~ Cubiculum ~ | Terpander

  • Zimmer von Terpander


    In der geräumigen Casa Leonis wohnen nur die beiden Hausherren und wenige Sklaven. So hat das Atriumhaus viele leerstehende Räume und selbst die Sklaven kommen in den Genuss, jeder ein eigenes Zimmer im oberen Stockwerk bewohnen zu dürfen, während die Hausherren sich im Erdgeschoss aufhalten.

  • Diesen Brief sendete Tiberios an Terpander, Sklave des Sisenna Iunius Scato:


    Chaire Térpandros,
    Ich kehre bald zurück nach Alexandreia, meine kyria schickt mich dort hin.
    So oft ich dich fragen wollte:
    Tis pothen eis andron?*
    So oft habe ich es nicht getan.
    Du warst mir hier in Rhoma das größte Rätsel.
    Ich danke dir für die Bitterkeit, und ich danke Dir für das Süße. Ich glaube, dass Du mir gegeben hast, was du mir geben konntest, vielleicht mehr als Du es selbst glaubst.
    Unvergesslich und teuer zugleich wirst du mir bleiben, Sohn der Chaidó.
    To pepromenon phygein adynaton**.
    Dennoch erflehe ich für Dich den Schutz der Götter, und bitte Dich, Briseis freundlich zu gedenken. Stell sie dir als einen glücklichen Menschen vor.


    Chairete Briseis


    Sim-Off:

    * Wer bist du unter den Menschen?
    **Es ist unmöglich, dem Schicksal zu entkommen.

  • Terpander begab sich in sein fast leeres Zimmer, um den Brief in Ruhe zu lesen. Im Schneidersitz nahm er platz auf der Schilfmatte, die auf dem Boden lag. Er erwartete nichts Bestimmtes in dem Schreiben. Doch bei der Lektüre wich sein sonst neutraler Gesichtsausdruck. Am Ende sank dem alten Mann die Hand nieder und das Papyrus rutschte aus den Fingern. Briseis starb. Dies war das Ende ihres Spiels und ihr Abschiedsbrief.


    Die Götter hatten Furia Stella zur Henkerin auserkoren. Alexandria lag in noch größerer Ferne als Sparta.


    Terpander war es gewohnt, seinen täglichen Aufgaben nachzugehen, als wäre nie etwas geschehen - doch es standen keine an. Sie wurden fast alle von Charislaus und neuerdings Cassivellaunus erledigt. Er könnte vielleicht einige Leibesübungen machen oder ein zweites Mal nach den Kräutern sehen. Sicher gab es etwas einzukaufen, selbst wenn die Speisekammer übervoll war. Irgendeinen Nutzen würde der alte Terpander schon haben, selbst wenn Tiberios sich in die Reihen derer einreihte, die ihn nicht länger brauchten. Er sah ihn vor sich, leichten Mutes, den Seewind im Lockenhaar, lächelnd in die Zukunft blickend.


    Terpander aber war ein alter Mann. Sein Leben war vorbei und er hatte es in den Sand gesetzt. Alt und allein, ohne Frau und Kinder, ohne Gefährten und ohne Kameraden würde er sterben. Tiberios würde das Versprechen, ihm einen Grabstein zu schenken, nicht einhalten können, da er niemals erfahren würde, wenn der alte Krieger nicht mehr war. Vermutlich war es ihm auch in spätestens ein, zwei Monaten gleichgültig.


    Terpander rührte sich nicht. Sein Körper saß da wie festgefroren und sein Geist war nicht in der Lage, ihn dazu zu zwingen, auch nur eine Bewegung zu vollziehen. Wie versteinert saß er auf seiner Schilfmatte und starrte schweigend ins Nichts.

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    SKLAVE - SISENNA IUNIUS SCATO

    Einmal editiert, zuletzt von Terpander ()

  • Terpander hatte sich zurück gezogen und war eine ganze Weile fort. Charislaus sorgte sich um den alten Haudegen, so stieg er die Treppe hinauf und klopfte leise an Terpanders Zimmertür.


