Domus Aeliana - Servitriciuum Saldir

  • Quarto betrat mit Saldir im Schlepptau die Kammer. Er machte eine ausholende Geste:
    “Das ist deine Kammer. Hier wirst du schlafen. Vorerst wirst du sie mit niemandem teilen müssen.“

  • Zögerlich trat Saldir ein und sah sich um. Nichts, im Vergleich zu ihrem Dorf, in dem sie bis vor kurzem gelebt hatte.
    "Kamär...", wiederholte sie langsam das erste Wort, das ihr einprägsam erschien. "Schlafän..."
    Was auch immer das bedeuten mochte.
    "Domus?", fragte sie dann nochmal, deutete diesmal aber auf Quarto.

  • “Jaja, dass ist deine Kammer.“
    Er zeigte zuerst auf sie, um dann eine kreisende Bewegung durch den Raum zu machen.
    “Und das alles hier…“, die kreisenden Bewegungen wurden größer: “…das ist die Domus Aeliana und ich bin der Hausherr.“
    Langsam fürchtete er, dass dieses Mädchen kein Wort von dem verstand, was er sagte.

  • Sie blinzelte ihn kurz an und folgte mit den Augen den Bewegungen von Quartos Hand.
    "Kamär.", murmelte sie nochmal und blickte sich um. "Domus Ehliana?"
    Was war das denn für ein Name? Na gut, war er eben Domus Ehliana.
    Schließlich deutete sie der Höflichkeit halber auf sich selbst. "Saldir."

  • Quarto hatte bisher ganz vergessen, dass Mädchen nach ihrem Namen zu fragen.
    “Saaldir“, wiederholte er nickend.
    Dann legte er die flache Hand auf sein Brust: “Mein Name ist Aelius Quarto. Aelius Quarto, verstehst du?“

  • Er ächzte vernehmlich.
    “Domus ist das Haus hier, ich bin Quarto, Aelius Quarto.“
    Er runzelte die Stirn.
    “Ich sehe schon, Lysias wird mehr zu tun bekommen, als er sich erträumt hat.“

  • Veständnislos sah sie ihren Herrn an.
    "Gwarto?"
    Wie denn nun? Sie hatte schon gehört, dass die Römer mehrere Namen benutzten, aber konnte er sich nicht wenigstens auf einen bestimmten für seine Sklaven festlegen?

  • “Aelius Quarto, ja.“, murmelte er resigniert.
    “Leg dich jetzt schlafen, du wirst sicher müde sein. Ich lasse nach dir rufen, wenn ich dich brauche.“
    Er wies auf die Pritsche.
    “Du schläfst jetzt!“, wiederholte er.

  • "Ehlius Gwarto...hm...", murmelte sie und nickte. Hoffentlich blieb es jetzt auch dabei.
    Ihr Blick wanderte zu ihrer Schlafgelegenheit. So müde war sie ja eigentlich gar nicht...aber der gute Mann wirkte irgendwie entnervt und so beschloss sie, ihm den Gefallen zu tun, schlurfte zur Pritsche und setzte sich darauf.
    Zur Bestätigung, dass sie verstanden hatte (oder zumindest glaubte, es zu tun) klopfte sie mit der flachen Hand auf ihren Sitz.
    "Sch...schlafe...", brachte sie mühsam hervor.

  • Ratlos kratzte sich Saldir am Kopf. Seltsames Völkchen diese Römer.
    Aber gut, da sie sich nicht gleich verlaufen und eine Tracht Prügel riskieren wollte widerstand sie dem Drang sich genauer umzusehen und streckte sich auf der Liege aus.

  • Erschrocken fuhr die Sklavin hoch. Bis auf das Räuspern verstand sie jedoch kein Wort.
    Mit fragender Miene sah sie zu ihrem Herrn.

  • “Als deine Heimat kennst du dich ja gut in Germanien aus und ich habe eine wichtige Nachricht, die dorthin zu bringen ist.“
    Nochmals räusperte er sich. Er war etwas unsicher, ob er das Mädchen mit einer solchen Aufgabe betrauen sollte.
    “Ich habe mit einem mir bekannten Händler gesprochen. Er wird dich mit sich nehmen und sich um dich kümmern. Du kannst auf seinem Wagen mitreisen. Er wird dich gut behandeln und hat mir bei seiner Ehre versprochen, dafür Sorge zu tragen, dass die Fuhrknechte ihre Finger von dir lassen.
    Du reist mit ihm nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium, erledigst dort deinen Auftrag und kehrst dann mit ihm nach Rom zurück.“

    Er machte eine Pause und blickte sie forschend an, ob sie wohl halbwegs verstanden hatte, was er gesagt hatte.

  • Zwischen den vielen unverständlichen Lauten hörte Saldir doch ein, zwei bekannte Wörter heraus. "Germania" und "CCAA". Bedeutete das sie durfte wieder nach Hause? Nein, wohl eher nicht.
    "Germania?", wiederholte sie nachdenklich und legte den Kopf schief.
    "Ich gehen Germania?"

  • Sie kapierte zwar nicht wirklich, was Quarto denn nun von ihr wollte, aber sie nickte einfach mal und hoffte, dass man ihr nicht ansah, wie wenig sie verstand.
    "Germania.", bestätigte sie nochmal. Naja, wenn sie wirklich dorthin geschickt wurde konnte sie sich wenigstens dort verständlich machen.

  • Er holte aus den Falten seiner Toga den Brief hervor.


    An den
    Magistratus in Colonia Claudia Ara Agrippinensium
    Lucius Sergius Validus



    Salve Lucius Sergius, oder besser Aelius Validus,
    geliebter Bruder!


    Diese Zeilen schreibe ich Dir in tiefer Rührung. So viele Jahre großer Entbehrungen liegen hinter unserer Familie. So viele sind von uns gegangen und ich wagte schon nicht mehr zu hoffen, dass Du von diesem Schicksal verschont geblieben bis. Umso größer waren Überraschung und Freude, als ich Deinen Brief in Händen hielt. Ich habe die Kette mit der Sonnenscheibe der Aelia wieder erkannt, mit der der Dich unser Vater damals fortschickte, als du noch ein Knabe warst. Es muss der Wille der Götter sein, dass Du nicht nur überlebt hast, sondern jetzt auch in den Schoß Deiner wirklichen Familie zurückkehrst. Mit Dankbarkeit und Freude nehme ich Dich im Kreise der Deinen auf.
    Leider bindet mich mein augenblickliches Amt als Quaestor an Rom und ich kann zurzeit nicht fort. Doch wenn meine Wahlperiode abgelaufen ist, will ich gerne nach Germanien reisen um dem Mann zu begegnen, den ich zuletzt als Knaben sah.


    Mögen die Götter Dich bis dahin schützen.

    gez. Lucius Aelius Quarto


    “Diesen Schreiben gebe ich dir mit. Es ist wichtig, pass gut darauf auf!“
    Er reichte ihr das Schriftstück.

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