Zukunft geplant? Eingelebt habe ich mich schon sehr gut, auch wenn ich hin und wieder Probleme habe in der Stadt die richtigen Wege zu finden."


    Er nahm einen zweiten Schluck, nun darauf vorbereitet was ihn erwartete und nun schmeckte der Wein wieder etwas anders. Marcus konnte andere Geschmäcker erkennen, leichte Nuancen erkennen die ihm vorher entgangen waren. Langsam entwickelte er ein Gefühl für den Geschmack des unverdünnten Weines, auch wenn der Alkohol weiterhin ein echtes Problem darstellte.

  • Wenn er ehrlich war, was er in dieser Situation nie vor Scipio gewesen wäre, schmeckte Gaius der Wein überhaupt nicht. Guter Tropfen hin oder her - er schmeckte für seine Begriffe einfach zu herb, zu säuerlich. Der junge Prudentier bevorzugte eigentlich eher durch Fruchtzucker oder mit Honig gesüßte Getränke. Doch als "echter Mann" hätte er das niemals zugegeben. Man erwartete einfach, dass ein Mann auch würzige, saure oder eben auch herbe Getränke tank. Vor allem wenn sie alkoholisch waren. Dennoch war er auf die Wirkung des Alkohols gespannt, die hoffentlich nicht wieder über einem Nachttopf endete. Sicherheitshalber sollte er sich bei Zeiten eine Ausrede parat legen, die er Scipio auftischen konnte, falls er doch noch rasch das Zimmer verlassen musste. Doch nun war er damit beschäftigt seinem Gegenüber zuzuhören und zu antworten. "Dein Triocinium.... Ich verstehe." sagte er anfangs nur und aus dem Ton seiner Stimme war bereits herauszuhören, dass dies nicht gerade die beste Themenwahl war. "Naja... der Al.... also mein Stiefvater möchte wohl auch, dass ich bei einem Senator ein Triocinium absolviere und danach eine politische Karriere einschlage. So wie eben er selbst oder auch mein Großvater - beide Consulare."


    Man konnte nun deutlich merken, dass Gaius nachdenklicher wurde. Er nahm noch einmal zwei Schluck aus seinem Becher und sprach dann weiter "Um ehrlich zu sein bin ich nicht sehr begeistert von dieser Idee. Ich würde lieber die Laufbahn meines Vaters einschlagen. Er war fast sein ganzes Leben Soldat und hat dem Kaiser vor seinem Tod als Praefectus Praetorio gedient. Er wurde viele Male geehrt für seinen Mut und seine Tapferkeit. Ich denke..... das wäre vielleicht mehr meine Welt als die Politik und es würde bestimmt auch meinem Vater stolz auf mich machen." Die für Gaius ungewöhnlich offenen Gedanken waren dem starken und unverdünnten Wein zu verdanken, der langsam aber sicher damit begann seine Wirkung zu zeigen. Zumindest konnte man dies auch an den bereits geröteten Wangen des jungen Mannes sehen. Mit einem Mal wurde seine Stimme jedoch wieder ernster und kälter. "Glaub jedoch nicht, dass wir unsere Zukunft planen. Du kannst so lange daran glauben, wie sie in den Kram der Familie passt. Dein Glück ist, dass sich deine Vorstellung mit denen der Familie deckt. Was glaubst du würde Livianus oder auch Serapio sagen, wenn du ihnen mitteilst, dass du gerne Künstler oder Dichter werden möchtest. Die würden dir was erzählen" endete sein Satz mit einem verächtlichen auflachen.

  • Künslter oder Dichter? Sowas wäre Scipio niemals in den Sinn gekommen, einfach weil er dazu erzogen wurde der Familie Ruhm einzubringen, und das waren keine Bereiche wo er damit Erfolg haben würde.
    "Wenn du Soldat werden willst dann tu es. Weder Serapio, bei ihm weiß ich es sicher, noch dein Stiefvater würden dir da Steine in den Weg legen. Immerhin waren beide, der eine mehr der andere weniger, ebenfalls Soldaten Roms. Und mit mir haben sie bereits einen Politiker, ich denke das sollte reichen."


