Begutachtung von einigen Ländereien und ihren Nachbarn

  • Es war selten, dass Florus selbst die Zeit hatte, sich um die ausgedehnten Ländereien der Annaei in Italia zu kümmern. Langjährige und vertrauenswürdige Verwalter führten dort die Geschäfte und berichteten in wöchentlichen Abständen über den Zustand und die Erträge der Latifundien oder Villae Rusticae, welche ihnen unterstellt waren. Die gute Bestellung und Führung dieser Höfe diente nicht bloss der Bereicherung der Gens Annaea, nein, sie stellte auch sicher, dass kein Land verschwendet wurde und einfach vor sich hinwucherte.


    Manchmal ergaben sich jedoch trotzdem Pausen in den Dienstpflichten des Senators Annaeus Florus Minor und diese nutzte er gerne mit seinem Vertrauten Selenus zusammen, um immer wieder einzelne Höfe zu besuchen. So auch heute.


    Sim-Off:

    Das Thema spielt in einer Zeit, wo Annaeus Florus Minor kein Amt des Cursus Honorum belegt und daher als Senator durchaus auch einmal Rom verlassen darf.


    Heute ritten Florus und Selenus zusammen über das Land und kontrollierten die Grenzmarkierungen zu den Nachbarn.

  • Dominus, dies ist die Grenze über welche der Verwalter sprach. Hier beginnt das Land, welches Duccius Marsus gehörte. Du wirst selbst sehen, dass es aus irgendwelchen Gründen nicht mehr in demselben Zustand ist, wie du es in Erinnerung hast. Vielleicht könnte ein Gespräch mit dem Verwalter auch mehr Klarheit bringen. Doch sieh es dir zuerst selbst an.


    Wir ritten auf die Grenze zwischen den Landgütern zu, welche wie in ganz Italia üblich nur durch grosse bemalte Steine oder Steinhaufen in regelmässigen Abständen markiert war. Bei der Feldarbeit wurden immer wieder gefundene Steine auf diese Haufen geworfen, so dass sie im Verlaufe der Jahre anwuchsen und nach einiger Zeit nicht mehr so leicht verschoben werden konnten wie zu Beginn. Es ging also weniger darum die Grenzen zu prüfen, als die Farbe an den Haufen zu prüfen, damit allerseits klar war, dass dies eine Grenzmarkierung war und nicht ein zufälliger Steinhaufen.


    Ich nannte Annaeus Florus zwar Dominus, doch wir waren mehr Freunde als Herr und Angestellter.


    Sim-Off:

    Wie die Grenzen zwischen Latifundien tatsächlich markiert waren, ist nicht (oder nur sehr spärlich) überliefert. Diese einfache Variante erscheint mir sinnvoller als überall Mauern oder Holzzäune zu bauen.

  • Selenus war ein guter Freund geworden in den vielen Jahren, welche wir gemeinsam erlebt hatten. Dass er mich noch immer Dominus nannte war vermutlich eher die Gewohnheit als echte Untergebenheit. Immerhin war er auch nicht mein Freigelassener, aber er war ein guter Freund und schon oft äusserst nützlich.


    Das ist eine gute Idee. Lass uns zuerst einmal sehen, wie das Land und die Grenzmarkierungen aussehen. Dann können wir entscheiden, ob wir die Nachbarn aufsuchen wollen und ihnen Hilfe anbieten wollen, oder ob es vielleicht doch nicht so schlimm ist.


    Es war ein schöner Tag, die Sonne schien warm, aber nicht heiss, und ich genoss den gemütlichen Ritt über die weiten Felder. Meine Sklaven und Liberti arbeiteten fleissig und liessen sich durch uns nicht stören. Auf dieser Seite der Grenze funktionierte die Arbeit. Ich war gespannt, wie es an der Grenze aussehen würde.

  • Ja, wir werden es wohl sehen, Dominus.

