Triclinium parvum | Causa Templi Aesculapii

  • Einige Speisen waren bereits aufgetischt für ein Mittagsmahl, welches zwar kaum derart exquisit mochte ausfallen wie das flavische Abendessen, im Vergleich mit dem Mahl zahlloser römischer Bürger indes zweifelsohne mehr als üppig war - neben Brot und diversen Käsesorten ein wenig Fleisch vom Huhn und Schwein, etwas geräucherter Fisch, eingelegte Gurken und Oliven und selbstredend das obligatorische Garum, um alles darin zu ertränken. Zur Seite des Tisches, um welchen drei Ein-Personen-Klinen gestellt waren, lag bereits diverses Kartenmaterial bereit, welches der flavische Vilicus dem Tabularium hatte entliehen. Nach der morgendlichen Senatssitzung hatte Gracchus sich ein wenig frisch gemacht und harrte nun gedankenverloren seiner Gäste. Als die Medica Plinia von einem Sklaven hereingeführt wurde erhob er sich von seiner Kline und trat ihr entgegen.
    "Medica Plinia, willkommen in der Villa Flavia. Bitte nimm Platz"
    , wies er auf den lectus medius und wartete bis sie dort lag, ehedem er selbst sich wieder auf dem lectus imus niederlegte.
    "Ich habe zu diesem Treffen zusätzlich Decimus Casca geladen, er befasst sich derzeit mit den Aufgaben der kultischen Collegien, um selbst einen ge..eigneten Platz dort zu finden. Er wird zweifelsohne jeden Augenblick eintreffen."
    Unaufgefordert trat zumindest schon einmal ein Sklave heran und schenkte der Medica stark verdünnten Wein in das vor ihr stehende Glas.
    "Darf ich zwischenzeitig ein wenig meiner Neugier na'hgeben und fragen wie du zu deiner Stellung am kaiserlichen Hof gelangt bist?"

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  • Ich war zugegebener Maßen spät dran, also hatte ich mich beeilt durch die hektischen Straßen zu kommen, was gar nicht so einfach gewesen war. Überall fliegendes Händlervolk, gaffene Massen, schlendernde Verliebte, lange Schlangen vor den Garküchen. Es war zum verrückt werden gewesen, doch schließlich und endlich erreichte ich die flavische Villa, welche wirklich ein sehr hübsches Anwesen darstellte. Hier sollte ich also nun bei einer Beratung beisitzen, welche wohl eine sozusagen göttliche Reform des Gesundheitswesens betraf. Das tat ich doch gerne, doch zunächst musste ich einmal durch die Türe schreiten und hinein zu dem Ort, an dem schon drei Clinen bereit standen, um Gäste und Gastgeber aufzunehmen. Die anderen beiden waren schon anwesend, also beeilte ich mich mit einer Entschuldigung. “Meine Verspätung tut mir sehr leid, ich hoffe, ich komme dennoch nicht ungelegen spät.“ So haspelte ich also meine Worte hervor und näherte mich dem Pontifex ein wenig an.

  • Die Medica begrüßte den Pontifex mit der gebotenen Ehrerbietung und neigte ihrerseits das Haupt. Die Tafel war reich gedeckt. Mit einem Lächeln nahm sie den angebotenen Platz. Auf die Ankündigung, dass ein weiterer Gast erwartet wurde, nickte sie. Es war ihr nur zu recht, wenn sich mehr Köpfe an den Gedankenspielen beteiligten. Sie nahm den Becher mit Wein und prostete ihrem Gegenüber zu.
    "Auf die Horen und die Gesundheit der kaiserlichen Familie"


    Als der Pontifex sie nach ihrer Anstellung beim Kaiser fragte, errötete sie leicht. "Nun, ich weiß auch nicht wirklich womit ich diese Ehre verdient habe. Vielleicht hat man mich einfach gefragt, weil schon mein Vater einem Kaiser als Leibmedicus diente."