    Er nahm einen Schluck, der Wein lockerte die Zunge etwas zu sehr, aber das war ihm nicht bewusst. "Und außerdem ist es heute auch so. Livianus als Senator, Serapio der hoffentlich bald wieder Gardepräfekt ist. Es wäre nur von Vorteil wenn Mitglieder der Gens Decima, und dazu gehörst du ja nun auch so irgendwie, in Militär und Politik hohe Ämter begleiten würden." Zumal Livianus ja sogar die Möglichkeit hatte Kaiser zu werden, KAISER! Was wäre das gewesen, ein Decimer auf dem Kaiserthron. "Ich würde es sehr begrüßen wenn du in die Fußstapfen deines Vaters treten würdest und ich kann mir auch nicht vorstellen dass Livianus das anders sieht, immerhin ist Serpaio sein Sohn den selben Weg gegangen wie dein Vater."


    Noch ein Schluck Wein, die Zunge wurde langsam runder, die Worte kamen etwas flüssiger hervor. "Ich würde dir was die Familie angeht eigentlich zustimmen, aber was ich hier bereits erfahren haben ist dass dir niemand Steine in den Weg legen wird. Natürlich würde es niemand gerne sehen wenn man sein Talent, oder wie in meinem Fall seinen Stand, verschwendet und etwas tut was nicht sehr erfolgreich ist. Aber hier gab es auch schon erfolgreiche Händler, warum also nicht mal ein erfolgreicher Dichter, im ganzen Reich berühmt? Solange das Talent da ist, versteht sich."

  • Auch Götter - wie naiv die Worte des jungen Decimers waren. Aber gerade das machte ihn auf eine seltsame Art und Weise auch irgendwie knuffig. Auch wenn Gaius das selbstverständlich nie zugeben würde. Er hob tadelnd den Zeigefinger. "Also eines wollen wir gleich von Anfang an klar stellen. Auch wenn du eigentlich ganz in Ordnung zu sein scheinst.... ich bin Prudentier! Kein Decimer! Es würde deiner Familie aus meiner Sicht also keine Vorteile bringen. Wenn dann meiner. Und Zweitens...." hatte er überhaupt Erstens gesagt? ".... Serapio ist nicht Livianus Sohn. Er ist der Sohn seines Cousins oder so ähnlich. Ganz blicke ich bei eurer Familie da auch noch nicht ganz durch. Serapio hat er adoptiert, seine Schwester Seiana aber nicht. Kennst du Seiana? Ich nicht. Sie wohnt jetzt in Germanien glaube ich. Hab ich nicht kennen gelernt bisher. Jedenfalls hat Livianus aber zwei eigene schon erwachsene Kinder und die wohnen auch nicht hier sondern in Britannien, bei ihren Großeltern. Einen Sohn und eine Tochter." Er dämpfte Leise und fast schon verschwörerisch wirkend seine Stimme, ehe er weitersprach "Das habe ich auch erst vor kurzem erfahren. Die beiden kenne ich aber auch nicht." Dann sprach er wieder normal weiter und machte dabei eine große ausholende Gäste "Du siehst also, deine Familie ist mehr Schein als Sein. Alle sind irgendwo im ganzen Reich verstreut, keiner kennt so genau den anderen und alle sind irgendwie miteinander verwandt oder auch nicht. Wer weiß das schon. Da passe ich doch eigentlich ziemlich gut hinein oder was meinst du? Und dieser Serapio.... seine Verlobte und dieser Freigelassene.... ach lassen wir das. Ich will dich nicht überfordern. Man bekommt so manches zu hören, wenn man länger in diesem Haus lebt."