    "Terpander, ist alles in Ordnung mit Dir?", fragte er freundlich.

  • "Komm rein", tönte es nach einer Weile.


    Terpander hatte Mühe gehabt, seinen Körper zum Sprechen zu zwingen. Nichts war in Ordnung. Er hielt Charislaus den Brief entgegen.

  • Charislaus trat nach der Aufforderung ein. Terpander hielt ihm einen Brief entgegen. Chari dachte sich, dass er den Brief nicht lesen musste. Der Inhalt stand Terpander ins Gesicht geschrieben, seine Körperhaltung verriet jede einzelne, schmerzliche Zeile. Dennoch nahm Chari den Brief entgegen, setzte sich neben Terpander und las.




    Chaire Térpandros,


    Ich kehre bald zurück nach Alexandreia, meine kyria schickt mich dort hin.
    So oft ich dich fragen wollte:
    Tis pothen eis andron?*
    So oft habe ich es nicht getan.
    Du warst mir hier in Rhoma das größte Rätsel.


    Ich danke dir für die Bitterkeit, und ich danke Dir für das Süße. Ich glaube, dass Du mir gegeben hast, was du mir geben konntest, vielleicht mehr als Du es selbst glaubst.
    Unvergesslich und teuer zugleich wirst du mir bleiben, Sohn der Chaidó.
    To pepromenon phygein adynaton**.


    Dennoch erflehe ich für Dich den Schutz der Götter, und bitte Dich, Briseis freundlich zu gedenken. Stell sie dir als einen glücklichen Menschen vor.


    Chairete Briseis



    Wer Brieis war, wusste Charislaus nicht, aber sie verließ ebenfalls Rom, um nach Alexandria zu reisen, genau wie Tiberios.


    "Wie Du Dich fühlst, muss ich nicht fragen. Wer war Brieis Terpander? Mir ist ebenfalls ein Brief zugegangen. Tiberios verlässt ebenso Rom und reist nach Alexandria. Möglicherweise reisen beide sogar zusammen. Du musst sie sehr gemocht haben. Leider ist im Leben eines Sklaveb kaum etwas beständig.


    Aber falls Du Hilfe oder einfach mal ein Ohr brauchst, ich bin da", sagte Charislaus trösten.

  • "Briseis verreist zusammen mit Tiberios. Ich bin ein alter Mann, ich werde ihre Rückkehr nicht erleben." Er nahm den Brief wieder an sich, um ihn zusammenzufalten und auf das Kopfende seiner Schilfmatte zu werfen. Er sah Charislaus an. "Ich habe Heimweh. Aber selbst, wenn ich zurückkehren könnte, würde mich dort nichts und niemand mehr erwarten. Meine ehemalige Herrin wollte mich freilassen und ich bat darum, in den Besitz von Scato übergehen zu dürfen. Mein Leben ist vorbei. Wir haben nur diese eine Chance und ich habe sie nicht genutzt, nun ist es zu spät. Du kannst mir nicht helfen, Charislaus. Kümmere dich nur darum, dass du es besser machst."

  • Charislaus setzte sich neben Terpander und legte dem alten Haudegen einen Arm um die Schulter.


    "Rede doch nicht so. Wer immer sie war, sie ist fort. Hattest Du Freude? Hattet Ihr Spaß? Halte daran fest Terpander, dass ist mehr als manch anderen beschieden ist. Nichts ist für die Ewigkeit, also genieße was Du erleben durftest. Trauere dem nicht nach, was Du verloren hast. Damit schmälerst Du Deine eigenen, schönen Erinnerungen.


    Lebe im Hier und Jetzt Terpander, dass ist die Wahl die ein Sklave treffen sollte. Jeder eigentlich. Denn es ist das heute was zählt. Und so alt bist Du noch nicht. Messe es nicht an den Jahren, die Du auf Brieis warten würdest. Warte nicht, lebe und liebe. Vergeude Deine Zeit nicht mit warten", sagte Charislaus aufmunternd.


