Ablenkung auf den Märkten

  • In seltsamer Stimmung schlenderte Caius Verginius Mamercus über die Märkte, an denen Rom ja so reich war. Es war das erste Mal seit Monaten, dass der Verginier am hellichten Tag um die Mittagsstunde überhaupt die Gelegenheit für einen solchen Spaziergang hatte. Und gerade diese Tatsache war es ja, die seinen Geist in ein Gebräu von Sorge, zynischer Aufregung und Galgenhumor tauchte, eine Stimmung, die sich auch auf seinen Gesichtszügen abzeichnete.


    Alles in allem wirkte Mamercus an diesem Tag also nicht wie jemand, mit dem man gern ins Gespräch gekommen wäre. Aber auf den Märkten der Stadt Rom war bekanntlich alles möglich.

  • Susa das Pastetenmädchen


    Es roch nach Fisch, nach Gewürzen und vor allem nach frischer Fleischpastete. Die Geräusche waren eine Kakophonie aus Stimmen, Tiergeräusche, das Hackmesser des Metzgers von neben an, Rufen von aufgebrachten Menschen die gerade bemerkten das sie wiederholt ein Opfer der nicht müde werdenden Taschendiebe Roms geworden waren.


    Das alles war Musik in Susas Ohren, Ihre Mutter hatte Ihr heute den Stand überlassen. Vor Ihr auf dem Brett standen die gerade aus dem Ofen gezogen Pasteten. Sie hatte diesmal alles ohne die Hilfe Ihrer Mutter geschafft und jetzt hoffe sie nur darauf das es genügend Kunden gab, denen Ihre Pasteten auch schmeckten.


    Sie räusperte sich, streckt sich und streckte dabei ihre Brüste nach vorne. Bei der Hitze in der Stadt und auch am Herd, klebte der einfache Stoff an ihrer nass geschwitzten Haut und lies viel offensichtliche Fantasie zu.


    „ Frische, heisse Pasteten!!! Gerade aus dem Ofen!! Würzige mit Ochsenfleich und Rosmarin und süsse mit reifen Kirschen. Nirgend bekommt Ihr bessere als diese Pasteten. Nur 1 As, dazu noch warmen Würzwein für 2 As“ rief sie laut und mit fester Stimme in die Menge.

  • Aus seinen sich im Kreise drehenden Gedanken schreckte Mamercus jäh auf, als er plötzlich ein kleines Mädchen kaum einen Armlänge von sich entfernt direkt vor sich stehen sah. Wo um alles in der Welt war die bloß hergekommen? Natürlich hatte der Verginier keinen Spiegel vor Augen, aber er konnte sich auch so vorstellen, wie dumm er das ärmlich gekleidete, magere Kind gerade anstarrte. Und er bekam sogar mit, dass umgekehrt das Mädchen auch ihn musterte. Im großen Unterschied zu Mamercus wirkte das Kind allerdings keineswegs erschrocken oder überrumpelt, sondern ließ seinen Blick ruhig, fast schon professionell über die abgetragene, schmutzig-blaue Tunika des Verginiers und über dessen Gestalt gleiten. Dies dauerte nur einen Moment lang; dann schien das Mädchen sich eine Meinung gebildet zu haben, denn auf dem Gesicht des Kindes malte sich ein furchtbar geringschätziger Ausdruck ab, und ohne Mamercus' Gesicht noch eines Blickes zu würdigen, verschwand das Mädchen im Gewusel des Marktes, genauso unfassbar wie es gekommen war.


    An gewöhnlichen Tagen wäre es dem Verginier herzlichst egal gewesen, dass eine Taschendiebin auf dem Markt so unumwunden zu erkennen gab, dass sie ihn in Ausübung ihres Berufes für ein Streichresultat hielt. Da sein Gemüt aber ohnehin schon reichlich angespannt gewesen war, regte die kurze Begegnung ihn mächtig auf. Und sein Befinden wurde nicht besser, als mit einem Male ganz in seiner Nähe eine, wie er fand, unangenehm schrille Stimme Pasteten anbot - ausgerechnet Pasteten! "Geht's vielleicht noch aufdringlicher, du Göre?", blaffte Mamercus sie an. Erst danach drehte er sich halbwegs zu ihr hin, und schon tat ihm wieder leid, was er da gerade verzapft hatte, denn er fand, dass die Pastetenverkäuferin ziemlich abgearbeitet aussah, doch gleichzeitig wirkte sie so stolz auf die Resultate ihrer Mühen.