    Gemeinsam ritten wir auf die Grenze zu. Als wir näher kamen zeigte sich vor uns bereits der Unterschied. Während auf unserer Seite die Felder in kräftigen Farben prangten, dunkles braun bei frisch gepflügten Teilen, sattes grün oder gelb bei Brachen oder Feldern kurz vor der Ernte, so waren die Farben auf der anderen Seite alle etwas schwächer. Wo bei uns auf einen Blick mehrere Dutzend Leute auf einem Feld bei der Arbeit zu sehen waren, da waren auf der anderen Seite nur wenige Menschen aktiv.


    Es war nicht so, dass man sich sorgen musste, aber es war ein deutlicher Unterschied zu sehen und die Felder lieferten sicherlich nicht den Ertrag, den sie vielleicht hätten liefern können.

    Schweigend ritten wir die Grenze ab. Die Steinhaufen waren sauber bemalt und unterhalten. Es war also nicht so, dass hier ein riesiges Unglück sich anbahnte.

  • Was ich da beim Ritt der Grenze entlang sah, das machte mir auf der einen Seite Sorgen, auf der anderen auch wieder nicht sonderlich. Die Felder brachten zwar offensichtlich nicht das, was sie bringen könnten, sie waren nicht wirklich gut bestellt, aber sie wurden auch nicht vernachlässigt. Es sah so aus, als gäbe es trotz allem noch einen Verwalter, der gewisse Dinge am laufen hielt.


    Selenus, ich glaube, wir werden dem Verwalter doch einen Besuch abstatten. Es interessiert mich, was hier los ist, auch wenn die Felder nicht so schlecht aussehen. Vielleicht sind sie ja froh, wenn wir ihnen Hilfe anbieten, vielleicht ist ein Bewässerungssystem defekt oder es fehlen Arbeiter. Wir sollten unseren Nachbarn zeigen, dass sie auf uns zählen können, wenn sie das wollen.


    Selenus nickte und bei der nächsten Gelegenheit liessen wir unsere Pferde zwischen zwei Feldern in Richtung des entlegenen Gehöfts unserer Nachbarn traben.

  • Wir wurden von dem Verwalter des nachbarschaftlichen Gehöfts freundlich empfangen, denn obwohl die Distanzen zwischen den eigentlichen Wohnbauten der Latifundien in Italia recht gross waren, so kannte man sich trotzdem und arbeitete zusammen, um mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Ertrag zu erwirtschaften.


    Salve vilicus1, ich dachte ich schaue einmal vorbei, weil mir aufgefallen ist, dass seit meinem letzten Besuch auf meinem benachbarten Gut der Zustand deiner Felder gelitten hat. Gibt es ein Problem, bei dem wir vielleicht behilflich sein könnten?


    Die anfängliche Frage war zwar direkt auf den Punkt, doch sie beinhaltete ein Angebot zur Hilfe. Das Gespräch entwickelte sich danach höflich und informativ. Es stellte sich heraus, dass der Tod des ehemaligen Besitzers Duccius Marsus dazu geführt hatte, dass keinerlei Kontakt zu seinem Erbe erstellt werden konnte. Es war zwar bekannt, dass seine Frau, Petronia Octavena, offiziell geerbt hatte, doch es war bislang nicht gelungen, mit ihr in Kontakt zu treten. Entweder waren die Boten überfallen worden, oder sie waren auf dem Weg irgendwo entlaufen und genossen ihre Freiheit.

    Zwar war der Besitz des Duccius in Italia nur klein, es waren nicht mehr als 3 Landgüter und die anderen beiden waren noch etwas besser dran als dieses hier, doch es gab Probleme die nötigen geschulten Feldarbeiter und Ingenieure zu finden um die Bewässerung der Felder und ihre Bestellung aufrecht zu erhalten.


