Cubicullum Suboptio Matinius Sabaco

  • Nero nahm sich noch etwas Brot, Oliven und Käse und nickte gut gelaunt. Er aß in aller Ruhe einige Bissen und trank erneut seinen Becher Wein leer.

    "Ja das war ein Lächeln. Damit hast Du den Heimathafen ausgerufen, ich bin dabei. Heimathafen sagt alles Sabaco, dass ist der Hafen den wir anlaufen, wenn alles unsicher ist dort wo wir unser Schiff fest vertäuen und es sicher wissen.


    Du benötigst eine gewünschte Richtung oder ein klares Ziel. Deinen Sohn zu sehen? Das ist ein wunderbarer Wunsch, den Du Dir unbedingt erfüllen solltest. Eine Liebschaft ist das eine Sabaco, aber die Liebe zu Deinem Kind ist etwas anderes. Such ihn auf. Weiß er wer Du bist und dass es Dich gibt? Oder weiß er nichts von Dir?


    Stilo wieder zu sehen dürfte leicht sein, wir müssen den Mann einfach suchen und das werden wir. Ziele zu erreichen wie auch die Richtung zu halten, also auf Kurs zu bleiben ist meine Aufgabe. Gemeinsam werden wir die Ziele unserer Reise erreichen. Zudem können wir auch ein Ziel nach dem anderen abfahren, liegen mehrere auf der Strecke umso besser.


    Mein Ziel ist es wieder auf die Beine zu kommen und mir selbst mehr zu erlauben. Vielleicht ein zweites Lächeln, weil ich endlich einen Bruder im Geiste gefunden habe? Oder hier und dort ein bisschen Glück und Entspannung? Auch wenn er fort ist, heißt das ich nur für die Rache leben muss. Sondern es heißt, dass ich trotz allem überlebt habe und leben darf. Das habe ich am Rhein begriffen, dank Deiner Doppeldecke.


    Wer weiß, vielleicht hat Dich sogar die Schlange geschickt, Seeschlangen sagt man nach klug und weitsichtig zu sein. Und braucht nicht jeder einen Freund mit dem er durch dick und dünn geht? Haben wir nicht beide genug verloren? Wird auch mal Zeit das wir was finden oder? Weißt Du was? Wir erlauben uns heute das Ungewöhnliche und fahren in unbekannte Gewässer. Was sagst Du dazu?


    Auf in die Stadt? Gerade weil wir keine Stadtmenschen sind? Ich glaube wir müssen da sogar bei der Ala vorbei oder?", fragte Nero und grinste.

  • "Ich kann nicht sagen, ob ich meinen Sohn wirklich liebe. Es liegen viel Zeit und viel Raum zwischen uns. Bis ich ihn das erste Mal sah, hielt ich ihn für einen Bastard. Sein offizieller Vater, der ihn auch aufzog, ist ein Germane namens Catualda aus dem Osten, ein Harier. So einer von denen, die nachts angreifen, sich schwarz kleiden und ihre Gesichter und Oberkörper mit Asche beschmieren. Wie Schatten brechen sie der Dunkelheit über einen herein, sie sind extrem unangenehm und wohl mit den Vandalen verwandt. Keine Ahnung, wie es so einen nach Hispania verschlug, aber so war es. Ich glaube nicht, dass mein Sohn weiß, dass es mich gibt. Falls doch, kann seine Mutter ihm nichts Gutes von mir berichten. Er würde seinen leiblichen Vater für das halten, was er ist, für einen -"


    Sabacos Mund schloss sich mit einem Klacken seiner Zähne. Verdammter Wein. Er starrte Nero an, versuchte in dessen Gesicht zu lesen, wie viel er aus seinen bisherigen Informationen zu kombinieren vermochte. Der Gubernator kannte die große Brandnarbe an seiner Flanke. Nein. Die Fakten lagen zu weit auseinander, um eine mögliche Verbindung zwischen ihnen zu vermuten. Sabaco sah weg und schüttelte den Kopf.