    "Ochsenfleisch, hast du gesagt? Na ja, gib schon eine Pastete her... bitte." Mamercus begann, unter seiner Tunika nach seinem Geldbeutel zu kramen. "Ähm, möchtest du vielleicht auch eine Pastete? Ich könnte dich einladen." Behutsam öffnete der Verginier den Beutel, den er inzwischen hervorgeholt hatte. "Ja, so, 'tschuldigung wegen eben auch... ist nicht so mein Tag. - Bist du hier ganz allein an dem Stand?" Mamercus wollte mit seiner Frage an die Pastetenverkäuferin gar nicht mal von seiner Missetat oder seiner angeschlagenen Stimmung ablenken, doch fand er es auffällig, dass hier zur Mittagszeit nur eine einzige Person werkelte.

  • Susa das Pastetenmädchen:


    Susa saß schon eine patzige Antwort auf der Zunge als sie sich besann und ein süßes Lächeln hervorbrachte. „Aber sicher doch, extra für dich gerade aus dem Ofen“


    Sie reichte Ihm auf einem Tuch eine der Pasteten. Das Tuch war aber nicht für Ihn gedacht, so dass sie es wieder wegzog als er die Pastete entgegennahm. Nun war sie gespannt, ob er sie seinen mürrischen Mund verbrennen würde. Die Innereien sollten noch fast brodeln, so frisch war das alles.

    Kurz überlegte sie, ob sie das Angebot annehmen sollte, das war ein As mehr auf alle Fälle. Sie nahm eine der süßen Pasteten und legte sie etwas abseits. „Danke sehr, das ist nett von dir. Manchmal ist es einfach so. Heute zb, meine Mutter fühlt sich nicht gut und auch mein kleiner Bruder, irgendetwas hat sie krank gemacht.“

    Jetzt legte sie eine mitleidserregende Miene auf, es waren noch ein oder zwei weitere Leute stehen geblieben und sie verteilte beim Reden weitere Pasteten und sammelte das Geld ein.

    „Welche Laus ist dir den über die Leber gelaufen heute?“


    Sie wollte Ihn am Stand halten, vielleicht würde er ja noch mehr springen lassen und außerdem, er sah gar nicht so schlecht aus und vor allem stark, so jemanden sollte man sich nicht zum Feind machen, eher zum Freund.

  • Nachdem Mamercus die Münzen für die an diesem Pastetenstand ausgerufenen Preise aus seinem Geldbeutel hervorgeholt hatte, bemerkte er zu seiner Zufriedenheit, dass das Mädchen, welches den Stand betreute, ihm nicht mehr gram zu sein schien. Jedenfalls deutete der Verginier das Lächeln, das das Mädchen ihm schenkte, in diesem Sinne, genau wie den schnellen Service, mit dem es ihm eine Pastete frisch aus dem Ofen reichte.


    Dankbar griff Mamercus nach dem Lebensmittel, welches ihm das Mädchen auf einem Tuch darbot. Auch Ärger kostet Kraft, das wurde ihm erst jetzt so richtig bewusst, denn obwohl er an diesem Tag ja gar nicht gearbeitet hatte, knurrte sein Magen pünktlich zur Mittagszeit doch beträchtlich. Und so biss der Verginius herzhaft in die von ihm eigentlich ungeliebte Pastete - und riss seinen Mund augenblicklich wieder weit auf. Denn die ofenfrische Pastete aus den Händen des Mädchens war in ihrem Inneren geradezu kochend heiß.


    Um sich abzukühlen, holte Mamercus mit tiefen Atemzügen Luft in seinen immer noch offen stehenden Mund; dabei ruderte er mit den Armen und tapste einige Schritte umher, wodurch ein Stand in sein Blickfeld geriet, der verdünnten, kalten Wein anbot. Schnurstracks marschierte der Verginier darauf zu, um sich endlich eine durchgreifende Abkühlung zu verschaffen und auch etwas zu haben, mit dem er den Rest seiner Pastete würde herunterspülen können. Auch für das Mädchen an dem Pastetenstand wollte er einen Becher erstehen, immerhin sah diese Einzelkämpferin ja ziemlich abgerackert und durchgeschwitzt aus; allein als Mamercus sich bei dem Weinverkauf bei den dort bereits Wartenden anstellte, kam ihm in den Sinn, ob diese freche Göre ihm nicht vielleicht absichtlich eine derart heiße Pastete aufgetischt hatte, damit er jetzt vielleicht noch was springen ließe. Wollte sie ihn am Ende gar ausnehmen?