    Decimus Casca erschien. Chrysogona begrüßte ihn freundlich. "Salve. Ich freue mich."
    Einen Augenblick überlegte sie, ob sie sich nicht schon begegnet waren. Ja, sicherlich auf dem Saturnalienfest in der Villa Decima. Doch ihre Erinnerungen daran waren nicht sehr nachhaltig. Sie wartete bis Casca auch ein Glas hatte, dann wiederholte sie den Trinkspruch.



    Sim-Off:

    entschuldigt bitte, auch bei mir ist dieser Thread irgendwie untergegangen

  • Auf die Horen zu trinken wäre dem Flavier wohl kaum in den Sinn gelangt obwohl dies bei näherer Betrachtung keineswegs absurd war, so dass auch er sein Glas hob.
    "Interessant"
    , bemerkte er sodann ein wenig knapp, doch überaus imponiert bezüglich ihrer Herkunft, gelangte indes nicht zu weiterer Recherche, da in diesem Augenblicke Casca eintraf.
    "Decimus Casca, willkommen! Keineswegs bist du zu spät, wir sind über ein wenig Plauderei noch nicht hinausgelangt."
    Dem Decimus war der lectus summus gegenüber des Flaviers zugewiesen und da letztere den ersteren bereits in dessen Abwesenheit hatte vorgestellt, introduzierte er nurmehr die Medica.
    "Dies ist Plinia Chrysogona, die Leibmedica unseres geschätzten Augustus. Wie ich soeben er..fahren habe ist dies Tradition in ihrer Familie."
    Da alle Beteiligten nun versammelt waren konnten sie sich neben der beiläufigen Beschäftigung des Mahles auch direkt der Angelegenheit widmen, wegen der dieses Treffen war anberaumt worden - war Gracchus doch ein Mensch, welcher gerne ohne Umschweife zur Sache kam.
    "Die Medica ist an das Collegium Pontificum herangetreten da sie um Roms Gesundheit sich sorgt"
    , erläuterte er Casca.
    "Denn um Heilung im Tempel des Aesculapius auf der Tiberinsel zu erfahren müssen die Kranken derzeit erst halb Rom dur'hqueren, wodurch die Gefahr steigt, dass ansteckende Krankheiten und insbesondere Seuchen sich in der Stadt verbreiten, gleichwohl auch die Ver..weildauer der Kranken im Tempel ob des beständig steigenden Andranges und daraus resultierender Wartezeiten immer länger wird. Der Augustus hat darob zugestimmt, dem Aesculapius ein neues Heiligtum außerhalb der Stadt zu errichten, an welchem eine Art ... medizinische Behandlungsstätte anschließen kann. Unsere Aufgabe ist es nun, einen geeigneten Ort zu erkiesen, welcher die kultischen Notwendigkeiten, aber auch die Anforderungen einer sol'hen Behandlungsstätte erfüllt."
    Diese Behandlungsstätte an sich war Gracchus noch immer ein wenig suspekt, doch solange das Heiligtum des Aesculapius den göttlichen Ansprüchen würde genügen, mochte er diesem Unterfangen durchaus eine Chance geben.
    "Welche Anforderungen sind dies, Medica?"

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  • In dieser Runde fühlte sich die Plinia sichtlich wohl. Es wurde kontruktiv und sachlich auf hohem Bildungsniveau gearbeitet. Sie bückte sich zu den Buchrollen, die sie mitgeführt hatte und fischte eine davon heraus.
    "Ich weiß nicht, inwieweit ihr das Corpus Hippocraticum kennt. Im Buch "Über Luft-, Wasser- und Ortsverhältnisse" werden Angaben darüber gemacht wie die idealen Bedingnungen für die Gesundheit des Menschen sind. Es heißt dort, man solle bei der Lage einer Stadt bedenken, wie sie zu den WInden und zum Sonnenaufgang liegt und das sollte ganz besonders für einen Tempelbezirk mit angegliedertem Sanatorium oder Asklepieion - wie auch immer wie es nennen wollen - gelten, denke ich."