    "Trotzdem würde ich gern sehen, wie er heute aussieht und erfahren, wie es ihm geht, wie er sich so macht. Ihm anonym etwas Geld zukommen lassen, damit er sich mal einen Wunsch erfüllen kann, den er vielleicht schon lange hegt. Ich wäre ihm gern ein besserer Vater gewesen oder überhaupt ein Vater. Doch dafür ist nicht jeder gemacht. Der größte Gefallen, den ich meinem Sohn und seiner Mutter erweisen konnte, war, mich aus ihrem Leben zu verabschieden und nie mehr zurückzukommen."


    Er war froh, dass Nero es sich anders überlegte und nun mit ihm die Stadt unsicher machen wollte. Ablenkung brauchte er dringend. Dass Nero ihn mit dem kleinen Bruder ködern wollte, ließ Sabaco wieder grinsen.


    "Ocella hat gerade eine schwere Verletzung überstanden, er benötigt noch Ruhe, bevor ich ihn wieder durch Mogontiacum schleifen kann. Aber vielleicht sehen wir etwas, das ich ihm kaufen werde.


    Deine Seeschlange hätte nicht gewollt, dass du den Rest deiner Tage in einem Officium versauerst und immer bleicher, faltiger und kahler wirst. Im Moment erinnerst du an einen Grottenolm. Aber das kriegen wir wieder hin, wir haben ja schon angefangen, dich an die Sonne zu gewöhnen und jetzt stürzen wir uns ins Nachtleben. Worauf hast du Lust, wie hast du dich früher amüsiert? Das holen wir jetzt nach. Auf geht's."

  • Nero hörte Sabaco zu während dieser über seinen Sohn sprach und scheinbar nicht wusste, was er für ihn empfinden sollte. Dabei gab sich Saba die Antwort selbst. Er wollte dem jungen Mann Gutes tun, ihm Geld zustecken, damit sich dieser einen lang gehegten Wunsch erfüllen konnte. Gleich für was er seinen Sohn vorher gehalten hatte, Blut war dicker als Wasser und sobald er davon gewusst hatte, dass dieses Kind sein Kind war, hatte sich die Sicht auf ihn geändert. Man schenkte keinem Bastard Geld oder scherte sich um dessen Aussehen. Doch Nero hielt diesbezüglich seinen Mund, stopfte ihn sogar mit Brot und Oliven und einem großen Schluck Wein.


    Er hätte Saba seine Sicht darlegen können, aber er war leider kein Vater und bestenfalls hätte er wie ein alter verbitterter Klugscheißer geklungen. Über seine Gefühle musste sich Sabaco selbst klar werden, alles was er tun konnte war ihn dabei zu begleiten. Umbrenus war ein guter Beobachter und ein guter Zuhörer, alles andere wäre für einen Gubernator auch fatal.


    Neros Gesicht blieb ausdrucklos, aber er hatte längst begriffen, dass er einen Mann des Feuers vor sich hatte der es in den Fluten des Dienstes löschen wollte. Feuer und Wasser hier in Freundschaft vereint. Manches Feuer suchte sich einen anderen Weg, wenn niemand kam um sich an ihm zu wärmen. Nero verstand was es hieß, zu brennen und dennoch in Kälte zu leben.


    Darüber würden sie später sprechen, ein anderes Mal, denn er wollte Sabaco in eine andere Richtung lenken. Heute wollten sie feiern in ausgelassener Stimmung. Und nun offenbarte Sabaco auch noch, dass sein kleiner Bruder schwer verletzt worden war. Hier musste er eingreifen, sie mussten Ocella beistehen.


