Officium III - Verwaltung

  • Hier ist das Officium der Lagerverwaltung.

    Alle relevanten Daten werden hier erfasst. Hier liegt die Stammrolle der Legion.

    Man betritt den türlosen Raum und steht vor einem Tresen. Hier kann man sich bemerkbar machen, ...und warten, denn die Immunes des Off.III. sind berühmt für ihre zeitraubende Gründlichkeit.

  • Vom Tor kommend suchte Hadamar sich seinen Weg zur Verwaltung, trat ein und nahm Haltung an. „Salve, Kamerad“, grüßte er und legte den Versetzungsbefehl auf den Tresen. „Centurio Lucius Duccius Ferox meldet sich zum Dienst in der XXII.“ Und bereitete sich darauf vor das zu tun, was er so oft schon in seiner Zeit bei der Legio getan hatte: warten. Nicht nur in Verwaltungsräumen wie diesen, sondern ganz generell. Als Soldat verbrachte man viel Zeit mit Warten, je niedriger der Rang, desto mehr. Trotzdem hatte das Warten in der Verwaltung immer einen... besonderen Geschmack, fand er. Lag vielleicht nur daran, dass ihm dabei jedes Mal wieder bewusst wurde, dass er davon gekommen war, damals, dass er dem drögen Schicksal wie dem, in einer Stube wie dieser seine Arbeit machen zu müssen, entkommen war. Und wie jedes Mal schickte er in Gedanken ein kurzes Dankgebet zu den Göttern, dass das so war.

  • Einer der Scribae trat an den Tresen und nickte ihm zu. In den Officien waren Offiziere allgegenwärtig und es wurde sich mit Respekt begegnet. Anderenfalls würden die Kerle hier den halben Tag stramm stehen müssen.

    Salve Centurio Duccius, ich bin Cornicularius Terentius Casca, willkommen bei der XXII. Darf ich deinen Marschbefehl sehen?

    Es kamen andauernd neue Männer aus allen Ecken des Imperiums, da bedurfte es schon eines Nachweises. Wer wußte schon ob dieser Kerl tatsächlich Duccius Ferox war.

  • „Natürlich“ erwiderte Hadamar freundlich und mit einem angedeuteten Lächeln. Er war generell nach wie vor gut gelaunt, freute sich schlicht und ergreifend immer noch, endlich daheim zu sein – um endgültig anzukommen, musste er noch hier in der Verwaltung durch, aber unabhängig davon war er es: daheim. Und davon mal ganz abgesehen hatte Hadamar die Erfahrung gemacht, dass es sich eigentlich fast immer lohnte, sich mit den Männern aus der Verwaltung gut zu stellen. Und es rächte sich definitiv immer, wenn man pampig wurde, egal ob es nun gerechtfertigt war oder nicht. Er nahm das Schreiben, das er schon auf den Tresen gelegt hatte, wieder auf und reichte es dem Cornicularius, damit der es prüfen konnte.



    MARSCHBEFEHL


    Mit Wirkung zum KAL DEC DCCCLXXI A.U.C.
    (1.12.2021/118 n.Chr.)


    wird


    Centurio Lucius Duccius Ferox

    zur Legio XXII Primigenia versetzt.


    Der Centurio hat sich am


    KAL DEC DCCCLXXI A.U.C. (1.12.2021/118 n.Chr.)

    im Castellum bei Mogontiacum zu melden.



    Gezeichnet

    Cossus Tuccius Tychicus

    legio-xv-tribunus-angusticlavius.png

  • Casca wunderte sich über den Sonnenschein auf der anderen Seite des Tresens als er den Marschbefehl an sich nahm. Er holte die Stammrolle hervor und suchte nach dem Eintrag für Duccius Ferox. Bald tippte er er auf eine Stelle und markierte sie.

    Da haben wir es, 2. Kohorte, 3. Centurie...die Centurie hat bereits Sollstärke.

    Seine Aufmerksamkeit galt jedoch momentan weniger den Regungen des jungen Ducciers, der, wie er fand eigentlich sehr jung für einen solchen Posten war, sondern der weiteren Verwendung.

    Da ist noch etwas unklar, du sollst wohl mit deiner Centurie nächsten Monat die Besatzung des Castellums auf der anderen Rheinseite ablösen,...andererseits ist die 3. Centurie auch für die Ausbildung,...naja,...ich denke, du wirst ohnehin von deinem Pilus Posterior noch eingewiesen. Er sah auf und nickte dem Centurio zu.

    Also dann willkommen bei der XXII. Es folgte noch eine >>Wegbeschreibung zur Unterkunft dann wandte er sich wieder seinem Schreibtisch zu.