    Bei diesem Gedanken malte sich auf dem Gesicht des Verginius wieder das zynische, fast schon diabolische Lächeln ab, mit dem er über die Märkte gezogen war, bevor er auf das Mädchen an dem vermaledeiten Pastetenstand gestoßen war.


    In diesem Moment drehte Mamercus dem Mädchen gerade den Rücken zu. Als er sich dann nach ihr umwandte, gab er sich äußerste Mühe, seinen vorherigen abschreckenden Gesichtsausdruck abzulegen und stattdessen ein möglichst freundliches und harmloses Lächeln zu zeigen, mit dem er dem Mädchen zunickte. Nur wenige Augenblicke später hielt er dann auch schon zwei Weinbecher in seinen Händen, kehrte freudestrahlend zu dem Pastentenstand zurück und reichte dem Mädchen einen der Becher mit den Worten: "Hier, für dich. Ich heiße übrigens Caius Verginius Mamercus."


    Dabei schaute er ihr tief in die Augen und vermied es peinlichst, auf ihre Frage nach seinen Sorgen zu antworten.


    Obwohl er genau darüber gerne mit einem Menschen gesprochen hätte.

  • 481-susa-das-pas%C3%A4tenm%C3%A4dchen

    Susa:

    Es fiel Ihr schwer nicht laut aufzulachen als der Mann vor Ihr den Mund weit aufriss und rumtanzte wie ein Affe mit dem Tamburin.

    Sie glugste etwas als sie sich einem neuen Kunden zuwand. Warum war der auch so frech zu Ihr?

    Nach zwei weiteren Kunden wurde es ruhiger an Ihrem Stand. Der Mann war im Getümmel aus Ihrem Blickfeld verschwunden und auch sonst wurde es auf der Straße ruhiger.


    Schade, sie hätte noch gerne weiter mit Ihm Ihren Spaß gehabt, aber vielleicht war es besser so.

    Die frischen Pasteten waren echt gut gegangen heute, nur noch ein paar von den süßen lagen auf dem Brett vor Ihr.


    Susa stellte sich an den Bottich mit Wasser, in dem sie die Pasteten Formen eingeweicht hatte und begann sie zu schruppen.


    Vor Schreck ließ sie eine platschend ins Wasser fallen, als sie hinter sich angesprochen wurde. Das Wasser schwappe hoch und ungewollt bekam sie eine erfrischende, wenn nicht gerade saubere, Dusche ab. Susa wendete sich um und strich sich über das jetzt klitsch nasse Gesicht.

    Kurz sah sie aus wie ein begossener Sack, dann begann sie laut zu lachen.

    Heute ist nicht unser beider Tag, ich bin Susa, Petronius Susa. Der Stand gehört meiner Mu...äh meinem Vater Petronius Longus.´´

    Es war immer besser, wenn ein Mann der Besitzer eines Verkaufsstandes war als eine Frau, auch wenn er sich niemals dazu herabgelassen hätte sich an den Straßenrand zu stellen und Pasteten oder sonstiges zu verkaufen. Lieber nahm er Das Geld und verspielte es oder gab einen als großer Geschäftsmann und versenkte das Geld in dubiose Geschäfte.


    Dankbar nahm sie Ihm den Becher ab, kippt den Wein mit einem Schluck in Ihre Kehle und strich sich mit dem Handrücken reinigend über den Mund.

    Sein intensiver Blick hatte etwas an sich was sie reizte.

    “ Du willst mich doch nicht etwa betrunken machen? So jemand wie du hat doch sicher irgendwo eine anständige Freundin oder sogar Frau zuhause” Es kam zwar etwas schlipprig rüber aber an Ihren Augen sah man Ihr Vergnügen ihn nun zu necken.

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