Unterwegs auf Erkundungstour

  • "Zieh deinen Mantel richtig an, Farold", sagte Octavena genervt, während sie ihrem Sohn, der gut gelaunt über den Hof der Villa Duccia sprang, einen warnenden Blick zuwarf. "Ich will mich nicht wiederholen." Farold drehte den Kopf und beantwortete den Blick seiner Mutter mit einem strahlenden Grinsen, gehorchte aber, als Octavena ihn weiterhin streng ansah und damit deutlich machte, dass es ihr ernst war. Ein paar Schritte entfernt stand Ildrun und schüttelte den Kopf, während sie einen der beiden Wachhunde der Villa - Asper, wie sie ihre Mutter, für die die beiden Hunde nach wie vor kaum zu unterscheiden waren, vorhin aufgeklärt hatte - hinterm Ohr kraulte. Octavena überging ihre Reaktion, auch wenn sie sich im Stillen dachte, dass Hadamar vermutlich nicht wusste, worauf er sich mit seiner Idee, ihre beiden Kinder auf einen Ausflug einzuladen, eigentlich eingelassen hatte.


    Farold war von dem Vorschlag begeistert gewesen, genau wie Octavena vorher vermutet hatte. Er witterte ein Abenteuer - wobei genau genommen vieles für ihn ein Abenteuer war - und in der Villa fiel ihm um diese Jahreszeit sowieso schnell die Decke auf den Kopf. Ildrun hatte deutlich weniger von der Idee gehalten und zuerst verkündet, sie wolle nicht mitkommen. Dass sie jetzt trotzdem hier stand und darauf wartete, dass ihr Onkel aufschlug, um mit den beiden etwas zu unternehmen, lag vor allem an ihrem Bruder, der einfach das getan hatte, was er manchmal tat, wenn er etwas von seiner Schwester wollte, worauf sie keine Lust hatte: Er hatte einfach so lange gequengelt, bis sie noch weniger Lust gehabt hatte, weiter zu versuchen, ihn abzuwimmeln, und einfach nachgegeben hatte. Das war keine besonders raffinierte Strategie, aber sie funktionierte. Warum es ihm überhaupt wichtig gewesen war, dass Ildrun mitkam, war auch Octavena nicht ganz klar, aber er hatte manchmal diese Art, seine Schwester aus der Reserve zu locken, da wunderte es sie auch nicht wirklich, dass er das auch jetzt wieder getan hatte. Ildrun guckte zwar noch immer ziemlich mürrisch aus der Wäsche, aber sie war hier, was Octavena im Stillen als Erfolg verbuchte, auch wenn sie es nicht weiter kommentiert hatte. Octavena verkniff sich ein leises Seufzen, zwang sich dann aber selbst zur Ruhe. Sie hatte ihren Schwager wirklich ausführlich genug vorgewarnt - auch wenn das so nicht geplant gewesen war - der Rest würde jetzt an ihm liegen. Inklusive ob und wie er mit ihrer störrischen Tochter umgehen wollte. Seine Geschwister bekamen das ja auch irgendwie hin.

    "Ich gehe jetzt wieder nach drinnen", teilte sie also ihren Kindern mit und sah dann doch noch einmal prüfend zwischen den beiden hin und her. "Benehmt euch, verstanden? Ich will später keine Klagen hören." Ildrun rollte mit den Augen und murmelte irgendetwas, das Octavena nicht hören konnte. Farold dagegen grinste noch einmal breit auf diese Art, bei der Octavena auch klar war, dass er ihr jetzt nur zustimmte, damit sie Ruhe gab. "Ja-haa, Mama."


    Octavena schüttelte leicht den Kopf und drehte sich um in Richtung Haus. Hadamar hatte ja unbedingt helfen und Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen. Jetzt würde er wohl selbst herausfinden, was das bedeutete und ob ihm das nicht doch zu viel war.

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