    Man merkte nun ziemlich deutlich, dass die Wirkung des starken Weins nach und nach einsetzte. Gaius lallte zwar noch nicht, aber er war sehr redselig und offenherzig geworden, was sich auch gleich darin zu bemerken machte, dass er Scipio väterlich die Hand auf die Schulter legte und sehr eindringlich, aber mit einem freundlichen lächeln sagte [COLOR=darkblue]"Aber mach dir nichts daraus. Du kannst ja auch nichts dafür, dass du in diese Familie hineingeboren wurdest. Das suchen wir uns leider nicht aus. Man muss halt damit leben so gut es eben geht. Und manchmal ist es gut den Schein selbst zu glauben, der nach außen hin gewahrt wird." Dabei klang weder Hohn noch Spott aus seiner Stimme. Er meinte das ganz und gar ehrlich und wollte tröstende Worte für den jungen Decimer finden. Gaius zog die Hand wieder zurück und nahm stattdessen seinen Weinbecher zur Hand um sich erneut ein oder zwei Schluck zu gönnen.

  • Nun wurde der kleine Prudentier aber ganz schön redseelig und plauderte munter darauf los, seine Version der decimischen Verwandschaftsverhältnisse war sehr amüsant.
    "Ja ich kenne Seiana noch von früher. Und vielleicht ist Serapio 'nur' adoptiert, aber das merkt man nicht unbedingt den beiden an. Und auch wenn ich dich enttäuschen muss, aber wenn ich mir die Leistungen deiner Prudentier ansehe und dann die Leistunden der Gens Decima, so solltest du froh sein dass ich dich dazuzähle. Und egal wie du es drehst und wendest, irgendwie bist du nun auch ein Teil dieser Familie, genauso wie du ein Prudentier bist. Also färbt alles was du tust auch ein wenig auf die Gens Decima ab, zumindest auf Livianus und seinen Stolz."
    Was er auch wirklich meinte, denn Livianus schien ja auch auf ihn sehr Acht zu geben, also tat er es auf jeden Fall auch bei seinem Adoptivsohn.


    "Und etwas gutes hat die Gens Decima ja: In jedem Ecken des Reiches findest du einen von uns, überall empfängt man dich herzlich, und überall wissen sie zu feiern."
    Sprachs und nahm einen etwas zu großen Schluck an dem er sich fast verschluckte.


    Zum Rest wollte er sich nicht unbedingt äußern, natürlich hatte er schon mitbekommen dass Serpaio kein Kostverächter war, offensichtlich sogar weniger was Männer als Frauen anging, aber das war Scipio doch ziemlich egal. Dass aber Primus nun schon so nahe kam war etwas unheimlich und etwas sehr überraschend.
    "Nein, wir können nichts für unsere Familie, aber es hätte uns beide auch sehr viel schlechter erwischen können. So ein Duccii oder eine andere Gens mit germanischen, barbarischen Wurzeln zum Beispiel. Und in welcher Familie ist schon alles perfekt, wenigstens halten wir zusammen und gehen uns nicht gegenseitig an den Kragen wie es bei anderen Familien der Fall ist."

  • Natürlich hätte Gaius wieder etwas zu erwidern gehabt. Zumindest beim anfänglichem Monolog des Decimers. Immerhin war Gaius Vater Eques und Praefectus Praetorio gewesen und sein Großvater Consular. Über Scipios Vater hingegen wusste er nicht wirklich viel, was darauf hindeutete, dass dieser zu den weniger bekannten Decimern gehörte, die nicht groß Karriere gemacht hatten. Und sein Großvater war zweifellos ein großer Feldherr, aber zum Consul hatte er es nicht gebracht was wiederum hieß, dass Scipio keinen Consular in direkter Linie als Vorfahre hatte. Alles in allem hatte ihm Gaius also doch einiges voraus, wenn man die engere Familie dabei in Betracht zog. Doch er hatte keine Lust dieses Thema noch mehr zu vertiefen. Daher war er froh darüber, dass Scipio schließlich doch noch etwas sagte, dem er anstandslos zustimmen konnte und das auch seine Meinung auf den Punkt brachte. "Da muss ich dir recht geben. Was das betrifft können wir uns wirklich nicht beklagen. Da gibt es in der Tat weitaus schlimmeres, dass man erwischen hätte können." Erneut folgte ein Schluck aus dem Becher, dessen berauschender, wenn auch nicht besonders köstlicher Inhalt nun langsam aber sicher dem Ende zuneigte. Ein Schluck war noch über, den er sich jedoch noch etwas aufheben wollte.