    Der junge Sklave hockte sich hinter Terpander und drückte dessen Kopf sanft nach vorne in Richtung Brust. Dann fing er an ihm entspannend den Rücken zu massieren. War der Geist von Terpander verspannt, sein Körper würde es nicht mehr lange sein.

  • "Das Hier und Jetzt ist nicht das, was es sein könnte und sein sollte", fand Terpander, der sich untröstlich fühlte. "Lieben ... nein. Besser nicht."


    Aber die Massage nahm er dankbar an, neigte den Kopf nach vorn und schloss die Augen. Irgendwann fand er, dass die Tunika störte und zerrte sie sich über den Kopf. Er faltete sie zusammen und legte sie beiseite, ehe er die Lider wieder schloss. Charislaus machte das sehr gut.


    "Es scheint in deinem Leben nichts zu geben, was du vermisst oder deinen Frohsinn trübt."

  • Charislaus massierte Terpander weiter und freute sich, dass dieser die Tunika ablegte. Hieß dass doch, dass dieser die Massage durch und durch genoss.


    "Das was es sein könnte oder sollte ist es nie Terpander. Weder für die höchsten Herren, noch für die niedersten Sklaven. Du kannst Dich nach besten Wissen und Gewissen bemühen. So soll es auch sein, aber Du solltest ebenso mit dem zufrieden zu sein, was Du hast. Schau Du kannst Dich schlecht fühlen, wenn Du Dir aufzählst, was Du alles vermisst. Du kannst Dich aber auch gut fühlen, wenn Du Dir aufzählst was Du alles hast. Du wirst immer jemanden finden, dem es besser geht als Dir und natürlich jemanden dem es schlechter geht. Dadurch hast Du weder gewonnen noch verloren. Betrachte Dich und Dein Leben. Was gefällt Dir daran? Was macht Dich glücklich? Dies zu sehen und festzuhalten bist Du Dir selbst schuldig.


    Natürlich gibt es auch Dinge die ich vermisse, aber was nützt es mir, wenn ich den Dingen nachtrauere? Erhalte ich sie dadurch? Nein. Das Einzige was ich erhalte, wenn ich darüber nachdenke ist schlechte Laune. Wozu sollte ich mir die selbst verschaffen? Das Leben ist nicht einfach, fair oder leicht Terpander. Dass muss ich Dir nicht sagen, Du weißt mehr als ich und hast mehr gesehen und erlebt. Nur leider hast Du im Moment einen falschen Blick auf das Leben. Versuch es mal von meiner Seite aus, nur ein kleines bisschen.


    Ich selbst kann es auch nicht immer von der Seite sehen, aber ich bemühe mich", antwortete Charislaus dem alten Griechen freundlich und massierte ihn fester. Er spürte die Muskeln unter der Haut von Terpander und fragte sich, woher ein Sklave solche Muskeln haben konnte. Aber er fragte es nicht offen, so wahnsinnig und fröhlich war er nun auch nicht.

  • "Was mich glücklich macht? Nichts!"


    Charislaus konnte spüren, wie die Muskulatur, die er massierte, arbeitete, ohne dass Terpander sich bewegte.


    "Mir hat mein Leben Freude bereitet, bevor ich verschleppt worden bin. Mein altes Leben, mein richtiges Leben. Nach einer Zeit der Eingewöhnung machte es mir immerhin noch Spaß, die Söhne meiner Herrin zu unterrichten. Meiner Herrin zu Willen zu sein, hat mir freilich auch Spaß gemacht. Danach war sie für zwei oder drei Tage ausgeglichen und freundlich. Das hörte erst auf, als sie mit ihrem monotheistischen Unsinn anfing und plötzlich die Treue zu ihrem verstorbenen Mann zu entdecken glaubte. War sie vorher nur launisch, war sie danach unausstehlich. Zudem unterstellte sie mir, ich hätte sie verführt."