    Chrysogona entrollte das Buch soweit, dass sie die passende Stelle vor sich hatte und las vor:
    "Alle diejenigen, die nach dem Sonnenaufgang zu liegen, sind natürlich gesünder als die nach Norden und die nach den warmen Winden zu gelegenen, wenn der Zwischenraum auch nur ein Stadion beträgt. Denn erstens stehen Wärme und Käte in besserem Ausgleich; ferner sind notwendigerweise alle Gewässer, die nach dem Sonnenaufgang zu liegen, klar, wohlriechend und weich, und unter keinen Umständen bildet sich in dieser Stadt Nebel; denn die Sonne verhindert es; da sie hoch steht und herabstrahlt. Die Krankheiten sind geringer an Zahl und schwächer. Die Frauen werden dort sehr oft schwanger und gebären leicht."


    Sie sah die beiden Männer nacheinander an. "Der Kaiser hat zudem den hervorragenden Vorschlag gemacht, einen Platz mit einer Heilquelle zu suchen. Sollten wir jedoch keine passende Quelle finden, habe ich noch im Corpus Hippokraticum einen Abschnitt dazu und auch hier", sie kramte die Buchrolle des Caius Plinius Secundus zum Thema "Wasser" hervor "gibt es Anregungen wie das Wasser beschaffen sein sollte, damit es der Gesundheit zuträglich ist. Soll ich vorlesen?"

  • Noch immer etwas unangenehm berührt von meiner Verspätung nickte ich der Medica zu und suchte mir dann einen Platz auf der freien Cline, während der Pontifex höchst selbst mir erläuterte, welchen Inhalt unser heutiges Treffen hatte. Etwas anfänglich nervös nestelte ich mir an meinen Fingern herum und fragte mich, wie gut man sein musste, um es zur Leibmedica des Augustus zu schaffen. Bisher hatte ich mir die Weisen und Gelehrten auf diesem Posten immer in einem gewissen Alter vorgestellt, welches ein Maximum an beruflichen und privaten Erfahrungen zu bieten hatte. Die Plinia erschien mir doch ein wenig jung zu sein und noch mehr irritierte mich: Sie war weiblich. Aber gut. Man lernte nie aus und unter diesem Gedanken beschloss ich auch mein Schubladendenken, um den weiteren Ausführungen zu lauschen.


    Die Kranken sollten also nicht mehr quer durch die Stadt laufen, was ich innerlich auch begrüßte. Man konnte ja nie wissen, welches Übel sie über die Gesunden brachten. Nicht dass ich etwas gegen die Kranken hatte! Aber man konnte ja nicht vorsichtig genug sein. In Gedanken ging ich bereits die Orte durch, die ich um die große Stadt Rom herum kannte und musste feststellen, dass meine Ortskenntnis arg zu wünschen ließ. Bisher hatte ich es aufgrund meines Knieleidens vermieden weite Strecken zu laufen, weshalb ich die meisten Örtlichkeiten nur vom Hörensagen kannte. Während die Medica nun aus dem Corpus Hippocraticum las schweiften meine Gedanken ein wenig, so lange bis sie plötzlich zum Stillstand kamen. Es war der Moment, in welchem die Plinia zunächst den Flavier und dann mich anblickte. Ein Platz mit einer Heilquelle sollte es also sein. Oder aber gutes Wasser vorhalten. Ich nickte bedeutungsschwer und sah nun meinerseits zum Pontifex. “Ich kenne keinen Ort mit einer Quelle, also wäre es wohl gut etwas Alternatives über das Wasser zu hören,“ erklärte ich mich in meiner grenzenlosen Unkenntnis.

