Atrium| Wiedersehensfreude

  • [...] Mit einer Schriftrolle bewaffnet wollte ich mich gerade auf den Weg in den Garten machen, doch Silas war mir zuvor gekommen. Etwas gehetzt berichtete er mir, dass mein Bruder eingetroffen war. Mein Bruder! Mein Herz schlug augenblicklich höher und ich stürmte hin zum Atrium, um zu schauen, ob es wirklich wahr sein konnte. So lange hatte ich nichts mehr von ihm gehört, dabei war doch so viel geschehen, seit ich ihm das letzte Mal geschrieben hatte.

  • Ja, dann auf ins Atrium und ….ja was ? Ein wenig aufgeregt war ich schon. Wie lange war es überhaupt her, das wir uns gesehen hatten? Das Schreiben schob ich gedanklich beiseite. Unangenehme Erinnerungen an Versäumnisse meinerseits. Na denn, beherzt trat ich ins Atrium. Da kam aber einer an gefegt. „ Casca!!!“ Weit öffnete ich die Arme und sagte lachend. „ He, Kleiner. Nimmst du einen verloren geglaubten Bruder in dein Haus auf?“

  • Ob meiner Eile kam ich wieder ein wenig ins Hinken, doch ließ ich nicht zu, dass dies mein Tempo minderte. Und tatsächlich! Ein frohes Strahlen stand in mein Gesicht geschrieben, als ich meinen Namen aus dem Mund meines Bruders hörte. Hatte er sich verändert? Ein wenig älter geworden war er schon, doch alles in allem war es mir auch vollkommen egal. Hauptsache er war da! Nun kam ich ihm immer näher und umarmte ihn schließlich fest und freudig. “Aber natürlich! Natürlich! Mein Haus ist doch immer auch dein Haus!“, erklärte ich und löste ich wieder ein wenig von ihm. Meine Hände ließ ich aber noch einen Moment an seinen Oberarmen ruhen und ich schaute ihm fest ins Gesicht. “Nun ja, eigentlich ist es ja gar nicht mein Haus, aber im Moment…. Bin ich hier ziemlich allein, fürchte ich.“ Aber keine Probleme wälzen jetzt, ermahnte ich mich selbst. “Komm herein! Bist du hungrig? Durstig? Müde? Ich werde Candace Bescheid sagen lassen, sie soll etwas Besonderes machen… Und Silas? Hol Wein! Wir werden ins Triclinium gehen und dann musst du mir alles erzählen, was dir widerfahren ist… wir haben uns ja schon so lange nicht mehr gesehen!“ Die Worte sprudelten geradezu aus mir heraus, doch dann musste ich Luft holen und so meinen Bruder zu Wot kommen lassen.

  • Entweder war ich es nicht mehr gewohnt oder Casca hatte an Kraft zugelegt. Es tat so gut ihn wiederzusehen. „ Ja, ja und ja Casca.“ Lachte ich. „ Ja ich habe so einen Hunger und mich dürstet nach einem Schluck Wein in deiner Gesellschaft. “ mein kleiner Bruder war ein Mann geworden. Aber allein? Keiner der Familie da und was war mit seiner Familie? Das erfuhr ich sicherlich im Laufe des Abends. „ Da gibt es viel zu erzählen und von dir hoffe ich auch einiges zu hören. Lass uns erst einmal ins Triclinium gehen. Die Reise war lang.“ Freundschaftlich legte ich den Arm um seine Schulter. „ Du glaubst nicht wie froh ich bin, dich zu sehen.“ Kurz sah ich mich um. Man war das lange her, ich musste mich erst einmal orientieren. „ Ich glaube hier geht‘s lang.“ So ganz sicher war ich mir nicht. Am besten ich folgte Casca. Er wusste ja hier bestens Bescheid. „ Du Silas soll dann noch den Sack aus meinem Zimmer holen. Ich habe da ein paar Kleinigkeiten.“ Auf dem Weg ins Triclinum sah ich mich um, alles war mir so vertraut und irgendwie doch wieder fremd. Ich wollte nicht daran denken, dass alles bald wieder verlassen zu müssen. Naja ein paar Tage in Rom, bis ich zum Kaiser vorgelassen wurde. nein, darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken. Jetzt war ich hier bei meinem Bruder.

  • Silas flitzte auch schon davon, um Wein zu holen und ich hoffte sehr, dass er auch in der Küche Bescheid sagen würde. Alt genug um eine Aufgabe von allein zu erkennen war er ja inzwischen. Ich unterdessen hörte auf die Stimme meines Bruders, die ich so lange nicht mehr vernommen hatte und lachte ebenfalls. Ich hoffte doch sehr, dass er viel zu erzählen hatte und bei mir hatte sich mittlerweile auch einiges getan. So war es immer, wenn er heim kam. Er war der große Bruder und ich freute mich wie ein kleines Kind und es kam ein ums andere Mal sehr natürlich vor. Also ließ ich mir den Arm um die Schulter legen und geleitete Massa so ins Triclinium. “Und wie froh ich erst bin, dich zu sehen,“ erwiderte ich. “Ich dachte schon, die Krokodile hätten ich gefressen oder dergleichen. Ja, da geht es lang… und natürlich lassen wir gleich das Gepäck herein schaffen. Du bekommst eines der besten Zimmer und auf deine Mitbringsel bin ich auch schon sehr gespannt,“ plapperte ich drauflos, während wir noch ins Tricliniusm gelangten. Dort auf einer Liege setzte ich mich nieder und starrte meinem Bruder entgegen, als ob ich ihn noch nie gesehen hätte. In meinem Gesicht stand ein Lächeln und ich fragte mich, was er wohl alles erlebt haben musste. “Setz dich, setzt dich!“, forderte ich. “Wir haben einen guten Wein, er wird dir munden. Und nun erzähl!“ Meine Augen strahlten als wäre ich wieder sieben Jahre alt. [...]

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