    Wer Terpander kannte, hätte sich fragen können, ob dieser Unterstellung ein wahrer Kern innewohnte. Dem alten Sklaven wurde langweilig, wenn kein menschliches Spielzeug zu seiner Verfügung stand. Man hätte zudem mutmaßen können, dass in genau diesem Mangel Terpanders momentan furchtbare Laune begründet lag.


    Terpander schaute über seine Schulter nach hinten. "Du, Charislaus, sprichst, als seist du längst tot. Aber du wurdest in die Sklaverei hineingeboren, nicht wahr?"

  • Charislaus spürte wie Terpanders Muskeln arbeiteten, genauso unruhig schien der Geist des alten Griechen zu sein.


    "Es ist nicht möglich, dass Dich nichts erfreut. So etwas darf nicht sein. Natürlich können wir nicht das große Glück erwarten, aber kannst Du denn kein Glück in kleinen Dingen empfinden? In einem warmen Tag? Einem guten Essen? Einem Dach über dem Kopf? Einem gütigen Herrn?


    Das Du Dein altes Leben vermisst, glaube ich Dir. Wer hat Dich verschleppt und wie lange ist dies her? Die Christen sind seltsame Menschen Terpander. Dass was andere sonst einander antun, tun sie sich selbst an. Und sie möchten, dass die ganze Welt mit ihnen leidet. Es ist eine Religion ohne Freude. Hätten die Götter gewollt, das wir keine Freude empfinden können, dann hätten sie uns die Freude nicht geschenkt. Ich verstehe ihre Einstellung nicht Terpander. Ich möchte es auch gar nicht. Sie sprechen von Nächstenliebe und alles was sie verbreiten ist Hass und Selbsthass.


    Terpander glaube mir, ich bin lebendig. Vermutlich sogar lebendiger als Du. Denn alles was Du zur Zeit tust, ist Dich selbst zu bedauern, anstatt zu leben. Warum lässt Du Dich dermaßen herunterziehen? Dinge die Du nicht beeinflussen kannst, musst Du hinnehmen. Nimmst Du sie nicht hin, erreichst Du nur Leid. Du schadest Dir selbst und dennoch wirst Du nichts ändern. Also ändere Deine Einstellung. Was soll ich Dir sonst empfehlen? Möchtest Du die ganze Zeit um Deine verlorene Freundin trauern? Sie ist fort Terpander, Du bist noch hier. Du bist gesund, stark, gutaussehend und noch nicht zu alt, um erneut Ausschau zu halten. Du verschwendest Deine eigene Zeit mit Trübsal blasen. Bedenke mal das.


    Ja ich wurde als Sklave geboren Terpander, da hast Du Recht. Aber deshalb muss meine Einstellung nicht falsch sein. Schau wer von uns beiden kommt leichter durch das Leben?

    Du, der Du so kopflastig bist, dass es Dich zu Boden zieht? Oder ich, der sich nicht alles zu Herzen nimmt oder den Kopf zu labern lässt?


    So verspannt wie Du in Deinen Muskeln bist Terpander, so verknotet sind auch Deine Gedanken. Du musst lernen locker zu lassen. Nur so wirst Du wieder zu Deiner Zufriedenheit zurück finden. Du bist ein guter Mann Terpander, sei nicht Dein eigener Feind.


    Magst Du mir erzählen, wer Du einst gewesen bist? Und woher aus Griechenland Du stammst?", fragte Charislaus freundlich.

  • "Die kleinen Freuden langweilen mich. Es ist, wie einen Panther mit Brot zu ernähren. Du kannst es nicht verstehen, weil du nur Brot kennst. Vermutlich könntest du nicht mal Blutlecken, dir würde davon schlecht werden. Verschleppt hat mich dein ehemaliger Herr, der fette Viridomarus."