  • Wider Erwarten ging es diesmal tatsächlich schnell, was noch zusätzlich zu Hadamars guter Laune beitrug. War nicht immer so, jedenfalls bei der XV, und auch bei der II und den Urbanern hatte er manche Erfahrung mit Warterei in der Verwaltung gesammelt. Umso erfreulicher, dass es heute so reibungslos lief. Hadamar nahm das einfach mal als gutes Zeichen für seinen Einstand hier bei der XXII.


    Auch dass seine Centurie schon Sollstärke hatte, war eine gute Nachricht. Dass die XXII neu ausgehoben war, war ja kein Geheimnis, genauso wenig wie die Tatsache, dass sie insgesamt gesehen immer noch nicht auf Sollstärke war – unter anderem deshalb waren ja einige hierher versetzt worden. Hadamar hatte sich ein bisschen Gedanken gemacht, wie man noch Leute rekrutieren könnte... mal sehen, ob er Gelegenheit haben würde die anzubringen, auch wenn die Centurie, der er zugeteilt war, das nicht mehr brauchte.


    Und dann kam eine Info, die ihn aufmerken ließ. Das Castellum auf der anderen Rheinseite? Das war... interessant, um es mal so zu sagen. Er hatte in Cappadocia viele Grenzeinsätze gehabt, ein solches Kommando war trotzdem neu für ihn. Aber er hatte sich auch damals schon durchgebissen, als er, eigentlich noch völlig grün hinter den Ohren, zum Optio befördert worden war, und da hatte er sich tatsächlich anfangs überfordert gefühlt. Als die Beförderung zum Centurio gekommen war, war das schon nicht mehr ganz so gewesen, nicht zuletzt weil er als Optio schon viel hatte übernehmen müssen. Und jetzt... war so was eine Herausforderung, auf die er sich freute. Würde in jedem Fall spannend werden.


    „In Ordnung. Vielen Dank und schönen Tag noch.“ Er erwiderte das Nicken und verließ dann das Officium, um zu seiner neuen Unterkunft zu gehen.

  • Der Weg von der Porta war genau so lang, wie das in jedem anderen römischen Miliärlager der Fall war, denn die Straßen mussten breit genug sein, um Truppen darauf zu sammeln und geordnet marschieren zu lassen, so dass an Platz nicht gegeizt wurde. Fango hoffte, bei der Verwaltung würde man ihm sagen, wohin er sich wenden solle. Oder vielleicht nahmen sie die Daten ja auch schon entgegen. Er durchschritt die Türoffnung, die keine Tür besaß, und fand sich direkt vor einem Tresen voller fleißiger Milites.


    "Salve", grüßte er. "Eques Seius Iunianus Fango von der Ala! Ich soll den Verlust der Benefitzarierstation VI melden. Die Situation ist bereinigt und die Station von unseren Leuten besetzt. Man soll stante pede für eine neue Besatzung sorgen und unsere Leute zurück zur Ala schicken. Wem kann ich das melden? Oder leitet ihr die Information weiter?"

  • Der Wachhabende erhob sich aufgeschreckt und stürzte auf den kleinen Eques zu. Posten VI? Das waren alles Kameraden aus seiner Centurie. Was sagst du da? Verlust?...was soll das heißen? Sind die Kameraden ...?

    Inzwischen hatten sich einige Legionäre eingefunden die den kleinen Eques entgeistert anstarrten.

  • Fango senkte den Kopf. Ihm wurde bewusst, wie unsensibel er die traurige Information überbracht hatte, weil er selbst noch mit dem Verarbeiten beschäftigt war. Er hatte es korrekt machen wollen und dabei wie ein Arschloch geklungen, dem der Tod der Kameraden gleichgültig war. In Wahrheit stand er kurz vor dem Heulen und nur die Fassade der Korrektheit rettete ihn vor einem Nervenzusammenbruch. Die Fassade krümelte in sich zusammen, als er den Schmerz des Centurios spürte und die entgeisterten Blicke der Milites sah.


    "Es tut mir leid", sagte er leise. "Als wir in der Station ankamen, empfingen uns Männer in der Ausrüstung von Milites. Sie wirkten verlottert und haben sich nicht militärisch korrekt benommen. Das ist nur, was ich später hörte, da ich zu dem Zeitpunkt nicht bei den Offizieren im Raum war. Ich glaube, unsere Offiziere haben gespürt, dass etwas nicht stimmte, jemand erzählte auch was von vergiftetem Wein. Nur Augenblicke später ist alles eskaliert. Es kam zu einem Gefecht und die Betrüger wurden vom Subpraefectus Germanicus und vom Vexillarius Matinius teilweise erschlagen, teilweise in die Flucht getrieben. Dann fanden die Kameraden auch die Leichen der echten Benefiziarier. Ich gehörte zu denen, welche die Flüchtigen verfolgen und einfangen sollten, mit partiellem Erfolg. Die Gefangenen wurden verhört und dann weiß ich nicht."