  • Auf einem Stück Huhn, welches er zuvor in eine scharfe Soße hatte getunkt, kauend lauschte der Flavier den Ausführungen der Plinia, wiegte von Zeit zu Zeit seinen Kopf nachdenklich ein wenig. Schlussendlich gab er zu bedenken:
    “Eine Quelle zu finden, an welcher nicht bereits eine Nymphe ver..ehrt wird, wird im Umkreise Roms nicht trivial werden - wenn nicht gar unmöglich. Im Hinterland gibt es durchaus Quellen, deren Nymphen beinahe in Vergessenheit geraten sind, welche mit ein wenig Vorbereitung allfällig neu geweiht werden könnten, doch Roms Nymphen sind dur'haus populär.“
    Zweifelsohne würde es zu einem kleinen Aufstand der Bevölkerung kommen, würde man die Heiligtümer der Egeria oder Iuturna etwa schlichtweg umfunktionieren.
    “Eine Alternative wäre darob präferabel.“

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  • Chrysogona nickte. Die Vorstellung eine der städtischen Quellen wie die der Iuturna, aus der die Vestalinnen ihr heiliges Wasser bezogen; umzuwidmen, war undenkbar. Also beugte sie sich wieder über das Corpus Hippocraticum.
    "Nun will ich von den Gewässern sonst sprechen, welche ungesund und welche besonders gesund sind, und was alles vom Wasser Schlimmes und Gutes zu erwarten ist; denn es ist sehr wichtig für die Gesundheit."
    Die Medica hob den Kopf. "Ich überfliege erst mal die ungesunden Gewässer. Das ergibt sich ohnehin von selbst. Sümpfe und stehende Gewässer fallen aus, dann ebenso warmes Wasser aus dem Erdreich, das reich an Eisen, Kupfer, Silber, Gold, Schwefel, Alaun, Pech oder Natron ist. Aber auch Wasser, das aus Felsen entspringt, denn es ist hart."


    Ihr Finger flog über die Papyrusseite. "Hier steht es: "Am besten ist das Wasser, das aus erhöhtem Gelände und erdigen Hügeln fließt. Denn das ist süß und und hell und braucht nur mit wenig Wein vermischt zu werden. Im Winter ist es warm, im Sommer kalt. So ist es wenn es aus den tiefsten Quellen fließt. Am meisten aber ist das Wasser zu loben, dessen Fluß nach Sonnenaufgang und besonders nach dem sommerlichen hin entspringt; denn dieses ist notwendig klarer, wohlriechend und leicht."


    Chrysogona legte die Papyrusrolle beiseite und holte die Naturalis historia des älteren Plinius hervor. "Plinius secundus wird konkreter. Er schreibt: "Das albulische Wasser bei Rom, welches lauwarm ist, heilt Wunden; aber das cutilische Wasser im Lande der Sabiner, von äußerster Kälte, das sich gleichsam beißend in den Leib einsaugt, wird mit bestem Erfolge für den Magen, die Nerven und überhaupt für den ganzen Körper angewandt." Sie sah die beiden Männer fragend an. "Hilft das irgendwie weiter?"

  • Der Flavier folgte den Worten der Medica zwar durchaus aufmerksam, doch letztendlich schien dies alles eine überaus komplexe Wissenschaft für sich zu sein. Zumindest ein See fiel ob der stehenden Gewässer wohl aus.
    "Wie wäre es mit einem Gelände am Almo südlich von Rom, allfällig nahe der Via Appia? Er entspringt in den Ausläufern der albaner Berge und damit dur'haus erhöht. Allerdings fließt er von Südosten nach Nordwesten, somit eher dem Sonnenuntergang entgegen. Oder ist nicht die Flussrichtung, sondern schlichtweg die Quellenlage ent..scheidend? "
    Im Zweifelsfalle würde diese genaue Lage herauszufinden sein.

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  • Die Medica sah erneut in ihre Bücher. "So wie ich das sehe, ist in erster Linie die Quellenlage wichtig. Allerdings denke ich, dass nur ein Besuch vor Ort, eine Begehung des Oberlaufes des Flusses und des geplanten Bauplatzes uns weiterbringt. Denn wir werden sehen müssen, ob das Wasser auf dem Weg zum Heiligtum verschmutzt wird oder werden kann und in welcher Qualität und Temperatur es ankommt."


    Chrysogona sah wieder von einem zum anderen. "Wäre so ein Lokaltermin möglich? Dann würde ich mir den Ort, den du im Auge hast, gerne persönlich ansehen." Ihr letzter Blick galt dem Pontifex.