    Die Empfehlung von Charislaus rang Terpander ein Grinsen ab. Briseis war fort, also sollte Terpander nach jemand Neuem suchen. "Ich denke, du hast mich nicht verstanden." Natürlich würde er wieder suchen. Das stand außer Frage.


    "Warum soll ich es noch verheimlichen ... ich stamme aus Sparta."


    Scato war vermutlich der einzige, der Terpander noch für einen Lehrer aus Athen hielt. Tiberios hatte es erraten und Viridomarus die Information inzwischen vermutlich überall verbreitet. Und Terpander war des Versteckspiels leid. Es brauchte keinen Lehrer mehr zu mimen, um seine Daseinsberechtigung im Hause zu erwirken. Seia Sanga, die ihn ihre Söhne hatte unterrichten lassen, war nicht mehr. Inzwischen setzte man auf andere Qualitäten seiner Person, wie kochen und Gartenarbeit. Tief war er gesunken.


    "Mein eigentlicher Name lautet Lysander. Oder Lýsandros, wie die Hellenen sagen. Waren deine Eltern frei oder sind sie ebenfalls als Sklaven geboren worden?"

  • "Warum sollte ich denn am Blut lecken? Was meinst Du damit, ist das ein Brauch bei Euch? Es ist besser sich von Brot zu ernähren als zu hungern Terpander. Weißt Du ich vermute Du hast die kleinen Freuden noch gar nicht versucht. Du hast kein Blick für sie, Du übersiehst sie. Du erwartest Großes und Größeres. Aber manchmal findet man das Glück nicht als gewaltige Portion Fleisch, sondern in kleinen Brotkrumen und muss es aufklauben. Das heißt Du musst Dich dafür bücken, es ist mühseelig. Aber suchst Du das Glück, dann ist es Dir die Mühe wert. Du versinkst gerade ins Selbstmitleid Terpander und das als Spartaner. Ihr seid Krieger und bekannt für Eure harte und unnachgiebige Art. So kenne ich Dich nicht und ich habe Dich immer als einen starken Mann eingeschätzt, stark im Körper und Geist und vor allem im Willen. Bist Du da, fühle ich mich sicher und beschützt. Ich habe das Gefühl, Du weißt für fast alles eine Lösung. Und jetzt redest Du, als müsste ich sie Dir liefern. Nun muss es so sein Terpander, dann versuche ich es. Aber ob mir das gelingt?


    Ich stamme aus Rom, also ich wurde in Rom geboren. Meine Mutter war Sklavin, genau wie ihre Mutter davor. Mein Vater ist mir nicht bekannt, wer immer er gewesen sein mag. Ich kenne nur dieses Leben und nicht alle Herren sind schlecht. Die meisten sind sogar sehr gut, man muss sie nur verstehen und zu nehmen wissen Terpander. Der fette Viridomarus hat Dich eingefangen? Wie hat er Dich denn bekommen? Das muss ein Bild für die Götter gewesen sein, warst Du fußlahm an dem Tag? Entschuldige, aber Du veralberst mich doch oder? Viridomarus hat Dich eingefangen? Wie hat er Dich überhaupt eingeholt? Und Du sagst fett, stell Dir vor er hätte es gehört. Was glaubst Du wie geschmeichelt er wäre, dass Du ihn nicht nur als dick, sondern sogar als fett empfindest", grinste Charislaus über beide Ohren.


    Terpander war ein einziges Rätsel, aber er hatte Humor.

  • "Viridomarus war natürlich nicht allein! Hältst du mich für einen Trottel?" Terpander knurrte und stand auf. "Selbstmitleid, so. Dann sollte ich aufhören, dir von mir zu erzählen, du Helotenstück. Dass du meine Haut berühren durftest, war der Ehre anscheinend zu viel."


    Die Massage hatte Terpander genossen, doch dass ein Sklave sich über ihn lustig machte, überschritt die Grenzen seiner Geduld. Er würde Lurco als Besitzer von Charislaus fragen, ob er vom Züchtigungsrecht Gebrauch machen durfte.