    Er endete sehr schnell und leise, denn das war der Abschnitt, an den er sich nicht erinnern wollte, die Momente an der Schwelle zwischen Leben und Tod, als Menschen, die gerade eben noch geatmet und geguckt hatten, ausgelöscht wurden. Beim Gefecht zuvor war er nicht dabei gewesen, ebensowenig in dem Augenblick, als man die ermordeten Kameraden gefunden hatte. Doch den Moment des Verhörs hatte er miterlebt. Manch einer nahm ihm vermutlich übel, dass ihn das Schicksal der Feinde betroffener machte als das der eigenen Leute, aber das waren nun einmal die schrecklichen Dinge, die er selbst gesehen hatte, die er zum Teil auch selbst mit Blut gefüllt hatte. Fango presste die Lippen zusammen, so dass seine schwarzen Bartstoppeln sich aufrichteten, und blickte wieder voller Schmerz wieder auf. So viele Tote in nur einer Nacht.


    "Wir haben die Toten anschließend getrennt. Die Körper der Gegner wurden notdürftig vergraben und mit Ästen und Steinen bedeckt, es brennt ja bei dem nassen Wetter nichts. Die gefallenen Kameraden wurden geborgen, würdig niedergebettet. Sie harren nun in einem der Räume ihrer Abholung und Bestattung."


    Es fühlte sich schrecklich an, einen Körper ohne jegliche Körperspannung anzuheben oder zu ziehen. Drum hatte Zisimos die Toten in ihre Mäntel gewickelt und sie hatten sie, wann immer möglich, daran getragen, um nicht die Leblosigkeit der Körper spüren zu müssen, wobei er wohl vor allem auf Fango Rücksicht genommen hatte. Zisimos selbst kümmerte ja nichts. Er guckte kurz seine Armbänder an, die aus Zisimos' Filzsträhnen bestanden, und wünschte, sie würden etwas von dessen Unerschütterlichkeit auf ihn übertragen. Tisander hatte ja keins gewollt ...


    Er blickte wieder auf.

  • Der Wachhabende nickte schwer schluckend und lauschte den Ereignissen wie die Umstehenden mit einer Spannung die sein Innerstes aufwühlte. Der kleine Eques war offensichtlich sehr betroffen von den Ereignissen, doch das änderte nichts an der Tatsache.

    Der Wachhabende fing sich rasch, während die Kameraden noch betroffen auf irgendeine positive Nachricht warteten,

    Lucius, Meldung an den Centurio Octaivius Crassus, er soll die Besatzung der Station VI ...beerdigen und die Station neu besetzen.

    Maneus, Bericht erstellen und zur Vorlage an den Primus Pilus.

    Da Leben ging weiter, es nahm keine Rücksicht auf jene die nicht Schritt halten konnten. Und auch wenn es ihn innerlich sehr traf, so durfte er sich doch nichts über Gebühr anmerken lassen.

    An Fango gewandt sagte er,

    Danke Eques, ...für deinen Bericht, danke dem Subpraefectus und seinen Männern, daß sie unsere Kameraden gerächt haben...du kannst jetzt wegtreten!

    Der Art und Weise des Berichts zufolge waren die Überlebenden Barbaren wohl nicht mehr für weitere Verhöre verfügbar.

    Nun das macht nichts, es gab noch genug von diesen Strolchen dort draußen.

    Grimmig machte er sich auf den Weg zum Primus Pilus. Es war ein Desaster, sie hatten Probleme die Sollstärke zu erreichen und mußten noch die Benefitzarier stellen. Es mußte etwas geschehen.

  • "Verstanden. Ich werde den Dank ausrichten."


    Der kleine Eques salutierte und flüchtete dann, weil er das Gefühl hatte, dass man ihm ansehen würde, wie er mit den Tränen kämpfte. Er fragte sich, ob es normal war, sich nach einem Gefecht so zu fühlen, oder ob er untauglich war. Er war schon bei der Heimreise von Rom, nachdem sie überfallen worden waren, so erbärmlich traurig gewesen. Leider konnte man bei der Musterung den Probanden nur auf den Körper, aber nicht in die Herzen schauen.

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