  • "Die Quelle des Almo aufzusu'hen wird nicht allzu diffizil sein, ein wenig mühsam allfällig nur der Weg dorthin."
    Mit geeigneten Pferden war auch dies kaum eine Herausforderung, doch der Flavier sah die Plinia nicht auf dem Rücken eines Pferdes - auch in einer Zeit nicht, da selbst die Augusta den Rücken eines Pferdes nicht scheute, um sich der Menge zu präsentieren.
    "Sofern die Quelle passabel ist müssen wir ein Grundstück finden, das nicht allzu nahe an die Grabmäler entlang der Straße heranreicht."
    Er zog eine der bereitliegenden Karten herbei, rollte sie auf, nur um sogleich sie wieder abzulegen und eine andere Karte heranzunehmen und aufzurollen.
    "Hier"
    , deutete er sodann auf eine Stelle des Plans, an der sich eine breit eingezeichnete Straße mit einem schmalen Fluss kreuzte.
    "Westlich der Via Appia entlang des Flusses sind bereits einige Villen platziert, dort wäre somit kein ge..eigneter Ort - selbst wenn der Augustus ihn würde bestimmen. Ich meine, eines dieser Gebäude hier ist per exemplum ein Haus der patrizischen Furia."
    Zwangsenteigungen ohne zwingende Gründe waren zweifelsohne nicht, was Aquilius Severus sich unter seiner Herrschaft vorstellte.
    "Auf der anderen Seite, gen Osten indes scheint noch ein wenig Raum zu sein. Hier, hinter der Rennbahn - es sieht aus als wäre dies gar noch ein Seitenarm oder ein Kanal allfällig, im günstigsten Falle gar eine Ver..zweigung des Flusses, so dass das Heiligtum wie jenes des Aeskulapius auf einer Insel seinen Platz könnte finden."
    Er blickte die Plinia an und hob den linken Mundwinkel zu einem pikaresken Lächeln.
    "Eine Brücke wäre zweifelsohne im Etat berücksichtigt."

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  • Chrysogona legte den Kopf schief. Einen mühsamen Weg scheute sie nicht, doch ahnte sie wohl kaum, dass Flavius Gracchus dabei an einen Ritt dachte. Sie hörte weiterhin genau zu. Der Gedanke, dass man ein Grundstück in einiger Entfernung zu den Grabmälern am Straßenrand brauchte, leuchtete ein. Sie beugte sich über die Karte, die der Pontifex ausbreitete. Auch für sie kam eine Zwangsenteignung nicht in Frage. Man wollte eine gute Nachbarschaft. Der Platz hinter der Rennbahn sah gut aus. Doch wenn das Gewässer dort ein Seitenarm oder Kanal war, dann war es vermutlich um die Qualität des Wassers nicht gut bestellt. Die Fließgeschwindigkeit war essentiell. Stehende oder beinahe stehende Gewässer waren gänzlich ungeeignet. Das hatte sie schließlich vorgelesen.


    "Nun, werter Pontifex, eine Insel wäre natürlich hervorragend, erst recht, wenn die Brücke im Etat berücksichtigt wurde." Die Medica grinste zurück. "Wir müssen nur unbedingt die Qualität des Wassers prüfen. Es darf kein stehendes Gewässer sein. Das Wasser muss klar und kühl sein, frisch in der Qualität und nicht mückenverseucht. Bei einem Seitenarm oder Altwasser habe ich da meine Bedenken. Ich denke, es bleibt nichts, wir werden es uns ansehen müssen!"

  • Da ich dem Gespräch von meiner Seite aus weder Ortskenntnis noch größeres Wissen über Wasser beizusteuern hätte, verhielt ich mich recht still, nickte nur dann und wann verstehend und trank einen Schluck von meinem Getränk. Dass ein Wasser aber fließen musste leuchtete selbst mir ein und wenn es ein Inselchen gab, auf welchem man das neue Heiligtum zwecks Volksgesundheit errichten konnte, dann umso besser. Bestimmt würde ich auch bei der Ortsbegeheung dabei sein, solange der Pontifex nichts dagegen hatte.