    Dann wechselte er schnell das Thema zurück zu den Karriereplänen, die Scipio vorhin angesprochen hatte. "Und dir ist es ernst mit der Senatorenkarriere? Hast du schon einen Senator gefunden, der dich als seinen Lehrling aufnimmt?" Beim Wort Lehrling fing der junge Purdentier wieder zum grinsen an, da es natürlich ganz darauf abzielte Scipio wieder ein wenig zu hänseln.

  • Natürlich war es ihm Ernst, wie konnte er nur daran zweifeln?
    "Sehr Ernst, ich habe heute eine Einladung bekommen um bei einem der bekannteren Senatoren sozusagen vorzusprechen, aber so wie die Einladung verfasst war klang es eher danach als würden wir besprechen wie das tirocinium ablaufen wird."
    Ob er.. natürlich, er musste ja schon. Alleine wegen dem Lehrling musste er.
    "Sagt der der Name Purgitius Macer etwas? Ein guter Freund meines Großvaters, und auch ein guter Bekannter von Serapio und Livianus wie es mir scheint."


    Da fiel ihm ein dass er alleine deswegen schon dem Wein langsam Wasser beimischen sollte, und zwar mehr als es Primus bemerken würde. Ansonsten würde das am folgenden Tag sehr sehr schlimm enden, und das wollte er auf keinen Fall haben.

  • "Purgituis Macer....Macer?" Gaius überlegte kurz, was er mit diesem Namen verband. "Ein ehemaliger Consular oder? Aber ein guter Bekannter? Ich könnte mich nicht erinnern, dass ich ihn hier schon einmal als Gast gesehen habe. So gut bekannt können sie dann also nicht sein. Aber keine Ahnung." Kurz dachte er noch darüber nach, aber.... Nein! Ihm viel nichts weiter über den Mann ein, außer das er eben Consular war. Dennoch nickte er anerkennend "Ein Consular ist aber eine tolle Sache für das Tirocinium. Ich hoffe für dich, dass alles klappt. Ich denke da hat man dann schon eine recht gute Ausgangslage bei einer solchen Referenz. Ich gratuliere dir." Der junge Prudentier hob seine Becher und prostete Scipio kurz zu, um gleich danach den restlichen Inhalt seines Bechers zu leeren.


    Anfangs hatte er noch gemerkt, wie ihm der Wein nach und nach in den Kopf stieg und die berauschende Wirkung einsetzte. Mittlerweile war es jedoch zum Normalzustand geworden und Gaius gelüstete nach mehr. Er hielt seinem Gastgeber also den leeren Becher entgegen "Schenkst du mir nach?" Während er darauf wartete mit flüssigen Nachschub versorgt zu werden viel ihm wieder die Sklavenauktion ein, welcher sie am heutigen Nachmittag beide beiwohnten und vor allem die Gratulation, die Scipio seinem Verwandten nach der gewonnenen Auktion aussprach. Er begann plötzlich schelmisch zu grinsen "Und Scipio? Hast du schon herausgefunden was die neue Sklavin so alles kann? Du warst doch ganz versessen darauf du Schlitzohr!" Nun lachte der Prudentier laut auf und versuchte in einem gekünsteltem Tonfall Scipios Stimme nachzuäffen "Ich bin gespannt was sie alles kann Serapio...!" Und wieder lachte er belustigt von der Aussage und seinen mehr schlecht als rechten Versuchen Scipios Stimme nachzumachen, da sie mehr wie ein weinerliches Kleinkind klang. Ganz abgesehen von seinen nicht ganz jugendfreien Vermutungen, was hinter dieser Aussage des jungen Decimers alles stecken könnte.

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