    Noch verspannter als zuvor verließ Terpander das Cubiculum.

  • Charislaus stand auf und ging Terpander hinterher. Der Mann war verkniffener als die Muscheln im Fluss! Chari stapfte Terpander hinterher und hielt den Spartaner am Arm fest.


    "So jetzt mal langsam mit Dir. Was ist das für ein Verhalten, aufzuspringen wegen einigen Worten und davon zu laufen? Du hörst scheinbar aus ganzen Gesprächen nur das heraus, was Du hören möchtest. Ich habe weitaus mehr über Dich gesagt. Aber Terpander, horche mal in Dich hinein. Wenn Du derart erbost über die Worte bist, ist wohl ein Stück Wahrheit dran. Warum sage ich Dir sowas? Um Dich zu verletzten? Nein, davon habe ich nichts. Ich bin hergekommen, weil ich Dich mag und Dir beistehen wollte, wo es sonst keiner macht. Vielleicht solltest Du mal überlegen warum. Es ist nicht gerade ratsam, alle und jeden vor das Schienenbein zu treten.


    Ob ich Dich für einen Trottel halte? Nein, ich nicht. Hältst Du Dich selbst für einen in Bezug auf Viridomarus? Der Mann mag fett sein, aber er ist auch eine Spinne. Natürlich nicht wirklich. Er mag es wenn man ihn hofiert, wenn man gehorsam ist und ich weiß, dass er seine Dienerschar dabei hat. Allerdings weiß ich ebenso, dass er völlig anders reagieren kann, als der gute Herr der er ist, wenn man gehorcht. Wie eine Spinne kann auch er sehr giftig beißen. Du bist kein Trottel, nur weil Viridomarus Dich hereingelegt oder ausgetrickst hat.


    Und Du sollst nicht aufhören von Dir zu erzählen, Du sollst nur aufhören Dich hängen zu lassen! Ist das derart schwer zu verstehen? Du kämpfst scheinbar für jeden, nur nicht für Dich selbst. Und Du kannst froh sein, dass ich Dich massiert habe. Ich habe doch genau gespürt, wie wohltuend meine Massage für Dich war. Ehre, es geht hier nicht um Ehre Terpander! Also rede Dich da nicht heraus mit Ehre. Es geht schlichtweg um Dich und mich. Ich wollte Dir beistehen wegen Deiner verlorenen Freundin.


    Du und ich Terpander, wir beide sind hier in diesem Haus Sklaven. Und wenn Du keine Worte verträgst, die Dir beistehen wollten und Dich sogar aufmuntern wollten, dann solltest Du mal darüber nachdenken warum das so ist. Jetzt kannst Du gerne weglaufen. Ich gehe auch wieder an die Arbeit", sagte Charislaus und gab den alten Griechen wieder frei, um ins Haus zurück zu kehren.

  • Terpander hatte nicht übel Lust, Charislaus seinen Platz zu zeigen, als dieser es wagte, ihn am Arm festzuhalten. Dennoch hörte er sich vorher dessen Redeschwall an, dem er entnahm dass, Charislaus ihn mochte und auf eine denkbar dämliche Weise helfen wollte.


    "Ich soll mich also nicht hängen lassen." Terpander begleitete ihn wieder mit nach drinnen und setzte sich zurück auf den Boden. "Natürlich war die Massage wohltuend. Nichts anderes habe ich behauptet. Was das mit dem Rest zu tun haben soll, ist mir schleierhaft. Briseis ist fort, sehr traurig, na und. Ich habe andere verloren, auf dramatischere Weise. Briseis geht es gut, sie wird sich bald trösten. Andere sind tot. Ich habe Heimweh, Charislaus. Und dagegen gibt es kein Rezept. Du kannst das nicht verstehen, denn ein zu Hause hast du nie besessen."

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