    Des Weiteren allerdings blieb ich stumm, da ich mir aufgrund meiner Unwissheit über die Thematik keine Blöße geben wollte und darüber hinaus sperrte ich umso besser meine Ohren auf, um klammheimlich eine Menge dazu zu lernen. Deshalb war ich ja immerhin auch hier. Dann lächelte ich wieder in die Runde und warf noch einmal mein Augenmerk auf die ausgebreitete Karte, als würde es dem Ganzen hier irgendwie weiter helfen.

  • "Ja, in der Tat"
    , bekräftigte er mit einem Nicken den vor Ort Termin.
    "Die allgemeinen kultischen Erfordernisse Re'hnung zu tragen dürfte hinwiederum nicht allzu diffizil sein. Genügend Abstand zu den Gräbern wäre etwa ab dieser Entfernung bereits gegeben."
    Wieder deutete er auf die Karte und fuhr eine imaginäre Linie etwa ein bis zwei actus parallel zur Via Appia entlang.
    "Tempel gibt es in diesem Areal keine. Es bleibt somit einzig zu prüfen ob allfällig kleinere Altäre oder Wegschreine dort platziert sind, welche hinderli'h wären. Sofern diese indes nicht an den Ort gebunden sind, können sie im Zweifelsfall auch versetzt werden."

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  • Die Medica hörte den Ausführungen des Pontifex zu. Er musste schließlich entscheiden welche religiösen Belange von Wichtigkeit waren. Als er die Karte erneut konsultiert hatte und keine Hindernisse sah, schien dem Vorhaben nichts weiter im Wege zu stehen.
    "Dann sollten wir einen Termin vereinbaren, an dem wir zu einer "Vor-Ort-Besichtigung" aufbrechen können. Wann wäre es euch denn möglich?"


    Chrysogona blickte die beiden Männer nacheinander an.

  • Während der Pontifex sprach schaute ich ihm ins Gesicht, dann wieder auf die Karte. Das ging schneller als vermutet, musste ich feststellen. Auch ich war der Ansicht, dass ein solches Heiligtum, wie es die Medica plante nicht in allzu großer Nähe zu irgendwelchen Gräbern sein sollte. Diese konnten immerhin in den Köpfen der Kranken zu einem schlechten Omen mutieren. Außerdem wäre es mit Sicherheit pietätlos, wenn sich dort irgendwelche Kranken tummelten. Ich rückte mich auf der Cline zurecht und schwenkte mein Augenmerk hin zu der Plinia, als diese nach einem Termin für eine Ortsbegehung fragte. Dann zuckte ich mit den Schultern und hoffte, dass ich dorthin nicht zu Fuß gehen musste. Mein Bein schmerzte in letzter Zeit wieder deutlich und ein derartig langer Fußmarsch würde mich zum ersten Kunden des noch nicht vorhandenen Heiligtums machen. Aber wie auch immer. Sollte dem so sein, so würde ich da wohl durch müssen.


    "Ich würde sagen, sobald der Pontifex Zeit hat," entkam es mir dann aber doch. Immerhin wusste ich nicht über seine Termine Bescheid und mein Kalender war derartig gestaltet, dass es sich gut anpassen lassen konnte.