    "Wir werden Deinem Bruder aus der Stadt etwas mitbringen. Einen Gaumen- und Seelenschmeichler. Etwas dass er gerne isst und ihn glücklich macht. Und ein Glücksbringer kann auch nicht schaden. Er benötigt etwas, dass er in schweren Stunden festhalten kann. Wir finden ganz sicher etwas für Ocella und lass uns für ihn zusammenlegen", antwortete Nero gut gelaunt und musterte Sabaco dann mit großen Augen.


    "Meine Seeschlange hätte nicht gewollt, dass ich immer bleicher, faltiger und kahler werde? Das heißt ich bin bereits bleich, faltig und kahl? Du Schmeichler! Leider hast Du Recht, also lass uns direkt was dagegen unternehmen! Irgendwas wo wir strammstehen, dass zieht mir auch die Falten aus den Arschbacken", lachte Nero und trank seinen Becher Wein aus und stand langsam auf.


    "Wie ein Grottenolm aussieht frage ich jetzt besser nicht. Worauf ich Lust habe? Mal nachdenken, lass uns in einer Taberna trinken wo wir ein bisschen quatschen und den anderen zuhören können, was sich so in der Gegend abspielt. Und dann mal schauen, irgendwo die Würfel sprechen lassen und ein bisschen Geld erspielen? Danach vielleicht gepflegt einen wegstecken? Lass uns losziehen und wir gucken was sich ergibt. Heute lassen wir uns treiben", grinste Nero, stopfte sich noch etwas Käse und Brot in den Mund und spülte alles mit Wein runter.


    "Bereit wenn Du es bist", sagte er gut gelaunt und machte eine einladende Geste.

  • Sabaco stand auf, er war trotz seines angetrunkenen Zustandes noch sicher auf den Beinen.


    "Ein Grottenolm ist ein dürrer Schwanzlurch. Man nennt ihn auch Menschenfischlein, weil er so blass ist. Ich habe noch nie einen leibhaftig gesehen, aber ich stelle ihn mir so vor, wie du momentan aussiehst. Kränklich. Wir werden dafür sorgen, dass du wieder anzusehen bist wie ein Seemann. Lass uns in die Taberna Pulchra Patria gehen und danach ... kommt es drauf an, was du suchst."


    Neben professionellen Diensten gab es die Möglichkeit, draußen Beute zu machen - Sabacos bevorzugte Jagdgründe. Ein Lupanar bot nicht das gleiche Gefühl des Erfolges, außerdem konnte es Ärger mit den Inhabern geben. Er hatte in etlichen Lupanaren Hausverbot. Aber wenn Nero dorthin wollte, würde er ihn begleiten. Hauptsache, er kam mal wieder zum Zug.


    Gemeinsam verließen sie die Castra und tauchten ein in die Nacht von Mogontiacum.


    Taberna pulchra patria >>

  • Nero schüttelte den Kopf.

    "Was sagte ich, ich will nicht wissen was ein Grottenolm ist. Aber gnadenlos wie Du bist, musst Du mir das unter die Nase reiben. Aber Du hast Recht, ich werde alles daran setzen, das Aussehen eines Grottenolms abzustreifen und wieder wie ein Seemann auszusehen. Taberna Pulchra, ich bin dabei. Jemanden der bereit ist Spaß zu haben für eine Nacht und Du? Was oder wen suchst Du?", fragte Nero gut gelaunt und trank noch einen Becher Wein, als Wegzehrung.

  • << RE: Die Navis lusoria "Keto"


    Das Lararium


    Nirgendwo sonst fand man ein so unordentliches Lararium, dabei war es trotzdem gut gepflegt. Sabaco putzte es täglich. Der kleine Wandschrein quoll über vor Figürchen, die Sabacos Leute repräsentierten und vor Glücksbringern, die man ihm geschenkt hatte, da er sie nicht alle am Leib tragen konnte. Auch das kaputte Navigationsgerät von Nero befand sich darunter. Alles Personen und Dinge, von denen er wollte, dass die Götter ein Auge auf sie hatten. Er selbst fehlte auf diesem Schrein. Er bedeutete sich nichts. Aber scheinbar hatte jemand anderes einen kleinen tönernen Sabaco auf seinem Lararium stehen und bei den Göttern ein gutes Wort für ihn eingelegt. Ocella sicher, denn von ihm stammte die Tunika, die Sabaco noch immer in der Hand hielt.