    Der Verwalter zeigte mir auf einer Karte, wo die anderen Güter lagen und mir fiel auf, dass sie alle in der Nähe von Gütern der Annaei lagen. Ein Zufall? Vermutlich nicht, denn die Duccii waren ja durch Heirat verwandt mit den Annaei und zumindest eines der Güter in der Nähe hatte ich selbst von Duccia Sorana, meiner Tante, erhalten. Ein Grund mehr, weshalb es mir wichtig war, dem Verwalter ein Angebot zu machen.


    Würde es euch helfen, wenn mein Freund Selenus hier die Reise nach Germania machen würde und Petronia Octavena aufsuchen würde? Vielleicht kann er neue Anweisungen für euch erhalten oder Mittel beschaffen, um die Sicherung der Wasserversorgung und der Arbeitskräfte zu bewerkstelligen. Er kennt Germania schon und ist viel auf Reisen, so dass seine Chancen gut stehen, diese zu überstehen.


    Der Verwalter war hoch erfreut über dieses Angebot und versprach, mir in den nächsten Tagen eine detaillierte Liste zu überbringen, was alles auf den betroffenen Gütern fehlte. Selenus und ich verabschiedeten uns danach wieder und ritten zurück zu unserem Gehöft. Es gab viel zu tun, damit eine Reise nach Germania auch von Erfolg gekrönt sein könnte. Wir besprachen verschiedene Varianten und ich nannte Selenus auch die Möglichkeit, die 3 Güter zu kaufen, falls Petronia Octavena antönen würde, dass sie die Güter in Italia von Germania aus nicht führen könne oder sie gar nicht mehr halten wolle. Ich würde ihm auf jeden Fall ein entsprechendes Ermächtigungsschreiben mitgeben.


    Sim-Off:

    1 vilicus = Verwalter auf Latein

  • Das Gespräch mit dem benachbarten Verwalter überliess ich Senator Annaeus Florus. Er war der Mann mit Macht und ich war bloss ein kleiner Bürger. Naja, wenn man es genau nahm, nicht mal das, aber das sah man mir natürlich nicht auf den ersten Blick an.


    Das Resultat war, dass ich eine Reise nach Germania planen durfte. Das war für mich nicht weiter schlimm oder schwer, denn ich kannte Germania schon gut und würde auch leicht gute Männer für eine Begleitung finden. Trotzdem war die auf mich wartende Aufgabe nicht zu unterschätzen. Ich sollte eine Frau finden, eine Petronia Octavena, der scheinbar das Erbe des Duccius Marsus zugesprochen worden war, da sie seine Frau war. Ich sollte mit ihr über die Ländereien in Italia sprechen und falls notwendig ein Kaufangebot durch Senator Annaeus Florus unterbreiten.


    Das tönte ja alles reichlich einfach, aber ob ich diese Dame in Germania finden würde?

  • Die nächsten Tage vergingen im Flug. Selenus war dabei, die Reise zu planen, ich traf mich regelmässig mit dem Verwalter und begutachtete mit ihm auch die anderen beiden Ländereien.


    Bereits wenige Tage später waren alle Informationen gesammelt und schriftlich festgehalten für Selenus und er hatte seine Reisegruppe beisammen. Insgesamt waren sie nun 10 Kerle, alle ehemalige Soldaten oder Strassenkämpfer, welche sich von irgendwo kannten.


    Selenus begleitete mich mit seiner Truppe bis vor die Tore Roms, wo sie mich alleine lassen mussten, da sie mit ihren Waffen im Gepäck nicht eingelassen worden wären. Doch ohne Waffen nach Germania zu reisen war lebensgefährlich. So dumm war kaum jemand. Wir verabschiedeten uns und ich wünschte Selenus viel Erfolg bei seiner Aufgabe. Die Tabula mit der Handlungsermächtigung drückte ich ihm als letztes in die Hand und er steckte sie in eine Tasche, welche er unter seinem Mantel versteckt trug. Sie war versiegelt und trug das Zeichen der Gens Annaea.

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