  • "Nun, das wäre ... ",
    blickte Gracchus die Augenbrauen fragend erhoben zu seinem Vilicus im Hintergrund, welcher ohne darüber nachzudenken die gewünschte Information gab: "In zwei Tagen, zur hora tertia würde passen."
    Gracchus nickte bedächtig und sah zurück zu seinen Gästen.
    "Wenn dies auch euch adäquat ist, so können wir uns zur dritten Stunde direkt an der Brücke der Via Appia über den Almo treffen."
    Da erst dort sich würde entscheiden, ob der weitere Weg zur Quelle des Flusses vonnöten war, mochte der Pontifex noch nicht näher darüber nachdenken. Allfällig würde es ohnehin genügen, sofern ein Beauftragter der Plinia dorthin würde aufbrechen, um die Quellenlage zu prüfen - aus kultischer Sicht war diese schlussendlich gänzlich irrelevant. Nachdem ein Sklave auf einen Wink hin das Kartenmaterial hatte zur Seite geräumt, lud der Flavier sich noch etwas Huhn auf seinen Teller und garnierte es mit einem Klecks Garum.
    "Nun, werte Plinia, da uns noch ein wenig Zeit bleibt während des Essen, erzähle doch noch ein wenig mehr über deine Herkunft. Du er..wähntest, dass dein Vater bereits kaiserlicher Leibmedicus war - unter welchem Augustus war dies?"
    fordere er sodann die Medica auf ein wenig mehr von sich preiszugeben.

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  • Die Medica hatte nicht vor die in Augenscheinnahme und Prüfung der Quelle und der Lage des zukünftigen Aesculapius-Heiligtums einem Beauftragten zu überlassen. Sie wollte dabei sein. Deshalb nickte sie dem Pontifex zu. Die dritte Stunde ist sicherlich adäquat.


    Nach der Arbeit kam nun das Vergnügen. Chrysogona freute sich über die aufgetragenen Speisen und griff hungrig zu. Nur vom Garum nahm sie eher wenig. Ihrer griechischen Zunge wollte der vergorene Fischsud nicht munden. Als sich Flavius Gracchus nach ihrer Herkunft erkundigte und die unvermeidliche Frage kam, welchem Kaiser ihr Vater gedient hatte, verschluckte sie sich beinahe. Sie hasste diese Frage, traf sie doch einen wunden Punkt. Schließlich gab es noch immer einige Menschen in Rom, die glaubten, dass ihr Vater als Leibmedicus des Kaisers in dessen Tod verstrickt war oder ihn zumindest hätte verhindern müssen.
    "Mein Vater diente Kaiser Aelianus Valerianus als Leibmedicus. Nun aber ist er ein alter Mann und hat sich nach Alexandria zurückgezogen, wo er noch immer am Museion Studenten unterrichtet. Er kann es einfach nicht lassen. Für ihn war die Medizin nie nur ein Beruf sondern auch eine Berufung."


    Sie musterte den Pontifex. Er war vermutlich nicht viel jünger als ihr Vater - vielleicht fünf Jahre. Mit einem freundlichen Lächeln sagte sie.
    "Du erfreust dich augenscheinlich sehr guter Gesundheit, Pontifex. Die Götter sind dir gewogen. Aber das ist ja kein Wunder, du hast ja den direkten Draht zum Olymp, nicht wahr?"

  • Die dritte Stunde in zwei Tagen. In Gedanken überschlug ich auch meinen Terminkalender und konnte nichts finden, was diesem Ansinnen entgegen stehen könnte. Wie konnte es auch? Das hier war ja wohl wichtiger als alles andere. So nickte also auch ich und entspannte mich ein wenig, während ich schon nach den aufgetragenen Speisen linste, von denen sich der Flavier nun ein wenig Hühnchen nahm. Sogleich tat ich es ihm nach. Zu meiner Freude war auch genug Garum da, von dem ich mich reichlich bediente, sodass das Geflügel geradezu darin schwamm. Ich liebte Garum über alles. So sehr, dass es mir schon fast egal war was ich in ihn hinein tunkte. Mit halben Ohr hörte ich nun die Frage des Pontifex und schwenkte meine Blicke nun der Plinia entgegen, die nun sagen sollte unter welchem Augustus ihr Vater der Leibmedicus war. Flüchtig trat die Frage in meine Gedanken, was man wohl tun musste um in eine derartige Position zu gelangen. Eindeutig viel Verantwortung die ein solcher Mann, oder betrachtete man die Plinia, eine solche Frau trug.