    Er opferte Brot und Wein, die Schale dafür stand ziemlich gequetscht zwischen all seinen persönlichen Heiligtümern. Das Lararium war zu klein, ein Größeres musste an die Wand, mit dem Gehörnten Rhenus als zentraler Figur. Mal schauen, was sich machen ließ.

  • << RE: Officium III - Centurio Classicus - Marineinfanterie


    Der Griffel verharrte reglos über dem Pergament. Sabaco starrte auf die leere Fläche. Er hatte noch nie eine Nachricht an irgendwelche Hinterbliebene verfasst. Weder wollte er das Ganze in einem bürokratischen Einzeiler abhandeln, noch ein langes Lamento verfassen. Sabaco wusste nicht mal, wie man das Ding nannte. Todesnachricht? Sterbemitteilung? Er brauchte ein Muster, ein Formular, eine Vorlage ... aber nachdem er eine Weile in den ihm zugänglichen Akten gewühlt hatte, hatte er feststellen müssen, dass es eine solche nicht gab und die Art der Mitteilung stets im Ermessen des Vorgesetzten lag. Also in der von Sabaco ... so würde es schon stimmen, was immer er hier fabrizierte.


    Er stand noch einmal auf, erkundigte sich nach den hinterlegten Notfalladressen der beiden Tirones. Sein erster Weg führte ihn dazu ins Valetudinarium, wo er nach den Musterungsakten fragte. Und tatsächlich ... Tiro war Klient eines Lucius Annaeus Florus Minor.* Ansonsten war nichts über Verwandte bekannt, wohl weil es ein Libertinus war. Also würde er den Patron benachrichtigen. Doch im Falle des Problemkindes Adalrich existierten überhaupt keine Angaben zum Wohnort seiner Angehörigen. So eine Pleite.


    Erstmal den Wisch für Tiro fertigmachen. Heilige Scheiße, warum hatten die zwei sich auch aufschlitzen lassen müssen!


    Ad

    Lucius Annaeus Florus Minor

    Roma


    mors certa

    hora incerta



    Salve Lucius Annaeus Florus Minor,


    diese Zeilen erreichen dich aus der Castra Classis Germanica sectioni Mogontiacum.


    Ich schreibe dir, um dich über den Tod deines Klienten Lucius Annaeanus Tiro zu informieren. Seine sterblichen Überreste und die seines Kameraden Adalrich wurden am ANTE DIEM XI KAL SEP DCCCLXXI A.U.C. (22.8.2021/118 n.Chr.) in der Nähe von Borbetomagus durch eine Flusspatrouille im Rhenus aufgefunden. Eine tiefe Schnittwunde in den Kehlen der beiden Tirones lässt ein Gewaltverbrechen vermuten. Die leblosen Körper wurden nach der Identifikation dem Rhenus überlassen.


    Lucius Annaeanus Tiro starb im Dienst für Rom und Rom wird antworten. Sei gewiss, dass wir alles tun werden, um die Schuldigen zu finden und ihrem gerechten Urteil zuzuführen.


    Mögen die Götter seiner Seele gnädig sein.


    Publius Matinius Sabaco

    clger-suboptioclassis.png


    Wie man so schön sagte ... über die Toten nur Gutes. Über tote Kameraden sowieso. Mit seinem Entwurf stapfte Sabaco zurück zum Centurio, damit der ihn zerreißen konnte.


    RE: Officium III - Centurio Classicus - Marineinfanterie >>


    Sim-Off:

    *RE: Valetudinarium II - Musterung

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