    Ich biss herzhaft in mein schwimmendes Hühnerfleisch hinein und staunte nicht schlecht. Unter Aelianus Valerianus also. War der nicht…. ? Nun ja. Egal was die Gerüchteküche auch immer kochte, es stimmte bestimmt nicht. Ich kaute noch, als die Plinia auch schon auf die Gesundheit des Pontifex zu sprechen kam. Vielleicht sollte ich sie auch noch mal nach meinem Bein fragen, wenn sich schon eine so gute Medizinerin in meiner Nähe befand. Doch dieses Ansinnen schob ich noch ein wenig nach hinten, da ich mich nicht unnötig in das Gespräch einmischen wollte.

  • Wiewohl Gracchus das Unwohlsein der Plinia in Hinblick auf ihren Vater nicht bemerkte, so verschluckte er wiederum seinerseits sich tatsächlich an ihrer Antwort. Ausgerechnet Valerinaus‘ Leibmedicus, von welchem durchaus einige Menschen in Rom noch immer glaubten, dass er in den Tod des Kaisers verstrickt gewesen war oder ihn zumindest hätte verhindern müssen! Seine Entlassung aus dem kaiserlichen Hause war unbezweifelt ein geringes Opfer im Vergleich zu vielen anderen im Bürgerkrieg - doch ein weiteres Opfer auf der langen, langen, unendlich langen Liste derer, deren Leben Gracchus‘ Handeln in negativer Weise hatte tangiert. Einen kurzen Moment hustete der Flavier, griff sodann nach seinem Wein und spülte die bittere Erkenntnis, dass er diesem beständigen Vorwurfe niemals würde entkommen können - nicht einen einzigen Tag -, hinab in die unergründlichen Tiefen seines Selbst, in welchem die Ungeheuer der Vergangenheit beständig auf den Augenblick lauerten, in welchem sie Oberhand - Qual und Schrecken - über sein Leben konnten gewinnen.
    "Ver..zeihung ..."
    , murmelte er halbwegs entschuldigend und schob den Teller vor sich ein wenig weiter zur Tischmitte hin als wäre das Garum Auslöser des Hustens gewesen.
    "Mein Sohn studiert derzeit am Museion"*
    , lenkte Gracchus sodann ab, respektive zurück zum Gespräch.
    "Indes widmet er sich wohl mehr den Wissenschaften und der Philosophie als der Medizin"
    , ergänzte er mit einem schmalen Lächeln - glaubte er zu diesem Zeitpunkt doch Minor noch in fundierte Studien vertieft -, ehedem er die Frage der Plinia nach seiner Beziehung zu den Göttern beantwortete.
    "Nun, auch in meinem Leben ging es auf und ab, doch derzeit kann ich in der Tat nicht klagen."
    Seit einigen Jahren zwar verspürte Gracchus vermehrt die untrüglichen Zeichen aufkommenden Alters - all jene kleinen Gebrechlichkeiten, welche die Jugend stets übermütig ungläubig belächelte -, doch als Patrizier war es ihm schlussendlich ein leichtes, deren Auswirkungen zu umgehen oder zu mildern.
    "Indes glauben wir Römer längst nicht mehr an den Olymp mit seinen launischen Bewohnern"
    , erklärte er sodann ein wenig von oben herab, wenn er dies auch nicht intendierte.
    "Gleichwohl die göttli'hen Prinzipien auch aus römischer Sicht bisweilen launisch mögen erscheinen, was indes nur ein Anschein wider besseren Verständnisses ist. Denn im Grunde folgen sie schlichtweg ihren eigenen Gesetzen, und das Wissen darob, sowie ihrer Beeinflussung, kann man lernen wie jedes andere Wissen auch."
    Für einen Augenblick glitt sein Blick zu Casca, dann zurück zu der Medica.
    "Wiewohl dieses Wissen selbstredend ebenso lückenhaft ist wie jenes um andere Gebiete. Doch ..."
    Gracchus‘ linke Braue hob sich ein wenig in die Höhe.
    "Bedeutet dies, dass auch du als Medica die Gunst der Götter, respektive eine Balance der göttlichen Prinzipien als Prämisse guter Gesundheit betra'htest?"



    Sim-Off:

    * zu diesem Zeitpunkt tat er dies noch

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